Profi-Drohne kaufen? So machst du’s richtig (und sparst dir ’ne Menge Lehrgeld)

von Adele Voß
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Eine Drohne ist ein Werkzeug, ganz sicher kein Spielzeug. Das muss man als Erstes verstehen. In meiner Werkstatt habe ich über die Jahre unzählige Copter gesehen – von klobigen, selbstgebastelten Ungetümen bis zu den heutigen hochpräzisen Fluggeräten. Und die häufigste Frage ist immer dieselbe: „Welche Drohne soll ich kaufen?“

Meine Antwort darauf? Immer eine Gegenfrage: „Was genau hast du damit vor?“ Ehrlich, eine Drohne ist wie ein Hammer. Super für einen Nagel, aber komplett unbrauchbar für eine Schraube. Das richtige Werkzeug für die richtige Aufgabe zu finden, ist der absolut wichtigste Schritt. Alles andere kommt danach.

Dieser Leitfaden hier ist kein glatter Werbeprospekt. Das ist die geballte Erfahrung aus unzähligen Flugstunden, Reparaturen und auch ein paar Pannen. Ich zeig dir, welche Technik wirklich zählt, welche Drohnen für welche Jobs taugen und gebe dir die Tricks mit auf den Weg, die den Unterschied zwischen einem Amateur und einem echten Profi ausmachen. Denn am Ende des Tages geht’s nur um zwei Dinge: saubere Arbeit und eine sichere Landung.

dji ryze tello flugroboter wiese
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Das Herz einer Drohne: Worauf es wirklich ankommt

Bevor wir über konkrete Modelle reden, müssen wir kurz unter die Haube schauen. Wer die Technik versteht, trifft nicht nur bessere Kaufentscheidungen, sondern kann sich im Ernstfall auch selbst helfen. Und glaub mir, dieser Ernstfall kommt irgendwann.

Rahmen & Motoren: Das Fundament für ruhige Bilder

Der Rahmen ist das Skelett. Günstige Modelle sind oft aus Kunststoff – leicht, ja, aber auch flexibel. Unter Last biegt sich das Material und überträgt jede noch so kleine Vibration auf die Sensoren. Das Ergebnis? Unbrauchbare Daten und wackelige Bilder.

Deshalb setzen die Profis fast ausschließlich auf Kohlefaser, also Carbon. Das Zeug ist supersteif und trotzdem federleicht. Diese Steifigkeit ist Gold wert, denn sie schluckt Vibrationen, bevor sie deine Aufnahmen ruinieren.

Und dann die Motoren. Hier gibt’s nur eine Wahl: bürstenlose Motoren. Die sind effizienter, langlebiger und viel präziser als die alten Bürstenmotoren. Ein guter Motor läuft so ruhig, dass man ihn kaum hört. Kleiner Tipp aus der Werkstatt: Lass die Drohne mal schweben und hör einfach nur hin. Mit der Zeit entwickelst du ein Gehör dafür, ob ein Lager gesund klingt oder ob sich da ein Schaden ankündigt.

jjrc 2019 flugroboter auf rädern
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Flug-Controller & Sensoren: Das Gehirn und die Sinne

Der Flug-Controller (FC) ist das Gehirn der Operation. Eine kleine Platine, die hunderte Male pro Sekunde Daten von allen Sensoren auswertet und die Motoren ansteuert. Bei den meisten kommerziellen Drohnen ist das ein geschlossenes System. Das funktioniert extrem zuverlässig, lässt aber kaum Spielraum für eigene Anpassungen. Im Eigenbau-Bereich gibt es offene Systeme, die volle Kontrolle bieten, aber auch eine Menge Einarbeitung erfordern.

Damit der FC weiß, was er tun soll, braucht er saubere Daten von seinen Sinnen:

  • IMU (Inertial Measurement Unit): Ein Mix aus Beschleunigungsmesser und Gyroskop. Sie sagt der Drohne, wie sie sich im Raum bewegt. Eine saubere Kalibrierung vor jedem wichtigen Job ist absolute Pflicht!
  • Barometer: Misst den Luftdruck und hält die Drohne auf einer konstanten Höhe. Unverzichtbar für Vermessungsflüge.
  • Kompass (Magnetometer): Zeigt die Himmelsrichtung. Achtung! Der ist super anfällig für Störungen durch Metall oder Stromleitungen. Ich kalibriere ihn an jedem neuen Einsatzort neu. Hab mal fast einen Auftrag vermasselt, weil die Drohne über einem Stahlbeton-Fundament die Orientierung verlor. Eine Lektion, die man nur einmal lernt …
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Positionierung: Der Unterschied zwischen „schön“ und „exakt“

Standard-Drohnen nutzen GPS zur Positionierung. Für Urlaubsfotos und normale Videos reicht das völlig. Die Genauigkeit liegt aber nur bei ein paar Metern. Für professionelle Vermessung ist das Schrott.

