Mineralwasser aus der Leitung? Was die Dinger wirklich können – Ein Installateur packt aus
In meiner Werkstatt taucht in letzter Zeit eine Frage immer wieder auf: Lohnen sich diese schicken Geräte, die versprechen, unser normales Leitungswasser in pures, sprudelndes Mineralwasser zu verwandeln? Ganz ehrlich, die Werbung klingt ja auch verlockend. Reines, gesundes Wasser, ganz nach deinem Geschmack mineralisiert, und das alles direkt auf der Küchenzeile. Klingt super, oder?
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Ist unser Leitungswasser nicht gut genug?
- 0.2 Die einfachste Stufe: Was können Kannenfilter wirklich?
- 0.3 Die Physik dahinter: Was steckt wirklich im Wasser?
- 0.4 Die Verfahren im Detail: Von simpel bis Hightech
- 0.5 Der Knackpunkt: Die richtige Remineralisierung
- 0.6 Deine Checkliste, bevor du Geld ausgibst
- 0.7 Die große Frage: Tischgerät oder Festeinbau?
- 0.8 Wenn’s schiefgeht: Typische Probleme aus der Praxis
- 0.9 Mein Fazit als Meister: Sinnvoll, aber kein Wundermittel
- 1 Inspirationen und Ideen
Als Meister im Installateur-Handwerk habe ich in den letzten Jahrzehnten unzählige Wasseraufbereitungsanlagen gesehen – von der Installation über die Wartung bis hin zur Reparatur. Ich habe gelernt, was in der Praxis wirklich funktioniert und wo die glänzenden Versprechen der Hersteller an der harten Realität scheitern. Deshalb will ich heute mal Klartext reden. Wir schauen uns zusammen an, was diese Geräte wirklich können, welche Technik dahintersteckt und worauf du achten musst, damit aus einer guten Idee kein teurer Fehler wird.
Ist unser Leitungswasser nicht gut genug?
Viele meiner Kunden sind verunsichert. Brauche ich so ein Gerät überhaupt? Die Antwort ist, wie so oft im Handwerk, kein simples Ja oder Nein. Eines vorweg: Unser Wasser aus dem Hahn ist dank der strengen Trinkwasserverordnung eines der am besten kontrollierten Lebensmittel überhaupt. Es ist sicher. Aber „sicher“ heißt nicht automatisch, dass es für jeden perfekt schmeckt oder optimal ist.

Je nachdem, wo du wohnst, kann das Wasser sehr hart und kalkhaltig sein – der Tod für jede Kaffeemaschine. Manchmal hat es einen leichten Chlorgeschmack vom Wasserwerk. Oder in alten Häusern können noch Spuren aus Blei- oder Kupferrohren enthalten sein. Genau hier setzen die Aufbereitungsgeräte an. Sie sollen kein ungenießbares Wasser trinkbar machen, sondern gutes Wasser veredeln. Lass uns das mal von Grund auf beleuchten, so wie ich es auch meinen Azubis erkläre.
Die einfachste Stufe: Was können Kannenfilter wirklich?
Bevor wir in die teure Technik einsteigen, reden wir kurz über die Klassiker: die einfachen Tischkannenfilter, die fast jeder schon mal zu Hause hatte. Die sind ein super Einstieg, um zu sehen, ob man überhaupt einen Unterschied schmeckt. Sie arbeiten mit einem Aktivkohle-Granulat.
Was sie gut können: Den Geschmack verbessern. Chlor und einige organische Stoffe werden zuverlässig gebunden. Der Kaffee oder Tee schmeckt damit oft weicher und aromatischer.
Was sie kaum können: Hartes Wasser wirklich weich machen. Sie reduzieren den Kalkgehalt nur minimal. Wenn deine Geräte also ständig verkalken, ist das keine Dauerlösung. Außerdem muss man die Kartuschen, die so zwischen 5€ und 8€ pro Stück kosten, regelmäßig wechseln – sonst können sie verkeimen. Für den Geschmack top, für alles andere eher ein Anfang.

Die Physik dahinter: Was steckt wirklich im Wasser?
Bevor wir Wasser verändern, müssen wir verstehen, was wir vor uns haben. Die wichtigsten Werte, die ich mir immer anschaue, sind:
- Wasserhärte (°dH): Das ist der Gehalt an Kalzium und Magnesium. Unter 8 °dH ist weich, über 14 °dH gilt als hart. Hartes Wasser schmeckt oft kräftiger, führt aber zu den ungeliebten Kalkablagerungen. Hier bei uns im Voralpenland kämpfen wir oft mit Werten über 20 °dH.
