Wohnzimmer in Grün & Blau: Ein Maler packt aus, worauf es wirklich ankommt
Eine Farbe ist mehr als nur ein Klecks an der Wand
Klar, es fängt fast immer gleich an: Du stehst im Baumarkt vor dieser riesigen Wand voller Farbkarten und verliebst dich in ein bestimmtes Salbeigrün oder ein tiefes Ozeanblau. Super! Aber ganz ehrlich? Das ist nur der erste, einfachste Schritt. Die eigentliche Magie – und auch die Tücke – kommt erst danach.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Eine Farbe ist mehr als nur ein Klecks an der Wand
- 2 Das Licht-Dilemma: Warum dein Traum-Blau an der Wand plötzlich anders aussieht
- 3 Materialkunde für Selbermacher: Was im Eimer steckt (und was es kostet)
- 4 Die richtige Vorbereitung: So streichst du wie die Profis
- 5 Praktische Tipps: Welches Grün, welches Blau für deinen Raum?
- 6 Die häufigsten Fehler (und wie du sie locker vermeidest)
- 7 Wann ist es Zeit für den Profi?
- 8 Bildergalerie
Ich sehe das jeden Tag in meiner Werkstatt. Seit über 20 Jahren bin ich Malermeister, und wenn ich eines gelernt habe, dann das: Wandfarbe ist ein mächtiges Werkzeug. Sie kann einen Raum optisch vergrößern, ihn gemütlicher machen, ihn kühlen oder wärmen. Farbe ist nicht nur Deko, sie ist auch ein Stück weit Physik und vor allem gutes Handwerk. Es geht nicht darum, irgendwie Farbe an die Wand zu klatschen. Es geht darum, das richtige Material mit der passenden Technik auf den perfekten Untergrund zu bringen.
Oft wird unterschätzt, wie sehr eine Farbe mit dem Raum interagiert. Ein edles Nachtblau, das im Laden umwerfend aussah, kann dein Wohnzimmer ohne das richtige Licht in eine dunkle Höhle verwandeln. Und ein spritziges Apfelgrün wirkt bei falscher Beleuchtung schnell billig und künstlich. In diesem Beitrag plaudere ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen. Keine Hochglanz-Magazin-Tipps, sondern handfeste Erfahrungen aus der Praxis.
Das Licht-Dilemma: Warum dein Traum-Blau an der Wand plötzlich anders aussieht
Das größte Problem, über das meine Kunden stolpern, ist ein Phänomen namens Metamerie. Klingt kompliziert, ist aber simpel: Ein und dieselbe Farbe sieht bei unterschiedlichem Licht komplett anders aus. Dein Fundstück aus dem Baumarkt, das unter grellem Neonlicht perfekt schien, kann zu Hause bei der warmen Abendbeleuchtung deiner Stehlampe plötzlich ganz anders, vielleicht sogar enttäuschend wirken.
Lichtfarbe und Farbwiedergabe – das A und O
Zwei Dinge musst du hier im Kopf behalten. Erstens, die Lichtfarbe deiner Lampen, gemessen in Kelvin (K). Kühles Tageslicht hat um die 5500 K, eine alte Glühbirne hatte gemütliche 2700 K. Moderne LEDs gibt’s zum Glück in allen Varianten. Ein kühles Taubenblau kann in einem Raum mit „kaltweißen“ LEDs (über 4000 K) schnell steril wie im Krankenhaus wirken. Ein warmes Schilfgrün hingegen braucht auch warmes Licht unter 3000 K, um seine volle, behagliche Wirkung zu entfalten.
Zweitens, der Farbwiedergabeindex (CRI). Der sagt dir, wie naturgetreu Farben unter der Lampe aussehen. Die Sonne ist die Referenz mit einem CRI von 100. Fürs Wohnzimmer solltest du unbedingt Leuchtmittel mit einem CRI von über 90 kaufen. Billige Funzeln mit niedrigem CRI lassen das edelste Petrolblau fahl und tot aussehen.
Mein wichtigster Tipp: Kauf niemals sofort einen 10-Liter-Eimer! Investiere lieber 5 bis 10 Euro in eine kleine Probedose. Streich damit aber nicht nur einen kleinen Klecks an die Wand. Nimm dir ein großes Stück Pappe oder eine alte Gipskartonplatte (mindestens 1×1 Meter) und streich die komplett. Diese Testfläche stellst du dann für 24 Stunden in den Raum und bewegst sie an verschiedene Wände. Schau sie dir morgens, mittags und abends bei Kunstlicht an. Nur so kriegst du ein echtes Gefühl dafür.