Hier kommt RTK (Real-Time Kinematic) ins Spiel. Mit einer Bodenstation oder Korrekturdaten aus dem Netz wird die Position auf den Zentimeter genau bestimmt. Der Unterschied ist gewaltig. Mit GPS bekommst du ein schönes Luftbild. Mit RTK bekommst du einen messgenauen digitalen Zwilling einer Baustelle.

Akkus: Die unterschätzte Gefahr im Koffer

Die meisten Drohnen fliegen mit Lithium-Polymer-Akkus (LiPos). Die haben Power, sind aber auch Diven. Jeder Profi hat einen Heidenrespekt vor den Dingern. Ein falsch behandelter LiPo kann sich aufblähen und im schlimmsten Fall anfangen zu brennen. Ich hatte mal einen Fall, wo ein beschädigter Akku eine Stichflamme quer durch die Werkstatt geschossen hat.

Seitdem gilt bei uns: Akkus lagern wir nur in feuerfesten Taschen (kosten um die 20 €) und laden sie ausschließlich auf einer feuerfesten Unterlage. Die wichtigsten Regeln: Nie unbeaufsichtigt laden, nie voll gelagert lassen (ca. 60 % sind ideal) und bei der kleinsten Beule sofort fachgerecht entsorgen.

toller flugroboter UVIFY DRACO HD

Das richtige Werkzeug: Was brauchst du – und was kostet der Spaß?

Es gibt nicht „die beste“ Drohne. Es gibt nur die beste Drohne für DEINEN Job. Lass uns mal drei typische Anwendungsfälle durchgehen, inklusive einer ehrlichen Hausnummer, was du dafür auf den Tisch legen musst.

Für die Bildermacher: Fotografie & Videografie

Hier ist die Drohne nur das fliegende Stativ. Alles dreht sich um die Kamera. Das A und O ist die Sensorgröße. Ein kleiner Sensor wie im Handy liefert bei Sonnenschein okaye Bilder. Sobald es dämmert, rauscht es gewaltig. Ein 1-Zoll-Sensor ist heute der Mindeststandard für professionelle Arbeit. Alles darüber (Micro-Four-Thirds etc.) gibt dir mehr Spielraum beim Licht und in der Nachbearbeitung. Achte außerdem auf einen stabilen 3-Achsen-Gimbal, der für butterweiche Aufnahmen sorgt.

Dein Werkzeugkasten könnte so aussehen:

  • Modell: Ein kompakter Alleskönner wie eine Drohne aus der DJI Mavic 3 Serie ist ein super Einstieg. Für absolute High-End-Filmproduktionen schaut man eher Richtung DJI Inspire Serie, wo man sogar die Objektive wechseln kann.
  • Was der Spaß kostet (Starter-Kit): Rechne mal mit ca. 3.000 €. Da drin sind dann die Drohne im Paket mit 3 Akkus, ein Satz ND-Filter (unverzichtbar bei Sonne!), die Versicherung für das erste Jahr und die Kosten für den A2-Führerschein.
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Für die Genauigkeits-Fanatiker: Vermessung & Kartierung

Hier geht es nicht um Schönheit, sondern um knallharte, messbare Daten. Das Ziel ist ein exaktes 3D-Modell oder eine Orthofotokarte. Zentimetergenaues RTK ist hier keine Option, sondern Pflicht. Genauso wichtig: eine Kamera mit mechanischem Verschluss. Der verhindert Verzerrungen bei der Aufnahme aus der Bewegung heraus, die deine ganzen Messdaten verfälschen würden.

