Perserteppich kaufen? So erkennst du echte Schätze (und entlarvst die Fakes)
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen. Mein erster Tag als Lehrling in der Werkstatt meines alten Meisters. Dieser Geruch… eine Mischung aus Wolle, altem Holz und dem starken Tee, der immer in der Ecke zog. Er drückte mir ein kleines, unscheinbares Teppichstück in die Hand. Überraschend schwer. „Fühl das mal, Junge“, brummte er. „Das ist Korkwolle. Geknüpft, da warst du noch nicht mal auf der Welt.“ Ich drehte es um. Die Rückseite war fast so fein wie die Vorderseite, Tausende winzige Knoten, perfekt unperfekt. In diesem Moment kapierte ich: Das sind keine simplen Bodenbeläge. Das sind gewebte Geschichten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das A und O: Warum Material und Farbe alles entscheiden
- 2 Der Blick auf die Rückseite: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
- 3 Von rustikal bis edel: Eine kleine Reise durch die Teppichregionen
- 4 Der Kauf: So gehst du gut vorbereitet ins Geschäft
- 5 So bleibt dein Schatz für immer schön: Die richtige Pflege
- 6 Ein letztes Wort zur Sicherheit
- 7 Bildergalerie
Seitdem sind viele Jahre ins Land gezogen und unzählige Teppiche durch meine Hände gegangen. Von den kernigen, ehrlichen Stücken der Nomaden bis hin zu filigranen Seidenträumen aus den großen Städten. Heute gebe ich dieses Wissen selbst weiter. Und ganz ehrlich? Ich möchte es auch mit dir teilen. Denn einen echten Perserteppich zu verstehen, heißt, seine Seele zu erkennen. Das hier ist kein trockener Ratgeber, sondern eine Einladung, genau hinzuschauen, zu fühlen und die feinen Unterschiede zu lernen. Damit du am Ende einen Begleiter fürs Leben findest und keinen schnellen Trend, der nach zwei Jahren wieder rausfliegt.

Das A und O: Warum Material und Farbe alles entscheiden
Alles fängt bei den Rohstoffen an. Ein Teppich kann nur so gut sein wie die Wolle, aus der er gemacht ist. Mein Leitsatz in der Werkstatt war immer: „Fasst die Wolle an, riecht daran! Sie verrät euch mehr als jedes Preisschild.“ Echte Perserteppiche bestehen fast immer aus reiner Schurwolle. Aber Wolle ist eben nicht gleich Wolle.
Die Qualität der Wolle: Das Herzstück deines Teppichs
Die absolut beste Wolle stammt von Schafen aus dem Hochgebirge, zum Beispiel dem Zagros-Gebirge im Iran. Durch das raue Klima dort oben ist ihre Wolle unglaublich dicht, widerstandsfähig und – ganz wichtig – reich an Lanolin, dem natürlichen Wollfett. Dieses Fett ist ein eingebauter Fleckenschutz und macht die Faser wunderbar geschmeidig. Ein Teppich aus dieser Hochlandwolle hat einen tiefen, fast seidigen Glanz, den wir Profis „Lüster“ nennen. Das Coole daran: Dieser Glanz wird mit der Zeit und durchs Drauflaufen sogar noch schöner.

Eine ganz besondere Nummer ist die sogenannte Korkwolle. Die wird vom Nacken und den Schultern junger Lämmer geschoren und ist unfassbar weich und fein. Man findet sie oft in den edelsten Stücken aus den berühmten Teppich-Städten. Ein Teppich aus Korkwolle fühlt sich fast an wie Samt unter den Füßen.
Das genaue Gegenteil ist „tote Wolle“ von geschlachteten Tieren. Ihr fehlt der Glanz, die Elastizität, sie ist spröde und nimmt Farbe nur schlecht an. Leider ein beliebtes Material für billige Kopien. Kleiner Test, den du selbst machen kannst: Zupfe vorsichtig an einem einzelnen Florfaden und biege ihn. Springt er sofort zurück? Super, das ist ein Zeichen für lebendige, elastische Wolle. Bleibt er geknickt oder fühlt sich strohig an? Eher kein gutes Zeichen.
Kette und Schuss: Das unsichtbare Skelett
Jeder Teppich braucht ein stabiles Gerüst. Die senkrechten Fäden (die Kettfäden) und die waagerechten Fäden (die Schussfäden) bilden dieses Skelett. Bei den meisten Perserteppichen besteht es aus Baumwolle, weil sie extrem stabil ist und sich nicht verzieht. Das sorgt dafür, dass der Teppich schön plan auf dem Boden liegt. Bei superfeinen Stücken wird manchmal sogar Seide für die Kette verwendet, um noch mehr Knoten unterzubringen.