Materialkunde für Selbermacher: Was im Eimer steckt (und was es kostet)
Im Baumarkt findest du Wandfarbe für 20 Euro, im Fachhandel kann der Eimer auch mal 150 Euro kosten. Der Unterschied liegt nicht im Marketing, sondern in der Rezeptur: in den Pigmenten, Bindemitteln und Füllstoffen. Qualität hat ihren Preis, aber sie zahlt sich doppelt und dreifach aus, glaub mir.
Der Klassiker ist die Dispersionsfarbe. Sie ist der Alleskönner, leicht zu verarbeiten und robust. Aber Achtung, hier gibt’s gewaltige Unterschiede. Achte auf diese zwei Angaben auf dem Eimer:
- Deckkraftklasse: Klasse 1 ist das Beste. Damit streichst du oft nur einmal. Eine billige Farbe der Klasse 3 oder 4 deckt kaum, du brauchst zwei, drei Anstriche, mehr Material, mehr Zeit und hast am Ende oft sogar mehr bezahlt.
- Nassabriebbeständigkeit: Fürs Wohnzimmer empfehle ich mindestens Klasse 2. Klasse 1 ist scheuerbeständig, da kannst du auch mal einen Fleck mit dem Lappen wegwischen, ohne dass die Farbe leidet. Bei kräftigen Grün- und Blautönen siehst du bei billiger Farbe sonst sofort hässliche, helle Putzstellen.
Gut zu wissen: Eine gute Dispersionsfarbe der Klasse 1/2 kostet dich pro 10-Liter-Eimer etwa zwischen 60 und 120 Euro. Günstigere Baumarkt-Angebote liegen oft bei 30-50 Euro, erfordern aber meist einen zweiten Anstrich.
Alternativen für besondere Ansprüche
Manchmal gibt es aber bessere Lösungen, gerade für ein besonderes Raumklima oder spezielle Wände:
- Silikatfarben: Die gehen eine chemische Verbindung mit mineralischen Untergründen ein und sind extrem langlebig und atmungsaktiv. Super zur Schimmelvorbeugung! Die matten, erdigen Töne wirken bei Salbei- oder Rauchblau unheimlich edel. Die Verarbeitung ist aber anspruchsvoller und braucht eine spezielle Grundierung – das ist eher was für den Fachmann oder sehr ambitionierte Heimwerker.
- Lehmfarben: Mein persönlicher Favorit für ein gesundes Wohnklima. Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit wie kein anderes Material. Die Farben haben eine unfassbar samtige, tiefe Optik. Allerdings sind sie nicht so robust. Für eine stark beanspruchte Wand im Flur sind sie nichts, aber für eine Akzentwand im Wohnzimmer ein Traum.
Die richtige Vorbereitung: So streichst du wie die Profis
Ich sag’s meinen Lehrlingen immer wieder: Die Vorbereitung ist 90 Prozent der Arbeit. Wenn du hier schlampst, kann die teuerste Farbe das nicht mehr retten.
- Sauber machen: Wände müssen staub- und fettfrei sein. Einmal mit Wasser und etwas Anlauger (gibt’s im Baumarkt) abwaschen wirkt Wunder, besonders in Küchennähe.
- Untergrund prüfen: Fahr mal mit der flachen Hand über die Wand. Bleibt weißer Staub an den Fingern? Das ist Kreide. Die muss runter, sonst blättert die neue Farbe ab. Kleb auch mal ein Stück Malerkrepp fest an die Wand und reiß es ruckartig ab. Bleibt alte Farbe dran hängen? Dann muss der alte Anstrich runter oder zumindest fixiert werden.
- Grundieren, immer grundieren! Ich kann es nicht oft genug sagen. Eine Grundierung (Tiefengrund) sorgt dafür, dass die Wand die Farbe gleichmäßig aufnimmt. Ohne sie wird dein Anstrich fleckig. Das Zeug kostet vielleicht 20 Euro für den ganzen Raum, aber es erspart dir so viel Ärger.
- Perfekt abkleben: Nimm hochwertiges Malerkrepp (z. B. das gelbe oder goldene). Und hier kommt ein Profi-Trick für gestochen scharfe Kanten: Nachdem du das Band festgeklebt hast, streichst du die Kante einmal dünn mit Acryl aus der Kartusche oder sogar mit der alten Wandfarbe über. Das versiegelt die Kante. Erst danach streichst du mit deinem neuen Grün- oder Blauton. Wenn du das Band dann abziehst (solange die Farbe noch feucht ist!), hast du eine Kante wie mit dem Lineal gezogen.