- pH-Wert: Sagt aus, ob das Wasser sauer (unter 7) oder basisch (über 7) ist. Extrem weiches, mineralarmes Wasser ist oft leicht sauer und kann auf Dauer sogar Leitungen angreifen.
- Leitfähigkeit (µS/cm): Das ist ein super Indikator für die Gesamtmenge der gelösten Mineralien. Ein gutes Mineralwasser hat oft über 500 µS/cm, während Wasser nach einer Umkehrosmose fast bei Null liegt.
Gut zu wissen: Du musst dafür kein Labor beauftragen. Google einfach mal „Wasserhärte [deine Stadt]“ oder schau auf die Website deiner Stadtwerke. Die sind verpflichtet, die Trinkwasseranalyse zu veröffentlichen!

Die Verfahren im Detail: Von simpel bis Hightech
In den Geräten, die heute auf dem Markt sind, stecken im Grunde genommen vereinfachte Versionen von professionellen Anlagen. Schauen wir uns die gängigsten mal an.
Die Destillation
Hier wird Wasser erhitzt, der Dampf aufgefangen und wieder verflüssigt. Das Ergebnis ist chemisch fast reines H₂O. Klingt super, hat aber massive Nachteile. Der Energieverbrauch ist enorm – das ist, als würdest du für jedes Glas Wasser ewig den Wasserkocher laufen lassen. Außerdem entsteht ein „leeres“ Wasser ohne jegliche Mineralien. Fürs Dampfbügeleisen perfekt, aber dauerhaft trinken? Davon rate ich dringend ab.
Der Aktivkohlefilter
Das ist die Technik aus den Kannenfiltern, nur oft in größer und effektiver. Aktivkohle ist ein Meister darin, Chlor, Pestizidrückstände und andere organische Stoffe zu binden, die den Geschmack und Geruch stören. Was er aber nicht entfernt, sind Mineralien (also Kalk), Salze oder Nitrat. Ein super Basis-Filter, aber keine Komplettlösung.
Die Umkehrosmose (UO)
Das ist die Methode, die wir Profis am häufigsten für eine wirklich tiefgreifende Reinigung einsetzen. Hier wird das Wasser mit Druck durch eine extrem feine Membran gepresst. Nur die winzigen Wassermoleküle passen durch, fast alles andere (ca. 95-99%) bleibt draußen: Kalk, Schwermetalle, Nitrat, sogar Viren. Das Ergebnis ist extrem reines Wasser, ähnlich wie bei der Destillation, aber viel energiesparender.

Aber auch hier gibt es einen Haken: Es entsteht Abwasser. Für einen Liter reinstes Wasser spülst du je nach Anlage drei bis vier Liter „Konzentrat“ in den Abfluss. Das muss man wissen. Und die Membran ist ein teures Sensibelchen. Ohne gute Vorfilter (Sediment- und Aktivkohle) ist sie schnell verstopft und kaputt. Ich hab schon Anlagen gesehen, da war die teure Membran nach wenigen Monaten hinüber, weil die günstigen Vorfilter nicht gewechselt wurden.
Der Knackpunkt: Die richtige Remineralisierung
Nachdem das Wasser durch Umkehrosmose quasi „nackt“ gemacht wurde, kommt der entscheidende Schritt: Es müssen wieder Mineralien rein. Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen.
Die meisten Tischgeräte nutzen dafür kleine Kartuschen mit Mineralgranulaten. Das reine, leicht saure Wasser fließt durch und löst Kalzium und Magnesium. Die Herausforderung aus der Praxis: Das ist alles andere als konstant. Eine frische Kartusche gibt anfangs oft viel zu viele Mineralien ab, nach ein paar Wochen kaum noch welche. Ich habe das bei Kunden nachgemessen – die Werte schwankten gewaltig. Eine gleichbleibende, ausgewogene Mineralisierung wie bei einem guten gekauften Mineralwasser ist damit, ehrlich gesagt, kaum zu erreichen.

Deine Checkliste, bevor du Geld ausgibst
Bevor du jetzt losrennst und dein Erspartes auf den Kopf haust, halt kurz inne. Geh mal diese Punkte durch, das bewahrt dich vor Fehlkäufen:
- Was stört mich wirklich? Ist es nur der leichte Chlorgeschmack (dafür reicht vielleicht schon ein Kannenfilter) oder der massive Kalk, der alles ruiniert? Oder geht es dir um ein reineres Gefühl und die Entfernung von allem?
- Check deine Wasserwerte! Wie hart ist dein Wasser wirklich? (Denk an den Google-Tipp!) Ein teures Enthärtungsgerät in einer Region mit weichem Wasser zu installieren, ist rausgeschmissenes Geld.
