Dein Weihnachtsstern soll überleben? Die ultimative Anleitung vom Kauf bis zur neuen Blüte
Jedes Jahr das gleiche Spiel, oder? Im Spätherbst quellen die Supermärkte und Gärtnereien über vor diesen wunderschönen, leuchtend roten Weihnachtssternen. Man kann kaum widerstehen. Und jedes Jahr im Januar sehe ich dann die traurigen Überreste auf dem Komposthaufen oder in der Biotonne. Völlig vertrocknet oder ertränkt. Aber ganz ehrlich: Das muss nicht sein.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Der Kauf: Wo sich schon die Weichen stellen
- 2 Ein bisschen Pflanzen-Wissen schadet nie
- 3 Phase 1: Die Blütezeit genießen (Dezember – Februar)
- 4 Phase 2: Die Ruhephase einläuten (März – Mai)
- 5 Phase 3: Die Wachstumsphase (Juni – August)
- 6 Phase 4: Der Countdown zur Blüte (September – November)
- 7 Hilfe, meine Pflanze schwächelt!
- 8 Dein Werk, dein Stolz
- 9 Bildergalerie
Dein Weihnachtsstern ist nämlich keine Wegwerf-Deko, sondern ein ziemlich robuster Strauch, der ursprünglich aus den warmen Regionen Mexikos stammt. Mit ein bisschen Know-how und der richtigen Pflege bringst du ihn nicht nur gut durch den Winter, sondern bringst ihn im nächsten Jahr sogar wieder zum Blühen. Das ist die wahre Königsdisziplin für Pflanzenfans und fühlt sich einfach mega gut an. Komm, wir packen das zusammen an – vom Kauf bis zur neuen Blütenpracht im nächsten Advent.
Der Kauf: Wo sich schon die Weichen stellen
Alles fängt im Laden an. Die meisten Fehler passieren schon hier, noch bevor die Pflanze überhaupt bei dir zu Hause angekommen ist. Eine gesunde Pflanze ist die halbe Miete, glaub mir.

Hier ist meine persönliche Checkliste für den Laden – damit du von Anfang an alles richtig machst:
- Wo steht die Pflanze? Mein absolutes No-Go: Pflanzen, die direkt im zugigen Eingangsbereich vom Baumarkt stehen. Weihnachtssterne hassen kalte Zugluft wie die Pest. Ein paar Minuten Kälteschock reichen schon, und Tage später wirft er alle Blätter ab. Seriöse Läden stellen die Pflanzen immer geschützt auf.
- Fühl mal die Erde! Greif ruhig mal in den Topf. Ist die Erde knochentrocken oder sumpfig nass? Beides sind schlechte Zeichen. Sie sollte sich einfach nur leicht feucht anfühlen.
- Schau dir die Blätter an. Sie müssen kräftig und sattgrün sein. Finger weg von Exemplaren mit gelben oder eingerollten Blättern. Das ist ein Zeichen von Stress.
- Die wahren Blüten verraten alles. Was wir als rote „Blüten“ bewundern, sind eigentlich nur gefärbte Hochblätter. Die echten Blüten sind die winzigen, gelb-grünen Knubbel in der Mitte. Such dir eine Pflanze aus, bei der diese Knospen noch fest geschlossen sind. Das garantiert dir eine viel längere Blühdauer zu Hause.
Kleiner Tipp für den Heimweg: Lass dir die Pflanze gut in Papier einpacken. Bei Temperaturen unter 10 Grad kann selbst der kurze Sprint zum Auto schon zu Schäden führen. Und zu Hause: Sofort auspacken! Die Plastikfolie, in der sie oft stecken, ist ein Paradies für Pilzkrankheiten.

