Dein Traumbad aus Stein: Was es wirklich kostet und woran die meisten scheitern

von Aminata Belli
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Ich bin jetzt seit einer gefühlten Ewigkeit im Geschäft, als Meister für Fliesen und Naturstein. Und glaub mir, ich habe schon alles gesehen. Viele kommen mit Hochglanzbildern zu mir, auf denen Bäder wie urige Felsgrotten oder luxuriöse Spa-Tempel aussehen. Der Traum ist verständlich – Stein hat eine Kraft und eine Echtheit, die kein künstliches Material jemals erreicht. Aber meine erste Reaktion ist immer dieselbe: „Okay, super Idee. Aber reden wir mal Tacheles. Ein Steinbad ist eine ernste Beziehung, kein kurzes Abenteuer. Es verzeiht keine Fehler und ist definitiv kein Wochenend-DIY-Projekt.“

Dieser Beitrag soll dir den Traum aber nicht ausreden, ganz im Gegenteil! Ich will dir das Rüstzeug geben, damit dein Projekt ein voller Erfolg wird. Wir reden heute nicht nur über die schöne Oberfläche, sondern über das, was darunter liegt. Über Gewicht, Wasser und die Tücken der Technik. Denn nur, wer das Material wirklich versteht, hat am Ende auch dauerhaft Freude daran.

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Die harten Fakten: Warum dein Bad kein Bergmassiv ist

Bevor auch nur eine einzige Platte an die Wand kommt, müssen wir über die trockene, aber brutal wichtige Physik reden. Das ist der Teil, den viele am liebsten überspringen würden. Aber genau hier entscheidet sich, ob du in ein paar Jahren ein Meisterstück oder einen teuren Sanierungsfall im Haus hast.

Das Gewicht: Der unsichtbare Elefant im Raum

Klingt banal, ist es aber nicht: Naturstein ist verdammt schwer. Eine normale Gipskartonwand ist nicht dafür gebaut, mal eben eine Verkleidung aus massiven Steinplatten zu tragen. Und der Holzbalkenboden in einem Altbau? Der winkt bei der Vorstellung einer massiven Steindusche plus freistehender Wanne aus dem gleichen Material meist direkt ab.

Um das mal greifbar zu machen: Eine normale, gute Keramikfliese wiegt vielleicht 20 kg pro Quadratmeter. Eine 3 cm dicke Schieferplatte, wie sie sich viele wünschen, bringt aber locker 90 kg pro Quadratmeter auf die Waage. Das ist mehr als das Vierfache! Stell dir das mal auf einer ganzen Wand vor.

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Ich hatte mal einen Bauherrn, der schon stolz seine 3 cm dicken Schieferplatten gekauft hatte. Meine erste Frage war: „Und was sagt der Statiker dazu?“ Totenstille. Wir mussten das ganze Projekt auf Eis legen, bis ein Statiker die Wand und die Decke darunter durchgerechnet und freigegeben hatte. Kleiner Tipp: So ein Gutachten kostet dich je nach Aufwand zwischen 400 € und 800 €. Das klingt erstmal viel, ist aber ein Witz im Vergleich zu den Kosten für eine eingestürzte Wand.

Also, Regel Nummer eins: Sobald es über normale Fliesen hinausgeht, ist ein Statiker keine Option, sondern absolute Pflicht. Ohne sein grünes Licht fasst kein seriöser Profi dein Projekt an.

Die Porosität: Der unsichtbare Feind

Stell dir viele Natursteine wie einen harten Schwamm vor. Sie haben winzige Poren und feine Kanäle, die Wasser aufsaugen. Im Badezimmer wird das zur größten Herausforderung. Wasser, das unbemerkt in den Stein zieht, führt zu unschönen Problemen wie Verfärbungen, weil Mineralien aus dem Kleber nach oben gespült werden. Im schlimmsten Fall nistet sich Schimmel in den feuchten Poren ein – und den bekommst du da nie wieder raus.

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Wusstest du schon? Ein unbehandelter Sandstein kann bis zu 6 % seines Eigengewichts an Wasser aufsaugen. Bei einer 5 m² großen Duschwand sind das schnell mal 10-15 Liter Wasser, die quasi permanent in deiner Wand stecken!

Deshalb ist die Abdichtung unter dem Stein das A und O. Der Stein ist nur die hübsche Deko, die eigentliche wasserdichte Wanne liegt unsichtbar darunter.

Die Wärme: Gemütlichkeit ist kein Zufall

Jeder weiß, Stein fühlt sich erstmal kühl an. Im Winter barfuß auf einen kalten Steinboden zu treten, ist alles andere als angenehm. Deswegen ist eine Fußbodenheizung im Steinbad quasi Standard. Stein ist ein fantastischer Wärmespeicher. Einmal aufgewärmt, gibt er die Wärme stundenlang gleichmäßig ab – ein herrlich luxuriöses Gefühl. Aber Achtung: Es dauert auch länger, bis er warm wird. Die Heizung muss also darauf ausgelegt sein.

