Freistehende Badewanne: Ihr Traum vom Luxusbad – und was er wirklich kostet
Hey, schön, dass Sie hier sind! In meiner Werkstatt und auf Baustellen sehe ich viele Badezimmerträume. Und ganz oben auf der Wunschliste steht fast immer: die freistehende Badewanne. Man kennt sie ja aus den Hochglanzmagazinen – da thront sie mitten im Raum, glänzt und verspricht die pure Entspannung. Viele kommen schon mit diesem perfekten Bild im Kopf zu mir. Sie sehen sich im Schaumbad liegen, den Blick aus dem Fenster schweifen lassen … ein tolles Bild, keine Frage.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Das Wichtigste zuerst: Hält Ihr Boden das überhaupt aus?
- 2 Die unsichtbare Arbeit: Wasser, Abfluss und die Tücken im Boden
- 3 Das Material: Eine Frage von Gefühl, Pflege und Gewicht
- 4 Eine Frage, die keiner stellt: Reicht Ihr warmes Wasser?
- 5 Der Raum zum Wirken: Bitte nicht in die Ecke quetschen!
- 6 Mal Butter bei die Fische: Was kostet der ganze Spaß?
- 7 Mein Fazit und Ihre Hausaufgabe
- 8 Bildergalerie
Aber bevor wir das Sektglas füllen, müssen wir über das Fundament reden. Und damit meine ich nicht nur das Fundament des Hauses, sondern das Ihrer Entscheidung. Ich baue seit einer gefühlten Ewigkeit Bäder. Ich habe Wannen auf knarrenden Altbaudielen und auf spiegelglattem Neubau-Beton installiert. Ich habe gesehen, was super funktioniert und was nach ein paar Jahren zu verdammt teuren Reparaturen führt. Eine freistehende Wanne ist ein Statement, ein echtes Schmuckstück. Aber sie ist eben auch ein tonnenschweres Objekt voller Wasser, das absolut perfekt angeschlossen werden muss. Meine Mission ist es, Ihnen die ehrliche, ungeschminkte Wahrheit zu erzählen. Damit Ihr Traum nicht zum Albtraum wird.

Das Wichtigste zuerst: Hält Ihr Boden das überhaupt aus?
Das ist die allererste Frage. Und ehrlich gesagt die, die am häufigsten vergessen wird, weil alle nur auf das Design schielen. Aber stellen Sie sich das mal bildlich vor. Eine Wanne wiegt leer schon zwischen 50 kg (leichtes Acryl) und gut 150 kg (massiver Mineralguss). Jetzt füllen Sie mal locker 200 Liter Wasser rein – das sind 200 kg extra. Dann steigen Sie selbst mit vielleicht 80 kg dazu. Rechnen wir kurz zusammen:
- Wanne (schweres Modell): ca. 150 kg
- Wasserfüllung: ca. 200 kg
- Person: ca. 80 kg
- Macht zusammen: satte 430 kg!
Dieses Gewicht von fast einer halben Tonne drückt auf eine ziemlich kleine Fläche. Im Neubau mit einer soliden Stahlbetondecke ist das meistens kein Thema, die sind für solche Lasten nach den geltenden Baunormen locker ausgelegt. Aber im Altbau … da wird es spannend.
Die besondere Herausforderung: Altbau mit Holzbalkendecke
In Altbauten finden wir oft Holzbalkendecken. Die sind von Natur aus flexibler, die schwingen ein bisschen. Und nach vielen Jahrzehnten haben die Balken vielleicht nicht mehr die Spannkraft von früher. Wenn Sie da einfach eine schwere Wanne draufstellen, kann das im besten Fall zu durchgebogenen Böden und Rissen in den Fliesen führen. Im schlimmsten Fall beschädigen Sie die Statik des ganzen Hauses.

Ich hatte mal einen Kunden in einem charmanten alten Stadthaus, der sich eine massive Gusseisenwanne auf die originalen Dielenböden stellen wollte. Ich habe mich schlicht geweigert, den Job ohne Prüfung anzunehmen. Wir haben einen Statiker geholt. Und siehe da: Die Balken hätten die Last niemals sicher getragen. Die Lösung war aufwendiger – Boden auf, spezielle Lastverteilungsplatten rein, alles verstärken. Das hat natürlich extra gekostet, aber jetzt ist das Haus sicher und die Wanne steht bombenfest. Das ist der Unterschied zwischen „schnell-schnell“ und richtig guter Arbeit.
Kleiner Tipp vom Profi: Planen Sie bei einem Altbau IMMER einen Statiker ein. Die Prüfung kostet Sie vielleicht zwischen 300 € und 800 €, aber das ist Kleingeld im Vergleich zu einem Strukturschaden. Bitten Sie um eine schriftliche Freigabe. Das gibt Ihnen und Ihrem Handwerker die nötige Sicherheit. Ach ja, und wenn der Boden eh schon schief ist (was im Altbau ja normal ist), keine Sorge: Ein guter Handwerker gleicht das mit speziellen Unterkonstruktionen oder Ausgleichsmasse perfekt aus.

