Kaminholz lagern wie die Profis: Dein ultimativer Guide für drinnen & draußen
Ganz ehrlich? Ich hab in meinem Leben wahrscheinlich mehr Holz gestapelt, als ich zählen kann. Als jemand, der seit Jahrzehnten mit Holz und Feuer arbeitet, kann ich dir eines sagen: Brennholz richtig zu lagern, ist mehr als nur Scheite aufeinanderzuschichten. Es ist eine kleine Kunst – eine Mischung aus Physik, Respekt vor dem Material und ein bisschen Voraussicht.
Inhaltsverzeichnis
Viele sehen schicke Holzstapel in Wohnmagazinen und wollen das einfach nachbauen. Versteh mich nicht falsch, das ist super! Aber oft werden die wichtigsten Grundlagen übersehen. Falsch gelagertes Holz heizt mies, verrußt deinen Ofen und kann im schlimmsten Fall sogar einen Kaminbrand auslösen. Und das ist leider keine Theorie, das habe ich bei Kunden schon mit eigenen Augen gesehen.
Deshalb lass uns das mal von Grund auf richtig angehen. Ohne Schnickschnack, dafür mit handfesten Tipps aus der Praxis. Damit dein Holzstapel nicht nur gut aussieht, sondern dich auch sicher und effizient durch den Winter bringt.

Erstmal die Basics: Warum knochentrockenes Holz alles ist
Bevor wir auch nur einen Holzscheit bewegen, müssen wir eine Sache klären: Wasser ist der größte Feind deines Kaminfeuers. Ein frisch gefällter Baum besteht fast zur Hälfte aus Wasser. Wenn du so einen nassen Klotz in den Ofen wirfst, passiert Folgendes: Die ganze Energie des Feuers wird erstmal dafür verschwendet, das Wasser zu verdampfen. Es zischt, es qualmt, aber es wird nicht richtig warm. Das ist pure Energieverschwendung.
Schlimmer noch: Bei dieser unvollständigen Verbrennung entsteht klebriger Glanzruß, eine teerähnliche Pampe, die sich in deinem Schornstein festsetzt. Diese Schicht ist extrem brennbar. Wird es im Schornstein zu heiß, kann sich dieser Ruß entzünden – und zack, hast du einen Kaminbrand. Das ist einer der häufigsten Gründe für Hausbrände im Zusammenhang mit Kaminöfen. Absolut vermeidbar!
Wie trocken ist trocken genug?
Der Gesetzgeber schreibt eine Restfeuchte von maximal 25 % vor. Aber mal unter uns: Das ist nur das absolute Minimum. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Ziele immer auf unter 20 %, idealerweise zwischen 15 % und 18 %. Dann heizt du am effizientesten, sparst Holz (und damit Geld!) und schonst die Umwelt und deinen Schornstein.

Kleiner Tipp: Investier in ein Holzfeuchtemessgerät. Die Dinger kosten kein Vermögen, du bekommst sie schon für 15 bis 25 Euro im Baumarkt oder online. Und die Anschaffung hast du durch das gesparte Holz schnell wieder raus. Die Bedienung ist kinderleicht:
- Schritt 1: Nimm einen Holzscheit und spalte ihn frisch in der Mitte durch.
- Schritt 2: Drücke die beiden Messspitzen tief in die frische, unberührte Spaltfläche – niemals außen an der Rinde oder an einer alten Schnittkante messen, das verfälscht das Ergebnis!
- Schritt 3: Wert ablesen. Fertig.
Kein Messgerät zur Hand? Mach den Klangtest! Schlag zwei Scheite gegeneinander. Klingt es hell und klar, fast wie zwei Klanghölzer? Perfekt. Klingt es dumpf und „patschig“? Dann ist das Holz definitiv noch zu feucht und muss weiter trocknen.
Draußen an die frische Luft: Der perfekte Holzstapel im Garten
Die eigentliche Trocknungsarbeit passiert im Freien. Hier braucht das Holz seine Zeit, um die Feuchtigkeit loszuwerden. Der richtige Standort und Aufbau sind dabei das A und O.