Dein Werkzeugkasten könnte so aussehen:

  • Modell: Der Klassiker für den Einstieg ist die DJI Phantom 4 RTK. Für größere Projekte oder mehr Flexibilität bei der Kamera schielt man zur Matrice 350 RTK.
  • Was der Spaß kostet (Einstiegspaket): Das wird deutlich teurer. Plane hier mal mit rund 10.000 €. Darin enthalten sind die Drohne mit RTK-Bodenstation, ein stabiler Koffer, eventuell eine Erstlizenz für eine Verarbeitungssoftware wie Agisoft Metashape oder Pix4D (die oft im Abo läuft!) und natürlich Versicherung und Ausbildung.

Für die Spürnasen: Inspektion & Thermografie

Hier fliegst du oft nah an Objekten wie Windrädern, Fassaden oder Solaranlagen. Die wichtigsten Werkzeuge sind eine starke Zoom-Kamera (optischer Zoom, kein digitaler!) und oft eine radiometrische Wärmebildkamera. Letztere speichert für jeden Pixel einen exakten Temperaturwert – damit findest du Wärmebrücken oder defekte Solarzellen zielsicher. Eine 360-Grad-Hinderniserkennung ist hier ebenfalls Gold wert.

DJI INSPIRE 2 flugroboter für die stadt

Dein Werkzeugkasten könnte so aussehen:

  • Modell: Die DJI Matrice Serie (z.B. M30T oder M350) ist hier der Industriestandard, weil man verschiedene Kameras (Payloads) anbringen kann. Die M30T kombiniert z.B. Weitwinkel-, Zoom- und Thermalkamera in einem. Extrem effizient.
  • Was der Spaß kostet (Allrounder-Paket): Hier geht es schnell in den fünfstelligen Bereich. Ein Set wie die Matrice 30T startet bei etwa 15.000 € und kann je nach Zubehör auch deutlich teurer werden.

Regeln & Verantwortung: Kein Profi ohne Plan

Die beste Technik nützt nichts, wenn du die Regeln nicht kennst. Die EU-Drohnenverordnung zu ignorieren, ist nicht nur dumm, sondern kann deinen Geldbeutel empfindlich leichtern.

Der „Drohnenführerschein“

Was alle so nennen, sind eigentlich Kompetenznachweise. Für Profis zählen zwei:

  • A1/A3 Kompetenznachweis: Die absolute Basis. Ein Online-Kurs mit Online-Prüfung. Geht schnell, ist aber nur für leichte Drohnen in unkritischen Gegenden.
  • A2 Fernpiloten-Zeugnis: Das ist die erweiterte Lizenz. Die brauchst du für die meisten professionellen Jobs, um mit schwereren Drohnen näher an Menschen fliegen zu dürfen. Hierfür musst du eine zusätzliche Theorieprüfung bei einer vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) anerkannten Stelle ablegen. Jeder meiner Leute hat den A2 in der Tasche. Ohne geht gar nichts.
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Versicherung ist KEINE Option

Jede Drohne braucht eine spezielle Haftpflichtversicherung. Deine private Haftpflicht zahlt hier keinen Cent. Und spar nicht an der Deckungssumme! Unter 1,5 Millionen Euro würde ich gar nicht erst abheben. Das klingt viel, aber ein Personenschaden kann dich deine Existenz kosten. Die Versicherungsnummer muss übrigens sichtbar auf der Drohne angebracht sein.

Wo darf ich fliegen?

Die Regeln sind komplex. Aber die wichtigste Regel ist der gesunde Menschenverstand. Nicht über Menschen, Flughäfen, Krankenhäusern, Industrieanlagen usw. fliegen. Um sicherzugehen, gibt es zwei Pflicht-Tools: die DFS-App (von der Deutschen Flugsicherung) und die Online-Plattform dipul.de. Dort prüfe ich vor JEDEM Auftrag die Flugzone. Manchmal braucht man Sondergenehmigungen – das ist Bürokratie, gehört aber zum Job.

Aus der Praxis: So vermeidest du die typischen Fehler

Routine schafft Sicherheit. Deshalb hat jeder gute Pilot seine Abläufe, die er im Schlaf beherrscht.

