Massivholztisch fürs Leben: Was wirklich zählt (und worauf du reinfallen könntest)
Ein Tisch ist doch so viel mehr als nur eine Platte auf vier Beinen, oder? Mal ehrlich, er ist das Herzstück unseres Zuhauses. Hier wird gegessen, gelacht, gestritten, gearbeitet und gefeiert. Er muss also einiges aushalten und sollte mit der Zeit schöner werden, nicht schäbiger. Ich sehe oft Leute, die mit schicken Bildern von Design-Tischen aus dem Internet ankommen. Viele sehen auf den ersten Blick super aus, keine Frage. Aber als jemand, der sich seit Ewigkeiten mit Holz beschäftigt, schaue ich genauer hin – auf das Material, die Verbindungen, die Oberfläche. Und da sehe ich oft Probleme, die erst nach ein paar Jahren so richtig aufpoppen.
Inhaltsverzeichnis
Dieser Beitrag hier ist kein schicker Katalog. Sieh es als einen ehrlichen Blick hinter die Kulissen, direkt aus der Werkstatt. Ich will dir zeigen, was einen wirklich guten Massivholztisch ausmacht. Worauf du achten musst, egal ob du einen kaufst oder dich vielleicht sogar selbst an ein Projekt wagen willst. Denn echtes, gutes Design ist für mich nicht nur die Form, sondern die clevere und ehrliche Verbindung von Material, Handwerk und Funktion.

Die Seele des Tisches: Die richtige Holzwahl
Alles fängt beim Holz an. Wir reden hier von echtem Massivholz, also durch und durch gewachsen, nicht von diesen Spanplatten mit einer dünnen Holzschicht drauf. Jede Holzart hat ihren eigenen Charakter, ihre Stärken und kleinen Macken.
Die beliebtesten Hölzer für Tische bei uns:
- Eiche: Der absolute Klassiker und mein persönlicher Favorit für Esstische. Warum? Eiche ist hart, schwer und extrem langlebig. Die markante Maserung ist nicht nur schön, sie verzeiht auch mal eine kleine Delle vom heruntergefallenen Schlüsselbund. Asteiche mit ihren Rissen und Ästen ist gerade super angesagt, erfordert aber mehr Arbeit, weil die Stellen professionell verfüllt und stabilisiert werden müssen. Kleiner Profi-Tipp: Eiche enthält Gerbsäure, die mit normalem Stahl reagiert und unschöne, schwarze Flecken hinterlässt. Deshalb immer auf Edelstahl-Schrauben oder eine saubere Trennung von Holz und Metallgestell achten!
- Buche: Ein sehr hartes Holz mit einer eher ruhigen, gleichmäßigen Maserung. Super für stark beanspruchte Flächen. Aber, und das ist ein großes Aber: Buche „arbeitet“ extrem, das heißt, sie reagiert stark auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit. Ein alter Tischlerspruch sagt: „Buche sucht Tuche“, weil sie ohne eine perfekte Konstruktion und Oberflächenbehandlung schnell Probleme macht.
- Esche: Oft unterschätzt! Esche ist ähnlich hart wie Eiche, aber heller und hat oft eine richtig lebhafte Maserung. Das Holz ist unglaublich zäh und elastisch – traditionell wurden daraus Werkzeugstiele und Bögen gemacht. Das macht es zu einer fantastischen Wahl für Tische, die wirklich was aushalten müssen.
- Nussbaum: Die edle und meist teurere Option. Das Holz ist etwas weicher als Eiche, aber die dunkle, satte Farbe und die elegante Maserung sind einfach ein Traum. Er ist ein echtes Statement-Möbel, aber auch ein bisschen empfindlicher für Kratzer. Eher was für den bewussten Genießer als für die wilde Familienfeier.