Der ideale Standort: Sonne, Wind und ein Dach überm Kopf
Dein Holz liebt es sonnig und luftig. Der perfekte Platz erfüllt drei Kriterien:
- Sonne: Eine nach Süden oder Südwesten ausgerichtete Hauswand ist der absolute Hauptgewinn. Die Sonne wärmt die Wand und das Holz und treibt die Feuchtigkeit raus.
- Wind: Luft muss zirkulieren können! Der Wind ist dein bester Freund, denn er transportiert die feuchte Luft weg. Eine freie Ecke ist tausendmal besser als ein zugewucherter Winkel hinter dem Gartenhaus.
- Regenschutz: Von oben muss das Holz trocken bleiben. Dauerregen führt zu Schimmel und Fäulnis.
Deine Hausaufgabe für heute: Geh mal kurz zu deinem Holzstapel. Ist da mindestens eine Handbreit (ca. 10-15 cm) Luft zwischen Holz und Hauswand? Wenn nicht, ist das die wichtigste halbe Stunde Arbeit, die du heute investieren kannst! Dieser Spalt ist entscheidend, damit die Luft auch hinter dem Stapel zirkulieren kann und dir weder das Holz noch die Hauswand schimmelt.

So baust du einen Stapel wie vom Profi
Ein guter Holzstapel, auch Holzmiete genannt, ist stabil und perfekt durchlüftet. Das ist kein Hexenwerk, wenn du es von unten nach oben richtig angehst.
Das Fundament – Bloß nicht auf den Boden!
Staple dein Holz niemals direkt auf der Erde oder dem Rasen. Die aufsteigende Feuchtigkeit lässt die unterste Reihe verrotten. Besser ist eine luftdurchlässige Unterlage. Einwegpaletten sind hierfür genial – oft kriegst du die umsonst oder für ein paar Euro und sie sorgen für eine perfekte Belüftung von unten. Alternativ legst du einfach ein paar Kanthölzer oder Randsteine unter.
Das Stapeln – Mit Luft und Liebe
Das Holz sollte schon auf die richtige Länge für deinen Ofen gespalten sein, denn gespaltenes Holz trocknet unendlich viel schneller als runde Stämme. Staple die Scheite locker übereinander, lass immer kleine Lücken für die Luft. Übrigens, für einen Raummeter Holz ordentlich aufzusetzen, kannst du als Anfänger ruhig mal 1-2 Stunden gemütliche Arbeit einplanen. Nimm dir die Zeit, es lohnt sich.

Der Deckel – Schutz ja, einpacken nein!
Der größte Fehler, den du machen kannst: Den ganzen Stapel fest in eine Plastikplane einwickeln. Das ist der sichere Tod für dein Holz! Darunter bildet sich Schwitzwasser, die Luft staut sich und du züchtest ein perfektes Biotop für Schimmel. Besser ist eine Abdeckung, die nur oben aufliegt und an den Seiten übersteht, damit die Luft entweichen kann. Eine alte Wellblechplatte oder eine LKW-Plane, mit Steinen beschwert, tut hier beste Dienste.
Geduld, junger Padawan: Die richtige Trocknungszeit
Gut Ding will Weile haben, das gilt besonders für Brennholz. Die Holzauswahl spielt hier eine große Rolle. Weichhölzer wie Fichte oder Kiefer sind die Sprinter: Sie trocknen relativ schnell (ca. 1 Jahr), brennen aber auch schnell ab und sind super, um den Ofen flott anzuheizen. Sie neigen aber zu mehr Funkenflug.
Harthölzer wie Buche oder Eiche sind die Marathonläufer: Sie brauchen deutlich länger zum Trocknen (mindestens 2 Jahre), haben aber einen viel höheren Heizwert. Sie brennen lange, ruhig und erzeugen eine langanhaltende, wohlige Glut. Eiche braucht manchmal sogar drei Jahre, also plane das ein.