Eine spannende Ausnahme sind die Nomadenteppiche. Völker wie die Ghashghai nutzen traditionell Wolle für Kette und Schuss. Das macht ihre Teppiche weicher, flexibler und leichter aufzurollen – perfekt für ein Leben auf Wanderschaft. Dafür sind sie aber oft nicht so millimetergenau gerade wie ein Manufakturteppich.
Die Sprache der Farben: Naturtöne vs. Chemiekeule
Früher wurden Teppiche ausschließlich mit Pflanzenfarben gefärbt. Die Töne aus Wurzeln, Rinden oder Insekten haben eine Tiefe, die keine moderne Chemiefarbe je erreichen wird. Diese Farben altern auch in Würde. Sie entwickeln mit der Zeit eine sanfte Patina. Manchmal sieht man leichte Farbunterschiede innerhalb einer Fläche, weil der nächste Farbtopf nie zu 100 % den gleichen Ton hatte. Kenner lieben diese „Abrash“ genannten Unregelmäßigkeiten, denn sie sind ein Echtheitszertifikat der Handarbeit.
Später kamen synthetische Chromfarben auf, die heute auch in vielen hochwertigen, modernen Perserteppichen verwendet werden. Das ist kein Mangel, solange die Farben gut sind. Schlechte Synthetikfarben erkennst du daran, dass sie oft grell und leblos wirken. Im schlimmsten Fall können sie bei Nässe sogar ausbluten. Ein vorsichtiger Test: Reibe mit einem feuchten, weißen Tuch ganz sanft über eine kräftige Farbe (am besten an einer unauffälligen Stelle). Gibt die Farbe ab? Dann ist Vorsicht geboten.

Der Blick auf die Rückseite: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen
Die Vorderseite eines Teppichs flirtet mit dir, aber die Rückseite sagt dir die Wahrheit. Das ist das Erste, was ich prüfe. Also, dreh das gute Stück um und schau dir die Knoten an.
Persischer vs. Türkischer Knoten
Grob gesagt gibt es zwei Hauptknotenarten, die schon viel über die Herkunft verraten:
- Der Senneh-Knoten (persischer Knoten): Er ist asymmetrisch. Von hinten siehst du pro Knoten nur eine kleine Schlaufe. Diese Technik erlaubt feinere Muster und geschwungene Linien und ist typisch für die eleganten Stadtteppiche.
- Der Ghiordes-Knoten (türkischer Knoten): Er ist symmetrisch. Von hinten erkennst du zwei kleine Schlaufen pro Knoten. Dieser Knoten ist extrem robust und wird oft für langlebige Dorf- und Nomadenteppiche verwendet.
Um den Unterschied zu fühlen, streiche einfach mal mit dem Finger über die Rückseite, entgegen der Florrichtung. Fühlen sich die Knötchen einzeln an, ist es wahrscheinlich ein Senneh. Fühlen sie sich eher wie kleine Paare an, deutet das auf den Ghiordes-Knoten hin. Übrigens, kleiner Tipp: Nimm dein Smartphone, schalte in den Makro-Modus und mach ein Foto von der Rückseite. So siehst du die Knotenstruktur gestochen scharf, ohne dich auf dem Boden verrenken zu müssen.

