Wohnküche planen? Der ehrliche Guide vom Profi – Woran wirklich keiner denkt
Fast jeden Tag kommen Leute zu mir in die Werkstatt, oft mit einem Stapel Hochglanzbilder in der Hand. Sie wollen alle das Gleiche: diese eine, perfekte, offene Wohnküche. Und ich verstehe das total. Die Vorstellung, gemeinsam zu kochen, zu reden und zu leben, ist einfach schön. Aber zwischen dem Bild im Magazin und der fertigen Küche liegt ein Haufen Arbeit. Und vor allem: eine Menge Technik, die man nicht sieht.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Bevor du den Vorschlaghammer schwingst: Dein Fahrplan
- 0.2 Die Basis: Statik, Luft und Lärm – Die unheilige Dreifaltigkeit
- 0.3 Die perfekte Anordnung: Kochen ohne Marathon
- 0.4 Das Nervensystem: Strom und Licht
- 0.5 Materialien: Was darf’s denn kosten?
- 0.6 Selber machen oder machen lassen? Wo du wirklich sparen kannst
- 0.7 Ein grober Zeitplan: Damit du nicht im Chaos versinkst
- 0.8 Häufige Fehler, die du jetzt vermeiden kannst
- 1 Bildergalerie
Ganz ehrlich, eine Wohnküche, die nicht bis ins letzte Detail durchdacht ist, wird schnell zum Albtraum aus Lärm, Essensgerüchen und Frust. Lass uns also mal nicht nur über schicke Fronten reden, sondern über das, was wirklich zählt: die unsichtbaren Details, die am Ende den Unterschied machen.
Bevor du den Vorschlaghammer schwingst: Dein Fahrplan
Überfordert? Das ist normal. Atme tief durch. Bevor wir über Materialien oder Geräte sprechen, brauchst du eine klare Reihenfolge. Aus meiner Erfahrung ist das der beste Weg:

- Schritt 1: Bestandsaufnahme. Was ist da? Wo sind Anschlüsse? Und vor allem: Welche Wand soll eigentlich weg? Mach Fotos, miss alles aus.
- Schritt 2: Das liebe Geld. Setz dir ein realistisches Budget. Und plane immer 15-20% Puffer für Überraschungen ein. Vertrau mir, die kommen immer.
- Schritt 3: Der Realitäts-Check. Wenn eine Wand weichen soll, ist dein erster Anruf der bei einem Statiker. Nicht beim Küchenstudio. Das ist keine Empfehlung, das ist eine Regel.
- Schritt 4: Die Profis suchen. Jetzt, wo du weißt, was geht und was es kosten darf, suchst du dir ein gutes Küchenstudio oder einen Schreiner und einen Elektriker.
Die Basis: Statik, Luft und Lärm – Die unheilige Dreifaltigkeit
Bevor wir auch nur an eine Kochinsel denken, müssen wir über das Fundament reden. Und das ist nicht der Boden, sondern die Bausubstanz deines Zuhauses.
Statik: Warum eine Wand nicht einfach nur eine Wand ist
Ich wurde schon zu Baustellen gerufen, wo plötzlich Risse in der Decke auftauchten. Der Grund? Jemand dachte, man könnte mal eben eine Wand entfernen. Achtung! Das ist nicht nur sündhaft teuer, sondern brandgefährlich.