Ach ja, der Zeitaufwand: Für ein 20-Quadratmeter-Wohnzimmer solltest du als Laie mit Abkleben, Grundieren (Trocknungszeit beachten!), dem ersten und zweiten Anstrich gut und gerne ein komplettes Wochenende einplanen.
Praktische Tipps: Welches Grün, welches Blau für deinen Raum?
Die Himmelsrichtung deines Zimmers hat einen riesigen Einfluss darauf, wie eine Farbe wirkt.
- Nordzimmer: Diese Räume haben kühles, indirektes Licht. Ein reines Blau kann hier schnell eisig wirken. Ich hatte mal einen Kunden, der ein Mintgrün wollte – am Ende sah es aus wie in einer Pathologie. Greif hier lieber zu Grün- und Blautönen mit einem warmen, gelblichen Unterton. Ein Moosgrün, ein sattes Petrol oder ein Lindgrün wirken hier Wunder.
- Südzimmer: Hier knallt die Sonne rein, der Raum ist von sich aus warm. Hier kannst du mutig sein! Kühle, klare Töne wie ein Himmelblau, Türkis oder Salbeigrün wirken erfrischend und schaffen eine tolle Balance. Ein warmes Olivgrün könnte hier im Sommer erdrückend wirken. Stell dir vor, der Raum fühlt sich an wie eine Sauna – mit einem kühlen Ton wird er zur Oase.
- Ost- & Westzimmer: Die sind spannend, weil das Licht sich stark ändert. Hier sind ausgeglichene Töne oft die beste Wahl. Ein Taubenblau oder ein mittleres Schilfgrün sind tolle Allrounder, die sich im Tagesverlauf interessant verändern.
Akzentwand oder alles streichen?
Du musst nicht immer gleich den ganzen Raum in Farbe tauchen. Eine einzelne Akzentwand, meist die hinter dem Sofa oder dem Bett, kann eine dramatische Wirkung haben, ohne zu überladen. Ein tiefes Königsblau oder ein sattes Smaragdgrün verleiht dem Raum Tiefe und Eleganz, während der Rest in einem gebrochenen Weiß oder Hellgrau bleibt. Das ist ein Auftrag, den ich sehr oft bekomme – der Effekt ist fast immer umwerfend.
Die häufigsten Fehler (und wie du sie locker vermeidest)
In den Jahren habe ich so einiges gesehen. Meistens sind es die gleichen drei Fehler, die Heimwerker machen:
- Am falschen Ende sparen: Billige Farbe, billige Rolle. Das Ergebnis: miese Deckkraft, Streifen und Fussel vom Roller in der frischen Farbe. Investiere die 15 Euro in eine gute Lammfellrolle und kauf eine Farbe der Deckkraftklasse 1. Du sparst Zeit, Nerven und am Ende sogar Geld.
- Die Testfläche war ein Witz: Ein Daumennagel großer Klecks an der Wand sagt nichts aus. Wie oben gesagt: Mindestens ein Quadratmeter auf Pappe, nur so siehst du die Wahrheit.
- Den Untergrund ignoriert: Einfach über die alte Nikotin-Tapete drüberstreichen? Vergiss es. Die Flecken kommen wieder durch. Da hilft nur eine spezielle Isolierfarbe (kostet mehr, ist aber die einzige Lösung). Ohne Grundierung wird die neue Gipskartonwand fleckig. Vorbereitung ist alles.
Wann ist es Zeit für den Profi?
Eine einzelne, glatte Wand kann fast jeder streichen. Aber es gibt Momente, da solltest du wirklich überlegen, den Hörer in die Hand zu nehmen und einen Fachbetrieb anzurufen.
- Bei schwierigen Untergründen (Feuchtigkeit, Risse, alter Putz).
- Bei hohen Decken und Treppenhäusern. Die Arbeit auf einer wackeligen Leiter ist lebensgefährlich. Wir haben dafür die richtigen Gerüste.
- Bei anspruchsvollen Techniken wie Spachtel- oder Lasurtechniken.
Klar, ein guter Handwerker kostet Geld. Rechne mal mit ca. 20-35 Euro pro Quadratmeter Wandfläche für eine professionelle Ausführung, je nach Aufwand. Aber dafür bekommst du Garantie, Erfahrung und ein perfektes Ergebnis ohne Stress. Manchmal ist das am Ende die günstigere Lösung.
