Shabby Chic selber machen: Die Profi-Anleitung für den perfekten Used-Look
Ich steh schon seit Ewigkeiten in der Werkstatt, und glaub mir, ich hab schon alles gesehen. Wuchtige Eichenschränke, die Generationen überlebt haben, filigrane Stühlchen, die fast zu schön zum Sitzen sind, und ja, auch die einfachen Kieferkommoden, die viele von uns noch aus dem Jugendzimmer kennen. Jedes dieser Stücke hat eine Geschichte. Und in letzter Zeit höre ich immer öfter den Wunsch: „Kann man das nicht im Shabby Chic Stil machen?“
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 1. Die Basis: Das richtige Möbel und eine ehrliche Bestandsaufnahme
- 0.2 2. Die Vorbereitung: Das Geheimnis für ein Ergebnis, das hält
- 0.3 3. Ran an die Farbe: So gelingt der authentische Look
- 0.4 4. Das Finish: So bleibt dein Kunstwerk lange schön
- 0.5 5. Wann du lieber einen Fachmann ranlassen solltest
- 1 Bildergalerie
Ganz ehrlich? Am Anfang hab ich da ein bisschen die Nase gerümpft. Als Handwerker lernst du, Oberflächen perfekt zu machen – glatt, makellos, für die Ewigkeit. Und dann soll ich absichtlich Macken reinmachen? Aber ich hab schnell kapiert, dass es dabei nicht um Zerstörung geht. Es geht darum, einem Möbelstück eine Seele zu geben. Eine glaubwürdige Patina zu schaffen, die aussieht, als wäre sie über Jahrzehnte ganz natürlich entstanden. Und das, mein Freund, ist eine echte Kunst.
Es reicht nicht, wahllos mit Schleifpapier über eine Kommode zu schrubben. Man muss verstehen, wo Abnutzung wirklich passiert: an den Kanten, rund um die Griffe, an den Füßen. Ein gut gemachter Shabby Chic Look erzählt eine Geschichte. In diesem Beitrag zeige ich dir die Techniken, die wir Profis anwenden, damit dein Ergebnis nicht nur „shabby“, sondern auch richtig wertig aussieht.

Kleiner Tipp vorweg: Du bist total unsicher, ob du das schaffst? Schnapp dir für 2 Euro einen alten Holz-Bilderrahmen vom Flohmarkt. Daran kannst du alle Techniken im Kleinformat üben – geringes Risiko, maximaler Lerneffekt!
1. Die Basis: Das richtige Möbel und eine ehrliche Bestandsaufnahme
Bevor du auch nur an Farbe denkst, müssen wir über zwei Dinge reden: das Möbelstück selbst und seinen Zustand. Ein schöner Anstrich kann keine wackeligen Beine oder Holzwurmbefall heilen. Also, nimm dir kurz Zeit für einen ehrlichen Check.
Welches Holz funktioniert am besten?
Am allerbesten klappt es mit Massivholz. Egal ob Kiefer, Fichte, Eiche oder Buche – hier hast du eine echte Holzstruktur, die man am Ende spüren und sehen kann. Wenn du hier die Kanten durchschleifst, kommt echtes, wunderschönes Holz zum Vorschein. Das ist der authentische Look, den wir wollen.
Achtung bei furnierten Möbeln! Das sind oft Spanplatten, auf die nur eine hauchdünne Schicht Echtholz geklebt wurde. Schleifst du da zu enthusiastisch, bist du sofort durch und die hässliche Spanplatte grinst dich an. Das zu reparieren ist eine Heidenarbeit. Ich hatte mal einen Fall in der Werkstatt, da hat jemand genau das bei einer alten Kommode geschafft. Wir mussten das aufwendig spachteln und retuschieren – hätte man sich alles sparen können. Kleiner Trick: Schau dir die Kanten genau an. Bei Massivholz läuft die Maserung quasi „um die Ecke“. Bei Furnier siehst du oft eine feine Leimfuge.