Tragende Wände sind das Rückgrat deines Hauses. Sie einfach rauszureißen, ist wie Jenga mit deinem Zuhause zu spielen. Ob eine Wand tragend ist, verrät ein Blick in die Baupläne. Im Zweifel ist ein Statiker absolute Pflicht. Der berechnet dann, ob und wie die Wand durch einen Stahlträger ersetzt werden kann. Rechne für den Statiker und den Einbau des Trägers mal locker mit ein paar tausend Euro. Das ist Geld, das du aber in die Sicherheit deines Hauses investierst.
Auch bei nicht tragenden Wänden ist Vorsicht geboten. Manchmal verlaufen darin wichtige Strom- oder Wasserleitungen. Also, nicht einfach blind drauf loshämmern.
Luftstrom: Damit dein Sofa nicht nach Bratfisch riecht
Der größte Feind der offenen Küche? Der Geruch von gestern. Die Lösung ist eine richtig gute Dunstabzugshaube. Da gibt es im Grunde zwei Systeme:
- Abluftsysteme: Der Goldstandard. Die Haube saugt den Dampf an und pustet ihn direkt nach draußen. Das ist die mit Abstand effektivste Methode, um Fett, Feuchtigkeit und Gerüche wirklich loszuwerden. Dafür brauchst du aber einen Mauerdurchbruch. Kleiner Tipp: Der Abluftkanal sollte mindestens 150 mm Durchmesser haben, sonst staut sich alles. In modernen, superdichten Häusern kann ein Abluftsystem einen Unterdruck erzeugen, was besonders mit einem Kaminofen im Raum gefährlich ist. Hier ist ein Fensterkontaktschalter vorgeschrieben – ein cleveres kleines Teil, das dafür sorgt, dass die Haube nur läuft, wenn ein Fenster gekippt ist.
- Umluftsysteme: Die flexible Alternative. Diese Systeme filtern die Luft durch einen Aktivkohlefilter und geben sie gereinigt wieder in den Raum ab. Vorteil: Du brauchst kein Loch in der Wand. Nachteil: Sie sind weniger effektiv und die Feuchtigkeit bleibt im Raum – du musst also öfter lüften, um Schimmel zu vermeiden. Und die Filter müssen alle paar Monate getauscht werden, was laufende Kosten bedeutet. Rechne mal mit 30 € bis 60 € pro Filterset.
Meine ehrliche Meinung? Wenn es irgendwie geht, nimm Abluft. Die Leistung ist einfach unschlagbar.

Akustik: Wenn der Geschirrspüler das Fernsehprogramm übertönt
Ein offener Raum ist auch ein lauter Raum. Das Klappern, der Mixer, der Kühlschrank – alles breitet sich ungehindert aus. In einem Raum mit vielen harten Flächen wie Fliesen und Glasfenstern hast du schnell einen unangenehmen Hall.
Gut zu wissen: Du kannst gegensteuern! Achte beim Gerätekauf auf die Dezibel-Angabe (dB). Ein Geschirrspüler unter 45 dB gilt als leise. Und glaub mir, jeder einzelne Dezibel weniger macht einen riesigen Unterschied. Außerdem helfen weiche Materialien: Teppiche, dicke Vorhänge, Polstermöbel und sogar ein großes, volles Bücherregal schlucken Schall und machen den Raum gemütlicher.
Die perfekte Anordnung: Kochen ohne Marathon
Eine Küche muss nicht nur schön aussehen, sie muss funktionieren. Die Logik der Arbeitsabläufe entscheidet, ob du gerne darin kochst oder ständig genervt bist.
Das Arbeitsdreieck ist tot, es leben die Zonen!
Früher sprach man immer vom Dreieck zwischen Kühlschrank, Spüle und Herd. Das ist im Kern immer noch richtig, aber heute denken wir eher in logischen Zonen, die aufeinander folgen:

- Bevorraten: Kühlschrank & Vorratsschrank.
- Aufbewahren: Geschirr & Gläser (am besten nahe am Geschirrspüler).
- Vorbereiten & Spülen: Die Hauptarbeitsfläche neben der Spüle, mit dem Müllsystem direkt darunter.
- Kochen & Backen: Herd & Backofen.
- Servieren: Eine freie Fläche in der Nähe des Esstisches.
Simulier doch mal den Ablauf: Nimm im Kopf etwas aus dem Kühlschrank, geh zur Spüle, wasche es, schneide es auf der Arbeitsfläche und bring es zum Herd. Sind die Wege kurz und logisch? Perfekt.
Ergonomie: Dein Rücken wird es dir danken
Die Standard-Arbeitshöhe von 90-92 cm passt für die wenigsten perfekt. Eine falsche Höhe führt unweigerlich zu Rückenschmerzen.
Jetzt bist du dran: Stell dich mal gerade hin und winkle deine Unterarme an, als würdest du Gemüse schneiden. Lass jemanden den Abstand vom Boden bis zu deinem Ellenbogen messen. Zieh davon 15 cm ab – das ist deine ideale Arbeitshöhe! Ein hochgesetzter Backofen oder Geschirrspüler ist übrigens kein Luxus, sondern eine Wohltat für den Rücken.