Ein bisschen Pflanzen-Wissen schadet nie
Um eine Pflanze gut zu pflegen, muss man sie verstehen. Der Weihnachtsstern ist eine sogenannte „Kurztagpflanze“. Das ist das wichtigste Geheimnis, wenn du ihn wieder zum Blühen bringen willst.
Was heißt das genau? Ganz einfach: Die Pflanze bildet ihre berühmten farbigen Blätter erst dann, wenn sie über mehrere Wochen täglich mehr als 12 Stunden absolute Dunkelheit bekommt. In der Natur ist das der Herbst. Die Gärtnereien tricksen mit riesigen Verdunklungsanlagen, damit die Pflanzen pünktlich zum Advent in den Läden stehen. Und genau diesen Trick wenden wir später auch an.
Achtung, klebrig und giftig!
Wie alle Wolfsmilchgewächse hat auch der Weihnachtsstern einen weißen Milchsaft. Wenn du ein Blatt oder einen Stiel verletzt, tritt er aus. Dieser Saft kann Hautreizungen verursachen, also trag beim Schneiden am besten immer Handschuhe. Falls doch was auf die Haut kommt, einfach gründlich mit Wasser und Seife abwaschen. Für Haustiere wie Hunde und Katzen ist der Saft ebenfalls nicht ohne, also stell die Pflanze lieber außer Reichweite. Sicher ist sicher.

Phase 1: Die Blütezeit genießen (Dezember – Februar)
So, die Pflanze steht nun glücklich bei dir zu Hause. Jetzt geht es darum, die Blüte so lange wie möglich zu erhalten.
- Licht: Ein heller Platz ist super, aber bitte keine pralle Mittagssonne. Ein Ost- oder Westfenster ist ideal.
- Temperatur: Zimmertemperatur zwischen 18 und 22 Grad ist perfekt. Wichtiger als die genaue Gradzahl ist aber, dass sie konstant bleibt.
- Die größte Gefahr: Zugluft! Ein Fensterplatz über der Heizung ist oft gut gemeint, aber die trockene Luft ist Stress pur. Noch schlimmer ist kalte Zugluft beim Stoßlüften. Ich kann gar nicht zählen, wie oft Leute zu mir kamen und sich über plötzlichen Blattfall gewundert haben. Die Ursache? Fast immer ein gekipptes Fenster in der Nähe. Also, beim Lüften die Pflanze kurz in eine geschützte Ecke stellen.
Das Gießen: Die häufigste Todesursache
Ganz ehrlich, hier geht das meiste schief. Ein Weihnachtsstern verzeiht dir eher mal Trockenheit als nasse Füße. Staunässe ist der sichere Tod für die Wurzeln.

So gießt du wie ein Profi:
- Der Fingertest: Steck deinen Finger zwei Zentimeter tief in die Erde. Trocken? Zeit zu gießen. Noch feucht? Warte noch einen Tag. Simpel, aber effektiv.
- Richtig wässern: Gieße mit zimmerwarmem Wasser (Regenwasser wäre Luxus), bis es unten aus den Löchern des Topfes läuft.
- Der wichtigste Schritt: Nach 15 Minuten schüttest du ALLES Wasser weg, das sich im Übertopf oder Untersetzer gesammelt hat. Das ist der Trick gegen Wurzelfäule.
- Alternative – die Tauchmethode: Mein persönlicher Favorit. Stell den Topf einmal pro Woche für ca. 10 Minuten in ein mit Wasser gefülltes Waschbecken. Wenn keine Luftblasen mehr aufsteigen, ist er vollgesogen. Danach gut abtropfen lassen und zurück in den Übertopf.
Gedüngt wird während der Blüte übrigens nicht. Die Pflanze ist vom Gärtner bestens für diese Phase versorgt.
Phase 2: Die Ruhephase einläuten (März – Mai)
Irgendwann im Frühling wirft die Pflanze ihre bunten Blätter und auch einige grüne ab. Keine Panik! Das ist kein Todesurteil, sondern der Beginn ihrer wohlverdienten Ruhepause.