Die richtige Planung: Am Schreibtisch Geld sparen, nicht im Baumarkt

Ein gutes Steinbad entsteht nicht spontan auf der Baustelle, sondern Monate vorher in der Planung. Ein gutes Team ist hier alles. Dazu gehören der Architekt oder Badplaner, der Statiker (wir erinnern uns!), der Heizungs- und Sanitärinstallateur, der Elektriker und natürlich der Naturstein-Profi. Ein guter Handwerker stellt übrigens Fragen und sagt nicht zu allem „Ja und Amen“.

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Die Wahl des Steins: Mehr als nur eine Frage der Optik

Fahr zu einem richtigen Natursteinhändler, nicht in den Baumarkt. Schau dir große Platten an, denn ein kleines Musterstück kann gewaltig täuschen. Hier mal ein kleiner Spickzettel zu den gängigsten Sorten:

  • Granit: Der Unkaputtbare. Er ist extrem hart, dicht und ziemlich unempfindlich gegenüber Säuren. Perfekt für Waschtische und Böden. Pflegeaufwand? Minimal. Preislich startet er oft bei 80 € und kann bis 150 € pro Quadratmeter gehen.
  • Marmor: Die anspruchsvolle Diva. Wunderschön, keine Frage, aber weich und super empfindlich bei Säure. Ein Spritzer Zitrone oder der falsche Badreiniger hinterlassen sofort matte, irreparable Flecken. Eher nichts für das turbulente Familienbad. Preislich oft ähnlich wie Granit.
  • Schiefer: Der Charakterdarsteller. Seine spaltraue Oberfläche ist ein echter Hingucker und von Natur aus rutschhemmend. Er muss aber top imprägniert werden, da er sonst fleckempfindlich ist. Eine solide Wahl für viele, oft im mittleren Preissegment zu finden.
  • Sand- und Kalksteine (wie Travertin): Die Sensiblen. Das sind weiche, offenporige Steine, die Schmutz und Wasser quasi aufsaugen, wenn sie nicht perfekt geschützt sind. Sie brauchen eine intensive Erst-Imprägnierung und regelmäßige Nachpflege. Im Duschbereich rate ich persönlich oft davon ab, es sei denn, man ist sich des hohen Pflegeaufwands wirklich bewusst. Preislich oft etwas günstiger, so ab ca. 60 € bis 120 € pro Quadratmeter.

Ach ja, und für den Boden, ganz besonders in der Dusche, achte auf die Rutschhemmung. Eine polierte Oberfläche ist spiegelglatt und gefährlich, wenn sie nass ist. Eine gebürstete, geflammte oder spaltraue Oberfläche ist hier immer die bessere und sicherere Wahl. Die Klasse R10 ist ein guter Richtwert für private Bäder.

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Die Ausführung: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen

Jetzt geht’s ans Eingemachte. Hier zeigt sich, ob du einen echten Profi oder einen Bastler engagiert hast.

Schritt 1: Die Abdichtung – Die unsichtbare Lebensversicherung deines Bades

Das ist der wichtigste Schritt von allen. Wir arbeiten hier streng nach der Norm (DIN 18534), die genau vorschreibt, wie ein Bad vor Wasser geschützt wird. Das ist ein mehrstufiger Prozess mit Grundierung, Dichtbändern für alle Ecken und Anschlüsse und mindestens zwei Schichten einer flüssigen Abdichtung. Das ist Millimeterarbeit.

Kleiner Tipp für dich: Frag deinen Handwerker ganz direkt, ob er nach dieser Norm arbeitet und ob du die einzelnen Schritte fotografieren darfst. Ein Profi wird stolz sein, seine saubere Arbeit zu zeigen. Wenn er zögert oder abwinkt: Finger weg!

Schritt 2 & 3: Verlegen und Verfugen

Wir verwenden einen speziellen Natursteinkleber, der Verfärbungen verhindert. Die Platten werden im sogenannten „Buttering-Floating“-Verfahren verlegt, also Kleber auf den Boden UND auf die Plattenrückseite. So gibt es keine Hohlräume. Auch die Fugenmasse muss für Naturstein geeignet sein, sonst zieht die Farbe in den Stein ein und macht hässliche Ränder.

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Schritt 4: Imprägnieren – Der letzte Schutzschild

Der letzte, entscheidende Schritt ist die Imprägnierung. Sie dringt in den Stein ein und sorgt dafür, dass Wasser und Schmutz abperlen, der Stein aber atmungsaktiv bleibt. Hierbei muss man super sorgfältig sein: Überschüssiges Mittel, das auf der Oberfläche trocknet, hinterlässt klebrige Streifen, die man kaum noch wegbekommt. Ein klassischer Heimwerkerfehler.

Pflege: Wie du dein Investment schützt

Ein Steinbad zu pflegen, ist einfach, wenn man die eine goldene Regel beachtet: NIEMALS säurehaltige Reiniger verwenden! Kein Essigreiniger, kein Zitrusreiniger, keine Scheuermilch. Diese Mittel zerstören die Oberfläche von Kalksteinen wie Marmor oder Travertin unwiederbringlich.

