Alte Gärten, frische Ideen: Was uns traditionelle Gartenkunst heute noch verrät

von Angela Schmidt
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Ganz ehrlich? Ich stecke seit über 30 Jahren bis zu den Ellbogen in der Erde. In dieser Zeit habe ich unzählige Gärten kommen und gehen sehen. Aber nichts fasziniert mich mehr als Gärten, die eine Geschichte erzählen. Vor einiger Zeit bin ich über Bilder von historischen Gärten aus Übersee gestolpert, die mich einfach nicht mehr losgelassen haben. Das sind keine durchgestylten Hochglanz-Anlagen, sondern lebendige Lehrstücke über Handwerk, clevere Lösungen und eine ganz besondere Art von Schönheit.

Komm mal mit, ich nehme dich mit auf eine kleine Reise in diese Gärten – aber mit den Augen eines Praktikers. Wir schauen uns an, was die alten Profis damals wussten und wie wir diese genialen Prinzipien für unsere eigenen Gärten nutzen können. Es geht nicht darum, stur zu kopieren, sondern darum, die cleveren Ideen dahinter zu verstehen.

Die Macht der klaren Linie: Warum Symmetrie dein Gärtnerleben leichter macht

Was einem bei diesen alten Gärten sofort ins Auge springt, ist die krasse Ordnung. Alles folgt geraden Linien und geometrischen Formen. Wege bilden klare Achsen, und die Beete sind oft rechteckig oder quadratisch, fast wie ein Spiegelbild angelegt.

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Das war damals natürlich ein Statement: Seht her, wir bringen Ordnung in die wilde Natur! Aber, und das ist der eigentliche Kniff, diese Symmetrie war unglaublich praktisch. Sie hat die Arbeit im Garten massiv erleichtert. Die Beete waren von allen Seiten super erreichbar. Jäten, pflanzen, ernten – alles lief systematisch ab, eine Reihe nach der anderen. Kein umständliches Herumtrampeln, keine beschädigten Pflanzen. Effizienz pur.

Diese Gärten waren nämlich keine reinen Ziergärten, sondern knallharte Nutzflächen. Hier wuchsen Gemüse für die Küche, Kräuter für die Hausapotheke und Blumen für den Tisch. Diese geniale Verbindung von Schönheit und Nutzen ist vielleicht die wichtigste Lektion überhaupt. Kennen wir ja im Grunde auch von unseren klassischen Bauerngärten.

Kleiner Tipp zum Ausprobieren: Der einfachste Start in die Symmetrie? Nimm zwei große Töpfe, bepflanz sie exakt gleich und stell sie links und rechts neben deine Haustür oder den Terrasseneingang. Voila, der erste symmetrische Akzent ist gesetzt!

Das Fundament für alles: Ein Boden, der lebt

Jeder Gärtner, egal ob Anfänger oder Profi, lernt es als Erstes: Alles steht und fällt mit dem Boden. Ohne eine gute Grundlage wird das nichts. Die Gärtner damals hatten keine Labore oder Säcke mit teurer Spezialerde. Die mussten mit dem arbeiten, was da war – oft schwerer, lehmiger Boden.

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Ihr Geheimnis? Organisches Material! Kompost aus der Küche, Stallmist und verrottetes Laub waren ihre wichtigsten Helfer. Sie haben den Boden damit unermüdlich gefüttert, um ihn lockerer, fruchtbarer und lebendiger zu machen. Das ist eine Technik, die heute so aktuell ist wie eh und je.

Ein gesunder Boden riecht erdig und frisch, fühlt sich krümelig an und klebt nicht wie nasser Zement an den Fingern. Wenn du einen Garten im traditionellen Stil anlegen willst, ist die Bodenvorbereitung das A und O. Arbeite im Herbst eine dicke Schicht Kompost ein – rechne mal mit einer Schubkarre auf 5 Quadratmeter, das entspricht einer Schicht von gut 5 cm. Falls du welchen bekommst, ist auch gut abgelagerter Pferdemist Gold wert. Den gibt’s heute übrigens auch getrocknet und pelletiert im Gartencenter zu kaufen, falls du keinen Bauernhof um die Ecke hast.

