Dein Balkon-Garten: So klappt’s wirklich mit der eigenen Ernte
Ich beschäftige mich schon ewig mit Pflanzen, Erde und dem Rhythmus der Natur. In meiner beruflichen Laufbahn habe ich gelernt, wie man große Flächen zum Blühen bringt. Aber mal ehrlich, die wahre Meisterschaft zeigt sich oft auf kleinstem Raum. Und genau das ist ein Gemüsegarten auf dem Balkon. Hier ist jeder Zentimeter Gold wert und jeder Handgriff zählt.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 1. Das Fundament: Topf und Erde sind die halbe Miete
- 0.2 2. Die richtige Pflanze für deinen Balkon
- 0.3 3. Pflege ist alles: Deine tägliche 5-Minuten-Routine
- 0.4 4. Dein Start-Budget: Was kostet der Spaß eigentlich?
- 0.5 5. Ab in den Urlaub – und die Pflanzen?
- 0.6 6. Was deine Pflanze dir sagen will: Häufige Probleme lösen
- 0.7 7. Ein letztes, aber wichtiges Wort zur Sicherheit
- 0.8 Fang einfach an!
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Kennen Sie das? Man startet voller Elan, kauft die schicksten Töpfe und die erstbesten Pflänzchen im Supermarkt. Ein paar Wochen später hängt alles schlapp herunter, die Blätter werden gelb und die große Ernte-Party fällt aus. Das muss aber absolut nicht so sein. Mit ein paar Grundlagen wird aus Frust schnell Stolz.
Denn ein Balkongarten ist keine Mini-Version eines Gartenbeets. Er ist eine eigene kleine Welt mit eigenen Regeln. Es geht auch gar nicht darum, sich komplett selbst zu versorgen. Es geht um den Geschmack einer noch sonnenwarmen Tomate, die man vom Strauch pflückt, oder um den Duft von frischem Basilikum direkt neben dem Liegestuhl. Darum, zu wissen, wo das Essen herkommt. Lass uns mal gemeinsam die Ärmel hochkrempeln, ich zeig dir, worauf es wirklich ankommt.

1. Das Fundament: Topf und Erde sind die halbe Miete
Der häufigste Fehler passiert, noch bevor die Pflanze überhaupt in der Nähe des Balkons ist. Es fängt alles beim richtigen Zuhause an – dem Gefäß und seiner Füllung. Im Garten können Wurzeln tief graben, um Wasser und Nährstoffe zu finden. Im Topf ist die Pflanze zu 100 % von dir abhängig. Eine echte Verantwortung, aber keine Sorge, das kriegen wir hin.
Welcher Topf ist der beste für dich?
Das Material spielt eine größere Rolle, als viele denken. Tontöpfe sehen natürlich super aus, fast schon mediterran, und sie sind atmungsaktiv. Das kühlt die Wurzeln an heißen Tagen, was super ist. Aber: Die Erde trocknet darin rasend schnell aus. Wer nicht jeden Tag gießen kann oder will, wird damit nicht glücklich.
Plastiktöpfe sind da praktischer. Sie sind leicht und halten die Feuchtigkeit viel besser. Achtung aber bei dunklen Farben! Ein schwarzer Plastiktopf auf einem prallen Südbalkon kann sich so aufheizen, dass die Wurzeln darin regelrecht gekocht werden. Helle Töpfe sind hier definitiv die bessere Wahl.

