Wegwerfen? Kann doch jeder! So werden deine Sachen (fast) unkaputtbar

von Mareike Brenner
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Manchmal, wenn ich in meiner kleinen Werkstatt stehe, riecht es nach frisch gesägtem Holz, ein anderes Mal nach Leinöl. Das sind ehrliche, bodenständige Gerüche. Sie erzählen von Materialien, die leben und eine Geschichte haben. Ich hab mein Leben lang mit solchen Materialien gearbeitet und eines lernt man dabei ganz schnell: Respekt. Ein gutes Stück Holz wirft man nicht einfach weg.

Heute ist „Nachhaltigkeit“ in aller Munde. Das ist super, keine Frage. Aber oft klingt das Wort so kompliziert, so teuer, fast wie eine Wissenschaft. Ganz ehrlich? Für Handwerker ist das seit jeher das Normalste der Welt. Es bedeutet schlicht und ergreifend, Dinge so zu bauen, dass sie halten. Dass man sie pflegen und reparieren kann. Es geht um Qualität, die Jahrzehnte überdauert, nicht um Wegwerfprodukte für die nächste Saison.

Aber keine Sorge, das hier wird keine Moralpredigt. Ich will dir nur ein paar einfache Prinzipien aus der Werkstatt mitgeben, mit denen du im Alltag bessere Entscheidungen treffen kannst. Das schont deinen Geldbeutel, macht dein Zuhause schöner und hilft ganz nebenbei auch der Umwelt. Sieh es einfach als ein Gespräch unter Freunden – ehrlich, direkt und ohne Schnickschnack.

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Alles fängt beim Material an: Ein kleiner Crashkurs

Die Langlebigkeit eines Produkts entscheidet sich fast immer schon bei der Materialauswahl. Ein billiges Teil ist oft aus minderwertigem Zeug gemacht, das schnell schlappmacht und sich kaum reparieren lässt. Ein gutes Produkt hingegen startet mit einer klugen und ehrlichen Materialwahl. Das gilt für einen Schrank genauso wie für ein simples Geschirrtuch.

Holz – mehr als nur ein Brett

Holz ist ein fantastischer Werkstoff, aber man muss ihn verstehen. Holz „arbeitet“, das heißt, es dehnt sich bei Feuchtigkeit aus und zieht sich bei Trockenheit zusammen. Das ist reine Physik. Wer das ignoriert, dessen Möbel bekommen Risse oder verziehen sich.

Schauen wir uns mal den Klassiker im Möbelhaus an: die Spanplatte. Im Grunde sind das nur zusammengepresste Holzspäne mit viel Leim, überzogen mit einer dünnen Plastikfolie in Holzoptik. Kommt da eine Macke rein und Feuchtigkeit dringt ein, quillt die Platte auf wie ein Schwamm. Eine Reparatur? So gut wie unmöglich. Übrigens können die verwendeten Leime auch Stoffe wie Formaldehyd ausdünsten, was nicht gerade super für die Raumluft ist. Wenn es doch mal Spanplatte sein muss, achte wenigstens auf Siegel wie den „Blauen Engel“.

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Und dann gibt es Massivholz. Ja, es ist in der Anschaffung teurer, aber es ist eine echte Investition. Ein Kratzer im Massivholztisch? Den schleifst du einfach kurz an und ölst ihn neu – fertig. So ein Tisch kann locker mehrere Generationen überleben. Echte Handwerker nutzen Holzverbindungen, die diese natürliche Bewegung des Holzes zulassen, statt es mit Schrauben zu zwingen. Das ist das Geheimnis hinter Möbeln, die ewig halten.

Kleiner Tipp aus der Praxis: Behandle Holzoberflächen lieber mit Öl oder Wachs statt mit Lack. Lack versiegelt das Holz komplett, es fühlt sich kalt und leblos an. Ein Kratzer im Lack ist eine mittlere Katastrophe und aufwendig zu reparieren. Eine geölte Oberfläche hingegen lässt das Holz atmen, es fühlt sich warm und natürlich an. Zur Pflege reicht es, alle ein bis zwei Jahre mit einem Lappen etwas Pflegeöl aufzutragen. Das dauert 15 Minuten und deine Möbel strahlen wieder. Dafür eignet sich Hartwachsöl oder Leinölfirnis aus dem Baumarkt hervorragend.

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Stoffe – Faser und Naht entscheiden alles

Bei Stoffen ist es ganz ähnlich. Synthetische Fasern wie Polyester sind im Grunde Plastik. Günstig, ja, aber man schwitzt darin, sie müffeln schnell und geben beim Waschen Mikroplastik ins Wasser ab. Naturfasern wie Baumwolle, Leinen oder Wolle sind da eine ganz andere Hausnummer.

Leinen zum Beispiel ist extrem reißfest und langlebig. Traditionell wurde die Aussteuer für Bräute daraus gefertigt, weil jeder wusste: Das hält ein Leben lang. Es kann enorm viel Feuchtigkeit aufnehmen, ohne sich klamm anzufühlen, was es perfekt für Geschirrtücher oder Sommerkleidung macht.