Gemüse neben Giftpflanze: Die clevere Pflanzenauswahl

Die Pflanzen in diesen Gärten waren eine wilde, aber durchdachte Mischung. Da standen essbares Gemüse, Heilkräuter und einfach nur wunderschöne Blumen oft direkt nebeneinander. Prächtiger Rittersporn wuchs neben Kohl und Bohnen.

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Achtung, hier ist eine ganz wichtige Warnung angebracht: Viele dieser klassischen Gartenpflanzen, wie der wunderschöne Fingerhut (Digitalis), sind hochgiftig. Wenn Kinder oder Haustiere im Garten spielen, musst du extrem vorsichtig sein. Kläre deine Familie auf oder verzichte im Zweifel auf solche Gewächse. Die Leute damals wussten das noch, dieses Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben.

Im Küchengarten fand man oft alte Gemüsesorten, die heute als „Heirloom“-Sorten wieder total im Kommen sind. Die findest du oft in Online-Shops, die sich auf Saatgut-Raritäten spezialisiert haben. Ihr Geschmack ist oft viel intensiver als der von modernen Hochleistungs-Hybriden. Der Kräutergarten war die Apotheke: Salbei gegen Halsweh, Minze für den Magen. Und die Blumen? Robuste Sorten wie Rosen, Nelken und Phlox lockten Bienen an, was wiederum dem Gemüse zugutekam – eine perfekte Mischkultur.

Natürlich können wir nicht alles 1:1 übernehmen, das Klima ist anders. Aber für fast jede Pflanze gibt es eine passende Alternative, die bei uns super klarkommt. Statt der nordamerikanischen Prachtkerze (Gaura) zum Beispiel, die es bei uns manchmal schwer hat, kannst du zur heimischen Witwenblume (Knautia arvensis) greifen. Sie hat eine ähnlich luftige, tanzende Wuchsform und ist perfekt an unser Klima angepasst.

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Zäune und Wege: Das Skelett des Gartens

Die Struktur eines Gartens wird durch seine festen Elemente bestimmt: Zäune und Wege. Die sind nicht nur Deko, sondern haben handfeste Funktionen.

Die Zäune

Typisch sind niedrige Staketenzäune aus Holz, oft weiß gestrichen. Ihre Hauptaufgabe war es, Hühner und Kaninchen aus den wertvollen Beeten fernzuhalten. Die Höhe war aber so bemessen, dass man sich bequem für einen Plausch mit dem Nachbarn darüberlehnen konnte. Wenn du so einen Zaun heute baust, mein Tipp: Verwende Pfostenschuhe aus Metall. Sie verhindern den direkten Kontakt des Holzes mit der Erde und verlängern die Lebensdauer locker um das Dreifache. So ein Zaun aus langlebigem Lärchen- oder Eichenholz kostet dich, je nach Höhe, ungefähr zwischen 30 € und 70 € pro laufendem Meter, wenn du ihn selbst baust. Lässt du ihn vom Profi setzen, kannst du mit dem Doppelten rechnen, dafür steht er dann aber auch bombenfest.

Die Wege

Ein geniales Material für die Wege war oft zerstoßener Muschelsplitt. Das war an der Küste billig, reflektiert das Licht wunderschön hell und lässt Regenwasser sofort versickern. Und dieses leise Knirschen unter den Füßen… einfach herrlich. Muschelsplitt ist übrigens kein reines Küstenprodukt mehr; den kannst du heute bei gut sortierten Baustoffhändlern oder online bestellen. Rechne mal mit 20–30 € pro 25-kg-Sack.

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Aber Achtung, hier lauert die häufigste Heimwerker-Falle: Spar nicht am Unterbau! Viele klatschen den Splitt einfach auf die Erde. Das Ergebnis: Nach dem ersten Winter hast du Spurrillen und Stolperfallen. Mach es einmal richtig: 20-25 cm tief ausheben, dann eine 15 cm dicke Tragschicht aus Schotter rein und gut verdichten. Darauf eine dünne Schicht feineren Splitt und erst dann die 3-5 cm dicke Deckschicht aus Muscheln. Das hält ewig!

