Hände waschen wie ein Profi: Die Werkstatt-Methode für wirklich saubere Hände

von Julia Steinhoff
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In meiner Werkstatt gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, das wichtiger ist als alles andere: Jede gute Arbeit beginnt mit sauberen Händen. Das klingt vielleicht banal, aber nach Jahrzehnten in meinem Beruf weiß ich: Es ist die absolute Grundlage. Meine Hände sind mein Kapital, mein wichtigstes Werkzeug. Und das Erste, was jeder Lehrling bei mir lernt – noch bevor er eine Maschine auch nur ansieht –, ist das richtige Händewaschen. Nicht mal eben so, sondern mit System und Verstand.

Viele schmunzeln erstmal darüber. Händewaschen, kann doch jeder, oder? Aber wenn ich mich so umschaue, sehe ich meistens das Gegenteil. Mal schnell die Finger unter kaltes Wasser halten, ein Klecks Seife, kurz verreiben, fertig. Ehrlich gesagt, das ist keine Reinigung, das ist eher eine Geste. Richtiges Händewaschen ist aber eine Technik, fast schon ein kleines Handwerk für sich.

Und es geht hier nicht nur um Viren in besonderen Zeiten. Es geht um alltäglichen Schutz. Für dich, für deine Familie und – in meinem Fall – für die Qualität meiner Arbeit. Es ist eine Frage der Verantwortung. Deshalb zeige ich dir jetzt, wie ich es meinen Leuten beibringe. Ganz ohne komplizierte Wissenschaft, dafür mit jeder Menge Praxiserfahrung.

Richtiges Händewaschen Hände einseifen unter fließendem Wasser abspülen antrocknen
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Das Geheimnis von Wasser und Seife: Warum es so genial einfach ist

Um zu verstehen, wie es richtig geht, müssen wir kurz klären, warum es überhaupt funktioniert. Stell dir Viren und Bakterien wie winzige, unsichtbare Fettkügelchen vor. In dieser Fetthülle steckt alles, was sie für uns problematisch macht. Auch der meiste Schmutz haftet durch Fette und Öle an unserer Haut.

Versuch mal, eine ölige Pfanne nur mit Wasser sauber zu bekommen. Funktioniert nicht, oder? Das Wasser perlt einfach ab. Erst wenn Spülmittel dazukommt, löst sich das Fett. Seife ist im Grunde nichts anderes. Die Seifenmoleküle haben zwei Enden: Eines, das Wasser liebt, und eines, das sich an Fett klammert.

Wenn du deine Hände einseifst, packen die fettliebenden Enden die Viren und Bakterien, brechen ihre Fetthülle auf und machen sie unschädlich. Beim Abspülen schnappt sich das Wasser die anderen, wasserliebenden Enden und zieht alles mit in den Abfluss: Seife, Schmutz und die erledigten Keime. Es ist also ein rein mechanischer Prozess. Wir töten nichts mit Chemie, wir spülen es einfach weg. Genial, oder?

Richtiges Händewaschen viele Viren an einer Hand unsichtbar mit bloßem Auge sich vermehren
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Die Meister-Methode: In 6 Schritten zu perfekt sauberen Händen

Vergiss das schnelle Husch-Husch. Nimm dir die Zeit. Diese 30 Sekunden sind vielleicht die bestinvestierte Zeit deines Tages. Wir gehen das jetzt mal Schritt für Schritt durch, als würdest du neben mir am Werkstatt-Waschbecken stehen.

Schritt 1: Die Vorbereitung

Noch bevor das Wasser läuft, wird alles klargemacht. Schmuck ab! Ringe und Uhren sind wunderbare Brutstätten für Keime, weil es darunter immer feucht bleibt. Außerdem kommst du sonst nicht an die Haut darunter. Leg dir Seife und ein sauberes Handtuch bereit. Ein Handtuch, das schon drei Tage hängt und von der ganzen Familie benutzt wird, macht die ganze Mühe wieder zunichte.

Schritt 2: Das Wasser

Dreh den Hahn auf. Und jetzt ein häufiger Fehler: Das Wasser muss nicht heiß sein! Kochend heißes Wasser schadet deiner Haut nur, trocknet sie aus und macht sie rissig – eine perfekte Einladung für neue Keime. Lauwarm ist absolut perfekt. Es ist angenehm und hilft der Seife, ihre Arbeit zu tun. Also, Hände drunter und einmal komplett nass machen.

Richtiges Händewaschen mit Seife unter fließendem Wasser die COVID-19-Pandemie bekämpfen

Schritt 3: Die Seife

Sei nicht zu sparsam. Du brauchst genug Seife, um einen dichten, cremigen Schaum zu erzeugen, der beide Hände komplett bedeckt. Ob du ein festes Seifenstück oder Flüssigseife nimmst, ist zu Hause reine Geschmackssache. Kleiner Tipp beim Seifenstück: Leg es auf eine Schale, wo es gut abtropfen kann, damit es nicht matschig wird.

Gut zu wissen: Achte auf pH-neutrale Produkte, besonders wenn du oft die Hände wäschst. In der Drogerie findest du gute Waschlotionen von Marken wie Sebamed oder Eubos schon für 3-5 Euro. Die sind sanft zur Haut und erledigen den Job perfekt.

Schritt 4: Das Einseifen – Hier entscheidet sich alles (20-30 Sekunden)

Jetzt kommt der wichtigste Teil. Während du einseifst, kannst du den Wasserhahn ruhig zudrehen, um Wasser zu sparen. Nimm dir mindestens 20, besser 30 Sekunden Zeit. Wenn du ein Gefühl dafür brauchst: Sing einfach zweimal leise „Happy Birthday“ für dich.

  • Handflächen aneinander: Reib die Seife kräftig zwischen den Handflächen, bis es richtig schön schäumt.
  • Handrücken nicht vergessen: Leg die rechte Handfläche auf den linken Handrücken und schrubb ihn sauber. Verschränke dabei die Finger, um auch die Zwischenräume von oben zu erwischen. Dann die Seite wechseln.
  • Zwischen den Fingern: Jetzt die Handflächen wieder aufeinander, Finger verschränken und kräftig hin und her bewegen. Das ist eine Stelle, die fast jeder vergisst!
  • Finger-Außenseiten: Balle eine Hand zur Faust und reibe die Knöchel und Finger in der Handfläche der anderen Hand. Diese Greifbewegung reinigt Bereiche, an die du sonst nicht denkst. Und natürlich wechseln.
  • Der Daumen-Check: Umfasse deinen linken Daumen mit der rechten Hand und reinige ihn mit drehenden Bewegungen. Danach ist der andere dran. Der Daumen wird sonst sträflich vernachlässigt.
  • Fingerkuppen und Nägel: Führe die Fingerkuppen der rechten Hand zusammen und reibe sie kreisend in der linken Handfläche. So kommt der Schaum auch unter die Nägel. Seite wechseln. Übrigens sind kurze Nägel immer hygienischer.
  • Zum Schluss die Handgelenke: Wasch auch die Handgelenke gründlich mit.

So, und jetzt du! Steh mal kurz auf, geh zum Waschbecken und probier es genau nach dieser Anleitung aus. Fühlen sich deine Hände danach nicht ganz anders an? Viel sauberer, oder? Das ist der Unterschied, den die richtige Technik macht.

Richtiges Händewaschen viele Male am Tag die Hände gründlich waschen die Ausbreitung der Krankheit stoppen

Schritt 5: Das Abspülen

Wasser wieder an. Spül jetzt den ganzen Schaum gründlich ab. Halte die Hände dabei so, dass die Fingerspitzen nach unten zeigen. So läuft das Schmutzwasser von den Händen ab und nicht zurück auf deine sauberen Unterarme. Spül so lange, bis sich die Haut wieder griffig und nicht mehr seifig anfühlt.

Schritt 6: Das Trocknen

Das Trocknen ist genauso wichtig wie das Waschen! Feuchte Hände sind ein Paradies für Keime. Tupf deine Hände sorgfältig trocken, anstatt wild zu reiben – das reizt die Haut nur unnötig. Vergiss die Fingerzwischenräume nicht! In öffentlichen Toiletten sind Papiertücher die beste Wahl. Zu Hause ist ein persönliches Handtuch super, solange es regelmäßig bei mindestens 60 Grad gewaschen wird.

Profi-Tipp: Wenn du in einer öffentlichen Toilette bist, nutze das Papiertuch, mit dem du die Hände getrocknet hast, um den Wasserhahn zuzudrehen. Zu Hause kannst du den Hahn auch einfach mit dem Handrücken oder dem Ellenbogen schließen. So bleiben deine frisch gewaschenen Hände sauber.

Richtiges Händewaschen viele Male am Tag die Hände gründlich waschen
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Waschen oder Desinfizieren? Eine klare Ansage vom Fachmann

Überall stehen heute Desinfektionsmittelspender, und viele glauben, das sei immer die bessere Wahl. Das ist ein großes Missverständnis. Beides hat seine Berechtigung, aber das eine ersetzt das andere nicht.

Händewaschen entfernt. Sind deine Hände sichtbar dreckig – nach der Gartenarbeit, dem Kochen oder einer Fahrradreparatur – musst du sie waschen. Ein Desinfektionsmittel wirkt auf schmutziger Haut kaum, weil der Dreck die Keime schützt. Die goldene Regel lautet immer: Erst reinigen, dann desinfizieren.

Desinfektion tötet ab. Ein Desinfektionsmittel ist dann sinnvoll, wenn du unterwegs bist und keine Seife zur Hand hast. Oder in Situationen mit hohem Ansteckungsrisiko. Wichtig ist, dass es auf Alkoholbasis ist (mindestens 60 %) und nur auf saubere, trockene Hände aufgetragen wird. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, such online einfach mal nach der „RKI-Liste für Desinfektionsmittel“. Die ist öffentlich zugänglich und listet geprüfte Produkte.