Aber viel wichtiger als das Material ist die Größe. Bitte, bitte spar hier nicht am falschen Ende. Eine Tomatenpflanze braucht mindestens 20 Liter Erdvolumen, glücklicher ist sie mit 30 oder sogar 40 Litern. Paprika oder Chili geben sich mit 10 bis 15 Litern zufrieden. Und für Kräuter wie Basilikum oder Petersilie reichen oft schon Töpfe mit 5 Litern Volumen. Zu kleine Töpfe bedeuten puren Stress für die Pflanze.
Dein Quick-Win für heute: Geh mal kurz raus zu deinen Töpfen und schau drunter. Siehst du ein Loch? Super! Ist es frei oder mit Erde verstopft? Ein freies Abflussloch rettet mehr Pflanzenleben als jeder Wunderdünger. Ohne dieses Loch ertrinkt deine Pflanze in Staunässe. Garantiert. Falls kein Loch da ist: Bohrer raus und nachhelfen! Eine 2-3 cm hohe Schicht Blähton oder Kies am Boden wirkt wie ein Filter und verhindert, dass das Loch verstopft.
Die Erde: Das Herzstück deines Mini-Gartens
Nimm niemals einfach Erde aus dem Garten. Die ist meist viel zu schwer, verdichtet im Topf zu einer Art Beton und bringt oft Unkrautsamen oder Krankheitserreger mit. Investier lieber in eine hochwertige Kübelpflanzenerde aus dem Baumarkt oder Gartencenter. Die ist speziell auf die Bedürfnisse im Topf abgestimmt.

Für hungrige Pflanzen wie Tomaten oder Zucchini mische ich meine Erde gerne selbst. Das ist kein Hexenwerk. Hier mein bewährtes Rezept:
- 60 % gute Kübelpflanzenerde: Die Basis für alles.
- 30 % reifer Kompost: Bringt Nährstoffe und wertvolles Bodenleben. Bekommst du oft in Säcken im Baumarkt, falls du keinen eigenen hast.
- 10 % Perlit oder feiner Lavasplitt: Das sorgt für eine lockere Struktur und belüftet die Wurzeln. Findest du im gut sortierten Gartencenter oder online. Als Alternative geht auch etwas grober Sand.
Diese Mischung fühlt sich locker und krümelig an, speichert Wasser, ohne matschig zu werden, und gibt deinen Pflanzen einen super Start.
Kleiner Tipp für Anfänger – so pflanzt du richtig ein:
1. Lege eine Schicht Blähton (ca. 2-3 cm) unten in den Topf über das Abflussloch.
2. Fülle den Topf etwa zur Hälfte mit deiner Erdmischung.
3. Nimm die Pflanze vorsichtig aus ihrem alten Plastiktopf. Wenn die Wurzeln sehr dicht sind, lockere sie am Rand ein ganz kleines bisschen auf.
4. Setze die Pflanze mittig in den neuen Topf. Die Oberkante des alten Erdballens sollte etwa 2-3 cm unter dem Topfrand sein (das ist der Gießrand).
5. Fülle die Lücken rundherum mit Erde auf und drücke sie leicht an.
6. Jetzt kräftig angießen, bis unten Wasser aus dem Topf läuft. Fertig!

2. Die richtige Pflanze für deinen Balkon
Nicht jede Pflanze mag jeden Balkon. Der entscheidende Faktor ist die Sonne. Schau einfach mal an einem sonnigen Tag, wie viele Stunden dein Balkon direkte Sonne abbekommt. Das ist die wichtigste Info überhaupt.
Südbalkon (6+ Stunden Sonne)
Der Jackpot für Sonnenanbeter! Hier fühlen sich die Stars unter den Gemüsepflanzen wohl:
- Tomaten: Am besten eignen sich spezielle Balkonsorten oder Buschtomaten. Die werden nicht so riesig und sind pflegeleichter.
- Paprika & Chili: Lieben die Hitze und sind relativ unkompliziert.
- Auberginen: Brauchen viel Wärme und einen großen Topf.
- Gurken: Kletterkünstler, die eine Rankhilfe brauchen. Wähle am besten kleinere Sorten.
- Kräuter: Alles, was nach Mittelmeer duftet – Rosmarin, Thymian, Salbei, Oregano.
West- oder Ostbalkon (4-6 Stunden Sonne)
Immer noch eine riesige Auswahl! Perfekt für alle, die es nicht ganz so heiß mögen:
- Salate: Pflücksalate sind genial. Du erntest einfach die äußeren Blätter und der Salat wächst weiter.
- Radieschen: Wachsen super schnell und sind perfekt für ungeduldige Gärtner.
- Mangold: Sieht toll aus und ist mega pflegeleicht.
- Erdbeeren: Besonders Hänge-Erdbeeren in einer Ampel machen sich hier super.
- Kräuter: Petersilie, Schnittlauch, Koriander und Minze gedeihen prächtig.

