Fliegen in heiklen Zeiten? Mein praxiserprobtes System für sichere Geschäftsreisen
Seit Jahrzehnten bin ich als Meister in meinem Fach unterwegs. Das bedeutet: Ich muss raus, Projekte betreuen, Anlagen prüfen, mit Partnern vor Ort sprechen. Reisen ist für mich kein Urlaub, sondern pures Handwerkszeug. Als die Welt gesundheitlich auf den Kopf gestellt wurde, standen viele von uns vor einem Dilemma: Die Arbeit muss weitergehen, aber wie zum Teufel macht man das sicher?
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Ganz ehrlich? Ich bin kein Wissenschaftler. Ich bin Praktiker. Meine Welt sind nicht Theorien, sondern Lösungen, die im echten Leben funktionieren. Also habe ich mir das Thema Fliegen vorgenommen wie ein kniffliges Projekt: Problem analysieren, Schwachstellen finden, einen wasserdichten Plan entwickeln. Ich hab mich mit den physikalischen Grundlagen beschäftigt und ein System aufgesetzt, das ich seitdem bei jedem einzelnen Flug durchziehe. Das ist keine Theorie aus einem Hochglanzmagazin, sondern meine bewährte Anleitung aus der Werkstatt des Lebens.
Erst verstehen, dann handeln: Warum ein Flugzeug kein Wartezimmer ist
Viele haben ja die Horrorvorstellung von „stehender, virenbeladener Luft“ im Flieger. Das ist aber, mit Verlaub, Quatsch. Um die Risiken richtig einzuschätzen, muss man die Technik dahinter kennen. Das ist die Basis für alles Weitere.

Die Sache mit den Aerosolen und der Kabinenluft
Die größte Sorge bei Infektionen sind ja diese winzigen Aerosole, die wir beim Atmen ausstoßen und die ewig in der Luft hängen können. In einem schlecht gelüfteten Raum ist das der Super-GAU. Eine moderne Flugzeugkabine ist aber das genaue Gegenteil. Die Luft wird dort nicht nur umgewälzt, sondern alle zwei bis drei Minuten komplett ausgetauscht! Das ist eine höhere Rate als in vielen Operationssälen.
Gut zu wissen: Etwa die Hälfte der Luft kommt frisch von außen – in Reiseflughöhe ist die eiskalt und absolut steril. Die andere Hälfte ist Umluft, aber die geht durch eine knallharte Reinigung.
HEPA-Filter: Die unbesungenen Helden über den Wolken
Das Herzstück der Luftreinigung sind die sogenannten HEPA-Filter. Das sind keine simplen Staubfänger, sondern Hochleistungsfilter, wie sie auch in Reinräumen und Krankenhäusern zum Einsatz kommen. Die filtern über 99,9 % aller Partikel in einer bestimmten Größe aus der Luft. Viren sind zwar winzig, aber sie fliegen nie allein, sondern hängen immer an größeren Tröpfchen. Und genau die werden von den HEPA-Filtern zuverlässig einkassiert.

Die Luft, die dir aus der Düse über deinem Sitz ins Gesicht bläst, ist also praktisch keimfrei. Die Strömung geht außerdem von oben nach unten, was die Verteilung von Partikeln im Raum zusätzlich hemmt. Das eigentliche Risiko ist also nicht die Kabinenluft, sondern dein direkter Nachbar.
Mein System für die Praxis: Vorbereiten, Durchführen, Nachbereiten
Ein Flug ist für mich wie ein kleines Projekt mit klaren Phasen. Das nimmt den Stress raus und verhindert blöde Fehler. Hier ist meine Checkliste.
Phase 1: Die Hausaufgaben (bis 3 Tage vor Abflug)
Die wichtigste Arbeit passiert, bevor ich überhaupt die Wohnung verlasse. Hier stelle ich die Weichen.
Dokumenten-Wahnsinn bändigen: Ich checke die aktuellen Einreisebestimmungen. Eine super Anlaufstelle ist immer die Webseite des Auswärtigen Amtes. Auch die IATA (das ist der Weltluftfahrtverband) hat ein Online-Tool namens „Travel Centre“, das meist auf dem neuesten Stand ist. Wichtiger Tipp: Alle digitalen Gesundheitsnachweise und Dokumente drucke ich zur Sicherheit aus. Nichts ist peinlicher, als wegen eines leeren Handy-Akkus am Schalter zu stranden.

