Jahrmarkt für Zuhause: So klappen Schokoäpfel & saftige Apfelplätzchen garantiert
Ganz ehrlich? Es gibt doch kaum etwas, das so sehr nach Kirmes, Spaß und Kindheit duftet wie frische Schokoäpfel. Und wenn dann noch der Geruch von warmen Apfelplätzchen mit Zimt dazukommt, ist das Glück perfekt. In den Bäckereien herrscht zur Karnevalszeit Hochbetrieb, aber ich verrate dir was: Die besten Leckereien machst du ganz einfach selbst.
Inhaltsverzeichnis
Viele haben einen Heidenrespekt davor, vor allem vor dem heißen Zucker. Aber keine Sorge! Ich zeige dir heute nicht nur die Rezepte, sondern die kleinen Kniffe und Tricks aus der Praxis, die den Unterschied machen. Wir reden über den perfekten Apfel, das Geheimnis von glänzendem Karamell und wie du eine Schokolade zauberst, die so richtig schön knackt. Wenn du die Grundlagen einmal verstanden hast, ist das alles kein Hexenwerk mehr. Also, Schürze um und los geht’s!
Teil 1: Der Schokoapfel – Ein Kirmes-Klassiker, der auch dir gelingt
Ein richtig guter Schokoapfel ist eine kleine Offenbarung. Innen ein knackiger, säuerlicher Apfel, dann eine hauchdünne Karamellschicht, die beim Reinbeißen splittert, und außen eine Schicht Schokolade mit perfektem Glanz. Klingt kompliziert? Ist es nicht, wenn man weiß, wie.

Kleiner Reality-Check vorab: Für etwa 6-8 Äpfel solltest du gut 1,5 Stunden einplanen (inklusive Abkühlzeit). Kostentechnisch bist du mit etwa 8 bis 12 Euro dabei, je nachdem, welche Kuvertüre du dir gönnst.
Die Basis: Welcher Apfel darf’s denn sein?
Die Wahl des Apfels ist absolut entscheidend. Nimmst du einen mehligen, süßen Apfel, wird das Ganze schnell zu einer enttäuschenden, pampigen Angelegenheit. Dein Apfel braucht zwei Dinge: Säure und eine feste, knackige Struktur. Die Säure ist der perfekte Gegenspieler zur süßen Hülle und die Festigkeit sorgt dafür, dass der Apfel auch nach ein paar Tagen noch Biss hat.
Meine absoluten Favoriten für dieses Projekt sind:
- Boskop: Der ungeschlagene Klassiker. Er ist eine richtige Säurebombe, super fest und saftig. Er hält der Süße stand und wird unter der Hülle nicht matschig.
- Elstar: Eine tolle, sichere Wahl. Er bietet eine super Balance aus süß und sauer und ist dabei sehr knackig.
- Granny Smith: Auch wenn er oft von weiter her kommt, ist er perfekt geeignet. Knallgrün, extrem sauer und knackig – eine Garantie für ein tolles Ergebnis.
Gut zu wissen: Die meisten Äpfel aus dem Supermarkt haben eine dünne Wachsschicht, damit sie schön glänzen. Darauf hält aber weder Karamell noch Schokolade. Ein super einfacher Trick: Tauch die Äpfel für 10 Sekunden in heißes (nicht kochendes!) Wasser und reibe sie danach mit einem Küchentuch kräftig trocken. Zack, Wachsschicht weg!

Das Herzstück: Karamell kochen ohne Panik
Achtung, heiß! Karamell wird locker über 150 °C heiß, das ist kein Spaß auf der Haut. Stell dir zur Sicherheit immer eine Schüssel mit Eiswasser griffbereit. Falls doch mal ein Spritzer danebengeht, kannst du die Hand sofort kühlen. Und ganz wichtig: Lass den Topf niemals unbeaufsichtigt, schon gar nicht, wenn Kinder in der Nähe sind.
Wir machen das Karamell mit der sogenannten „nassen Methode“, die ist für zu Hause viel besser kontrollierbar.
Was du für ca. 6-8 Äpfel brauchst:
- 400 g Zucker
- 120 ml Wasser
- 80 g Glukosesirup (oder heller Maissirup)
- Eine Prise Salz
- Stabile Holzspieße (Schaschlikspieße sind perfekt!)
Der Glukosesirup ist übrigens der Geheimtipp der Profis. Er verhindert, dass der Zucker wieder auskristallisiert und zu einer sandigen Masse wird. Das ist der häufigste Fehler! Glukosesirup findest du mittlerweile in der Backabteilung größerer Supermärkte (wie Rewe oder Edeka), online oder du fragst mal in der Apotheke nach.