Die Knotendichte: Wichtig, aber nicht alles!
Die Knotendichte gibt an, wie viele Knoten pro Quadratmeter geknüpft wurden. Du kannst das grob selbst ermitteln: Zähle die Knoten auf der Rückseite auf 1 cm Breite und 1 cm Länge. Multipliziere die beiden Zahlen miteinander und das Ergebnis dann mit 10.000.
Hier mal ein paar Hausnummern zur Orientierung:
- Grob (Dorf/Nomaden): 50.000 bis 150.000 kn/m²
- Mittel (gute Werkstätten): 150.000 bis 300.000 kn/m²
- Fein (Manufakturen): 300.000 bis 600.000 kn/m²
- Sehr fein (Meisterstücke, oft mit Seide): Alles über 600.000 kn/m², manchmal sogar über eine Million.
Aber Achtung, und das ist mir wirklich wichtig: Eine hohe Knotendichte allein macht noch keinen guten Teppich! Lass dich nicht von reinen Zahlen blenden. Ein grob geknüpfter Nomadenteppich mit fantastischer Wolle und einem ausdrucksstarken Muster hat oft mehr Seele und Wert als ein seelenloser, aber superfeiner Manufakturteppich mit 08/15-Design. Die Knotendichte ist ein Maß für den Arbeitsaufwand, nicht zwingend für die Kunst.

Ein handgeknüpfter Teppich hat außerdem immer winzige Unregelmäßigkeiten. Die Knoten sind nie 100 % identisch. Das ist das Siegel der Handarbeit. Eine absolut perfekte, wie gedruckt wirkende Rückseite schreit geradezu: MASCHINE!
Von rustikal bis edel: Eine kleine Reise durch die Teppichregionen
Jede Region im Iran hat ihren eigenen Stil, fast wie ein Dialekt. Die Muster und Farben wurden über Generationen weitergegeben. Hier ein kleiner Überblick, damit du die Stile besser einordnen kannst – inklusive einer groben Preis-Orientierung für neue Teppiche in guter Qualität.
- Hamedan: Das sind die ehrlichen Arbeitstiere. Robust, langlebig und meist mit geometrischen Mustern. Ein super Einstieg in die Welt der Perserteppiche. Preislich liegen sie oft zwischen 150 € und 300 € pro Quadratmeter.
- Ghashghai: Geknüpft von Nomaden, sprühen diese Teppiche vor Leben. Die Muster sind geometrisch, oft mit stilisierten Tieren, und werden aus dem Gedächtnis geknüpft. Jedes Stück ein Unikat mit fantastischer Wolle. Rechne hier mit etwa 250 € bis 600 € pro Quadratmeter.
- Bidjar: Man nennt sie auch die „eisernen Teppiche Persiens“, und das aus gutem Grund. Sie sind extrem dicht, fest und quasi unzerstörbar – perfekt für den Flur oder unter dem Esstisch. Das hat seinen Preis: ca. 300 € bis 700 € pro Quadratmeter.
- Täbris: Aus einer der ältesten Teppichstädte kommt eine riesige Vielfalt an Mustern, von klassischen Medaillons bis zu ganzen Jagdszenen. Die Qualität kann stark schwanken, aber gute Stücke sind exzellent. Plane hier mal 400 € bis 1.200 € pro Quadratmeter ein.
- Isfahan & Nain: Willkommen in der Königsklasse. Extrem fein geknüpft, oft mit Seiden-Highlights, filigranen Mustern und einer eleganten Ausstrahlung. Das sind Kunstwerke für den Boden, die preislich oft bei 800 € pro Quadratmeter anfangen und bis 2.500 € oder weit darüber gehen können.
- Ghom: Berühmt für seine reinen Seidenteppiche. Sie schimmern im Licht wie Juwelen und haben eine unglaubliche Knotendichte. Das ist purer Luxus und beginnt selten unter 1.500 € pro Quadratmeter.
Um das also mal zu sortieren: Du suchst etwas Lebendiges, Charakterstarkes? Dann schau dir die Nomadenteppiche an. Du brauchst etwas für die Ewigkeit, das auch mal ein paar Kinder oder Haustiere aushält? Dann ist ein robuster Dorfteppich wie der Bidjar dein Freund. Und wenn du pure Eleganz und ein repräsentatives Kunstwerk suchst, bist du bei den feinen Manufakturteppichen aus den großen Städten genau richtig.