Profi-Tipp: Leg dir immer einen Zwei-Jahres-Vorrat an. Du verbrennst diesen Winter das Holz von vor zwei Jahren und füllst den leeren Platz mit frischem Holz für die übernächste Saison auf. So geht dir das perfekt getrocknete Holz niemals aus.
Ab ins Warme: Holz richtig im Wohnzimmer lagern
Wenn das Holz draußen trocken ist, darf ein kleiner Teil davon rein. Aber auch hier gibt es ein paar Spielregeln. Hol dir immer nur den Bedarf für ein paar Tage ins Haus, niemals den ganzen Wintervorrat. Warum?
Erstens wegen kleiner Krabbeltiere. Im Holz leben Insekten und Spinnen, die draußen in der Kälte in Winterstarre sind. Im warmen Wohnzimmer erwachen sie zum Leben. Und zweitens aus Brandschutzgründen. Große Mengen Holz sind eine enorme Brandlast.
Ob du einen schicken Weidenkorb, eine Filztasche oder ein stylisches Metallregal nimmst, ist Geschmackssache. Wichtig ist nur eines: Halte Abstand zum Ofen! Die Strahlungswärme kann das Holz entzünden. Als Faustregel gilt: Mindestens 80 cm Abstand zu allen Seiten. Schau aber unbedingt in die Anleitung deines Ofens – im Zweifel lieber zu viel Abstand als zu wenig!

Die häufigsten Fehler und wie du dein Holz kaufst
Zum Schluss noch ein paar schnelle Tipps, damit du nicht in die typischen Fallen tappst.
- Lagere Holz niemals im Keller oder in der Garage zum Trocknen. Dort fehlt die Luftzirkulation und die Sonnenwärme. Dein Holz wird modrig und schimmelig, garantiert.
- Achte beim Kauf auf die Maßeinheiten! Hier wird oft getrickst. Am gängigsten ist der Raummeter (rm), das ist ein Kubikmeter ordentlich geschichteter Scheite. Oft wird aber in Schüttraummetern (srm) verkauft, also lose geschüttetes Holz. Achtung, Falle: 1 srm sind nur ca. 0,7 rm! Lass dich da nicht über den Tisch ziehen.
Woher bekommst du gutes Holz? Frag beim lokalen Förster oder bei etablierten Holzhändlern. Auch bei Kleinanzeigen kann man fündig werden, aber sei hier besonders vorsichtig und miss unbedingt die Feuchtigkeit vor dem Kauf nach!
Ach ja, wie viel Holz brauchst du überhaupt für einen Winter? Das ist natürlich super individuell. Aber als grobe Faustregel für ein durchschnittliches Einfamilienhaus, in dem der Kamin als gemütliche Zusatzheizung läuft, kannst du mit 3 bis 5 Raummetern rechnen.

Das gute Gefühl, vorbereitet zu sein
Die Arbeit mit Holz ist ein Kreislauf. Vom Spalten über das Stapeln bis zum knisternden Feuer. Ein gut gepflegter Holzstapel ist mehr als nur ein Wärmevorrat. Er ist das beruhigende Gefühl, für kalte Tage gerüstet zu sein.
Nimm dir die Zeit, es richtig zu machen. Wenn du dann an einem stürmischen Winterabend vor dem Kamin sitzt, die wohlige Wärme spürst und dem trockenen Holz beim Knistern zuhörst, weißt du: Jede Minute der Arbeit hat sich gelohnt.
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Die Angst vor ungebetenen Gästen: Holz ist ein Naturprodukt, und ja, Insekten können darin leben. Lagern Sie Brennholz für den Innenbereich deshalb nie direkt an der Hauswand im Freien. Klopfen Sie jedes Scheit vor dem Hereinholen kräftig ab. Eine kleine, saubere Bürste neben dem Kamin hilft, letzte lose Rindenteile und Krabbler zu entfernen, bevor das Holz im Haus landet. So bleibt die Gemütlichkeit ungezieferfrei.

- Buche & Eiche: Die Klassiker. Brennen langsam, gleichmäßig und erzeugen eine langanhaltende Glut. Perfekt für lange Winterabende, brauchen aber auch am längsten zum Trocknen (ca. 2 Jahre).
- Birke: Der Hingucker. Die weiße Rinde macht sich toll im Wohnzimmer. Brennt schneller und mit schöner, bläulicher Flamme, ideal für den schnellen Wärmeschub.
- Fichte & Kiefer: Die Sprinter. Trocknen schnell, brennen heiß und schnell ab. Super zum Anzünden, aber Vorsicht vor Harzspritzern und erhöhtem Rußaufkommen.