Die unsichtbare Qualität: Warum die Holztrocknung alles entscheidet
Das beste Holz ist wertlos, wenn es nicht richtig getrocknet wurde. Frisch aus dem Wald hat Holz eine enorme Restfeuchte. Würde man daraus direkt einen Tisch bauen, würde er sich verziehen, reißen und die Leimfugen würden aufplatzen – eine Katastrophe. Das Holz muss langsam auf eine Endfeuchte von etwa 8 bis 10 % runtergetrocknet werden, was der durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit in unseren Wohnräumen entspricht.
Die Profis kombinieren meistens zwei Methoden: Erst lagern die dicken Holzbohlen ein paar Jahre an der Luft, gut aufgestapelt, damit der Wind durch kann. Das ist die sanfte Methode. Danach geht’s in eine technische Trockenkammer, wo die Restfeuchte präzise auf den Zielwert gebracht wird. Das kostet Zeit und Geld, ist aber die absolute Grundlage für einen Tisch, der Generationen überdauert. Frag beim Kauf immer nach der Holzfeuchte! Ein seriöser Händler oder Tischler wird dir darauf eine Antwort geben können.

Die Konstruktion: Was den Tisch im Innersten zusammenhält
Ein Grundsatz, den jeder Azubi im ersten Lehrjahr lernt: „Holz arbeitet.“ Das heißt, es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen, und zwar hauptsächlich quer zur Maserung. Wusstest du, dass sich eine 1 Meter breite Eichenplatte im Jahresverlauf um bis zu einem Zentimeter in der Breite verändern kann? Genau deshalb muss eine gute Konstruktion diese Bewegung zulassen. Tut sie das nicht, zerstört sich der Tisch quasi selbst. Das ist der häufigste Fehler, den ich bei Billig-Tischen sehe.
Die Tischplatte: Mehr als nur ein Brett
Eine massive Tischplatte besteht fast nie aus einem einzigen Stück Holz. Das wäre nicht nachhaltig und unbezahlbar. Stattdessen werden mehrere Bohlen sorgfältig miteinander verleimt.
- Die Verleimung: Hier werden hochwertige, wasserfeste Leime (D3- oder D4-Qualität) verwendet. Die Kanten der Bohlen werden vorher perfekt gerade gehobelt, damit eine fast unsichtbare Fuge entsteht.
- Die Anordnung: Profis achten darauf, die Bohlen mit wechselnder Ausrichtung der Jahresringe zu verleimen. Das verhindert, dass sich die Platte mit der Zeit wie eine flache Schüssel wölbt.
- Der Geheimtipp der alten Meister: Gratleisten. Das ist eine traditionelle, super effektive Technik. An der Unterseite der Platte wird eine schwalbenschwanzförmige Nut gefräst, in die eine massive Holzleiste quer eingeschoben wird. Sie hält die Platte absolut gerade, erlaubt ihr aber, sich in der Breite zu bewegen. Sieht man heute selten, weil es aufwendig ist, aber es ist ein klares Zeichen für allerhöchste Qualität.
Übrigens, eine gute Stärke für eine Esstischplatte liegt bei etwa 4 cm. Dünner wirkt oft nicht so wertig, und deutlich dicker wird schnell extrem schwer und treibt den Preis unnötig in die Höhe.

Das Gestell: Ein Fundament mit Köpfchen
Das Gestell muss nicht nur die Platte tragen, sondern auch der Tischplatte erlauben, zu „atmen“.
- Klassisches Zargengestell: Vier Beine, verbunden durch einen Rahmen (die Zargen). Hier darf die Platte NIEMALS einfach starr festgeschraubt werden. Achte auf spezielle Tischplattenklammern aus Metall, die in einer Nut laufen, oder auf Langlöcher in den Zargen. Schau mal unter den Tisch: Siehst du eine Schraube in einem länglichen Loch statt in einem runden? Perfekt! Das ist das Zeichen, dass der Hersteller sein Handwerk versteht.
- Stahlgestelle: Die Kombi aus warmem Holz und kühlem Stahl ist super beliebt. Aber auch hier lauert die Falle. Wenn die Holzplatte einfach auf einen unnachgiebigen Stahlrahmen geschraubt wird, sind Risse im Holz vorprogrammiert. Eine gute Befestigung erfolgt auch hier über Langlöcher oder flexible Halterungen.
Sonderthema: River Tables – Faszination mit Tücken
Klar, diese Tische mit Epoxidharz in der Mitte sind ein echter Hingucker. Ich sehe die Dinger aber mit gemischten Gefühlen. Sie können toll aussehen, aber als Handwerker, der in Haltbarkeit denkt, hab ich da ein paar Bedenken.

