Osterkerzen aus Eierschalen selber machen: Die ultimative Anleitung mit Profi-Tipps
Jedes Frühjahr ist es dasselbe: In meiner kleinen Werkstatt, wo es sonst nach Holz und Leder duftet, mischt sich plötzlich dieser warme, süßliche Geruch von geschmolzenem Bienenwachs unter. Ein klares Zeichen, dass die Feiertage vor der Tür stehen. Für mich ist das eine Zeit, um mal wieder runterzukommen und mit den eigenen Händen etwas Schönes zu schaffen. Und ganz ehrlich? Kaum etwas ist so befriedigend wie diese kleinen Kerzen aus Eierschalen.
Inhaltsverzeichnis
Die Idee ist traditionell, fast schon genial in ihrer Einfachheit. Man nimmt etwas, das sonst im Müll landen würde, und macht daraus ein kleines Licht. Genau das liebe ich am Handwerk: nichts verschwenden. Bevor wir aber loslegen, lass uns kurz klären, was auf dich zukommt.
Dein Projekt-Check: Was du brauchst und wie lange es dauert
Gute Vorbereitung ist die halbe Miete, oder? Hier ist eine kleine Übersicht, damit du alles parat hast.
Deine Einkaufsliste (für ca. 10 Eierkerzen):
- Eier: 10 Stück (der Inhalt? Wird bei uns traditionell zu einem riesigen Rührei für die ganze Werkstatt-Crew!)
- Wachs: Etwa 400-500 Gramm. Bienenwachs-Pastillen sind super, aber auch Raps- oder Sojawachs geht prima. Rechne mal mit Kosten zwischen 8 € und 15 €, je nach Sorte. Kerzenreste gehen natürlich auch!
- Dochte: Am besten gewachste Dochte mit Metallfuß. Ein Päckchen mit 20 Stück kriegst du im Bastelladen oder online schon für 2-3 €. Achte auf die richtige Stärke, aber dazu später mehr.
- Optional Farbe: Entweder natürliche Dinge wie Zwiebelschalen oder Kurkuma, oder spezielle Wachsfarbpigmente (bitte keine Wachsmalstifte, die ruinieren das Brennverhalten!).

Zeitaufwand: Plan mal realistisch. Das Vorbereiten der Schalen dauert vielleicht 30 Minuten, plus ein paar Stunden Trockenzeit. Das eigentliche Gießen ist in 20 Minuten erledigt. Danach müssen die Kerzen aber in Ruhe aushärten, am besten über Nacht. Also kein Projekt für die letzte Minute!
Schritt 1: Die perfekte Eierschale vorbereiten
Alles fängt mit dem Ei an. Klingt logisch, oder? Aber wie du es öffnest und reinigst, entscheidet darüber, ob deine Kerze am Ende top oder ein Flop wird.
Das Ei richtig köpfen
Vergiss das Aufschlagen in der Mitte. Wir brauchen eine saubere Kappe. Dafür gibt es zwar schicke Werkzeuge (der offizielle Name ist „Eierschalensollbruchstellenverursacher“ – kein Witz!), aber ganz ehrlich: Ein Teelöffel tut’s auch. Klopf einfach vorsichtig auf die Spitze des Eis, bis die Schale bricht. Dann pulst du kleine Stücke ab, bis du eine Öffnung von etwa 2 cm hast. So kannst du den Inhalt easy ausgießen.
Reinigung ist das A und O
Spül die leere Schale vorsichtig mit lauwarmem Wasser aus. Und jetzt kommt der wichtigste Teil, den viele Anfänger übersehen: Die dünne Eihaut im Inneren muss raus! Bleibt sie drin, kann sie später müffeln und das Wachs haftet nicht richtig. Nimm eine kleine Pinzette und zieh die Haut vorsichtig ab, solange die Schale noch feucht ist. Das ist ein bisschen Fummelarbeit, aber es lohnt sich. Danach die Schale nochmal ausspülen und kopfüber auf einem Küchentuch komplett trocknen lassen. Feuchtigkeit und heißes Wachs sind keine Freunde!

