Mut zur Farbe: So wird Orange in deinem Zuhause zum absoluten Highlight

von Mareike Brenner
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Orange. Allein das Wort löst bei vielen schon eine leichte Panik aus. Zu knallig, zu laut, zu… viel. Ich kann das total verstehen. Ehrlich gesagt, die meisten Leute, die bei mir im Laden stehen, zucken erstmal zusammen, wenn ich Orange vorschlage. Aber dann erzähle ich ihnen eine kleine Geschichte.

Ich war mal bei einer Kundin, die ihr Wohnzimmer „einfach nur lebendiger“ haben wollte. Als das Wort Orange fiel, sah sie mich an, als hätte ich ihr eine Wand aus Neonschildern vorgeschlagen. Aber sie hat mir vertraut. Und weißt du was? Wir haben nicht den ganzen Raum gestrichen. Nur eine einzige, schmale Wand neben dem Bücherregal. Und wir haben kein schreiendes Signal-Orange genommen, sondern einen satten, erdigen Terrakotta-Ton. Das Ergebnis? Der Raum wirkte sofort wärmer, gemütlicher und hatte plötzlich eine Seele. Ganz ohne aufdringlich zu sein.

Genau das ist das Geheimnis von Orange. Es ist eine unfassbar kraftvolle Farbe, die aber ein bisschen Fingerspitzengefühl verlangt. In diesem Guide zeige ich dir alles, was ich aus der Praxis weiß – kein trockenes Gerede, sondern handfeste Tipps, damit du die Farbe richtig rockst.

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Die Basics: Warum Orange so eine Wucht ist

Bevor wir zum Pinsel greifen, lass uns kurz verstehen, womit wir es zu tun haben. Das ist keine langweilige Theorie, sondern die absolute Grundlage, um am Ende nicht enttäuscht vor deiner Wand zu stehen.

Mehr als nur „fröhlich“: Was Orange mit uns macht

Orange ist eine Mischung aus der Energie von Rot und der Fröhlichkeit von Gelb. Diese Kombination macht es zur perfekten Farbe für gesellige Ecken. Sie wirkt anregend, fördert die Kommunikation und strahlt eine Wärme aus, die man fast körperlich spüren kann. Nicht umsonst setzen viele Restaurants auf Orangetöne – sie sollen sogar den Appetit anregen.

Aber Achtung! Genau diese anregende Wirkung ist nicht für jeden Raum geeignet. Im Schlafzimmer zum Beispiel kann ein starkes Orange dich vom Schlafen abhalten, weil dein Kopf einfach nicht zur Ruhe kommt. Fürs Arbeitszimmer kann es super sein, um kreativ zu werden, aber eine zu große Fläche lenkt eher ab. Wie immer im Leben: Die Dosis macht das Gift.

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Dein wichtigster Partner (und Feind): Das Licht

Der häufigste Fehler, den ich sehe? Die Farbe wird im Baumarkt unter Neonlicht ausgesucht und sieht zu Hause komplett anders aus. Das liegt an der Farbtemperatur deines Lichts zu Hause.

Gut zu wissen:

  • Warmweißes Licht (typische Abendbeleuchtung): Macht Orange noch wärmer, rötlicher und intensiver. Ein zartes Apricot kann da schnell mal zu Lachsrosa mutieren.
  • Neutralweißes Licht (ähnlich wie Tageslicht): Hier siehst du die Farbe am ehrlichsten.
  • Kaltweißes Licht (bläulicher Stich): Lässt Orange oft etwas fahl und schmutzig wirken. Die Leuchtkraft geht flöten.

Mein absolut wichtigster Tipp: Mach IMMER einen Probeanstrich. Kauf eine kleine Testdose und streiche eine Fläche von mindestens 50×50 cm auf ein Stück Pappe. Diese Pappe pinnst du an die Wand und schaust sie dir zu verschiedenen Tageszeiten an. Morgens, mittags, abends bei Kunstlicht. Nur so gibt es keine bösen Überraschungen.

Dein Projekt: Die perfekte Akzentwand in Orange

Okay, ans Eingemachte! Eine orange Akzentwand ist der Klassiker. Aber wie geht’s richtig, was kostet der Spaß und wie lange dauert es wirklich?

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Die Einkaufsliste für deine 15m²-Wand

Für ein Projekt wie dieses musst du nicht arm werden. Plane realistisch mit Materialkosten zwischen 70 € und 100 €. Das ist gut investiertes Geld für ein Ergebnis, das hält. Hier eine kleine Übersicht:

  • Hochwertiges Malerkrepp: ca. 8-12 €. Nimm nicht das billigste! Ich schwöre auf Marken wie Frogtape oder tesa Precision. Das verhindert, dass Farbe darunterläuft.
  • Grundierung: ca. 20-25 € für einen Eimer. Absolut unverzichtbar bei kräftigen Farben, damit die Wand nicht fleckig wird.
  • Profi-Wandfarbe (2,5 Liter): ca. 45-60 €. Achte auf die Deckkraftklasse 1 (steht auf dem Eimer). Billigfarben haben oft Klasse 2 oder 3, da streichst du dreimal und hast am Ende mehr Geld und Zeit verbraucht.
  • Werkzeug (falls nicht vorhanden): Pinsel, Farbrolle, Farbwanne. Rechne hier mit ca. 15-20 € für ein solides Set.

