Make-up für Einsteiger: Die ehrlichen Profi-Tipps, die wirklich funktionieren
In meinem Studio riecht es eigentlich immer nach einer Mischung aus Puder, Cremes und Desinfektionsspray. Ganz ehrlich? Ich liebe es. Seit einer gefühlten Ewigkeit bereite ich Gesichter für alles Mögliche vor – von der nervösen Braut bis zum entspannten Alltagslook. Und in all den Jahren ist mir eins klargeworden: Richtig gutes Make-up ist kein magisches Geheimnis. Es ist pures Handwerk.
Inhaltsverzeichnis
- 1 1. Die Grundlage: Mehr als nur ein bisschen Creme
- 2 2. Die Grundierung: Wie eine zweite Haut
- 3 3. Augen-Make-up: Mehr Ausdruck, weniger Verschmieren
- 4 4. Lippen: Die perfekte Basis für jede Farbe
- 5 5. Deine Werkzeuge: Sauberkeit ist das A und O
- 6 6. Kleine Probleme, große Wirkung: Farbkorrektur
- 7 Deine erste Ausstattung für unter 50 Euro?
- 8 Zum Schluss noch ein ehrlicher Gedanke…
- 9 Bildergalerie
Es geht null darum, dich zu verstecken. Es geht darum, mit den richtigen Techniken und ein bisschen Wissen das hervorzuheben, was schon da ist. Viele Online-Guides versprechen dir den einen Trick, der alles verändert. Manche davon klappen vielleicht für ein schnelles Foto, aber die Wahrheit ist: Die Grundlagen sind das, was am Ende zählt.
Meinen Azubis predige ich immer: „Versteht zuerst die Haut, dann das Produkt.“ Wenn diese Basis stimmt, sieht dein Look nicht nur besser aus, er hält auch den ganzen Tag. Vergiss komplizierte Wissenschaft – hier kommen die praxiserprobten Tipps aus meinem Alltag.

1. Die Grundlage: Mehr als nur ein bisschen Creme
Der häufigste Fehler, den ich sehe? Make-up auf unvorbereitete Haut zu klatschen. Stell dir vor, ein Maler versucht, auf eine staubige Leinwand zu malen – das Ergebnis wird fleckig und bröckelt. Eine gute Vorbereitung macht locker 70 % des Endergebnisses aus. Und sie ist super einfach: Reinigen, Klären, Pflegen.
Schritt 1: Der saubere Start (Reinigung)
Über Nacht sammelt deine Haut Talg und Schweiß. Das muss morgens runter, aber sanft! Nimm ein mildes Reinigungsprodukt, das zu dir passt. Fettige Haut freut sich oft über ein leichtes Waschgel, während trockene Haut eine cremige Reinigungsmilch dankbar annimmt. Sowas findest du in jeder Drogerie von Marken wie Balea oder Nivea für unter 10 Euro. Kurz einmassieren und mit lauwarmem Wasser abnehmen. Achtung: Heißes Wasser trocknet die Haut nur unnötig aus.
Schritt 2: Das Gleichgewicht (Klären)
Ein Gesichtswasser, auch Tonic genannt, wird total unterschätzt. Es holt die letzten Kalkreste vom Leitungswasser von der Haut und stellt den natürlichen pH-Wert wieder her. Warum das wichtig ist? Eine Haut, die im Gleichgewicht ist, kann die anschließende Pflege viel besser aufnehmen. Achte nur darauf, dass kein Alkohol drin ist, der kann die Haut reizen.

Schritt 3: Die Feuchtigkeit (Pflege)
Deine Tagescreme ist die Schutzbarriere zwischen Haut und Make-up. Sie sorgt dafür, dass die Foundation später nicht in trockene Fältchen kriecht. Welche Creme die richtige ist, hängt von deinem Hauttyp und sogar der Jahreszeit ab. Im Winter bei trockener Heizungsluft braucht fast jede Haut eine reichhaltigere Pflege als im feuchten Sommer.
Und hier kommt ein Tipp, der alles verändert: Lass die Creme mindestens fünf Minuten einziehen. Wenn du die Foundation zu früh draufgibst, vermischt sich alles zu einer fleckigen Masse, die nicht hält. In der Zwischenzeit kannst du dir ja die Zähne putzen oder einen Kaffee machen.
Deine kleine Challenge für heute: Nimm dir ganz bewusst diese fünf Minuten Zeit. Du wirst den Unterschied im Make-up sofort merken, versprochen!
2. Die Grundierung: Wie eine zweite Haut
Die perfekte Grundierung? Siehst du nicht. Sie gleicht deinen Hautton aus, ohne dass du aussiehst wie mit einer Maske. Den richtigen Ton und die passende Textur zu finden, ist hier die halbe Miete.