- Weniger Wasser: Gieße jetzt nur noch so viel, dass der Ballen nicht komplett austrocknet.
- Kühler stellen: Ein helles Schlafzimmer oder ein kühler Flur mit etwa 15 Grad sind jetzt ideal.
- Der radikale Rückschnitt: Im April kommt die Schere zum Einsatz. Das braucht etwas Mut, ist aber entscheidend für einen buschigen Wuchs. Schneide alle Triebe auf etwa 10-15 cm zurück. Denk an die Handschuhe! Danach sieht er vielleicht erst mal wie ein trauriger Strunk aus, aber das ist der Moment, in dem die Magie für das nächste Jahr beginnt.
Wenig bekannter Trick: Vermehrung!
Die abgeschnittenen Triebe musst du nicht wegwerfen! Du kannst daraus neue Pflanzen ziehen. Lass die Schnittstellen der etwa 10 cm langen Stecklinge kurz an der Luft trocknen, bis kein Milchsaft mehr austritt. Dann steckst du sie einfach in kleine Töpfe mit Anzuchterde. Mit etwas Glück und Wärme hast du bald neue, kleine Weihnachtssterne.
Umtopfen für neue Kraft
Nach dem Rückschnitt ist der perfekte Zeitpunkt zum Umtopfen. Jetzt braucht die Pflanze frische Nährstoffe.

Deine kleine Einkaufsliste für den Frühling:
- Ein neuer Topf, der nur 2-3 cm größer ist als der alte (ca. 3-5 €)
- Ein Sack hochwertige Kübelpflanzenerde (ca. 5-8 € für 10 Liter)
- Etwas Blähton für die Drainage am Topfboden (ein kleiner Sack kostet um die 4 €)
Ich mische gerne noch eine Handvoll Sand unter die Erde, das macht sie lockerer. Und dann beginnt das Warten… das Gefühl, wenn die ersten winzigen, neuen Blättchen aus dem ‚traurigen Strunk‘ sprießen, ist einfach unbezahlbar!
Phase 3: Die Wachstumsphase (Juni – August)
Jetzt sammelt dein Schützling Kraft. Wenn es draußen keinen Frost mehr gibt (meist nach den Eisheiligen Mitte Mai), darf die Pflanze den Sommer im Freien verbringen. Ein halbschattiger, geschützter Platz auf dem Balkon ist perfekt. Pralle Mittagssonne würde die Blätter verbrennen.
In dieser Zeit hat sie Durst und Hunger! Kontrolliere die Erde regelmäßig. Etwa vier Wochen nach dem Umtopfen beginnst du mit dem Düngen. Ein normaler flüssiger Grünpflanzendünger (z.B. mit einem N-P-K Verhältnis von 7-3-5) ist super. Alle 14 Tage eine Kappe auf 2 Liter Wasser reicht völlig aus.

Phase 4: Der Countdown zur Blüte (September – November)
Jetzt wird’s spannend! Dies ist der anspruchsvollste Teil, bei dem du ein bisschen tricksen musst.
Anfang September holst du die Pflanze wieder rein. Ab Ende September/Anfang Oktober beginnt dann das Verdunkelungsprogramm. Für etwa acht bis zehn Wochen muss dein Weihnachtsstern jeden einzelnen Tag für 12 bis 14 Stunden in absoluter Dunkelheit stehen. Und ich meine WIRKLICH absolute Dunkelheit. Das Licht einer Straßenlaterne oder das Standby-Licht vom Fernseher reicht schon, um alles zu ruinieren.
Zwei einfache Methoden für zu Hause:
- Die Karton-Methode: Stülpe jeden Abend zur gleichen Zeit (z.B. um 18 Uhr) einen großen Karton über die Pflanze und nimm ihn morgens (z.B. um 8 Uhr) wieder ab.
- Die Schrank-Methode: Stell die Pflanze jeden Abend in einen stockdunklen Schrank oder eine Abstellkammer.
Was, wenn du mal einen Tag vergisst?
Keine Panik, atme tief durch. Das ist kein Weltuntergang. Mach einfach am nächsten Tag konsequent weiter. Es kann sein, dass sich die Färbung dadurch um ein paar Tage verzögert. Häng zur Sicherheit einfach eine Woche an das Verdunkelungsprogramm dran. Wichtig ist nur, nicht aufzugeben!

