Feinsteinzeug reinigen wie die Profis: Die ultimative Anleitung ohne Fachchinesisch
Du hast dir wunderschönes, robustes Feinsteinzeug gegönnt, aber irgendwie sieht es nach kurzer Zeit schon stumpf und fleckig aus? Keine Sorge, damit bist du nicht allein. Ich habe in meiner Laufbahn schon unzählige Quadratmeter dieser Fliesen gesehen – vom schicken Neubau-Bad bis zur hochbelasteten Gewerbefläche. Und eines ist klar: Kaum ein Material ist so hart im Nehmen. Aber selbst der stärkste Belag kapituliert vor der falschen Pflege.
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Dieser Ratgeber ist anders. Ich verspreche dir keine Wundermittel. Stattdessen bekommst du das geballte Praxiswissen, das auch professionelle Gebäudereiniger nutzen. Wir schauen uns an, was Feinsteinzeug wirklich ist, warum manche Hausmittel mehr schaden als nutzen und wie du mit den richtigen Techniken deinen Boden nicht nur heute, sondern auch in vielen Jahren noch zum Strahlen bringst.
Erstmal verstehen: Was ist dieses Feinsteinzeug überhaupt?
Um etwas richtig zu pflegen, muss man es verstehen. Der Name „Feinsteinzeug“ verrät schon einiges. Es wird aus extrem fein gemahlenen mineralischen Rohstoffen wie Kaolin und Feldspat unter gigantischem Druck gepresst. Anschließend wird es bei Höllentemperaturen von über 1200 °C gebrannt. Dieser Prozess, das sogenannte Sintern, verschmilzt die Partikel zu einer unglaublich dichten Struktur.

Das Ergebnis? Die Poren sind winzig und quasi geschlossen. Laut Norm darf Feinsteinzeug nur eine extrem geringe Menge Wasser aufnehmen – weniger als 0,5 % seines Eigengewichts. Eine normale Wandfliese aus Steingut schluckt im Vergleich locker über 10 %. Genau diese dichte Oberfläche macht dein Feinsteinzeug so widerstandsfähig gegen Flecken und Frost. Aber Oberfläche ist nicht gleich Oberfläche …
Die 3 Oberflächen-Typen (und warum du deinen kennen solltest)
Ganz ehrlich, die Oberfläche ist der Schlüssel zur richtigen Pflege. Es gibt im Grunde drei Varianten:
- Naturmattes (unglasiertes) Feinsteinzeug: Der Klassiker. Durch und durch dasselbe Material, ohne extra Glasurschicht. Extrem hart und abriebfest. Der kleine Haken: Die mikroskopisch raue Oberfläche kann bei falscher Reinigung Schmutz festhalten.
- Poliertes Feinsteinzeug: Hier wird die matte Oberfläche nach dem Brand auf Hochglanz poliert. Sieht super edel aus, hat aber einen Nachteil: Durch das Schleifen werden die obersten Poren geöffnet. Die Fliese wird dadurch etwas anfälliger für Flecken, besonders für Öle und Fette.
- Glasiertes und „lappato“ Feinsteinzeug: Bei glasierten Fliesen wird vor dem Brand eine schützende Glasur aufgetragen, die unzählige Designs ermöglicht. „Lappato“ ist ein Mittelweg, bei dem eine unebene Oberfläche nur an den Spitzen anpoliert wird. Das erzeugt einen coolen Mix aus matten und glänzenden Stellen. Beide verhalten sich bei der Reinigung ähnlich wie eine Glasfläche.
Kleiner Tipp: Wenn du poliertes Feinsteinzeug hast, solltest du es nach der Verlegung unbedingt imprägnieren. Das ist kein Hexenwerk! Kauf dir im Baumarkt oder Fachhandel eine Flasche „Fleckschutz für Feinsteinzeug“ (bekannte Marken sind z.B. Fila oder Lithofin, kostet ca. 25-35 € und reicht für 10-20 qm). Nach einer gründlichen Reinigung trägst du die Flüssigkeit mit einem sauberen Tuch dünn auf, lässt sie kurz einwirken (Herstellerangabe checken!) und polierst den Überschuss weg, bevor er trocknet. Das schützt die offenen Poren und sollte je nach Beanspruchung alle paar Jahre wiederholt werden.

