Gästezimmer einrichten: So wird’s richtig gemütlich (und nicht nur ’ne Abstellkammer)

von Shishkova
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Ganz ehrlich? Ich habe in meiner langen Zeit im Handwerk schon so einige Gästezimmer gesehen. Die meisten waren, sagen wir mal, suboptimal. Entweder eine bessere Rumpelkammer mit einer Matratze in der Ecke oder das genaue Gegenteil: überladen mit Deko, aber total unpraktisch. Ein gutes Gästezimmer hat aber nichts damit zu tun, die Schwiegermutter zu beeindrucken. Es geht um echte, ehrliche Gastfreundschaft.

Es geht darum, einen Ort zu schaffen, der sagt: „Hey, schön, dass du da bist. Fühl dich wie zu Hause.“ Ich erinnere mich an einen Fall, da wurde ein Vermögen für schicke Möbel ausgegeben, aber an Steckdosen am Bett hat keiner gedacht. Der Gast musste sein Handy am Boden quer durch den Raum laden. Das ist keine Gastfreundschaft, das ist Fassade. Deshalb zeige ich dir hier, worauf es wirklich ankommt – ohne Designer-Gerede, sondern mit praktischen Tipps aus der Werkstatt.

Die Basis schaffen: Planung ist alles

Bevor du auch nur an eine Wandfarbe denkst, lass uns über das Fundament sprechen. Ein Raum, der nicht funktioniert, wird niemals wirklich gemütlich, egal wie viele Kissen du hineinwirfst.

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Der Grundriss: Erst die Logik, dann die Optik

Schau dir den leeren Raum an. Wo sind Fenster, Tür, Heizkörper? Das Bett ist der Star, seine Position ist entscheidend. Stell es am besten so, dass man die Tür im Blick hat, aber nicht direkt davor liegt – das gibt unterbewusst ein Gefühl von Sicherheit. Ein Platz direkt unterm Fenster ist oft keine gute Idee: im Winter kann es ziehen und im Sommer weckt die Morgensonne deine Gäste viel zu früh. Eine solide Wand ohne Fenster ist meistens der beste Platz.

Selbst in einem kleinen Raum kannst du Zonen schaffen: eine Schlafzone (das Bett), eine Ablagezone (für Koffer und Kleidung) und vielleicht eine kleine Ecke mit einem Sessel. Das bringt sofort Ruhe und Ordnung rein.

Elektrik: Der oft unterschätzte Komfortfaktor

Achtung, das hier ist wichtig! Die Elektrik nachträglich zu ändern, ist ein riesiger Aufwand und kostet richtig Geld. Also, plane das, bevor du den Pinsel schwingst.

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Ganz wichtig: Alles, was an die feste Installation geht (Dosen versetzen, Schalter anschließen), ist ein Job für den zertifizierten Elektriker. Das ist keine Empfehlung, sondern Vorschrift. Hier geht’s um Brandschutz und deine Versicherung. Ein Profi kostet dich für das Setzen von ein paar neuen Steckdosen vielleicht zwischen 150 € und 300 €, aber das ist eine Investition in die Sicherheit.

Was du aber planen solltest:

  • Steckdosen am Bett: Das ist ein absolutes Muss. Plane auf jeder Bettseite mindestens eine Doppelsteckdose. Eine für die Lampe, eine zum Laden von Handy, Smartwatch und Co. Steckdosen mit integriertem USB-Anschluss sind heute ein super Upgrade und kosten kaum mehr.
  • Zusätzliche Steckdose: Eine weitere in einer anderen Ecke des Raumes ist Gold wert für den Staubsauger oder wenn der Gast mal einen Laptop anschließen will.
  • Der Lichtschalter-Trick: Kennst du eine Wechselschaltung? Damit kann dein Gast das Licht an der Tür an- und vom Bett aus wieder ausschalten. Purer Luxus, der kaum mehr kostet, wenn man ihn von Anfang an mitplant.
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Raumklima und Schallschutz: Die unsichtbaren Wohlfühl-Faktoren

Ein Gast, der in einem stickigen Raum oder bei Lärm schlecht schläft, fühlt sich nicht willkommen. Lüfte das Zimmer regelmäßig, auch wenn es leer steht – am besten 5 Minuten Stoßlüften statt stundenlang das Fenster auf Kipp. Gekippte Fenster kühlen die Wände aus und können gerade in älteren Häusern Schimmel fördern.

Liegt das Zimmer neben dem Wohnzimmer mit der Heimkinoanlage? Dann ist Schallschutz kein Luxus, sondern Respekt. Eine Tür mit einer massiven Vollspanplatte statt einer billigen Waben-Füllung macht schon einen Unterschied. Noch besser ist eine absenkbare Bodendichtung – die kostet vielleicht 30-50 € extra, aber die Ruhe ist unbezahlbar. Schwere Vorhänge und ein Teppich schlucken ebenfalls eine Menge Lärm.

Wände und Boden: Die Bühne für dein Gästezimmer

So, jetzt geht’s ans Eingemachte. Eine gute Wandfläche besteht zu 90 % aus unsichtbarer Vorarbeit. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen!