Wie du den richtigen Farbton findest
Bitte, bitte teste eine Foundation niemals auf dem Handrücken! Die Haut dort hat eine völlig andere Farbe als im Gesicht. Der beste Ort ist deine Kinnlinie, also am Kieferknochen. Trag dort mal drei Farbtöne, die passen könnten, in schmalen Streifen auf und geh damit ans TAGESLICHT. Das Kunstlicht in Drogerien verfälscht alles. Der Ton, der quasi mit deiner Haut verschmilzt, ist deiner.
Gut zu wissen: Jeder Hautton hat auch einen Unterton. Um deinen herauszufinden, gibt’s einen einfachen Trick: Schau dir mal die Adern an deinem Handgelenk an. Sind sie eher bläulich-lila? Dann hast du einen kühlen Unterton. Wirken sie eher grünlich? Dann ist dein Unterton warm. Wenn du es nicht eindeutig sagen kannst, bist du wahrscheinlich ein neutraler Typ. Viele Hersteller geben das heute auf ihren Produkten an – es hilft ungemein, einen fahlen oder orangen Teint zu vermeiden.
Welche Textur passt zu mir?
Das Angebot kann einen echt erschlagen. Hier eine kleine Orientierung:

- Flüssige Foundation: Der absolute Alleskönner. Passt für fast jeden Hauttyp und bietet eine leichte bis mittlere Deckkraft. Ideal für den Alltag.
- Creme-Foundation: Die ist super für trockene oder reifere Haut, da sie oft mehr Feuchtigkeit spendet und eine höhere Deckkraft hat.
- Puder-Foundation: Wenn du zu fettiger Haut neigst, ist das dein Freund. Sie mattiert und kontrolliert den Glanz, kann aber bei trockener Haut Fältchen betonen.
- Getönte Tagescreme oder BB-Cream: Perfekt für Tage, an denen du nur einen Hauch Farbe und Pflege willst. Super natürlich!
Profi-Tricks beim Auftragen
Wie du das Produkt aufträgst, macht einen RIESEN Unterschied. Plane hier als Anfänger ruhig mal 10-15 Minuten ein, um ein sauberes Ergebnis zu bekommen.
Mit den Fingern: Super für einen natürlichen Look. Deine Körperwärme hilft, die Foundation schön mit der Haut zu verbinden. Achte aber auf absolut saubere Hände!
Mit dem Pinsel: Ein flacher Pinsel gibt mehr Deckkraft, ein fester, abgerundeter Pinsel (ein „Buffer“) zaubert in kreisenden Bewegungen ein Airbrush-Finish. Ein typischer Anfängerfehler ist, zu viel Produkt zu nehmen. Starte mit einer erbsengroßen Menge und arbeite dich langsam vor. Nachlegen geht immer, wegnehmen ist schwierig.

Mit dem Schwämmchen: Mein persönlicher Favorit für ein makelloses Finish. Feuchte das Schwämmchen (z.B. einen Beautyblender, den es für ca. 5-10 € gibt) vorher an und drück es gut aus. So saugt es weniger Produkt auf. Und jetzt das Wichtigste: Tupfen, nicht wischen! Durch das Tupfen arbeitest du die Foundation nahtlos in die Haut ein.
3. Augen-Make-up: Mehr Ausdruck, weniger Verschmieren
Die Augen sind meistens der Hingucker. Hier darfst du ruhig kreativ werden, aber auch hier gilt: die Basis muss stimmen.
Der unsichtbare Helfer: Lidschatten-Primer
Ein Lidschatten-Primer ist kein unnötiger Luxus, sondern eine Investition in die Haltbarkeit. Gerade bei öligen Lidern verhindert er, dass sich die Farbe nach zwei Stunden in der Lidfalte absetzt. Er glättet die Haut und lässt die Farben richtig knallen. Eine winzige Menge, sanft eingeklopft, reicht schon. Bekommst du schon für unter 10 Euro und hält ewig.
Mascara richtig auftragen – und wann du sie wegwerfen solltest
Wimperntusche öffnet den Blick. Trage sie in leichten Zick-Zack-Bewegungen vom Ansatz bis in die Spitzen auf, so erwischst du jedes Härchen. Für mehr Volumen kurz warten und eine zweite Schicht auftragen. Aber nicht zu lange warten, sonst gibt’s Fliegenbeine!

