Weihnachtsstern-Rettung: So überlebt er die Feiertage (und blüht nächstes Jahr wieder!)

von Julia Steinhoff
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Jedes Jahr das gleiche Spiel, oder? Ab November stolpert man überall über sie: leuchtend rote, manchmal auch weiße oder pinke Weihnachtssterne. Sie gehören zur Adventszeit wie der Duft von Zimt und Tannennadeln. Aber ganz ehrlich, genauso schnell wie sie in den Einkaufswagen hüpfen, landen sie nach den Feiertagen oft wieder in der Tonne. Das muss aber absolut nicht sein.

Aus meiner Erfahrung als Gärtner kann ich dir sagen: Der Weihnachtsstern ist keine Wegwerf-Pflanze. Er ist ein ziemlich robuster Überlebenskünstler aus wärmeren Gefilden und kann bei dir jahrelang wohnen. Man muss nur ein paar grundlegende Dinge über ihn wissen. Vergiss komplizierte Anleitungen – hier bekommst du handfeste Tipps aus der Praxis, damit du lange Freude an deinem winterlichen Mitbewohner hast.

Das Geheimnis der Farben: Was da wirklich leuchtet

Was die meisten Leute für die Blüte halten, ist in Wahrheit ein cleverer Trick der Natur. Diese farbigen Blätter sind sogenannte Hochblätter oder Brakteen. Ihre einzige Aufgabe ist es, mit ihrer Farbe Insekten anzulocken. Die echten Blüten sind winzig und ziemlich unscheinbar: die kleinen, gelb-grünen Knubbel in der Mitte. Unter Profis nennen wir sie Cyathien.

Christstern rote Hochblätter sehr eyecatching ein Symbol der Weihnachten
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Und genau hier liegt der erste Geheimtipp: An diesen Mini-Blüten erkennst du die Frische einer Pflanze. Sind sie noch fest verschlossen und knospig? Perfekt! Das bedeutet, die Pflanze hat ihre beste Zeit noch vor sich. Fallen sie schon ab oder sehen vertrocknet aus, ist die Blütezeit fast vorbei – lass diese Pflanze lieber stehen.

Übrigens, der Weihnachtsstern gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse. Das bedeutet, er hat einen weißen Milchsaft im Inneren. Der ist für die Pflanze super, für uns aber ein Grund zur Vorsicht. Dazu später mehr.

Warum dein Weihnachtsstern auf kurze Tage steht

Wenn du eine Sache über diese Pflanze verstehen musst, dann diese: Sie ist eine sogenannte Kurztagpflanze. Das ist der Schlüssel zu allem. Es heißt, sie bildet ihre prächtigen, farbigen Hochblätter nur dann, wenn sie über Wochen hinweg täglich mehr als 12 Stunden absolute Dunkelheit bekommt. In ihrer tropischen Heimat passiert das ganz natürlich im Winter.

In den Blättern sitzt ein Farbstoff, der quasi die Nachtlänge misst. Ist die Nacht lang genug, gibt er das Signal zur Blütenbildung und zur Umfärbung. Schon das Licht einer Straßenlaterne, die nachts ins Zimmer scheint, oder eine Leselampe kann diesen Prozess komplett stören. Das ist der Hauptgrund, warum Weihnachtssterne im zweiten Jahr oft einfach nur grün bleiben. Ich hatte mal einen Azubi, der dachte, eine dunkle Ecke im Wohnzimmer reicht aus. Tja, das Licht der Straßenlaterne hat alles ruiniert und die Pflanze blieb grün. Also merk dir: Es muss wirklich STOCKDUNKEL sein!

Christstern rote Hochblätter grüne Blätter unten die klassische Farbkombination
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Der Kauf: Hier entscheidet sich fast alles

Der Erfolg beginnt nicht erst bei dir zu Hause, sondern schon im Laden. Viele Pflanzen werden leider schon kaputt gepflegt, bevor sie überhaupt ein Preisschild sehen. Hier ist deine Checkliste, um einen gesunden Kandidaten zu finden.

Was ein gutes Zeichen ist :

  • Der Standort im Geschäft: Die Pflanze steht im warmen Innenraum, geschützt vor Zugluft und Kälte.
  • Die Mini-Blüten: Die kleinen gelben Knubbel in der Mitte sind noch geschlossen oder sehen frisch und knospig aus.
  • Das Laub: Die Blätter sind kräftig, sattgrün und reichen bis ganz nach unten. Es gibt keine gelben oder hängenden Blätter.
  • Die Erde: Der Topfballen fühlt sich leicht feucht an, aber nicht triefend nass oder staubtrocken.

