Vom Coder zum Cyber-Profi: Dein legaler Weg in die IT-Sicherheit

von Emma Wolf
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Ich hab in meiner Werkstatt schon viele junge Talente gesehen. Manche hatten dieses unglaubliche Gefühl für Holz, das man einfach nicht lernen kann, andere konnten einen Motor nach Gehör einstellen. Und dann gibt es die, deren Werkstatt digital ist, deren Werkzeuge Codezeilen sind und deren Werkstücke komplexe Systeme sind. Genau da sehe ich oft das gleiche Muster: ein riesiges Talent, aber null Ahnung von den Spielregeln und der Verantwortung, die dazugehören.

Neulich stolperte ich wieder über so einen Fall. Ein Jugendlicher knackt die Systeme eines riesigen Tech-Konzerns. Seine Hoffnung? Dass die Firma ihn bemerkt und ihm einen Job anbietet. Ganz ehrlich? Das ist ein brandgefährlicher Irrglaube, der sich hartnäckig hält. Der Junge hatte Glück und kam mit einer milden Strafe davon. In Deutschland hätte die Sache aber ganz, ganz anders ausgehen können. Dieser Fall ist perfekt, um mal Klartext zu reden – über den schmalen Grat zwischen genialer Neugier, krimineller Dummheit und einer echten Karriere in der IT-Sicherheit.

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Ich bin seit über zwei Jahrzehnten in der IT unterwegs, habe unzählige Systeme für Mittelständler aufgebaut und abgesichert. Ich weiß, wie Angriffe aussehen, und ich habe schon einigen jungen Leuten geholfen, ihre Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Dieser Artikel ist für sie. Er ist aber auch für Eltern, die das Talent ihres Kindes sehen und sich Sorgen machen. Und für jeden, der endlich verstehen will, was einen echten Sicherheitsprofi von einem Kriminellen unterscheidet.

Die Anatomie eines Hacks: Mehr als nur grüner Text auf schwarzem Schirm

Viele stellen sich einen Hack so vor wie im Film: wildes Tippen, irgendwelche Grafiken fliegen über den Screen, und nach 30 Sekunden ist die Bank geknackt. Die Realität ist meistens viel banaler und gleichzeitig komplexer. Der Jugendliche aus dem Beispiel hat Berichten zufolge „falsche digitale Anmeldeinformationen“ erstellt, um sich als Mitarbeiter auszugeben. Was heißt das eigentlich?

Der Weg ins System ist oft der Mensch

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Ein Firmennetzwerk ist keine einzelne Tür, sondern eine Festung mit vielen Toren. Einige sind schwer bewacht, andere sind vielleicht nur unscheinbare Personaleingänge. Und das schwächste Glied ist fast immer der Mensch. Es ist gut möglich, dass der Junge durch Social Engineering an Infos kam. Das bedeutet, er hat vielleicht Mitarbeiter manipuliert – eventuell mit einer gefälschten E-Mail (Phishing), die aussah, als käme sie von der internen IT-Abteilung.

Dass er Anmeldeinformationen „erstellen“ konnte, deutet darauf hin, dass er eine Schwachstelle ausnutzte, die es ihm erlaubte, einen Benutzeraccount zu fälschen oder zu kapern. Er musste das System davon überzeugen, dass er jemand war, der er nicht ist. Stell dir das wie einen gefälschten Werksausweis vor. Wenn die Fälschung gut genug ist und der Pförtner nicht genau hinschaut, bist du drin.

Warum wurde er erwischt? Digitale Fußabdrücke lügen nicht.

Jede einzelne Aktion in einem Computersystem hinterlässt Spuren, sogenannte Log-Dateien. Das sind die Aufzeichnungen der Überwachungskameras des Systems. Jede Anmeldung, jeder Dateidownload, jede Fehlermeldung – alles wird protokolliert. Als der unbefugte Zugriff bemerkt wurde, taten die Profis das, was Profis eben tun: Sie analysierten diese Spuren.

