Platz unter der Treppe: Vom ungenutzten Winkel zum smarten Stauraumwunder
In fast jedem Haus, in dem ich über die Jahre gearbeitet habe, gibt es diese eine Ecke: den ungenutzten, oft etwas düsteren Raum unter der Treppe. Meistens ist es der Friedhof für den Staubsauger, alte Schuhe oder die Tasche, die man nirgendwo sonst hinstellen will. Aber ganz ehrlich? In diesem vermeintlichen Niemandsland steckt ein unglaubliches Potenzial. Und ich möchte dir hier nicht nur ein paar schicke Fotos zeigen, sondern echtes Praxiswissen an die Hand geben, damit dein Projekt ein voller Erfolg wird – sicher, stabil und am Ende richtig nützlich.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vor dem ersten Hammerschlag: Die Planungsphase ist alles
- 2 Einfache Ideen mit großer Wirkung: Was du selbst schaffen kannst
- 3 Für Fortgeschrittene: Wann du den Fachmann rufen solltest
- 4 Achtung, Falle! Diese Ideen solltest du direkt wieder vergessen
- 5 Fazit: Gut geplant ist schon die halbe Miete
- 6 Bildergalerie
Viele Leute kommen mit tollen Ideen an: ein kleines Büro, ein Mini-Gästebad oder eine kuschelige Leseecke. Das ist im Prinzip alles machbar. Doch bevor wir über Farben und Griffe philosophieren, müssen wir über das Fundament sprechen. Klingt vielleicht langweilig, aber Statik, Brandschutz und Bauvorschriften sind die Dinge, die darüber entscheiden, ob dein Ausbau eine dauerhafte Freude oder ein teurer Albtraum wird. Lass uns das mal Schritt für Schritt durchgehen.

Vor dem ersten Hammerschlag: Die Planungsphase ist alles
Jeder gute Handwerker wird dir bestätigen: Die meiste Arbeit passiert im Kopf, lange bevor das erste Werkzeug brummt. Ein unüberlegter Durchbruch oder ein falscher Schrank unter der Treppe kann im schlimmsten Fall die Bausubstanz ruinieren. Nimm dir also wirklich Zeit für die ersten, entscheidenden Fragen.
Statik: Stützt die Wand oder wird sie gestützt?
Das ist die absolute Gretchenfrage: Ist die Wand unter deiner Treppe eine tragende Wand? Eine Treppe wiegt ordentlich was und manchmal lastet ein Teil dieses Gewichts auf der Wand darunter. Wenn du hier einfach eine Öffnung reinsägst, kann das die ganze Stabilität gefährden.
Wie findest du das heraus?
- Baupläne checken: Das ist der sicherste Weg. In den Plänen deines Hauses sind tragende Wände speziell markiert.
- Wandstärke messen: Tragende Wände sind meistens dicker. Alles ab 17,5 cm ist ein starkes Indiz. Leichte Trennwände im Trockenbau sind oft nur 10 bis 12,5 cm dick.
- Der gute alte Klopftest: Eine massive Wand klingt dumpf und voll. Eine Trockenbauwand? Hohl. Verlass dich aber bitte nie allein auf dein Gehör!
Mein klarer Rat aus der Praxis: Wenn du auch nur den leisesten Zweifel hast, hol dir einen Statiker. Ehrlich, die Kosten für eine kurze Begutachtung – rechne mal mit 200 € bis 450 € – sind ein Witz im Vergleich zu den Kosten eines Strukturschadens. Ich habe schon Sanierungen gesehen, die am Ende zehnmal so teuer waren wie der ursprünglich geplante Ausbau.

Brandschutz: Dein Fluchtweg ist heilig
Dein Treppenhaus ist im Brandfall der wichtigste Fluchtweg aus den oberen Etagen. Das ist keine Empfehlung, das ist in den Landesbauordnungen knallhart geregelt. Ein Ausbau darf diesen Weg niemals blockieren.
Worauf musst du achten?
- Freie Bahn: Die Mindestbreite des Durchgangs (meist 80 bis 100 cm) muss bleiben. Eine Schranktür, die in den Weg aufgeht, oder ein vorstehendes Regal sind absolute No-Gos. Schnapp dir mal einen Zollstock: Wie breit ist es bei dir an der engsten Stelle?
- Brandlasten vermeiden: Lagere keine leicht brennbaren Materialien wie Papierstapel oder Lackdosen offen unter der Treppe. Ein kleiner Funke, und der Fluchtweg steht in Flammen.
- Rauchmelder-Pflicht: Ein Rauchmelder im Treppenhaus ist sowieso fast überall Pflicht. Wenn du dort unten etwas einbaust, ist er unverzichtbar. Punkt.
Lüftung: Der stille Kampf gegen Schimmel
Der Raum unter der Treppe ist oft eine kalte, schlecht belüftete Ecke, besonders an Außenwänden. Warme, feuchte Raumluft kondensiert hier supergern. Das Ergebnis? Ein feuchter Fleck und früher oder später Schimmel. Das sieht nicht nur übel aus, es ist auch ungesund.