Bildergalerie
Welchen Pinsel für welche Kante?
Für die perfekte Kante zwischen Wand und Decke schwören Profis oft auf einen speziellen „Beschneidepinsel“ mit abgeschrägten Borsten. Doch das wahre Geheimnis liegt in der Handhabung: Ziehen Sie den Pinsel in einer langen, ruhigen Bewegung, anstatt zu „tupfen“. Für die große Fläche danach ist eine Lammfellrolle für matte Dispersionsfarben oft die beste Wahl, da sie viel Farbe aufnimmt und eine gleichmäßige, leicht strukturierte Oberfläche hinterlässt. Bei glatteren Lackfarben greifen Sie besser zu einer Schaumstoffrolle, um Bläschenbildung zu vermeiden.
- Beruhigend & Konzentrationsfördernd: Blau wird mit Weite, Himmel und Meer assoziiert. Es kann den Blutdruck senken und den Geist klären – ideal für ein Wohnzimmer, das auch als Home-Office dient.
- Natürlich & Ausgleichend: Grün ist die Farbe der Natur. Sie wirkt harmonisierend, stressreduzierend und fördert das Gefühl von Sicherheit und Frische.
Das Geheimnis? Die Kombination beider Farben schafft eine Oase, die sowohl belebt als auch entspannt.
Der Unterton-Fehler: Sie haben ein schönes Grau-Blau gewählt, aber an der Wand wirkt es plötzlich lila? Achten Sie auf die Untertöne! Viele Blautöne haben violette oder rote Pigmentanteile, die bei warmem Kunstlicht hervortreten. Grüns können einen gelben (warm, olivig) oder blauen (kühl, minzig) Unterton haben. Testen Sie die Farbe immer direkt an der Wand und betrachten Sie sie zu verschiedenen Tageszeiten, um diese Überraschungen zu vermeiden.
„Der beste Zeitpunkt, um über die Farbe eines Raumes zu entscheiden, ist an einem wolkigen Tag. Das ist das reinste Licht, das Sie bekommen werden.“ – Innenarchitektin Kelly Wearstler
Spielen Sie mit der Farbtiefe, um dem Raum mehr Dimension zu verleihen. Eine Akzentwand in einem tiefen Petrolblau wie „Hague Blue“ von Farrow & Ball kann eine unglaubliche Wirkung entfalten, wenn die restlichen Wände in einem sehr hellen, fast weißen Grünton gestrichen sind.
- Tiefe schaffen: Dunkles Blau zieht den Blick an und lässt die Wand optisch etwas zurücktreten.
- Weite erzeugen: Sehr helle, kühle Grüntöne reflektieren das Licht und lassen den Raum größer wirken.
Sollte ich wirklich die Decke mitstreichen?
Absolut, das kann ein genialer Design-Trick sein! Eine in der gleichen Farbe wie die Wände gestrichene Decke lässt den Raum wie eine schützende, elegante Schmuckschatulle wirken – besonders effektiv bei dunklen Blau- oder Grüntönen in Räumen mit hohen Decken. Wenn Sie den Raum optisch höher wirken lassen wollen, wählen Sie für die Decke eine deutlich hellere Nuance derselben Farbfamilie oder ein strahlendes Weiß.
Matte Farbe: Verleiht eine samtige, edle Tiefe und kaschiert kleine Unebenheiten in der Wand. Ideal für satte, dunkle Töne wie Waldgrün oder Navy, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Nachteil: empfindlicher gegenüber Flecken.
Seidenglanz (Satin): Reflektiert etwas Licht und ist dadurch robuster und leichter zu reinigen. Eine gute Wahl für Bereiche, die stärker beansprucht werden. Die Farbe wirkt hier oft etwas intensiver und leuchtender.
Für ein luxuriöses Finish im Wohnzimmer ist Matt oft die erste Wahl, für Flur oder Küche eher Seidenglanz.
Laut einer Studie der University of Sussex kann die Farbe Grün Kreativität und Motivation fördern.
Das bedeutet konkret: Ein Wohnzimmer mit grünen Akzenten ist nicht nur ein Ort der Entspannung, sondern kann auch zu einem inspirierenden Raum für Hobbys oder kreative Projekte werden. Ein Salbeigrün an der Wand hinter dem Schreibtisch kann mehr bewirken als jeder Motivations-Spruch.
