Das unsichtbare Geheimnis eines perfekten Abendkleides – Woran du WIRKLICH Qualität erkennst
Ein kleiner Blick hinter die glitzernden Kulissen
In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre schon alles gesehen. Ich habe Seide zugeschnitten, bei der der Meterpreis höher war als meine Monatsmiete. Ich habe Nächte durchgearbeitet und mit zitternden Händen winzige Perlen aufgestickt. Wenn die Leute dann die Fotos vom roten Teppich sehen, sehen sie eine tolle Frau in einem umwerfenden Kleid. Sie sehen den Glamour, den großen Auftritt. Aber was sie nicht sehen, ist die schiere Menge an Arbeit, die dahintersteckt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Ein kleiner Blick hinter die glitzernden Kulissen
- 2 Das Fundament: Warum Stoff nicht gleich Stoff ist
- 3 Das Innenleben: Die unsichtbare Kunst, die alles formt
- 4 Handwerkstechniken: Zwischen Tradition und Hightech
- 5 Der Weg zum perfekten Sitz: Warum Anproben alles sind
- 6 Pflege und Verantwortung: Damit dein Traumkleid ewig hält
- 7 Bildergalerie
Ganz ehrlich? Es ist ein bisschen wie bei einem Eisberg. Man sieht nur die Spitze. Die unzähligen Stunden an der Schnittkonstruktion, die Anproben, die unsichtbaren Nähte, die alles in Form halten – all das bleibt verborgen. Genau das möchte ich dir heute zeigen. Nicht den Namen auf dem Etikett, sondern die echte Handwerkskunst, die in jeder einzelnen Faser steckt.
Viele glauben ja, es geht nur um den Stoff. Teure Seide kaufen, zusammennähen, fertig. Aber das ist nur ein winziger Teil der Geschichte. Eine richtig gute Abendrobe ist pure Architektur. Sie hat ein Fundament, eine tragende Struktur und eine wunderschöne Fassade. Und wie bei einem guten Haus kommt es vor allem auf das an, was man nicht sofort sieht.

Das Fundament: Warum Stoff nicht gleich Stoff ist
Alles fängt mit der Materialauswahl an, und das ist eine Wissenschaft für sich. Die Designer haben eine Vision, aber es sind die Profis im Atelier, die den Stoff finden müssen, der diese Vision zum Leben erweckt. Jeder Stoff hat eine eigene Persönlichkeit, fast schon einen eigenen Willen. Man muss ihn verstehen, um mit ihm arbeiten zu können.
Der Charakter eines Gewebes
Seidensatin zum Beispiel fließt wie flüssiges Metall. Er ist ein Traum für Kleider, die den Körper sanft umspielen sollen. Aber Achtung: Er verzeiht absolut keinen Fehler. Jede krumme Naht, jeder noch so kleine Zupfer ist sofort sichtbar. Da braucht man wirklich ruhige Hände und viel Erfahrung.
Ganz anders Seidengazar: Er ist eher steif, fast durchsichtig und perfekt für skulpturale Formen – denk an riesige Schleifen oder ausladende Röcke. Er hat, wie wir sagen, „Stand“. Er trägt sich quasi von selbst. Wenn ich einen Stoff in die Hand nehme, fühle ich sofort sein Gewicht, seine Dichte, wie er sich dehnt. Daraus kann ich schon ableiten, wie er sich am Körper verhalten wird. Das ist etwas, das man in keinem Buch lernt, das ist pure Erfahrung.

Übrigens, ein kleiner Tipp für dich beim Einkaufen: der Knittertest! Schnapp dir einfach unauffällig ein Stück vom Rock, knülle es für ein paar Sekunden fest in deiner Hand und lass dann los. Hochwertige Naturfasern wie Seide oder Wolle springen oft glatt zurück, während billiges Polyester meist zerknittert bleibt. Ein simpler, aber sehr effektiver Trick!
Warum der Zuschnitt alles entscheidet
Ein unglaublich wichtiger Punkt ist der Fadenlauf, also die Richtung der Fäden im Gewebe. Schneidet man im geraden Fadenlauf zu, ist der Stoff stabil und behält seine Form – ideal für Mieder oder gerade Röcke. Die wahre Magie passiert aber oft im schrägen Zuschnitt. Wenn man den Stoff diagonal zur Webkante schneidet, bekommt er eine natürliche Elastizität und einen unvergleichlich weichen, fließenden Fall. Viele elegante Kleider aus früheren Epochen wurden so gefertigt. Sie schmiegen sich an den Körper, ohne einzuengen.
Aber dieser Zuschnitt hat es in sich: Er verbraucht viel mehr Stoff (was den Preis in die Höhe treibt) und ist eine echte Herausforderung beim Nähen. Die Teile verziehen sich extrem leicht. Ein Anfänger würde daran schlicht verzweifeln.