Wand vorbereiten für Dummies: In 4 Schritten zur perfekten Wand

Du kannst die teuerste Farbe kaufen – auf einem schlechten Untergrund ist das Geldverschwendung. Also, so geht’s richtig:

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  1. Der Test: Fahr mit der flachen Hand über die Wand. Bleibt ein staubiger, kreidiger Film zurück? Dann musst du die Wand mit Tiefengrund grundieren. Sonst hält die neue Farbe nicht.
  2. Spachteln: Kleine Löcher und Risse füllst du mit Fertigspachtel aus der Tube (kostet ca. 5-10 € im Baumarkt). Drück die Masse rein und zieh sie mit einem kleinen Spachtel glatt.
  3. Schleifen: Wenn alles trocken ist, schleifst du die Stellen glatt. Nimm dafür am besten ein Schleifgitter, kein normales Schleifpapier. Das setzt sich nicht so schnell zu und das Ergebnis wird gleichmäßiger.
  4. Sauber machen: Vor dem Streichen die Wand nochmal kurz abfegen oder mit einem leicht feuchten Tuch abwischen.

Klar, die Profis spachteln oft die ganze Wand hauchdünn ab (man nennt das Qualitätsstufe Q3 oder Q4), aber für ein schönes Ergebnis im Gästezimmer reicht sauberes Ausbessern völlig aus.

Farbe oder Tapete? Was du wissen musst

Ein häufiger Fehler ist, bei der Farbe zu sparen. Billigfarbe (oft unter 20 € für 10 Liter) deckt schlecht, du musst zweimal oder sogar dreimal streichen und am Ende hast du mehr Arbeit und oft ein streifiges Ergebnis. Investiere lieber 40-60 € in einen Eimer Farbe mit Deckkraftklasse 1. Damit sparst du dir oft einen kompletten Anstrich und viel Frust.

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Fürs Schlafzimmer ist matte Farbe ideal, weil sie ruhiger wirkt und kleine Unebenheiten besser kaschiert. Übrigens, eine super Alternative sind mineralische Farben (Silikat- oder Kalkfarben). Die sind „diffusionsoffen“, das heißt, sie lassen die Wand atmen. Das ist super fürs Raumklima und beugt Schimmel vor.

Bei Tapeten sind Vliestapeten heute der Standard für Heimwerker. Du kleisterst die Wand ein, nicht die Tapete. Das ist viel sauberer und einfacher. Und falls du dich mal sattgesehen hast, kannst du sie trocken wieder abziehen. Kleiner Tipp: Kauf bei Mustertapeten immer eine Rolle mehr als berechnet. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn am Ende eine halbe Bahn fehlt.

Der richtige Boden: Eine Frage des Gefühls (und des Budgets)

Barfuß auf kalten Fliesen aufzustehen ist einfach kein guter Start in den Tag. Der Boden ist entscheidend für das Wohlfühl-Ambiente. Hier ein kleiner Überblick, ganz ohne komplizierte Tabellen:

  • Parkett/Holzdielen: Der absolute Klassiker. Fühlt sich fußwarm an, ist langlebig und natürlich. Geöltes Holz ist noch angenehmer, braucht aber etwas mehr Pflege. Preislich liegst du hier schnell bei 40 € bis über 100 € pro Quadratmeter, plus Verlegung. Für ambitionierte Heimwerker machbar, aber nicht ganz ohne.
  • Laminat: Die budgetfreundliche Alternative. Sieht oft aus wie Holz, ist aber eine Kunststoffoberfläche auf einer Trägerplatte. Sehr robust und pflegeleicht, aber es fühlt sich kälter an und kann ziemlich laut sein (Klack-Klack-Geräusche). Investiere hier UNBEDINGT in eine gute Trittschalldämmung (ca. 5-8 €/m²). Gutes Laminat bekommst du schon für 15-40 €/m². Als Anfänger schaffst du ein 15 m² Zimmer an einem Tag.
  • Teppichboden: Unschlagbar, wenn es um Wärme, Weichheit und Schallschlucken geht. Für Allergiker manchmal ein Thema, aber moderne Kurzflor-Teppiche sind oft unproblematisch. Ein guter Kompromiss ist oft ein harter Boden (Laminat oder Holz) mit einem großen, weichen Teppich, der unter dem Bett hervorlugt.
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Möbel und Licht: Weniger ist oft mehr

Fürs Gästezimmer gilt: Qualität vor Quantität. Ein paar wenige, aber dafür gute und durchdachte Stücke sind der Weg.

Das Herzstück ist natürlich das Bett. Hier solltest du nicht sparen. Eine gute Matratze (eine mittelharte Kaltschaummatratze ist für die meisten eine sichere Bank) und ein vernünftiger Lattenrost sind Pflicht. Eine Breite von 140 cm ist ein super Kompromiss für eine Person und für Paare für ein paar Nächte.

Dein Gast kommt mit Gepäck. Gib ihm einen Platz dafür! Eine einfache Kofferablage, wie man sie aus Hotels kennt, ist genial und platzsparend. Dazu noch eine kleine Kommode oder eine simple Kleiderstange mit ein paar schönen Bügeln – fertig. Dein Gast will nicht aus dem Koffer leben.