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Die entscheidende Spur war hier die Seriennummer seines Laptops. Jedes Gerät hat eine einzigartige Kennung. Diese Nummer wurde bei der Verbindung zu den Firmenservern mitgesendet und gespeichert. Für die Ermittler war es dann nur eine Frage der Zeit, diese Seriennummer einem Käufer zuzuordnen. Das nennt man digitale Forensik, und es zeigt eine fundamentale Wahrheit: Im Netz bist du nie wirklich unsichtbar. Es ist keine Frage, ob du Spuren hinterlässt, sondern nur, wie gut die Leute sind, die danach suchen.

Der Profi vs. der Kriminelle: Ein kleiner, aber feiner Unterschied

Die Motivation, einen Job zu ergattern, ist ja verständlich. Er wollte zeigen, was er kann. Aber er hat den denkbar schlechtesten Weg gewählt. Ein Profi bricht nicht einfach ein. Ein Profi wird eingeladen und bekommt einen klaren Auftrag. Man nennt das Penetrationstest oder kurz Pentest.

Der entscheidende Unterschied ist nicht das Können, sondern ein Stück Papier: der Vertrag.

Bevor ich auch nur ein einziges Tool starte, gibt es ein ausführliches Gespräch mit dem Kunden. Wir legen ganz genau fest:

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  • Was darf getestet werden? (Der sogenannte „Scope“). Nur bestimmte Server? Das ganze Netzwerk? Vielleicht sogar die Mitarbeiter mit fingierten Phishing-Mails? Ein Test außerhalb dieses Bereichs ist illegal und ein Kündigungsgrund.
  • Welche Methoden sind erlaubt? Darf ich versuchen, Systeme lahmzulegen, oder soll ich nur nach Lücken suchen? Zerstörerische Tests sind meist tabu, es sei denn, sie finden in einer abgeschotteten Testumgebung statt.
  • Wann wird getestet? Oft nachts oder am Wochenende, um den Betrieb nicht zu stören.
  • Wer ist mein Notfallkontakt? Es muss immer jemanden geben, den ich anrufen kann, falls doch mal was schiefgeht.

Ein Einbrecher schleicht sich nachts ins Haus. Ein Sicherheitsexperte klingelt am helllichten Tag, zeigt seinen Auftrag vor und prüft dann gemeinsam mit dem Besitzer, ob alle Fenster und Türen sicher sind. Das ist der ganze Unterschied.

Ironischerweise sind die Werkzeuge oft die gleichen. Netzwerkscanner, Frameworks zum Ausnutzen von Schwachstellen oder Tools zur Analyse von Webanwendungen gehören zum Standard-Repertoire. Der Unterschied liegt in der Absicht. Ich nutze sie, um Lücken zu finden und zu dokumentieren, damit sie geschlossen werden. Ein Krimineller nutzt sie, um Daten zu klauen oder Schaden anzurichten. Nach meiner Arbeit gibt es einen detaillierten Bericht mit Lösungen. Das ist der Mehrwert. Der Junge im Beispiel hat nur Probleme verursacht.

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Die rechtliche Lage in Deutschland: Kein Spielplatz für Hobby-Hacker

In anderen Ländern kommt man vielleicht mit einer Verwarnung davon. Verlass dich da in Deutschland bloß nicht drauf! Das deutsche Strafrecht ist bei solchen Delikten glasklar und knallhart. Wer hier die falschen Schritte macht, riskiert seine gesamte Zukunft.

Ich bin kein Anwalt, aber die Grundlagen sollte jeder kennen, der sich für dieses Thema interessiert.

Der sogenannte „Hackerparagraph“ (§ 202c StGB) stellt schon die Vorbereitung einer Tat unter Strafe. Das heißt: Allein der Besitz von „Hacker-Tools“ kann strafbar sein, wenn die Absicht dahintersteckt, damit Blödsinn zu machen. Die Ausrede „Ich wollte nur mal gucken“ zieht vor Gericht absolut nicht.

