Deine grüne Fassade: Der ehrliche Guide vom Profi für dein Projekt
Ich seh’s immer wieder bei modernen Gebäuden in den Metropolen: riesige, grüne Wände, die fast wie aus einem Science-Fiction-Film wirken. Viele denken dabei nur an coole Deko. Aber ganz ehrlich? Das ist die Zukunft für unsere Städte. In meiner langen Zeit als Profi im Garten- und Landschaftsbau habe ich gelernt, dass eine grüne Wand so viel mehr ist. Sie ist ein kleines, hart arbeitendes Ökosystem. Eine Klimaanlage, ein Luftfilter und ein Lärmschutz in einem.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Kleine Physikstunde: Was deine grüne Wand wirklich leistet
- 2 Die Qual der Wahl: Welches System passt zu dir?
- 3 Die Planung: 90 % des Erfolgs passieren am Schreibtisch
- 4 Der Bau: Schritt für Schritt zur Traumwand
- 5 Die Stars der Show: Die richtigen Pflanzen für deine Wand
- 6 Pflege: So bleibt dein Garten lange schön
- 7 Sicherheit! Mein wichtigster Rat zum Schluss
- 8 Ein lebendiges Kunstwerk für viele Jahre
- 9 Inspirationen und Ideen
Aber – und das ist das große Aber – so ein Projekt ist auch anspruchsvoll. Man kann dabei eine Menge falsch machen. Fehler, die nicht nur ins Geld gehen, sondern im schlimmsten Fall sogar die Bausubstanz deines Hauses gefährden. Deshalb gibt es diesen Guide. Ich will mein Wissen aus der Praxis mit dir teilen, damit dein Traum von der grünen Wand nicht zum Albtraum wird.
Ach ja, dein erster, super einfacher Schritt, den du heute noch machen kannst? Geh mal raus zu der Wand, die du im Kopf hast, nimm dein Smartphone mit der Kompass-App und schau, in welche Himmelsrichtung sie zeigt. Nord, Süd, Ost oder West? Diese eine Info entscheidet fast alles Weitere!

Kleine Physikstunde: Was deine grüne Wand wirklich leistet
Bevor wir auch nur an Werkzeug denken, lass uns kurz verstehen, was da an deiner Hauswand eigentlich passiert. So eine Fassadenbegrünung ist kein passives Bild, sie ist ein aktives System, das jeden Tag für dich schuftet.
Die eingebaute Klimaanlage – ganz ohne Strom
Stell dir eine dunkle Hauswand im Hochsommer vor. Die kann locker 60 bis 70 Grad heiß werden und strahlt diese Hitze auch nachts noch ab. Das heizt unsere Wohngegenden brutal auf. Eine bepflanzte Wand macht genau das Gegenteil. Durch die Verdunstung von Wasser über unzählige Blätter entsteht Verdunstungskälte. Das ist wie Schwitzen, nur für Pflanzen. Dadurch bleibt die Blattoberfläche oft nur knapp über der Lufttemperatur. Hinter diesem grünen Vorhang bleibt deine Hauswand im Sommer angenehm kühl. Das kann dir bares Geld bei der Klimaanlage sparen. Im Winter kehrt sich der Effekt um: Die Schicht aus Pflanzen, Luft und Substrat wirkt wie eine zusätzliche Dämmung gegen eisigen Wind.

Dein persönlicher Luftfilter und Lärmschlucker
Die Blätter einer Fassadenbegrünung sind wahre Staubmagneten. Feinstaub und anderer Dreck aus der Luft bleiben an den rauen Oberflächen haften und werden beim nächsten Regen einfach abgewaschen. Das verbessert die Luftqualität direkt vor deinem Fenster spürbar. Gleichzeitig bricht die unregelmäßige, weiche Oberfläche der Pflanzen den Schall. Straßenlärm wird also nicht zurückgeworfen, sondern geschluckt. Ich habe Projekte in lauten Innenstädten betreut, und die Bewohner waren immer wieder baff, wie viel ruhiger es in ihren Wohnungen plötzlich wurde.
Die Qual der Wahl: Welches System passt zu dir?
Es gibt unzählige Systeme auf dem Markt, aber im Grunde lassen sie sich in zwei große Familien einteilen. Die richtige Wahl hier ist die wichtigste Entscheidung für dein ganzes Projekt und hängt von deiner Wand, deinem Budget und deiner Lust auf Pflege ab.