Ich werde nie den Anruf eines Kunden vergessen, der sein brandneues 15.000-Euro-Marmorbad mit einem aggressiven Kalkreiniger „gepflegt“ hatte. Die gesamte Politur war weg, der Stein war stumpf und rau. Die Reparatur durch Abschleifen und Neu-Polieren hat ihn am Ende nochmal über 2.000 Euro gekostet. Eine teure Lektion.

Nimm zur täglichen Reinigung einfach klares Wasser und ein Mikrofasertuch. Für die Grundreinigung gibt es ph-neutrale Reiniger. Profis greifen oft zu Produkten von Marken wie Lithofin oder Fila, die du auch im Fachhandel oder online findest. Die Imprägnierung solltest du je nach Nutzung alle paar Jahre auffrischen. Der Test ist einfach: Perlt ein Wassertropfen ab? Super. Zieht er ein und macht den Stein dunkel? Zeit zum Nachimprägnieren.

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Der Zeitplan: Wie lange dauert das Drama eigentlich?

Geduld ist eine Tugend, besonders beim Steinbad. Vergiss die Idee von einer schnellen Renovierung in einer Woche. Realistisch solltest du mit mindestens 4 bis 6 Wochen rechnen. Ein grober Plan könnte so aussehen:

  • Woche 1: Abriss, Lärm und Staub. Vorbereitung der Rohinstallationen für Wasser und Strom.
  • Woche 2: Estrich und Putz müssen trocknen. Das ist reine Wartezeit, die man nicht abkürzen kann.
  • Woche 3: Die Abdichtung. Das Auftragen und vor allem das Trocknen der einzelnen Schichten dauert seine Zeit, oft 3-4 Tage.
  • Woche 4-5: Endlich kommt der Stein! Das Verlegen, Verfugen und Imprägnieren braucht Sorgfalt und Zeit.
  • Woche 6: Endmontage von Armaturen, Badmöbeln und die finale Reinigung.

Ein ehrliches Fazit: Ist ein Steinbad das Richtige für dich?

Ein Bad aus Naturstein ist eine Investition – in Geld, Zeit und auch ein bisschen in Pflege. Es ist perfekt für dich, wenn du etwas Einzigartiges, Langlebiges und Wertbeständiges suchst und bereit bist, für die Planung und Ausführung in echte Profis zu investieren.

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Ganz ehrlich? Wenn du eine schnelle, supergünstige und absolut pflegeleichte Lösung für die nächsten 10 Jahre suchst, ist es vielleicht nicht die beste Wahl. Dann ist eine hochwertige Keramikfliese in Steinoptik oft die klügere Alternative. Die sehen heute täuschend echt aus, sind aber porenfrei, leichter und brauchen keine besondere Pflege.

Ich persönlich liebe die Arbeit mit echtem Stein. Jede Platte ist ein Kunstwerk der Natur. Wenn man diesem Material mit Wissen und Respekt begegnet, erschafft man etwas für die Ewigkeit. Einen echten Rückzugsort. Aber dieser Fels braucht eben ein felsenfestes Fundament. Und dieses Fundament ist Wissen – das du jetzt hast.

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Muss wirklich jeder Stein im Bad versiegelt werden – oder ist das nur Geldmacherei?

Eine absolut berechtigte Frage, die über die Langlebigkeit deines Traumbads entscheidet. Die kurze Antwort: Ja, fast immer! Naturstein ist, anders als eine glasierte Keramikfliese, von Natur aus porös. Er saugt Wasser, Seifenreste und Öle auf wie ein Schwamm. Ohne Schutzschild führt das unweigerlich zu Flecken und Verfärbungen. Eine hochwertige Imprägnierung, zum Beispiel von Spezialisten wie Lithofin, dringt tief in den Stein ein und verschließt die Poren von innen, ohne eine künstliche Schicht auf der Oberfläche zu bilden. So bleibt die natürliche Haptik erhalten, aber Schmutz wird abgewiesen. Und denk dran: Das ist kein einmaliger Akt. Je nach Beanspruchung muss dieser Schutz alle paar Jahre erneuert werden – ein Teil der „ernsten Beziehung“, von der der Meister spricht.

Marmor: Die elegante Diva. Er steht für puren Luxus und eine einzigartige, feine Maserung. Aber Vorsicht: Marmor ist kalkhaltig und daher extrem empfindlich gegenüber Säuren. Ein Spritzer Zitrone oder der falsche Badreiniger können matte, irreparable Flecken hinterlassen. Er fordert Hingabe und eine perfekte Versiegelung.

Schiefer: Der robuste Charakterkopf. Mit seiner spaltrauen Oberfläche und den dunklen Erdtönen bringt er eine urige Kraft ins Bad. Er ist von Natur aus dichter, wasserabweisender und verzeiht deutlich mehr als Marmor. Ideal für stark beanspruchte Bereiche wie Duschböden.