Der Kauf: So gehst du gut vorbereitet ins Geschäft
Einen Teppich zu kaufen, sollte Spaß machen. Lass dich niemals unter Druck setzen. Ein guter Händler gibt dir Zeit, beantwortet alle Fragen und lässt dich in Ruhe schauen und fühlen. Bevor du losziehst, hier noch ein paar handfeste Tipps.
Die 3 häufigsten Fallen für Anfänger
- Die angenähten Fransen: Das ist der schnellste Fake-Check überhaupt. Bei einem echten Perserteppich sind die Fransen die Enden der Kettfäden, also ein integraler Teil des Teppichs. Sind die Fransen nur angenäht, ist es zu 99,9 % ein maschinell hergestelltes Stück, das echt aussehen soll.
- Die perfekte Rückseite: Wie gesagt, Handarbeit hat winzige „Fehler“. Eine Rückseite, die aussieht wie aus dem Drucker, ist ein klares Zeichen für industrielle Fertigung.
- Die Mondpreis-Falle: Sei extrem skeptisch bei riesigen „70 % Rabatt!“-Schildern. Seriöse Händler kalkulieren faire Preise von Anfang an und veranstalten keine Schein-Rabattaktionen auf überhöhte Fantasiepreise.
Deine Checkliste zum Mitnehmen (einfach screenshotten!)
- [ ] Rückseite checken: Sehe ich einzelne Knoten? Sind da kleine Unregelmäßigkeiten? (Gut!)
- [ ] Wolle fühlen: Fühlt sie sich weich, vielleicht sogar leicht „fettig“ an? (Super, Lanolin!)
- [ ] Fransen prüfen: Sind sie Teil des Teppichs oder nur angenäht? (Müssen Teil sein!)
- [ ] Teppich knicken: Biege eine Ecke stark um. Siehst du viel vom Grundgewebe oder ist der Flor dicht? (Dicht ist besser!)
- [ ] Flach auslegen: Liegt der Teppich glatt oder wirft er starke Wellen? (Glatt muss er sein!)
Ach ja, lass dir immer ein Zertifikat geben, auf dem Herkunft, Material und Knotendichte vermerkt sind. Wenn es um richtig viel Geld geht, scheue dich nicht, einen unabhängigen Gutachter zu Rate zu ziehen. Such online nach „vereidigter Sachverständiger für Orientteppiche“. Das kostet zwar ein paar hundert Euro, gibt dir aber bei einer großen Investition absolute Sicherheit.

So bleibt dein Schatz für immer schön: Die richtige Pflege
Ein guter Perserteppich ist fast unkaputtbar. Mit ein bisschen Liebe wird er mit den Jahren sogar noch schöner und gewinnt an Charakter.
- Staubsaugen: Einmal pro Woche reicht. Wichtig: Immer eine glatte Düse verwenden, niemals eine rotierende Bürste! Die reißt die Fasern raus. Und immer in Strichrichtung des Flors saugen.
- Drehen: Alle sechs Monate um 180 Grad drehen. Das sorgt für gleichmäßige Abnutzung und Lichteinwirkung.
- Flecken: Sofort handeln! Flüssigkeiten mit einem Tuch auftupfen, nicht reiben. Meist reicht lauwarmes Wasser. Bei hartnäckigerem Schmutz hilft eine milde Wollseife.
- Profi-Wäsche: Je nach Beanspruchung sollte der Teppich alle paar Jahre professionell gewaschen werden. Im Wohnzimmer reicht das vielleicht alle 5 bis 8 Jahre, im Flur schon eher alle 3 bis 5 Jahre. Such dir einen Fachbetrieb, der eine traditionelle Handwäsche mit Rückfettung anbietet. Bloß keine chemische Reinigung!
Ein letztes Wort zur Sicherheit
Zwei Dinge noch. Erstens: Achtung, Rutschgefahr! Gerade auf glatten Böden wie Parkett oder Fliesen ist eine gute Anti-Rutsch-Unterlage absolute Pflicht. Die kostet nicht die Welt, vielleicht 20-40 € je nach Größe, und erspart dir böse Stürze. Achte darauf, dass sie für Fußbodenheizungen geeignet ist, falls du eine hast.