Das Innenleben: Die unsichtbare Kunst, die alles formt
Ein hochwertiges Kleid wird von innen nach außen gebaut. Es ist die innere Struktur, die die Form und den Halt gibt. Ohne sie würde selbst der teuerste Stoff nur schlaff herunterhängen.
Der Qualitäts-Check in der Umkleidekabine
Auch wenn du kein Couture-Kleid kaufst, kannst du Qualität erkennen. Dreh das nächste Mal ein Kleid im Laden einfach auf links und achte auf ein paar Dinge:
- Die Nähte: In der Massenproduktion wird meist schnell mit einer Overlock-Maschine versäubert. Das ist okay, aber schöner ist es, wenn die Nahtzugaben eingeschlagen oder sogar mit einer französischen Naht komplett versteckt sind. Das ist nicht nur hübscher, sondern auch viel haltbarer.
- Das Futter: Hat das Kleid ein Futter? Ein gutes Futter aus einem angenehmen Material wie Viskose oder Seide fühlt sich nicht nur besser an, sondern verhindert auch, dass der Stoff an der Strumpfhose kleben bleibt oder sich statisch auflädt.
- Der Reißverschluss: Schau genau hin. Ist er sauber und verdeckt eingenäht (ein sogenannter Nahtreißverschluss) oder wurde er einfach nur plump aufgesetzt? Das ist ein klares Qualitätsmerkmal.
- Die Stäbchen: Wenn das Kleid eine Korsage hat, fühl mal die Stäbchen. Flexible Spiralfederstäbe aus Metall sind hochwertig. Billige Plastikstäbchen knicken leicht und bilden unschöne Beulen. Ich hatte mal ein Kleid zur Reparatur, bei dem sich ein Plastikstäbchen durch den Oberstoff gebohrt hatte – mitten auf einer Gala! Extrem peinlich.

Der Unterbau für die große Show
Für Volumen im Rock sorgen oft mehrere Lagen Tüll. Eine besonders raffinierte Technik ist die Verwendung von Rosshaarband. Das ist ein steifes, gewebtes Band, das von Hand an den Saum genäht wird. Es sorgt dafür, dass der Rocksaum schön rund fällt und beim Gehen elegant schwingt, anstatt zwischen die Beine zu rutschen. Das sind diese kleinen Details, die ein Kleid lebendig machen.
Handwerkstechniken: Zwischen Tradition und Hightech
Das Schneiderhandwerk ist uralt, und viele Techniken haben sich seit Jahrhunderten kaum verändert. Aber natürlich nutzen wir auch moderne Entwicklungen. Die wahre Kunst ist es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
Von Hand drapiert vs. am Computer konstruiert
Traditionell gibt es verschiedene Herangehensweisen. Die eher technische Schule, die oft mit deutscher Gründlichkeit in Verbindung gebracht wird, setzt auf eine extrem exakte Schnittkonstruktion auf dem Papier. Jeder Millimeter wird berechnet. Die französische Haute-Couture-Tradition hingegen arbeitet viel mit der Moulage. Dabei wird der Stoff direkt an einer Schneiderpuppe drapiert, gesteckt und geformt. Das Ergebnis ist oft organischer und fließender.

Keine Methode ist besser, ein echter Profi sollte beide beherrschen. Genauso wichtig ist der Austausch zwischen verschiedenen Handwerkskulturen. Die Expertise für filigrane Stickereien ist in manchen Regionen der Welt einfach auf einem ganz anderen Niveau. Dieses Wissen zu kombinieren, schafft am Ende die besten Ergebnisse.
Die Kunst der Stickerei: Tausende Stunden für den Glanz
Viele dieser atemberaubenden Glitzerroben sind von Hand bestickt. Das ist eine der zeitaufwändigsten Arbeiten überhaupt. Eine spezielle Technik ist die Tambourstickerei, bei der mit einer Art feinem Häkelhaken Perlen und Pailletten von der Stoffunterseite aufgestickt werden. Das geht zwar schneller als mit der Nadel, erfordert aber jahrelange Übung. Ein komplett besticktes Kleid kann locker mehrere tausend Arbeitsstunden verschlingen. Das ist auch der Grund für die astronomischen Preise – es ist nicht nur das Material, es ist die pure Lebenszeit von hochqualifizierten Fachkräften.
Der Weg zum perfekten Sitz: Warum Anproben alles sind
Du kannst das teuerste Kleid der Welt haben – wenn es nicht perfekt sitzt, sieht es billig aus. Die Passform ist wirklich ALLES. Und die erreicht man nur durch Maßarbeit und mehrere Anproben.