Was du wissen solltest:
- Das Harz: Es gibt massive Qualitätsunterschiede. Billiges Harz vergilbt unter UV-Einfluss (also durch Sonnenlicht) ziemlich schnell. Hier sollte man nur auf hochwertige, UV-stabilisierte Systeme setzen, z.B. von Herstellern, die sich darauf spezialisiert haben. Das Gießen selbst ist eine Wissenschaft: Das Harz wird beim Aushärten heiß. Gießt man zu viel auf einmal, kann es kochen, Blasen werfen oder reißen. Profis gießen daher in mehreren dünnen Schichten über Tage.
- Holz trifft Plastik: Holz und Harz reagieren komplett unterschiedlich auf ihre Umwelt. Holz auf Luftfeuchtigkeit, Harz auf Temperatur. Das erzeugt Dauerstress an der Klebestelle. Wie sich das über 20 oder 30 Jahre verhält… ehrlich gesagt, die Langzeiterfahrung fehlt da noch.
- Die Oberfläche: Eine hochglänzende Harzoberfläche ist extrem kratzempfindlich. Jeder Teller, der darüber geschoben wird, kann feine Spuren hinterlassen. Und das Auffrischen ist ein Riesenaufwand, der nur maschinell geht. Eine geölte Holzoberfläche kann ich dagegen in 15 Minuten mit einem Lappen reparieren.
Achtung, ganz wichtig: Die Verarbeitung von Epoxidharz ist gesundheitlich kein Spaß. Die Dämpfe sind aggressiv und Hautkontakt kann schwere Allergien auslösen. Das ist absolut nichts für den heimischen Keller! Profis arbeiten in separaten, extrem gut belüfteten Räumen mit Vollschutz (Atemschutzmaske, Handschuhe, Brille).

Die Oberfläche: Schutz, Gefühl und Pflege
Die Oberfläche entscheidet, wie sich dein Tisch anfühlt und wie du mit ihm lebst. Es ist die Wahl zwischen maximaler Robustheit und purer Natürlichkeit.
- Geölte Oberflächen: Mein persönlicher Favorit. Das Öl zieht tief ins Holz ein und feuert die Maserung wunderschön an, ohne die Poren zu versiegeln. Du fühlst das echte Holz. Der riesige Vorteil: Kratzer und Flecken lassen sich lokal ausbessern. Einfach die Stelle leicht anschleifen und neu einölen, fertig. Nachteil: Er braucht ein bisschen Liebe. Ein- bis zweimal im Jahr nachölen ist eine gute Idee. Achte darauf, dass lebensmittelechte Hartwachsöle (oft als „speichelecht“ oder nach DIN EN 71-3 zertifiziert) verwendet werden. Aus meiner Erfahrung sind Produkte von Marken wie Osmo oder Rubio Monocoat eine sichere Bank.
- Lackierte Oberflächen: Lack bildet eine geschlossene Plastikschicht auf dem Holz. Das macht den Tisch super pflegeleicht und unempfindlich. Dafür fühlt er sich halt oft… naja, nach Plastik an. Der größte Nachteil ist die Reparatur. Ein tiefer Kratzer im Lack? Pech gehabt. Da muss die ganze Platte abgeschliffen und neu lackiert werden – ein Job für den Fachmann.
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein Kunde hatte auf seinem frisch geölten Eichentisch ein Glas Rotwein über Nacht stehen lassen. Der Schock am Morgen: ein dunkler Fleck. Aber mit etwas Schleifvlies und dem passenden Pflegeöl war der Fleck nach 10 Minuten komplett verschwunden. Bei einem Lackschaden hätte der Tisch für mehrere Tage in die Werkstatt gemusst.