Die 3 Säulen der Profi-Reinigung: Dein System für jeden Schmutz
Profis denken nicht in Flecken, sie denken in Systemen. Wenn du diese drei Reinigungsarten kennst, löst du 99 % aller Probleme. Und das Geheimnis ist eigentlich ganz einfach: Für mineralischen Schmutz (Kalk, Zementschleier) nimmst du einen sauren Reiniger. Für organischen Schmutz (Fett, Öl, Seifenreste) nimmst du einen alkalischen Reiniger.
1. Die Bauschlussreinigung: Der wichtigste Schritt überhaupt!
Hier werden die meisten Fehler gemacht. Nach dem Verfugen bleibt fast immer ein hauchdünner Zementschleier zurück. Man sieht ihn oft erst im Streiflicht. Lässt du ihn drauf, wirkt der Boden für immer stumpf und zieht neuen Schmutz magisch an.
Probier’s aus: Unsicher, ob du einen Zementschleier hast? Schnapp dir eine Taschenlampe, leg sie flach auf den Boden und leuchte drüber. Siehst du einen matten, schleierhaften Belag? Dann ran an die Arbeit!
Für die Bauschlussreinigung deines neuen 20-qm-Bads brauchst du nicht viel. Rechne mit etwa 30-40 Euro an Material. Auf deine Einkaufsliste gehören:

- Zementschleierentferner: Ein Markenprodukt aus dem Baumarkt (ca. 15-20 €/Liter). Bitte keinen reinen Haushaltsessig!
- Ein solider Schrubber: Kostet um die 10-15 €.
- Ein Eimer und idealerweise ein Nasssauger (viele alte Handtücher gehen zur Not auch).
Und so geht’s: Der wichtigste Tipp zuerst – Fugen immer gut vornässen! Zementfugen sind säureempfindlich. Wenn du sie mit klarem Wasser sättigst, kann der Reiniger sie nicht so stark angreifen. Dann den Reiniger nach Anleitung mischen, auftragen, kurz einwirken lassen (nicht antrocknen lassen!), kräftig schrubben und die Schmutzbrühe aufnehmen. Zum Schluss mindestens zweimal mit viel klarem Wasser nachwischen, um die Säure zu neutralisieren. Fertig!
2. Die Unterhaltsreinigung: Tägliche Pflege leicht gemacht
Für den Alltag gilt: Weniger ist mehr. Der größte Fehler ist die Verwendung von filmbildenden Reinigern wie Schmierseife. Die hinterlassen eine klebrige Schicht, die Schmutz anzieht. Ich habe schon Böden gesehen, die nach Jahren der „Pflege“ so eine dicke Schicht draufhatten, dass man fast kleben blieb. Nach einer Grundreinigung sahen sie wieder aus wie neu – die Besitzer waren schockiert.

Investiere lieber in ein gutes Wischsystem mit zwei Eimern (einer für sauberes Wasser, einer zum Auswaschen) und einem Mikrofasermopp. Als Reiniger reicht ein pH-neutraler Allzweckreiniger. Und bei der Dosierung gilt: Meist reicht eine einzige Verschlusskappe auf 5 Liter Wasser. Ehrlich, oft ist klares Wasser sogar die beste Lösung.
3. Die Grundreinigung: Die Wellness-Kur für deinen Boden
Wenn nichts mehr geht, weil sich doch Schichten gebildet haben oder der Küchenboden vor Fett nur so strotzt, ist es Zeit für eine Grundreinigung. Hier kommt der Gegenspieler zur Säure ins Spiel: ein stark alkalischer Grundreiniger. Er ist der Profi fürs Fettlösen.
Achtung: Diese Reiniger sind ätzend! Trage unbedingt Handschuhe und eine Schutzbrille. Das Vorgehen ist ähnlich wie bei der Bauschlussreinigung: satt auftragen, 10-15 Minuten einwirken lassen, kräftig schrubben und die Brühe aufnehmen. Du wirst staunen, was da runterkommt. Danach wieder gründlich mit klarem Wasser spülen. Dein Boden ist danach wieder porentief sauber. Eine professionelle Grundreinigung kostet übrigens, falls du dir die Arbeit sparen willst, je nach Region und Aufwand zwischen 8 und 15 Euro pro Quadratmeter.

Hausmittel im Check: Was wirklich hilft und was du lassen solltest
- Essig & Zitronensäure: Ja, sie lösen Kalk. Aber sie lösen eben auch die Kalkanteile in deinen Zementfugen. Bei regelmäßiger Anwendung werden die Fugen sandig und bröselig. Also: Finger weg für die Flächenreinigung!
- Backpulver & Natron: Als Paste angerührt sind sie leicht alkalisch und schleifend. Für die ganze Fläche unpraktikabel, aber für Fugen ein brauchbarer Trick.
Fugen-SOS in 4 Schritten: 1. Eine dicke Paste aus Backpulver und Wasser anrühren. 2. Mit einer alten Zahnbürste direkt auf die schmutzige Fuge auftragen. 3. Etwa 15 Minuten einwirken lassen. 4. Kräftig schrubben und mit klarem Wasser sauber abspülen. Sieht oft schon viel besser aus!
- Soda (Waschsoda): Das ist quasi die „DIY-Version“ eines alkalischen Grundreinigers. Sehr wirksam gegen Fett, aber auch hier gilt: Handschuhe tragen und mit Vorsicht genießen!
Spezialfälle und schnelle Lösungen
Schwarze Striche von Schuhen? Nimm einen Melaminharz-Schwamm (auch Schmutzradierer genannt). Leicht anfeuchten und wegradieren. Wirkt Wunder!