Der Prozess: Mehr als nur Zahlen
Alles beginnt mit dem Maßnehmen. Aber die Zahlen auf dem Band sind nur die halbe Miete. Ich schaue mir auch immer die Haltung und die Bewegung einer Kundin an. Ist eine Schulter vielleicht etwas tiefer? Wie ist die Krümmung des Rückens? All das fließt in den individuellen Schnitt ein.
Danach wird ein Probemodell aus einfachem Nesselstoff genäht. In dieser ersten Anprobe wird die Form direkt am Körper abgesteckt und korrigiert. Erst wenn dieses Nesselmodell perfekt ist, übertrage ich die Änderungen auf den Papierschnitt. Und erst dann wage ich es, den teuren Originalstoff anzuschneiden. Der Druck ist jedes Mal wieder da, auch nach all den Jahren.
Meist folgen dann noch zwei bis drei weitere Anproben im echten Stoff, bei denen es um die Feinheiten geht. Es ist ein Dialog zwischen dem Schneider, der Kundin und dem Kleid selbst.
Was kostet der Spaß denn nun wirklich?
Die Leute unterschätzen den Aufwand brutal. Für eine maßgeschneiderte, aber eher schlichte Abendrobe musst du mit mindestens 80 Arbeitsstunden rechnen. Bei komplexen, bestickten Kleidern reden wir, wie gesagt, von hunderten Stunden. Lass uns das mal durchrechnen: Selbst bei einem bescheidenen Stundensatz von 60 Euro sind das allein fast 5.000 Euro Arbeitskosten. Dazu kommt der Stoff, der bei guter Seide locker 500 bis 1.000 Euro kosten kann. So entstehen diese Preise!

Gut zu wissen: Wenn du dir mal ein Kleid anfertigen lässt, solltest du vorher ein paar Dinge klären. Frag deinen Schneider zum Beispiel: Wie viele Anproben sind im Preis enthalten? Kann ich eigene Stoffwünsche mitbringen? Und was passiert, wenn ich während des Prozesses ein bisschen ab- oder zunehme? Eine klare Kommunikation von Anfang an erspart später viel Stress.
Pflege und Verantwortung: Damit dein Traumkleid ewig hält
Ein so wertvolles Stück bringt auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Es gibt ein paar Dinge, die du unbedingt beachten solltest.
Sicherheit geht vor!
Ein Aspekt, über den kaum jemand spricht, ist das Gewicht. Ein Kleid, das mit tausenden Glasperlen bestickt ist, kann locker 10 bis 15 Kilogramm wiegen. Die innere Struktur muss dieses Gewicht clever verteilen, sonst wird der Abend zur Qual. Ein anderes Thema ist die Brandgefahr. Naturfasern wie Seide sind relativ schwer entflammbar. Aber viele günstigere Abendkleider bestehen aus Polyester. Diese Kunstfasern können bei Kontakt mit Feuer schmelzen und schwere Verbrennungen verursachen. Bei Events mit vielen Kerzen ist das ein echtes Risiko.