Nordbalkon (weniger als 4 Stunden Sonne)
Fruchtgemüse wird hier schwierig, aber das heißt nicht, dass du auf eine Ernte verzichten musst. Konzentrier dich einfach auf Blattgemüse:
- Spinat und Feldsalat: Kommen mit wenig Licht super klar.
- Rucola: Wächst eigentlich fast überall.
- Bärlauch: Ein Traum für jede schattige Ecke.
- Minze: Wächst wie verrückt im Schatten. Aber Achtung! Pflanz Minze IMMER allein in einen Topf. Ihre Wurzeln sind extrem aggressiv und machen alles andere platt. Ein Fehler, den ich mal bei einem jungen Kollegen gesehen habe – seine ganze Kräuterkiste roch und schmeckte nur noch nach Pfefferminz.
3. Pflege ist alles: Deine tägliche 5-Minuten-Routine
Ein Balkongarten verzeiht Nachlässigkeit nur schwer. Aber keine Panik, eine tägliche Kontrolle dauert oft nur wenige Minuten und wird schnell zur entspannenden Gewohnheit.
Richtig gießen – die Königsdisziplin
Die häufigste Todesursache für Balkonpflanzen? Falsches Gießen. Vergiss starre Regeln wie „jeden Tag einen halben Liter“. Der Durst deiner Pflanze hängt vom Wetter, der Topfgröße und ihrer eigenen Größe ab. Die beste Methode ist der Fingertest: Steck deinen Finger 2-3 cm tief in die Erde. Fühlt sie sich trocken an? Dann gießen. Ist sie noch feucht? Dann warte lieber noch.

Gieße am besten morgens direkt auf die Erde, nicht über die Blätter. Wassertropfen wirken in der Sonne wie kleine Brenngläser. Und gib so viel Wasser, bis es unten aus dem Abflussloch wieder rausläuft. So weißt du, dass die ganze Erde nass ist. Überschüssiges Wasser im Untersetzer solltest du nach 15 Minuten wegschütten.
Düngen: Das Power-Food für deine Pflanzen
Die Nährstoffe in der Topferde sind irgendwann aufgebraucht. Deswegen müssen wir nachfüttern. Ich schwöre auf organische Flüssigdünger, die sind einfach in der Anwendung und gut für das Bodenleben.
Eine Faustregel für die Hauptsaison (ca. Mai bis August):
- Starkzehrer (Tomaten, Gurken, Zucchini): Alle 7-10 Tage eine Dosis Flüssigdünger.
- Mittelzehrer (Paprika, Erdbeeren, Salate): Alle zwei Wochen.
- Schwachzehrer (Kräuter, Radieschen): Alle 4-6 Wochen oder sogar gar nicht. Zu viel Dünger kann bei Kräutern das Aroma ruinieren.
Ein typischer Anfängerfehler ist, es zu gut zu meinen. Zu viel Dünger verbrennt die Wurzeln. Halte dich immer an die Dosierung auf der Flasche – weniger ist hier oft mehr.