Der Klassiker: Wandgebundene Systeme mit Substrat
Hier wachsen die Pflanzen ganz klassisch in einer Art Erde, also einem Substrat. Das kann in speziellen Kästen, Trögen oder auch in Matten aus Filz sein. Diese Systeme sind einem normalen Garten am ähnlichsten.

- Die Vorteile: Das Substrat ist ein super Puffer. Es speichert Wasser und Nährstoffe, was auch mal einen kleinen Fehler bei der Bewässerung verzeiht. Die Wurzeln haben ordentlich Platz und fühlen sich pudelwohl. Für Einsteiger ist das oft der unkompliziertere Weg.
- Die Nachteile: Diese Systeme sind schwer. Richtig schwer. Wenn alles nass ist, kannst du mit 60 bis 150 Kilogramm pro Quadratmeter rechnen. Außerdem kann das Substrat mit der Zeit zusammensacken und muss eventuell nach einigen Jahren erneuert werden.
- Aus meiner Erfahrung: Für private Projekte an einer stabilen Garagenwand oder einer Gartenmauer bis drei Meter Höhe sind Kastensysteme top. Die gibt’s im Fachhandel oder online und sie sind relativ einfach zu installieren. Aber Achtung bei billigen Filztaschen-Systemen! Der Filz zersetzt sich oft nach wenigen Jahren in der Sonne und dann hast du den Salat.
Die High-Tech-Lösung: Fassadengebundene Hydroponik-Systeme
Hier wachsen die Pflanzen komplett ohne Erde. Ihre Wurzeln hängen in einem neutralen Material wie Steinwolle oder Vliesmatten und werden über eine computergesteuerte Anlage mit einer Nährlösung versorgt. Quasi Formel 1 für Pflanzen.

- Die Vorteile: Diese Systeme sind federleicht, oft nur 30 bis 50 Kilo pro Quadratmeter. Damit kann man auch Fassaden begrünen, die statisch nicht so viel aushalten. Man hat die absolute Kontrolle über die Nährstoffzufuhr.
- Die Nachteile: Die Technik ist komplex und teuer. Fällt die Pumpe oder der Computer aus, können deine Pflanzen innerhalb weniger Stunden vertrocknen. Das ist nichts für Leute mit Technik-Phobie.
- Ganz ehrlich: Hydroponik ist super für große, repräsentative Wände an Bürogebäuden. Für den Hausgebrauch ist der Aufwand und das Risiko oft zu hoch, es sei denn, du bist ein echter Technik-Nerd und liebst solche Projekte.
Was kostet der Spaß? Eine realistische Einschätzung
Jetzt mal Butter bei die Fische: Was kostet so eine grüne Wand? Das ist natürlich die Gretchenfrage. Hier eine grobe Hausnummer, damit du planen kannst:
- DIY-Kastensystem: Wenn du selbst Hand anlegst, rechne mal mit ca. 80 € bis 150 € pro Quadratmeter nur für das Material (ohne Pflanzen).
- Professionelles Substrat-System: Lässt du es vom Profi machen, bist du schnell bei 300 € bis 600 € pro Quadratmeter.
- Hydroponik-System: Die High-Tech-Variante startet oft erst bei 500 € bis über 1.000 € pro Quadratmeter.
Zu den Anschaffungskosten kommen noch die laufenden Kosten für Wasser und den Strom für die Pumpe. Die sind aber überschaubar und liegen je nach Größe der Wand vielleicht bei 30 bis 60 Euro im Jahr.

Die Planung: 90 % des Erfolgs passieren am Schreibtisch
Ein alter Lehrmeister hat mir mal eingebläut: „Ein Tag Planung spart eine Woche Arbeit und tausend Euro Ärger.“ Nirgendwo stimmt das mehr als hier. Pfusch in der Planungsphase rächt sich immer.
Statik: Der Punkt, an dem du NICHT sparst!
Das hier ist der wichtigste Absatz im ganzen Text. BEVOR du auch nur eine Schraube anfasst, muss ein Fachmann die Tragfähigkeit deiner Wand prüfen. Das Gewicht einer nassen, voll bewachsenen Wand ist enorm! Eine Ziegelmauer ist etwas völlig anderes als Beton oder eine Leichtbauwand. Besonders heikel sind Wände mit Außendämmung (WDVS). Einfach durchbohren geht nicht, das schafft Kältebrücken und zerstört die Dämmung.