Aber Achtung! Ständiges Desinfizieren ohne Grund schadet der Haut extrem. Der Alkohol trocknet sie aus und macht die natürliche Schutzbarriere kaputt. Also: Waschen ist die Basis, Desinfizieren der gezielte Spezial-Einsatz.

Richtiges Händewaschen Frauenhände Perlenarmband Desinfektionsmittel

Die Werkzeugpflege: Warum Handcreme ein Muss ist

Ein guter Handwerker pflegt sein Werkzeug. Das gilt für eine Säge genauso wie für unsere Hände. Häufiges Waschen entzieht der Haut nicht nur Schmutz, sondern auch wertvolle Fette. Trockene, rissige Haut ist aber wie eine offene Tür für Keime.

Darum ist Eincremen keine Kosmetik, sondern Arbeitsschutz. Crem deine Hände mindestens zweimal am Tag ein – morgens und, ganz wichtig, abends vor dem Schlafen. Verwende eine gute, rückfettende Handcreme. Ein echter Klassiker, der nicht die Welt kostet, ist zum Beispiel die „Norwegische Formel“, die du für um die 4 Euro in fast jeder Drogerie bekommst. Produkte mit Urea oder Panthenol sind generell eine gute Wahl.

Wenig bekannter Trick: Wenn deine Hände schon richtig rau und rissig sind, creme sie abends ganz dick ein, zieh dünne Baumwollhandschuhe drüber (gibt’s für ein paar Euro in der Drogerie) und lass das Ganze über Nacht einwirken. Am nächsten Morgen sind deine Hände wie neu!

Richtiges Händewaschen gutes Desinfektionsmittel Mundmasken zur Hand haben während der Corona-Krise
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Die typischen Fehler, die ich immer wieder sehe

Im Laufe der Jahre fallen einem immer wieder die gleichen kleinen Fehler auf, die die ganze Mühe zunichtemachen. Vielleicht erkennst du dich ja bei dem einen oder anderen wieder:

  • Der Blitzwäscher: Alles unter 10 Sekunden. Die Seife hat keine Chance zu wirken. Nimm dir bewusst die Zeit!
  • Der Daumen-Vergesser: Der Daumen wird beim normalen Reiben einfach ausgelassen. Denk dran, ihn extra zu waschen.
  • Der Nagel-Ignorierer: Unter den Nägeln sitzt der hartnäckigste Schmutz. Also, Fingerkuppen in die Handfläche!
  • Der Nach-Kontaminierer: Mit den sauberen Händen den schmutzigen Wasserhahn anfassen. Dafür gibt es den Ellenbogen- oder Papiertuch-Trick.

Das sind alles nur Gewohnheiten. Ein paar Mal bewusst darauf geachtet, und schon läuft die richtige Technik ganz von allein.

Ein letztes Wort aus der Werkstatt

Richtiges Händewaschen ist kein Hexenwerk. Es ist eine einfache, aber unglaublich mächtige Fähigkeit, um uns und die Menschen um uns herum zu schützen. Es kostet fast nichts – nur ein bisschen Seife, Wasser und ein paar Sekunden deiner Aufmerksamkeit.

Richtiges Händewaschen Mutter Kind im Bad beim Händewaschen

Betrachte es als ein Stück Handwerkskunst für den Alltag. Etwas, das du selbst in der Hand hast. Bring es auch deinen Kindern bei. Mach es zu einer selbstverständlichen Routine, nicht aus Angst, sondern aus Sorgfalt und Verantwortung. Denn gute Arbeit, egal wo, fängt immer bei den Grundlagen an. Und die sind blitzsauber.

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Richtiges Händewaschen
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Werkstattseife (Sandseife): Der Klassiker für hartnäckigen Schmutz. Abrasive Partikel wie Sand oder Holzmehl schrubben Öl und Farbe mechanisch von der Haut. Extrem effektiv, aber auf Dauer oft zu aggressiv für den Säureschutzmantel der Haut.

pH-neutrale Waschlotion: Die moderne Alternative. Reinigt mit milden Tensiden, die Schmutz lösen, ohne die Hautbarriere anzugreifen. Marken wie Sebamed oder Eubos bieten Formulierungen, die selbst bei häufigem Waschen die Hände nicht austrocknen.

Für den täglichen Gebrauch zu Hause ist die milde Variante die bessere Wahl. In der Werkstatt gilt: Nach der groben Reinigung die Hände unbedingt mit einer pflegenden Creme schützen.

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Der häufigste Fehler? Er passiert nach dem Abspülen.

Denken Sie, mit dem Wasserstrahl ist alles erledigt? Weit gefehlt. Nasse Hände sind ein idealer Nährboden und Überträger für Keime. Das gründliche Abtrocknen ist daher kein optionaler Komfort, sondern der letzte, entscheidende Schritt des Reinigungsprozesses. Einweg-Papierhandtücher sind dabei aus hygienischer Sicht oft die beste Wahl, da sie durch die Reibung zusätzlich Keime entfernen und keine Feuchtigkeit zurücklassen. Stoffhandtücher müssen täglich gewechselt werden, um nicht selbst zur Keimquelle zu werden.

Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.