Ein Festmeter trockenes Laubholz hat den gleichen Heizwert wie etwa 200 Liter Heizöl oder 200 Kubikmeter Erdgas.
Diese beeindruckende Zahl des Technologie- und Förderzentrums (TFZ) Bayern zeigt, wie viel Energie in gut getrocknetem Holz steckt. Jeder Prozentpunkt an Restfeuchte, den Sie dem Holz durch richtige Lagerung entziehen, erhöht direkt die Wärmeausbeute in Ihrem Wohnzimmer und schont Ihren Geldbeutel.

Kann ich mein Holz einfach im Keller oder in der Garage trocknen?
Das ist einer der häufigsten Fehler. Obwohl es vor Regen geschützt ist, fehlt an diesen Orten meist die entscheidende Zutat: Luftzirkulation. Ohne Wind, der die Feuchtigkeit abtransportiert, beginnt das Holz zu modern, schimmelt und wird unbrauchbar – man spricht vom „Ersticken“ des Holzes. Eine Garage kann funktionieren, wenn das Tor oft offen steht. Der klassische, geschlossene Keller ist für die Trocknung jedoch fast immer der falsche Ort.

Ein Holzstapel im Wohnzimmer ist mehr als nur Brennstoffvorrat – er ist ein Statement. Er bringt Textur, Natur und eine Prise rustikalen Charme in jeden Raum. Besonders im cleanen skandinavischen Design oder im modernen Landhausstil wird ein sauber aufgeschichteter Holzstapel zum bewussten Dekoelement. Die warmen Holztöne schaffen einen wunderbaren Kontrast zu kühlen Wänden oder glatten Oberflächen und verströmen sofort das Gefühl von „Hygge“ und Geborgenheit.

Der klassische Holzunterstand: Bietet den besten Rundum-Schutz. Eine feste Überdachung und luftdurchlässige Seitenwände garantieren, dass Regen abgeleitet wird und der Wind das Holz trocknen kann. Ideal für größere Mengen.
Das Kaminholzregal mit Plane: Eine flexible und oft günstigere Lösung. Modelle von Marken wie LogRack sind schnell aufgebaut. Wichtig: Die Plane darf nur oben aufliegen und nie die Seiten komplett verschließen, sonst staut sich die Feuchtigkeit darunter. Perfekt für den kleineren Bedarf.

- Perfekte Rundumbelüftung, auch im Inneren.
- Natürlicher Regenschutz durch die äußere Schicht.
- Maximale Holzmenge auf minimaler Grundfläche.
Das Geheimnis dieser Vorteile? Die Holzmiete. Bei dieser uralten Technik wird das Holz kreisförmig zu einem kleinen Turm aufgeschichtet. Ein innerer Hohlraum wirkt wie ein Kamin und sorgt für ständigen Luftzug, der das Holz von innen heraus trocknet. Nicht nur effizient, sondern auch ein echter Blickfang im Garten!

Verlassen Sie sich nicht nur auf Ihr Gefühl – messen Sie die Feuchtigkeit wie ein Profi! Ein Holzfeuchtemessgerät ist eine kleine Investition, die sich schnell bezahlt macht. So geht’s:
- Spalten Sie ein Holzscheit, denn die Oberfläche ist immer trockener als der Kern.
- Drücken Sie die Messspitzen des Geräts (z.B. von Stihl oder Bosch) tief in die frisch gespaltene Fläche.
- Der angezeigte Wert sollte idealerweise zwischen 15% und 20% liegen. Alles darüber muss noch weiter trocknen.

Der richtige Abstand zum Boden ist entscheidend. Mindestens 15 Zentimeter sollten es sein.
Warum? Um das Holz vor aufsteigender Bodennässe und Spritzwasser zu schützen. Eine einfache Palette, einige Kanthölzer oder ein spezieller Metallrahmen verhindern, dass die unterste Holzschicht fault und unbrauchbar wird. Gleichzeitig kann die Luft auch von unten an den Stapel gelangen und die Trocknung beschleunigen.
Für den Tagesbedarf im Haus braucht es keine riesige Nische. Werden Sie kreativ! Ein alter Weidenkorb, eine stabile Zinkwanne oder eine umfunktionierte Weinkiste werden zu stilvollen und mobilen Holzlagerstätten. Für einen industriellen Look können Sie aus schwarzen Stahlrohren und Fittings aus dem Baumarkt einen minimalistischen Holzhalter selbst bauen. So wird der Holzvorrat zum individuellen Designobjekt.