Dein Tisch-TÜV: Kaufberatung und Pflegetipps
Wenn du vor einem Tisch stehst, nimm dir kurz Zeit. Ein guter Tisch verrät seine Qualität oft erst auf den zweiten Blick.
Worauf du beim Kauf achten solltest:
- Der Blick drunter: Schau unter die Platte! Siehst du Langlöcher oder flexible Klammern, die Platte und Gestell verbinden? Super, das ist ein Qualitätsmerkmal. Ist die Platte starr verschraubt? Finger weg!
- Der Hand-Test: Fahr mit der flachen Hand über die Platte. Fühlt sie sich seidig und glatt an? Oder eher rau? Eine gute Oberfläche braucht mehrere Schleifgänge.
- Die Fugen-Prüfung: Schau dir die Leimfugen zwischen den Bohlen an. Sind sie hauchdünn und fast unsichtbar? Perfekt. Siehst du kleine Spalten oder Leimreste? Das deutet auf unsaubere Arbeit hin.
- Die richtigen Fragen: Woher kommt das Holz? Wie wurde es getrocknet? Welches Öl oder welcher Lack wurde verwendet? Ein guter Verkäufer kann und wird dir das beantworten.
Und was kostet der Spaß?
Ein handwerklich sauber gemachter Massivholztisch hat seinen Preis. Das liegt nicht nur an der Arbeitszeit. Gutes, kammergetrocknetes Eichenholz kostet im Einkauf schon einiges. Hochwertige Öle, Leime, Schrauben… das läppert sich. Damit du eine Vorstellung hast: Ein solider Eichentisch (ca. 200 x 100 cm) vom Tischler kostet je nach Gestell und Holzqualität meist zwischen 2.500 und 5.000 Euro. Klingt erstmal viel, aber rechne das mal auf 30 Jahre runter. Da ist er günstiger als jeder Billig-Tisch, den du alle paar Jahre ersetzen musst.

Kurze Fragerunde: Was mir Kunden immer wieder stellen
Wie oft muss ich meinen geölten Tisch nachölen?
Bei täglicher, intensiver Nutzung etwa 1-2 Mal pro Jahr. Ein gutes Zeichen ist, wenn die Oberfläche etwas stumpf und „durstig“ aussieht oder Wasser nicht mehr so gut abperlt. Der ganze Vorgang dauert aber nur etwa 30 Minuten.
Und wie reinige ich ihn im Alltag?
Meist reicht ein nebelfeuchtes Tuch (also wirklich nur leicht feucht, nicht nass!). Bei fettigen Flecken kannst du einen Spritzer milde Holzbodenseife ins Wasser geben. Bitte keine scharfen Reiniger oder Microfasertücher verwenden, die können die geölte Oberfläche angreifen.
Ein Wort an die Selbermacher
Ich finde es absolut großartig, wenn Leute Dinge selbst in die Hand nehmen wollen. Aber bitte, sei realistisch und vor allem vorsichtig. Der Umgang mit schweren Holzbohlen und starken Maschinen wie Handkreissäge oder Oberfräse ist kein Spiel. Ein Fehler ruiniert nicht nur das teure Holz, sondern kann zu üblen Verletzungen führen. Fang lieber mit kleineren Projekten an, um ein Gefühl für das Material zu bekommen. Ein guter Tisch ist eben doch ein bisschen mehr als nur eine Platte auf vier Beinen. Er ist ein Stück ehrliches, durchdachtes Handwerk.

Bildergalerie


Geölt, gewachst oder doch lackiert?
Die Oberflächenbehandlung entscheidet über Haptik und Pflegeaufwand. Eine geölte Oberfläche lässt das Holz atmen und fühlt sich natürlich warm an. Kleine Kratzer können oft einfach ausgeschliffen und nachgeölt werden. Lack versiegelt die Poren komplett, macht den Tisch unempfindlicher gegen Flecken, fühlt sich aber kühler an und ist bei tiefen Kratzern schwerer zu reparieren. Eine gute Zwischenlösung sind Hartwachsöle, wie die von Osmo, die die Widerstandsfähigkeit erhöhen, aber die natürliche Haptik weitgehend erhalten.

- Einzigartige Optik durch faszinierende Farbverläufe
- Stabilisierung von Rissen und Astlöchern
- Moderne Verbindung von Natur und Design
Das Geheimnis? Epoxidharz. Sogenannte „River Tables“, bei denen Harz durch Holzplatten „fließt“, sind mehr Kunstwerk als Möbelstück. Die Herstellung erfordert enormes Fachwissen, um Blasenbildung und eine perfekte Verbindung mit dem Holz zu gewährleisten. Ein echtes Statement-Stück, das die organische Form des Holzes zelebriert.

Nussbaum: Dunkel, edel und mit einer lebhaften, fast malerischen Maserung. Amerikanischer Nussbaum ist ein Zeichen von Luxus und Wärme, dabei aber etwas weicher als Eiche – ideal für repräsentative Esstische, die mit etwas Vorsicht behandelt werden.
Kirsche: Bekannt für ihren warmen, rötlichen Ton, der mit der Zeit unter Lichteinfluss wunderschön nachdunkelt. Das Holz hat eine feine, gleichmäßige Textur und bringt eine sehr wohnliche, elegante Atmosphäre in den Raum. Perfekt für einen zeitlosen Look.