Möbel aus reiner Spanplatte oder MDF sind, ehrlich gesagt, nicht wirklich geeignet. Ihnen fehlt die Holzstruktur, und auf der Kunststofffolie hält Farbe oft nur schlecht.
Der Zustands-Check: Worauf du achten musst
- Stabilität: Rüttel mal kräftig am Möbelstück. Wackelt was? Oft sind es nur lockere Schrauben, aber manchmal müssen alte Holzverbindungen neu verleimt werden. Das muss VOR dem Streichen passieren.
- Holzwurm: Siehst du kleine, runde Löcher (ca. 1-2 mm)? Wenn darunter feines Holzmehl liegt, könnten die Biester noch aktiv sein. Dann musst du das Holz erst behandeln. Entsprechende Mittel (z.B. „Holzwurmtod“) gibt’s im Baumarkt für ca. 10-15 €. Manchmal ist ein Stück aber auch so zerfressen, dass jede Mühe vergebens ist.
- Alte Oberflächen: Fühlt sich das Möbel fettig oder wachsartig an? Viele alte Möbel wurden mit Bohnerwachs gepflegt – darauf hält keine Farbe. Blättert der alte Lack schon ab? Perfekt, dann muss er sowieso runter.
2. Die Vorbereitung: Das Geheimnis für ein Ergebnis, das hält
Meine Lehrlinge stöhnen jedes Mal, wenn es ans Vorbereiten geht. Aber mein Spruch ist immer derselbe: „Schlampige Vorbereitung rächt sich. Immer.“ Und das gilt hier ganz besonders. Plane für ein kleines Möbelstück wie einen Nachttisch ruhig ein ganzes Wochenende ein: Samstag für die Vorbereitung, Sonntag für Farbe und Finish.

Schritt 1: Gründlich sauber machen
Auf alten Möbeln klebt nicht nur Staub, sondern auch Fett, Nikotin und Wachs. Das sind alles Trennmittel, auf denen deine neue Farbe nicht haften wird. Kauf dir im Malerbedarf einen „Anlauger“ oder „Entfetter“ (kostet um die 5 €). Handschuhe und Schutzbrille an, das Zeug ist scharf! Wasch damit das ganze Möbelstück ab. Du wirst staunen, was da für eine braune Brühe runterkommt. Danach mit klarem Wasser gut nachwischen und alles über Nacht trocknen lassen.
Schritt 2: Anschleifen, aber richtig
Das Schleifen raut die Oberfläche an, damit die Farbe sich richtig festkrallen kann. Starte mit 120er-Schleifpapier, um alte Lackreste zu entfernen, und nimm für den Feinschliff ein 180er. Ein Packen Schleifpapier kostet nur ein paar Euro. Wichtig: Immer in Richtung der Holzmaserung schleifen, niemals quer!
Für große Flächen kannst du dir mit einem Schwingschleifer das Leben leichter machen. Kanten und Verzierungen brauchen aber Handarbeit mit einem Schleifklotz.

ACHTUNG, WICHTIG: Bei sehr alten Möbelstücken kann der Lack Blei enthalten. Bleistaub ist hochgiftig! Wenn du unsicher bist, trage beim Schleifen unbedingt eine FFP3-Maske, lüfte extrem gut oder arbeite am besten draußen.
Nach dem Schleifen den Staub komplett absaugen und mit einem feuchten Tuch nachwischen.
Schritt 3: Grundieren – Der unsichtbare Held
Viele sparen sich diesen Schritt, und das ist ein riesiger Fehler. Manche Hölzer (besonders Eiche oder Kiefer) enthalten Stoffe, die von wasserbasierten Farben angelöst werden und dann als gelb-braune Flecken durch den neuen Anstrich „bluten“. Um das zu verhindern, brauchst du einen „Sperrgrund“ oder „Isoliergrund“. Eine kleine Dose kostet dich vielleicht 15-20 €, aber sie rettet dir dein gesamtes Projekt. Dünn auftragen und gut trocknen lassen!
Übrigens, falls du in der Wohnung arbeitest: Leg alles gut mit Malerfolie aus, arbeite bei offenem Fenster und achte beim Kauf von Lacken und Grundierungen auf den „Blauen Engel“ – die sind meist geruchsärmer.

