Mustertapeten mit Tiermotiven: So wird deine Wand zum Meisterwerk (ohne Kopfschmerzen)

von Augustine Schneider
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In meiner Werkstatt habe ich schon so ziemlich alles gesehen. Wände, die clean und minimalistisch waren, Wände, die vor Farbe schrien, und Wände, die eine echte Geschichte erzählt haben. Und genau da gehören für mich Mustertapeten mit Tiermotiven hin. Ganz ehrlich, das ist kein kurzlebiger Trend, den man nach einem Jahr wieder satthat. Richtig gemacht, gibt so eine Tapete einem Raum eine Tiefe und einen Charakter, den man mit reiner Farbe kaum hinbekommt.

Aber – und das ist ein großes Aber – falsch gemacht, kann es schnell unruhig, überladen oder einfach nur billig aussehen. Der Grat ist schmal. Nach all den Jahren im Handwerk weiß ich: Das Geheimnis liegt nicht nur im coolen Muster, sondern in der sauberen Ausführung. Es sind die kleinen Kniffe, die den Unterschied zwischen „sieht selbstgemacht aus“ und „wow, das ist professionell“ ausmachen. Und genau diese Tipps will ich dir heute mit auf den Weg geben.

tapetentrend animal prints giraffe
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Das Material: Warum eine Tapete nicht nur Papier ist

Bevor wir auch nur einen Gedanken an Kleister verschwenden, müssen wir über das Material reden. Das ist die Grundlage für alles. Besonders bei großen, durchgehenden Mustern, wo jeder Millimeter zählt, entscheidet das Trägermaterial über Sieg oder Niederlage.

Heute gibt es im Grunde zwei Hauptdarsteller auf dem Markt, die für dich relevant sind:

  • Vliestapeten: Das ist, ehrlich gesagt, der moderne Goldstandard und meine absolute Empfehlung für fast alle, besonders für Heimwerker. Der Träger ist eine Mischung aus Zellstoff und Textilfasern, was ihn mega formstabil macht. Heißt im Klartext: Die Tapete dehnt sich nicht, wenn sie nass wird, und zieht sich beim Trocknen nicht zusammen. Du kannst den Kleister direkt auf die Wand rollen (die sogenannte Wandklebetechnik) und die trockene Bahn einfach einlegen. Das ist sauberer, einfacher und bei Mustern, die exakt aneinanderstoßen müssen, ein echter Game-Changer.
  • Papiertapeten: Der Klassiker, klar. Aber auch die Diva unter den Tapeten. Hier musst du die Bahn selbst einkleistern und dann eine exakte „Weichzeit“ einhalten. In dieser Zeit dehnt sich das Papier. Hältst du diese Zeit nicht bei jeder einzelnen Bahn auf die Sekunde genau ein, passen die Muster später an der Wand nicht mehr. Das ist was für Profis mit viel Geduld oder für Puristen. Für ein komplexes Tiermotiv? Puh, eher nicht.

Ach ja, dann gibt’s noch Vinyltapeten. Die haben eine robuste Kunststoffschicht auf einem Träger (meist Vlies). Super für den Flur oder die Küche, weil man sie richtig gut abwischen kann. Bei der Verarbeitung gelten die Regeln des Trägermaterials, aber die dicke Oberfläche kann das Schneiden an den Kanten etwas kniffliger machen.

tapetentrend zebra pink
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Kleiner Tipp: Investiere lieber 10 bis 20 Euro mehr pro Rolle in eine gute Vliestapete. Eine typische Rolle kostet so zwischen 30 € für gute Standardware und kann bei Designermarken auch mal über 100 € gehen. Der Aufpreis für Vlies lohnt sich aber, weil du dir eine Menge Ärger und Zeit sparst.

