Sauer macht nicht lustig? So bringst du deinen Körper wirklich wieder in Balance

von Mareike Brenner
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Fühlst du dich oft müde, irgendwie schlapp und einfach nicht in deiner vollen Kraft? Vielleicht zwickt es morgens in den Gelenken, deine Haut spielt verrückt oder die Verdauung läuft einfach nicht rund. Ganz ehrlich, damit bist du nicht allein. In meiner Praxis sehe ich das ständig. Viele haben schon alles Mögliche ausprobiert, aber der richtige „Klick“ fehlt.

Eines der ersten Themen, das wir uns dann oft anschauen, ist der Säure-Basen-Haushalt. Und keine Sorge, das ist kein komplizierter Hokuspokus oder ein kurzlebiger Wellness-Trend. Stell es dir lieber wie das Fundament eines Hauses vor. Wenn das Fundament stabil ist, steht das ganze Haus sicher. Es geht nicht um Panik oder strenge Verbote, sondern darum, deinem Körper die richtigen Bausteine zu geben, damit er seinen Job optimal erledigen kann. Denn dein Körper ist ein Meister der Selbstregulation – wir müssen ihm nur ein bisschen unter die Arme greifen.

Erstmal Klartext: Was im Körper wirklich abgeht

Im Netz kursieren ja die wildesten Schauergeschichten über die „Übersäuerung“. Da wird behauptet, das Blut könne sauer werden und schwere Krankheiten auslösen. Das ist Quatsch und macht nur unnötig Angst. Lass uns das mal eben geraderücken.

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Dein Blut wird NICHT „sauer“

Der pH-Wert deines Blutes ist eine der am strengsten bewachten Konstanten in deinem Körper. Er muss immer in einem winzigen, leicht basischen Fenster zwischen 7,35 und 7,45 liegen. Schon die kleinste Abweichung wäre ein medizinischer Notfall, wie er nur bei ernsten Erkrankungen wie Nierenversagen vorkommt. Dein Körper tut also ALLES, um diesen Wert stabil zu halten – er ist überlebenswichtig.

Wenn wir also von einem aus dem Lot geratenen Säure-Basen-Haushalt sprechen, meinen wir nicht das Blut. Es geht um die Dauerbelastung für die Systeme, die das alles regulieren. Stell es dir wie eine saubere Werkstatt vor, bei der draußen die Mülltonne überquillt. Irgendwann wird das zum Problem für den ganzen Betrieb.

Die stillen Helden: Lunge und Nieren

Dein Körper hat zwei geniale Entsorgungssysteme für Säuren:

  • Die Lunge: Bei der Energiegewinnung entsteht ständig Kohlensäure. Das ist eine „flüchtige“ Säure, die wir ganz einfach als CO2 abatmen. Bist du gestresst und atmest nur flach in die Brust? Dann kann dieser Prozess ins Stocken geraten. Tiefes, ruhiges Atmen ist also nicht nur Esoterik, sondern pure Biochemie zur Entsäuerung!
  • Die Nieren: Säuren aus der Nahrung, vor allem aus tierischem Eiweiß, sind „nicht-flüchtig“. Sie müssen über die Nieren raus. Das ist Schwerstarbeit für dieses Organ. Eine Ernährung, die ständig viele Säuren liefert, bedeutet Dauerstress für deine Nieren.
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Dein Puffer-Konto: Die latente Azidose

Um kurzfristige Säurespitzen abzufangen, hat der Körper Puffersysteme. Das wichtigste ist der Bikarbonatpuffer. Sieh es als dein Girokonto für Säuren. Solange es gut gefüllt ist, ist alles im grünen Bereich. Das Problem beginnt, wenn durch eine dauerhaft säurelastige Ernährung dieses Konto ständig überzogen wird.

Was macht der Körper dann? Er geht an die „Spareinlagen“ – und das sind wertvolle Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium aus den Knochen, dem Knorpel und dem Bindegewebe. Das passiert nicht über Nacht, sondern ist ein schleichender Prozess über Jahre. Experten nennen diesen Zustand eine latente Azidose. Das ist keine Krankheit, sondern eine chronische Belastung, die den Boden für andere Probleme bereiten kann.

Wie misst man das Ganze denn nun richtig?

Viele rennen in die Apotheke, kaufen sich pH-Teststreifen (kosten meist so um die 10-15 € für 100 Stück) und sind dann total verunsichert von den Ergebnissen. Ein einzelner Test sagt aber so gut wie nichts aus!

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Was der pH-Wert im Urin wirklich verrät

Der Urin-pH-Wert zeigt nur, was deine Nieren gerade eben ausgeschieden haben. Nach einem großen Steak ist es völlig normal, dass der Urin sauer ist (z.B. pH 5,5) – die Nieren machen ja nur ihren Job. Nach einer großen Gemüsepfanne sollte er hingegen basisch sein (über pH 7,0).