Die richtige Pflege ist kein Hexenwerk
Ein solches Kleid gehört NIEMALS in die Waschmaschine. Es muss in eine spezialisierte Reinigung, die Erfahrung mit empfindlichen Stoffen hat. Zur Aufbewahrung am besten einen breiten, gepolsterten Kleiderbügel verwenden und das Kleid in einen atmungsaktiven Kleidersack aus Baumwolle hängen. Bitte keine Plastiksäcke, die fördern Feuchtigkeit und Stockflecken!
Wann du wirklich zum Profi musst
Ich kann nur flehentlich darum bitten: Versuche niemals, ein teures Abendkleid selbst zu ändern. Ein falscher Schnitt, und der Schaden ist irreparabel. Gerade bei Seide sieht man jede alte Nahtstelle. Das Kürzen eines Rockes mit Rosshaar-Saum oder das Anpassen einer Korsage erfordert echtes Fachwissen.
Aber wie findet man einen guten Schneider? Ein super Tipp ist, im lokalen Stoffgeschäft nach Empfehlungen zu fragen – die wissen meistens, wer gute Arbeit leistet. Schau auch, ob die Werkstatt online oder vor Ort Fotos von bisherigen Arbeiten zeigt. Eine gute Schneiderei ist stolz auf ihr Handwerk und zeigt das auch gerne. Die Investition lohnt sich, denn sie erhält den Wert deines Kleides. Am Ende ist es mehr als nur Mode. Es ist ein Stück Handwerksgeschichte und ein Träger wundervoller Erinnerungen.

Bildergalerie


Das Futter eines Kleides ist wie seine Seele – unsichtbar, aber entscheidend für das Tragegefühl. Ein hochwertiges Futter, oft aus Seide oder Cupro, ist nicht nur atmungsaktiv, sondern auch mit verdeckten Nähten (sogenannten französischen Nähten) verarbeitet. Es verhindert, dass der Oberstoff am Körper „klebt“ und sorgt für einen fließenden Fall. Fassen Sie mal hinein: Fühlt es sich kühl und glatt an, ist das ein exzellentes Zeichen.

Der Reißverschluss-Test: Ein oft übersehenes Detail ist der Reißverschluss. Billige Plastikreißverschlüsse verhaken sich leicht und können den Stoff ruinieren. Couture-Häuser verwenden fast ausnahmslos hochwertige Metallreißverschlüsse, oft von Marken wie RiRi oder Lampo. Achten Sie darauf, dass er nahtverdeckt eingenäht ist und sich sanft und ohne jegliches Ruckeln schließen lässt. Das ist ein kleines, aber untrügliches Zeichen für Qualität.

- Nahtzugabe prüfen: Im Inneren des Kleides sollte genügend Stoff an den Nähten vorhanden sein. Dies ermöglicht spätere Anpassungen – ein Merkmal, das bei Fast Fashion fehlt.
- Fadenspannung fühlen: Die Naht sollte glatt und flach liegen, ohne den Stoff zu kräuseln oder zu verziehen.
- Stichlänge beachten: Feine, kurze Stiche sind stabiler und zeugen von einer sorgfältigen Verarbeitung, besonders bei zarten Stoffen wie Chiffon.

„Ein Haute-Couture-Kleid von Chanel oder Dior kann zwischen 100 und 1.000 Arbeitsstunden erfordern, je nach Komplexität der Stickereien und Drapierungen.“
Diese unglaubliche Hingabe erklärt, warum solche Kleider nicht nur Kleidung, sondern tragbare Kunstwerke sind. Jede Perle, jede Falte ist das Ergebnis von Tagen, wenn nicht Wochen, konzentrierter Handwerkskunst.

Was genau ist eigentlich ein Schrägschnitt?
Der Schrägschnitt (oder „Bias Cut“) ist eine Technik, die in den 1920er Jahren von Madeleine Vionnet perfektioniert wurde. Dabei wird der Stoff diagonal zur Webkante zugeschnitten. Das Ergebnis? Ein Stoff, der nicht mehr starr ist, sondern eine natürliche Elastizität erhält und sich wie eine zweite Haut an den Körper schmiegt. Kleider im Schrägschnitt, oft aus Seidensatin oder Crêpe de Chine, erzeugen eine unvergleichlich fließende, sinnliche Silhouette.


Chantilly-Spitze: Bekannt für ihre feinen Details und floralen Muster auf einem leichten Tüllgrund. Sie ist unglaublich zart und wird oft für Ärmel oder Illusions-Ausschnitte verwendet.
Alençon-Spitze: Etwas robuster, mit Mustern, die durch eine dickere Fadenkontur (Kordel) hervorgehoben werden. Sie hat mehr Struktur und eignet sich perfekt für figurbetonte Oberteile.
Der Unterschied liegt im Detail und im gewünschten Effekt – von luftig-romantisch bis skulptural-elegant.

Die Kunst des Drapierens, das Formen des Stoffes direkt an einer Schneiderpuppe, ist das Herzstück vieler großer Abendroben. Anstatt flache Schnittmuster zu verwenden, wird der Stoff von Hand in Falten gelegt, gedreht und gesteckt, bis er die perfekte Form hat. Diese Technik erlaubt eine organische, fast skulpturale Gestaltung, die sich den Konturen des Körpers perfekt anpasst – eine Meisterschaft, die Designer wie Madame Grès zur Legende gemacht hat.