Wussten Sie, dass eine ausgewachsene Stieleiche, aus der hochwertige Tischplatten gefertigt werden, bis zu 8 Tonnen wiegen kann? Davon entfällt fast die Hälfte allein auf das Wasser im Holz.

Massivholz lebt und atmet mit Ihnen. Die täglichen Spuren – eine kleine Kerbe vom Kindermesser, der leichte Abdruck der Lieblingstasse, der verblasste Fleck vom verschütteten Rotwein bei einer denkwürdigen Feier – sind keine Makel. Sie sind die Patina des Lebens, die Ihren Tisch zu einem unverwechselbaren Unikat und zum stummen Chronisten Ihrer Familiengeschichte macht. Ein Tisch, der Geschichten erzählen kann, ist unbezahlbar.

Vorsicht bei der Reinigung: Vermeiden Sie unbedingt aggressive Reiniger und tropfnasse Lappen. Aber der häufigste Fehler ist die Verwendung von Mikrofasertüchern auf geölten Holzoberflächen. Ihre feinen, leicht abrasiven Fasern können auf Dauer die schützende Ölschicht abtragen und das Holz stumpf wirken lassen. Ein leicht angefeuchtetes Baumwolltuch ist immer die bessere Wahl.

Wie erkenne ich, ob die Tischplatte wirklich massiv ist oder nur so aussieht?
Ein cleverer Trick, um Kosten zu sparen, ist die „aufgedoppelte“ Kante. Dabei wird eine dünnere Platte am Rand mit einem Massivholzstreifen verstärkt, um sie dicker erscheinen zu lassen. Der Test: Schauen Sie sich die Maserung an der Plattenoberseite genau an und folgen Sie ihr über die Kante. Läuft die Maserung (das „Hirnholz“) an der Stirnseite natürlich weiter? Dann ist sie massiv. Bricht das Muster ab oder sieht anders aus? Dann ist die Platte wahrscheinlich aufgedoppelt.

Achten Sie auf die Herkunft des Holzes. Ein Tisch aus Massivholz ist eine Investition in die Natur, daher sollte er auch aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Gütesiegel wie FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification) garantieren, dass das Holz aus Wäldern stammt, die verantwortungsvoll bewirtschaftet werden und deren ökologisches Gleichgewicht erhalten bleibt. Fragen Sie beim Händler oder Tischler gezielt danach.

- Stellen Sie den Tisch nie direkt an einen Heizkörper oder Ofen. Die trockene, heiße Luft entzieht dem Holz zu schnell Feuchtigkeit und kann zu Rissen führen.
- Vermeiden Sie dauerhafte, direkte Sonneneinstrahlung. UV-Licht bleicht Hölzer aus oder verändert ihre Farbe – besonders Kirsche und Nussbaum reagieren stark.
- Achten Sie auf eine konstante Luftfeuchtigkeit im Raum, idealerweise zwischen 45 % und 55 %.

„Holz besitzt von Natur aus antibakterielle Eigenschaften.“ – Studie des Julius Kühn-Instituts
Das klingt überraschend, ist aber wissenschaftlich belegt. Die im Holz enthaltenen Gerbstoffe (Tannine) und die hygroskopische Eigenschaft (Feuchtigkeitsaufnahme) entziehen Bakterien die Lebensgrundlage. Eine Schneidebrett-Studie zeigte, dass auf Holzbrettern Keime deutlich schlechter überleben als auf Kunststoff. Ein Massivholztisch ist also nicht nur schön, sondern auch eine hygienische Wahl für Küche und Esszimmer.

Die Schweizer Kante: Bei dieser Kantenform ist die Unterseite der Tischplatte nach innen abgeschrägt. Dadurch wirkt die Platte optisch viel dünner, leichter und fast schwebend. Ein elegantes Detail, das besonders gut zu modernen, filigranen Tischgestellen passt.
Die gerade Kante: Der Klassiker. Sie betont die volle Stärke und Präsenz der Massivholzplatte. Diese Form wirkt ehrlich, robust und bodenständig – ideal für Tische im Landhausstil oder rustikale Industrie-Designs.