Alte Techniken für heute: Handarbeit mit Köpfchen

Die Gärtner von damals hatten keine Maschinen, aber unglaublich clevere Techniken. Die Aussaat erfolgte entlang einer gespannten Schnur – so wurden die Reihen perfekt gerade. Das erleichterte später das Jäten mit der Ziehhacke ungemein. Mulchen mit Stroh oder Laub war Standard, um Unkraut zu unterdrücken und Wasser im Boden zu halten.

Gegen Schädlinge wurde auch kreativ vorgegangen. Mein altes Gärtner-Rezept gegen Blattläuse, das schon mein Großvater kannte? Ganz einfach: Nimm einen Esslöffel reine Schmierseife – ganz wichtig, kein Spüli mit Fettlösern! – und löse sie in einem Liter Wasser auf. Ab in die Sprühflasche, und fertig ist die sanfte Waffe gegen die Plagegeister.

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Und die Werkzeuge? Schwer, robust, oft aus Eschenholz und Eisen. Ich habe noch einen alten Spaten von meinem Opa. Wenn ich den in die Hand nehme, spüre ich die Verbindung zu dieser Tradition. Kleiner Tipp: Auf Flohmärkten oder bei Haushaltsauflösungen findet man oft noch solche ehrlichen, unzerstörbaren Werkzeuge für kleines Geld. Achte nur darauf, dass der Stiel noch fest sitzt!

Dein eigenes Gartenprojekt: So klappt der Einstieg

Lust bekommen? Wunderbar! Aber sei realistisch, so ein Garten entsteht nicht an einem Wochenende.

Wenn dir ein ganzer Garten zu viel ist, fang doch einfach klein an! Wie wär’s mit einem „Mini-Beet“ im traditionellen Stil? Nimm dir eine Fläche von 2×2 Metern vor. Fass sie mit einer niedrigen Einfassung aus Ziegelsteinen oder einer kleinen Buchsbaumhecke ein. In die Mitte pflanzt du eine hohe Staude als Blickfang, zum Beispiel einen Rittersporn, und drumherum symmetrisch vier Kräuterbüsche wie Salbei und Lavendel. Das ist ein perfektes Wochenend-Projekt und gibt dir sofort ein Gefühl für den Stil.

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Manches kann man super selbst machen. Aber manchmal ist der Profi die günstigere Lösung. Ich hatte mal einen Kunden, der seine Ziegelkante selbst verlegt hat – ohne richtiges Fundament. Nach dem ersten Frost sah es aus wie Kraut und Rüben, alles wurde hochgedrückt. Wir mussten alles wieder rausreißen. Das wurde am Ende doppelt so teuer, als wenn wir es gleich richtig gemacht hätten. Eine Beratung kostet vielleicht erstmal, bewahrt dich aber vor solchen teuren Fehlern.

Was am Ende bleibt

Ein Blick zurück auf diese alten Gärten ist mehr als nur Nostalgie. Es ist eine riesige Inspirationsquelle. Wir lernen, dass ein Garten ein Ort der Ordnung, des Nutzens und der Schönheit sein kann. Er lehrt uns, mit den Ressourcen zu arbeiten, die wir haben, und den Wert von solidem Handwerk zu schätzen. Und er erinnert uns daran, dass viele „moderne“ Ideen wie Nachhaltigkeit und Bio-Anbau eigentlich uralt sind. Diese Prinzipien sind zeitlos – und machen deinen Garten nicht nur schöner, sondern auch ein Stück weit klüger.

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„Ein Garten ist ein grosser Lehrer. Er lehrt uns Geduld und sorgsame Wachsamkeit; er lehrt uns Fleiss und Genügsamkeit; aber vor allem lehrt er uns vollkommenes Vertrauen.“ – Gertrude Jekyll

Diese Worte der berühmten britischen Gartengestalterin fassen die Seele traditioneller Gärten perfekt zusammen. Es ging nicht um schnelle Effekte, sondern um ein tiefes Verständnis für die Rhythmen der Natur. Ein Prinzip, das in unserer schnelllebigen Zeit wieder unglaublich an Wert gewinnt.