Ein gesunder Rhythmus sieht oft so aus: Morgens eher sauer (Nacht-Entgiftung), im Tagesverlauf nach basischen Mahlzeiten dann basisch. Wenn dein Urin aber tagelang konstant unter 6,2 bleibt, selbst nach einem großen Salat, könnte das ein Hinweis sein, dass dein System überlastet ist. Aber Achtung, das ist keine Diagnose, nur ein Anhaltspunkt!

Kleiner Tipp aus der Praxis: Wenn du es genau wissen willst, mach ein kleines „Detektiv-Protokoll“ für eine Woche. Miss fünfmal am Tag und notiere kurz, was du gegessen hast. Nur so erkennst du Muster. Ach ja, und ein häufiger Fehler: Den Teststreifen nur ganz kurz in den Urinstrahl halten, nicht komplett vollsaugen lassen, sonst wird das Ergebnis ungenau.

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Das Werkzeug: Lebensmittel und ihre wahre Wirkung

Der größte Irrtum? Zu glauben, was sauer schmeckt, macht auch sauer im Körper. Bestes Beispiel: die Zitrone. Schmeckt extrem sauer, wirkt im Körper aber stark basisch. Wie kann das sein?

Der PRAL-Wert: Was am Ende übrig bleibt

Die Wissenschaft hat dafür eine coole Kennzahl entwickelt, den PRAL-Wert (Potential Renal Acid Load). Er gibt an, ob nach der Verdauung eine saure oder eine basische „Asche“ übrig bleibt, die die Nieren verarbeiten müssen.

  • Positive Werte (sauer): Lebensmittel mit viel Eiweiß und Phosphor.
  • Negative Werte (basisch): Lebensmittel mit vielen Mineralstoffen wie Kalium und Magnesium.

Nur mal zum Vergleich, damit du ein Gefühl dafür bekommst: 100 g Parmesan haben einen PRAL-Wert von +34 (eine echte Säure-Bombe!), während 100 g Spinat bei -14 liegen (mega basisch!). Das zeigt die wahre Power von Grünzeug!

Eine einfache Einteilung für den Supermarkt

Starke Säurebildner (bitte in Maßen): Alles, was viel tierisches Eiweiß enthält wie Fleisch, Wurst und besonders Hartkäse. Auch die meisten Getreideprodukte wie Brot und Nudeln gehören dazu. Und natürlich Zucker, Süßkram und Alkohol – die liefern null Mineralstoffe und belasten nur.

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Schwache Säurebildner & Neutrale (gute Ergänzung): Hier finden sich Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen, die neben Eiweiß auch viele Mineralstoffe mitbringen. Auch Nüsse (Mandeln sind sogar leicht basisch) und hochwertige Fette wie Olivenöl oder Leinöl fallen in diese Kategorie.

Starke Basenbildner (deine neue Basis): Das ist die gute Nachricht: Hier kannst du reinhauen! Jede Art von Gemüse und Salat, allen voran grünes Blattgemüse. Ein absoluter Champion sind gekochte Kartoffeln. Auch Obst, frische Kräuter und Keimlinge sind fantastische Basenlieferanten.

Praktische Tipps für den Alltag (und typische Fallen)

Theorie ist ja schön und gut, aber es muss im Alltag funktionieren. Hier sind ein paar einfache Regeln, die sich wirklich bewährt haben.

Die 80/20-Regel für deinen Teller

Das ist die wichtigste Faustregel: Gestalte deine Mahlzeiten so, dass sie zu etwa 80 % aus basischen und nur zu 20 % aus sauren Lebensmitteln bestehen. Klingt kompliziert? Ist es nicht!

Stell dir den typischen Kantinenteller vor: ein riesiges Schnitzel und eine kleine Portion Pommes. Das Basen-Upgrade sieht so aus: ein normal großes Stück Fleisch oder Fisch, aber dazu die HÄLFTE des Tellers voll mit einem bunten Salat oder Gemüse und als Beilage ein paar leckere Rosmarinkartoffeln. Siehst du den Unterschied? Gleiche Mahlzeit, völlig andere Wirkung auf deinen Körper.

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Typische Fallen, in die fast jeder tappt

  • Die Salat-Falle: Du isst einen riesigen Salat – super! Aber ertränkst ihn dann in einem fertigen Joghurt- oder Cocktail-Dressing voller Zucker und Zusatzstoffe. Besser: eine einfache Vinaigrette aus gutem Olivenöl, Essig, Kräutern, Salz und Pfeffer.
  • Der Vollkorn-Mythos: Viele glauben, Vollkornbrot sei basisch. Stimmt nicht. Es ist zwar viel besser als Weißbrot, weil es mehr Mineral- und Ballaststoffe enthält, aber es wird im Körper trotzdem sauer verstoffwechselt, nur eben weniger stark.
  • Die Sprudelwasser-Frage: „Aber Sprudelwasser hat doch Kohlensäure!“ Ja, aber diese Säure ist so schwach und flüchtig, dass du sie einfach abatmen kannst. Für gesunde Menschen ist das absolut kein Problem. Die Mineralien im Wasser sind viel wichtiger.

