Dein perfektes Einbauregal: Profi-Tipps, die wirklich was bringen

von Mareike Brenner
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Ein Wort aus der Werkstatt: Warum ein Regal mehr ist als nur ein paar Bretter

Ganz ehrlich? In meiner Zeit als Handwerker habe ich unzählige Wohnungen von innen gesehen. Viele sind top eingerichtet, aber oft fehlt das gewisse Etwas, das einen Raum wirklich abschließt. Und oft ist genau das ein maßgefertigtes Einbauregal. Das ist eben nicht nur Stauraum, sondern ein richtiges Stück Architektur. Es schmiegt sich in den Raum, als wäre es nie anders gewesen und nutzt Ecken und Nischen, die sonst einfach nur leer und ungenutzt bleiben. Im Gegensatz zu einem Möbelstück von der Stange wird es ein echter Teil der Wand, ein Teil des Hauses.

Immer wieder kommen Leute zu mir, die genau dieses Problem haben: eine ungenutzte Wand, eine knifflige Dachschräge oder diese komische Nische neben dem Schornstein. Sie haben alles in Möbelhäusern abgesucht, aber nichts passt wirklich. Und genau da kommt gutes Handwerk ins Spiel. Ein Einbauregal nach Maß löst nicht nur ein Platzproblem, es schafft Charakter und wertet einen Raum ungemein auf. In diesem Guide teile ich mal ein paar ehrliche Einblicke aus der Werkstatt und von Baustellen. Damit du verstehst, worauf es ankommt – von der ersten Idee bis zur letzten Schraube.

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Der Grundstein: Genaue Planung ist die halbe Miete

Jedes gute Projekt beginnt mit Bleistift und Zollstock. Niemals mit der Säge! Der häufigste Fehler, den ich bei Heimwerkern sehe, ist pure Ungeduld. Man will sofort loslegen und was sehen. Aber glaub mir: Jede Stunde, die du jetzt in die Planung steckst, sparst du dir später doppelt und dreifach bei der Korrektur von Fehlern.

Wände und Winkel checken – die ungeschönte Wahrheit

In der Theorie sind Wände gerade und Ecken haben exakt 90 Grad. In der Praxis, vor allem in Altbauten, ist das so gut wie nie der Fall. Bevor du also auch nur eine Linie aufs Papier bringst, musst du die Realität kennen. Schnapp dir eine lange Wasserwaage (ich meine wirklich lang, mindestens einen Meter, besser 1,80 m) oder einen Kreuzlinienlaser und prüfe die Wände. Sind sie im Lot? Sind Boden und Decke wirklich eben?

Kleiner Trick aus der Praxis: Um zu prüfen, ob eine Nische rechtwinklig ist, miss die Diagonalen. Also einmal von links oben nach rechts unten und dann von rechts oben nach links unten. Sind die Maße gleich, herzlichen Glückwunsch! Weichen sie voneinander ab, weißt du sofort, dass du später tricksen musst. Das ist völlig normal, ein Profi plant solche Abweichungen von Anfang an mit ein.

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Was soll das Regal eigentlich aushalten?

Eine entscheidende Frage! Ein Regal für ein paar Taschenbücher hat völlig andere Anforderungen als eines für eine Plattensammlung oder schwere Aktenordner. Papier ist unfassbar schwer. Ein sogenannter „laufender Meter“ Bücher (also ein ein Meter langes, vollgestelltes Regalfach) wiegt locker 30 bis 40 Kilogramm. Ich erinnere mich an einen Kunden, der das Gewicht seiner Vinyl-Sammlung massiv unterschätzt hat. Nach sechs Monaten hingen die Böden seines DIY-Regals durch wie eine Hängematte. Wir mussten alles neu machen.

Als Faustregel für dich: Plane immer mit mehr Gewicht, als du aktuell vorhast. So ein Regal wird über die Jahre ja eher voller als leerer. Bei Bücherregalen solltest du mit mindestens 200 Kilogramm pro Quadratmeter Fläche rechnen. Das hilft dir später, die richtige Materialstärke und die Abstände zwischen den senkrechten Stützen zu wählen.