Ich kann als Gärtner das Gewicht der Bepflanzung abschätzen, aber ob die Wand das trägt, muss ein Statiker oder Bauingenieur berechnen. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Pflicht. Ein Fehler hier kann dein Haus ruinieren.
Wasser: Freund der Pflanze, Feind des Hauses
Die Rückwand deines Systems muss zu 100 % wasserdicht und wurzelfest sein. Hier verwendet man spezielle Folien, z. B. aus EPDM, wie sie auch Dachdecker nutzen. Die Folie muss sauber verklebt und am Rand abgedichtet werden, damit kein Wasser dahinterläuft. Genauso wichtig: Wohin fließt das überschüssige Wasser? Es darf sich niemals am Fundament stauen. Eine kleine Drainage-Rinne mit Anschluss an die Regenwasserableitung ist Pflicht. Ich habe mal eine Sanierung eines DIY-Projekts betreut, wo stauende Nässe über Jahre den Putz und das Mauerwerk zerfressen hat. Die Reparatur war am Ende dreimal so teuer wie eine professionelle Installation.

Die 3 häufigsten Fehler, die du vermeiden solltest
Aus den vielen Projekten, die ich gesehen habe, kristallisieren sich immer wieder dieselben Pannen heraus. Hier sind sie, damit du sie nicht nachmachst:
- Falsche Erde verwenden: Viele nehmen einfach normale Blumenerde. Großer Fehler! Die ist viel zu schwer, sackt in den Kästen zusammen, wird zu nass und lässt die Wurzeln ersticken. Die Lösung: Immer ein spezielles, strukturstabiles Substrat mit mineralischen Anteilen wie Lava, Bims oder Blähton verwenden. Das kostet etwas mehr, ist aber entscheidend.
- Die Statik ignorieren: „Die paar Kästen wird die Wand schon halten.“ Dieser Gedanke hat schon zu ernsten Bauschäden geführt. Wie gesagt: Ohne grünes Licht vom Statiker geht gar nichts.
- Bei der Abdichtung pfuschen: „Ach, die dünne Teichfolie aus dem Baumarkt reicht schon.“ Nein, tut sie nicht. Sie ist nicht wurzelfest und oft nicht UV-stabil. Eine winzige Wurzel, die sich durchbohrt, kann über die Jahre einen riesigen Wasserschaden verursachen.
Brauche ich eine Baugenehmigung?
Kurze Antwort: Vielleicht. Kleinere Begrünungen im eigenen Garten sind meist genehmigungsfrei. Geht die Fassade aber zur Straße oder verändert sie das Aussehen des Hauses stark, kann das örtliche Bauamt ein Wörtchen mitreden wollen. Ein kurzer, freundlicher Anruf dort klärt die Frage und erspart dir potenziellen Ärger. Sicher ist sicher.
Der Bau: Schritt für Schritt zur Traumwand
Okay, packen wir’s an! Ich beschreibe hier mal den Aufbau eines wandgebundenen Systems mit Kästen. Das ist für ambitionierte Heimwerker eine super Methode. Plan für eine Wand von etwa 3-4 Quadratmetern am besten ein komplettes Wochenende ein, wenn du geübt bist.
Material- und Werkzeugliste (mit Preisschätzung)
Materialien:
- Wasserdichte, wurzelfeste Folie: Am besten EPDM-Folie. Die findest du im Dachdeckerbedarf oder online (ca. 10-15 €/m²).
- Haltesystem: Profile aus Alu oder verzinktem Stahl. Gibt es oft im Set mit den Kästen.
- Pflanzkästen: Aus robustem, UV-stabilem Kunststoff oder Metall (ca. 40-70 € pro Modul für ca. 0,5 m²).
- Schrauben und Dübel: Unbedingt passend zu deiner Wand! Lass dich im Fachmarkt beraten.
- Bewässerungs-Starterset: Mit Pumpe, Zeitschaltuhr, Filter und Tropfschläuchen. Gute Sets gibt es ab ca. 100-200 €.
- Spezialsubstrat: Rechne mit ca. 20-30 € pro 40-Liter-Sack.
- Pflanzen: Je nach Auswahl, plane mal 5-15 € pro Pflanze.
Werkzeuge: Schlagbohrmaschine, Wasserwaage, Maßband, Schraubenschlüssel, Cutter, Rohrschere und ganz wichtig: eine sichere Leiter oder ein kleines Rollgerüst.