Tipp für kleine Räume: Wenn das Zimmer unter 12 m² hat, denk über ein hochwertiges Schlafsofa nach. Die sind heute viel besser als ihr Ruf. Wandregale statt einer wuchtigen Kommode sparen ebenfalls wertvollen Platz am Boden.

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Beim Licht ist ein Mix aus drei Quellen ideal: ein dimmbares Deckenlicht für die Grundhelligkeit, eine Leselampe am Bett und eine kleine Stimmungsleuchte auf der Kommode. Achte auf eine warme Lichtfarbe (ca. 2.700 Kelvin). Das wirkt gemütlich. Kleiner Life-Hack: Smarte Glühbirnen (wie von Philips Hue & Co.) sind eine geniale Lösung! Damit kannst du per App oder Fernbedienung verschiedene Lichtszenen schaffen, ganz ohne neuen Schalter oder Elektriker.

Der letzte Schliff: Die Details, die „Willkommen“ sagen

Jetzt kommen die Dinge, die kaum Geld kosten, aber den größten Unterschied machen.

Verdunkelung ist Pflicht! Investiere in blickdichte Vorhänge oder ein Rollo. Nichts ist nerviger als eine Straßenlaterne, die die ganze Nacht ins Zimmer scheint. Eine zusätzliche Wolldecke im Schrank und vielleicht zwei verschiedene Kopfkissen (ein flaches, ein dickeres) zeigen, dass du mitgedacht hast.

Quick Wins für Gastgeber (in 5 Minuten erledigt):

  • Leg einen kleinen Zettel mit dem WLAN-Passwort bereit.
  • Stell eine Karaffe Wasser und ein Glas auf den Nachttisch.
  • Ein universelles Ladekabel (mit Micro-USB, USB-C und Lightning) ist der absolute Held.
  • Sorge für leere Haken an der Tür und eine freie Oberfläche, um persönliche Dinge abzulegen.
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Deine Checkliste für das perfekte Gästezimmer

Hier nochmal alles auf einen Blick zum Abhaken:

  • Planung: Grundriss skizziert? Zonen definiert? Bettposition optimal?
  • Elektrik: Steckdosen am Bett geplant? Wechselschaltung bedacht? Elektriker kontaktiert?
  • Wände: Untergrund geprüft und vorbereitet? Hochwertige Farbe oder Vliestapete besorgt?
  • Boden: Passender Belag gewählt? Trittschalldämmung nicht vergessen?
  • Möbel: Gutes Bett mit vernünftiger Matratze? Ablage für Koffer und Kleidung vorhanden?
  • Licht: Mindestens zwei, besser drei Lichtquellen? Warme Lichtfarbe gewählt?
  • Textilien: Verdunkelungsmöglichkeit vorhanden? Zusätzliche Decke und Kissen parat?
  • Sicherheit: Rauchmelder installiert und funktionstüchtig? Fluchtweg frei?
  • Gastfreundschaft: Wasser, WLAN-Passwort und Ladekabel bereitgelegt?

Ein perfektes Gästezimmer ist am Ende keine Wissenschaft. Es ist ein Raum mit Herz, der zeigt, dass du dir Gedanken gemacht hast. Ein Gast, der gut geschlafen hat und sich wirklich umsorgt fühlt, wird sich daran erinnern. Und das, mein Freund, ist unbezahlbar.

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Der ultimative Willkommensgruss?

Vergessen Sie opulente Gesten. Echte Gastfreundschaft zeigt sich im Detail. Stellen Sie einen kleinen Korb oder ein Tablett auf den Nachttisch. Darin: eine Flasche Mineralwasser (z.B. von Gerolsteiner oder einer lokalen Quelle), ein Kärtchen mit dem WLAN-Passwort, eine kleine Tüte Gummibärchen oder eine gute Schokolade und vielleicht eine Schlafmaske. Fügen Sie noch ein aktuelles Magazin oder ein Taschenbuch hinzu. Diese kleine Aufmerksamkeit kostet fast nichts, signalisiert Ihrem Gast aber sofort: „Ich habe an dich gedacht und möchte, dass du dich hier wohlfühlst.“

Der Duft des Ankommens: Subtilität ist alles. Ein Raumduft kann ein Gästezimmer sofort aufwerten, aber Vorsicht vor zu intensiven Aromen. Statt aufdringlicher Stecker oder Sprays setzen Sie auf sanfte Noten, die eine beruhigende Atmosphäre schaffen, ohne zu dominieren.

  • Diffusor: Ein eleganter Diffusor, beispielsweise von Rituals (die „The Ritual of Jing“-Serie ist ideal), verströmt einen dezenten, langanhaltenden Duft.
  • Natürliche Alternative: Ein paar Tropfen Lavendel- oder Zirbenöl auf einem Wattepad, das diskret hinter einem Kissen versteckt wird, wirkt Wunder.

Der Trick? Der Duft sollte kaum wahrnehmbar sein – eine subtile Frische, die den Raum umhüllt, anstatt ihn zu füllen.