Haarkuren aus der Küche: Was wirklich klappt (und was nicht) – Geheimtipps vom Profi

von Augustine Schneider
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Hach ja, die Frage aller Fragen, die ich in meinem Salon gefühlt tausendmal gehört habe: „Kann ich mir eine richtig gute Haarkur nicht einfach selbst in der Küche zusammenmischen?“ Und meine ehrliche Antwort ist immer dieselbe: Ja, absolut! Aber – und das ist ein großes Aber – man muss schon ein bisschen wissen, was man da tut.

Einfach nur eine Banane ins Haar zu matschen, weil man das mal auf Instagram gesehen hat, endet meistens in einer klebrigen Enttäuschung. Es geht nicht darum, irgendwas zu mixen, sondern die richtigen Zutaten für das richtige Problem zu finden. Im Salon arbeite ich natürlich mit professionellen Produkten, aber die Wirkprinzipien sind oft dieselben, die uns die Natur schenkt. Und genau dieses Wissen möchte ich heute mit dir teilen. Keine komplizierten Rezepte, sondern das Verständnis, warum etwas wirklich funktioniert.

Was fehlt deinem Haar? Ein kleiner Schnelltest

Bevor wir die Kühlschranktür aufreißen, lass uns kurz über dein Haar sprechen. Stell dir ein einzelnes Haar wie einen Tannenzapfen vor. Die äußere Schicht hat kleine Plättchen. Liegen die flach an, glänzt das Haar. Stehen sie ab, ist es stumpf und verhakt sich. Darunter liegt die Faserschicht, die für die Stärke sorgt. Und genau hier setzen wir an.

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Die meisten Haarprobleme lassen sich auf zwei Dinge reduzieren:

  • Fühlt es sich trocken, spröde oder strohig an? Dann schreit es nach FEUCHTIGKEIT. Dein Haar ist durstig, wie eine welke Pflanze.
  • Fühlt es sich schwach, labberig an und dehnt sich wie ein Gummiband, bevor es reißt? Dann fehlt ihm PROTEIN (also Struktur). Es braucht Bausteine, um wieder stark zu werden.

Ein einfacher Trick, um das selbst zu testen: Nimm ein einzelnes, nasses Haar und zieh es vorsichtig. Reißt es sofort, fehlt Feuchtigkeit. Dehnt es sich ewig, fehlt Protein. Ein gesundes Haar dehnt sich nur ein kleines bisschen und federt dann zurück. Ganz einfach, oder?

Ach ja, und dann gibt es noch den pH-Wert. Unsere Haut und Haare sind von Natur aus leicht sauer. Das hält die Schuppenschicht schön geschlossen. Eine saure Spülung am Ende (mehr dazu später!) ist ein alter Profi-Trick für sofortigen Glanz, weil sie den pH-Wert wieder ins Gleichgewicht bringt. Gerade bei hartem, kalkhaltigem Wasser ein echter Game-Changer.

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Die besten Zutaten aus deiner Küche: Ein Überblick

Vergiss exotische Superfoods. Konzentrieren wir uns auf die bewährten Klassiker, die wirklich was bringen. Ich hab sie mal nach ihrer Hauptaufgabe sortiert.

Gruppe 1: Die Feuchtigkeits-Helden

Perfekt für trockenes und stumpfes Haar. Sie spenden Feuchtigkeit und helfen, sie im Haar zu binden.