Was eine rote Flagge ist :

  • Kältefalle: Kaufe NIEMALS eine Pflanze, die draußen vor dem Supermarkt oder im zugigen Eingangsbereich stand. Ein Kälteschock unter 12 °C ist oft ein unsichtbares Todesurteil. Zu Hause wirft sie dann plötzlich alle Blätter ab, und du weißt nicht, wieso.
  • Nasse Füße: Wenn der Topf verdächtig schwer ist und Wasser unten rausläuft, steht er wahrscheinlich schon ewig in Staunässe. Die Wurzeln sind dann schon am Faulen.
  • Transport ohne Schutz: Lass die Pflanze immer gut in Papier einwickeln. Selbst der kurze Weg zum Auto kann bei Minusgraden zu viel sein. Und bitte, lass sie nicht im kalten Auto warten, während du noch andere Besorgungen machst.

Preislich solltest du bei einem gesunden Weihnachtsstern aus dem Gartencenter mit etwa 8 € bis 15 € rechnen. Die Billigangebote für 3 € aus dem Baumarkt-Eingangsbereich sind oft die, die den Transport-Stress nicht überleben.


Die Pflege zu Hause: Weniger ist oft mehr

Herzlichen Glückwunsch, dein Weihnachtsstern ist sicher angekommen! Jetzt braucht er nur noch den richtigen Platz und die richtige Pflege. Das ist einfacher, als du denkst.

Standort und Wärme

Ein heller und warmer Platz ist ideal, am besten so zwischen 18 und 22 Grad. Ein Ost- oder Westfenster ist perfekt, pralle Mittagssonne mag er nicht so gern. Was er aber absolut hasst, ist Zugluft. Stell ihn also nicht neben eine ständig geöffnete Tür oder ein undichtes Fenster. Kleiner Tipp: Wenn du lüftest, stell ihn für diese 10 Minuten einfach kurz in einen anderen Raum.

Das Gießen: Der häufigste Fehler

Die meisten Weihnachtssterne ertrinken, sie vertrocknen nicht. Staunässe ist ihr Feind Nummer eins. Wenn die Wurzeln permanent im Wasser stehen, faulen sie. Das Kuriose daran: Die Pflanze vertrocknet dann, obwohl die Erde nass ist, weil die kaputten Wurzeln kein Wasser mehr aufnehmen können.

Dein Quick-Win für heute: Geh jetzt zu deinem Weihnachtsstern und mach den Fingertest. Steck deinen Finger etwa zwei Zentimeter tief in die Erde. Fühlt es sich dort trocken an? Dann gieße ihn. Fühlt es sich noch feucht an? Lass ihn in Ruhe. Allein das rettet schon 90 % aller Pflanzen!

Christstern zweifarbig oder mit gesprenkelten Blättern im Blumenhandel zu finden

Am besten gießt du von unten. Stell den Topf für ca. 15 Minuten in eine Schale mit lauwarmem Wasser. Danach lässt du ihn gut abtropfen, bevor er zurück in den Übertopf kommt. Wenn du von oben gießt, schütte das überschüssige Wasser im Übertopf nach 20 Minuten unbedingt weg.

Dünger? Erst mal nicht!

Solange dein Weihnachtsstern seine farbigen Blätter hat, braucht er keinen Dünger. Die Nährstoffe in der Erde vom Gärtner reichen völlig aus. Sehr trockene Heizungsluft mag er nicht so gern. Wenn du ihm was Gutes tun willst, besprüh die grünen Blätter ab und zu mit etwas Wasser. Aber Achtung: Nicht auf die farbigen Hochblätter sprühen, das gibt unschöne Flecken.

Das Leben nach Weihnachten: So bringst du ihn wieder zum Blühen

Das ist die Königsdisziplin, aber absolut machbar. Mit diesem Fahrplan erstrahlt dein grüner Freund nächstes Jahr wieder in voller Farbe.

Phase 1: Die Ruhepause (Januar bis April)

Wenn die farbigen Blätter abfallen, gönn der Pflanze eine Pause. Stell sie etwas kühler (so um die 15-18 °C), gieße nur noch sehr wenig und stell das Düngen komplett ein. Im März oder April kommt der Rückschnitt: Schneide alle Triebe auf etwa 10-15 cm zurück. Wichtiger Tipp: Schneide immer ungefähr einen Zentimeter über einem nach außen zeigenden „Auge“ (ein kleiner Knoten am Stiel). Dort treibt die Pflanze dann schön buschig wieder aus. Denk an Handschuhe wegen des Milchsafts!

Christstern milchweiße Hochblätter viel natürliche Schönheit
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Phase 2: Die Wachstumsphase (Mai bis August)

Jetzt geht’s wieder los! Topfe die Pflanze in frische Erde um. Hol dir am besten eine torffreie Kübelpflanzenerde (kostet ca. 5-7 € für einen 10-Liter-Sack) und misch eine Handvoll Sand oder Perlite drunter. Das sorgt für lockere Erde und verhindert Staunässe. Stell sie wieder wärmer und heller und beginne, alle zwei Wochen mit einem flüssigen Dünger für Blühpflanzen zu düngen. Ab Ende Mai kann sie sogar an einen geschützten Platz auf den Balkon.