Dein Zeitplan fürs Wochenende (ganz ohne Stress)

Vergiss die Idee, das mal eben schnell am Nachmittag zu machen. Gute Arbeit braucht Zeit. So gehst du es entspannt an:

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  • Samstag Vormittag: Vorbereitung. Möbel wegrücken, Boden abdecken, Steckdosen abschrauben und alles super sorgfältig abkleben.
  • Samstag Nachmittag: Grundieren. Einmal die ganze Wand mit Tiefengrund oder einem getönten Voranstrich behandeln. Dann: trocknen lassen! (Unbedingt die Angabe auf dem Eimer beachten).
  • Sonntag Vormittag: Erster Anstrich. Streiche zuerst die Ränder mit einem Pinsel, dann die Fläche mit der Rolle.
  • Sonntag Nachmittag: Zweiter Anstrich. Nach der empfohlenen Trockenzeit (meist 4-6 Stunden) kommt die zweite Schicht für ein perfektes, sattes Ergebnis.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung vom Profi

Wir Profis sagen immer: 80 % der Arbeit ist die Vorbereitung. Wenn du hier schlampst, nützt die teuerste Farbe nichts. Also, los geht’s:

  1. Wand checken: Die Wand muss sauber, trocken und fest sein. Lose Farbreste abkratzen. Kleine Löcher mit Spachtelmasse füllen, trocknen lassen und glatt schleifen. Wichtig: Beim Schleifen bitte eine Staubmaske (FFP2) tragen!
  2. Abkleben wie ein Weltmeister: Drücke die Kanten vom Malerkrepp fest an, am besten mit einem Spachtel oder dem Fingernagel. Das ist das Geheimnis für gestochen scharfe Kanten.
  3. Grundierung auftragen: Wie oben beschrieben. Das sorgt dafür, dass die Wand die Farbe gleichmäßig aufnimmt. Bei Orange ist das ein MUSS.
  4. Farbe Marsch: Zuerst die Ecken und Kanten mit einem Pinsel vorstreichen. Dann nimmst du die Farbrolle und arbeitest „nass in nass“, am besten im Kreuzgang (einmal senkrecht, einmal quer). So wird die Wand am Ende schön gleichmäßig und streifenfrei.
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Mist, was nun? Erste Hilfe bei typischen Pannen

Auch Profis passiert mal was. Keine Panik! Hier die Lösungen für die häufigsten Probleme:

  • Farbe ist unter das Klebeband gelaufen: Solange die Farbe noch nass ist, kannst du sie sofort mit einem feuchten Tuch oder Wattestäbchen vorsichtig wegwischen. Ist sie schon trocken, hilft nur vorsichtiges Abkratzen mit einer Klinge oder das Übermalen mit der Farbe der angrenzenden Wand.
  • Die Wand ist streifig geworden: Das liegt meist an zu wenig Farbe auf der Rolle oder daran, dass du nicht „nass in nass“ gearbeitet hast. Die Lösung ist fast immer: Ein weiterer, sauber aufgetragener Anstrich, nachdem alles gut durchgetrocknet ist.
  • Die Farbe deckt nicht richtig: Du hast wahrscheinlich eine Farbe mit schlechter Deckkraftklasse erwischt. Da hilft leider nur: weiterstreichen. Ein guter Grund, beim nächsten Mal direkt zur Klasse 1 zu greifen.

Neues Leben für alte Möbel: Orange als Lack-Akzent

Eine alte Kommode oder ein langweiliges Regal schreien geradezu nach einem neuen Look. Ein oranger Lack kann hier Wunder wirken! Der Prozess ist ähnlich wie bei der Wand, nur die Materialien sind feiner.

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So geht’s:

  1. Reinigen & Anschleifen: Das Möbelstück zuerst mit einem speziellen Reiniger (Anlauger) entfetten. Dann das Holz gründlich anschleifen, damit der Lack überhaupt haftet. Starte mit 120er Körnung, für den Feinschliff nimmst du 180er oder 240er.
  2. Grundieren: Auf Holz und glatten Oberflächen ist ein Haftgrund (Primer) Pflicht. Er schafft die perfekte Verbindung zwischen Möbel und Lack.
  3. Lackieren: Nutze eine kleine Schaumstoff-Lackrolle für eine superglatte Oberfläche. Das Geheimnis ist: Trage lieber zwei bis drei GANZ dünne Schichten auf statt einer dicken. Eine dicke Schicht trocknet schlecht und bildet unschöne „Nasen“.
  4. Zwischenschleifen: Nach jeder getrockneten Lackschicht ganz leicht mit 240er Schleifpapier drübergehen. Das fühlt sich vielleicht falsch an, ist aber der Schlüssel für eine professionelle, spiegelglatte Oberfläche.