Schritt 1: Wand vorbereiten
Die Wand muss sauber und fest sein. Lose Putzteile abklopfen. Dann bringst du die wasserdichte Folie an. Sie sollte an allen Seiten mindestens 10 cm über die spätere Grünfläche hinausragen. Oben mit einer Klemmschiene befestigen, damit absolut kein Wasser dahinterlaufen kann.
Schritt 2: Unterkonstruktion montieren
Jetzt schraubst du das Trägersystem an die Wand. Hier ist die Wasserwaage dein bester Freund. Arbeite millimetergenau! Diese Profile tragen das ganze Gewicht. Und ich kann es nicht oft genug sagen: Nimm die richtigen Dübel! Ein Dübel für Beton hält in einem Hohlziegel null. Das ist ein riesiges Sicherheitsrisiko.
Schritt 3: Bewässerung installieren
Das ist das Herzstück. Plane den Verlauf der Rohre. Eine Ringleitung sorgt für gleichmäßigen Druck. Von da gehen dünne Tropfschläuche zu jedem Kasten. Ein Filter vor der Pumpe ist überlebenswichtig, sonst verstopfen die feinen Düsen. Die Pumpe kommt an eine Zeitschaltuhr, die unbedingt über einen FI-Schutzschalter abgesichert sein muss.
Schritt 4: Kästen einhängen und befüllen
Häng die leeren Kästen in die Halterung. Erst dann füllst du das lockere Substrat ein. Nicht randvoll machen, lass einen kleinen Gießrand. Drück das Substrat nicht fest.
Schritt 5: Pflanzen!
Endlich! Setz die Pflanzen ein und drück die Wurzelballen leicht an. Kleiner Tipp vom Profi: Pflanze Arten, die es trockener mögen, eher nach oben. Pflanzen, die mehr Feuchtigkeit vertragen, kommen nach unten, denn da sammelt sich naturgemäß mehr Wasser. Clever, oder? Nach dem Pflanzen einmal alles von Hand gründlich wässern.
Die Stars der Show: Die richtigen Pflanzen für deine Wand
Die schönste Technik nützt nichts, wenn die Pflanzen eingehen. Die Bedingungen an einer Wand sind extrem. Die Auswahl muss perfekt zur Himmelsrichtung passen.
Für heiße Südwände (die Hitzeprofis)
- Stauden: Lavendel, Salbei, Thymian, Polster-Glockenblumen, Fetthenne (Sedum).
- Gräser: Blauschwingel (sieht super aus!).
- Essbar: Rosmarin, Oregano, Erdbeeren (brauchen aber extra Wasser und Dünger).
Für schattige Nordwände (die Waldkinder)
- Farne: Verschiedene winterharte Farne sind perfekt.
- Stauden: Kleinbleibende Funkien (Hosta), Purpurglöckchen (Heuchera), Immergrün.
- Gräser: Japan-Segge.
Für die essbare Wand (für Gärtner mit Appetit)
Super Sache, aber auch pflegeintensiver! Viele Pflanzen sind einjährig und hungrig.
- Kräuter: Petersilie, Schnittlauch, Basilikum (im Sommer), Minze (Achtung, die wuchert wie verrückt!).
- Salate: Pflücksalate kann man super ernten.
- Gemüse: Radieschen, Buschbohnen, kleine Snack-Tomaten.
Pflege: So bleibt dein Garten lange schön
Eine grüne Wand ist kein Bild, das man aufhängt und vergisst. Sie ist ein lebendiger Garten. Aber keine Sorge, mit einem guten System ist der Aufwand überschaubar. Rechne gerade am Anfang mit 15-20 Minuten pro Woche, später reichen oft 5-10 Minuten für einen Check.
Bewässerung und Düngung
Die Zeitschaltuhr ist dein Freund. Im Sommer täglich kurz wässern, im Frühjahr und Herbst reicht alle paar Tage. Kontrolliere die Feuchtigkeit trotzdem ab und zu von Hand. Die meisten Pflanzen ertrinken, anstatt zu verdursten! Gedüngt wird von April bis August, am besten mit einem Langzeitdünger im Substrat oder Flüssigdünger im Gießwasser.
Schnitt und Schädlingskontrolle
Im Frühjahr einmal alles Abgestorbene rausschneiden und zu lange Triebe kürzen. Das hält die Wand dicht und buschig. Kontrolliere regelmäßig auf Blattläuse. Oft hilft schon ein kräftiger Wasserstrahl. Bitte keine Chemie! Marienkäfer sind deine besten Freunde.