  • Honig: Ein echtes Feuchtigkeitswunder. Er zieht Wasser förmlich an. Kleiner Tipp: Immer flüssigen Honig nehmen und ihn mit Joghurt oder Öl mischen. Pur ist er eine klebrige Angelegenheit, die du nur schwer wieder rausbekommst. Ein Teelöffel reicht oft schon.
  • Aloe Vera: Einer meiner absoluten Favoriten. Reines Aloe-Vera-Gel ist ein Segen für Haar und Kopfhaut. Es spendet mega viel Feuchtigkeit, ohne zu beschweren. Gut zu wissen: Kauf am besten reines Gel ohne Alkohol oder Parfüm, das findest du in jedem Drogeriemarkt oder im Reformhaus für ca. 5-10 Euro.
  • Joghurt & Quark: Die enthaltene Milchsäure tut der Kopfhaut gut und sie liefern eine tolle Kombi aus Feuchtigkeit und einer kleinen Portion Protein. Nimm am besten immer die vollfette Naturvariante.
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Gruppe 2: Die Schutzschilde (Öle & Fette)

Öle „befeuchten“ das Haar nicht direkt. Sie versiegeln die Feuchtigkeit im Haar und glätten die Oberfläche. Sie sind quasi der Bodyguard für deine Haare.

  • Pflanzenöle: Hier gibt es zwei Arten. Kokos-, Oliven- und Avocadoöl können tiefer ins Haar eindringen und sind super für eine Kur VOR dem Waschen. Leichtere Öle wie Jojoba-, Mandel- oder Arganöl sind perfekt, um nach dem Waschen ein paar Tropfen in die Spitzen zu geben.
  • Achtung, häufigster Fehler: Zu viel Öl! Ehrlich, weniger ist hier so viel mehr. Für schulterlanges Haar reicht ein Teelöffel. Erwärme ihn in deinen Händen und verteile ihn nur in den Längen und Spitzen. Den Ansatz aussparen, sonst sieht es schnell fettig aus.
  • Avocado: Eine reife Avocado ist eine Nährstoffbombe aus Fetten und Vitaminen. Wichtiger Tipp aus der Praxis: Püriere sie unbedingt im Mixer! Mit der Gabel bleiben oft kleine Stücke übrig, die du ewig aus den Haaren pulen musst.
  • Eigelb: Macht das Haar dank Fett und Lecithin super geschmeidig und glänzend.
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Gruppe 3: Die Struktur-Booster (Proteine)

Diese sind für Haar, das durch Färben oder Hitze geschädigt wurde. Aber Vorsicht: Proteine sind mit Respekt zu behandeln!

  • Ei (besonders Eiklar): Der Klassiker. Aber eine Überdosierung kann das Haar steif und brüchig machen. Einmal alle 2-4 Wochen reicht völlig. Und hier kommt die wichtigste Regel überhaupt, die ich jedem predige: Wasche eine Eierkur NIEMALS mit heißem Wasser aus! Ich hatte mal eine Kundin, die mit Rührei im Haar in den Salon kam. Das war eine Lektion für uns beide! Seitdem gilt: Immer nur lauwarmes oder kühles Wasser.
  • Bier: Ja, wirklich! Hopfen und Malz liefern Proteine. Lass das Bier aber ein paar Stunden offen stehen, damit der Alkohol verfliegt, der trocknet nämlich aus. Eine Bierspülung gibt feinem Haar super Volumen. Der Geruch verfliegt, versprochen!
  • Reiswasser: Eine traditionelle asiatische Methode. Das stärkehaltige Wasser vom Reiskochen stärkt das Haar. Einfach den Reis waschen und das Wasser auffangen.
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Praktische Rezepte, die funktionieren

Okay, genug Theorie! Hier sind meine bewährten Vorlagen. Pass die Menge einfach an deine Haarlänge an. Als Faustregel: Für Haare, die über die Schulter reichen, nimm einfach die doppelte Menge.

Rezept 1: SOS-Feuchtigkeitskur für durstiges Haar

Die Rettung nach dem Urlaub oder im Winter. Das Beste daran? Diese Kur kostet dich weniger als 2 Euro, während ein vergleichbares Produkt im Laden schnell 20 Euro oder mehr kostet.