- Eine perfekt definierte Taille, die Halt gibt, ohne einzuengen.
- Ein Dekolleté, das an Ort und Stelle bleibt, egal wie Sie sich bewegen.
- Eine glatte Silhouette ohne sichtbare Abdrücke von Unterwäsche.
Das Geheimnis? Ein integriertes Korsett oder eine innere Struktur aus Stäbchen und formgebenden Cups. Dieses unsichtbare Fundament ist die wahre Architektur eines High-End-Kleides.

Der legendäre rote Teppich-Moment von Julianne Moore in ihrem smaragdgrünen Tom Ford Kleid bei den Golden Globes 2016 war kein Zufall. Die Wahl eines Paillettenstoffes, der das Licht aus allen Winkeln einfängt, kombiniert mit einem schlichten, aber makellosen Schnitt, ist ein Meisterstück des Designs. Es beweist: Manchmal ist die Textur des Stoffes der eigentliche Star.

Haben Sie schon einmal auf das Muster eines Kleides geachtet, besonders an den Nähten? Bei einem erstklassigen Stück laufen Streifen, Karos oder florale Muster über die Nähte hinweg nahtlos weiter. Diese Technik, „Pattern Matching“ genannt, erfordert einen enormen zusätzlichen Stoffverbrauch und höchste Präzision beim Zuschnitt. Es ist ein Detail, das sofort verrät, ob gespart wurde oder nicht.


Warum fühlt sich ein teures Kleid so anders an?
Es geht um Balance. Ein schwer besticktes Oberteil muss durch einen perfekt konstruierten Rock ausgeglichen werden, damit das Gewicht des Kleides nicht auf den Schultern lastet, sondern von der Taille getragen wird. Schneider verwenden oft unsichtbare Taillenbänder oder innere Stützstrukturen, um das Gewicht optimal zu verteilen. Das Ergebnis ist ein Gefühl von Leichtigkeit, selbst in der opulentesten Robe.

Die „Toile“ – Die Generalprobe eines Kleides: Bevor der teure Seidenstoff auch nur berührt wird, fertigen Couture-Ateliers ein komplettes Probekleid aus einfachem Nesselstoff, die sogenannte „Toile“. An diesem Modell werden Passform, Drapierung und Schnittführung so lange perfektioniert, bis jedes Detail stimmt. Erst dann wird die Toile wieder in ihre Einzelteile zerlegt und dient als finales Schnittmuster. Ein unverzichtbarer Schritt für Perfektion.

- Organza: Transparent und steif, aber extrem anfällig für Falten und Ausfransen. Eine wahre Herausforderung an der Nähmaschine.
- Samt: Der feine Flor kann beim Nähen gequetscht werden, was zu unschönen Glanzstellen führt. Er muss mit äußerster Vorsicht behandelt werden.
- Paillettenstoff: Jede einzelne Paillette im Nahtbereich muss oft von Hand entfernt werden, bevor genäht werden kann, um die Nadel nicht zu beschädigen.

Der Saum als Signatur: Ein von Hand gerollter und genähter Saum ist ein Zeichen höchster Handwerkskunst. Er ist winzig, fast unsichtbar und verleiht dem Stoff eine feine, saubere Kante, die maschinell kaum zu erreichen ist. Bei weiten Röcken wird manchmal ein Rosshaarband in den Saum eingenäht – ein alter Trick, um dem Rock eine wunderschöne, schwingende Form zu geben, wie bei vielen Entwürfen von Valentino zu sehen.

„Eleganz ist die einzige Schönheit, die niemals vergeht.“ – Audrey Hepburn
Diese zeitlose Weisheit spiegelt sich in der Qualität eines Abendkleides wider. Ein perfekt gearbeitetes Stück aus hochwertigen Materialien überdauert flüchtige Trends. Es ist eine Investition, die nicht an Wert verliert und über Generationen weitergegeben oder neu interpretiert werden kann – der Inbegriff von nachhaltigem Luxus.


