Lochblech für dein Projekt: Der ehrliche Werkstatt-Guide für Macher

von Augustine Schneider
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Ich arbeite seit Ewigkeiten mit Metall. Habe Stahl unter dem Schweißbrenner zum Glühen gebracht, leichtes, kühles Aluminium in Form gebracht und den hartnäckigen Glanz von Edelstahl poliert. Aber ganz ehrlich? Kaum ein Material ist so unscheinbar und gleichzeitig so genial vielseitig wie Lochblech.

Für die meisten ist es nur ein Gitter vor einem Lüfter. Für mich ist es eine Leinwand voller Möglichkeiten. Ich hab’s für schicke, moderne Fassaden verbaut, als unverwüstliche Balkonfüllung und als passgenaue Maschinenabdeckung, wo jeder Millimeter zählt. Wusstest du übrigens, dass Lochbleche traditionell im Bergbau zum Sortieren von Kohle eingesetzt wurden? Ein echter Malocher unter den Materialien, der heute Design-Träume wahr werden lässt.

Aber ich habe auch die andere Seite gesehen: das falsche Material, das nach dem zweiten Winter aussieht wie ein rostiger Schiffswrack. Falsche Befestigungen, die bei jedem Windstoß klappern. Und Zuschnitte, bei denen man denkt, da war jemand mit der Axt am Werk. Genau deshalb schreibe ich das hier. Kein Gelaber aus dem Lehrbuch, sondern pures Wissen aus der Werkstatt. Damit du verstehst, worauf es wirklich ankommt.

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Das Material verstehen: Die Grundlage für alles, was hält

Bevor du auch nur daran denkst, die Flex anzusetzen, musst du dein Material kennen. Das ist die erste Regel. Lochblech ist nämlich nicht gleich Lochblech. Die Wahl des Grundmaterials entscheidet über alles: Haltbarkeit, Stabilität und natürlich die Optik.

Stahl, Edelstahl oder doch lieber Alu? Ein schneller Überblick

Im Grunde jonglieren wir im Alltag mit vier Hauptdarstellern. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, und die solltest du kennen, bevor du dein Geld ausgibst.

Normaler Stahl (oft S235JR oder DC01 genannt): Das ist der Klassiker. Robust, vergleichsweise günstig und super zu verarbeiten. Wenn es stabil sein muss, wie bei Podesten oder tragenden Verkleidungen, nehmen wir den Baustahl S235JR. Für Deko-Zeug drinnen reicht oft der einfachere DC01. Aber Achtung! Der große, fette Nachteil von Stahl ist: Er rostet dir unter dem Hintern weg, wenn du ihn nicht schützt. Ohne eine anständige Verzinkung oder Pulverbeschichtung hat er draußen nichts zu suchen. Preislich liegst du hier am günstigsten, eine einfache Tafel kostet oft nur 20-40 € pro Quadratmeter.

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Edelstahl (meist 1.4301/V2A oder 1.4404/V4A): Wenn es für die Ewigkeit sein soll, greifen wir zu Edelstahl. Der Standard 1.4301 (bekannt als V2A) ist dein Freund für fast alles im Außenbereich – Geländer, Fassaden, Verkleidungen. Er ist rostfrei und knallhart. Ein kleiner Geheimtipp: In Küstennähe oder an stark befahrenen Straßen mit viel Streusalz im Winter kann auch V2A leichten Flugrost ansetzen. Für solche Hardcore-Einsätze oder im Schwimmbadbereich (Chlor ist ein echter Killer!) nehmen die Profis dann 1.4404 (V4A). Der ist zwar teurer, aber dafür resistent gegen Salzwasser und Chemikalien. Rechne bei Edelstahl locker mit dem doppelten bis dreifachen Preis von normalem Stahl, also eher 60-120 €/m².

Aluminium (z.B. AlMg3): Das Leichtgewicht unter den Metallen. Aluminium wiegt nur etwa ein Drittel von Stahl. Das macht die Montage, gerade bei großen Fassadenplatten, zum Kinderspiel. Es rostet nicht, sondern bildet eine schützende Oxidschicht. Du kannst es entweder naturbelassen lassen oder eloxieren. Eloxieren erzeugt eine super harte, matte Oberfläche, die edel aussieht und extrem widerstandsfähig ist. Der Nachteil: Alu ist weicher. Für eine begehbare Abdeckung würde ich es nie ohne massive Verstärkung nehmen. Preislich liegt es meist irgendwo zwischen Stahl und Edelstahl.