Winterfest machen
Das Wichtigste: Das Bewässerungssystem muss vor Frost geschützt werden. Ende Oktober die Pumpe abschalten, ausbauen und die Leitungen mit Druckluft komplett leer blasen. Restwasser sprengt dir sonst die Rohre. Die Pflanzen selbst sollten winterhart sein. Ein Vlies kann bei Kahlfrost als zusätzlicher Schutz dienen.
Sicherheit! Mein wichtigster Rat zum Schluss
Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Ignoriere diese Punkte nicht. Die Folgen können fatal sein.
- Strom und Wasser: Das ist eine tödliche Kombi. Pumpe und Zeitschaltuhr müssen für draußen zugelassen sein (Schutzart IP44 oder höher). Der Anschluss MUSS über einen FI-Schutzschalter laufen. Das ist nicht verhandelbar. Ich werde nie den Kunden vergessen, der seine Pumpe für den Gartenteich an einer normalen Steckdosenleiste aus dem Wohnzimmer betrieben hat, die offen im Regen lag. Da wird einem als Fachmann ganz anders! Im Zweifel: Elektriker rufen!
- Arbeiten in der Höhe: Für alles über Armreichweite brauchst du eine sichere Plattform. Keine wacklige Haushaltsleiter. Miete dir für ein Wochenende ein kleines Rollgerüst. Das kostet nicht die Welt und ist tausendmal sicherer.
- Wasserschäden: Kontrolliere in den ersten Wochen täglich, ob hinter der Wand alles trocken ist. Ein winziges Leck kann über Jahre massive Schäden am Mauerwerk verursachen.
Gut zu wissen: Dieser Guide basiert auf langjähriger Praxiserfahrung. Er ist eine Hilfe, ersetzt aber niemals die Beratung durch einen qualifizierten Statiker, Dachdecker oder Elektriker. Bei den Themen Statik, Abdichtung und Strom ist das Hinzuziehen eines Fachmanns zwingend.
Ein lebendiges Kunstwerk für viele Jahre
Zugegeben, ein vertikaler Garten ist ein anspruchsvolles Projekt. Es braucht Sorgfalt und ein bisschen gärtnerisches Händchen. Aber der Lohn ist unbezahlbar. Du schaffst nicht nur einen atemberaubenden Blickfang, sondern einen wertvollen Lebensraum, der das Klima vor deiner Haustür verbessert. Wenn die Planung solide war und die Ausführung sauber ist, hast du ein lebendiges Kunstwerk geschaffen, das dir und der Natur über viele, viele Jahre Freude machen wird.
Inspirationen und Ideen
Welches System ist das richtige für mich?
Das ist die Gretchenfrage bei der Fassadenbegrünung. Grundsätzlich gibt es zwei Wege: den bodengebundenen und den wandgebundenen. Ersterer nutzt Selbstklimmer wie Efeu oder Kletterhortensien, die von unten an der Fassade emporwachsen. Das ist günstig und naturnah, erfordert aber eine intakte Fassade und regelmäßigen Rückschnitt, damit nichts unkontrolliert wuchert. Wandgebundene Systeme, oft mit Modulen oder Vliestaschen von Anbietern wie VertiGarden oder Sempergreen, sind eine größere Investition. Dafür bieten sie volle gestalterische Freiheit bei der Pflanzenauswahl und halten die Feuchtigkeit durch eine professionelle Unterkonstruktion gezielt von der Hauswand fern.
Eine begrünte Fassade kann die Oberflächentemperatur einer Mauer im Sommer um bis zu 20 °C reduzieren.
Diese beeindruckende Zahl stammt aus Forschungen, unter anderem von der University of Technology Sydney. Das bedeutet konkret: Ihre Innenräume heizen sich deutlich langsamer auf, was den Bedarf an energieintensiver Klimatisierung spürbar senken kann. Die grüne Wand ist also nicht nur schön, sondern auch ein echtes Spar- und Umwelt-Tool.
Achtung, Statik: Eine grüne Wand ist schwerer, als man denkt. Rechnen Sie mit einem Gewicht von 50 bis 100 Kilogramm pro Quadratmeter, wenn das Substrat vollständig mit Wasser gesättigt ist. Bevor Sie auch nur ein Modul anbringen, ist die Konsultation eines Statikers unerlässlich. Er prüft die Tragfähigkeit Ihrer Wand und stellt sicher, dass die Verankerung des Systems für diese Last ausgelegt ist. Diesen Schritt zu überspringen, ist einer der teuersten Fehler, die man machen kann.