Die Materialfrage: Worauf du dein Hab und Gut bettest

Die Wahl des richtigen Materials entscheidet über Look und Langlebigkeit. Es gibt kein „bestes“ Material, nur das passende für dein Projekt und deinen Geldbeutel. Hier mal ein kleiner, ehrlicher Überblick:

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  • MDF (Mitteldichte Faserplatte): Der Klassiker für lackierte Oberflächen. MDF hat eine superglatte Oberfläche, die sich toll lackieren lässt. Aber Achtung: Das Zeug ist schwer und biegt sich unter Last relativ schnell durch. Bei einem 19 mm starken MDF-Boden würde ich nie mehr als 70 cm zwischen den Stützen lassen, wenn da Bücher draufkommen. Außerdem quillt es bei Wasserkontakt sofort auf – also Finger weg in Bad oder Keller. Preislich liegt MDF im Baumarkt bei ca. 15-25 € pro Quadratmeter.
  • Tischlerplatte (Stabsperrholz): Mein persönlicher Favorit für lackierte Regale. Innen massive Holzstäbe, außen dünnes Furnier. Das macht die Platte deutlich leichter und biegefester als MDF. Die Kanten sind allerdings nicht so schön und müssen mit einem Anleimer versehen oder sauber verspachtelt werden. Sie ist mit ca. 40-60 € pro Quadratmeter teurer, aber die Stabilität ist es oft wert. Bekommst du am besten im Holzfachhandel.
  • Massivholz (Eiche, Buche, Kiefer…): Wunderschön, lebendig und jedes Brett ein Unikat. Es ist sehr stabil, aber es „arbeitet“, das heißt, es reagiert auf Luftfeuchtigkeit. Man muss ihm bei der Konstruktion etwas Spiel lassen. Kleiner Tipp: Lass das Holz unbedingt eine Woche in dem Raum liegen, in dem das Regal später stehen soll. So kann es sich akklimatisieren.
  • Multiplex (meist Birke): Das ist der Panzer unter den Platten. Extrem stabil, belastbar und mit einer coolen, gestreiften Kante, die man oft bewusst sichtbar lässt. Perfekt für einen modernen Look oder wenn das Regal richtig was aushalten muss. Preislich oft auf dem Niveau von Tischlerplatte oder sogar darüber, je nach Stärke.
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Warum Regalböden durchhängen (und wie du es verhinderst)

Das ist reine Physik. Die Steifigkeit eines Bodens hängt vom Material ab, aber vor allem von seiner Dicke. Eine wichtige Regel: Verdoppelst du die Dicke eines Brettes, wird es ungefähr achtmal steifer. Ein 38 mm dicker Boden ist also eine ganz andere Hausnummer als zwei 19er-Bretter übereinander.

Für die meisten Wohnregale reichen Stärken zwischen 19 mm und 28 mm. Als Faustregel für Bücher bei 30 cm Tiefe: Halte den Abstand zwischen den senkrechten Stützen unter 80 cm, bei schwerer Last oder dünnerem Material lieber bei 60 cm. Nichts sieht unprofessioneller aus als ein durchgebogener „Bananen-Boden“.

So wird’s gebaut: Ein Blick auf die Konstruktion

Es gibt verschiedene Wege, ein Regal zu bauen. Die Methode hängt vom Look, Budget und der nötigen Stabilität ab.

  • Klassischer Korpus mit festen Böden: Das ist die stabilste Bauweise. Seiten, Boden und Deckel bilden einen festen Kasten. Die Böden werden fest damit verbunden. Wir Profis nutzen dafür oft spezielle Dübelfräsen für unsichtbare Verbindungen. Aber keine Sorge, das geht auch einfacher! Du kannst die Böden einfach von außen durch die Seitenteile verschrauben. Wichtig ist, die Löcher vorzubohren und mit einem Senker zu bearbeiten, damit der Schraubenkopf verschwindet. Danach wird alles sauber verspachtelt und geschliffen.
  • Regale mit Lochreihen für flexible Böden: Wenn du die Fachhöhen verändern willst, brauchst du Lochreihen. Dafür gibt es im Baumarkt spezielle Bohrschablonen und Tiefenanschläge für den Bohrer. Das sorgt dafür, dass alle Löcher auf exakt derselben Höhe sind und die Böden später nicht wackeln.
  • Regal direkt in der Nische: Manchmal will man gar keine eigenen Seitenwände. Dann schraubt man stabile Holzleisten links und rechts an die Nischenwände. Die Regalböden werden dann einfach daraufgelegt und von oben oder unten unauffällig fixiert. Das spart Material, klappt aber nur bei tragfähigen Wänden.