Mein persönliches Schutz-Set (PSA): Ich habe eine kleine Tasche, die immer startklar ist. Das gehört rein:
- FFP2-Masken (mind. 3 Stück): Ich nehme nur zertifizierte Masken mit CE-Zeichen und vierstelliger Prüfnummer. Eine für den Weg zum Airport, eine für den Flug, eine in Reserve. Auf Langstrecke wechsle ich sie alle 4-5 Stunden, weil sie durch die Atemfeuchte nachlässt.
- Handdesinfektion (unter 100 ml): Achtet auf mindestens 70 % Alkoholgehalt. Gibt’s in jeder Drogerie.
- Desinfektionstücher (ca. 20 Stück): Zum Reinigen von Oberflächen.
- Einweg-Handschuhe: Nicht zum Dauer-Tragen, sondern für gezielte Aktionen, wie den Toilettengang.
- Leere Zip-Beutel: Für die sichere Entsorgung der benutzten Masken.
Rechnet mal mit 15 bis 20 Euro für so ein komplettes Set, wenn ihr alles neu kauft. Eine Investition, die sich lohnt.
Sitzplatz-Strategie: Wenn es irgendwie geht, buche ich einen Fensterplatz. Der Grund ist simpel: nur ein direkter Nachbar und niemand drängelt sich an dir vorbei zum Klo. Das reduziert die Kontakte enorm.

Phase 2: Der Hindernislauf zum Gate
Am Flughafen selbst lautet die Devise: Kontakte und Oberflächen meiden wie der Teufel das Weihwasser.
Online einchecken ist Pflicht. Alles von zu Hause erledigen, um den Kontakt am Schalter zu sparen.
Sicherheitskontrolle clever meistern: Bevor ich mich anstelle, packe ich Laptop, Flüssigkeiten, Gürtel und Jacke in meinen eigenen Rucksack. So muss ich die oft schmierigen Plastikwannen kaum anfassen. Nach der Kontrolle suche ich mir eine ruhige Ecke und sortiere mich neu.
Abstand halten: Statt mich ins Getümmel am Gate zu stürzen, warte ich in einer ruhigen Ecke. Ich boarde erst, wenn meine Gruppe aufgerufen wird. Es bringt absolut null Vorteile, als Erster in der engen Schlange zu stehen.
Meine Boarding-Strategie: Die meisten wollen als Erste rein. Ich mache es genau umgekehrt und steige als einer der Letzten ein. Warum? Das verkürzt die Zeit, die ich in einer vollen, stehenden Kabine verbringe, bevor die Lüftung auf voller Power läuft. Die springt nämlich erst richtig an, wenn die Triebwerke gestartet sind.

Phase 3: An Bord – die kritische Zone
Hier sind Routine und Disziplin alles. Jetzt zählt’s!
Mein Reinigungsritual (die „Montageanleitung“): Sobald ich am Platz bin, geht’s los. Das dauert keine zwei Minuten, gibt aber ein super Gefühl der Kontrolle. Schritt für Schritt:
- Ein Desinfektionstuch schnappen.
- Den Klapptisch komplett abwischen – Vorder- UND Rückseite.
- Beide Armlehnen gründlich reinigen.
- Sicherheitsgurt und vor allem das Gurtschloss nicht vergessen.
- Den Rahmen vom Bildschirm und die Fernbedienung abwischen.
- Zum Schluss die Lüftungsdüse, den Lichtschalter und die Fensterblende.
Maske auf. Punkt. Die FFP2-Maske sitzt perfekt und bleibt oben. Und zwar die ganze Zeit. Leute, die sie unter die Nase ziehen, machen den ganzen Schutz zunichte. Das ist das wichtigste Werkzeug, das wir haben.
Den „Luftvorhang“ nutzen: Ich drehe die Lüftungsdüse über mir voll auf und richte sie so aus, dass der Luftstrom direkt vor meinem Gesicht nach unten geht. Das erzeugt eine Art Schutzschild aus sauberer Luft, der Partikel von den Nachbarn zusätzlich fernhält.

Essen & Trinken: Auf Flügen unter vier Stunden esse und trinke ich gar nichts. Das eliminiert das größte Risiko – das Abnehmen der Maske. Auf Langstrecke geht das natürlich nicht. Da warte ich, bis meine Nachbarn fertig sind, esse dann zügig und setze die Maske sofort wieder auf.
Die 3 häufigsten Fehler, die ich immer wieder sehe:
- Der „Nasen-Zwerg“: Die Maske wird lässig unter der Nase getragen. Das ist so sinnvoll wie ein Fahrradhelm am Ellbogen.
- Die „Ausstiegs-Panik“: Kaum gelandet, springen alle auf und quetschen sich in den Gang. Völlig unnötiger, enger Kontakt. Einfach sitzen bleiben, bis die Reihe vor einem frei ist.
- Das „Nach-Lande-Loch“: Am Gepäckband werden plötzlich alle nachlässig, der Abstand ist vergessen. Aber das Spiel ist erst vorbei, wenn man im Hotelzimmer ist!
Phase 4: Angekommen, aber noch nicht fertig
Nach der Landung ist weiterhin Konzentration gefragt.
Geduldig aussteigen: Wie gesagt, ich bleibe sitzen, bis ich dran bin. Das Gedränge im Gang kann man sich sparen.