Die Auswahl der Pflanzen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Für eine schattige Nordwand, die oft als schwierig gilt, eignen sich besonders robuste und schattenliebende Arten:
- Farne: Verschiedene Sorten wie der Tüpfelfarn bringen Struktur und sattes Grün.
- Funkien (Hosta): Mit ihren großen, dekorativen Blättern sind sie ein echter Hingucker.
- Immergrün (Vinca minor): Ein robuster Bodendecker, der auch in der Vertikalen funktioniert und kleine, violette Blüten zeigt.
- Purpurglöckchen (Heuchera): Bieten mit ihren rötlichen bis fast schwarzen Blättern tolle Farbkontraste.
Der Gedanke an plätscherndes Wasser, das permanent die Fassade herunterläuft, schreckt viele ab. Doch moderne Fassadenbegrünungen arbeiten mit hocheffizienten, geschlossenen Kreisläufen. Ein automatisiertes Tropfbewässerungssystem, oft gesteuert durch Sensoren von Marken wie Gardena oder Rain Bird, gibt jeder Pflanze nur exakt die Menge Wasser, die sie benötigt. Überschüssiges Wasser wird in einer Rinne am unteren Ende aufgefangen und oft wieder in den Kreislauf zurückgeführt. So bleibt die Fassade trocken und der Wasserverbrauch minimal.
- Der Lärm der nahen Straße wird zu einem leisen Rauschen.
- Die Gespräche der Nachbarn auf dem Balkon verlieren ihre Schärfe.
- Der eigene Garten fühlt sich intimer und ruhiger an.
Das Geheimnis? Akustische Absorption. Die unregelmäßige, weiche Oberfläche der vielen Blätter bricht und streut die Schallwellen, anstatt sie wie eine harte Wand zu reflektieren. Das Substrat dahinter schluckt zusätzlich die Schallenergie. Ihre grüne Wand ist somit ein natürlicher High-Tech-Schallschutz.
Vlies-System: Hier wurzeln die Pflanzen in großen Taschen aus einem speziellen, mehrschichtigen Synthetikvlies, das an einer Trägerplatte befestigt ist. Berühmt gemacht durch den Botaniker Patrick Blanc, ist es sehr leicht und flexibel.
Kassetten-System: Vorgefertigte Module aus Kunststoff oder Metall werden wie Bausteine an der Wand montiert. Sie enthalten bereits Substrat und können am Boden bepflanzt werden, was die Installation erleichtert.
Während Vlies-Systeme oft organischer wirken, punkten Kassetten-Systeme mit einfacher Wartung, da einzelne Module bei Bedarf leicht ausgetauscht werden können.
Die Idee ist nicht neu: Schon die Hängenden Gärten von Babylon, eines der sieben Weltwunder der Antike, waren im Grunde eine monumentale Form der Fassadenbegrünung auf terrassierten Strukturen.
Auch wenn der Gedanke, alles selbst zu machen, verlockend ist – bei einer wandgebundenen Begrünung ist die Grenze zum Profi-Projekt schnell erreicht. Ein kleines Kräuterpaneel auf dem Balkon ist ein tolles DIY-Projekt. Sobald es aber um mehrere Quadratmeter, die Integration von Bewässerungstechnik und die Verankerung an der Hausfassade geht, ist die Expertise eines Landschaftsbauers oder spezialisierter Firmen Gold wert. Ein kleiner Fehler bei der Abdichtung kann zu massiven Feuchtigkeitsschäden führen, deren Behebung ein Vielfaches der professionellen Installation kostet.
Eine grüne Wand ist ein lebendiges System und kein wartungsfreies Bild. Planen Sie von Anfang an die Pflege mit ein:
- Bewässerung: Überprüfen Sie mindestens viermal im Jahr, ob alle Düsen des Tropfsystems frei sind.
- Düngung: Die meisten Systeme benötigen eine regelmäßige Nährstoffzufuhr über das Wasser. Ein Düngecomputer ist hier eine sinnvolle Ergänzung.
- Rückschnitt: Ein bis zwei Mal pro Jahr sollten die Pflanzen zurückgeschnitten werden, um ein gesundes Wachstum zu fördern und abgestorbene Teile zu entfernen.