Die geheime Sprache der Tapetenrolle

Auf jeder Rolle findest du kleine Symbole. Das sind keine Hieroglyphen, sondern die Bedienungsanleitung! Die wichtigsten für dich sind:

  • Die Sonne (Lichtechtheit): Eine halbe Sonne mit einem Pluszeichen bedeutet „sehr gut lichtbeständig“. Klingt langweilig, ist aber existenziell. Ich hatte mal einen Kunden, der eine wunderschöne, aber nicht lichtechte Tapete an seine Südwand geklebt hat. Nach zwei Sommern sah das teure Muster aus wie ein verwaschener Geist. Ein teurer Fehler!
  • Die Pfeile (Rapport/Musteransatz): Das ist das Allerwichtigste! „Ansatzfrei“ gibt es bei Tiermotiven selten. Meistens hast du einen „geraden Ansatz“ (die Muster sind auf gleicher Höhe) oder den „versetzten Ansatz“. Daneben stehen Zahlen, zum Beispiel 64/32. Das bedeutet: Das Muster wiederholt sich alle 64 cm in der Höhe, und die nächste Bahn muss um 32 cm versetzt angesetzt werden. Das ist entscheidend für den Zuschnitt und den Materialbedarf.
tapetentrend animal prints tiger

Bevor es losgeht: Die Wahrheit über deine Wand

Die schönste Tapete der Welt sieht auf einem miesen Untergrund furchtbar aus. 90 % aller Probleme entstehen hier. Also, sei ehrlich zu deiner Wand:

Zuerst müssen alte Tapeten runter. Und zwar restlos! Der größte Kampf, ich weiß. Ein kleiner Trick: Mische warmes Wasser mit einem guten Schuss Spülmittel, trag es großzügig auf und lass es einwirken. Bei hartnäckigen Fällen hilft eine „Igelrolle“, um die alte Tapete zu perforieren, damit das Wasser besser eindringen kann. Wer es sich einfacher machen will, leiht sich für ca. 20 € pro Tag ein Dampf-Tapetenablösegerät im Baumarkt.

Danach wird die nackte Wand geprüft. Löcher und Risse mit Spachtelmasse füllen, glatt schleifen (Körnung 120 reicht) und alles entstauben. Und jetzt kommt der Schritt, den fast alle Heimwerker überspringen und der für uns Profis heilig ist: die Grundierung. Pigmentierter Tapetengrund (kostet ca. 25-40 € für einen Eimer) sorgt dafür, dass die Wand überall gleichmäßig saugt und hell ist. Das verhindert Flecken und sorgt dafür, dass der Kleister nicht sofort „verbrennt“.

tapetentrend leopard pink

Die Praxis: So wird’s gemacht, Schritt für Schritt

1. Wie viele Rollen brauche ich eigentlich?

Das ist die häufigste und teuerste Fehlerquelle! Lass uns das mal durchrechnen. Nehmen wir an, deine Wand ist 4 m breit und 2,50 m hoch. Eine Standardrolle ist 10,05 m lang und 0,53 m breit. Deine Tapete hat einen versetzten Ansatz von 64/32 cm.

  1. Bahnenlänge berechnen: Wandhöhe (2,50 m) + Rapport (0,64 m) + 10 cm Puffer = 3,24 m. Ja, du rechnest den ganzen Rapport dazu, um beim Muster flexibel zu sein. Du brauchst also pro Bahn 3,24 m.
  2. Bahnen pro Rolle: Rollenlänge (10,05 m) / Bahnenlänge (3,24 m) = 3,1. Du bekommst also 3 ganze Bahnen aus einer Rolle.
  3. Benötigte Bahnen: Wandbreite (4 m) / Rollenbreite (0,53 m) = 7,54. Du brauchst also 8 Bahnen.
  4. Benötigte Rollen: Benötigte Bahnen (8) / Bahnen pro Rolle (3) = 2,66. Du musst also 3 Rollen kaufen.

Achtung! Das ist die Rechnung für eine glatte Wand. Plane für Fenster, Türen und Verschnitt immer mindestens eine Rolle extra ein. Nichts ist ärgerlicher, als wenn am Ende ein halber Meter fehlt und die Charge nicht mehr verfügbar ist.

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2. Die erste Bahn: Der wichtigste Moment

Vergiss die Idee, dich an einer Ecke oder der Decke zu orientieren. Die sind NIE zu 100 % gerade. Dein bester Freund ist ein Senklot oder, falls du hast, ein Linienlaser. Miss von einer Ecke aus die Breite deiner Tapete (53 cm) minus einen Zentimeter, also 52 cm, in die Wand hinein. Dort ziehst du eine perfekt senkrechte Linie. Das ist deine Startlinie. An ihr richtest du die Kante deiner ersten Bahn aus.