3. Ran an die Farbe: So gelingt der authentische Look
Jetzt wird’s kreativ! Aber auch hier gibt’s ein paar Tricks.
Welche Farbe ist die beste für dich?
Die Auswahl ist groß, aber für Shabby Chic sind vor allem drei Typen interessant:
- Kreidefarbe: Der Star der Szene. Sie haftet super, trocknet schnell und hat diese typische, pudrig-matte Oberfläche. Vor allem lässt sie sich fantastisch leicht wieder anschleifen für den Used-Look. Nachteil: Sie ist nicht sehr robust und braucht auf Tischen oder Stühlen eine extra Schutzschicht.
- Kaseinfarbe: Eine traditionelle, umweltfreundliche Alternative auf Milchbasis. Sie erzeugt eine samtige, sehr authentische Oberfläche. Die Verarbeitung ist einen Tick anspruchsvoller, aber das Ergebnis ist oft unschlagbar.
- Acryllack (seidenmatt): Die moderne, robuste Variante. Widerstandsfähiger, aber auch elastischer. Das macht das Durchschleifen etwas schwieriger – man muss aufpassen, den Lack nicht in Fetzen abzuziehen.
Gut zu wissen: Wie viel Farbe brauchst du eigentlich? Als Faustregel kannst du für eine Kommode mit zwei Schubladen etwa 500 ml Farbe für zwei dünne Anstriche einplanen. Je nach Marke liegst du da bei 15 € bis 30 €.

Die drei besten Techniken für den Used-Look
Denk immer dran: Wo würde ein Möbelstück nach 50 Jahren Benutzung Abnutzungsspuren zeigen?
- Die Schleifmethode (Der Klassiker): Lass die Farbe 24 Stunden trocknen. Dann nimmst du feines Schleifpapier (220er) und schleifst vorsichtig an Kanten, Ecken und rund um die Griffe die Farbe wieder ab. Weniger ist hier mehr!
- Die Kerzenwachs-Technik (Für einen abgeplatzten Look): Das ist mein Favorit für einen zweifarbigen Look. Streich das Möbel erst in einem dunklen Ton (z.B. Anthrazit). Nach dem Trocknen reibst du mit einer einfachen weißen Kerze über die Stellen, die später abgenutzt aussehen sollen. Aber wirklich nur ganz dezent! Dann streichst du mit der hellen Hauptfarbe drüber. Nach dem Trocknen kannst du die Farbe an den gewachsten Stellen ganz einfach mit einem Spachtel abkratzen. Sieht super authentisch aus. Ein Lehrling von mir hat mal eine halbe Kerze auf einem Stuhl verteilt – das sah dann nicht mehr „shabby“, sondern verkohlt aus. Also, sei sparsam!
- Die Nass-Technik (Nur bei Kreidefarbe): Kurz nachdem die Farbe angetrocknet ist (aber noch nicht steinhart), nimmst du einen feuchten Lappen und reibst die Farbe an den Kanten sanft wieder ab. Das erzeugt sehr weiche, verwaschene Übergänge.