Achte aber nicht nur auf den Stoff, sondern vor allem auf die Verarbeitung. Schau dir die Nähte genau an! Sind sie gerade und sauber? Ist der Faden robust? An stark belasteten Stellen, wie den Henkeln einer Tasche, sollte die Naht doppelt genäht oder mit einem kleinen Kreuzstich (man nennt das „Riegelnaht“) verstärkt sein. Das sind die kleinen Details, die über ein langes Leben oder einen schnellen Tod entscheiden.

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Langlebigkeit im Alltag: Konkrete Beispiele, die sofort was bringen

Genug Theorie, reden wir über konkrete Dinge, bei denen du sofort einen Unterschied machen kannst.

Das Schneidebrett: Eine Anschaffung fürs Leben

Ein gutes Schneidebrett ist das perfekte Beispiel. Plastikbretter sind billig, bekommen aber schnell tiefe Messerschnitte. In diesen Rillen nisten sich Bakterien ein, die du kaum noch rausbekommst. Eklig. Außerdem machen sie deine teuren Messer stumpf.

Ein Massivholz-Schneidebrett ist da viel hygienischer. Das überrascht viele, ist aber so. Holz enthält von Natur aus Gerbsäuren, die antibakteriell wirken. Und wenn die Oberfläche nach Jahren doch mal ramponiert aussieht, rettest du es ganz einfach.

Dein Schneidebrett retten – in 15 Minuten:

  1. Grobschliff: Nimm dir ein Stück 120er Schleifpapier und schleife die tiefen Riefen und Verfärbungen raus. Immer schön in Faserrichtung arbeiten!
  2. Feinschliff: Geh danach mit einem feineren 240er Schleifpapier drüber, bis sich alles superglatt anfühlt.
  3. Wichtiger Profi-Trick: Wische das Brett jetzt kurz mit einem feuchten Tuch ab und lass es trocknen. Dabei stellen sich kleine Holzfasern auf. Die schleifst du dann nochmal ganz sanft mit dem 240er Papier weg. So bleibt die Oberfläche auch nach dem nächsten Abwaschen glatt.
  4. Ölen: Reibe das trockene, staubfreie Brett großzügig mit Öl ein. Am besten eignet sich neutrales Speiseöl, das nicht schnell ranzig wird, wie Raps- oder Traubenkernöl. Lass es ein paar Stunden einziehen und wische den Überschuss ab. Fertig – wie neu!
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Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

Ach ja, und steck ein Holzbrett bitte NIEMALS in die Spülmaschine. Die Hitze und die Chemie zerstören Holz und Leim. Einfach heiß abwaschen, abtrocknen und stehend trocknen lassen.

Die Hausreinigung: Omas Wissen ist unschlagbar

Wir kaufen heute für jedes Wehwehchen ein eigenes Putzmittel in einer bunten Plastikflasche. Dabei haben wir die besten und günstigsten Reiniger oft schon im Schrank. Drei Dinge reichen für 90 % aller Fälle:

  • Essig: Mit Wasser verdünnt (ca. 1 Teil Essigessenz auf 4 Teile Wasser) ist es der perfekte Kalk- und Fettlöser für Bad und Küche.
  • Natron (Speisesoda): Als Paste mit Wasser angerührt ein sanftes Scheuermittel für Spülen und Töpfe. Neutralisiert auch üble Gerüche im Kühlschrank.
  • Kern- oder Schmierseife: Ein Schuss davon in warmem Wasser ist der beste Bodenreiniger für Fliesen und versiegelte Holzböden. Biologisch abbaubar und superstark.

Achtung, wichtiger Hinweis: Essig ist super, aber aggressiv! Verwende ihn niemals auf Naturstein wie Marmor oder Granit, da die Säure den Stein angreift und stumpf macht. Auch bei Gummidichtungen ist Vorsicht geboten. Und die wichtigste Regel aus bitterer Erfahrung: Mische niemals verschiedene gekaufte Reiniger! Besonders die Kombination von Chlorreinigern und sauren Reinigern kann hochgiftiges Chlorgas erzeugen. Das ist lebensgefährlich!

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Wenn was kaputtgeht: Reparieren statt wegwerfen

Unsere Wegwerfgesellschaft hat uns das Reparieren fast abgewöhnt. Dabei ist es oft eine Kleinigkeit und fühlt sich verdammt gut an, etwas mit den eigenen Händen gerettet zu haben.

Der wackelige Stuhl: Ein Klassiker mit einfacher Lösung

Ein wackeliger Stuhl ist meist kein Totalschaden. In 9 von 10 Fällen hat sich nur eine alte Leimverbindung gelöst. Das kannst du selbst reparieren!