Vergessen Sie nicht die „dritte Farbe“. Eine reine Blau-Grün-Kombination kann kühl wirken. Der Trick liegt in einem warmen Akzent. Ein Klecks Senfgelb, ein Kissen in Terrakotta oder ein Sessel in Cognac-Leder durchbricht die Kühle und lässt das Blau und Grün erst richtig strahlen. Diese warmen Töne wirken wie ein Sonnenstrahl im Wald und schaffen eine ausgewogene, einladende Atmosphäre.
- Testen Sie die Farbe nie auf einem weißen Blatt Papier. Die Farbe wirkt darauf immer anders als auf Ihrer (wahrscheinlich nicht reinweißen) Wand.
- Kaufen Sie kleine Testdosen und malen Sie mindestens 1m x 1m große Flächen an zwei verschiedenen Wänden.
- Lassen Sie die Farbe vollständig trocknen (mindestens 24 Stunden), bevor Sie ein Urteil fällen. Der nasse Farbton ist oft irreführend.
Wichtig bei dunklen Farben: Der richtige Primer! Ohne eine gute Grundierung, am besten in einem ähnlichen Grauton, werden Sie viele Schichten der teuren Endfarbe benötigen, um eine volle Deckkraft zu erreichen. Marken wie „Zinsser B-I-N“ bieten spezielle Grundierungen, die nicht nur die Saugfähigkeit der Wand regulieren, sondern auch eine perfekte, gleichmäßige Basis für intensive Farbtöne wie Königsblau oder Smaragdgrün schaffen.
Das berühmte „Yves Klein Blau“ (International Klein Blue) wurde 1957 patentiert. Der Künstler mischte reines Ultramarin-Pigment mit einem speziellen Bindemittel, um eine unvergleichliche Leuchtkraft zu erzielen, die bei herkömmlichen Farben verloren geht.
Die Qualität der Pigmente macht den Preisunterschied. Günstige Farben enthalten oft mehr Füllstoffe und weniger hochwertige Farbpigmente. Das Resultat?
- Geringere Deckkraft, was mehr Anstriche erfordert.
- Weniger Farbtiefe und Komplexität, die Farbe wirkt „flach“.
- Schlechtere Haltbarkeit und Abriebfestigkeit.
Eine Premiumfarbe von Herstellern wie Little Greene oder Farrow & Ball ist anfangs teurer, kann sich aber durch weniger Materialverbrauch und ein ungleich besseres Ergebnis langfristig lohnen.
Kann ich mein altes Eichen-Sideboard zur neuen petrolfarbenen Wand kombinieren?
Ja, aber mit Bedacht! Holz und Farbe müssen harmonieren. Dunkle Hölzer wie Nussbaum oder Eiche wirken sehr edel zu tiefen Blau- und Grüntönen. Helle Hölzer wie Birke oder Ahorn schaffen einen frischen, skandinavischen Kontrast. Der Schlüssel ist, den Holzton in anderen Elementen des Raumes wieder aufzugreifen – etwa in Bilderrahmen oder Beistelltischen –, um ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen.
Kalkfarbe: Sie schafft eine einzigartige, pudrig-matte Oberfläche mit lebendigen changierenden Effekten. Ideal für einen natürlichen, fast mediterranen Look. Marken wie „Bauwerk Colour“ bieten hier eine atemberaubende Palette. Sie ist diffusionsoffen und verbessert das Raumklima.
Dispersionsfarbe: Der Klassiker. Robust, leicht zu verarbeiten und in unzähligen Farbtönen erhältlich. Die bessere Wahl für eine perfekt einheitliche und strapazierfähige Oberfläche.
Wählen Sie Kalkfarbe für den Charakter, Dispersionsfarbe für die unkomplizierte Perfektion.
Der Blaue Engel ist das älteste Umweltzeichen der Welt. Farben mit diesem Siegel sind emissionsarm und gesundheitlich unbedenklich.
Achten Sie beim Kauf Ihrer Wandfarbe auf dieses oder ähnliche Siegel (z.B. EU Ecolabel). Gerade in Wohnräumen, in denen man viel Zeit verbringt, ist es wichtig, die Ausdünstung von flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs) so gering wie möglich zu halten. Ökologische Farben, z.B. von „Auro“ oder „Keim“, sind eine Investition in Ihre Wohngesundheit.