Fettfleck auf matter Fliese? Dafür gibt es spezielle Ölfleckenentferner in Pastenform. Auftragen, trocknen lassen, abbürsten. Die Paste saugt das Öl aus der Fliese.
Streifen nach dem Wischen? Fast immer die Ursache: zu viel Reiniger im Wasser oder du verteilst den Schmutz mit nur einem Eimer. Reduziere die Dosis radikal und nutze die Zwei-Eimer-Methode.
Ach ja, und was ist mit der Terrasse? Feinsteinzeug draußen ist ein eigenes Kapitel! Gegen den typischen Grünbelag nach dem Winter helfen spezielle Grünbelagentferner aus dem Baumarkt (ca. 10-20 €). Einfach aufsprühen und einwirken lassen, den Rest erledigt die Zeit. Beim Hochdruckreiniger sei vorsichtig: Zu viel Power kann die Fugen ausspülen. Lieber den Flächenreiniger-Aufsatz mit Abstand verwenden. Hartnäckiges Moos in den Fugen? Da hilft oft nur ein guter, alter Fugenkratzer.
Ein letztes Wort zur Sicherheit
Ich kann es nicht oft genug sagen: Sei vorsichtig im Umgang mit den Reinigern. Glaub mir, ich habe schon miterlebt, wie ein übereifriger Helfer vergessen hat, die Fugen vorzunässen … das Ergebnis war ein ruiniertes Bad und eine sehr teure Lektion. Also, immer an einer unauffälligen Stelle testen, Handschuhe und Brille tragen und für gute Belüftung sorgen. Und niemals, wirklich NIEMALS, saure und chlorhaltige Reiniger mischen – dabei entsteht giftiges Chlorgas!

Feinsteinzeug ist ein fantastischer, langlebiger Werkstoff. Mit dem richtigen Wissen und der richtigen Pflege wirst du ein Leben lang Freude daran haben. Behandle es mit Respekt, aber ohne falsche Scheu. Dann bleibt es das, was es sein soll: ein schöner, sauberer und unkomplizierter Grund für dein Zuhause.
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Der größte Feind Ihrer Fliesen: Schichtbildende Reiniger. Viele Produkte aus dem Supermarkt versprechen Glanz, hinterlassen aber wachshaltige oder polymere Rückstände. Mit jeder Anwendung wird diese unsichtbare Schicht dicker, bindet neuen Schmutz und lässt die Oberfläche stumpf und schmierig wirken. Der Griff zu einem grundlegenden Intensivreiniger ist dann unumgänglich.

- Füllen Sie einen Eimer mit sauberem Wasser und der empfohlenen Dosis Ihres Reinigers.
- Füllen Sie einen zweiten Eimer nur mit klarem Wasser.
Das Geheimnis der Profis? Der Wischmopp wird im Reinigungswasser getränkt, dann wird gewischt. Vor dem erneuten Eintauchen wird der schmutzige Mopp gründlich im klaren Wasser ausgespült. So bleibt das Wischwasser länger sauber und Sie verteilen keinen Schmutzfilm.

Profi-Reiniger: Spezialisten wie Lithofin (z.B. FZ Unterhaltsreiniger) oder Fila (Cleaner Pro) sind hochkonzentriert, pH-neutral und explizit so formuliert, dass sie keine Rückstände hinterlassen.
Haushaltsreiniger: Allzweckreiniger enthalten oft Duftstoffe und Tenside, die einen leichten Film bilden können. Bei gelegentlicher Nutzung unproblematisch, bei täglicher Pflege jedoch eine häufige Ursache für Schlieren.

Wussten Sie schon? Die Rutschhemmung von Feinsteinzeug (angegeben in R-Klassen) wird maßgeblich durch seine Mikro-Rauheit bestimmt.
Wird diese feine Struktur durch falsche Reiniger oder Kalkablagerungen zugesetzt, verliert die Fliese nicht nur ihre Optik, sondern auch ihre Trittsicherheit. Eine gründliche Reinigung ist also auch ein wichtiger Beitrag zur Sicherheit im Haushalt, besonders in Bad und Küche.