Schädlings-Alarm? Bleib cool!
Gesunde, starke Pflanzen haben selten große Probleme mit Schädlingen. Kontrollier trotzdem regelmäßig die Blattunterseiten. Dort fängt es meistens an.
- Blattläuse: Die Klassiker. Bei leichtem Befall einfach mit einem scharfen Wasserstrahl abspülen. Wenn das nicht reicht, hilft eine simple Seifenlauge. Mein Rezept: Nimm eine 1-Liter-Sprühflasche, fülle sie mit Wasser und gib 2 Esslöffel flüssige Kaliseife (gibt’s im Drogerie- oder Baumarkt) dazu. Gut schütteln, fertig! Damit die befallenen Stellen, vor allem die Blattunterseiten, einsprühen.
- Spinnmilben: Erkennst du an feinen Gespinsten. Sie lieben trockene, warme Luft. Regelmäßiges Besprühen mit Wasser beugt vor.
- Echter Mehltau: Ein weißer Belag auf den Blättern. Sorge für gute Luftzirkulation (Töpfe nicht zu eng stellen). Eine Mischung aus 1 Teil Milch und 9 Teilen Wasser kann als Spritzmittel helfen.
Lass die Finger von chemischen Keulen. Du willst das Gemüse ja noch essen. Fast alle Probleme lassen sich mit einfachen Hausmitteln in den Griff bekommen.
4. Dein Start-Budget: Was kostet der Spaß eigentlich?
Viele trauen sich nicht anzufangen, weil sie denken, es wäre teuer. Muss es aber nicht! Lass uns mal ein Starter-Set für eine einzige Tomatenpflanze durchrechnen:

- Ein guter, heller Plastiktopf (ca. 30 Liter): ca. 10-15 €
- Ein Sack hochwertige Kübelpflanzenerde (40 Liter): ca. 8-12 € (reicht für den Topf und du hast noch was übrig)
- Eine junge Tomatenpflanze: ca. 3-5 €
- Ein Untersetzer: ca. 3-5 €
- Eine kleine Flasche Bio-Flüssigdünger: ca. 5-8 €
Gesamtkosten: Du bist also mit ungefähr 30 bis 45 € dabei, um deinen ersten großen Schritt zum Balkongärtner zu machen. Und vieles davon (Topf, Dünger) kannst du im nächsten Jahr wiederverwenden.
5. Ab in den Urlaub – und die Pflanzen?
Die schönste Balkonoase ist nichts wert, wenn nach zwei Wochen Urlaub alles vertrocknet ist. Hier sind drei bewährte Strategien:
- Der Nachbarschafts-Deal: Der Klassiker. Frag einen netten Nachbarn und versprich ihm als Dank eine Kostprobe der ersten Ernte.
- Die PET-Flaschen-Methode (für kurze Trips): Nimm eine große PET-Flasche, bohre ein paar kleine Löcher in den Deckel, fülle sie mit Wasser, schraub den Deckel drauf und stecke sie kopfüber in die Erde. Sie gibt langsam Wasser ab.
- Automatische Bewässerungssysteme: Klingt teuer, ist es aber nicht. Einfache Systeme für Balkonkästen mit einem kleinen Wassertank und Schläuchen gibt es schon für 25-40 €. Eine super Investition für alle, die öfter weg sind.

6. Was deine Pflanze dir sagen will: Häufige Probleme lösen
Manchmal läuft nicht alles glatt. Das ist normal! Hier sind die häufigsten Hilferufe und was sie bedeuten:
- Tomatenblüten fallen einfach ab? Das ist meist ein Zeichen für Stress – oft durch zu große Hitze oder unregelmäßiges Gießen.
- Braune Stellen unten an den Tomaten? Das ist die Blütenendfäule. Keine Krankheit, sondern Kalziummangel. Die Ursache ist fast immer ungleichmäßiges Gießen. Die Pflanze kann das Kalzium nicht aufnehmen, wenn sie zwischen Dürre und Sintflut schwankt.
- Gurken schmecken bitter? Auch hier ist Stress die Ursache. Meist durch Trockenheit oder starke Temperaturschwankungen.
- Blätter werden von den Rändern her gelb? Deutet oft auf einen Kaliummangel hin. Ein spezieller Tomatendünger ist meist kaliumbetont und kann hier helfen.
7. Ein letztes, aber wichtiges Wort zur Sicherheit
Das ist ein Thema, das oft vergessen wird, mir aber sehr am Herzen liegt. Wassergesättigte Erde ist unfassbar schwer. Ein einziger 40-Liter-Kübel kann nass gut und gerne 60 bis 80 Kilo wiegen. Fünf davon sind schon fast eine halbe Tonne! Moderne Balkone sind dafür ausgelegt, aber bei Altbauten oder wenn du wirklich viele große Kübel planst, kann das kritisch werden. Zieh im Zweifelsfall lieber einen Statiker hinzu. Das kostet zwar, aber Sicherheit geht immer vor. Und sichere hohe Pflanzen und Rankgitter gut gegen Sturm. Ein umstürzender Kübel kann enormen Schaden anrichten.