Das Nervensystem: Strom und Licht
Hier gilt nur eine Regel: Finger weg! Alle elektrischen Arbeiten müssen von einer zertifizierten Fachkraft ausgeführt werden. Das ist Gesetz und dient deiner Sicherheit.
Die Elektroplanung muss ganz am Anfang stehen. Später Steckdosen nachzurüsten, bedeutet Dreck und hohe Kosten. Die Baunormen geben zwar ein Minimum vor, aber ganz ehrlich, das reicht heute für niemanden mehr. Plane lieber zu viele Steckdosen als zu wenige. Denk an mindestens 4-6 an der Arbeitsfläche, Anschlüsse für eine Insel und separate Lichtauslässe. Ein USB-Ladeanschluss in der Wand? Gold wert!
Ein gutes Lichtkonzept ist genauso wichtig. Du brauchst drei Licht-Ebenen:
- Grundbeleuchtung: Strahler an der Decke für die allgemeine Helligkeit.
- Arbeitslicht: Helle, schattenfreie Beleuchtung direkt über der Arbeitsfläche, z.B. durch LED-Leisten unter den Hängeschränken.
- Stimmungslicht: Eine dimmbare Lampe über dem Esstisch für eine gemütliche Atmosphäre.
Materialien: Was darf’s denn kosten?
Die Materialien bestimmen den Look, die Haltbarkeit und den Preis. Hier eine ehrliche Einschätzung zu den Arbeitsplatten, der teuersten Fläche in der Küche:

- Schichtstoff: Die Budget-Lösung. Gibt’s in unzähligen Designs und ist pflegeleicht. Aber Vorsicht mit heißen Töpfen und scharfen Messern! Eine Macke bleibt für immer. Preislich liegst du hier bei ca. 50-100 € pro laufendem Meter.
- Massivholz: Wunderschön, warm und natürlich. Holz lebt und bekommt mit der Zeit Charakter. Es braucht aber Liebe und muss regelmäßig geölt werden. Kratzer kann man dafür einfach wegschleifen. Plane hier mal 150-300 €/lfm ein.
- Naturstein (z.B. Granit): Extrem robust, kratzfest und hitzebeständig. Jede Platte ist ein Unikat. Allerdings kann er bei Säure (Zitrone!) oder Öl Flecken bekommen, wenn er nicht gut imprägniert ist. Kostenpunkt: etwa 200-400 €/lfm.
- Quarzkomposit: Mein persönlicher Favorit für Familien. Extrem hart, porenfrei (also super hygienisch) und absolut pflegeleicht. Dafür aber auch die teuerste Option, oft ab 350 €/lfm aufwärts.
Beim Bodenbelag ist der Übergang zum Wohnbereich die Kunst. Fliesen sind im Küchenbereich unschlagbar praktisch, aber auch hart und kalt. Eine super Alternative sind moderne Vinyl- oder Designböden. Sie sind wasserfest, fußwarm, leiser und es gibt sie in tollen Holzoptiken, die den Übergang zu Parkett im Wohnzimmer fast unsichtbar machen.

Selber machen oder machen lassen? Wo du wirklich sparen kannst
Jeder will sparen, ist ja klar. Aber an der falschen Stelle zu sparen, rächt sich bitter. Hier meine knallharte Einschätzung:
- Absolute Profi-Jobs: Statik (Wanddurchbruch), alle Elektroarbeiten, alle Wasseranschlüsse. Nicht verhandelbar.
- Kannst du selbst machen (mit Geschick und Geduld): Abriss von nicht-tragenden Wänden, den alten Boden rausreißen, streichen, und ja, auch den Aufbau der Küchenschränke nach Anleitung. Das spart eine Menge Geld für den Monteur, kostet dich aber Zeit und Nerven.
Ein grober Zeitplan: Damit du nicht im Chaos versinkst
So ein Umbau dauert. Vergiss die TV-Shows, wo in drei Tagen alles fertig ist. Sei realistisch:
- Planung & Inspiration: 2-4 Wochen
- Profis finden & Angebote einholen: 2-3 Wochen
- Warten auf die Küche: Die Lieferzeiten liegen aktuell oft bei 8-16 Wochen!
- Die heiße Umbauphase (Abriss, Leitungen, Montage): 1-3 Wochen, je nach Umfang.
Vom ersten Gedanken bis zur fertigen Küche kann also gut und gerne ein halbes Jahr vergehen.