- Wie viel Platz habe ich? Passt ein Tischgerät auf die Arbeitsplatte oder habe ich genug Platz unter der Spüle für einen Festeinbau? Miss vorher nach!
- Was ist mein Budget – für heute UND für morgen? Was kostet die Anschaffung und, viel wichtiger, was kosten die Ersatzfilter pro Jahr? Das wird oft vergessen.
Die große Frage: Tischgerät oder Festeinbau?
Das ist die Kernfrage für viele. Beide Systeme haben ihre Berechtigung, aber für völlig unterschiedliche Bedürfnisse. Hier mal ein ehrlicher Vergleich, ganz ohne Werbe-Blabla.

Tischgeräte: Flexibel, aber mit Folgekosten
Das sind die schicken Kästen für die Arbeitsplatte. Du füllst Wasser ein, drückst einen Knopf, und bekommst dein aufbereitetes Wasser. Die Anschaffung ist überschaubar, die Geräte selbst kriegst du oft schon für 150€ bis 400€.
Sie sind ideal für Mietwohnungen, weil keine Installation nötig ist. Der große Nachteil ist aber die laufende Wartung. Der Wassertank muss penibel sauber gehalten werden, sonst wird er zur Keimschleuder. Und dann die Kosten: Die speziellen Filter- und Mineralkartuschen sind oft teuer. Rechne mal mit 80€ bis 150€ pro Jahr, je nach Modell. Da ist man schnell an ein teures System eines einzigen Herstellers gebunden.
Festeinbau: Die unsichtbare Profi-Lösung
Diese Anlagen werden meist unter der Spüle installiert und an die Kaltwasserleitung angeschlossen. Du bekommst einen zusätzlichen, kleinen Wasserhahn nur für dein gefiltertes Wasser. Die Anlagen selbst starten bei etwa 300€ und können für Premium-Modelle auch über 1.000€ kosten.
Der riesige Vorteil: Du hast immer aufbereitetes Wasser parat, einfach Hahn aufdrehen. Die Filter halten viel länger und sind im Unterhalt oft günstiger, weil man Standard-Filterkartuschen nutzen kann. Hier liegst du bei den jährlichen Kosten eher bei 50€ bis 90€. Dafür braucht es aber einen fachgerechten Einbau. Plan dafür nochmal 1-2 Arbeitsstunden eines Installateurs ein, also je nach Region etwa 100€ bis 200€. Dieses Geld ist aber verdammt gut investiert, glaub mir.
Wenn’s schiefgeht: Typische Probleme aus der Praxis
Keine Technik ist perfekt. Hier sind die häufigsten Probleme, wegen denen mein Telefon klingelt:
- Problem: Das Wasser schmeckt plötzlich muffig.
Die Ursache ist fast immer ein überfälliger Filterwechsel. Besonders Aktivkohlefilter können, wenn sie voll sind, die gefilterten Stoffe auf einen Schlag wieder abgeben. Igitt! - Problem: Es kommt kaum noch Wasser aus dem Hahn.
Bei einer UO-Anlage ist meist der Sediment-Vorfilter dicht. Das passiert schnell in Regionen mit vielen Schwebstoffen im Wasser. Regelmäßiger Tausch ist Pflicht.
Ach ja, und dann war da der Kunde, der seine Untertisch-Anlage selbst eingebaut hat. Nach einem halben Jahr roch die ganze Küche nach faulen Eiern. Er hatte die Schläuche verwechselt und das schmutzige Abwasserkonzentrat in einen geschlossenen Kreislauf geleitet, statt es in den Siphon zu führen. Ein Fest für Bakterien. Das zeigt, warum ein Profi für den Anschluss manchmal Gold wert ist.
Mein Fazit als Meister: Sinnvoll, aber kein Wundermittel
Also, sind diese Geräte zur Wasseraufbereitung nun Hokuspokus oder eine sinnvolle Investition? Meine ehrliche Antwort: Sie können eine fantastische Ergänzung sein, wenn man weiß, was man tut und was man will.
Ein Tischgerät ist ein super Einstieg, um das Thema mal auszuprobieren. Wenn du aber eine dauerhafte, hygienische und zuverlässige Lösung für die ganze Familie suchst, führt meiner Meinung nach kaum ein Weg an einer professionell installierten Untertisch-Anlage vorbei.
Der wichtigste Rat, den ich jedem mit auf den Weg gebe: Sieh die Kosten für die Wartung und die Filterwechsel als festen Teil der Anschaffung. Ein ungepflegter Filter macht dein Wasser schlechter, nicht besser. Wenn du das beherzigst, kannst du dich aber jeden Tag über ein perfektes Glas Wasser aus dem eigenen Hahn freuen. Und das, mein Freund, ist ein echtes Stück Lebensqualität.