Die unsichtbare Arbeit: Wasser, Abfluss und die Tücken im Boden
Bei einer normalen Badewanne an der Wand ist alles easy. Rohre und Abfluss verschwinden einfach in der Wand. Bei einer freistehenden Wanne ist das anders. Hier muss alles aus dem Boden kommen. Und das erfordert eine millimetergenaue Planung, lange bevor der Estrich kommt.
Wie kommt das Wasser in die Wanne?
Dafür gibt es im Grunde drei Wege:
- Die Standarmatur: Der Klassiker und die eleganteste Lösung. Eine hohe Säule ragt neben der Wanne aus dem Boden. Sieht mega aus, ist aber anspruchsvoll in der Installation. Die Leitungen müssen exakt an der richtigen Stelle aus dem Rohboden kommen und die Armatur muss felsenfest im Estrich verankert sein. Eine wackelnde Standarmatur ist ein absolutes No-Go und ein klares Zeichen für Pfusch. Rechnen Sie für eine gute Standarmatur mal locker zwischen 500 € und 2.000 € ein.
- Die Wandarmatur: Geht nur, wenn die Wanne nah an der Wand steht. Sie brauchen dann einen extra langen Auslauf, damit das Wasser auch wirklich in der Wanne landet. Das schränkt die „frei stehende“ Optik natürlich etwas ein.
- Die Wannenrandarmatur: Hier sitzen die Hähne direkt auf dem Wannenrand. Das geht nur bei Modellen mit breitem Rand und ist wartungstechnisch oft ein Graus. Wenn da mal was undicht wird, wird’s kompliziert.

Und wie geht das Wasser wieder raus?
Noch wichtiger ist der Abfluss. Der braucht ein stetiges Gefälle von 1-2 %, damit das Wasser sauber abläuft und nichts riecht. Dieses Gefälle muss komplett im Bodenaufbau versteckt werden. Der Siphon (Geruchsverschluss) sitzt direkt unter der Wanne, was bedeutet, dass Sie dort genug Platz in der Tiefe brauchen. Im Neubau kein Problem, im Altbau muss man manchmal kreativ werden. Und denken Sie an die Reinigung! Es gibt keine Revisionsklappe wie bei einer Einbauwanne. Investieren Sie hier unbedingt in eine hochwertige Ablaufgarnitur, um Verstopfungen vorzubeugen.
Das Material: Eine Frage von Gefühl, Pflege und Gewicht
Die Optik ist das eine, aber das Material entscheidet über das Badeerlebnis. Jedes hat seine Eigenheiten.
Sanitäracryl: Der Preis-Leistungs-Sieger
Acryl ist ein Kunststoff, der sich auf der Haut sofort warm und angenehm anfühlt. Die Wannen sind relativ leicht, was super für die Statik ist, und es gibt sie in unzähligen Formen. Preislich bewegen wir uns hier oft im Bereich von 800 € bis 2.500 €. Der Nachteil: Acryl ist weicher und kratzanfälliger. Fällt Ihnen eine schwere Glasflasche rein, gibt’s eine Macke. Und bitte niemals Scheuermilch verwenden! Trotzdem eine super Wahl für viele Budgets.

Stahl-Email: Der robuste Klassiker
Eine Stahlwanne mit einer glasharten Emaille-Schicht. Das macht die Oberfläche extrem kratzfest, hygienisch und superleicht zu reinigen. Stahl fühlt sich anfangs aber kühl an und leitet die Wärme schneller vom Wasser ab. Das Material ist schwerer als Acryl und wenn doch mal etwas Spitzes draufknallt, kann die Emaille abplatzen (eine Reparatur sieht man meistens). Ein robustes Arbeitstier für die Ewigkeit.
Mineralguss: Der Luxus-Schmeichler
Ein Mix aus Mineralien und Kunstharz. Fühlt sich an wie ein warmer, samtiger Stein und speichert die Wärme des Wassers fantastisch. Erlaubt atemberaubende Designs mit dünnen Rändern. Kleine Kratzer kann man oft einfach selbst rauspolieren. Aber Achtung: Mineralguss ist sehr schwer, hier ist die Statik wieder ein Riesenthema! Und es ist die teuerste Variante – rechnen Sie mit 2.000 € bis über 5.000 €. Die Luxus-Wahl für Design-Fans.
Gusseisen: Die Anschaffung fürs Leben
Der absolute Klassiker, oft mit verspielten Löwenfüßen. Hält die Wärme wie kein anderes Material – einmal heiß, bleibt es stundenlang heiß. Dafür ist es aber auch unfassbar schwer (oft über 200 kg leer!) und ohne Statik-Check undenkbar. Eher etwas für Liebhaber mit dem passenden Haus und Budget.