Wenn du den Raum also mit einer Tür verschließt, musst du für Luftzirkulation sorgen. Schon einfache Lüftungsgitter in der Tür oder der Wand helfen. Wenn du Schränke einbaust, lass immer ein paar Zentimeter Abstand zur Wand (man nennt das Hinterlüftung), damit die Luft zirkulieren kann.
Einfache Ideen mit großer Wirkung: Was du selbst schaffen kannst
Es muss ja nicht immer gleich das ganz große Ding sein. Mit etwas Geschick kannst du schon an einem Wochenende viel erreichen.
Der Quick-Win für Ungeduldige (ca. 1 Stunde, 30 €): Du willst die unordentliche Ecke einfach nur schnell verstecken? Die einfachste Lösung ist ein schöner, schwerer Vorhang. Besorg dir im Baumarkt eine Klemmstange, die du zwischen die Wände spannst (kein Bohren nötig!), häng einen dicken Stoff davor – fertig ist die unsichtbare Nische. Günstig, schnell und rückbaubar.
Dein erstes Regalprojekt (ca. 1 Wochenende, ~150 €)
Ein maßgefertigtes Regal ist der Klassiker und nutzt die Schräge perfekt aus. Das ist ein super Projekt für den Anfang.

Was du brauchst – die kleine Einkaufsliste:
- Material: Leimholzplatten aus Fichte oder Kiefer sind ideal für den Start (rechne mit ca. 20-30 €/m²). MDF-Platten sind günstiger, aber die Schnittkanten musst du gut versiegeln und lackieren, sonst ziehen sie Feuchtigkeit. Soll es edler sein, sind Buche oder Eiche toll, kosten aber schnell 80 €/m² und mehr.
- Befestigung: Für massive Wände brauchst du normale Spreizdübel, für Gipskartonwände spezielle Hohlraumdübel (ca. 10 € die Packung).
- Finish: Ein gutes Holzöl oder ein Lack (ca. 15-20 €).
- Werkzeug: Bohrmaschine, Wasserwaage, Zollstock und eine Schmiege (verstellbarer Winkel) oder – der Profi-Hack – ein großes Stück Pappe.
Kleiner Profi-Tipp: Um die blöde Treppenschräge perfekt auf dein Holz zu übertragen, ohne dich zu vermessen, nimm ein großes Stück Pappe. Halte es an die Wand, zeichne die Schräge nach und schneide es aus. Diese Pappschablone kannst du dann ganz einfach als Vorlage auf dein Regalbrett legen. Klappt immer!
Schränke und Schubladen: Das Stauraumwunder
Geschlossene Fronten bringen sofort Ruhe rein. Hier wird es schon anspruchsvoller.

Richtig genial für die Tiefe unter dem oberen Treppenteil sind ausziehbare Apothekerschränke auf Rollen. Damit kommst du an alles ran, ohne reinkriechen zu müssen. Für schwere Sachen wie Getränkekisten oder Werkzeug brauchst du aber unbedingt hochwertige Schwerlastauszüge, die mindestens 45 kg tragen. Spar hier nicht am falschen Ende, billige Auszüge klemmen oder brechen. Und mein Tipp für die Fronten: Nimm grifflose „Push-to-open“-Beschläge. Da bleibt niemand hängen, was im engen Flur Gold wert ist.
Für Fortgeschrittene: Wann du den Fachmann rufen solltest
Manche Ideen sind super, aber technisch so anspruchsvoll, dass du als Laie die Finger davonlassen solltest. Hier ist die Zusammenarbeit mit Profis kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit.
Das kleine Heimbüro
Eine Nische für den Laptop klingt simpel. Aber für gutes Arbeiten braucht es mehr als ein Brett. Die Schreibtischhöhe sollte bei ca. 72-75 cm liegen und du brauchst genug Beinfreiheit. Oft ist es unter der Treppe zu niedrig, um aufrecht zu sitzen. Das wichtigste ist aber gutes, blendfreies Licht. Dafür muss oft ein Elektriker eine neue Leitung legen. Bei der Gelegenheit kann er auch gleich genug Steckdosen und einen LAN-Anschluss für stabiles Internet installieren. Für die Beleuchtung reichen oft schon selbstklebende LED-Strips aus dem Baumarkt (ca. 20-30 €), wenn es nur um Atmosphäre geht. Für echtes Arbeitslicht sind Einbauspots aber die bessere Wahl.