Fang einfach an!
Ein Balkongarten ist ein bisschen Arbeit, ja. Er braucht tägliche Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Aber die Belohnung ist unbezahlbar. Es ist das Summen der Bienen, der Duft frischer Kräuter und der unglaubliche Stolz, wenn du einen Salat servierst und sagen kannst: „Die Radieschen da drin sind von meinem Balkon.“
Mein Rat: Fang klein an. Nimm dir für den Anfang nur ein oder zwei Pflanzen vor und lerne, ihre Signale zu verstehen. Wenn das klappt, kannst du im nächsten Jahr immer noch erweitern. Der Weg ist das Ziel, und die Ernte ist der schönste Lohn für deine Mühe.
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Auf dem Balkon geht der Blick nach oben! Vertikale Gärten sind nicht nur ein Trend, sondern die clevere Lösung für Platzmangel. Systeme wie die von Gardena NatureUp! oder einfache Pflanztaschen aus Filz verwandeln kahle Wände in grüne Oasen. So finden selbst auf dem kleinsten Stadtbalkon noch Hängeerdbeeren, Pflücksalate und Kräuter ihren Platz übereinander.

Der häufigste Fehler: Zu viel Liebe in Form von Wasser. Staunässe ist der Feind jeder Topfpflanze, denn sie lässt die Wurzeln faulen. Die Fingerprobe ist dein bester Freund: Fühlt sich die Erde auch ein paar Zentimeter tief noch feucht an, hat deine Pflanze noch keinen Durst. Erst gießen, wenn die oberste Schicht wirklich trocken ist!

Laut einer Studie der Universität Sheffield können städtische Gärten, selbst die kleinsten auf Balkonen, einen signifikanten Beitrag zur lokalen Nahrungsmittelproduktion leisten. Jeder Topf zählt!

Welche Gemüsesorten gelingen Anfängern auf dem Balkon garantiert?
Starte mit den „Dankbaren“: Radieschen wachsen unglaublich schnell und brauchen wenig Platz. Pflücksalate wie Lollo Rosso oder Eichblattsalat können wochenlang beerntet werden. Auch Buschbohnen, Mangold und Kräuter wie Basilikum oder Schnittlauch sind robust und verzeihen kleine Fehler. Tomaten der Sorte ‚Balkonzauber‘ bleiben kompakt und liefern trotzdem eine reiche Ernte.

- Eine leere PET-Flasche nehmen und den Boden abschneiden.
- Mehrere kleine Löcher in den Deckel bohren.
- Die Flasche kopfüber (mit Deckel nach unten) tief in die Erde des Topfes stecken.
Jetzt einfach Wasser in den Flaschentrichter füllen – die Pflanze versorgt sich über Tage selbst. Ideal für ein Wochenende außer Haus!

Organischer Dünger: Langzeitdünger wie die von Neudorff oder Compo Bio geben Nährstoffe langsam ab und verbessern die Bodenstruktur, sind aber nicht sofort wirksam.
Mineralischer Flüssigdünger: Er ist der schnelle Energie-Kick für hungrige Pflanzen wie Tomaten oder Gurken, aber die Gefahr der Überdüngung ist größer.
Für den Balkon ist oft eine Kombination ideal: eine organische Grundversorgung in der Erde und flüssige Nachdüngung bei Bedarf.