Ach ja, und zum Thema alte Mascara habe ich eine klare Meinung. Der Tipp, eingetrocknete Tusche mit Kontaktlinsenlösung zu retten, ist eine absolute Notlösung. Flüssigkeiten können das Wachstum von Bakterien fördern. Auf jeder Mascara findest du ein kleines Symbol mit einem offenen Tiegel und einer Zahl (z.B. „6M“). Das bedeutet, sie ist nach dem Öffnen 6 Monate haltbar. Ich hatte mal eine Kundin, die sich durch eine uralte Mascara eine fiese Bindehautentzündung geholt hat. Das Risiko ist es einfach nicht wert.
4. Lippen: Die perfekte Basis für jede Farbe
Die schönste Lippenstiftfarbe sieht auf rauen, trockenen Lippen einfach nur ungepflegt aus. Die Vorbereitung ist also alles.
So geht’s: Peeling und Pflege
Ein sanftes Lippenpeeling kannst du easy selbst machen: Misch einfach etwas Honig mit Zucker und massiere es sanft über die Lippen. Danach eine gute Lippenpflege auftragen. Wichtig: Bevor der Lippenstift draufkommt, die überschüssige Pflege mit einem Kosmetiktuch abtupfen, sonst rutscht die Farbe weg.

DIY-Lippenstift? Lieber nicht!
Im Internet kursiert oft der Tipp, Lidschatten mit Vaseline zu mischen. Als Profi rate ich dir dringend davon ab. Der Grund ist simpel: Nicht alle Farbpigmente, die fürs Auge zugelassen sind, sind auch für den Mundbereich sicher und dürfen verschluckt werden. Zudem ist Vaseline so eine rutschige Basis, dass die Farbe keine fünf Minuten halten würde.
Der Trick für extralangen Halt
Dieser Trick hat sich bei unzähligen langen Hochzeitstagen bewährt: Trag eine Schicht Lippenstift auf, presse die Lippen auf ein Kosmetiktuch, um überschüssiges Produkt abzunehmen. Puder dann mit einem Pinsel ganz leicht durch das Tuch hindurch mit transparentem Puder über die Lippen. Zum Schluss noch eine zweite Schicht Lippenstift drüber. Hält bombenfest!
5. Deine Werkzeuge: Sauberkeit ist das A und O
Gute Pinsel sind eine tolle Investition, aber nur, wenn sie sauber sind. Das ist keine Frage der Ästhetik, sondern deiner Hautgesundheit. In dreckigen Pinseln tummeln sich Bakterien, Talg und alte Hautschüppchen – ein Paradies für Pickel.

Pinselreinigung für Profis (und dich!)
Einmal pro Woche solltest du eine Tiefenreinigung machen. Das geht so:
- Halte die Pinselhaare unter lauwarmes Wasser. Wichtig: Immer mit den Haaren nach unten, damit kein Wasser in das Metallteil läuft. Das löst den Kleber und dein Pinsel verliert Haare.
- Gib eine kleine Menge Seife in deine Handfläche. Du brauchst keine teure Pinselseife – ein mildes Babyshampoo oder Kernseife für wenige Euro tun es auch.
- Kreise mit dem Pinsel sanft in der Seife, bis es schäumt.
- Spül den Pinsel gründlich aus, bis das Wasser klar bleibt (Haare immer noch nach unten!).
- Drück das Wasser vorsichtig aus und leg die Pinsel flach auf ein Handtuch zum Trocknen, am besten mit den Köpfen über die Kante hängend. Niemals aufrecht hinstellen!
Make-up-Schwämmchen sollten übrigens am besten nach jeder Benutzung kurz mit Seife ausgewaschen werden, die sind echte Bakterienschleudern.
6. Kleine Probleme, große Wirkung: Farbkorrektur
Wenn die Grundlagen sitzen, können wir uns an die kleinen „Tricks“ wagen. Hier kommt die Farbenlehre ins Spiel.

Stell dir vor: Ein fieser roter Pickel auf der Wange. Dein erster Instinkt? Eine dicke Schicht Concealer draufklatschen. Das Ergebnis ist meist ein unschöner, grauer Hügel. Der Profi-Weg ist anders: Ein winziger Tupfer grüner Korrektor (Grün neutralisiert Rot) auf den Pickel, sanft verblendet. Danach eine dünne Schicht deines normalen Concealers drüber tupfen. Der Unterschied ist gewaltig!
Das Gleiche gilt für bläuliche Augenringe. Hier wirkt ein Concealer mit einem leichten Pfirsich- oder Rosaton Wunder, bevor der normale Concealer zum Aufhellen drüberkommt.
Deine erste Ausstattung für unter 50 Euro?
Du stehst jetzt im Drogeriemarkt und bist überfordert? Kein Problem! Für den Anfang brauchst du gar nicht viel. Hier ist eine kleine Einkaufsliste, mit der du locker unter 50 Euro bleibst:
- Eine Foundation: Such dir eine, die zu deinem Hauttyp passt (ca. 10-15 €).
- Ein Concealer: Zum Abdecken von Rötungen und Augenringen (ca. 5-8 €).
- Ein transparentes Puder: Zum Fixieren (ca. 5-10 €).
- Eine Mascara: Für den wachen Blick (ca. 8-12 €).
- Ein Make-up-Schwämmchen: Für ein ebenmäßiges Finish (ca. 5 €).
Damit hast du eine solide Basis, auf der du jederzeit aufbauen kannst.

