Dein Doppelwaschtisch-Projekt: So klappt’s ohne Stress und teure Fehler
Ich habe in meinem Leben schon unzählige Bäder gesehen – von winzigen Nasszellen im Altbau bis hin zu riesigen Wellness-Oasen. Und immer wieder höre ich den gleichen Wunsch: mehr Platz und weniger Zoff am Morgen. Die Lösung scheint oft ein Doppelwaschtisch zu sein. Aber genau hier fangen die wirklich wichtigen Fragen erst an.
Inhaltsverzeichnis
Ein Doppelwaschtisch ist nämlich viel mehr als nur ein breites Becken mit zwei Wasserhähnen. Er ist das Herzstück des Badezimmers. Und ob du daran jahrelang Freude hast oder dich jeden Tag ärgerst, entscheidet sich schon bei der Planung. Lass uns das mal gemeinsam durchgehen, damit du am Ende die für dich perfekte Lösung findest.
Bevor du loslegst: Der wichtigste Check zuerst!
Bevor du dich in schicke Designs und Farben verliebst, mach mal diesen einen, simplen Test: Klopf an die Wand, an der der Waschtisch hängen soll. Klingt sie massiv und fest (wie Beton oder Ziegel) oder eher hohl (wie eine Gipskartonwand)? Diese eine Information entscheidet fast alles Weitere. Ehrlich, der häufigste Fehler, den ich bei Notfalleinsätzen sehe, ist ein teurer Waschtisch, der von einer schwachen Wand zu kippen droht.

Wie viel Platz brauchst du wirklich?
Hersteller bieten Doppelwaschtische schon ab 120 cm Breite an. Aus meiner Erfahrung kann ich dir aber sagen: Das ist für den Alltag echt knapp. Stell dir vor, zwei Leute stehen nebeneinander, putzen sich die Zähne, waschen sich das Gesicht. Da will man Ellbogenfreiheit haben.
- 120 cm: Das absolute Minimum. Funktioniert nur, wenn man sich super gut abspricht oder selten gleichzeitig am Becken steht. Eher eine Notlösung, wenn’s nicht anders geht.
- 140-150 cm: Das ist der goldene Mittelweg. Hier hat jeder seinen eigenen Bereich und oft bleibt in der Mitte sogar noch eine praktische Ablagefläche für Seife oder Cremes.
- 160 cm und mehr: Das ist purer Komfort. Hier kommt man sich auch im größten Morgen-Trubel nicht in die Quere. Genug Platz für alles, was man so braucht, ist hier garantiert.
Miss deine Wand genau aus und vergiss nicht, den Platz links und rechts davon zu berücksichtigen. Kommst du noch bequem zur Dusche? Geht die Tür noch komplett auf? Das sind die kleinen Dinge, die später riesig nerven können.

Die Wand: Was muss sie aushalten können?
So ein Doppelwaschtisch aus Keramik oder Mineralguss, gefüllt mit Wasser und mit einem vollen Unterschrank, wiegt schnell mal über 100 Kilo. Diese Last zerrt ununterbrochen an der Wand.
- Massive Wand (Ziegel, Beton): Perfekt! Hier finden die langen Schrauben bombenfesten Halt. Mit den richtigen Dübeln ist die Montage ein Kinderspiel für jeden geübten Heimwerker.
- Trockenbauwand (Gipskarton): Achtung, hier wird es knifflig! Eine normale Gipskartonwand hält das Gewicht niemals aus. Du brauchst zwingend eine Verstärkung. Die Profi-Lösung sind spezielle Montagerahmen aus Metall, die im Ständerwerk verankert werden und die Last auf den Boden und die Profile verteilen. Wenn du sanierst, kannst du die Wand auch öffnen und eine dicke Holzbohle (mindestens 4 cm stark) zwischen die Metallprofile schrauben. Daran lässt sich der Waschtisch dann sicher befestigen. Simple Hohlraumdübel sind hier lebensgefährlich – lass die Finger davon!
Kleiner Tipp aus der Praxis: Egal welche Wand du hast, geh IMMER mit einem Leitungssucher drüber, bevor du bohrst. Ein angebohrtes Wasser- oder Stromrohr ist der absolute Super-GAU.

Wasser marsch: Anschlüsse und Abfluss
Im Neubau ist alles einfach, da kann man die Anschlüsse planen, wie man sie braucht. Im Altbau musst du oft mit dem arbeiten, was da ist. Das beeinflusst die Wahl deines Waschtischs enorm. Ein durchgehendes Becken mit einer großen Mulde kommt oft mit einem einzigen Abfluss in der Mitte aus. Das ist bei einer Renovierung meist die einfachste und günstigste Lösung, weil der vorhandene Anschluss in der Wand genutzt werden kann. Bei zwei getrennten Becken brauchst du im Idealfall auch zwei getrennte Siphons und Abflüsse, was einen größeren Eingriff bedeuten kann.
Keramik oder Mineralguss? Eine Frage des Gefühls – und des Geldes
Das Material entscheidet über Optik, Haptik und Pflegeaufwand. Die zwei häufigsten Optionen sind Keramik und Mineralguss, und die sind grundverschieden.
Sanitärkeramik ist der zeitlose Klassiker. Sie ist extrem hart, kratzfest und unempfindlich gegenüber fast allen Reinigern. Perfekt für Familien, wo auch mal was runterfällt oder ruppiger umgegangen wird. Der Nachteil: Wenn ein schwerer Gegenstand wie eine Parfumflasche unglücklich auftrifft, kann die Glasur abplatzen oder das Becken sogar springen. Eine Reparatur ist dann so gut wie unmöglich. Preislich geht’s hier oft etwas günstiger los, rechne für einen guten 140-cm-Waschtisch mit Preisen zwischen 300 € und 700 €.