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Verzinkter Stahl (DX51D+Z): Das ist der smarte Kompromiss. Normaler Stahl, der schon ab Werk eine Zinkschicht drauf hat. Er bietet einen soliden Rostschutz für viele Anwendungen und ist günstiger als Edelstahl. Der springende Punkt ist hier die Schnittkantenbehandlung! Wo du schneidest oder bohrst, ist der Schutz weg. Diese Stellen musst du unbedingt nachbehandeln, sonst fängt es genau dort an zu gammeln. Kleiner Tipp: Besorg dir gutes Zinkspray (kein Billigzeug!). Die Kante kurz entgraten, mit Bremsenreiniger entfetten und dann zwei dünne Schichten Spray drauf. Hält bombe.

Die Physik der Löcher: Warum sie mehr als nur Deko sind

Die Löcher verändern alles am Blech. Zwei Begriffe sind hier super wichtig.

Da wäre zum einen der freie Querschnitt. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Der Wert gibt einfach in Prozent an, wie viel Fläche offen ist. Ein Blech mit 40 % freiem Querschnitt lässt eben 40 % Luft oder Licht durch. Das ist entscheidend für Lüftungsgitter, Akustik-Elemente oder als Sonnenschutz. Ich hatte mal einen Kunden, der für eine Maschinenverkleidung aus reiner Optik eine winzige Lochung wollte. Wir haben ihn gewarnt, dass die Kühlung für den Motor nicht reicht. Tja, drei Monate später rief er an: Motor überhitzt. Eine teure Lektion.

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Und dann ist da die Stabilität. Jedes Loch ist eine Schwächung. Die Stabilität hängt von der Materialdicke, der Lochgröße und dem Abstand der Löcher ab. Diesen Abstand zwischen den Löchern nennen wir „Stegbreite“. Eine gute Faustregel ist: Der Steg sollte mindestens so breit sein wie das Material dick ist. Bei einem 2 mm dicken Blech also mindestens 2 mm Steg. Alles andere wird schnell wabbelig. Für tragende Teile wie Treppenstufen muss das eh ein Statiker berechnen – da macht man keine Experimente!

Ab in die Werkstatt: Woran du saubere Arbeit erkennst

Du kannst das beste Material haben – wenn die Verarbeitung Mist ist, ist das Ergebnis auch Mist. Hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

  • Zuschnitt: Für gerade Schnitte ist eine Schlagschere unschlagbar. Die schneidet das Blech wie Papier, absolut sauber und ohne Grat. Wenn’s rund oder komplex werden soll, kommen Laser oder Plasma ins Spiel. Der Laser ist ultrapräzise, Plasma ist schneller bei dickem Material. Für den Heimwerker oder auf der Baustelle tut’s auch der Winkelschleifer („Flex“). Aber bitte, tu dir selbst einen Gefallen: Nimm eine dünne 1-mm-Trennscheibe für Edelstahl. Die erzeugt weniger Hitze und einen saubereren Schnitt. Und IMMER eine Schutzbrille tragen! Ich hab genug Metallsplitter aus Augen pulen sehen.
  • Kanten & Biegen: Wenn aus dem flachen Blech eine Blende oder ein Gehäuse werden soll, muss es gekantet werden. Das passiert auf einer Abkantpresse. Hier braucht man Erfahrung. Die Biegelinie muss möglichst zwischen den Lochreihen liegen. Kantest du direkt durch eine Lochreihe, kann das Material an den Löchern einreißen.
  • Befestigung: Eine falsche Befestigung kann alles versauen. Am saubersten sieht es aus, wenn man die vorhandenen Löcher zum Schrauben nutzt. Ganz wichtig bei der Kombination verschiedener Metalle: Kontaktkorrosion! Schraub niemals ein Edelstahlblech mit normalen Stahlschrauben fest. Das unedlere Metall opfert sich und rostet weg. Also: Edelstahlblech nur mit Edelstahlschrauben. Ein Profi-Tipp: Leg eine kleine Gummischeibe zwischen Blech und Unterkonstruktion. Das verhindert Vibrationen und Klappergeräusche.
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Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

Kleine Projekte, große Wirkung: Was du damit bauen kannst

Genug Theorie, ran an die Praxis! Hier ein paar Ideen, von ganz einfach bis anspruchsvoll.

Quick-Win für Heimwerker: Die magnetische Werkzeugwand

Keine Lust mehr auf Chaos? Bau dir ’ne coole Werkzeugwand. Dauert einen Nachmittag und kostet fast nix.