Zum Schluss noch ein ehrlicher Gedanke…
Das Allerwichtigste am ganzen Tag ist das Abschminken am Abend. Gib deiner Haut die Chance, zu atmen und sich zu regenerieren. Make-up ist vergänglich, deine Haut hast du ein Leben lang.
Und sei nicht frustriert, wenn es nicht sofort perfekt klappt. Dieses Handwerk braucht Übung. Experimentiere, hab Spaß dabei und finde heraus, was für DICH funktioniert. Denn das Ziel ist nicht makellose Perfektion. Das Ziel ist, dass du dich in deiner Haut wohlfühlst. Das ist die wahre Kunst.
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Primer – nur ein weiterer Schritt oder echtes Muss?
Ein Primer ist wie die Grundierung für eine Wand: Er schafft die perfekte Basis. Er glättet feine Linien und Poren, hilft, den Hautton auszugleichen und sorgt vor allem dafür, dass die Foundation länger und ebenmäßiger hält. Für Einsteiger ist ein silikonbasierter Primer wie der „The POREfessional“ von Benefit ideal, um eine seidige Oberfläche zu schaffen. Wer zu trockener Haut neigt, profitiert von feuchtigkeitsspendenden Formeln auf Wasserbasis, zum Beispiel dem „Hydro Grip Primer“ von Milk Makeup.

„Das Geheimnis der Schönheit liegt darin, man selbst zu sein.“ – Bobbi Brown
Diese Philosophie ist der Kern eines modernen Make-up-Verständnisses. Es geht nicht um eine Maske, sondern darum, die eigene Individualität zu unterstreichen. Ein Hauch Concealer unter den Augen, etwas Farbe auf den Wangen – oft sind es die kleinsten Handgriffe, die die größte Wirkung erzielen und das Gesicht strahlen lassen, ohne es zu verändern.

Pinsel: Ideal für eine deckende, polierte Optik. Ein flacher Foundation-Pinsel (z.B. von Zoeva) verteilt das Produkt gleichmäßig, erfordert aber etwas Übung beim Verblenden, um Streifen zu vermeiden.
Schwämmchen: Der Favorit für ein natürliches, fast airbrush-artiges Finish. Ein angefeuchteter Beautyblender oder ein vergleichbares Produkt von Real Techniques tupft die Foundation in die Haut ein und sorgt für einen nahtlosen Übergang.
Für Anfänger ist das Schwämmchen oft die fehlerverzeihendste Methode.

Manchmal sind es die kleinen Gewohnheiten, die den Unterschied zwischen „gut“ und „großartig“ ausmachen. Achten Sie auf diese drei typischen Anfängerfehler:
- Der Foundation-Test am Handrücken: Die Haut hier hat oft einen völlig anderen Ton als im Gesicht. Testen Sie neue Farbtöne immer entlang der Kieferlinie bei Tageslicht.
- Zu dunkle Augenbrauen: Ein zu harter, dunkler Stift lässt das Gesicht streng wirken. Wählen Sie eine Nuance heller als Ihre Haarfarbe und füllen Sie die Brauen mit leichten Strichen auf.
- Bronzer im ganzen Gesicht: Bronzer gehört dorthin, wo die Sonne natürlich bräunen würde – Stirn, Wangenknochen und Nasenrücken.
- Ihr Make-up übersteht den ganzen Tag, ohne zu verrutschen.
- Der Look bleibt frisch, fast wie am Morgen aufgetragen.
- Kein Abfärben an Kleidung oder dem Smartphone-Display.
Das Geheimnis? Ein feiner Nebel aus Setting Spray. Nach dem Auftragen aller Puderprodukte aus etwa 30 cm Entfernung auf das Gesicht gesprüht, verschmilzt es die Schichten miteinander und fixiert alles für Stunden. Der „All Nighter“ von Urban Decay ist hier ein absoluter Kult-Klassiker.