Phase 3: Die Blüte einleiten (ab Ende September)

Jetzt wird’s ernst. Ab Ende September oder Anfang Oktober muss die Pflanze für etwa acht Wochen in die absolute Dunkelheit – für mindestens 12, besser 14 Stunden pro Tag. Stell sie jeden Abend (z.B. um 18 Uhr) in einen stockdunklen Raum, einen Schrank oder stülp einfach einen großen Karton drüber. Morgens (z.B. um 8 Uhr) holst du sie wieder raus. Sei da wirklich konsequent! Nach ein paar Wochen wirst du sehen, wie sich die oberen Blätter langsam verfärben.

Christstern milchweiße Hochblätter viel natürliche Schönheit

Probleme schnell erkennen und lösen

  • Grüne Blätter fallen ab? Das ist fast immer ein Kälteschock oder Zugluft. Sofort an einen wärmeren, geschützten Ort stellen und hoffen.
  • Untere Blätter werden gelb und fallen ab? Ein klares Zeichen für Wurzelfäule durch zu viel Wasser. Sofort aus dem Topf nehmen, faulige Wurzeln abschneiden und in frische, trockene Erde umtopfen. Danach deutlich weniger gießen!
  • Blätter rollen sich ein? Der Ballen ist wahrscheinlich komplett ausgetrocknet. Stell den Topf in ein Wasserbad, bis keine Blasen mehr aufsteigen, und lass ihn dann gut abtropfen.
  • Kleine weiße Fliegen? Das ist die Weiße Fliege. Gelbtafeln (Leimfallen aus dem Baumarkt) fangen die erwachsenen Tiere. Gegen die Larven hilft eine Sprühlösung mit Niemöl.

Ein Wort zur Sicherheit: Der Milchsaft

Ja, der weiße Saft, der bei Verletzungen austritt, kann Hautreizungen verursachen. Also beim Schneiden oder Umtopfen am besten Handschuhe tragen. Sollte doch mal was auf die Haut kommen, keine Panik. Einfach die Stelle gründlich mit Wasser und Seife abwaschen.

Christstern Hochblätter in Pink ein richtiger Blickfang
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Die heutigen Zuchtsorten sind deutlich weniger giftig als die Wildform. Trotzdem gilt die Pflanze als schwach giftig. Für Kleinkinder und Haustiere ist der Verzehr tabu. Stell sie also am besten außer Reichweite, dann bist du auf der sicheren Seite.

Bildergalerie

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Wussten Sie schon? Der Weihnachtsstern ist für 85 % des Umsatzes aller Topfpflanzen im Winter verantwortlich.

Diese erstaunliche Zahl des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums zeigt, wie tief die Pflanze in unseren Festtagstraditionen verwurzelt ist. Doch ihre Beliebtheit führt oft zu Massenproduktion. Achten Sie beim Kauf daher gezielt auf Pflanzen aus lokalen Gärtnereien. Sie sind oft robuster, besser akklimatisiert und halten den Stress des Standortwechsels viel besser aus als ihre Pendants aus dem Baumarkt.

Christstern zarte rosa Hochblätter Blätterpracht jedoch leicht giftig

Der häufigste Fehler passiert schon vor der Haustür?

Ja, und er kostet unzählige Weihnachtssterne das Leben: der Kälteschock. Diese tropischen Schönheiten hassen plötzliche Kälte und Zugluft. Der Weg vom warmen Geschäft durch die kalte Winterluft zum Auto ist ihr größter Feind. Lassen Sie die Pflanze daher immer sorgfältig in Papier einpacken. Zuhause sollte sie nicht direkt an ein eiskaltes Fenster oder neben eine ständig geöffnete Tür gestellt werden. Ein paar Minuten Kälte können bereits zu irreversiblem Blattfall führen.

Christstern viele Pflanzen in verschiedenen Farben ein Farbenmeer im Blumengeschäft zu Weihnachten
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Moderne Creme- & Rosatöne: Sorten wie ‚Princettia‘ oder ‚J’adore Pink‘ wirken sanfter und moderner. Sie fügen sich wunderbar in skandinavische oder minimalistische Einrichtungsstile ein und harmonieren toll mit Silber, Weiß und kühlen Pastellfarben.

Die Wahl der Farbe beeinflusst die gesamte Raumwirkung – von festlich-warm bis elegant-kühl.

Statt täglichem Gießen, das oft zu nassen Füßen und Wurzelfäule führt, schwören Profis auf die Tauchmethode. Sie ahmt einen tropischen Regenguss nach und versorgt die Wurzeln optimal.

  • Heben Sie die Pflanze an. Fühlt sich der Topf leicht an, ist es Zeit für ein Bad.
  • Stellen Sie den gesamten Topf für etwa 10-15 Minuten in ein mit lauwarmem Wasser gefülltes Waschbecken.
  • Lassen Sie ihn danach vollständig abtropfen. Es darf kein Wasser im Übertopf stehen bleiben.

Das Geheimnis? Die Erde saugt sich komplett voll, und die Pflanze hat für viele Tage genug Feuchtigkeit, ohne zu ertrinken.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.