4. Das Finish: So bleibt dein Kunstwerk lange schön
Dein Möbelstück ist jetzt an einigen Stellen wieder „offen“. Das rohe Holz und die matte Farbe brauchen unbedingt Schutz vor Schmutz und Wasser.
Möbelwachs für einen sanften Schimmer
Für Seitenwände oder Deko-Objekte ist Möbelwachs perfekt. Es schützt und gibt der Farbe eine tolle, seidige Haptik. Eine Dose gutes Wachs bekommst du für etwa 10 €. Einfach mit einem weichen Lappen dünn auftragen und nach kurzer Zeit polieren.
Profi-Tipp: Nimm klares Wachs für die großen Flächen und ein dunkles Antikwachs für die Ecken und Kanten. Das dunkle Wachs setzt sich in den Rillen ab und imitiert den Schmutz von Jahrzehnten. Der Effekt ist der Wahnsinn!
Klarlack für harte Fälle
Tischplatten, Stühle, Kommoden-Deckplatten – alles, was täglich genutzt wird, braucht einen robusten Schutz. Hier ist ein matter Klarlack auf Wasserbasis die beste Wahl. Nimm bitte, bitte niemals einen glänzenden Lack! Der zerstört den gesamten matten Shabby-Charakter.

5. Wann du lieber einen Fachmann ranlassen solltest
Ich will dich absolut ermutigen, es selbst zu versuchen. Aber es gibt Momente, da ist professionelle Hilfe einfach die bessere Wahl.
- Bei echten Antiquitäten: Wenn du Omas alte Kommode geerbt hast und vermutest, dass sie wertvoll sein könnte, experimentiere nicht. Ein moderner Anstrich kann den Wert komplett zerstören.
- Bei schweren Schäden: Ein gebrochenes Stuhlbein oder eine total verzogene Schublade sind oft ein Fall für die Werkstatt.
- Bei Verdacht auf Bleifarbe: Wie gesagt, das ist ein Gesundheitsrisiko. Ein Fachbetrieb hat die Ausrüstung, um das sicher zu entfernen.
So, und jetzt du! Geh mit Respekt an das alte Möbelstück ran, nimm dir Zeit und hab keine Angst vor kleinen „Fehlern“. Manchmal sind es genau diese unperfekten Stellen, die am Ende den meisten Charme ausmachen.
Bildergalerie


Der wahre Charme des Shabby Chic liegt nicht in der Perfektion, sondern in der Seele eines Möbelstücks. Es geht darum, Spuren eines gelebten Lebens sichtbar zu machen – eine kleine Delle erzählt von einem Umzug, eine abgenutzte Kante von unzähligen Händen, die eine Schublade geöffnet haben. Diese Unvollkommenheit schafft eine warme, einladende Atmosphäre, die kein neues Möbelstück je erreichen könnte.

Kreidefarbe oder normaler Lack – was ist besser?
Für den authentischen, pudrig-matten Look ist Kreidefarbe die erste Wahl. Marken wie Annie Sloan oder die von Lignocolor sind hier Pioniere. Ihr großer Vorteil: Sie haften oft ohne mühsames Anschleifen auf fast jedem Untergrund und lassen sich wunderbar leicht für den Used-Look bearbeiten. Ein Acryllack hingegen bildet eine harte, plastische Schicht, die beim Schleifen oft unschön splittert statt sich sanft abzutragen.

Wussten Sie schon? Der Begriff „Shabby Chic“ wurde erstmals in den 1980er Jahren vom Magazin „The World of Interiors“ verwendet und durch die Designerin Rachel Ashwell weltweit populär gemacht.

Die Magie der zwei Schichten: Für einen besonders tiefen und lebendigen Look ist die Zwei-Farben-Technik ideal. Streichen Sie das Möbelstück zuerst in einem dunkleren Ton (z.B. Anthrazit oder ein tiefes Blau). Nach dem Trocknen reiben Sie mit einer einfachen Haushaltskerze über die Kanten und Ecken, an denen später die untere Farbe durchscheinen soll. Dann streichen Sie mit dem helleren Hauptfarbton darüber. Nach dem Trocknen lässt sich die obere Farbschicht an den gewachsten Stellen ganz einfach mit Schleifpapier oder Stahlwolle abreiben.

- Einzigartiger Charakter mit Geschichte
- Kleine Macken und Kratzer werden Teil des Designs
Das Geheimnis? Die Kerzenwachs-Technik. Sie sorgt für die authentischsten Abnutzungsspuren, da die obere Farbschicht an den gewachsten Stellen nicht richtig haftet und sich wie von selbst ablöst.