Viele handelsübliche Blumenerden enthalten bis zu 90 % Torf.
Das Problem dabei: Für den Torfabbau werden Moore trockengelegt, was wertvolle Ökosysteme zerstört und CO2 freisetzt. Achte beim Kauf bewusst auf „torffreie“ Erden. Hersteller wie Floragard oder Compo bieten Alternativen auf Basis von Kompost und Holzfasern, die für deine Balkonpflanzen genauso gut, aber für die Umwelt unendlich besser sind.

- Schützt vor Schädlingen auf natürliche Weise.
- Optimiert die Nährstoffaufnahme aus dem begrenzten Topfvolumen.
- Lockt nützliche Insekten wie Bienen an.
Das Geheimnis? Gute Nachbarschaft! Setze Basilikum zu deinen Tomaten, um sie vor der Weißen Fliege zu schützen, oder pflanze Kapuzinerkresse neben Bohnen, um Blattläuse abzulenken. Diese Mischkultur im Kleinformat ist effizient und wunderschön.

Denk bei der Bepflanzung nicht nur an Grün, sondern auch an Farbe! Essbare Blüten sind die perfekte Ergänzung. Die leuchtend orangefarbenen Blüten der Kapuzinerkresse schmecken pfeffrig-scharf im Salat, die blauen Borretschblüten sind eine Zierde in Sommergetränken und Ringelblumenblüten verleihen Kräuterbutter eine wunderschöne Farbe. Ein Fest für Augen und Gaumen.

Saatgut oder Jungpflanze? Eine Tüte Radieschensamen für 2 € ergibt Dutzende Pflanzen, während eine einzelne Jungpflanze oft schon mehr kostet. Bei langsam wachsenden Sorten wie Paprika oder Aubergine lohnt sich hingegen der Kauf vorgezogener Pflanzen vom Gärtner. Das spart Zeit und die kritische Anzuchtphase auf der Fensterbank.

- Eine kleine, schmale Handschaufel für präzises Arbeiten in Töpfen.
- Eine scharfe Kräuter- oder Blumenschere (z.B. von Fiskars) für eine saubere Ernte.
- Eine Gießkanne mit feiner Brause, um junge Pflänzchen nicht wegzuschwemmen.

„Selbst der kleinste Raum, ein Fensterbrett oder ein Balkon, kann uns die größte Freude bereiten, die ein Gärtner kennt: die Freude am Wachsenlassen.“ – Monty Don

Blattläuse sind auf dem Balkon leider oft zu Gast. Aber keine Panik, die chemische Keule muss nicht sein.
- Ein scharfer Wasserstrahl aus der Sprühflasche spült die meisten Läuse einfach weg.
- Eine Lauge aus Wasser und ein paar Tropfen Schmierseife (ohne Zusätze!) erstickt die verbliebenen Schädlinge.
- Marienkäferlarven, online bestellbar, sind die natürlichen Fressfeinde und eine biologische Wunderwaffe.

Brauche ich wirklich spezielle Erde für Tomaten oder Kräuter?
Jein. Eine hochwertige, torffreie Gemüseerde ist eine exzellente Allround-Basis. Spezialerden sind jedoch auf die Bedürfnisse bestimmter Pflanzen optimiert. Tomatenerde ist oft strukturstabiler und enthält mehr Kalium für die Fruchtbildung. Kräutererde ist magerer und sandiger, was mediterrane Kräuter wie Rosmarin oder Thymian lieben. Für Starkzehrer wie Tomaten lohnt sich die Investition.

Pflanzsäcke („Grow Bags“): Sie bestehen aus robustem Vlies, sind leicht und fördern durch Luftzirkulation ein gesundes Wurzelwachstum (kein Ringelwuchs!). Ideal für Kartoffeln oder Süßkartoffeln.
Feste Töpfe (Ton/Plastik): Sie bieten mehr Stabilität für hochwachsende Pflanzen wie Stabtomaten und sind optisch oft ansprechender.
Die Wahl hängt von der Pflanze und der gewünschten Ästhetik ab.