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Wirkt ein streng geometrischer Garten nicht kühl und unpersönlich?

Ganz im Gegenteil, wenn man es richtig macht! Der Trick liegt darin, die klaren Linien der Wege und Beeteinfassungen mit einer üppigen, fast wilden Bepflanzung zu füllen. Stellen Sie sich eine exakt geschnittene Buchsbaumhecke vor (oder eine resistente Alternative wie Ilex crenata ‚Dark Green‘), aus der Lavendel, Salbei und Akeleien förmlich herausquellen. Dieser Kontrast zwischen strenger Form und lebendiger Fülle erzeugt eine Spannung, die unglaublich reizvoll und alles andere als steril ist.

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Die Wiederentdeckung der Potager-Pfade

In alten Küchen- und Klostergärten waren die Wege nicht nur zum Gehen da, sondern ein aktiver Teil des Ökosystems. Statt versiegelter Flächen setzte man auf Materialien, die leben:

  • Ziegel im Sandbett: Speichert tagsüber Wärme und gibt sie nachts an die umliegenden Beete ab – ideal für wärmeliebende Kräuter wie Thymian und Rosmarin.
  • Rindenmulch oder Holzhäcksel: Hält die Feuchtigkeit im Boden, unterdrückt Unkraut und verbessert beim Verrotten langsam die Bodenstruktur.
  • Kies oder Splitt: Sorgt für perfekte Drainage und erzeugt beim Gehen ein beruhigendes Geräusch. Ein Favorit in französischen und italienischen Gärten.
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Alte Sorten für authentischen Geschmack: Statt auf Hybrid-Saatgut aus dem Baumarkt zu setzen, lohnt sich ein Blick in die Kataloge von spezialisierten Anbietern wie ProSpecieRara oder Arche Noah. Hier finden sich Gemüsesorten mit Geschichte, etwa die Tomate ‚Berner Rose‘ oder die Bohne ‚Blaue Hilde‘. Sie sind nicht nur ein Genuss für den Gaumen, sondern auch ein Beitrag zum Erhalt der genetischen Vielfalt – ganz im Sinne der alten Gärtner, die ihr Saatgut von Jahr zu Jahr selbst vermehrten.

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Option A: Der Bauerngarten-Klassiker. Eine niedrige Einfassung aus Weidengeflecht. Sie ist günstig, ökologisch und lässt sich leicht selbst herstellen. Der Look ist rustikal und charmant, passt perfekt zu Stauden und Gemüse. Nachteil: Die Haltbarkeit ist auf wenige Jahre begrenzt.

Option B: Die formale Kante. Eine Einfassung aus Cortenstahl oder verzinktem Metall. Sie schafft eine gestochen scharfe, dauerhafte Linie zwischen Beet und Rasen oder Weg. Der Look ist modern, aber durch seine Klarheit eine perfekte Ergänzung zum symmetrischen Prinzip historischer Gärten. Marken wie Richard Brink oder Terra-S bieten hier langlebige Systeme.

Beide Optionen definieren den Raum, aber mit völlig unterschiedlichem Charakter.

  • Weniger Schädlingsbefall, ganz ohne Chemie.
  • Eine intensivere Duftwolke an warmen Sommertagen.
  • Gesündere, kräftigere Pflanzen.

Das Geheimnis? Die kluge Mischkultur aus dem Klostergarten. Schon im Mittelalter wusste man, dass bestimmte Pflanzen sich gegenseitig unterstützen. Pflanzen Sie Ringelblumen zwischen Ihre Tomaten, um Nematoden im Boden abzuwehren. Ein paar Lavendelbüsche am Rand des Gemüsebeets halten Blattläuse fern, und Tagetes schützen Ihre Kartoffeln. Schönheit und Nutzen in perfekter Symbiose.

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.