  • Zutaten: 2-3 EL reines Aloe-Vera-Gel, 1 TL flüssiger Honig, 1 TL Avocado- oder Olivenöl.
  • Anwendung: Alles glatt rühren. Feuchte dein Haar mit einer Sprühflasche leicht an (es sollte nicht tropfnass sein!). Trag die Kur dann von den Spitzen aufwärts in die Längen auf. Wickel dein Haar in ein altes Handtuch oder setz eine Duschhaube auf. Die Wärme hilft den Zutaten zu wirken.
  • Einwirkzeit & Auswaschen: 20-30 Minuten reichen. Danach sehr gründlich mit lauwarmem Wasser ausspülen und mit einem milden Shampoo waschen.
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Rezept 2: Aufbaukur für feines, kraftloses Haar

Diese milde Proteinkur gibt feinem Haar wieder mehr Griff und Stand.

  • Zutaten: 3-4 EL Naturjoghurt (vollfett), 1 Eigelb.
  • Anwendung: Verquirlen und auf das gewaschene, handtuchtrockene Haar auftragen, vor allem in die Längen.
  • Einwirkzeit & Auswaschen: Nur 15 Minuten! Bei Proteinen ist kürzer oft besser. Unbedingt mit kühlem bis lauwarmem Wasser gründlich ausspülen.

Mein ultimativer Schnell-Tipp für Eilige

Keine Zeit für 20 Minuten Einwirken? Kein Problem! Mische einfach einen Teelöffel Honig oder Aloe Vera Gel direkt in deiner Hand mit deiner normalen Spülung. Lass es 3-5 Minuten unter der Dusche einwirken. Ist immer noch besser als gar nichts!

Der Profi-Trick zum Schluss: Die Glanzspülung-Challenge

Das hier ist kein Rezept, sondern mein wertvollster Tipp für den Abschluss jeder Haarwäsche. Es kostet fast nichts und der Effekt ist sofort da. Probier es HEUTE noch aus!

  • Zutaten: 1 Liter kaltes Wasser, 2 EL Apfelessig.
  • Anwendung: Nach dem Shampoonieren und Spülen als letzten Schritt die Mischung langsam über Kopf und Haar gießen. Nicht mehr ausspülen! Der leichte Essiggeruch verfliegt beim Trocknen zu 100 %.
  • Ergebnis: Super glänzendes, leicht kämmbares Haar, weil die Schuppenschicht versiegelt wird. Wetten, du wirst begeistert sein?
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Wann du lieber zum Profi (oder Arzt) gehen solltest

Ganz ehrlich, DIY-Kuren sind super, aber sie sind keine Wundermittel. Bei manchen Dingen stoßen sie an ihre Grenzen.

  • Spliss: Keine Kur der Welt kann Spliss reparieren. Sie kann ihn nur kurzzeitig kitten. Die einzige echte Lösung ist und bleibt die Schere.
  • Starke chemische Schäden: Wenn dein Haar durch aggressive Blondierungen richtig kaputt ist, braucht es professionelle Salon-Behandlungen, die die Haarstruktur von innen wieder aufbauen. Das kann eine Avocado leider nicht leisten.
  • Haarausfall: Wenn du ernsthaft Haare verlierst (mehr als 100 am Tag), ist das ein Fall für den Arzt, um die Ursache zu klären.

Also, hab Spaß beim Experimentieren! Lerne, auf dein Haar zu hören. Gib ihm, was es braucht, und du wirst mit Glanz und Kraft belohnt. Und denk dran: Frisch ist immer am besten. Die meisten dieser Mixe halten sich in einem geschlossenen Glas im Kühlschrank maximal 1-2 Tage. Viel Erfolg!

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Der Schlüssel zu einer wirksamen Kur liegt nicht nur in den Zutaten, sondern auch im Timing. Für maximale Aufnahme:

  • Das Haar sollte handtuchtrocken sein, nicht tropfnass. Überschüssiges Wasser verdünnt die Maske und blockiert die Aufnahme der Nährstoffe.
  • Nach dem Auftragen die Haare in ein warmes Handtuch wickeln oder eine Duschhaube aufsetzen. Die leichte Wärme öffnet die Schuppenschicht der Haare und lässt die Wirkstoffe tiefer eindringen.
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Kann zu viel Protein meinem Haar schaden?

