Freistehende Badewanne: Dein kompletter Guide vom Profi – von der Planung bis zur Pflege
Ich kann mich noch gut an eine meiner ersten Begegnungen mit einer freistehenden Löwenfußwanne erinnern. Ein Altbau-Projekt, der Kunde wollte dieses herrschaftliche Flair zurückhaben. Und ganz ehrlich? Wir haben das Gewicht dieser Wanne maßlos unterschätzt. Vier gestandene Männer waren nötig, um dieses Gusseisen-Monster unbeschadet in den zweiten Stock zu wuchten. Damals habe ich eine wichtige Lektion gelernt: So eine Wanne ist kein Möbelstück, das man mal eben hinstellt. Sie ist ein richtiges kleines Bauwerk, das keine Fehler bei der Planung und schon gar keine Nachlässigkeit beim Einbau verzeiht.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Qual der Wahl: Welches Material passt zu dir?
- 0.2 Planung ist alles: Dein Fahrplan zum Wannen-Glück
- 0.3 Der Einbau: So machen’s die Profis
- 0.4 Was kostet der Traum vom freistehenden Bad?
- 0.5 Damit sie lange schön bleibt: Dein Pflege-Guide
- 0.6 Sicherheit zuerst! 4 Dinge, die du nicht ignorieren darfst
- 0.7 Mein Fazit aus der Werkstatt
- 1 Bildergalerie
Seitdem sind unzählige Bäder durch meine Hände gegangen, aber die Faszination für diese Wannen ist geblieben. Sie sind einfach der unangefochtene Mittelpunkt eines jeden Badezimmers, ein echtes Versprechen von Luxus und Entschleunigung. Der Weg dorthin ist aber, und da bin ich ehrlich, mit handfesten Herausforderungen gepflastert. In diesem Guide teile ich mein ganzes Wissen mit dir – nicht nur, was schön aussieht, sondern vor allem, was funktioniert, was sicher ist und worauf du achten musst, damit dein Traum nicht zum teuren Albtraum wird.

Die Qual der Wahl: Welches Material passt zu dir?
Die erste und wichtigste Entscheidung ist die Materialfrage. Sie beeinflusst wirklich alles: das Gewicht, das Gefühl auf der Haut, wie lange dein Badewasser warm bleibt und natürlich auch, was am Ende auf dem Preisschild steht. Jedes Material hat seine Vor- und Nachteile, man muss sie nur kennen.
Der unerschütterliche Klassiker: Emailliertes Gusseisen
Wenn du an eine traditionelle Wanne denkst, meinst du wahrscheinlich eine aus Gusseisen mit einer dicken, glasartigen Emaille-Schicht. Das ist die Königsklasse. Das Material hat eine enorme Dichte, das spürt man sofort. Es fühlt sich einfach unglaublich wertig und fast unzerstörbar an.
Ein bisschen Physik am Rande: Gusseisen speichert Wärme fantastisch, aber es braucht einen Moment, um auf Touren zu kommen. Wenn du Wasser einlässt, fühlt sich die Wanne erst mal kühl an. Aber hat sie sich einmal aufgewärmt, hält sie die Temperatur deines Badewassers locker über eine Stunde. Der riesige Nachteil ist das Gewicht. Eine leere Gusswanne bringt es auf 120 bis 180 Kilo. Mit Wasser und einer Person drin knackst du schnell die 400-Kilo-Marke. Das ist wie ein kleines Klavier auf einer winzigen Fläche.

Achtung! Gerade in Altbauten mit Holzbalkendecken ist ein Statiker absolute Pflicht. Ich habe schon Sanierungen begleitet, bei denen wir extra Stahlträger zur Verstärkung einziehen mussten. Das sind natürlich Kosten, die man von Anfang an auf dem Schirm haben muss (rechne mal mit 300 € bis 600 € für das Gutachten).
Die leichte Alternative: Sanitäracryl
Viele moderne Wannen im klassischen Look sind heute aus Sanitäracryl. Das ist im Grunde ein durchgefärbter Kunststoff, der oft mit Glasfaser verstärkt wird. Der riesige Vorteil: Diese Wannen wiegen nur 30 bis 50 Kilo. Das macht den Transport und die Installation zu einem Kinderspiel.
Die Oberfläche von Acryl fühlt sich von Anfang an angenehm warm an. Dafür kühlt das Wasser aber auch etwas schneller ab, weil das Material die Wärme nicht so gut speichern kann. Ehrlich gesagt ist Acryl auch anfälliger für Kratzer. Der Trick dabei ist aber: Tiefe Kratzer kann man oft wieder rauspolieren, was bei einer beschädigten Emaille-Schicht quasi unmöglich ist.