Nach etwa vier Wochen siehst du, wie sich die obersten Blätter langsam verfärben. Trotzdem weitermachen, bis die Farbe richtig knallig ist. Dann kannst du das Programm beenden und deine selbst gezogene Schönheit bewundern.
Hilfe, meine Pflanze schwächelt!
Auch dem erfahrensten Pflanzenfreund kann mal was danebengehen. Hier die häufigsten Probleme und was du tun kannst.
- Problem: Gelbe Blätter, die abfallen. Die häufigste Ursache ist Staunässe oder ein Kälteschock. Überprüfe die Erde und den Standort.
- Problem: Hängende, welke Blätter. Wahrscheinlich hat die Pflanze einfach nur Durst. Ein Tauchbad wirkt hier oft Wunder.
- Problem: Kleine weiße Fliegen schwirren auf. Das ist die Weiße Fliege. Gelbtafeln (Leimfallen) aus dem Baumarkt fangen die erwachsenen Tiere. Bei starkem Befall hilft eine simple Kaliseifenlösung.
Dein Werk, dein Stolz
Einen Weihnachtsstern durchs Jahr zu bringen, ist eine kleine Herausforderung, aber eine unglaublich lohnende. Erwarte bitte nicht, dass deine Pflanze im zweiten Jahr aussieht wie die perfekt gestylten Exemplare aus der Gärtnerei. Sie wird vielleicht etwas weniger üppig sein, ein bisschen wilder wachsen – aber sie ist dein Werk. Und das ist ein verdammt gutes Gefühl. Viel Erfolg und eine ruhige Hand dabei!

Bildergalerie


Mehr als nur Rot! Vergessen Sie für einen Moment das klassische Weihnachtsrot. Züchter haben wahre Kunstwerke geschaffen, die eine ganz neue Ästhetik ermöglichen. Denken Sie an die Sorte ‚Princettia‘ in leuchtendem Pink, ‚J’adore White Pearl‘ in elegantem Creme oder ‚Ice Punch‘ mit seinen spektakulär marmorierten Hochblättern. Diese Varianten brechen mit der Tradition und bringen einen modernen, unerwarteten Touch in Ihre Festtagsdeko.

Wussten Sie schon? Der Weihnachtsstern ist photoperiodisch. Das bedeutet, er braucht eine lange, ununterbrochene Dunkelphase, um seine farbigen Hochblätter zu entwickeln.
Genau das ist das Geheimnis, um ihn im nächsten Jahr wieder zum „Blühen“ zu bringen. Ab Ende September muss die Pflanze für etwa 8 Wochen täglich mindestens 12 Stunden in völliger Dunkelheit stehen. Ein einfacher Pappkarton, den Sie abends überstülpen, wirkt hier Wunder und simuliert die kurzen Tage seiner Heimat Mexiko.

Das häufigste Todesurteil für Weihnachtssterne?
Nicht die Kälte, sondern Wurzelfäule durch „nasse Füße“. Vergessen Sie das tägliche Gießen von oben. Die beste Methode ist das Tauchbad: Stellen Sie den Topf alle 7-10 Tage für etwa 15 Minuten in eine Schale mit zimmerwarmem Wasser. Die Erde saugt sich genau die Menge voll, die sie benötigt. Danach unbedingt gut abtropfen lassen, bevor die Pflanze zurück in den Übertopf kommt. So vermeiden Sie Staunässe zielsicher.
- Verhindert unschöne Kalkflecken auf den Blättern.
- Entspricht dem natürlichen Regenwasser in seiner Heimat.
- Optimiert die Nährstoffaufnahme durch die Wurzeln.
Das Geheimnis? Gießen mit abgestandenem Leitungs- oder Regenwasser. Hartes, kalkhaltiges Wasser direkt aus der Leitung kann der Pflanze auf Dauer schaden. Lassen Sie das Wasser einfach einen Tag in der Gießkanne stehen, damit sich der Kalk absetzen kann und es Raumtemperatur annimmt – ein kleiner Handgriff mit großer Wirkung.