Häufige Fehler, die du jetzt vermeiden kannst
Zum Schluss noch die Top 5 der Pannen, die ich immer wieder sehe:
- Zu wenig Arbeitsfläche: Der wichtigste Bereich ist zwischen Spüle und Herd. Plane hier mindestens 80 cm freie Fläche ein. Das ist deine Landezone für alles.
- Am Dunstabzug gespart: Ein billiges, lautes Gerät, das man nie einschaltet, ist rausgeworfenes Geld.
- Den Müll vergessen: Ein gutes Mülltrennsystem direkt unter der Arbeitsfläche ist ein Segen. Nichts ist nerviger als mit tropfenden Abfällen durch die halbe Küche zu laufen.
- Die Laufwege ignoriert: Kühlschrank ganz links, Spüle ganz rechts – so macht Kochen keinen Spaß. Denk an die Zonen!
- Die Insel-Falle: Eine Kochinsel ist toll, braucht aber Platz. Du brauchst mindestens 100 cm, besser 120 cm, rundherum, sonst kommst du nicht mehr an die Schränke ran.
Puh, ganz schön viel, oder? Aber eine gute Planung ist die beste Investition. Sie spart dir am Ende Geld, Zeit und eine Menge grauer Haare. Nimm diese Tipps als Werkzeug, um die richtigen Fragen zu stellen und eine Wohnküche zu schaffen, die nicht nur toll aussieht, sondern wirklich zum Herzstück deines Zuhauses wird. Und zwar für viele, viele Jahre.

Bildergalerie


Eine offene Küche lebt von Licht – aber bitte nicht nur von einer einzigen Deckenleuchte. Profis arbeiten mit einem „Layering“-Konzept: direktes Arbeitslicht über den Flächen durch Spots oder LED-Bänder, eine atmosphärische Pendelleuchte über der Insel oder dem Esstisch und indirektes Umgebungslicht, das den ganzen Raum sanft erhellt. So schaffen Sie für jede Situation, vom schnellen Frühstück bis zum gemütlichen Abendessen, die perfekte Stimmung.

- Eine Steckdose in der Kochinsel ist Gold wert – für Mixer, Laptop oder Küchenmaschine.
- Planen Sie eine dedizierte „Kaffee-Ecke“ mit eigenen Anschlüssen.
- Vergessen Sie nicht die Steckdose für den Staubsaugerroboter in der Sockelleiste.
- Eine Schublade mit integrierter Ladestation für Handys und Tablets verhindert Kabelsalat.

Der unsichtbare Störenfried: Geräusche. In einer Wohnküche hören Sie den Kühlschrank vom Sofa aus. Achten Sie auf Geräte mit niedrigem Dezibel-Wert. Ein Geschirrspüler sollte unter 42 dB liegen (vergleichbar mit Flüstern). Marken wie Bosch mit „SuperSilence“ oder Miele bieten hier extrem leise Modelle, die den Unterschied zwischen entspanntem Abend und permanentem Surren ausmachen.


„Ein scharf angebratenes Steak kann die Raumluft für über 20 Stunden mit Fettpartikeln und Gerüchen belasten.“
Das unterstreicht, warum der Dunstabzug keine Nebensache ist. Ein leistungsstarkes System, dessen Abluftleistung zum Raumvolumen passt, ist entscheidend. Es geht nicht nur um den Geruch von gestern, sondern um die langfristige Sauberkeit von Polstern, Vorhängen und Wänden.

Funktioniert ein Kochfeldabzug wirklich so gut wie eine klassische Haube?
Ja, aber die Physik muss stimmen. Systeme wie BORA oder Novy nutzen das Prinzip der Querströmung: Sie saugen den Kochdunst mit einer höheren Geschwindigkeit nach unten ab, als er aufsteigen kann. Das ist ideal für Kochinseln, da keine Haube die Sicht versperrt. Voraussetzung ist aber eine professionelle Planung des Abluftwegs und genügend Platz für die Technik im Unterschrank.

Quarzkomposit: Marken wie Silestone bieten eine riesige Farbauswahl, sind porenfrei und daher extrem hygienisch und fleckenresistent. Sie sind allerdings nicht ganz so hitzebeständig wie Naturstein.
Granit: Jede Platte ist ein Unikat, absolut hitzebeständig und schnittfest. Der Stein ist jedoch porös und muss regelmäßig imprägniert werden, um Fleckenbildung zu vermeiden.
Die Wahl hängt von Ihren Koch- und Pflegegewohnheiten ab.

Die Arbeitsplatte ist der am meisten beanspruchte Teil jeder Küche. Hier sind zwei Top-Materialien im Check:
- Keramik: Extrem kratzfest, hitzeunempfindlich und unempfindlich gegenüber Säuren. Oberflächen von Herstellern wie Dekton oder Neolith sind zudem sehr pflegeleicht. Ideal für ambitionierte Köche.
- Massivholz: Bringt Wärme und Natürlichkeit. Es ist antibakteriell, braucht aber regelmäßige Pflege mit Öl und ist empfindlich gegenüber Wasser und Kratzern. Ein Material mit Charakter, das lebt und altert.


- Ermöglicht Kochen mit Blick in den Raum oder zum Fenster.
- Schafft eine klare, aber offene Grenze zum Wohnbereich.
- Bietet zusätzliche Arbeitsfläche und Stauraum.
Das Geheimnis? Die richtige Dimensionierung. Planen Sie mindestens 100 cm, besser 120 cm, Abstand zu den umliegenden Schränken ein. Nur so können Türen und Auszüge bequem geöffnet werden, ohne den Durchgang zu blockieren.

In einem offenen Raum ist die Akustik entscheidend. Harte Böden, Glasfronten und glatte Wände reflektieren den Schall und erzeugen einen unangenehmen Hall. Planen Sie von Anfang an schallschluckende Elemente ein: ein hochfloriger Teppich unter dem Esstisch, schwere Stoffvorhänge, gepolsterte Stühle oder sogar gezielt platzierte Akustikpaneele an Decke oder Wand können die Raumakustik dramatisch verbessern.

Laut einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) ist die Küche für über 50% der Deutschen der wichtigste Raum im Haus.
In einer offenen Wohnküche wird dieser Stellenwert noch deutlicher. Sie ist nicht mehr nur Werkstatt, sondern Bühne des Alltags. Diese emotionale Bedeutung sollte sich in der Qualität der Materialien und der durchdachten Planung widerspiegeln.


Der Blick vom Sofa aus: Was sehen Sie? Planen Sie die Spüle nicht direkt gegenüber dem Wohnbereich, wenn Sie nicht ständig auf einen Stapel Geschirr blicken wollen. Eine Spüle, die seitlich auf der Insel oder zur Wand hin platziert ist, sorgt für „visuelle Hygiene“ und trägt maßgeblich zur entspannten Atmosphäre im Wohnteil bei.

Wohin mit Kaffeemaschine, Toaster und Co.?
Ein sogenannter „Breakfast-Schrank“ oder „Appliance Garage“ ist die eleganteste Lösung. In diesem Hochschrank mit versenkbaren Türen (Einschubtüren) oder einem Rollladen sind alle Kleingeräte samt Steckdosen untergebracht. Bei Bedarf wird alles genutzt, danach verschwindet das funktionale Chaos einfach wieder hinter geschlossenen Fronten.

Der Bodenbelag ist das größte verbindende Element. Ein durchgehender Boden aus großformatigen Fliesen oder breiten Holzdielen lässt Küche und Wohnen nahtlos ineinander übergehen und den Raum größer wirken. Wenn Sie dennoch Bereiche optisch trennen möchten, nutzen Sie einen großen Teppich, um die Sofaecke als „Insel“ zu definieren, anstatt den Bodenbelag zu wechseln.

- Ein Quooker-Hahn für kochendes Wasser direkt aus der Leitung macht den Wasserkocher überflüssig.
- Ein in die Arbeitsplatte eingelassener Müllschlucker oder ein durchdachtes Mülltrennsystem im Spülenunterschrank.
- Sensorgesteuerte Beleuchtung in tiefen Schubladen oder Oberschränken.


Der Spritzschutz als Design-Statement: Vergessen Sie den klassischen Fliesenspiegel. Eine fugenlose Rückwand aus Sicherheitsglas (ESG), das von hinten in Ihrer Wunschfarbe lackiert wird, ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch extrem pflegeleicht. Alternativen mit Wow-Effekt: Platten in Betonoptik, Messing oder sogar beleuchteter Stein.

Mattlack: Wirkt sehr edel, ruhig und modern. Hochwertige Oberflächen mit Anti-Fingerprint-Beschichtung (z.B. von Fenix NTM) sind überraschend pflegeleicht und verzeihen auch mal fettige Finger.
Hochglanz: Spiegelt das Licht und lässt kleine Räume optisch größer wirken. Allerdings ist jede Berührung sofort sichtbar, was ständiges Putzen erfordert. Eher für sehr ordentliche Haushalte geeignet.

Denken Sie vertikal! Gerade in offenen Konzepten, wo man auf wuchtige Oberschränke oft verzichtet, ist cleverer Stauraum essenziell. Ein deckenhoher Apothekerschrank oder ein breiter Vorratsschrank mit Innenauszügen fasst unglaublich viel und nutzt die Raumhöhe perfekt aus. So bleiben die Arbeitsflächen frei und der Raum wirkt aufgeräumt.


Der Trend geht zur „versteckten Küche“. Dabei werden ganze Küchenzeilen hinter großflächigen, flächenbündigen Schiebe- oder Falttüren verborgen.
Im geschlossenen Zustand wirkt der Raum wie ein minimalistisches Wohnzimmer. Bei Bedarf öffnet sich die Front und gibt die voll ausgestattete Küche frei. Eine anspruchsvolle, aber faszinierende Lösung für Puristen.

Wo Sie auf keinen Fall sparen sollten: Bei den Dingen, die Sie täglich anfassen und belasten. Dazu gehören eine hochwertige, langlebige Arbeitsplatte, leichtgängige und stabile Auszüge (hier sind Marken wie Blum oder Grass führend) und ein leistungsstarker, leiser Dunstabzug. Diese drei Investitionen bestimmen maßgeblich die Freude an Ihrer Küche für die nächsten 15 Jahre.

Insel mit Theke oder doch ein richtiger Esstisch?
Eine erhöhte Theke an der Insel ist ideal für den schnellen Kaffee am Morgen und dient als optischer Puffer, der das Chaos auf der Arbeitsfläche vom Wohnbereich abschirmt. Ein separater Esstisch hingegen fördert das gemeinsame, gemütliche Essen, bietet mehr Platz und definiert den Essbereich klarer. Die beste Lösung hängt oft von der Raumgröße und Ihrem Lebensstil ab.

- Sanfte Grüntöne wirken beruhigend und schaffen eine Verbindung zur Natur.
- Dunkle Blau- oder Anthrazittöne verleihen der Küche Tiefe und Eleganz, sollten aber mit warmem Holz und guter Beleuchtung kombiniert werden.
- Zeitloses Greige (eine Mischung aus Grau und Beige) ist wärmer als reines Grau und schafft eine wohnliche, unaufdringliche Basis.
Der Trick? Nutzen Sie die Kücheninsel als farbigen Akzent, während der Rest der Küche dezent bleibt.


Das klassische „Arbeitsdreieck“ aus Spüle, Kochfeld und Kühlschrank ist auch in offenen Küchen relevant. Idealerweise liegen die drei Punkte so zueinander, dass die Laufwege kurz und logisch sind. In einer Küche mit Insel könnte die Spüle und das Kochfeld auf der Insel sein (die „Vorbereitungszone“), während die Hochschränke mit Kühlschrank und Vorräten an der Wand stehen.

Warmweiß (ca. 2700-3000 Kelvin): Perfekt für die Ambientebeleuchtung über dem Esstisch und im Wohnbereich. Schafft eine gemütliche, entspannte Atmosphäre.
Neutralweiß (ca. 4000 Kelvin): Ideal als Arbeitslicht über den Küchenzeilen. Es wirkt aktivierend und gibt Farben naturgetreu wieder, was beim Kochen wichtig ist.
Moderne LED-Systeme („Tunable White“) erlauben es, die Farbtemperatur je nach Tageszeit und Bedarf anzupassen.

Nachhaltigkeit ist mehr als nur ein Trend. Küchenhersteller wie „next125“ oder „Team 7“ setzen auf Hölzer aus zertifiziert nachhaltiger Forstwirtschaft und emissionsarme Lacke.
Fragen Sie Ihren Planer gezielt nach FSC- oder PEFC-Zertifikaten und Materialien, die mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichnet sind. Das sorgt nicht nur für ein gutes Gewissen, sondern auch für ein gesünderes Raumklima ohne schädliche Ausdünstungen.
Der Sockel – ein unterschätztes Detail: Ein leicht zurückgesetzter Sockel (mindestens 5 cm tief und 10-15 cm hoch) ist ergonomisch entscheidend, da er Platz für Ihre Füße bietet und Sie näher an der Arbeitsplatte stehen lässt. Eine verspiegelte Sockelblende kann die Küche zudem optisch schweben lassen und den Raum noch offener wirken lassen.