Schritt für Schritt zum perfekten Karamell:
- Vorbereitung ist alles: Leg ein Backblech mit Backpapier bereit. Steck die Holzspieße fest und gerade in die vorbereiteten Äpfel, ungefähr bis zur Mitte.
- Ansetzen: Gib Zucker, Wasser und Glukosesirup in einen Topf mit dickem Boden. Bei niedriger Hitze rührst du nur so lange, bis sich der Zucker komplett aufgelöst hat.
- Die kritische Phase: Sobald die Masse kocht, HÄNDE WEG VOM LÖFFEL! Ab jetzt nicht mehr rühren. Du kannst den Topf höchstens ab und zu sanft schwenken. Lass es bei mittlerer Hitze einfach vor sich hin köcheln.
- Temperatur-Check: Ein Zuckerthermometer ist hier dein bester Freund. Wir wollen auf ca. 150 °C kommen. Ohne Thermometer hilft der Eiswasser-Test: Nimm einen Löffel, tauch ihn kurz ins Karamell und dann sofort in die Schüssel mit Eiswasser. Wenn der Zucker sofort steinhart wird und sich wie ein Bonbon zerbrechen lässt, hast du die perfekte Temperatur. Zieht er noch Fäden, braucht er noch ein paar Minuten.
- Das große Tauchen: Topf vom Herd nehmen und zügig arbeiten. Neige den Topf und zieh jeden Apfel mit einer schnellen Drehbewegung durch das heiße Karamell. Kurz abtropfen lassen.
- Auskühlen: Stell die Äpfel auf das Backblech. Das Karamell wird in wenigen Minuten steinhart. Die kleinen Karamell-Füßchen, die sich am Boden bilden, kannst du später einfach abbrechen.

Was tun, wenn’s schiefgeht?
Ganz ehrlich? Ich hab in meiner Ausbildung auch mal gedacht, ich wäre schlauer als das Thermometer. Das Ergebnis war eine klebrige Sauerei, die mein Meister mir fast um die Ohren gehauen hätte. Daraus lernt man!
- Der Zucker wird wieder zu Sand: Wahrscheinlich zu früh oder zu viel gerührt. Der Glukosesirup sollte das aber meistens verhindern.
- Das Karamell wird nicht fest: Die Temperatur war zu niedrig. Da hilft leider nichts, du musst neu anfangen.
- Es riecht verbrannt: Die Temperatur war zu hoch. Verbrannter Zucker schmeckt nur noch bitter. Auch hier hilft nur ein Neustart.
Der letzte Schliff: Schokolade mit dem perfekten „Knack“
Du könntest die Äpfel jetzt so lassen (das sind dann die klassischen roten Liebesäpfel), aber wir wollen ja Schokoäpfel! Einfach Schokolade schmelzen ist aber oft enttäuschend – sie wird matt, grau und schmilzt sofort an den Fingern. Die Lösung heißt: Temperieren.
Die einfachste Methode für zu Hause ist die „Impfmethode“. Dafür brauchst du gute Kuvertüre (mind. 60 % Kakao), keine normale Tafelschokolade.