Kleiner Tipp: Für obere Stockwerke oder wenn du dir bei der Statik unsicher bist, ist eine Acrylwanne oft die vernünftigere Wahl. Du bekommst 90 % der Optik bei nur 10 % des Gewichts. Ein super Kompromiss, finde ich.
Der moderne Trendsetter: Mineralguss
Mineralguss ist eine spannende Mischung aus mineralischen Stoffen wie Marmormehl und Kunstharz. Das Ergebnis fühlt sich an wie samtiger Stein – schwer, massiv und total hochwertig. Vom Gewicht her liegt es genau zwischen Acryl und Gusseisen. Auch die Wärmespeicherung ist top, fast auf dem Niveau von Gusseisen. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass kleine Macken oder Kratzer mit speziellen Reparatur-Sets oft unsichtbar ausgebessert werden können.
Aber Mineralguss ist auch eine kleine Diva bei der Pflege. Aggressive Reiniger oder Haarfärbemittel können fiese Flecken hinterlassen. Hier ist also etwas Vorsicht geboten. Preislich bewegt man sich hier auch eher im oberen Segment.
Planung ist alles: Dein Fahrplan zum Wannen-Glück
Bevor du auch nur daran denkst, eine Wanne zu bestellen, gibt es ein paar Hausaufgaben. Eine gute Planung spart dir später Nerven und eine Menge Geld.

Wie viel Platz brauchst du wirklich?
Die wichtigste Frage zuerst: Passt das Ding überhaupt rein und kann man sich dann noch bewegen? Als Faustregel aus der Praxis: Lass mindestens 50 cm, besser 60 cm, Platz an den Längsseiten und am Fußende. Warum? Weil du sonst beim Putzen wahnsinnig wirst! Du musst bequem mit dem Staubsauger und dem Wischmopp drumherum kommen.
Wenig bekannter Trick: Du bist unsicher wegen der Größe? Nimm eine alte Decke oder große Kartons und leg sie in den Maßen deiner Traumwanne auf den Badezimmerboden. Lass das mal einen Tag so liegen. So bekommst du ein super Gefühl dafür, wie die Wanne den Raum verändert und ob die Wege noch passen.
Deine Checkliste für den Start
Damit du nichts vergisst, hier eine kleine Übersicht:
- Wen du anrufen solltest:
– Einen Statiker (bei Gusswannen oder in Altbauten ein Muss!).
– Einen SHK-Fachbetrieb (Sanitär, Heizung, Klima) für die Wasseranschlüsse. Das ist kein DIY-Job!
– Einen Elektriker, falls du Beleuchtung in der Nähe der Wanne planst (Stichwort: Schutzbereiche). - Was du auf dem Zettel haben musst:
– Die genauen Maße der Wanne und der Armatur (aus dem Datenblatt).
– Die Position der Bodenanschlüsse für Wasser und Abfluss.
– Den Bodenbelag (muss VOR der Wanne fertig sein).
– Eine hochwertige Ab- und Überlaufgarnitur (hier nicht sparen!).

Der Einbau: So machen’s die Profis
Der Einbau einer freistehenden Wanne ist nichts für einen lockeren Samstagnachmittag. Wenn die Anschlüsse erst verlegt werden müssen, inklusive Boden aufstemmen, Estrich gießen und trocknen lassen, kann sich so ein Projekt gut und gerne über ein bis zwei Wochen ziehen. Liegen die Anschlüsse schon perfekt, ist die reine Montage der Wanne oft an einem Tag geschafft.
Der Untergrund muss absolut tragfähig, eben und fertig gefliest sein. Kleinere Unebenheiten gleichen wir mit den verstellbaren Füßen der Wanne aus, aber bei einem wirklich schiefen Boden muss vorher mit Ausgleichsmasse gearbeitet werden.
Das Herzstück ist der Anschluss der Ab- und Überlaufgarnitur. Hier muss alles 100%ig dicht sein. Ein junger Geselle von mir hat mal vergessen, die hauchdünne Schutzfolie von einer Dichtung abzuziehen. Das Ergebnis? Ein winziges Leck, das erst nach Wochen bemerkt wurde und einen riesigen Wasserschaden im Estrich verursacht hat. Seitdem gilt bei uns bei jeder Dichtung das Vier-Augen-Prinzip. Vertrau mir, das willst du nicht erleben.