Hilfe, ein Kratzer im neuen Tisch! Was tun?
Bei geölten Oberflächen ist das oft kein Drama. Für leichte Kratzer gibt es einen alten Tischlertrick: Knacken Sie eine Walnuss und reiben Sie mit dem ölhaltigen Kern sanft über den Kratzer. Das Nussöl pflegt das Holz, dunkelt die helle Stelle nach und lässt den Kratzer optisch verschwinden. Bei tieferen Schrammen hilft nur feines Schleifpapier (immer in Faserrichtung!) und anschließendes Nachölen mit dem passenden Pflegeöl.

Der Unterbau ist genauso wichtig wie die Platte. Er definiert den Stil und die Stabilität.
- Stahlwangen (U- oder X-Form): Der beliebte Industrial-Look. Rohstahl oder schwarz pulverbeschichteter Stahl bilden einen kühlen Kontrast zum warmen Holz. Achten Sie auf saubere Schweißnähte.
- Klassische vier Beine: Zeitlos und praktisch. Angeschrägte Beine im Stil der 50er-Jahre wirken leichter, während gerade, massive Beine für einen rustikalen Look sorgen.
- Mittelfuß/Säulenfuß: Bietet maximale Beinfreiheit und eignet sich hervorragend für runde oder quadratische Tische.

Budget-Tipp: Ein neuer Massivholztisch von Marken wie Team 7 oder Grüne Erde ist eine große Investition. Eine clevere Alternative ist der Blick auf den Gebrauchtmarkt. Gut gepflegte Tische dieser Hersteller verlieren kaum an Wert und Substanz. Eine weitere Option ist Altholz: Tischplatten aus alten Eichenbalken oder recycelten Gerüstbohlen haben eine unvergleichliche Geschichte und sind oft günstiger als neues Holz in Premium-Qualität.

Die „Live Edge“ oder Baumkante ist mehr als nur ein Trend. Sie ist eine Hommage an den Baum selbst. Der amerikanische Designer und Architekt George Nakashima gilt als Pionier dieser Bewegung. Er sah seine Aufgabe darin, dem Baum ein zweites Leben zu geben und seine natürliche, unperfekte Form zu ehren, anstatt sie in ein gerades Brett zu zwingen. Ein Tisch mit Baumkante bringt die Wildheit und Authentizität der Natur direkt in Ihr Zuhause.

„The love of wood is something that all mankind has in common. Regardless of where people come from, they cannot stop themselves from letting their hands stroke a piece of wood.“ – Hans J. Wegner, dänischer Möbeldesigner

Schon mal vom „Japandi“-Stil gehört? Diese Mischung aus skandinavischer Funktionalität und japanischem Minimalismus erobert gerade die Designwelt. Bei Holztischen bedeutet das: helle Hölzer wie Esche, Ahorn oder helle Eiche, schlichte, organische Formen und eine sichtbare, aber unaufdringliche Handwerkskunst. Es geht um Ruhe, Klarheit und die Schönheit des einfachen, perfekt verarbeiteten Materials.

- Kann die Tischplatte dünner und leichter sein
- Spart wertvolles Massivholz und senkt die Kosten
- Wirkt dennoch extrem massiv und präsent
Das Geheimnis? Die aufgedoppelte Kante. Hierbei wird eine dünnere Massivholzplatte (z.B. 2 cm) an den Rändern mit einem zusätzlichen Streifen auf 4 cm „aufgedickt“. Eine legitime und clevere Technik, um eine wuchtige Optik zu erzielen, ohne das volle Gewicht und die Kosten einer durchgehend dicken Platte zu haben. Ein ehrlicher Verkäufer wird dies aber immer transparent kommunizieren.
Wichtiges Detail: Die Langlöcher. Wenn Sie einen Blick unter eine hochwertige Tischplatte werfen, werden Sie feststellen, dass die Schrauben, die die Platte mit dem Gestell verbinden, nicht in runden, sondern in länglichen Löchern sitzen. Das ist kein Mangel, sondern ein Qualitätsmerkmal! Diese Langlöcher geben dem Holz den nötigen Spielraum, um sich bei Schwankungen der Luftfeuchtigkeit auszudehnen und zusammenzuziehen („arbeiten“), ohne dass Spannungen entstehen, die zu Rissen führen könnten.