Das eigentliche Eindringen fällt dann unter Paragraphen wie das Ausspähen von Daten (§ 202a StGB) oder die Computersabotage (§ 303b StGB). Es ist völlig egal, ob du nur Daten ansiehst, sie klaust oder etwas veränderst. Der unbefugte Zugriff allein ist schon die Straftat.

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Die Konsequenzen? Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen. Und was vielleicht noch schlimmer ist: Ein Eintrag im Führungszeugnis verbaut dir den Weg in die IT-Sicherheit für immer. Kein seriöses Unternehmen stellt jemanden ein, der wegen so etwas vorbestraft ist. Das ist das Ende der Karriere, bevor sie überhaupt angefangen hat.

Der richtige Weg: Dein legaler Start in die IT-Sicherheit

Okay, genug der Warnungen. Talent und Neugier sind ja fantastische Voraussetzungen! Glücklicherweise gibt es heute unzählige legale Wege, um deine Fähigkeiten aufzubauen. Und das Beste: Du kannst sofort loslegen.

Dein erster legaler Hack – noch heute Abend!

Ein Anfänger fragt sich oft: Wo fange ich an? Ganz einfach: Bau dir deine eigene digitale Werkbank. Das ist dein geschützter Raum zum Üben, und du hast das in unter zwei Stunden aufgesetzt.

  1. Hol dir eine Virtualisierungssoftware: Programme wie VirtualBox sind kostenlos. Damit kannst du mehrere „Computer im Computer“ laufen lassen.
  2. Besorg dir ein Angreifer-System: Lade dir eine sogenannte Pentesting-Distribution wie Kali Linux herunter. Das ist ein Betriebssystem, auf dem schon viele Sicherheitstools vorinstalliert sind.
  3. Such dir ein „Opfer“: Auf Webseiten wie VulnHub gibt es hunderte von absichtlich verwundbaren „virtuellen Maschinen“, die du legal angreifen darfst.
  4. Bau dein Labor: Installiere beides in deiner Virtualisierungssoftware und sorge dafür, dass sie nur miteinander reden können, aber vom Rest deines Netzwerks getrennt sind.

Fertig! Jetzt hast du einen sicheren Spielplatz, auf dem du nach Herzenslust Schwachstellen suchen kannst, ohne jemals in Schwierigkeiten zu geraten.

Mal Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß?

Eine häufige Sorge ist das Geld. Aber keine Panik, der Einstieg muss nichts kosten.

  • Der Kostenlos-Pfad: Dein eigenes Labor mit der Anleitung oben ist gratis. Es gibt fantastische YouTube-Kanäle, die dir alles Schritt für Schritt erklären. Plattformen wie TryHackMe oder Hack The Box haben tolle kostenlose Bereiche, in denen du an echten, aber legalen Zielen üben kannst. Außerdem gibt es regelmäßig kostenlose „Capture The Flag“ (CTF) Wettbewerbe.
  • Der Budget-Pfad (ca. 50 € – 250 €): Wenn du etwas Geld in die Hand nehmen willst, lohnen sich Premium-Abos auf den genannten Plattformen (meist 10-15 € pro Monat). Gute Fachbücher sind ebenfalls eine Investition wert. Ein anerkanntes Einsteigerzertifikat kann dir später bei Bewerbungen helfen und kostet meist um die 200-300 €.
  • Der Profi-Pfad (ab 1.500 € aufwärts): Wenn du es richtig ernst meinst, gibt es intensive Kurse und sehr anspruchsvolle, praxisorientierte Zertifizierungen. Diese sind aber eher was für später und kosten schnell vierstellige Beträge.

Der klassische Weg: Ausbildung & Studium

Natürlich gibt es auch den formalen Weg. Eine Ausbildung zum Fachinformatiker ist ein super solides Fundament. Ein Informatikstudium mit Schwerpunkt IT-Sicherheit geht tiefer in die Theorie. Beides sind exzellente Wege, aber das praktische Üben im eigenen Labor ist durch nichts zu ersetzen.