Bei der bodenstehenden Armatur ist es ähnlich. Der Sockel dafür muss bombenfest im Rohboden verankert werden, BEVOR der Estrich und die Fliesen kommen. Nach der Installation machen wir immer eine Druckprobe der Leitungen mit 15 bar, um sicherzugehen, dass alles dicht ist. Erst dann wird der Boden wieder verschlossen.
Was kostet der Traum vom freistehenden Bad?
Seien wir realistisch, so ein Projekt ist eine Investition. Hier mal eine grobe Hausnummer, damit du weißt, worauf du dich einlässt:
- Die Wanne selbst: Rechne bei Acryl mit ca. 600 € bis 2.000 €, bei Mineralguss mit 1.500 € bis 4.000 € und bei echtem Gusseisen mit 1.800 € bis über 5.000 €.
- Die Armatur: Eine gute, bodenstehende Armatur ist schwer unter 700 € zu finden. Realistisch sind eher 1.000 € bis 2.500 €. Schau dich bei den großen, bekannten Armaturen-Spezialisten um, da bist du auf der sicheren Seite.
- Die Installation: Liegen alle Anschlüsse schon perfekt, kostet die reine Montage durch einen Fachbetrieb etwa 400 € bis 800 €. Müssen Leitungen verlegt, der Boden geöffnet und wieder geschlossen werden, bist du schnell bei 2.000 € bis 4.000 € allein für die Sanitärarbeiten – plus Fliesenleger!

Damit sie lange schön bleibt: Dein Pflege-Guide
Im Titel versprochen, hier geliefert: die richtige Pflege für deine neue Wanne. Denn mit dem falschen Reiniger kannst du mehr kaputt machen, als du denkst.
- Emaille (Gusseisen): Super robust und kratzfest, aber bitte keine Scheuermilch oder kratzige Schwämme! Die machen die Oberfläche auf Dauer stumpf. Ein milder Badreiniger oder sogar ein Schuss Essig im Wasser reichen völlig. Gegen Kalk hilft Zitronensäure.
- Acryl: Die Oberfläche ist weicher. Also: Finger weg von allem, was scheuert! Am besten sind spezielle Acrylreiniger oder ganz simpel ein weiches Tuch mit etwas Spülmittel. Kleine Kratzer kannst du, wie gesagt, mit Autopolitur oder speziellen Reparaturpasten oft selbst entfernen.
- Mineralguss: Hier ist Vorsicht geboten. Verwende nur pH-neutrale, milde Reiniger. Auf keinen Fall aggressive Rohrreiniger, säurehaltige Mittel oder Haarfärbemittel in die Wanne kippen – das kann zu Verfärbungen führen, die du nie wieder rausbekommst.
Sicherheit zuerst! 4 Dinge, die du nicht ignorieren darfst
Ein schönes Bad ist toll, ein sicheres Bad ist überlebenswichtig. Hier gibt es keine Kompromisse.

1. Strom und Wasser: Ein Kronleuchter über der Wanne? Sieht mega aus, aber er MUSS die richtige Schutzart für Feuchträume haben (mindestens IPX4 im direkten Bereich über der Wanne). Das ist ein Job für den Elektriker, der die strengen VDE-Normen kennt. Steckdosen und Schalter haben in unmittelbarer Nähe der Wanne nichts verloren.
2. Rutschgefahr: Eine nasse Emaille-Oberfläche ist glatt wie ein Aal. Eine gute, rutschfeste Badematte davor ist absolute Pflicht. Für zusätzliche Sicherheit gibt es auch transparente Anti-Rutsch-Sticker oder -Beschichtungen für den Wannenboden.
3. Verbrühungsschutz: Achte darauf, dass deine Armatur einen Thermostat mit einer Sicherheitssperre bei 38 °C hat. Das ist besonders in Haushalten mit Kindern oder älteren Menschen ein Muss und verhindert schlimme Unfälle.
4. Wasserschaden: Ich kann es nicht oft genug sagen: Die Anschlüsse im Boden sind die größte Schwachstelle. Lass das einen Profi machen und bestehe auf einer dokumentierten Druckprobe. Das gibt dir Sicherheit und ist im schlimmsten Fall dein wichtigster Nachweis für die Versicherung.