In einem Tontopf auf einem sonnigen Südbalkon kann an einem heißen Tag bis zur Hälfte des Wassers einfach verdunsten, bevor die Pflanze es aufnehmen kann.
Das bedeutet, du gießt für die Umgebungsluft mit. Eine einfache Schicht Mulch (z.B. Pinienrinde oder Kakaoschalen) auf der Erde reduziert die Verdunstung drastisch, hält die Wurzeln kühler und spart wertvolles Wasser.

Es gibt kaum etwas Schöneres als den Duft eines Balkongartens nach einem kurzen Sommerregen. Die feuchte Erde, das würzige Aroma der Tomatenblätter, der pfeffrige Geruch von Basilikum und die süße Note der reifenden Erdbeeren vermischen sich zu einem einzigartigen Parfum. Es ist der Duft von Leben, Wachstum und Vorfreude – mitten in der Stadt.

Keine Geduld für die große Ernte? Probiere Microgreens! Das sind die jungen Keimlinge von Gemüse wie Radieschen, Erbsen oder Senf. Einfach die Samen dicht in einer flachen Schale auf Anzuchterde aussäen, feucht halten und nach 7-14 Tagen mit der Schere ernten. Sie sind eine intensive Vitamin- und Geschmacksexplosion.

- Getrockneter Kaffeesatz liefert Stickstoff für das Blattwachstum (ideal für Salate).
- Zerstoßene Eierschalen geben langsam Kalk ab und stärken die Zellwände (super für Tomaten).
- Das Wasser vom Kartoffelkochen (abgekühlt und ungesalzen!) enthält wertvolle Mineralien.

Meine Kräuter schießen in die Höhe und haben kaum Blätter. Was mache ich falsch?
Das nennt man „Vergeilen“ und ist meist ein Zeichen von Lichtmangel. Die Pflanze streckt sich verzweifelt der Sonne entgegen. Stelle sie an den sonnigsten Platz, den du hast. Ein weiterer Grund kann zu spätes Ernten sein. Regelmäßiges Schneiden der Spitzen (besonders bei Basilikum) regt die Pflanze an, buschiger und kompakter zu wachsen.

Hol dir das Urlaubsgefühl auf den Balkon! Für eine mediterrane Ecke brauchst du vor allem viel Sonne.
- Rosmarin und Thymian: Sie lieben die Hitze und trockene Füße, also sparsam gießen.
- Mini-Olivenbaum: Im Kübel ein absoluter Hingucker, der südliches Flair verströmt.
- Hängende Tomaten und Oregano: Kombiniere Nutzpflanzen, die das mediterrane Aroma perfekt einfangen.

- Fördert das Wachstum neuer Blätter und Früchte.
- Verlängert die Ernteperiode um Wochen.
- Sorgt für zarteres und schmackhafteres Gemüse.
Das Geheimnis? Die „Cut-and-come-again“-Methode! Ernte bei Pflücksalaten, Mangold oder Kräutern immer nur die äußeren, reifen Blätter und lass das Herz der Pflanze unberührt. Sie wird unermüdlich neue Blätter produzieren.
Wenn die Tage kürzer werden und die letzte Tomate geerntet ist, beginnt die leise Phase des Balkongartens. Jetzt ist die Zeit, um Bilanz zu ziehen, was gut funktioniert hat und was im nächsten Jahr anders wird. Leere die Töpfe, reinige sie und lagere sie für den Winter. Die alte Erde kann auf dem Kompost oder in der Biotonne entsorgt werden. Es ist ein Abschied, aber auch ein Versprechen. Denn schon bald beginnt die schönste Zeit für jeden Gärtner: das Blättern in Saatgutkatalogen und das Träumen vom nächsten Frühling.