Zweitens: Motten. Die Biester lieben Wolle, besonders an dunklen, ruhigen Orten (z.B. unter dem Sofa). Regelmäßiges Saugen, auch dort, ist die beste Vorbeugung.
Ein Perserteppich ist so viel mehr als nur Deko. Er ist ein Stück Kultur, ein Kunstwerk und ein Beweis dafür, was Hände mit Geduld erschaffen können. Ich hoffe, dieser kleine Einblick aus der Werkstatt hilft dir, den richtigen Teppich für dich zu finden. Nimm dir Zeit, schau genau hin und vertrau vor allem auf dein Bauchgefühl. Der richtige Teppich wird zu dir sprechen, versprochen.
Bildergalerie


Haben Sie leichte, streifenartige Farbveränderungen in Ihrem Teppich entdeckt? Kein Grund zur Sorge, das ist ein Qualitätsmerkmal! Dieses Phänomen nennt sich „Abrash“. Es entsteht, wenn die Knüpferin eine neue, leicht anders gefärbte Wollcharge verwendet. Abrash verleiht dem Teppich eine lebendige Tiefe und ist ein charmantes Zeugnis seiner handgefertigten Herkunft.

Der Blick auf die Rückseite: Der ehrlichste Teil des Teppichs. Bei einem handgeknüpften Stück ist das Muster auf der Rückseite ein klares, leicht unregelmäßiges Spiegelbild der Vorderseite. Jeder Knoten ist einzeln sichtbar. Bei maschineller Fertigung ist die Rückseite oft durch eine steife Kette und Schussfäden verdeckt oder das Muster wirkt verschwommen und zu perfekt.

- Staubsaugen: Immer in Strichrichtung des Flors, nie dagegen.
- Flecken: Sofort mit einem feuchten Tuch (lauwarmes Wasser) abtupfen, nicht reiben.
- Profi-Wäsche: Alle 5-7 Jahre eine professionelle Handwäsche gönnen. Sie entfernt Tiefenschmutz, den kein Sauger erreicht.

Ein Quadratmeter eines feinen Isfahan- oder Nain-Seidenteppichs kann über eine Million Knoten enthalten.

Muss ein echter Perserteppich nicht perfekt gerade Kanten haben?
Ganz im Gegenteil! Leichte Unregelmäßigkeiten in Form und Kanten sind ein Zeichen von Authentizität. Ein Teppich, der monate- oder jahrelang auf einem Handknüpfstuhl entsteht, ist niemals so makellos geometrisch wie ein maschinell gefertigtes Produkt. Diese kleinen „Fehler“ sind Teil seiner handwerklichen Seele und erzählen von den Händen, die ihn geschaffen haben.

Naturfarben: Gewonnen aus Pflanzen wie Indigo (Blau) oder Krappwurzel (Rot). Sie entwickeln über Jahrzehnte eine wunderschöne, sanfte Patina.
Synthetische Farben: Seit Ende des 19. Jahrhunderts verfügbar. Moderne Chromfarben sind sehr haltbar und lichtecht, doch Kenner schätzen die harmonische Alterung der Naturfarben, die dem Teppich Charakter verleiht.

Ein geübter Knüpfer schafft etwa 8.000 bis 12.000 Knoten pro Tag.
Rechnet man das hoch, wird schnell klar, warum ein hochwertiger, großer Teppich oft mehr als ein Jahr in der Herstellung benötigt. Diese investierte Zeit ist nicht nur ein Kostenfaktor, sondern die Essenz seines Wertes und seiner Langlebigkeit. Es ist die pure Hingabe, die man unter den Füßen spürt.