Dunkles Wachs: Verleiht Vertiefungen und Ornamenten eine gealterte Patina und hebt sie hervor.
Helles Wachs: Schützt die Oberfläche und frischt die Farbe auf, ohne den Ton stark zu verändern.
Für den klassischen Look verwenden Sie zuerst klares Wachs, um die Farbe zu versiegeln, und arbeiten dann sparsam dunkles Wachs in die Ecken und Ritzen ein, um Tiefe zu erzeugen.

Die richtigen Werkzeuge sind die halbe Miete. Neben guten Pinseln sollten Sie unbedingt in diese drei Helfer investieren:
- Schleifschwamm (mittlere Körnung): Viel flexibler als Schleifpapier für Rundungen und Kanten.
- Malertuch (Abdeckvlies): Schützt nicht nur den Boden, sondern ist auch fussel- und staubfrei.
- Stahlwolle (Feinheitsgrad 000): Perfekt für ein ultra-sanftes Finish und zum Polieren von Wachs.

Laut Eurostat fielen 2020 in der EU rund 10,7 Millionen Tonnen Möbelabfall an.
Shabby Chic ist mehr als nur ein Stil – es ist gelebte Nachhaltigkeit. Jede alte Kommode, die Sie vom Sperrmüll retten und neu gestalten, ist ein aktiver Beitrag gegen die Wegwerfgesellschaft und für einen bewussten Konsum.

Vergessen Sie nicht die Macht der Beschläge! Oft ist es der Austausch der Griffe, der einem Möbelstück den letzten Schliff gibt. Porzellanknöpfe mit zarten Blümchenmustern unterstreichen den romantischen Look, während Griffe aus gealtertem Messing oder Gusseisen einen rustikaleren, ländlichen Charme versprühen. Online-Shops wie „knopf-paul.de“ bieten eine riesige Auswahl für kleines Geld.

Wie schütze ich mein Shabby Chic Möbelstück in der Küche oder im Bad?
In Feuchträumen oder auf stark beanspruchten Flächen wie Tischplatten reicht eine Wachsversiegelung nicht aus. Hier müssen Sie zu einem matten Klarlack auf Wasserbasis greifen. Produkte wie der „Polyvine Dead Flat Varnish“ sind ideal: Sie schützen zuverlässig vor Wasserflecken und Abrieb, ohne den typischen Kreidefarben-Look durch unerwünschten Glanz zu zerstören.

Wichtiger Punkt: Die Trockenpinsel-Technik. Für einen subtilen, wie von der Sonne gebleichten Effekt, tauchen Sie einen fast trockenen Pinsel in ganz wenig helle Farbe (z.B. Weiß oder Creme). Streichen Sie den Pinsel auf einem Stück Pappe fast komplett aus, bis kaum noch Farbe abgeben wird. Dann streichen Sie ganz sanft über erhabene Stellen, Kanten und Ornamente. Das erzeugt einen Hauch von Licht und eine zusätzliche Dimension.

Die Farbpalette des Shabby Chic ist viel reicher als nur Weiß. Denken Sie an die sanften, verwaschenen Töne eines alten Landhauses:
- Salbeigrün: Wirkt beruhigend und natürlich.
- Taubenblau: Erinnert an den Himmel an einem nebligen Morgen.
- Zartes Rosé: Verleiht eine feminine, romantische Note.
- Greige (Grau-Beige): Eine elegante und neutrale Basis.
Marken wie Farrow & Ball bieten hierfür wunderschöne, komplexe Farbtöne wie „Pigeon“ oder „Calamine“.

Der Pinselstrich als Stilmittel: Während man bei modernem Lackieren eine glatte Oberfläche anstrebt, dürfen beim Shabby Chic die Pinselstriche sichtbar sein. Arbeiten Sie kreuz und quer, um eine lebendige Textur zu erzeugen. Ein hochwertiger Pinsel mit Naturborsten hinterlässt eine schönere Struktur als eine Schaumstoffrolle, die oft zu gleichmäßig wirkt.