Für die Eltern: Wenn Ihr Kind ein „Hacker“ ist

Vielleicht lesen Sie das hier, weil Sie sich Sorgen machen. Ihr Kind verbringt Stunden vor dem Rechner, tippt seltsame Befehle ein und redet in einer Geheimsprache. Was tun?

  1. Keine Panik! Neugier und der Drang, Dinge zu verstehen, sind super Eigenschaften. Ihr Kind ist wahrscheinlich nicht kriminell, sondern einfach nur fasziniert.
  2. Reden Sie offen über die Regeln. Zeigen Sie Ihrem Kind diesen Artikel. Erklären Sie die rechtlichen Grenzen und die Konsequenzen. Machen Sie klar, dass fremde Computer absolut tabu sind.
  3. Schaffen Sie einen legalen Raum. Helfen Sie dabei, ein Übungslabor wie oben beschrieben einzurichten. Das lenkt die Energie in die richtige Richtung und zeigt, dass Sie das Interesse ernst nehmen.
  4. Suchen Sie nach Communitys. Gibt es vielleicht einen lokalen CoderDojo oder Jugend-Hackathons in Ihrer Nähe? Der Austausch mit Gleichgesinnten ist Gold wert.

Mehr als nur Hacken: Die vielen Gesichter der Cyber-Sicherheit

Der Fokus liegt oft auf dem Angreifen, dem „Red Team“. Das ist der glamouröse Teil. Aber die meisten Jobs sind in der Verteidigung, dem „Blue Team“.

Das sind die Leute, die in einem Security Operations Center (SOC) sitzen und rund um die Uhr die Systeme überwachen. Sie sind die digitale Feuerwehr, die bei einem Angriff ausrückt (Incident Response) und die Spuren analysiert. Dann gibt es noch die Architekten, die Sicherheitsrichtlinien entwickeln und dafür sorgen, dass Standards eingehalten werden. Ohne sie wäre alles nur Chaos. Das Feld ist riesig: Es gibt Spezialisten für Cloud-Sicherheit, für Industrieanlagen, für mobile Geräte… Langweilig wird es hier garantiert nicht.

Ein letztes, ehrliches Wort

Ich möchte mit einer unmissverständlichen Warnung schließen. Der Weg des illegalen Eindringens ist eine Sackgasse. Der Nervenkitzel mag groß sein, aber die Konsequenzen sind es auch. Ich habe in meiner Laufbahn einen hochtalentierten Lehrling gehabt, der anfangs auch auf der Kippe stand. Er hat seine Energie dann aber voll in sein legales Labor und CTF-Wettbewerbe gesteckt. Heute leitet er ein kleines Team von Sicherheitsexperten und ist einer der besten, die ich kenne.

Wer im Darknet mit seinen Fähigkeiten prahlt, wird schnell von Leuten kontaktiert, die diese für kriminelle Zwecke missbrauchen wollen. Und aus dieser Welt kommt man nicht so leicht wieder raus.

Also, wenn du jung bist und fasziniert von dieser Welt: Nutze deine Energie für das Gute. Lerne, baue, schütze. Die Welt braucht dringend mehr fähige Verteidiger und ethische Hacker. Die Karrierechancen sind fantastisch. Aber der Weg dorthin führt über Lernen, Disziplin und Respekt. Alles andere ist ein Spiel mit dem Feuer, bei dem man sich nur selbst verbrennen kann.

Emma Wolf

Ich liebe es, unseren Lesern und Leserinnen praktische und einzigartige Informationen, Tipps und Life Hacks über allmögliche Themen zu geben, die sie in ihrem Alltag auch tatsächlich anwenden können. Ich bin immer auf der Suche nach etwas Neuem – neuen Trends, neuen Techniken, Projekten und Technologien.