Eine Frage, die keiner stellt: Reicht Ihr warmes Wasser?
Ganz wichtiger Punkt, den viele vergessen: Eine große, freistehende Wanne fasst schnell mal 250 oder 300 Liter. Haben Sie überhaupt einen Warmwasserspeicher, der diese Menge auf einmal liefern kann? Nichts ist ärgerlicher, als wenn die Traumwanne halbvoll ist und plötzlich nur noch kaltes Wasser nachkommt. Sprechen Sie mit Ihrem Installateur darüber, ob Ihr System dafür ausgelegt ist!
Der Raum zum Wirken: Bitte nicht in die Ecke quetschen!
Eine freistehende Wanne braucht Luft zum Atmen, um ihre Wirkung zu entfalten. Als Faustregel aus der Praxis rate ich jedem:
Halten Sie mindestens 50-60 cm Abstand zu allen Wänden und Möbeln ein.
Warum so viel? Weil Sie putzen müssen! Glauben Sie mir, ich habe Bäder gesehen, wo sich hinter der Wanne ganze Wollmaus-Kolonien gebildet haben, weil niemand mehr mit dem Wischmopp oder Staubsauger hinkam. Dieser simple Planungsfehler ärgert Sie später jeden einzelnen Tag.
Und gehen Sie unbedingt in eine Badausstellung und legen Sie sich probeweise in verschiedene Wannen! Das fühlt sich vielleicht kurz komisch an, bewahrt Sie aber vor einem teuren Fehlkauf. Passt die Länge? Ist die Rückenschräge bequem? Rutschen Sie unter oder stoßen Sie mit den Knien an?

Mal Butter bei die Fische: Was kostet der ganze Spaß?
Okay, reden wir Tacheles. Eine freistehende Wanne ist ein Projekt. Hier eine ganz grobe Übersicht, damit Sie eine Hausnummer haben:
- Statiker-Prüfung (nur Altbau): ca. 300 – 800 €
- Die Wanne selbst: von 800 € (Acryl) bis 5.000 €+ (Mineralguss)
- Eine gute Standarmatur: ca. 500 – 2.000 €
- Installation durch einen Fachbetrieb: Rechnen Sie für die reine Montage und den Anschluss mit ca. 1.000 – 2.500 €. Vorarbeiten am Boden kommen extra.
Das Projekt ist auch kein Wochenend-Ding. Von der Planung über die eventuelle Statik-Prüfung bis zur Lieferung der Wanne und den Vorarbeiten im Boden können gut und gerne mehrere Wochen bis Monate vergehen. Planen Sie das großzügig ein!
Mein Fazit und Ihre Hausaufgabe
Eine freistehende Badewanne ist fantastisch, wenn sie richtig gemacht ist. Sie ist kein Möbelstück, sondern ein fester Teil der Hausinstallation. Sparen Sie nicht an der Planung oder am Handwerker, das rächt sich immer. Der Schlüssel zum Erfolg ist: Prüfen Sie die Statik, planen Sie die Anschlüsse millimetergenau im Rohbau, wählen Sie das Material bewusst, planen Sie genug Platz zum Putzen ein und lassen Sie Profis ran. Und jetzt Ihre Hausaufgabe: Schnappen Sie sich ein Maßband und ein paar leere Umzugskartons. Stellen Sie die Kartons in Ihrem Bad so auf, wie die Wanne später stehen würde. Laufen Sie ein paar Mal drumherum. Fühlt sich das gut und großzügig an? Oder ist es doch enger als gedacht? Dieser 5-Minuten-Test erspart Ihnen wochenlange Fehlplanung. Versprochen!

Bildergalerie


Und woher kommt eigentlich das Wasser?
Das ist die Detailfrage, die oft erst auftaucht, wenn der Boden schon fertig ist. Bei einer freistehenden Wanne benötigen Sie eine ebenso freistehende Armatur. Deren „Grundkörper“ – also die gesamte Technik – muss fest im Rohboden verankert werden, bevor der Estrich gegossen wird. Eine nachträgliche Installation ist extrem aufwendig und teuer. Planen Sie diesen Schritt also von Anfang an mit Ihrem Installateur. Modelle von Marken wie Grohe oder Hansgrohe sind zwar eine Investition, prägen aber den Look des gesamten Raumes entscheidend mit.

Material-Check: Fühlen Sie den Unterschied!
Sanitäracryl: Der leichte Klassiker. Acrylwannen sind wärmeisolierend, pflegeleicht und oft preisgünstiger. Die Oberfläche ist glatt und porenfrei, fühlt sich aber bei Berührung nicht ganz so massiv an wie bei anderen Werkstoffen.
Mineralguss: Der schwere Trendsetter. Materialien wie Corian oder Villeroy & Bochs Quaryl fühlen sich samtig-warm an und ermöglichen fugenlose, fast skulpturale Designs. Kleine Kratzer lassen sich oft einfach herauspolieren, was sie extrem langlebig macht.
Ihre private Insel. Mehr als nur ein Bad – sehen Sie die Wanne als einen bewussten Rückzugsort. Einen Ort, an dem das Smartphone nichts zu suchen hat und der Alltag draußen bleibt. Das ist der wahre Luxus, den eine freistehende Wanne verspricht.