Die subtile Sprache der Applikationen. Während einfache Kleider oft mit aufgeklebten Steinen arbeiten, zeichnet sich Qualität durch aufgestickte Elemente aus. Ob winzige Swarovski-Kristalle, Süßwasserperlen oder von Hand gefertigte Stoffblüten – jede Verzierung wird einzeln platziert und mit feinstem Faden fixiert. Das Ergebnis ist nicht nur haltbarer, sondern hat auch eine unvergleichliche Tiefe und ein lebendiges Lichtspiel.

Ist der Stoff wirklich so wichtig?
Absolut. Ein erstklassiger Seidensatin, zum Beispiel von traditionsreichen Webereien wie Taroni oder Jakob Schlaepfer aus der Schweiz, hat einen unnachahmlichen Glanz und ein höheres Gewicht. Er fällt satter und knittert weniger als günstigere Polyester-Alternativen. Man erkennt es nicht nur am Gefühl, sondern auch am Klang – dem leisen, luxuriösen Rascheln bei jeder Bewegung.

- Hängend auf einem gepolsterten Bügel, um Abdrücke zu vermeiden.
- In einem atmungsaktiven Kleidersack aus Baumwolle, niemals in Plastik, das Feuchtigkeit einschließt.
- An einem dunklen, kühlen und trockenen Ort, um die Farben vor dem Ausbleichen zu schützen.
So bewahren Sie die Schönheit Ihrer Investition für viele Jahre.

Ein häufiger Fehler: Die falsche Unterwäsche. Selbst das teuerste Kleid verliert seine Wirkung, wenn sich Nähte von Dessous abzeichnen. Die Lösung sind nahtlose Slips und speziell geformte BHs. Bei vielen Couture-Kleidern ist die Lösung bereits integriert: Eingenähte Cups oder ein Body machen den BH überflüssig und garantieren eine makellose Linie.

Wussten Sie, dass die Farbe „Valentino-Rot“ kein einzelner Farbton ist? Es ist eine spezielle Mischung aus 100% Magenta, 100% Gelb und 10% Schwarz. Dieser ikonische Ton wurde von Valentino Garavani selbst kreiert und wirkt auf Seidentaft anders als auf Chiffon, was die Stoffauswahl umso entscheidender macht.


Ein Detail für Kenner: der Ärmeleinsatz. Bei einem hochwertigen Kleidungsstück ist die Armkugel des Ärmels leicht eingehalten, also mit mehr Weite genäht als das Armloch selbst. Diese kaum sichtbare Raffinesse sorgt für eine perfekte Rundung über der Schulter und eine unübertroffene Bewegungsfreiheit. Ein flach eingesetzter Ärmel ist einfacher zu produzieren, schränkt aber oft die Bewegung ein.

Perlen aus Glas vs. Kunststoff: Der Unterschied ist subtil, aber entscheidend. Glasperlen, wie die von der tschechischen Marke Preciosa, haben ein höheres Gewicht und eine tiefere, brillantere Lichtbrechung. Kunststoffperlen sind leichter und günstiger, wirken aber oft matt und weniger lebendig. Fühlen Sie das Gewicht und beobachten Sie das Funkeln im Licht – es verrät viel über die Qualität der Stickerei.

Achten Sie auf die Knöpfe. Sind sie aus einfachem Plastik oder wurden sie passend mit dem Stoff des Kleides überzogen? Handgemachte Stoffknöpfe sind ein klassisches Merkmal der Schneiderkunst. Bei besonders luxuriösen Stücken können sie sogar aus Perlmutt oder Halbedelsteinen gefertigt sein und werden zu einem eigenen kleinen Schmuckstück.

Der berühmte grüne Seidensatin-Schrägschnitt-Traum, den Keira Knightley in „Abbitte“ (Atonement) trug, wurde von der Kostümbildnerin Jacqueline Durran entworfen. Es wurden mehrere identische Versionen des Kleides angefertigt, da der empfindliche Stoff während der Dreharbeiten leicht beschädigt werden konnte – ein Beweis für die Fragilität und den Wert solcher Meisterwerke.
Muss es immer die große Marke sein?
Nicht unbedingt. Ein Kleid von einem kleinen, unabhängigen Atelier kann oft eine ebenbürtige, wenn nicht sogar höhere handwerkliche Qualität aufweisen als ein Prêt-à-porter-Stück einer großen Marke. Hier zählt die direkte Beziehung zum Designer, die individuelle Anpassung und die Leidenschaft für das Handwerk, die in jeder Naht spürbar ist. Suchen Sie nach lokalen Talenten – es lohnt sich.