Die Teppiche der Ghaschgai-Nomaden sind wahre Kunstwerke des Alltags. Geknüpft auf horizontalen, transportablen Webstühlen, spiegeln sie das Leben und die Umgebung ihrer Schöpfer wider.
- Oftmals geometrische Muster mit stilisierten Tieren oder Menschen.
- Geknüpft aus dem Gedächtnis, ohne feste Vorlage – jeder Teppich ist ein Unikat.
- Typisch sind kräftige, erdige Rottöne, kombiniert mit tiefem Indigo und Elfenbein.

- Enorme Stabilität und Formtreue, auch nach Jahrzehnten.
- Ein flacheres, glatteres Liegen auf dem Boden ohne Wellenbildung.
- Längere Haltbarkeit der Knoten, da sie fest verankert sind.
Das Geheimnis? Eine Kette aus Baumwolle. Im Gegensatz zu reinen Woll-Nomadenteppichen (Wolle auf Wolle) ermöglicht die feste, unelastische Baumwollkette eine höhere Knüpfdichte und Präzision, wie man sie bei feinen Stadt-Manufakturteppichen aus Täbris oder Keschan findet.

Die Signatur des Meisters: In besonders feinen Manufakturteppichen, etwa aus Isfahan oder Ghom, findet man oft eine eingeknüpfte Signatur. Dies ist kein Markenname, sondern der Name des Meisterknüpfers oder der Werkstatt – ein Zeichen von höchstem Stolz und unübertroffener Qualität. Ein solches Stück ist nicht nur ein Teppich, sondern ein signiertes Kunstwerk.

Schließen Sie die Augen und riechen Sie mal. Ein echter, hochwertiger Wollteppich hat einen dezenten, erdigen und leicht herben Geruch nach Lanolin (Wollfett). Riecht ein Teppich hingegen chemisch, scharf oder nach Jute, könnte das ein Hinweis auf synthetische Materialien, minderwertige Wolle oder eine unsachgemäße chemische Wäsche sein. Die Nase ist oft der erste und beste Echtheitstest.

Der älteste erhaltene handgeknüpfte Teppich der Welt, der Pazyryk-Teppich, wurde 1949 in einem Eisgrab in Sibirien entdeckt und ist über 2.400 Jahre alt. Seine Knotentechnik ist bereits erstaunlich weit entwickelt.

Ein Perserteppich in einem modernen, minimalistischen Ambiente? Ein perfekter Stilbruch! Er bringt Wärme, Textur und eine Seele in den Raum, die klare Linien oft vermissen lassen.
- Ein farbenfroher Gabbeh kann als bewusster Akzent auf einem kühlen Betonboden dienen.
- Ein großflächiger, heller Kirman schafft eine luxuriöse Insel in einem schlichten Wohnzimmer.
- Versuchen Sie, eine dominante Farbe aus dem Teppich in kleinen Deko-Elementen wie Kissen oder Vasen wieder aufzugreifen.

Ist ein Seidenteppich automatisch wertvoller als einer aus Wolle?
Nicht unbedingt. Während reine Seidenteppiche für ihren Detailreichtum und Glanz bekannt sind, hängt der Wert von vielen Faktoren ab. Ein meisterhaft geknüpfter alter Korkwoll-Teppich aus einer berühmten Manufaktur wie Keschan kann einen feinen, aber neueren Seidenteppich im Wert deutlich übertreffen. Das Material ist nur ein Teil der Geschichte; Knüpfdichte, Alter, Design und Zustand sind ebenso entscheidend.

Die Muster eines Perserteppichs sind mehr als nur Dekoration; sie sind eine Bildsprache. Das Boteh-Motiv, das wir als Paisley kennen, symbolisiert oft die Flamme oder ein Samenkorn und steht für Leben und Fruchtbarkeit. Granatäpfel repräsentieren Überfluss, während die Zypresse ein Symbol für die Ewigkeit ist. Ihren Teppich zu „lesen“ ist eine Entdeckungsreise in eine jahrtausendealte Kultur.