Der authentische Shabby Chic Look lebt von der Asymmetrie. Vermeiden Sie es, Abnutzungsspuren an beiden Seiten eines Möbels exakt spiegelverkehrt anzubringen.

Sie wollen einen dramatischen Look, der an alte französische Châteaus erinnert? Versuchen Sie es mit einer dunklen Grundierung. Ein tiefes Grau oder sogar Schwarz unter einem cremeweißen Anstrich sorgt für einen atemberaubenden Kontrast, wenn Sie die Kanten durchschleifen. Das Möbelstück wirkt sofort edler und bekommt eine beeindruckende Tiefe.

Muss ich die alte Lackschicht immer komplett entfernen?
Nein, das ist selten nötig! Wichtig ist, die Oberfläche gründlich zu reinigen (z.B. mit Anlauger oder Spülmittel) und lose Lackstellen zu entfernen. Ein leichtes Anschleifen der gesamten Fläche mit 120er-Schleifpapier reicht meist aus, damit die neue Farbe – insbesondere Kreidefarbe – eine gute Haftung findet. Die alte Farbe kann sogar als erste Schicht im Used-Look durchscheinen.

- Erzeugt das Aussehen von gealtertem, rissigem Lack
- Verleiht Oberflächen sofort eine antike Textur
Die Lösung? Krakelier-Medium! Dieses spezielle Gel (z.B. von Pentart oder Schjerning) wird zwischen zwei Farbschichten aufgetragen. Beim Trocknen der oberen Schicht reißt diese auf und gibt den Blick auf die untere Farbe frei – ein fantastischer Effekt für einen authentischen Vintage-Look.

Der Shabby Chic Stil endet nicht bei den Möbeln. Erweitern Sie den Look auf Accessoires, um ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen. Alte Bilderrahmen, Holzkisten vom Obsthändler oder sogar alte Bücher lassen sich mit den gleichen Techniken verwandeln. Ein paar so gestaltete Deko-Elemente verbinden den Raum und machen ihn erst richtig gemütlich.

Fehler, die es zu vermeiden gilt: Weniger ist oft mehr. Der häufigste Fehler ist das „Over-doing“ – zu viel Abschleifen, sodass das Möbelstück eher zerstört als charmant gealtert aussieht. Konzentrieren Sie sich auf die Stellen, die sich natürlich abnutzen würden: Kanten, Ecken, die Bereiche um Griffe und Schlüssellöcher und die Füße.

Chalk Paint selbst herstellen? Für kleine Projekte oder wenn Sie einen ganz bestimmten Farbton möchten, können Sie Kreidefarbe auch selbst mischen. Das gängigste Rezept: Mischen Sie 1 Teil Modellgips oder Schlämmkreide mit ein wenig Wasser zu einer glatten Paste. Geben Sie diese Paste dann zu 3 Teilen normaler, matter Wandfarbe auf Acrylbasis und rühren Sie gut um. Fertig!

Der Look funktioniert auch draußen! Für Gartenmöbel sollten Sie jedoch eine spezielle Outdoor-Kreidefarbe (z.B. von Rust-Oleum) verwenden oder Ihr Werk am Ende mit einem robusten Außenlack (Bootslack, matt) versiegeln. So trotzt Ihr romantischer Gartentisch auch dem nächsten Regenschauer.
Kombinieren Sie Stile, um Kitsch zu vermeiden. Ein einzelnes Shabby Chic Möbelstück, wie eine Kommode, kann in einem ansonsten modernen oder skandinavisch eingerichteten Raum ein wunderbarer Blickfang sein. Der Kontrast zwischen den klaren Linien moderner Möbel und dem verspielten, gealterten Charakter des Einzelstücks erzeugt eine spannende und sehr persönliche Atmosphäre.




