Rot & Grün an der Wand: So wird’s genial und nicht peinlich – Ein Profi packt aus
Ich arbeite seit Ewigkeiten mit Farben. Ehrlich gesagt, ich hab in meinem Leben schon mehr Wände gestrichen als ich zählen kann – von alten Villen bis zu supermodernen Lofts. Und eins habe ich gelernt: Farben sind wie scharfe Küchenmesser. In der Hand eines Profis zaubern sie Wunder, in der Hand eines Anfängers… nun ja, es kann kompliziert werden. Besonders bei Rot und Grün.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Erst mal verstehen: Was Farbe wirklich mit einem Raum anstellt
- 0.2 Das Handwerk: Vorbereitung ist 80 % des Erfolgs
- 0.3 Die Technik: So streichen, dass es nicht nach „selbst gemacht“ aussieht
- 0.4 Gestaltungsideen, die wirklich funktionieren
- 0.5 Der Pannenhelfer: Was tun, wenn’s schiefgeht?
- 0.6 Ein Wort zur Sicherheit: Passen Sie auf sich auf
- 0.7 Zum Schluss noch ein Gedanke
- 1 Bildergalerie
Viele haben einen Heidenrespekt vor diesen beiden Tönen und greifen dann doch wieder zu Grau oder Beige. Das ist sicher, klar. Aber oft auch gähnend langweilig. Dabei steckt so viel Leben in diesen Farben!
Dieser Beitrag ist keine Trendschau, die nächstes Jahr schon wieder alt ist. Trends sind flüchtig. Gutes Handwerk und ein Gespür für Farben, das bleibt. Ich zeige Ihnen die echten Grundlagen, die Tricks aus der Praxis und wie Sie die typischen Fehler vermeiden, über die ich auf Baustellen nur den Kopf schütteln kann. Am Ende werden Sie sehen: Mit ein paar Kniffen können Sie Räumen einen unglaublichen Charakter verleihen, ohne dass es gleich aussieht wie im Zirkus.
Erst mal verstehen: Was Farbe wirklich mit einem Raum anstellt
Bevor wir auch nur einen Farbeimer aufmachen, müssen wir kurz darüber reden, was wir da eigentlich tun. Farbe ist ja nicht nur bunte Pampe. Sie manipuliert unsere Wahrnehmung. Das ist keine Esoterik, sondern simple Psychologie und ein bisschen Physik.
Die Power von Rot
Rot schreit förmlich: „Schau mich an!“. Es ist die Farbe der Energie, der Wärme und der Leidenschaft. Ein tiefes Weinrot kann ein Wohnzimmer unglaublich gemütlich und edel machen, während ein knalliges Tomatenrot in der Küche für ordentlich Schwung sorgt. Aber Achtung! Zu viel Rot in einem kleinen Raum fühlt sich schnell an, als würden die Wände auf einen zukommen. Ich hatte mal einen Kunden, der sein Arbeitszimmer komplett in Feuerwehrrot wollte, für die „Kreativität“. Das Ende vom Lied? Er konnte sich null konzentrieren. Wir haben es dann auf eine einzige Akzentwand reduziert – und plötzlich hat es funktioniert.
Gut zu wissen: Reine rote Pigmente haben oft eine etwas schwächere Deckkraft. Das liegt an ihrer feinen Struktur. Deshalb ist eine gute Grundierung und manchmal sogar ein dritter Anstrich bei Rot völlig normal und kein Zeichen von schlechter Qualität.
Die Ruhe von Grün
Grün ist pure Natur. Es wirkt beruhigend, harmonisch und frisch. Unsere Augen lieben Grün, weil sie sich dafür kaum anstrengen müssen. Ein sanftes Salbeigrün im Schlafzimmer? Eine absolute Oase der Ruhe. Ein sattes Tannengrün in einer Bibliothek? Verleiht dem Raum sofort eine würdevolle Tiefe. Im Gegensatz zu Rot hat Grün nicht die Tendenz, Räume zu erdrücken. Helle Grüntöne können einen Raum sogar luftiger und größer wirken lassen.
Die meisten grünen Pigmente decken übrigens ziemlich gut und sind sehr lichtecht, was die Verarbeitung etwas einfacher macht als bei manchen Rottönen.
Der wichtigste Faktor: Das Licht
Die erste Lektion für jeden meiner Azubis war immer: Schau dir die Farbe vor Ort an! Das Licht in deinem Zuhause ist einzigartig und verändert alles. Kühles Nordlicht kann ein warmes Rot stumpf aussehen lassen. Warme Abendsonne aus dem Süden lässt jede Farbe leuchten. Und das Kunstlicht am Abend? Das ist wieder eine ganz andere Welt.
Deshalb ist ein Probeanstrich keine Option, sondern Pflicht. Aber bitte nicht nur ein kleiner Klecks. Streichen Sie eine Fläche von mindestens 50×50 cm. Kleiner Profi-Tipp: Streichen Sie nicht direkt auf die Wand, sondern auf ein großes Stück Pappe oder ein Reststück Raufaser. Das können Sie dann mit Klebeband an verschiedene Wände im Raum heften und beobachten, wie sich die Farbe im Laufe des Tages verändert. So vermeiden Sie teure Überraschungen.
Das Handwerk: Vorbereitung ist 80 % des Erfolgs
Ganz ehrlich: Ein perfektes Ergebnis hängt fast nur von der Vorbereitung ab. Wer hier schludert, zahlt am Ende doppelt – entweder mit seiner Zeit oder mit seinem Geld. Gerade bei so dominanten Farben wie Rot und Grün verzeiht der Untergrund absolut keine Fehler.
Checkliste für Ihre Wand
Bevor ich loslege, mache ich immer einen kurzen Check. Das dauert fünf Minuten und erspart Stunden an Ärger.
- Der Wassertest: Sprühen Sie ein wenig Wasser an die Wand. Zieht es sofort ein und wird dunkel? Dann ist die Wand stark saugfähig (z.B. Gipsputz). Perlt es ab? Dann ist sie nicht saugfähig (z.B. mit alter Latexfarbe gestrichen). Das entscheidet über die Grundierung.
- Der Klebeband-Test: Drücken Sie einen Streifen Malerkrepp fest auf die Wand und reißen Sie ihn ruckartig ab. Bleiben alte Farbreste kleben? Dann muss die alte Schicht runter. Fahren Sie auch mal mit der flachen Hand drüber. Wenn Ihre Hand danach weiß ist, kreidet die Farbe und muss abgewaschen und grundiert werden.
- Die Sichtprüfung: Kleine Risse und Dübellöcher? Jetzt ist der Moment, sie sauber zu verspachteln und glatt zu schleifen.
Die richtige Grundierung ist Gold wert
Die Grundierung ist das Fundament. Ohne sie wird die Farbe ungleichmäßig aufgesaugt, und Sie bekommen hässliche Flecken und Streifen, die Sie auch mit drei Anstrichen nicht mehr wegbekommen.
- Bei stark saugenden Wänden (siehe Wassertest) nehmen Sie einen Tiefgrund.
- Bei nicht saugenden, glatten Wänden brauchen Sie einen Haftgrund.
- Geheimtipp für rote Wände: Lassen Sie sich im Fachhandel eine leicht grau oder rosa getönte Grundierung anmischen. Das verbessert die Deckkraft des roten Endanstrichs dramatisch und spart Ihnen oft einen kompletten Farbanstrich.
Das richtige Werkzeug – und was es kostet
Bitte, bitte sparen Sie nicht am Werkzeug. Ein billiger Pinsel, der Haare verliert, oder eine Rolle, die fusselt, treiben jeden zur Verzweiflung. Planen Sie ein kleines Budget dafür ein, es lohnt sich.
- Pinsel: Für die Ecken und Kanten brauchen Sie einen guten Pinsel. Rechnen Sie mit 10 bis 15 Euro für einen Qualitätspinsel, den Sie bei guter Pflege ewig haben.
- Rolle: Für glatte Wände reicht eine kurzflorige Rolle, bei Raufaser nehmen Sie eine mit längerem Flor. Eine gute Rolle mit Bügel kostet etwa 15 bis 20 Euro.
- Abklebeband: Investieren Sie in gutes Malerkrepp, oft gelb oder lila. Das kostet pro Rolle vielleicht 5 bis 8 Euro, aber es verhindert, dass Farbe darunter läuft.
Ach ja, und zur Pflege: Einen guten Pinsel nach Gebrauch gründlich mit lauwarmem Wasser und Kernseife auswaschen, bis keine Farbe mehr kommt. Dann trocknen lassen – so ist er beim nächsten Mal wieder wie neu.
Die Technik: So streichen, dass es nicht nach „selbst gemacht“ aussieht
Jetzt geht’s ans Eingemachte. Mit der richtigen Technik schaffen Sie ein Ergebnis, bei dem jeder fragt: „Welcher Maler war denn hier?“
Wie viel Farbe brauche ich überhaupt?
Eine der häufigsten Fragen! Die Faustformel ist einfach: Messen Sie die Höhe und Breite Ihrer Wand und multiplizieren Sie beides, um die Quadratmeter zu erhalten. Auf jedem Farbeimer steht die Reichweite (z.B. „reicht für ca. 30 m²“ bei 2,5 Litern). Teilen Sie Ihre Wandfläche durch die Reichweite pro Liter. Denken Sie daran: Sie brauchen die Menge mal zwei, weil Sie zwei Anstriche machen!
Nass-in-Nass zum perfekten Ergebnis
Das ist das A und O für eine streifenfreie Wand. Arbeiten Sie sich in Abschnitten vor. Zuerst streichen Sie mit dem Pinsel die Ecken und Kanten eines etwa 1,5 Meter breiten Abschnitts. Und dann, solange diese Ränder noch feucht sind, rollen Sie die große Fläche. So verbinden sich die Pinselstriche und die Rollerspuren nahtlos.
Die Rolle gut in Farbe tunken, am Gitter abrollen und dann erst senkrecht ein paar Bahnen auftragen. Danach einmal quer drüberrollen und zum Schluss, ganz ohne Druck, noch mal von oben nach unten abrollen. Das nennt man „Verschlichten“ und sorgt für eine super gleichmäßige Oberfläche.
Wie lange dauert das Ganze?
Seien Sie realistisch. Eine kräftige Farbe deckt selten beim ersten Mal. Planen Sie für eine einzelne Akzentwand von ca. 15 m² ruhig ein komplettes Wochenende ein:
- Samstag Vormittag (ca. 3 Stunden): Möbel rücken, Boden abdecken, abkleben und grundieren. Dann alles gut trocknen lassen.
- Samstag Abend / Sonntag Vormittag (je 2 Stunden): Der erste Anstrich. Wieder vollständig trocknen lassen (Herstellerangaben beachten, aber lieber ein paar Stunden länger warten).
- Sonntag Nachmittag (ca. 2 Stunden): Der zweite, finale Anstrich. Bei sehr intensivem Rot kann sogar noch ein dritter nötig sein. Das ist kein Fehler, sondern ein Qualitätsmerkmal der Pigmente.
Gestaltungsideen, die wirklich funktionieren
Eine ganze Wand ist super, aber es gibt auch subtilere Wege, Rot und Grün ins Spiel zu bringen.
Die Akzentwand – aber die richtige!
Ein Klassiker. Aber welche Wand nimmt man? Nicht einfach irgendeine. Eine Akzentwand wirkt am stärksten, wenn sie einen logischen Fokus im Raum bildet: die Wand hinter dem Sofa, dem Bett oder dem großen Esstisch. Eine Wand mit vielen Fenstern und Türen ist ungeeignet, weil die Farbe zu zerstückelt wirkt.
Traumpaare: Welche Farben passen dazu?
Rot und Grün sind Komplementärfarben. Direkt nebeneinander in Reinform können sie ganz schön knallen. Der Trick liegt in den Nuancen.
- Zu Rot: Ein tiefes Bordeauxrot (denken Sie an einen Ton wie RAL 3005) sieht fantastisch aus mit warmen Grautönen, Sandfarben oder hellem Eichenholz.
- Zu Grün: Ein sanftes Salbeigrün (ähnlich dem bekannten Farbton „Mizzle“) harmoniert perfekt mit Cremetönen, dunklem Nussbaumholz und Akzenten in Messing oder Gold.
Der Pannenhelfer: Was tun, wenn’s schiefgeht?
Auch Profis passiert mal ein Malheur. Der Unterschied ist: Wir wissen, wie man es repariert. Hier sind die häufigsten Pannen und ihre Lösungen.
- Problem: Die Farbe tropft (Nasenbildung).
Lösung: Solange die Farbe noch nass ist, sofort mit einem Pinsel oder einer kleinen Rolle vorsichtig und ohne Druck verstreichen. Ist sie schon trocken, hilft nur: die Nase vorsichtig abschleifen, die Stelle grundieren und neu überstreichen. - Problem: Nach dem Trocknen sind Streifen sichtbar.
Lösung: Das passiert meistens, wenn man nicht „nass-in-nass“ gearbeitet hat oder die Rolle zu trocken war. Da hilft leider nur ein weiterer, gleichmäßiger Anstrich über die gesamte Fläche. - Problem: Das Klebeband hat die Farbkante abgerissen!
Lösung: Der Klassiker! Das Band immer abziehen, solange die Farbe noch leicht feucht ist. Wenn es doch passiert ist: Die Kante vorsichtig mit feinem Schleifpapier glätten, neu abkleben und die Kante mit einem feinen Pinsel nachbessern.
Der ultimative Profi-Tipp für gestochen scharfe Kanten: Kleben Sie die Kante wie gewohnt ab. Dann streichen Sie die Kante des Klebebands einmal mit der alten Wandfarbe (also der, die überstrichen wird) über. Diese Farbe kriecht in die winzigen Lücken unter dem Band und versiegelt sie. Nachdem das getrocknet ist, streichen Sie mit Ihrer neuen Farbe. Wenn Sie das Band dann abziehen, haben Sie eine Kante so scharf wie ein Skalpell. Garantiert!
Ein Wort zur Sicherheit: Passen Sie auf sich auf
Moderne Wandfarben sind zwar viel besser als früher, aber ein paar Dinge sollte man trotzdem beachten. Sorgen Sie immer für gute Lüftung. Und bitte, nutzen Sie eine stabile Leiter. Ich habe mal einen Azubi von einer wackeligen Konstruktion aus Bierkisten geholt – das war seine erste und letzte Lektion zum Thema Arbeitssicherheit.
Und wann sollten Sie lieber den Profi rufen? Wenn Sie Schimmel entdecken (das muss die Ursache geklärt werden, Überstreichen ist gefährlich!), der Putz bröckelt oder Sie in einem denkmalgeschützten Haus wohnen. Eine kurze Beratung kostet anfangs vielleicht etwas, spart aber am Ende oft eine Menge Geld und Nerven.
Zum Schluss noch ein Gedanke
Rot und Grün sind fantastische Werkzeuge, um einem Zuhause eine Seele zu geben. Es braucht nur ein bisschen Mut und vor allem Sorgfalt. Wenn Sie die Sache mit Respekt, guter Vorbereitung und dem richtigen Werkzeug angehen, werden Sie ein Ergebnis erzielen, auf das Sie wirklich stolz sein können. Eine gut gemachte Wand ist mehr als nur Farbe – sie ist ein Stück Handwerk, das Ihnen jeden Tag Freude bereitet.
Bildergalerie
Der perfekte Ton? Suchen Sie ein sattes, aber nicht aggressives Rot? Versuchen Sie „Rectory Red No. 217“ von Farrow & Ball. Es ist ein warmer, erdiger Rotton, der an traditionelle Backsteinhäuser erinnert und eine unglaublich einladende, aber dennoch anspruchsvolle Atmosphäre schafft – ohne die Nervosität eines reinen Signalrots.
Das menschliche Auge kann mehr Grüntöne unterscheiden als jede andere Farbe.
Das liegt an unserer evolutionären Vergangenheit. Diese Sensibilität bedeutet, dass selbst kleinste Nuancen einen großen Unterschied in der Raumwirkung machen. Ein Salbeigrün wirkt beruhigend und meditativ, während ein kräftiges Smaragdgrün Energie und Luxus ausstrahlt. Nutzen Sie diese Vielfalt, um genau die Stimmung zu erzeugen, die Sie sich wünschen.
Mein Raum liegt auf der Nordseite und bekommt wenig direktes Licht. Ist Grün da eine gute Idee?
Absolut, wenn Sie den richtigen Ton wählen! Vermeiden Sie kühle Grüntöne mit hohem Blauanteil, die den Raum düster wirken lassen könnten. Greifen Sie stattdessen zu warmen, gelbstichigen Grüntönen wie Oliv, Moos oder Salbei. Diese gleichen das kühle Nordlicht aus und bringen eine natürliche, erdige Wärme in den Raum, die ihn gemütlicher macht.
- Streichen Sie ein großes Stück Pappe (mindestens A2) und pinnen Sie es an verschiedene Wände im Raum.
- Beobachten Sie die Farbe morgens, mittags und abends bei künstlichem Licht.
- Lassen Sie die Probe mindestens zwei Tage hängen, bevor Sie eine Entscheidung treffen.
So sehen Sie, wie das Licht die Nuance wirklich verändert, bevor der ganze Eimer an der Wand ist.
Die Kombination von Rot und Grün ist kein moderner Spleen, sondern hat tiefe Wurzeln in der Designgeschichte. Im viktorianischen Zeitalter galten tiefe, juwelenartige Grün- und Rottöne, oft in Kombination mit dunklem Holz und opulenten Mustern, als Zeichen von Wohlstand und gutem Geschmack. Man wollte eine gemütliche, fast höhlenartige Atmosphäre schaffen – ein direkter Gegenentwurf zur Hektik der industriellen Revolution.
Mattes Finish: absorbiert das Licht und lässt die Farbe satter und tiefer wirken. Perfekt für ein gemütliches Wohn- oder Schlafzimmer. Es kaschiert zudem kleine Unebenheiten an der Wand.
Seidenglanz-Finish: reflektiert das Licht dezent und macht die Farbe widerstandsfähiger. Eine gute Wahl für Flure oder Küchen, wo die Wände mehr aushalten müssen. Die Farbe wirkt dadurch etwas leuchtender.
Eine Studie der Universität Sussex aus dem Jahr 2018 ergab, dass „Waldgrün“ weltweit als die entspannendste Farbe wahrgenommen wird.
- Es wirkt sofort elegant und zeitlos.
- Es lässt Kunstwerke und goldene Bilderrahmen strahlen.
- Es schafft eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre.
Das Geheimnis? Ein tiefes, dunkles Waldgrün. Denken Sie an „Studio Green“ von Farrow & Ball oder „Obsidian Green“ von Little Greene. Entgegen der landläufigen Meinung machen solche dunklen Töne einen Raum oft gemütlicher und größer, weil die Ecken und Kanten verschwimmen.
Rot und Grün entfalten ihre volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit den richtigen Materialien. