Arbeitsplatte für die Küche: Granit oder Quarz? Der ehrliche Werkstatt-Talk.

von Shishkova
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Eine neue Küchenarbeitsplatte ist eine riesige Entscheidung, oder? Man blättert durch Hochglanzkataloge, alles sieht perfekt aus, aber man spürt: Das ist eine Anschaffung für die nächsten Jahrzehnte und kostet richtig Geld. Ehrlich gesagt, nach jahrelanger Erfahrung in der Werkstatt kann ich dir sagen: Die wichtigsten Details stehen oft nicht in der Broschüre.

Deshalb gibt’s hier den ehrlichen Talk direkt aus der Praxis. Wir konzentrieren uns auf die zwei Titanen im Ring: Granit und Quarzkomposit. Und ja, ich weiß, viele träumen von Marmor. Sieht edel aus, keine Frage. Aber für die Küche? Ein klares Nein von den Profis. Marmor ist viel zu weich und saugfähig. Einmal Zitronensaft oder Rotwein drauf, und der Fleck ist für immer da. Also, lassen wir das lieber und schauen uns die robusten Alternativen an.

Granit – Das ehrliche Kraftpaket der Natur

Wenn du eine Granitplatte anfasst, spürst du sofort, was ich meine. Sie ist kühl, massiv und irgendwie… echt. Jede einzelne Platte ist ein Unikat, ein Stück Erdgeschichte. Das ist kein Massenprodukt, sondern hat einen ganz eigenen Charakter mit all seinen Sprenkeln, Adern und winzigen Unregelmäßigkeiten.

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Hättest du’s gewusst? Granit ist ganz leicht natürlich radioaktiv. Aber keine Sorge, die Strahlung ist absolut harmlos und weit unter allen Grenzwerten. Es zeigt nur, dass du dir da ein echtes Stück unseres Planeten in die Küche holst!

Was Granit in der Praxis wirklich kann (und was nicht)

Granit besteht hauptsächlich aus Feldspat, Quarz und Glimmer. Diese Mischung macht ihn extrem hart. Du könntest theoretisch mit einem Messer darauf schneiden, ohne die Platte zu zerkratzen (dein Messer wird aber sofort stumpf, also lass es lieber). Auch einen heißen Topf mal kurz vom Herd zu ziehen und abzustellen, ist meistens kein Drama. Granit ist schließlich bei irrsinnigen Temperaturen entstanden.

Aber, und das ist der wichtigste Punkt: Granit ist von Natur aus porös. Er hat winzige Poren, die Flüssigkeiten aufsaugen können. Ohne eine gute Versiegelung wird ein umgekipptes Glas Rotwein oder ein Ölfleck schnell zum Desaster. Ich hatte mal einen Kunden, der die Erst-Imprägnierung auf die lange Bank geschoben hat. Nach einer Party war ein großer, dunkler Rotweinfleck tief im hellen Stein. Wir haben ihn mit Spezialpasten fast wieder rausbekommen, aber man hat es immer ein bisschen gesehen. Das zeigt, wie entscheidend die Pflege ist.

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Kleiner Tipp für Sparfüchse: Wenn du den Granit-Look liebst, aber aufs Budget achten musst, schau dir mal Sorten wie „Padang Dunkel“ oder „Steel Grey“ an. Die sind oft deutlich günstiger als exotische Steine mit wilden Maserungen, aber genauso robust.

Quarzkomposit – Die makellose Präzision aus der Manufaktur

Ganz ehrlich? Früher war ich als Freund von Naturmaterialien skeptisch. Aber die Qualität von modernem Quarzkomposit hat mich komplett überzeugt. Es ist eine verdammt gute und praktische Lösung für die meisten Küchen.

Hier werden ca. 90-94 % natürlicher Quarzsand mit Harzen und Farbpigmenten unter extrem hohem Druck und im Vakuum zu einer Platte verpresst. Das Ergebnis: Eine Oberfläche ohne Poren. Absolut dicht, homogen und über die ganze Fläche hinweg gleichmäßig. Das macht die Planung super einfach, weil man nicht auf Maserungsverläufe achten muss.

Der größte Vorteil und die eine, wichtige Schwäche

Der entscheidende Vorteil liegt auf der Hand: Du musst Quarzkomposit niemals imprägnieren. Es ist von Haus aus fleckenresistent und extrem hygienisch, weil Bakterien keine Chance haben, sich einzunisten. Für Familien oder Leute, die viel kochen und wenig putzen wollen, ist das Gold wert.

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Achtung, hier ist die Achillesferse: Das Harz als Bindemittel mag keine extreme Hitze. Während Granit über 600°C aushält, kann das Harz schon ab ca. 150°C Schaden nehmen. Eine glühend heiße Gusseisenpfanne direkt aus dem Ofen auf die Platte zu stellen, kann zu einem hellen Fleck oder sogar einem Riss führen. Das ist kein „könnte passieren“, das passiert! Deshalb gilt hier eine eiserne Regel: IMMER einen Untersetzer benutzen. Das ist keine Empfehlung, sondern ein Muss.

Poliert oder Matt? Die wichtige Frage, die oft vergessen wird

Egal ob Granit oder Quarz, du musst dich auch für ein Oberflächen-Finish entscheiden. Und das hat große Auswirkungen auf Optik und Alltagstauglichkeit.

  • Poliert: Das ist der klassische Hochglanz-Look. Die Oberfläche ist spiegelglatt und reflektiert das Licht. Der große Vorteil: Sie ist extrem leicht zu reinigen, weil nichts anhaften kann. Der Nachteil: Man sieht Fingerabdrücke und jeden Wassertropfen sofort, besonders auf dunklen Oberflächen.
  • Matt (auch geschliffen, satiniert oder „leathered“): Das ist gerade total im Trend. Die Oberfläche hat eine samtige, weiche Haptik und sieht sehr edel und modern aus. Sie schluckt das Licht, wodurch die Farbe des Steins oft intensiver wirkt. Der Nachteil, den man kennen muss: Matte Oberflächen sind etwas empfindlicher für fettige Fingerabdrücke oder Ölflecken, weil die Struktur minimal rauer ist. Die Flecken ziehen nicht ein (besonders bei Quarz), aber man sieht sie deutlicher. Mit dem richtigen Reiniger ist das aber kein Problem.

Es ist eine reine Typfrage: Willst du den pflegeleichten Glanz oder die stylische, aber etwas aufmerksamkeitsbedürftigere matte Optik?

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Vom Aufmaß bis zum Einbau: Was dich wirklich erwartet

Eine neue Arbeitsplatte ist nicht wie ein Möbelstück, das man einfach hinstellt. Es ist ein kleines Bauprojekt. Ein ganz wichtiger Punkt ist der Zeitplan: Vom Tag des Aufmaßes durch den Profi bis zur fertigen Montage solltest du realistisch mit zwei bis vier Wochen rechnen. Das hängt von der Auslastung der Werkstatt und der Lieferzeit der Rohplatte ab. Plane das unbedingt in deinem Küchenumbau ein!

Der Einbautag selbst wird laut und staubig. Die Platten sind unfassbar schwer – eine normale Platte wiegt schnell 150 bis 250 kg. Da kommen immer mindestens zwei kräftige Leute. Und ja, eine der häufigsten Fragen, die ich höre: „Halten meine IKEA-Küchenschränke das überhaupt aus?“ Die kurze Antwort: Ja, absolut. Moderne Küchenunterschränke, auch von IKEA, sind so konstruiert, dass sie dieses Gewicht problemlos tragen können, vorausgesetzt, sie sind korrekt und stabil aufgebaut und stehen perfekt in der Waage. Ein Profi prüft das vor dem Auflegen der Platte.

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Kannst du das selber machen? Ein klares, lautes NEIN. Du riskierst nicht nur eine mehrere tausend Euro teure Platte, sondern auch ernsthafte Verletzungen. Das ist wirklich ein Job für Fachleute mit dem richtigen Werkzeug und der nötigen Erfahrung.

Die Kostenfrage – ehrlich und ohne Prospekt-Gerede

Die Preise können stark variieren. Als grobe Hausnummer kannst du bei solider Qualität für Granit und Quarzkomposit mit Preisen ab ca. 300 bis 400 Euro pro laufendem Meter (bei 60 cm Tiefe und 3 cm Stärke) rechnen. Nach oben gibt es kaum Grenzen.

Aber der Meterpreis ist nur die halbe Wahrheit. Was die Kosten wirklich in die Höhe treibt, sind die Bearbeitungen. Hier ein paar realistische Zusatzkosten:

  • Ausschnitt für ein aufgesetztes Kochfeld/Spüle: ca. 100 – 180 €
  • Ausschnitt für eine flächenbündige oder Unterbau-Spüle: ca. 200 – 350 € (weil hier die Kanten poliert werden müssen)
  • Bohrung für einen Wasserhahn: ca. 30 – 50 €
  • Aufwändige Kantenprofile oder Wasserfall-Optik: Preis auf Anfrage, kann schnell teuer werden.

Lass dir immer ein detailliertes Angebot geben, das jeden einzelnen Posten auflistet.

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Pflege-Tipps: So bleibt deine Platte ein Leben lang schön

Granit richtig pflegen und selbst imprägnieren

Die tägliche Reinigung ist einfach: warmes Wasser, ein weiches Tuch, fertig. Bei Bedarf ein Spritzer pH-neutraler Reiniger. Das Wichtigste ist die Imprägnierung, die du alle 1-3 Jahre erneuern solltest. Das kannst du super einfach selbst machen:

Mini-Anleitung zum Selber-Imprägnieren: 1. Einkaufsliste: Besorg dir eine Flasche lebensmittelechte Steinimprägnierung (z.B. von Marken wie Lithofin oder Akemi, gibt’s im Baumarkt oder online für ca. 20-30 €, die Flasche reicht ewig) und zwei saubere, fusselfreie Tücher. 2. Reinigen: Die Platte muss absolut sauber und trocken sein. Reinige sie gründlich und warte am besten 24 Stunden. 3. Auftragen: Gib die Imprägnierung auf ein Tuch und verteile sie satt und gleichmäßig auf der Platte. Der Stein sollte dunkel und „nass“ aussehen. 4. Einwirken lassen: Lass das Mittel ca. 10-15 Minuten einwirken (Herstellerangaben beachten!). 5. Abwischen: Jetzt der wichtigste Schritt: Nimm das zweite, saubere Tuch und poliere den gesamten Überschuss restlos weg. Es dürfen keine Schlieren zurückbleiben. Fertig!

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Quarzkomposit – Der Pflegeleichte

Hier ist es noch einfacher. Wasser und Spülmittel reichen für 99 % aller Fälle. Eingebrannte Reste oder Kalkflecken? Oft hilft ein Ceranfeldschaber, mit dem du vorsichtig über die Stelle kratzt. Bitte niemals Scheuermilch oder kratzige Schwämme verwenden, die machen die Oberfläche auf Dauer stumpf.

Fazit: Bauchgefühl oder Kopfentscheidung?

Am Ende des Tages ist die Wahl zwischen Granit und Quarz eine zwischen Herz und Kopf. Granit ist die emotionale Wahl – ein einzigartiges Stück Natur mit Charakter und einer Geschichte. Er fordert ein ganz klein wenig mehr Aufmerksamkeit, belohnt dich aber mit seiner lebendigen Schönheit.

Quarzkomposit ist die rationale Wahl – technisch perfekt, extrem pflegeleicht und beständig. Ideal für einen modernen, minimalistischen Look und einen stressfreien Alltag. Es gibt keinen klaren Sieger. Hör auf dein Bauchgefühl, überleg ehrlich, wie du lebst, und fass die Materialien vor dem Kauf unbedingt mal an. Dann triffst du garantiert die richtige Entscheidung für deine Traumküche.

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Moment mal, was genau ist eigentlich ein „Quarzkomposit“?

Anders als Granit, der als ganzer Block aus dem Berg geschnitten wird, ist Quarzkomposit ein Hightech-Produkt. Man nimmt etwa 90-93% natürlichen Quarzkristallsand und mischt ihn mit Harzen und Farbpigmenten. Diese Masse wird unter enormem Druck, Vibration und Hitze zu einer porenfreien, extrem widerstandsfähigen Platte gepresst. Marken wie Silestone oder Caesarstone sind hier die Pioniere. Der Vorteil: Die Farbe und Struktur sind absolut gleichmäßig, was bei großen Kücheninseln für ein nahtloses Bild sorgt – ein Look, den die Natur beim Granit nur selten bietet.

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Haben Sie schon einmal über die Akustik Ihrer Arbeitsplatte nachgedacht? Ein Glas, das auf Granit abgestellt wird, erzeugt einen hellen, kristallklaren „Kling“. Auf einer Quarzkomposit-Platte ist der Ton durch den Harzanteil leicht gedämpfter und satter. Es ist ein subtiler Unterschied, der aber das tägliche Gefühl in der Küche prägt und zur wahrgenommenen Wertigkeit des Materials beiträgt.

Die Kante macht den Unterschied! Das Profil Ihrer Arbeitsplattenkante ist mehr als nur ein Detail – es definiert den Stil und die Haptik Ihrer gesamten Küche. Drei gängige Optionen:

  • Gefaste Kante: Eine minimal abgeschrägte Kante (ca. 2-4 mm). Sie wirkt modern, schlicht und reduziert die Gefahr kleiner Absplitterungen im Alltag.
  • Gerundete Kante: Oben abgerundet, unten gerade. Ein zeitloser Klassiker, der besonders familienfreundlich ist, da es keine scharfen Ecken gibt.
  • Auf Gehrung verklebte Kante: Ein Profi-Trick, der die Illusion einer massiven, dicken Platte (z.B. 6 cm) erzeugt, obwohl nur eine Standardplatte (2-3 cm) verwendet wird. Perfekt für einen wuchtigen Look ohne das enorme Gewicht.