Übrigens, unterschätze niemals die Rückwand! Ein alter Lehrmeister sagte immer: „Die Rückwand ist das Rückgrat des Möbels.“ Und er hatte so recht. Sie dient nicht nur der Optik, sondern steift die gesamte Konstruktion aus und sorgt dafür, dass alles im Winkel bleibt.

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Sicherheit zuerst: Scannen, bevor du bohrst!

Bevor du auch nur ein einziges Loch in die Wand bohrst, mach diesen einen, entscheidenden Schritt: Überprüf die Wand auf Strom- und Wasserleitungen. Ernsthaft. Kauf dir ein Ortungsgerät. Ein einfaches Modell wie der „Bosch Truvo“ kostet um die 40 € und ist eine der besten Investitionen, die du tätigen kannst. Ein angebohrtes Stromkabel ist lebensgefährlich, eine Wasserleitung ein finanzielles Desaster. Diese fünf Minuten Vorbereitung können dir Tausende Euro Ärger ersparen.

Die Kunst der Anpassung an krumme Wände

Kaum eine Wand ist perfekt. Um ein Regal ohne hässliche Spalten an eine krumme Wand anzupassen, nutzen wir Tischler eine Technik, die sich „Anreißen“ nennt. Für den Heimwerker ist das aber oft zu kompliziert. Die einfachere und fast genauso gute Lösung ist eine Passleiste. Das ist eine schmale Leiste, die du nach dem Aufstellen des Regals in den Spalt zwischen Regal und Wand einpasst. So geht’s in 3 Schritten: 1. Stell das Regal an seinen Platz und schieb es so nah wie möglich an die Wand. 2. Miss den breitesten Spalt und schneide eine Leiste grob zu, die etwas breiter ist. 3. Halte die Leiste an den Spalt und fahre mit einem kleinen Holzklotz, an den du einen Bleistift hältst, an der Wand entlang. So überträgst du den genauen Wandverlauf auf deine Leiste. Dann einfach an der Linie absägen – passt perfekt!

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Ein ehrliches Wort zu Kosten, Zeit und Selbermachen

Ein maßgefertigtes Einbauregal ist eine Investition, keine Frage. Um mal Butter bei die Fische zu geben: Ein ordentliches, vom Profi gebautes Nischenregal, sagen wir 2,50 m hoch und 1,20 m breit, aus lackiertem MDF, wird dich je nach Region und Ausstattung wahrscheinlich irgendwo zwischen 1.500 € und 2.500 € kosten. Das meiste davon ist Arbeitszeit für Planung, Zuschnitt, Lackierung und Einbau.

DIY oder doch lieber den Profi rufen?

Ein simples Regal in einer geraden Nische kannst du als geübter Heimwerker mit gutem Werkzeug durchaus selbst bauen. Wenn du es versuchen willst, frag dich ehrlich: Hast du das Werkzeug? Das Minimum sind eine lange Wasserwaage, eine gute Handkreissäge (am besten mit Führungsschiene für gerade Schnitte), ein solider Akkuschrauber und das erwähnte Ortungsgerät. Richtig gut wird’s mit einer Kappsäge und einer Oberfräse.

Sobald aber Dachschrägen, krumme Wände oder eine perfekte Lackoberfläche ins Spiel kommen, wird es heikel. Vor allem das Lackieren ist eine Kunst. Besonders bei MDF saugen die Kanten Farbe wie ein Schwamm. Profi-Tipp: Versiegle die Kanten vor dem Lackieren mit einer verdünnten Mischung aus Holzleim und Wasser oder mit speziellem Schleifgrund. Das rettet Projekte!

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Sei ehrlich zu dir. Manchmal ist es klüger, den Fachmann zu holen. Das spart am Ende Zeit, Nerven und oft sogar Geld, weil man kein Material verschwendet oder teure Fehler korrigieren muss.