Das Gäste-WC: Ein Projekt für ein ganzes Team
Der Traum vom kleinen WC unter der Treppe ist auch das komplexeste Projekt. Du brauchst Wasser- und vor allem Abwasseranschlüsse mit Gefälle. Oft ist eine Kleinhebeanlage nötig, die aber Lärm macht und gewartet werden muss. Dazu kommen Abdichtungen, Fliesen, Lüftung nach Vorschrift und Elektrik.
Ganz ehrlich: So ein Projekt ist ein Fall für ein Team aus Installateur, Elektriker und Trockenbauer. Realistisch liegst du hier schnell bei Kosten von 4.000 bis 7.000 €, je nach Ausstattung. Das sollte man vorher wissen.
Die Spielecke für Kinder: Sicherheit an erster Stelle
Eine Kuschelhöhle für die Kleinen ist eine wundervolle Idee! Aber hier trägst du eine besondere Verantwortung. Verwende nur schadstofffreie Materialien (achte auf Siegel wie den „Blauen Engel“), runde alle Kanten sorgfältig ab und sorge für kindersichere Steckdosen und Lampen. Bei Klappen und Türen ist ein Klemmschutz Pflicht!
Achtung, Falle! Diese Ideen solltest du direkt wieder vergessen
Es gibt ein paar Dinge, die immer wieder als Idee aufkommen, aber extrem problematisch oder schlichtweg gefährlich sind.

- Der Kamin unter der Treppe: Ich kann es nicht oft genug sagen: Ein echter, holzbefeuerter Kamin hat unter einer Holztreppe absolut nichts verloren. Die Brandgefahr durch Hitzestau ist gigantisch. Kein Schornsteinfeger würde das jemals abnehmen. Die einzige Ausnahme: ein rein elektrischer Kamin, der nur für die Optik da ist und nicht heizt.
- Die Mini-Küche: Eine Kaffeebar mit Wasserkocher ist okay. Aber eine Kochnische mit Herdplatten ist ein enormes Risiko. Die Kombination aus Hitze, Fettdunst und der engen Nische ist ein Rezept für einen Fettbrand. Lass die Finger davon!
Fazit: Gut geplant ist schon die halbe Miete
Der Platz unter deiner Treppe ist eine kleine Goldgrube. Der Schlüssel zum Erfolg ist aber nicht, wild drauf loszubauen, sondern ehrlich zu planen.
Frag dich immer: Was will ich erreichen? Was kann ich wirklich selbst? Und wo sind meine Grenzen? Ein Regal selbst zu bauen, kann mega befriedigend sein. Der Versuch, ein Gäste-WC ohne Erfahrung zu installieren, endet meistens in Frust und teuren Folgekosten.

Mein wichtigster Rat: Investiere lieber ein paar Euro in die Beratung durch einen erfahrenen Handwerker oder Statiker. Das bewahrt dich vor den richtig teuren Fehlern. Denk immer dran: Zweimal messen, einmal sägen. Beim Ausbau unter der Treppe gilt das doppelt und dreifach. Wenn du das beachtest, wird aus deiner ungenutzten Ecke ein echter Gewinn für dein Zuhause.
Bildergalerie


„Der Raum unter der Treppe ist oft der am wenigsten, aber am strategischsten gelegene ungenutzte Raum in einem Haus.“ – Maxwell Ryan, Gründer von Apartment Therapy
Diese Erkenntnis trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist nicht nur ein Abstellraum, sondern oft ein zentraler Punkt zwischen den Etagen. Die richtige Nutzung kann den Verkehrsfluss und die Funktionalität eines ganzen Hauses verändern. Statt ihn zu verstecken, sollten Sie ihn als Chance sehen, ein gestalterisches Statement zu setzen oder eine dringend benötigte Funktion wie eine Mini-Garderobe oder eine Kaffeebar zu integrieren.
Massanfertigung vom Schreiner oder doch ein cleverer IKEA-Hack?
Eine komplette Massanfertigung ist die Königslösung für perfekte Passform, kann aber schnell ins Geld gehen. Eine budgetfreundliche und kreative Alternative ist der Umbau von Standardmöbeln. Die PLATSA-Serie von IKEA ist hierbei ein Favorit unter Heimwerkern: Die modularen Korpusse in verschiedenen Tiefen lassen sich gut kombinieren und mit einer Säge an die Treppenschräge anpassen. Kombiniert mit hochwertigen Fronten (z.B. von Anbietern wie Superfront oder Reform) und Push-to-Open-Beschlägen erzielen Sie eine Optik, die kaum von der teuren Schreinerlösung zu unterscheiden ist.