Ja, absolut! Das ist ein Phänomen, das Profis als „Protein-Überlagerung“ kennen. Während Protein für den Wiederaufbau unerlässlich ist, kann ein Zuviel das Haar starr und brüchig machen. Fühlt sich Ihr Haar nach einer Proteinkur plötzlich strohig und steif an, obwohl es nass ist, haben Sie es übertrieben. Die Lösung: Machen Sie eine Pause von proteinreichen Zutaten wie Ei oder Joghurt und setzen Sie für die nächsten ein bis zwei Wochen voll auf reine Feuchtigkeitsspender wie Aloe Vera, Honig oder Avocado.

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Honig ist ein natürliches Feuchthaltemittel („Humectant“). Das bedeutet, er zieht Feuchtigkeit aus der Luft an und bindet sie im Haar.

Diese hygroskopische Eigenschaft macht Honig zu einem wahren Feuchtigkeits-Booster in jeder selbstgemachten Maske – weit mehr als nur ein klebriger Süßstoff. Ein Löffel Manuka-Honig kann eine einfache Joghurt-Kur in eine intensive Feuchtigkeitsbehandlung verwandeln.

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Leichtes Öl für feines Haar: Jojobaöl ist chemisch dem menschlichen Sebum sehr ähnlich und beschwert feines Haar nicht. Es zieht schnell ein und pflegt, ohne einen fettigen Film zu hinterlassen.

Reichhaltiges Öl für dickes oder poröses Haar: Natives Kokos- oder Olivenöl ist perfekt für durstiges, kräftiges Haar. Ihre Moleküle dringen tief in den Haarschaft ein, um ihn von innen zu nähren und Frizz zu bändigen.

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  • Versorgt trockenes Haar mit wertvollen Fetten und Lecithin.
  • Stärkt schwaches Haar mit einer Dosis reiner Proteine.

Das Geheimnis? Ein einfaches Hühnerei! Nutzen Sie das Eigelb als reichhaltige Feuchtigkeitspflege für die Längen und das Eiweiß (leicht aufgeschlagen) als klärende, stärkende Behandlung für den Haaransatz. Eine wahre Zwei-in-Eins-Wunderwaffe aus dem Kühlschrank.

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Vergessen Sie den Weichspüler – der wahre Glanz-Booster für Ihr Haar ist eine „saure Rinse“. Ein Schuss naturtrüber Bio-Apfelessig (ca. 2 Esslöffel auf 1 Liter kaltes Wasser) als letzte Spülung nach dem Waschen vollbringt wahre Wunder. Er neutralisiert Kalkrückstände aus dem Leitungswasser, glättet die aufgeraute Schuppenschicht und stellt den natürlichen pH-Wert der Kopfhaut wieder her. Das Ergebnis: Weniger Frizz und ein spiegelnder Glanz, der ganz ohne Silikone auskommt.

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Wichtiger Punkt: Ihre selbstgemachte Haarkur hat ein Verfallsdatum – und zwar sofort! Anders als gekaufte Produkte enthalten Ihre Küchen-Kreationen keine Konservierungsstoffe. Mischen Sie deshalb immer nur so viel an, wie Sie für eine Anwendung benötigen und verbrauchen Sie es umgehend.

Sie lieben Ihre Drogerie-Haarkur, wünschen sich aber einen Extra-Kick? Veredeln Sie sie! Anstatt eine komplett neue Maske anzumischen, können Sie ein gekauftes Produkt, etwa von L’Oréal Elvital oder Herbal Essences, ganz einfach aufwerten. Geben Sie zu einer Portion Ihrer Lieblingskur einfach einen Teelöffel reinen Aloe-Vera-Saft für mehr Feuchtigkeit oder einige Tropfen hochwertiges Arganöl für extra Glanz und Geschmeidigkeit hinzu. Gut vermischen und wie gewohnt anwenden – für ein personalisiertes Spa-Erlebnis mit minimalem Aufwand.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.