Eine einzelne Akzentwand wirkt schnell plakativ. Moderner und subtiler ist das Konzept des „Color Drenching“. Dabei werden nicht nur die Wände, sondern auch die Fußleisten, Türrahmen und manchmal sogar die Heizkörper im selben Farbton gestrichen. Das Ergebnis ist ein unglaublich ruhiger, durchdachter und luxuriöser Look, der den Raum größer und harmonischer wirken lässt, da die störenden Kontraste entfallen.
- Messing & Gold: Bringen Wärme und einen Hauch von Glamour. Sie lassen kühle Blau- und Grüntöne besonders edel wirken. Perfekt für Lampen, Griffe oder Bilderrahmen.
- Schwarz: Sorgt für grafische, moderne Kontraste und erdet die Farben. Ideal für filigrane Möbelgestelle oder Leuchten.
- Chrom & Silber: Wirken kühl und minimalistisch. Passen gut zu einem sehr klaren, modernen Stil mit kühlen Blau- oder Mintgrün-Tönen.
Die 60-30-10-Regel: Eine klassische Design-Formel für ein ausgewogenes Farbschema.
- 60% Hauptfarbe: Ein sanftes Salbeigrün oder ein helles Taubenblau für die Wände.
- 30% Sekundärfarbe: Ein kräftigeres Marineblau für das Sofa und die Vorhänge.
- 10% Akzentfarbe: Ein überraschender Farbklecks wie Koralle oder Ockergelb für Kissen und Deko-Objekte.
Ein Fakt aus der Farbenlehre: Das menschliche Auge kann mehr Grün-Schattierungen unterscheiden als von jeder anderen Farbe.
Nutzen Sie das! Anstatt nur einen Grünton zu verwenden, kombinieren Sie mehrere: Ein dunkles Moosgrün für die Akzentwand, ein zartes Lindgrün für Textilien und lebendige echte Pflanzen. Diese Vielschichtigkeit wirkt besonders natürlich und verhindert, dass der Raum monoton aussieht.
Hilfe, mein Maler-Klebeband hat die Farbe abgerissen!
Das passiert, wenn das Klebeband zu stark ist oder zu lange auf der frisch gestrichenen Wand klebt. Profis verwenden spezielles „FrogTape“ oder „Tesa Precision“, das für empfindliche Oberflächen gemacht ist. Der wichtigste Tipp: Ziehen Sie das Klebeband ab, solange die oberste Farbschicht noch leicht feucht ist. So erhalten Sie eine saubere Kante, ohne die darunterliegende Farbe zu beschädigen.
Eine dunkelblaue Wand kann einen Raum kleiner wirken lassen? Nicht unbedingt. Dunkle Farben können Wände optisch „zurückweichen“ lassen und so für eine ungeahnte Tiefe sorgen. Der Trick liegt in der Kombination mit hellen Elementen: Ein heller Holzboden, ein cremefarbener Teppich und ein großer Spiegel, der das Licht reflektiert, wirken Wunder und schaffen ein Gefühl von Geborgenheit statt Enge.
Nordfenster: Liefern kühles, indirektes Licht. Hier können warme Grüntöne (mit Gelbanteil) oder Blautöne mit einem Hauch Grün (Petrol) verhindern, dass der Raum zu kalt wirkt.
Südfenster: Bieten den ganzen Tag über helles, warmes Licht. Hier können Sie mutiger sein und auch zu kühleren, klaren Blautönen greifen, ohne dass der Raum steril wirkt.
Betrachten Sie die Ausrichtung Ihres Zimmers, bevor Sie sich final für einen Farbton entscheiden.
- Verleiht Möbeln eine ultra-matte, samtige Oberfläche.
- Haftet oft ohne aufwendiges Anschleifen.
Das Geheimnis? Kreidefarbe, wie die von Annie Sloan. Sie ist ideal, um einer alten Kommode einen neuen Look zu verpassen, der perfekt zur neuen Wandfarbe passt. Ein abschließendes Wachs schützt die Oberfläche und kann die Farbtiefe intensivieren oder ihr einen antiken Touch verleihen.
Denken Sie über die Wand hinaus. Die „fünfte Wand“ – der Boden – hat einen massiven Einfluss auf die Farbwirkung. Ein warmer Eichenparkettboden lässt ein kühles Blau gemütlicher erscheinen. Ein kühler grauer Beton- oder Vinylboden hingegen unterstreicht die Modernität eines Salbeigrüns. Bevor Sie den Pinsel ansetzen, legen Sie Ihre Farbprobe direkt auf den Boden, um das Zusammenspiel live zu erleben.