Egal wie du dich entscheidest: Ein gutes Einbauregal ist eine Freude für Jahre. Es schafft Ordnung, Charakter und ist der Beweis, dass durchdachtes Handwerk einen echten Unterschied macht. Es ist eben mehr als nur ein Regal – es ist ein echtes Stück Zuhause.

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MDF (Mitteldichte Faserplatte): Der Verwandlungskünstler. Ideal, wenn das Regal lackiert werden soll. Die Oberfläche ist extrem glatt und nimmt Farbe perfekt auf, was zu einem professionellen, nahtlosen Finish führt. Perfekt für elegante, einfarbige Looks.

Multiplexplatte (z.B. Birke): Der Charakterdarsteller. Die sichtbaren Schichten an den Kanten sind ein bewusstes Design-Statement und passen perfekt zum skandinavischen oder industriellen Stil. Extrem stabil und verzugsarm, bleibt die Holzoptik erhalten. Ideal, wenn das Material selbst wirken soll.

Die Entscheidung hängt also rein von der gewünschten Ästhetik ab: lackierte Eleganz oder ehrliche Materialität?

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Wie wird aus einem guten Regal ein echtes Highlight?

Durch gezielt eingesetztes Licht. Anstatt nur den Raum zu erhellen, beleuchtet das Regal sich selbst und die darin platzierten Objekte. Die eleganteste Lösung sind eingefräste LED-Profile, zum Beispiel von SLV oder Paulmann, die bündig im Regalboden verschwinden und ein diffuses, nach unten gerichtetes Licht werfen. Wichtig: Die Verkabelung muss bereits in der Planungsphase berücksichtigt und idealerweise unsichtbar hinter den Seitenteilen oder einer doppelten Rückwand geführt werden. Eine nachträgliche Installation ist oft aufwändig und selten so sauber.

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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Ein Detail, das oft übersehen wird: die Traglast und Durchbiegung. Nichts zerstört die Optik eines maßgefertigten Regals so sehr wie ein durchhängender Regalboden. Als Faustregel gilt: Bei einer üblichen Tiefe von 30 cm und einer Materialstärke von 19 mm sollte ein Regalboden für Bücher eine Spannweite von 80 cm nicht überschreiten. Bei längeren Fächern muss unbedingt eine vertikale Stütze eingeplant oder die Rückkante mit einer aufgedoppelten Leiste verstärkt werden. Das ist kein Schönheitsfehler, sondern pure Physik!

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  • Klare, ununterbrochene Linien.
  • Ein Gefühl von Leichtigkeit und Modernität.
  • Keine sichtbaren Winkel oder Konsolen.

Das Geheimnis hinter dem schwebenden Regal? Spezielle Tablarträger. Das sind massive Stahlbolzen auf einer Montageplatte, die fest in der Wand (am besten im Mauerwerk oder an einem Holzständer) verdübelt werden. Das Regalbrett selbst wird dafür passend aufgebohrt und einfach auf die Bolzen aufgeschoben. Hersteller wie Häfele bieten hierfür extrem robuste Systeme, die selbst schwere Lasten unsichtbar tragen.

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Klangwunder selber machen: Der ultimative Guide zum Rasseln bauen – sicher, kreativ und mit Geling-Garantie

Ein Grundprinzip des Interior Designs: Vertikale Linien ziehen den Blick nach oben und lassen Räume höher und luftiger wirken. Ein deckenhohes Einbauregal ist daher nicht nur Stauraum, sondern auch ein architektonischer Trick für mehr Großzügigkeit.

Trauen Sie sich, mit Farbe zu spielen! Ein cleverer Trick ist, nur die Rückwand der Nische in einem Akzentton zu streichen, bevor das Regal eingebaut wird. Das schafft Tiefe und lässt Ihre Objekte wie auf einer Bühne erscheinen. Für den ultimativen, architektonischen Look streichen Sie das gesamte Einbauregal im exakt selben Farbton und Glanzgrad wie die umgebenden Wände. Das Regal verschmilzt so optisch mit dem Raum und wirkt wie ein fester, skulpturaler Bestandteil der Architektur. Hochwertige Lacke, wie der „Estate Eggshell“ von Farrow & Ball, sind hierfür ideal, da sie eine edle, matte Oberfläche erzeugen.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.