Du brauchst:

  • 1x Lochblech aus Stahl, ca. 50×100 cm (kriegst du im Baumarkt oder online für ca. 20-30 €)
  • 4x Schrauben und passende Dübel (ca. 3 €)
  • 1x Sprühdose deiner Lieblingsfarbe, z.B. Mattschwarz (ca. 10 €)
  • Ein paar starke Magnete

Einfach das Blech lackieren, an die Wand schrauben, fertig. Zangen, Schraubendreher und Bohrer halten durch die Magnete bombenfest. Sieht mega aufgeräumt und professionell aus.

Das Balkon-Upgrade: Von morsch zu modern

Stell dir den typischen Balkon vor: alte Holzlatten, die alle zwei Jahre nach Farbe schreien, an manchen Stellen schon leicht morsch werden und einfach nicht mehr zeitgemäß aussehen. Ein Kunde wollte genau das loswerden.

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Die Lösung war Lochblech aus 2 mm starkem Aluminium, pulverbeschichtet in Anthrazit. Pulverbeschichtung ist übrigens eine super robuste Lackierung, die eingebrannt wird. Rechne hier mit ca. 25-50 € pro Quadratmeter extra, je nach Farbe und Anbieter. Wir haben eine „Rv 8-12“ Lochung gewählt. Das ist Fachsprech und heißt: Rundlochung versetzt, mit 8 mm Lochdurchmesser und 12 mm Abstand von Lochmitte zu Lochmitte. Das bietet super Sichtschutz, lässt aber noch genug Licht und Luft durch. Die Kanten wurden sauber umgelegt (gekantet), was für extra Stabilität sorgt. Das Ergebnis: pflegeleicht, sicher und sieht auch in 10 Jahren noch top aus.

Die Fassade als Statement: Die Königsklasse

Für ein Firmengebäude haben wir eine vorgehängte Fassade aus 3 mm starkem Aluminiumblech montiert. Hier wurde sogar eine spezielle Hexagonallochung nach Architektenwunsch umgesetzt. So etwas ist natürlich nichts für den Heimwerker. Hier muss man die Wärmeausdehnung des Materials einkalkulieren und die Unterkonstruktion millimetergenau ausrichten, damit die Fassade keine Wellen wirft. Das zeigt aber, was mit diesem Material alles möglich ist.

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Gruppenkostüme, die rocken: Euer ultimativer Guide von der Idee bis zum Umzug

Achtung, Falle! Deine Finger werden es dir danken

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und wo mit Metall gearbeitet wird, gibt’s Gefahren.

  1. Scharfe Kanten: Die häufigste Verletzung sind fiese Schnittwunden. Nach dem Schneiden entsteht ein rasiermesserscharfer Grat. Der MUSS weg! Nimm eine Feile oder einen Entgrater. Und Leute, kauft euch anständige Schnittschutzhandschuhe der Klasse 5. Die kosten 10-15 Euro und ersparen euch den Weg in die Notaufnahme. Eure Finger sind es wert!
  2. Das Gewicht: Unterschätze niemals das Gewicht einer Metallplatte. Eine große Tafel Stahlblech ist sauschwer, auch wenn sie dünn aussieht. Versuch nie, sowas alleine zu wuchten. Das geht auf den Rücken oder die Platte kracht runter.
  3. Sicherheitsrelevante Teile: Finger weg von Geländern, Treppen oder Absturzsicherungen im DIY-Verfahren! Dafür gibt es klare Vorschriften. Wenn da was passiert, bist du voll in der Haftung. Das ist ein Job für einen Fachbetrieb, Punkt.
  4. Richtige Lagerung: Lagere die Bleche immer trocken und flach liegend. Wenn Feuchtigkeit zwischen gestapelten Blechen eingeschlossen wird (besonders bei verzinktem Material), gibt es unschönen Weißrost.

Lochblech ist ein fantastischer Werkstoff, mit dem du robuste, funktionale Dinge bauen oder kreative Akzente setzen kannst. Aber wie bei jeder guten handwerklichen Arbeit kommt es am Ende auf das Wissen, die Sorgfalt und den Respekt vor dem Material an. Ich hoffe, diese Einblicke aus der Werkstatt helfen dir. Und wenn du dir unsicher bist, frag lieber einen Profi. Das ist immer günstiger als ein Fehler, den man teuer beheben muss.

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.