Mineralguss ist der moderne Alleskönner. Das Material fühlt sich wärmer und seidiger an und ermöglicht tolle, fugenlose Designs. Der größte Vorteil: Kleinere Kratzer kannst du einfach mit einer speziellen Paste rauspolieren. Dafür ist die Oberfläche aber auch weicher und empfindlicher. Vorsicht also mit kratzigen Schwämmen, aggressiven Reinigern oder heißen Glätteisen! Preislich liegt Mineralguss meist etwas höher, plane hier eher zwischen 500 € und 1.200 € ein.
Ganz ehrlich? Für die meisten ist Keramik die pragmatischere Wahl. Wenn du aber ein Design-Liebhaber bist und sorgsam mit deinen Sachen umgehst, wirst du die samtige Haptik von Mineralguss lieben.
Das Drumherum: Spiegel, Licht und der Kampf um Stauraum
Ein Doppelwaschtisch wirkt erst richtig mit dem passenden Umfeld. Denk unbedingt an den Spiegel und die Beleuchtung! Überleg dir, ob du einen riesigen Spiegel über die gesamte Breite möchtest, was den Raum größer wirken lässt, oder lieber zwei einzelne Spiegel, die die beiden Bereiche klarer definieren. Viel wichtiger ist aber das Licht. Für ein schattenfreies Gesicht beim Schminken oder Rasieren sind zwei vertikale Leuchten links und rechts vom Spiegel ideal. Alternativ tut es auch eine starke, breite Leuchte von oben.

Und dann der Unterschrank. Achte hier auf die Qualität. Billige Möbel mit Folienkanten quellen an den Fugen schnell auf, wenn sie feucht werden. Besser sind lackierte MDF-Platten. Schubladen mit Vollauszug und Soft-Close-Funktion sind übrigens kein Luxus, sondern ein Segen im Alltag.
Wenig bekannter Trick: Frag im Baumarkt oder Sanitärhandel nach einem „Raumsparsiphon“ oder „Möbelsiphon“. Dieses clevere Teil verläuft ganz eng an der Wand und frisst dir nicht den wertvollen Platz in der obersten Schublade weg. Kostet nur ein paar Euro mehr, bringt aber enorm viel!
Montage: So wird’s was (oder wann du den Profi rufst)
Wenn die Anschlüsse passen und die Wand massiv ist, kann ein geübter Heimwerker den Austausch selbst wagen. Plan dafür mal locker 4-6 Stunden ein. Ein Profi schafft das in der Regel in 2-3 Stunden.
Bei der Montagehöhe gilt: Vergiss die Normen! Stell dich mit deinem Partner vor die Wand und simuliert das Zähneputzen. Markiert die Höhe, die für euch beide am bequemsten ist. Das ist wichtiger als jede Vorschrift.

Der kritischste Punkt ist die Abdichtung. Die Fuge zwischen Waschtisch und Wand muss absolut dicht sein. Verwende dafür hochwertiges Sanitärsilikon, kein billiges Acryl! Und denk dran: Diese Silikonfuge ist nur die zweite Verteidigungslinie. Die eigentliche Abdichtung liegt unsichtbar hinter den Fliesen.
Achtung, Überlauf!
Viele moderne Waschtische haben aus Designgründen keinen Überlauf mehr – dieses kleine Loch oben im Becken. Das sieht schick aus, birgt aber eine Gefahr. Ein solcher Waschtisch darf NUR mit einem nicht verschließbaren Ablaufventil betrieben werden. Ansonsten ist bei einer kleinen Unachtsamkeit die Überschwemmung vorprogrammiert. Das ist übrigens auch ein Versicherungsthema!
DIY oder Profi? Eine ehrliche Einschätzung
Ein bisschen handwerkliches Geschick vorausgesetzt, kannst du vieles selbst machen. Aber es gibt klare Grenzen. Hol dir unbedingt einen Fachmann, wenn:
- du dir bei der Wand unsicher bist.
- Wasser- oder Abflussleitungen verlegt werden müssen.
- Elektroarbeiten für Licht oder Steckdosen anfallen.
- du einfach auf Nummer sicher gehen und eine Gewährleistung auf die Arbeit haben willst.
Die reine Montage durch einen Profi kostet, wenn alle Anschlüsse liegen, meist zwischen 250 € und 500 €. Das ist gut investiertes Geld für jahrelange Sorgenfreiheit. Auch bei den Armaturen lohnt es sich, nicht zu knausern. Gute Modelle kosten pro Stück zwar 80 € bis 250 €, halten dafür aber auch dicht. Ein Doppelwaschtisch ist eine tolle Investition in den täglichen Frieden im Bad. Wenn du die Planung ernst nimmst, das Material klug wählst und bei der Montage nicht pfuschst, wirst du dich jeden Morgen darüber freuen.