Mein Fazit aus der Werkstatt
Ja, eine freistehende Wanne ist ein anspruchsvolles Projekt. Sie fordert Respekt, gute Planung und echtes Fachwissen. Spar bitte nicht an der falschen Stelle – also nicht an der Sicherheit und nicht an der Installation. Aber wenn dann alles fertig ist, die Wanne perfekt an ihrem Platz steht, das Wasser leise einläuft und du das erste Mal darin liegst… dann weißt du, dass sich jeder Cent und jede Minute Planung gelohnt hat. Und dieses Gefühl ist unbezahlbar.
Bildergalerie


Und was ist mit dem Boden darunter? Hält der das überhaupt aus?
Eine absolut berechtigte Frage, die oft zu spät gestellt wird. Bei einem Neubau ist die Planung der Traglast einfacher, aber im Altbau ist Vorsicht geboten. Ein Statiker sollte prüfen, ob die Deckenkonstruktion das Gewicht einer gefüllten Wanne (oft über 400 kg!) plus Person aushält. Zudem ist die Abdichtung entscheidend. Unter Fliesen muss eine Verbundabdichtung nach DIN-Norm erfolgen. Bei Holzböden ist eine spezielle Versiegelung, z.B. mit Bootslack, und eine absolut dichte Anbindung des Abflusses unerlässlich, um Wasserschäden an der Bausubstanz zu vermeiden. Fußbodenheizungen sind meist kein Problem, solange die Leitungen nicht direkt unter den Standfüßen der Wanne verlaufen.

- Mindestens 15-20 cm Abstand zu allen Wänden erleichtert die Reinigung ungemein.
- Planen Sie auf der „Einstiegsseite“ mindestens 75 cm freien Bewegungsraum ein.
- Sorgen Sie dafür, dass Handtuchhalter oder eine kleine Ablage in bequemer Reichweite sind.
Der wahre Luxus einer freistehenden Wanne entfaltet sich erst, wenn sie „atmen“ kann. Quetschen Sie sie nicht in eine Ecke – sie ist die Hauptdarstellerin, nicht die Statistin.

Bodenstehende Armatur: Die klassische, elegante Wahl. Sie wirkt wie eine Skulptur neben der Wanne. Marken wie Hansgrohe oder Dornbracht bieten hier fantastische Designs. Der Nachteil: Die Wasserleitungen müssen präzise im Estrich verlegt werden, was eine nachträgliche Installation erschwert.
Wandarmatur: Eine modernere, platzsparende Option, wenn die Wanne nah an einer Wand steht. Hier muss die Auslauflänge exakt passen, damit das Wasser mittig in die Wanne fließt, ohne zu spritzen. Messen Sie vor dem Kauf genau!
Die Entscheidung beeinflusst maßgeblich die Bauphase und den finalen Look.

Wussten Sie schon? Ein Liter Wasser wiegt genau ein Kilogramm.
Das klingt banal, aber rechnen Sie mal nach: Eine durchschnittliche freistehende Wanne fasst 180 bis 250 Liter. Das sind allein 180-250 kg Wasser, plus das Eigengewicht der Wanne (z.B. 130 kg für Gusseisen) und Ihr Körpergewicht. So kommt man schnell auf eine Punktlast von über 450 kg – das Gewicht eines kleinen Konzertflügels.

Während die gezeigten Bilder oft den opulenten Charme von Löwenfußwannen feiern, gibt es einen starken Gegentrend: organisch geformte, fugenlose Wannen aus Mineralguss oder dem patentierten Quaryl von Villeroy & Boch. Modelle wie die „Squaro Edge 12“ oder die ovalen Wannen von Bette verzichten auf Füße und stehen mit ihrer vollen Form auf dem Boden. Ihr Vorteil liegt nicht nur im geringeren Gewicht, sondern auch in einer samtig-warmen Haptik und der Möglichkeit, filigrane, dünne Ränder zu gestalten, die fast schwerelos wirken.
Ein Wort zur Pflege: Die Oberfläche Ihrer Wanne bestimmt die Reinigung. Hochglänzendes Stahl-Email von Herstellern wie Kaldewei ist extrem robust und kratzfest, verträgt aber keine säurehaltigen Reiniger. Matte Oberflächen aus Mineralguss (Solid Surface) sind empfindlicher gegenüber Kratzern, lassen sich aber oft mit einem speziellen Schleifvlies wieder aufarbeiten. Generell gilt: Immer weiche Tücher und milde, pH-neutrale Reiniger verwenden, um den Glanz oder das matte Finish langfristig zu erhalten.