- Schmelzen: Hack 300 g Kuvertüre klein. Zwei Drittel davon über einem Wasserbad schmelzen, bis sie ca. 45-50 °C hat.
- Impfen: Nimm die Schüssel vom Wasserbad und rühre das restliche Drittel der gehackten Kuvertüre ein, bis alles glatt ist. Dadurch kühlt die Masse ab und bekommt die richtigen Kristalle für den Glanz.
- Arbeitstemperatur: Mit einem digitalen Küchenthermometer (kostet keine 10 Euro und ist Gold wert!) die Temperatur checken. Für dunkle Kuvertüre liegt sie bei perfekten 31-32 °C.
Dann die kalten Karamelläpfel durch die Schokolade ziehen, abtropfen lassen und bei Bedarf sofort mit Streuseln, Nüssen oder Krokant bestreuen. Stell sie zum Aushärten einfach bei Raumtemperatur beiseite – nicht in den Kühlschrank, sonst werden sie fleckig!
Übrigens, für die ganz Eiligen: Klar könnt ihr auch fertige Kuchenglasur auf Fettbasis nehmen. Die glänzt auch. Ihr habt dann aber nicht diesen satten ‚Knack‘ und den echten Schokogeschmack. Aber hey, besser als gar kein Schokoapfel, oder?

Die fertigen Kunstwerke halten sich bei kühler Raumtemperatur locker 2-3 Tage. Der Apfel im Inneren wird mit der Zeit natürlich etwas weicher, am allerbesten schmecken sie also frisch am selben oder nächsten Tag.
Teil 2: Saftige Apfelplätzchen – In unter 30 Minuten im Ofen
Wenn du etwas Schnelles, Rustikales und unglaublich Leckeres suchst, sind diese Apfelplätzchen genau dein Ding. Sie sind eine Art saftiger Cookie, der kleine Fehler verzeiht und einfach immer schmeckt.
Diese Plätzchen sind super fix gemacht. Rechne mit ca. 20 Minuten Vorbereitung und 15 Minuten Backzeit. Kostentechnisch liegen wir hier bei vielleicht 5-7 Euro für einen ganzen Haufen.
Zutaten für ca. 30-35 Plätzchen:
- 180 g weiche Butter
- 150 g brauner Zucker
- 1 Ei (Größe M)
- 220 g Weizenmehl (Type 405)
- 80 g zarte Haferflocken
- 1 TL Zimt
- ½ TL gemahlene Muskatnuss
- ½ TL Backpulver
- ¼ TL Salz
- 1 großer, fester Apfel (z.B. Braeburn oder Jonagold)
Die Zubereitung – einfach und gelingsicher:
- Der Teigstart: Heiz den Ofen auf 180 °C (Ober-/Unterhitze) vor. Der wichtigste Schritt: Schlag die weiche Butter mit dem braunen Zucker für mindestens 3-4 Minuten richtig hell und cremig auf. Das bringt Luft in den Teig! Dann das Ei gut unterrühren.
- Trockene Zutaten: Mische Mehl, Haferflocken, Gewürze, Backpulver und Salz in einer separaten Schüssel. Gib diese Mischung dann zur Buttermasse und rühre nur ganz kurz auf niedrigster Stufe, bis alles gerade so vermengt ist. Zu langes Rühren macht die Plätzchen zäh!
- Der Apfel-Kick: Den Apfel schälen, entkernen und in winzige Würfel (ca. 5 mm) schneiden. Die Würfel dann vorsichtig mit einem Teigschaber unterheben.
- Ab in den Ofen: Setz mit zwei Teelöffeln kleine Häufchen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech. Wichtig: Lass etwa 4-5 cm Platz dazwischen, die laufen noch etwas auseinander. Backe sie für 12-15 Minuten. Sie sind perfekt, wenn die Ränder goldbraun sind, die Mitte aber noch leicht weich aussieht.
- Geduld beim Abkühlen: Lass die Plätzchen nach dem Backen noch 5 Minuten auf dem heißen Blech ruhen. So werden sie stabiler. Erst dann vorsichtig auf ein Kuchengitter heben und komplett auskühlen lassen.
Kleiner Tipp: Wer mag, kann noch eine Handvoll gehackte Walnüsse in den Teig geben. Und zur Aufbewahrung? Am besten in einer Blechdose. Da bleiben sie mehrere Tage schön saftig. Werden sie doch mal etwas trocken, leg einfach ein kleines Stück Apfel mit in die Dose – ein alter Trick, der Wunder wirkt.