Für Unentschlossene: Der flexible Weg mit Textilien

Du traust dich noch nicht an Wand oder Möbel? Kein Problem! Textilien sind dein bester Freund. Ein oranger Sessel, ein paar Kissen, ein Teppich oder Vorhänge setzen einen kraftvollen Akzent, den du jederzeit wieder ändern kannst. Hier kannst du ruhig mal mutiger sein – ein leuchtendes Kissen auf einem grauen Sofa ist ein Statement, das nicht überfordert.

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Kleiner Tipp für ein schnelles Erfolgserlebnis: Hol dir eine Sprühdose in einem knalligen Orange (z.B. RAL 2004 Reinorange) für ca. 15€ im Baumarkt. Damit verpasst du einer alten Glasflasche, einer Vase oder einem Bilderrahmen in nur 10 Minuten ein neues Leben. Der Effekt ist riesig, der Aufwand minimal!

Orange in jedem Raum: Meine Praxistipps

Jeder Raum hat eine andere Funktion, also sollte auch die Farbe passen.

  • Wohnzimmer: Der Klassiker ist die Akzentwand hinter dem Sofa. Kombiniere sie mit ruhigen Partnern wie Grau, Anthrazit, Creme oder sogar einem tiefen Nachtblau. Das erdet das Orange und lässt es edel wirken.
  • Küche & Esszimmer: Hier darf’s ruhig etwas mehr sein. Eine orangefarbene Küchenrückwand aus Glas ist modern und pflegeleicht. Orange Stühle um einen Holztisch machen sofort gute Laune.
  • Flur: Der erste Eindruck zählt! Ein warmer Orangeton heißt deine Gäste willkommen. Da man sich hier nicht lange aufhält, darf es auch mal kräftiger sein. Wie wäre es, nur die Innenseite der Wohnungstür orange zu streichen? Ein toller Überraschungseffekt.
  • Schlafzimmer: Hier bitte mit Vorsicht! Da Orange anregt, ist es als Wandfarbe oft zu unruhig. Setze es lieber ganz dezent ein: eine Nachttischlampe, ein Kissen oder ein Kunstwerk mit orangen Akzenten. Wenn es doch Farbe sein soll, dann wähle ganz zarte, pastellige Töne wie Apricot oder Pfirsich.
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Für Fortgeschrittene: Kombinationen, die begeistern

Wenn du dich sicher fühlst, kannst du die nächste Stufe zünden. Hier sind ein paar Kombinationen, die wirklich was hermachen:

  • Elegant & Edel: Kombiniere ein tiefes, erdiges Rostorange (wie NCS S 3060-Y60R) mit einem rauchigen Taubenblau (z.B. NCS S 5010-R90B). Das erzeugt eine wahnsinnige Spannung, ohne laut zu sein.
  • Modern & Mutig: Ein sattes Tieforange (RAL 2011) zusammen mit einem kühlen, klaren Anthrazitgrau (RAL 7016) ist eine unschlagbare, zeitgenössische Kombination.
  • Harmonisch & Natürlich: Spiele mit verschiedenen Orangetönen. Eine Wand in hellem Apricot, Kissen in kräftigem Terrakotta und eine Decke in zartem Pfirsich. Das schafft Tiefe und wirkt unglaublich gemütlich.

Ach ja, und dann gibt es da noch die Profi-Techniken wie Lasieren oder Spachteln. Ganz ehrlich? Lass da lieber die Finger von. Das sieht im Internet einfach aus, endet für Heimwerker aber fast immer in einer Katastrophe. Das ist wirklich was für Leute, die das jeden Tag machen.

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Zum Schluss: Mein wichtigster Rat an dich

Farbe ist etwas unglaublich Persönliches. Hör auf dein Bauchgefühl, aber sei auch klug und plane dein Projekt gut. Orange ist eine fantastische Farbe, die so viel Wärme und Leben in ein Zuhause bringen kann. Sei mutig, aber nicht leichtsinnig.

Und wenn du dir unsicher bist, fang klein an. Mit dem Kissen oder der sprühlackierten Vase. Und wenn du dann merkst, wie gut sich die Farbe anfühlt, bist du bereit für die große Wand. Und jetzt weißt du ja, wie es geht.

Bildergalerie

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Welcher Orangeton passt wirklich zu meinem Stil?

Das ist die entscheidende Frage! Denken Sie nicht nur an „Orange“, sondern an seine Persönlichkeit. Ein satter, terrakotta- oder rostfarbener Ton, wie „Red Earth“ von Farrow & Ball, strahlt eine ruhige, erdige Wärme aus und passt perfekt zu einem Boho- oder Landhausstil mit viel Holz und Leinen. Ein knalliges, fast neonartiges Orange wie „Charlotte’s Locks“ derselben Marke ist hingegen ein klares Statement für modernes, minimalistisches Design. Es braucht Luft und neutrale Partner wie Grau oder strahlendes Weiß, um als bewusster Akzent – etwa auf einem einzelnen Sessel oder einer lackierten Kommode – seine volle Wirkung zu entfalten.

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.