3. Kleben, ansetzen, andrücken

Bei Vliestapete rollst du den speziellen Vlieskleber (z.B. Metylan) satt und gleichmäßig auf die Wand, etwas breiter als eine Bahn. Dann nimmst du deine zugeschnittene, trockene Bahn, setzt sie oben mit ein paar Zentimetern Überstand an und legst sie an deiner senkrechten Linie ins Kleisterbett. Mit einer weichen Moosgummirolle drückst du sie von der Mitte aus zu den Seiten und nach unten blasenfrei an.

Die nächste Bahn wird auf Stoß angesetzt. Das heißt, die Kanten berühren sich perfekt, ohne Lücke und ohne Überlappung. Im feuchten Kleisterbett lässt sich die Bahn noch ein paar Millimeter schieben. Kleister, der an der Naht austritt, sofort mit einem sauberen, feuchten Schwamm abtupfen. Nicht reiben!

tapetentrend giraffe grau

Profi-Tipp für Ecken: Der Doppelnahtschnitt. Klebe eine Tapete niemals einfach so „um die Ecke“. Das gibt Spannung und reißt. Tapeziere stattdessen mit 1-2 cm Überstand um die Ecke. Die nächste Bahn setzt du in der Ecke neu an (wieder mit dem Lot!), sodass sie die erste überlappt. Dann nimmst du ein scharfes Cuttermesser und ein langes Lineal und schneidest genau in der Ecke durch beide Bahnen hindurch. Die beiden abgeschnittenen Streifen (den oberen und den unteren) ziehst du ab, und die Kanten passen perfekt zusammen. Sieht aus wie aus einem Guss!

Die Einkaufsliste für dein Projekt

Bevor du loslegst, hier eine kleine Checkliste, damit du nicht fünfmal zum Baumarkt musst. Rechne mal mit ca. 80-120 € für eine gute Grundausstattung, wenn du bei null anfängst.

  • Material: Tapete (plus eine Reserverolle!), pigmentierter Sperrgrund, Vlieskleister, Spachtelmasse (Fertigspachtel aus der Tube ist für Anfänger einfacher).
  • Werkzeug: Cuttermesser mit vielen Abbrechklingen (ganz wichtig: nach ein paar Schnitten Klinge abbrechen!), Moosgummi-Andrückrolle, kleiner Nahtroller, Senklot, Zollstock, Bleistift, Eimer und Rührquirl für den Kleister, eine gute Tapezierbürste, eine Leiter, die sicher steht.
  • Sonstiges: Abdeckfolie für den Boden, Malerkrepp, Schwamm und Eimer mit klarem Wasser.
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Traust du dich noch nicht? Fang klein an!

Eine ganze Wand mit versetztem Ansatz ist dir zu heikel? Verstehe ich total. Aber wie wäre es mit einem „Quick Win“, um ein Gefühl dafür zu bekommen?

Schnapp dir eine einzelne Rolle deiner Traumtapete und tapeziere die Rückwand eines offenen Regals (ein Billy-Regal ist der perfekte Kandidat). Das dauert vielleicht zwei Stunden, kostet kaum Material und der Effekt ist gigantisch. Oder wie wäre es mit einer Nische im Flur? So kannst du die Technik üben und bekommst sofort ein Erfolgserlebnis.

Das muss noch gesagt werden: Deine Sicherheit

Bei allem Eifer, eine Sache ist nicht verhandelbar: deine Sicherheit.

Bevor du in die Nähe von Steckdosen oder Lichtschaltern kommst: Sicherung raus! Prüfe mit einem Spannungsprüfer nach, ob wirklich kein Strom mehr fließt. Wasser (im Kleister) und Strom sind eine lebensgefährliche Mischung, das ist kein Witz.

Und arbeite auf einer stabilen Leiter. Nichts ist dümmer, als wegen einer wackeligen Konstruktion von der Leiter zu fallen und das ganze Projekt (und die Knochen) zu ruinieren.

tapetentrend leopard wohnzimmer

So, und jetzt ran an die Rolle! Mit der richtigen Vorbereitung und etwas Geduld kannst du das schaffen. Eine Mustertapete ist Arbeit, ja. Aber das Gefühl, wenn die letzte Bahn sitzt und du dein Werk betrachtest, ist einfach unbezahlbar. Das Ergebnis wird dich viele Jahre lang erfreuen, versprochen.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.