Mehr als nur Essen: Stress, Bewegung und Schlaf

Ich erinnere mich an einen Klienten, einen Manager, der ständig müde war. Er aß vermeintlich gesund – viel Vollkornbrot, mageres Fleisch. Wir haben einfach nur den Gemüseanteil massiv erhöht und Kartoffeln statt Nudeln eingebaut. Nach drei Wochen rief er mich an und meinte, er fühle sich wie ausgewechselt. Aber wir haben auch an anderen Schrauben gedreht:

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Keine Energie am Morgen? Dein Frühstück ist das Problem – und hier ist die Lösung.

  • Stress reduzieren: Chronischer Stress verspannt dich und lässt dich flach atmen. Ein paar Minuten bewusst tief durchatmen am Tag oder ein Spaziergang im Grünen wirken Wunder.
  • Bewegung: Sanfte Bewegung kurbelt den Stoffwechsel an. Du musst keinen Marathon laufen – Radfahren, Schwimmen oder Yoga sind perfekt.
  • Schlaf: Im Schlaf regeneriert und entgiftet dein Körper. Wer hier spart, sabotiert seine eigene Gesundheit.

Keine Zeit? Starte einfach mit diesen 3 Dingen!

Überfordert von den ganzen Infos? Kein Problem. Fang ganz klein an. Das hier schafft wirklich jeder:

  1. Zu jeder Hauptmahlzeit eine Handvoll Grünzeug. Egal ob ein paar Blätter Salat, etwas Gurke oder eine Handvoll gedünsteter Brokkoli. Einfach dazu packen.
  2. Trink morgens als Erstes ein großes Glas stilles Wasser. Am besten mit einem Spritzer frischer Zitrone. Das weckt den Stoffwechsel und hydriert dich.
  3. Snacke cleverer. Statt zum Schokoriegel greif zu einer Handvoll Mandeln oder einem Apfel. Kleiner Aufwand, große Wirkung.

Für Fortgeschrittene: Wenn du mehr Unterstützung brauchst

Manchmal sind die Mineralstoffdepots so leer, dass eine Ernährungsumstellung allein etwas länger dauert. Dann können Basenpulver auf Citratbasis (gibt’s in der Apotheke oder im Reformhaus, rechne mit 20-30€ für eine Monatsration) eine gute Starthilfe sein. Aber sieh sie nicht als Dauerlösung oder Freifahrtschein für schlechte Ernährung! Und sprich die Einnahme bitte mit einem Arzt oder Therapeuten ab, besonders bei Nierenproblemen.

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Eine wunderbare und alte Methode sind auch basische Bäder. Einfach ein spezielles Badesalz ins Wasser geben und für mindestens 45 Minuten entspannen. Ob das wissenschaftlich Säuren ausleitet, sei mal dahingestellt, aber die tiefe Entspannung für Muskeln und Nerven ist schon die halbe Miete.

Ein ehrliches Schlusswort

Achtung: Dieses Wissen soll dir helfen, deinen Körper besser zu unterstützen. Es ersetzt niemals eine ärztliche Diagnose. Wenn du unter anhaltender Müdigkeit, unerklärlichem Gewichtsverlust, Atemnot oder starken Schmerzen leidest, geh bitte unbedingt zum Arzt, um ernste Ursachen auszuschließen!

Eine basenüberschüssige Ernährung ist kein Allheilmittel. Aber sie ist eine unglaublich starke Grundlage für deine Gesundheit. Sie flutet deinen Körper mit allem, was er braucht, und entlastet deine Entgiftungsorgane. Betrachte es als die beste Wartung für die wertvollste Maschine, die du je besitzen wirst.

Dein allererster Schritt? Ganz einfach: Steh jetzt auf, geh in die Küche und hol dir ein großes Glas stilles Wasser mit einem Spritzer frischer Zitrone. Prost! Dein Basenkonto sagt jetzt schon danke.

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Kann ich meinen Säure-Basen-Status eigentlich selbst überprüfen?

Eine spannende Frage, die viele umtreibt. Während der pH-Wert des Blutes, wie im Artikel erklärt, tabu ist, gibt uns der Urin einen guten Hinweis darauf, wie viel Säurelast die Nieren gerade zu bewältigen haben. Mit speziellen pH-Indikatorstreifen aus der Apotheke (z.B. Teststreifen von Basica oder Uralyt-U) können Sie über mehrere Tage ein Tagesprofil erstellen. Ein einzelner Wert ist kaum aussagekräftig, aber die Kurve über den Tag verrät eine Tendenz. Sehen Sie es nicht als Diagnose, sondern als ein persönliches Bio-Feedback, das Ihnen zeigt, wie Ihr Körper auf Ernährung, Stress und Bewegung reagiert.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.