Gepäck und Transport: Am Gepäckband halte ich Abstand. Für die Weiterfahrt nehme ich lieber einen Mietwagen oder ein vorbestelltes Taxi statt voller öffentlicher Verkehrsmittel.
Bonus: Der Hotel-Check-in
Dein Schutzkonzept hört ja nicht am Flughafen auf. Im Hotel gilt:
- Lüften: Das Erste, was ich im Zimmer mache: Fenster auf, ordentlich durchlüften.
- Oberflächen reinigen: Mit meinen restlichen Desinfektionstüchern wische ich über die wichtigsten Kontaktflächen: Fernbedienung, Lichtschalter, Türklinken, Telefon.
- Abstand an der Rezeption: Auch hier gilt: Abstand halten und den Aufenthalt am Schalter so kurz wie möglich gestalten.
Und wenn’s mal nicht nach Plan läuft?
Keine Reise ist wie die andere. Manchmal hustet der Nachbar, manchmal ändern sich die Regeln.
Ich saß mal neben jemandem, der die ganze Zeit gekeucht hat. Da war ich extrem froh um meine gut sitzende FFP2-Maske und meinen „Luftvorhang“. In so einem Fall bleibe ich ruhig, prüfe den Sitz meiner Maske und wenn es wirklich schlimm ist, spreche ich diskret die Flugbegleitung an und frage nach einem anderen Platz.

Übrigens, für Familien mit Kindern ist das natürlich eine ganz andere Herausforderung. Da gelten oft besondere Regeln und man braucht noch mehr Vorbereitung. Informiert euch da bitte gezielt bei der Airline.
Ein ehrliches Wort zum Schluss
Bei allem, was ich tue, ist mir eines klar: Eine 100%ige Sicherheit gibt es nicht. Mein System ist ein Werkzeug, um das Risiko so weit wie möglich zu minimieren.
Die allerwichtigste Regel ist aber die Ehrlichkeit zu sich selbst: Wer sich krank fühlt, bleibt zu Hause. Eine Reise mit Fieber oder Husten anzutreten, ist verantwortungslos. Punkt. Und wer zu einer Risikogruppe gehört, sollte so eine Entscheidung niemals ohne Rücksprache mit einem Arzt treffen.
Fliegen in unsicheren Zeiten geht also, aber es erfordert Vorbereitung, Disziplin und einen kühlen Kopf. So wie bei jeder guten handwerklichen Arbeit: Man legt nicht einfach los, sondern arbeitet mit Plan, Sorgfalt und dem richtigen Werkzeug.
So, das ist mein System aus der Praxis. Aber jeder Profi hat ja seine eigenen Kniffe. Was ist euer bester Trick für sicheres Reisen? Schreibt es doch mal in die Kommentare!

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Der Sitzplatz ist für die nächsten Stunden Ihr persönlicher Raum. Behandeln Sie ihn auch so. Bevor Sie sich niederlassen, schaffen Sie Ihr eigenes „Hygiene-Cockpit“. Das dauert keine zwei Minuten und ist ein entscheidender Teil jeder Flugvorbereitung.
- Oberflächen-Reset: Mit Desinfektionstüchern (z. B. von Sagrotan oder Impresan) werden Armlehnen, Tisch, Gurt-Schnalle und der Rahmen des Touchscreens abgewischt. Denken Sie auch an den Knopf für die Leseleuchte!
- Persönliche Luftschleuse: Stellen Sie die persönliche Lüftungsdüse über Ihnen auf eine mittlere Stärke ein und richten Sie sie so aus, dass der Luftstrom knapp vor Ihrem Gesicht nach unten fließt. Das erzeugt eine Art unsichtbaren Luftvorhang.
- Griffbereitschaft: Ein kleines Handdesinfektionsmittel (etwa Sterillium Protect & Care Gel) in der Sitztasche ist Gold wert, nachdem man das Gepäckfach geschlossen oder den Sitznachbarn vorbeigelassen hat.
Statistisch gesehen finden die meisten Ansteckungen nicht während des Fluges selbst, sondern beim Ein- und Aussteigen statt.
Diese Erkenntnis des Robert Koch-Instituts verändert die Perspektive. Während die HEPA-Filter in der Luft ihre Arbeit tun, entsteht am Boden die eigentliche Gefahrenzone. In den engen Gängen, im Gedränge an den Gepäckfächern und in den Warteschlangen am Gate ist der Abstand minimal und die Luftzirkulation nicht mit der an Bord zu vergleichen. Die wichtigste Regel lautet daher: Disziplin bewahren, bis man wirklich seinen Platz verlassen muss. Lassen Sie andere vorstürmen und steigen Sie als einer der Letzten in Ruhe aus.