Kleiner Tipp: Wenn du es bunt magst, kannst du die trockenen Schalen färben. Entweder ganz natürlich in einem Sud aus Zwiebelschalen (für Gelb-Braun) oder Rotkohl (für Blau-Violett), immer mit einem Schuss Essig im Wasser. Der Essig raut die Oberfläche leicht an, sodass die Farbe besser hält. Alternativ geht auch Lebensmittelfarbe. Einfach anrühren und die Schalen 10-15 Minuten baden. Danach aber wieder: vollständig trocknen lassen!
Schritt 2: Das Herzstück – Das richtige Wachs finden
Wachs ist nicht gleich Wachs. Die Wahl hat Einfluss auf Duft, Brenndauer und wie einfach die Verarbeitung ist. Hier ein kleiner Überblick, ganz ohne komplizierte Tabellen:
Mein persönlicher Favorit ist und bleibt Bienenwachs. Es duftet einfach herrlich, hat eine tolle goldgelbe Farbe und brennt lange und sauber. Es ist etwas teurer (rechne mit 15-25 € pro Kilo), aber die Qualität ist es wert. Ach ja, wusstest du, dass Bienenwachs beim Abbrennen sogar die Raumluft reinigen soll, indem es negative Ionen freisetzt? Ziemlich cool!

Eine super Alternative, vor allem für Einsteiger, sind pflanzliche Wachse wie Raps- oder Sojawachs. Sie sind biologisch abbaubar, brennen sehr sauber und sind preislich oft etwas günstiger als Bienenwachs. Sie sind weicher und verzeihen auch mal einen kleinen Fehler beim Gießen.
Dann gibt es noch Paraffinwachs. Das ist der günstige Standard (oft unter 10 € pro Kilo), den du aus der industriellen Produktion kennst. Es funktioniert, ist aber ein Erdölprodukt. Wenn du es verwendest, achte bitte auf gute Lüftung beim Schmelzen.
Achtung! Wenn du Kerzenreste einschmilzt, versuche sie nach Farben und Wachsarten zu trennen. Alles wild zu mischen, kann zu fleckigen Ergebnissen und unvorhersehbarem Brennverhalten führen.
Wachs schmelzen – aber sicher!
Das Wichtigste zuerst: Wachs NIEMALS direkt auf der Herdplatte erhitzen. Es kann sich überhitzen und die Dämpfe können sich selbst entzünden – das ist extrem gefährlich! Wir nutzen immer ein Wasserbad. Nimm einen alten Topf mit Wasser und stell ein kleineres Schmelzgefäß hinein (eine alte, saubere Konservendose ist perfekt). Erhitze das Wasser langsam und rühre das Wachs gelegentlich um. Ein Küchenthermometer ist hier dein bester Freund. Bienenwachs gieße ich am liebsten bei ca. 70 °C, Paraffin eher bei 80 °C. Zu heißes Wachs schrumpft nämlich stärker beim Abkühlen und das führt zu unschönen Dellen.

Schritt 3: Der Docht – Die Seele der Flamme
Die richtige Dochtstärke ist entscheidend. Für den Durchmesser einer Eierschale (ca. 4-5 cm) liegst du mit einem Flachdocht der Stärke 3 oder 4 goldrichtig. Frag einfach im Bastelladen danach, die wissen Bescheid.
- Zu dünn? Die Flamme bleibt winzig und „ertrinkt“ im flüssigen Wachs.
- Zu dick? Die Flamme wird riesig, rußt und verbraucht die Kerze viel zu schnell.
Die gewachsten Dochte mit Metallfuß sind super praktisch. Tauch den Fuß kurz ins flüssige Wachs und kleb ihn am Boden der Eierschale fest. Um den Docht oben zu zentrieren, klemmst du ihn einfach in eine Wäscheklammer und legst diese quer über die Öffnung. Perfekt!
Schritt 4: Das Gießen – Der magische Moment
Jetzt wird’s ernst! Leg deinen Arbeitsplatz mit alter Zeitung aus, denn Wachsspritzer sind hartnäckig. Stell deine vorbereiteten Eierschalen am besten in einen leeren Eierkarton, das gibt ihnen einen sicheren Stand.
- Der erste Guss: Gieß das flüssige Wachs langsam und vorsichtig in die Schale, bis sie fast voll ist. Pro Ei brauchst du übrigens ungefähr 30-40 Gramm Wachs. Gut zu wissen für die Planung, oder?
- Das Abkühlen: Beim Abkühlen zieht sich das Wachs zusammen. Dabei entsteht in der Mitte um den Docht eine kleine Vertiefung, ein sogenannter „Lunker“. Das ist kein Fehler, sondern ein Qualitätsmerkmal! Lass die Kerze bei Raumtemperatur abkühlen – nicht im Kühlschrank, sonst kann das Wachs Risse bekommen. Glaub mir, den Fehler hab ich auch mal gemacht.
- Der zweite Guss: Wenn die Kerze fast fest, aber noch leicht warm ist, erhitzt du den Rest deines Wachses nochmal kurz und füllst den Lunker auf. So bekommst du eine schöne, glatte Oberfläche.
- Finale: Jetzt heißt es Geduld haben. Lass die Kerze mehrere Stunden, am besten über Nacht, aushärten. Danach den Docht auf ca. 1 cm kürzen. Fertig!