Kann man einen sicheren Reiniger schnell selbst mischen?
Absolut! Für die tägliche, leichte Verschmutzung reicht oft ein Eimer lauwarmes Wasser mit einem Spritzer pH-neutralem Spülmittel (ohne Balsam oder rückfettende Zusätze). Bei unglasiertem Feinsteinzeug kann auch ein kleiner Schuss Essigessenz helfen, um Wasserflecken vorzubeugen. Wichtig: Bei polierten Oberflächen auf Säuren wie Essig oder Zitrone immer verzichten!

Die Fugen sind das i-Tüpfelchen jeder Fliesenfläche. Da sie meist zementär und poröser als die Fliese selbst sind, ziehen sie Schmutz und Feuchtigkeit stärker an.
- Verwenden Sie für Fugen eine weiche Bürste (z.B. eine alte Zahnbürste), keine Drahtbürste.
- Spezielle Fugenreiniger wie der „Fugen-Aktiv“ von Caramba sind oft alkalisch, um Fette und organische Verschmutzungen zu lösen.
- Eine Imprägnierung nach der Grundreinigung kann die Fugen langanhaltend schützen.

Erinnern Sie sich an das Gefühl, barfuß über die frisch verlegten Fliesen zu gehen? Diese kühle, saubere Glätte ist das Markenzeichen von gepflegtem Feinsteinzeug. Wenn der Boden nach dem Wischen klebt oder stumpf wirkt, ist das ein klares Zeichen für Reinigerrückstände. Das Ziel ist nicht, etwas aufzutragen, sondern alles wegzunehmen, was nicht zur Fliese gehört.

Ist ein Dampfreiniger die Lösung für alles?
Nicht ganz. Auf naturmattem, unglasiertem Feinsteinzeug kann ein hochwertiger Dampfreiniger (z.B. von Kärcher) wahre Wunder wirken, da er Schmutz porentief ohne Chemie löst. Bei hochglanzpolierten oder „lappato“ Oberflächen ist Vorsicht geboten: Der heiße Dampf kann in die durch das Polieren geöffneten Mikroporen eindringen und unter Umständen zu einer matten, wolkigen Optik führen oder bestehende Versiegelungen angreifen.

- Weniger Fugen bedeuten eine ruhigere, großzügigere Optik.
- Die Reinigung geht schneller, da die Hauptschmutzfänger minimiert sind.
Der Grund? Der aktuelle Trend zu XXL-Fliesenformaten. Formate wie 120×120 cm oder sogar größer erobern die Wohnräume. Die Pflege konzentriert sich hier fast ausschließlich auf die Fliesenoberfläche selbst, was die Unterhaltsreinigung enorm vereinfacht.

Der Notfallplan für Flecken: Bei Kalkrändern von hartem Wasser hilft ein saurer Reiniger (z.B. auf Amidosulfonsäurebasis, sanfter als Salzsäure), aber testen Sie ihn immer an einer unauffälligen Stelle. Rostflecken, oft von Metallmöbeln, benötigen spezielle Rostumwandler für Stein, wie den „Rost-EX“ von Lithofin. Wichtig: Immer nach Herstelleranweisung arbeiten und anschließend gut mit klarem Wasser neutralisieren.

Laut Industrieverband Keramische Fliesen + Platten e.V. erreicht unglasiertes Feinsteinzeug die höchste Abriebfestigkeitsklasse (Gruppe 5). Das bedeutet, es hält selbst stärkster Beanspruchung wie in Flughäfen oder Einkaufszentren stand.
Diese extreme Härte ist Ihr größter Vorteil. Sie müssen keine Angst haben, die Oberfläche durch richtiges Schrubben zu zerkratzen. Mit dem passenden Werkzeug (z.B. einem Schrubber mit Melamin-Pad) können Sie auch tiefsitzenden Schmutz mechanisch entfernen, ohne das Material zu beschädigen.

Eine professionelle Grundreinigung durch einen Fachbetrieb kostet je nach Verschmutzungsgrad und Fläche zwischen 15 und 30 Euro pro Quadratmeter. Eine hochwertige Ausrüstung für die Eigenregie – bestehend aus einem guten Grundreiniger (z.B. Patina-Fala Basico 210), einem Schrubber und einem Nasssauger – amortisiert sich oft schon nach der ersten Anwendung auf einer mittelgroßen Fläche und sichert den Werterhalt Ihrer Investition auf Jahre.
Warum sehen meine matten Fliesen plötzlich fleckig-glänzend aus?
Dieses Phänomen, oft „Speckglanz“ genannt, tritt häufig bei matten, strukturierten Fliesen auf. Der Grund sind Seifen- oder Pflegemittelrückstände, die sich in den Vertiefungen ablagern und durch Begehen quasi poliert werden. Eine alkalische Grundreinigung löst diese fettigen Schichten und stellt die ursprüngliche, gleichmäßig matte Optik wieder her.