Die Checkliste vor dem Flug

Ohne Checkliste abzuheben, ist grob fahrlässig. Meine hat über 30 Punkte, aber hier sind die wichtigsten, die du dir angewöhnen solltest:

  1. Wetter-Check: Wind, Böen, Regen? Ab 10 m/s Wind wird’s ungemütlich.
  2. Luftraum-Check: DFS-App und NOTAMs geprüft? Gibt’s temporäre Verbote?
  3. Hardware-Check: Propeller ohne Risse? Alle Schrauben fest? Linsen sauber?
  4. Software-Check: Alle Akkus (auch der von der Fernsteuerung!) voll? SD-Karte leer und in der Drohne? (Passiert den Besten!) Firmware aktuell?
  5. Standort-Check: Start-/Landeplatz frei? Störquellen in der Nähe? Und ganz wichtig: Return-to-Home-Höhe (RTH) auf einen Wert ÜBER dem höchsten Hindernis (Baum, Mast etc.) in der Umgebung eingestellt?

Das dauert vielleicht fünf Minuten, aber diese fünf Minuten können dir Tausende von Euro sparen.

Was tun, wenn’s brenzlig wird?

Trotz aller Planung kann mal was schiefgehen. Wichtig ist: ruhig bleiben.

  • Signalverlust: Die Drohne leitet automatisch „Return to Home“ (RTH) ein. Deshalb ist die korrekt eingestellte RTH-Höhe so verdammt wichtig. Ist sie zu niedrig, fliegt die Drohne stumpf ins nächste Hindernis.
  • GPS-Ausfall: In Häuserschluchten kann das GPS-Signal wegbrechen. Die Drohne wechselt dann in den ATTI-Modus. Sie hält nur noch die Höhe, driftet aber mit dem Wind ab. Jeder Profi MUSS das Fliegen im ATTI-Modus beherrschen. Üb das! Geh auf ein freies Feld, schalte manuell in den ATTI-Modus und versuch einfach nur, 30 Sekunden auf der Stelle zu schweben. Das ist härter, als es klingt!
  • Vogelangriffe: Passiert, vor allem mit Greifvögeln. Die beste Reaktion: schnell an Höhe verlieren und landen. Nicht mit aggressiven Manövern provozieren.

Noch ein Wort zu den laufenden Kosten

Mit dem Kauf ist es nicht getan. Plane auch die laufenden Kosten ein. Die Versicherung kostet dich je nach Umfang zwischen 100 € und 500 € pro Jahr. Software-Lizenzen für die Datenverarbeitung können schnell mehrere hundert oder gar tausend Euro im Jahr kosten. Und dann sind da noch Ersatzakkus (ca. 150-300 € pro Stück) und Propeller. Das läppert sich.

Dein allererster Schritt (bevor du Geld ausgibst)

Mein Rat an jeden, der professionell einsteigen will: Fang klein an. Kauf dir nicht sofort die 10.000-Euro-Maschine. Hol dir für den Anfang einen Flugsimulator für den PC (z.B. Liftoff oder DRL Simulator) und eine passende Fernsteuerung. Da kannst du hunderte Stunden üben, ohne einen Cent an Reparaturkosten zu haben.

Oder kauf dir eine kleine, robuste Drohne wie eine DJI Mini zum Üben. Lerne damit das Fliegen, bis es dir in Fleisch und Blut übergeht. Mach deinen A2-Schein. Und erst DANN, wenn du genau weißt, was dein Job erfordert, investierst du in das teure Spezialgerät.

Technik ändert sich, aber die Grundlagen guter Arbeit bleiben immer gleich: Sorgfalt, Wissen und Verantwortung. Wenn du das beherzigst, steht dir mit diesem Werkzeug die Welt offen.

Gut Flug und lande immer sicher!

PS: Deine erste Hausaufgabe: Lade dir jetzt sofort die kostenlose DFS-App aufs Handy und prüfe den Luftraum über deinem Haus. Schreib doch mal in die Kommentare, ob du dort theoretisch starten dürftest!

Adele Voß

Adele Voß ist 1979 in Wien geboren und hat dort Kunstgeschichte studiert. Deshalb sind ihre Interessen als Online-Autorin auf die Bereiche Kunst und Kultur gerichtet.  Ihrer Meinung nach muss man Mode und Design ebenso als Quellen kreativer Inspiration betrachtet und als Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit. Adele macht ihre Leser gerne aufmerksam auf die tiefere Bedeutung der Trends im Innendesign im Konkreten und auch in der modernen Lebensweise im Allgemeinen. Adele Voß schreibt darüber hinaus gerne übers Thema Gesundheit. Es umfasst Artikel über gesundes Abnehmen, gesunde Speisen und Getränke und auch über sportliche Aktivitäten in jedem Alter. In ihrer Freizeit kocht sie gern für die Familie und sie alle reisen oft zusammen.