Profi-Tipp: Wenn doch mal was danebengeht …
Jeder, der mit Wachs arbeitet, kleckert. Das gehört dazu. Hier ein paar Tricks aus meiner Erfahrung:
- Wachs auf dem Tisch/Boden: Lass es komplett aushärten! Danach kannst du es meistens einfach mit einem Spachtel oder einer alten Kreditkarte abhebeln. Den Rest mit einem Föhn erwärmen und mit einem Küchentuch aufwischen.
- Wachs im Topf: Den Topf nochmal leicht erwärmen und das restliche Wachs mit Küchenpapier auswischen, solange es flüssig ist. Nicht in den Abfluss gießen!
- Wachs auf Kleidung: Leg das Kleidungsstück ins Gefrierfach. Das gefrorene Wachs lässt sich oft einfach abbrechen. Für die Reste legst du ein Löschblatt oder Küchentuch auf den Fleck und bügelst mit niedriger Temperatur darüber. Das Papier saugt das Wachs auf.
Sicherheit geht vor – Immer!
Dieser Teil ist mir wirklich wichtig. Wir hantieren hier mit Feuer und heißer Flüssigkeit. Bitte sei vorsichtig.
Die goldenen Regeln:
- Lass brennende Kerzen niemals unbeaufsichtigt. Nicht mal für eine Sekunde.
- Eine Eierschale ist wackelig. Stell sie zum Abbrennen immer auf eine feuerfeste Unterlage. Ein Eierbecher aus Keramik oder eine kleine Schale mit etwas Sand sind dafür perfekt und sehen auch noch hübsch aus.
- Bei einem Wachsbrand: Niemals mit Wasser löschen! Das würde brennendes Wachs durch die Gegend spritzen. Ersticke die Flamme mit einem Deckel oder einer Löschdecke.
- Halte Abstand zu Vorhängen, Kindern und Haustieren.

Und zum Schluss…
So eine selbstgemachte Eierkerze ist mehr als nur Deko. Sie ist ein kleines Stück Handwerksstolz. Wenn du sie anzündest, siehst du nicht nur eine Flamme, sondern das Ergebnis deiner Geduld und Arbeit. Und darauf kannst du echt stolz sein.
Ich hoffe, diese Anleitung hat dir nicht nur gezeigt, wie es geht, sondern auch, warum man die Dinge auf eine bestimmte Weise macht. Jetzt wünsche ich dir eine ruhige Hand, viel Spaß beim Ausprobieren und ein wunderschönes, gemütliches Fest!
Bildergalerie


Der unterschätzte Held: der Docht. Die falsche Größe kann alles ruinieren. Ein zu dicker Docht erzeugt eine riesige Flamme und Ruß, ein zu dünner lässt einen Wachsrand stehen. Für Eierschalen ist eine Dochtstärke wie die „Wedo STABILO 2“ oder „TCR 15/8“ oft ein guter Startpunkt. Im Zweifel lieber eine Nummer kleiner wählen!

Ein Hauch von Frühling: Kann ich die Kerzen beduften?
Ja, aber mit Bedacht! Verwenden Sie ausschließlich 100% reine ätherische Öle, die für die Kerzenherstellung geeignet sind. Klassische Parfümöle sind tabu. Geben Sie wenige Tropfen (ca. 5-8 pro Kerze) in das leicht abgekühlte Wachs, kurz bevor Sie es gießen. Lavendel, Zitrone oder Rosmarin passen wunderbar zur österlichen Stimmung.

Die Tradition, Eier zu verzieren, ist über 5.000 Jahre alt und hat ihren Ursprung in Afrika. Die christliche Symbolik des Eis als Zeichen der Auferstehung kam erst viel später hinzu.

Bevor das Wachs ins Spiel kommt, kann die Eierschale selbst zur Leinwand werden. Zarte Aquarellfarben, feine Muster mit einem Goldmarker oder das Bekleben mit Blattgold-Flocken verleihen Ihren Kerzen eine ganz persönliche, edle Note. Wichtig ist nur, Farben zu verwenden, die nicht brennbar sind und die Hitze des flüssigen Wachses aushalten.