Was du brauchst:

  • Guten Holzleim (z. B. Ponal Express, D3-wasserfest, kostet ca. 5–7 €)
  • Ein Stück altes Schleifpapier
  • Eine Schraubzwinge oder einen stabilen Spanngurt (ca. 10 € im Baumarkt)

So gehst du vor:

  1. Finde die lockere Verbindung (meist ein Stuhlbein am Rahmen).
  2. Zieh die Verbindung vorsichtig auseinander. Manchmal hilft ein leichter Klaps mit einem Gummihammer.
  3. Das ist der wichtigste Schritt: Kratze den alten, bröseligen Leim vollständig von beiden Teilen ab. Neuer Leim hält nicht auf altem Leim!
  4. Trage eine dünne Schicht frischen Holzleim auf beide Seiten auf.
  5. Steck alles wieder zusammen und presse die Verbindung fest. Überschüssigen Leim sofort mit einem feuchten Tuch abwischen. Spanne die Schraubzwinge oder den Gurt fest um die Stuhlbeine.
  6. Lass den Stuhl mindestens 24 Stunden in Ruhe trocknen, bevor du dich wieder draufsetzt.
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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Sollte das Holz selbst gebrochen sein, ist der Gang zum Tischler die bessere Wahl. Aber selbst das ist meist günstiger als ein neuer, hochwertiger Stuhl.

Vorausschauen und clever investieren

Gutes Handwerk denkt immer einen Schritt voraus. Das kannst du auch – besonders bei Anschaffungen für dein Zuhause.

Wasser sparen – aber richtig!

Ein alter Duschkopf aus den 90ern jagt gerne mal 18 Liter Wasser pro Minute durch die Leitung. Ein moderner Sparduschkopf braucht nur 7-9 Liter – bei gleichem Duschgefühl, weil er dem Wasser Luft beimischt. Rechnen wir das mal kurz durch: Eine vierköpfige Familie, bei der jeder 5 Minuten duscht, kann so locker 150 bis 200 Euro im Jahr an Wasser- und Energiekosten sparen. Die 30 Euro für einen guten Duschkopf aus dem Baumarkt hast du also nach zwei bis drei Monaten wieder drin. Eine der einfachsten und effektivsten Sparmaßnahmen überhaupt!

Der ehrliche Blick auf die Kosten

Klar, Qualität hat erstmal ihren Preis. Ein Massivholztisch kostet mehr als das Spanplatten-Pendant. Aber wir müssen lernen, anders zu rechnen. Rechne nicht den Kaufpreis, sondern die Kosten pro Nutzungsjahr.

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Ein Billig-Stuhl für 50 Euro, der nach drei Jahren auf dem Sperrmüll landet, hat dich fast 17 Euro pro Jahr gekostet. Ein solider Holzstuhl für 250 Euro, den du 30 Jahre lang hast (und wahrscheinlich noch vererben kannst), kostet dich nur gut 8 Euro pro Jahr. Und am Ende hat er sogar noch einen Wert. Der Billig-Stuhl ist nur noch Müll. Das ist die Denkweise, die sich lohnt.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Bewusst und langlebig zu leben ist kein Wettbewerb um Perfektion. Es ist eine Haltung. Die Haltung, die Dinge wertzuschätzen, die uns umgeben. Ihnen die Pflege zu geben, die sie verdienen. Und den Mut zu haben, etwas zu reparieren, statt es gedankenlos zu ersetzen.

Fang klein an. Öle dein altes Schneidebrett. Leime den wackeligen Hocker aus dem Keller. Du wirst sehen, es macht sogar richtig Freude, etwas mit den eigenen Händen zu erhalten. Das ist der Kern des Handwerks, und diese Fähigkeit steckt in uns allen. Wir müssen sie nur wiederentdecken.

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Ein Schneidebrett aus massivem Holz ist ein perfektes Beispiel für einen Gegenstand, der mit Ihnen altert und schöner wird – wenn Sie ihm ein Minimum an Pflege gönnen. Vergessen Sie aggressive Reiniger oder die Spülmaschine! Mit diesen einfachen Handgriffen wird Ihr Brett zu einem echten Erbstück in der Küche.

  • Sanfte Reinigung: Nach Gebrauch einfach mit einem feuchten Tuch, warmem Wasser und milder Seife abwischen. Danach sofort gut abtrocknen und stehend an der Luft trocknen lassen, damit sich das Holz nicht verzieht.
  • Regelmässige Ölkur: Alle paar Wochen freut sich das Holz über eine Behandlung mit lebensmittelechtem Öl. Spezialisierte Holzbutter, wie die von Rawsome oder Walrus Oil, oder einfaches raffiniertes Rapsöl ziehen tief ein, sättigen die Poren und schützen vor Austrocknung und Rissen.
  • Kleine Makel entfernen: Tiefe Messerspuren oder Verfärbungen? Kein Problem. Mit feinem Schleifpapier (Körnung 240) lassen sich diese einfach von Hand ausschleifen. Danach neu einölen und das Brett sieht aus wie neu.
Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.