Inspirationen und Ideen
Der Design-Faktor: Eine Armatur ist heute mehr als nur ein Wasserspender. Sie ist ein Statement. Hersteller wie Grohe mit ihren „Brushed Cool Sunrise“-Oberflächen oder Quooker mit minimalistischem Schwarz matt verstehen das perfekt. Die Technik verschwindet unsichtbar unter der Spüle, während der Hahn zum Design-Highlight der Küche wird.
Pro Kopf verbrauchen die Deutschen jährlich rund 170 Liter Mineralwasser – ein Großteil davon aus Plastikflaschen.
Ein fest installiertes Wassersystem ist daher nicht nur eine Frage des Komforts, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit. Jeder Liter aus dem Hahn vermeidet die Produktion, den Transport und das Recycling einer Flasche.
Und was ist mit dem laufenden Unterhalt?
Eine berechtigte Frage! Die Wartung ist erstaunlich unkompliziert. Je nach System und Wasserhärte muss der Filter etwa alle sechs bis zwölf Monate getauscht werden – viele Geräte erinnern einen daran. Eine Standard-CO₂-Flasche, wie sie etwa Grohe Blue verwendet, reicht für rund 60 Liter Sprudelwasser. Der Tausch ist meist ein einfacher Drehverschluss, ähnlich wie bei einem SodaStream, nur dass die Flaschen oft größer sind.
Wer tiefer in die Welt des Wassers eintauchen möchte, entdeckt die Kunst der Mineralisierung. Es geht nicht mehr nur um Sprudel, sondern um den gezielten Geschmack. Systeme wie die von BWT (BWT AQA drink) reichern das gefilterte Wasser gezielt mit wertvollem Magnesium an. Das neutralisiert nicht nur den pH-Wert und sorgt für einen weicheren Geschmack – ideal für Tee- und Kaffeeliebhaber –, sondern verwandelt das heimische Leitungswasser in ein echtes „Functional Water“. Man wird quasi zum eigenen Wasser-Sommelier.
- Perfekt für die schnelle, spritzige Weinschorle am Abend.
- Basis für kreative Limonaden mit frischen Früchten und Kräutern.
- Beeindruckt Gäste mehr als jede gekaufte Wasserflasche.
Das Geheimnis? Sprudelwasser auf Knopfdruck, immer perfekt gekühlt und frisch gezapft. Der kleine Luxus, der den Alltag spürbar aufwertet.
Quooker CUBE: Der Alleskönner. Er ergänzt den bekannten Quooker-Hahn und liefert neben 100 °C kochendem auch gekühltes stilles und sprudelndes Wasser aus einem Hahn.
Grohe Blue Home: Der Spezialist. Dieses System konzentriert sich voll auf veredeltes Trinkwasser: gekühlt, gefiltert und in drei Sprudelstärken. Oft als separate, kleinere Armatur oder integriert.
Die Wahl hängt also davon ab, ob man das Komplettpaket mit kochendem Wasser sucht oder einen reinen Wasserspezialisten bevorzugt.
Ein kleiner Geheimtipp aus der Profi-Küche: Nutzen Sie das eiskalte Sprudelwasser nicht nur zum Trinken. Ein Schuss davon im Pfannkuchen- oder Tempurateig sorgt für eine unglaublich luftige und knusprige Textur. Die Kohlensäure lockert den Teig auf – ein einfacher Trick mit verblüffender Wirkung.
Bevor die Entscheidung für ein fest installiertes System fällt, lohnt sich der schnelle Check unter der Spüle. Das brauchen Sie:
- Mindestens 30 cm Breite und 45 cm Höhe im Spülenunterschrank für Kühler und Filter.
- Eine freie Steckdose in Reichweite.
- Ein zugängliches Eckventil für den Wasseranschluss.
Etwa 85 Prozent der Haushalte in Deutschland haben hartes bis sehr hartes Wasser.
Das bedeutet, der Kalkgehalt ist hoch. Während Tischkannenfilter hier nur bedingt helfen, sind die Filterkartuschen der Festeinbauten (z.B. von Brita Professional oder Grohe) darauf ausgelegt, den Kalkgehalt signifikant zu reduzieren. Das schützt nicht nur die Armatur selbst, sondern auch angeschlossene Kaffeemaschinen oder Wasserkocher.
Achtung, Installationsfehler: Ein häufig übersehener Punkt ist die Belüftung des Kühlers im Unterschrank. Das Gerät erzeugt Wärme, die entweichen muss. Wird der Schrank zu vollgepackt oder fehlen Lüftungsschlitze, kann das Gerät überhitzen, wird laut und verbraucht deutlich mehr Strom. Ein guter Installateur achtet darauf!