Bienenwachs: Verströmt einen natürlichen, dezenten Honigduft und hat eine wunderschöne goldgelbe Farbe. Perfekt für einen rustikalen Look.
Sojawachs: Ist cremeweiß und nahezu geruchlos. Dadurch ist es die ideale Basis, wenn Sie mit Wachsfarben oder ätherischen Ölen für individuelle Düfte experimentieren möchten.

- Wachs bekommt einen Krater? Gießen Sie eine zweite, dünne Schicht nach, sobald die erste fest ist.
- Der Docht brennt zu schnell ab? Er ist wahrscheinlich zu dünn für den Durchmesser der Eierschale.
- Die Kerze rußt stark? Der Docht ist zu lang. Kürzen Sie ihn vor dem Anzünden auf ca. 5 mm.

Stellen Sie sich den Ostersonntag vor: Der Tisch ist gedeckt, der Duft von frischem Zopf liegt in der Luft. Und in der Mitte, vielleicht auf einem Bett aus frischem Moos, flackern Ihre selbstgemachten Kerzen. Das sanfte, warme Licht tanzt auf dem Porzellan und bringt die Farben zum Leuchten. Es ist genau dieser Moment der Ruhe und des Stolzes, der das Handwerk so wertvoll macht.

Für einen spannenden Marmor-Effekt brauchen Sie Wachs in mindestens zwei verschiedenen Farben. So geht’s:
- Gießen Sie eine kleine Menge der ersten Farbe in die Eierschale und schwenken Sie sie sofort.
- Gießen Sie direkt danach die zweite Farbe in die Mitte.
- Mit einem Holzstäbchen können Sie die Farben nun ganz vorsichtig einmal miteinander verwirbeln. Weniger ist hier mehr!

Häufiger Fehler: Wachsmalstifte zum Färben benutzen. Auch wenn es verlockend und günstig erscheint – bitte nicht! Die Pigmente in Wachsmalstiften sind nicht für das Verbrennen gemacht. Sie verstopfen den Docht, was dazu führt, dass die Flamme erstickt. Greifen Sie lieber zu speziellen Wachsfarbpigmenten, z.B. von Bekro.

- Eine saubere, fettfreie Oberfläche, an der das Wachs perfekt haftet.
- Das Neutralisieren von leichten Eier-Gerüchen.
- Ein leichtes Aufrauen der Innenschale für besseren Halt.
Das Geheimnis? Ein kurzes Bad in Essigwasser! Mischen Sie einfach Wasser und Haushaltsessig im Verhältnis 3:1 und spülen Sie die Schalen nach der Reinigung damit aus. Danach gut trocknen lassen.

Wie bleibt der Docht beim Gießen perfekt in der Mitte?
Der einfachste Trick: Legen Sie zwei Schaschlikspieße oder Eisstiele parallel über die Öffnung der Eierschale. Klemmen Sie das obere Ende des Dochtes genau mittig dazwischen ein. Eine Wäscheklammer funktioniert ebenfalls hervorragend, um den Docht straff und zentriert zu halten.

Für ein einziges Kilogramm Bienenwachs müssen Bienen die unvorstellbare Strecke von sechsmal um die Erde fliegen und dabei Wachs aus etwa 600.000 winzigen Drüsen „schwitzen“.

Wie präsentiere ich die fertigen Kunstwerke?
- Natürlich: In einem mit Moos und kleinen Zweigen ausgelegten Eierkarton.
- Elegant: Einzeln in schlichten Porzellan-Eierbechern auf der Festtafel.
- Modern: In einer flachen Schale, die mit schwarzem Dekosand gefüllt ist.

Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft landen in Deutschland jährlich rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll.
Jede Eierschale, die Sie für dieses Projekt wiederverwenden, ist ein kleiner, aber feiner Beitrag gegen diese Verschwendung. Es verwandelt Abfall in ein Symbol für Licht und Gemütlichkeit.
Natürlich färben: Kurkuma für Gelb, Paprikapulver für Orange, Spirulina für Grün. Das Ergebnis ist dezent und erdig. Die Pigmente können sich aber am Boden absetzen.
Professionelle Wachsfarbe: Farbpastillen lösen sich komplett auf und ergeben intensive, gleichmäßige Farben von Pastell bis Neon. Ideal für ein modernes, farbenfrohes Design.