Ein letztes Wort aus der Backstube
Ob Karneval oder einfach nur so – Selbstgemachtes schmeckt doch am besten. Du weißt jetzt, worauf es ankommt: der richtige Apfel, die richtige Temperatur und die Geduld, die Butter lange genug aufzuschlagen. Hab keine Angst vor Fehlern, denn nur durchs Ausprobieren wird man besser.
Also, nimm dir die Zeit, arbeite sauber und hab vor allem eine riesige Portion Spaß dabei. Das ist und bleibt die wichtigste Zutat, die in keinem Rezept der Welt steht. Viel Freude beim Nachbacken!
Bildergalerie


Kuvertüre oder Schokolade? Für den perfekten „Knack“ ist Kuvertüre die erste Wahl. Ihr höherer Kakaobutteranteil sorgt für einen feineren Schmelz und einen wunderschönen Glanz nach dem Aushärten. Marken wie Callebaut oder Valrhona sind der Traum jedes Pâtissiers, aber auch eine hochwertige Kuvertüre von Dr. Oetker oder Sarotti liefert tolle Ergebnisse.
Normale Blockschokolade: Funktioniert auch, wird aber oft etwas matter und bricht weniger knackig. Für den vollen Jahrmarkt-Effekt lohnt sich die Investition in echte Kuvertüre.

Wussten Sie schon? Der glasierte Apfel wurde 1908 vom Süßwarenhersteller William W. Kolb aus New Jersey erfunden. Er experimentierte für sein Weihnachtsgeschäft mit roter Zimt-Zuckerglasur und stellte die glänzenden Äpfel ins Schaufenster. Sie verkauften sich so gut, dass sie bald zu einem festen Bestandteil auf Jahrmärkten und an der Jersey Shore wurden und von dort aus die Welt eroberten.
Die Schokoladenvariante, wie wir sie heute lieben, ist eine köstliche Weiterentwicklung dieses Klassikers. Sie kombiniert die knackige Frucht mit dem zarten Schmelz der Schokolade statt mit der harten Zuckerkruste.

Welche Stiele halten am besten?
Die Wahl des Stiels ist mehr als nur Optik! Klassische Holzspieße oder Eisstiele sind die sicherste Bank. Sie bieten eine raue Oberfläche, an der der Apfel gut haftet, und liegen sicher in der Hand. Achten Sie darauf, den Stiel tief genug, aber nicht komplett durch den Apfel zu stoßen – etwa bis zur Mitte ist ideal. Für einen besonders authentischen Look gibt es in Backshops sogar spezielle, etwas dickere Kirmes-Apfelstiele aus Holz.

Wichtiger Punkt: Die richtige Temperatur! Der häufigste Fehler beim Umgang mit Schokolade ist Überhitzung. Wird sie zu heiß, wird sie krisselig und stumpf. Ein Wasserbad ist Ihr bester Freund. Brechen Sie die Kuvertüre in kleine Stücke und lassen Sie sie langsam schmelzen, ohne dass Wasser in die Schüssel gelangt. Die ideale Verarbeitungstemperatur für dunkle Kuvertüre liegt bei ca. 31-32 °C – ein Küchenthermometer ist hier eine lohnende Investition.

Veredeln Sie Ihre Äpfel und Plätzchen! Statt nur Nüsse zu verwenden, probieren Sie doch mal eine dieser Varianten, solange die Schokolade noch feucht ist:
- Crunch-Faktor: Zerkrümelte Oreo-Kekse, kleine Brezelstücke oder gepuffter Quinoa.
- Farbtupfer: Bunte Zuckerstreusel, gehackte Pistazien oder gefriergetrocknete Himbeeren.
- Deluxe-Version: Kokosraspeln, Mini-Marshmallows oder ein feines Meersalz wie „Fleur de Sel“ für den süß-salzigen Kick.
Der Duft ist die halbe Miete! Um das Jahrmarkt-Gefühl zu Hause perfekt zu machen, setzen Sie auf die richtigen Aromen. Während die Apfelplätzchen im Ofen sind, können Sie eine kleine Schale mit Wasser, einer Zimtstange und ein paar Nelken auf die Heizung stellen. Der warme, würzige Duft, der sich im Raum verteilt, ist pure Kindheitserinnerung und macht das Naschen gleich doppelt so schön.