- Prüfen Sie den Flor auf abgetretene Stellen oder Mottenfraß.
- Drehen Sie den Teppich um: Sind die Kanten (Schirasi) und Fransen original?
- Achten Sie auf ungleichmäßige Verfärbungen durch Sonnenschäden.
- Fragen Sie immer nach der Provenienz und einer Schätzung des Alters.

Ein entscheidendes Detail: die Fransen. Bei einem echten handgeknüpften Teppich sind die Fransen die Enden der Kettfäden, also ein integraler Bestandteil des Teppichs. Man kann die Längsfäden direkt in die Fransen übergehen sehen. Bei vielen maschinell hergestellten Teppichen werden die Fransen hingegen nachträglich als reines Zierelement angenäht. Ein schneller Test, der viel verrät!

„Neben der Architektur sind die Teppiche Persiens ihr größter – und wahrscheinlich ihr vollkommenster – Beitrag zur Weltkunst.“ – Arthur Upham Pope, Kunsthistoriker

- Übersteht mühelos das Verrücken von Möbeln.
- Ist unempfindlich gegenüber stark frequentierten Laufwegen.
- Kann bei richtiger Pflege Generationen überdauern.
Das Geheimnis? Die unglaubliche Knotendichte. Jeder Knoten wird einzeln von Hand um zwei Kettfäden geschlungen und festgezogen. Diese Struktur ist so stabil, dass der Teppich eher ein flexibles, textiles Parkett als ein einfacher Bodenbelag ist.

Täbris: Oft mit einem zentralen Medaillon und floralen Mustern. Die Farbpalette ist riesig, von kräftig bis pastell. Täbris-Teppiche sind bekannt für ihre Robustheit und hohe Knüpfdichte.
Kirman: Berühmt für ihre eleganten, kurvilinearen Blumenmuster (Millefleurs) und oft hellen, cremefarbenen Grundtöne. Sie wirken besonders grazil und passen gut zu klassischen Einrichtungsstilen.

Warum wirkt mein Teppich von einer Seite betrachtet farbintensiver als von der anderen?
Das ist ein faszinierender Effekt und ein Zeichen für einen hochwertigen handgeknüpften Teppich! Der Wollflor hat eine natürliche „Strichrichtung“. Wenn Sie in Strichrichtung auf den Teppich blicken, reflektiert das Licht von den Spitzen der Fasern, was die Farben heller und seidiger erscheinen lässt. Gegen den Strich geschaut, blicken Sie in die Tiefe des Flors, und die Farben wirken satter und dunkler.

Laut dem Knight Frank Luxury Investment Index können seltene Teppiche eine Wertentwicklung aufweisen, die mit Kunst oder Oldtimern konkurriert.
Das bedeutet, dass ein sorgfältig ausgewählter Perserteppich nicht nur eine Bereicherung für Ihr Zuhause ist, sondern auch eine potenzielle Wertanlage. Anders als viele andere Einrichtungsgegenstände verlieren gut gepflegte, authentische Stücke nicht an Wert – sie gewinnen an Geschichte und Charakter.

Standard-Schurwolle: Robust, langlebig und das Rückgrat der meisten guten Perserteppiche. Fühlt sich griffig und fest an.
Korkwolle: Stammt vom Hals und den Schultern junger Lämmer. Sie ist extrem fein, kurzfaserig und besonders reich an Lanolin. Ein Teppich aus Korkwolle fühlt sich samtig weich an und hat einen unvergleichlichen, tiefen Glanz.
Korkwolle wird nur für die feinsten Stücke aus Manufakturen wie Isfahan oder Nain verwendet.
- Der Fransen-Test: Sind die Fransen angenäht (Maschine) oder Teil der Teppichstruktur (Handarbeit)?
- Der Rückseiten-Test: Ist das Muster ein klares, aber leicht unregelmäßiges Spiegelbild der Vorderseite?
- Der Falt-Test: Lässt sich der Teppich leicht und geschmeidig in alle Richtungen falten wie ein schweres Tuch? Maschinenteppiche sind oft steif.




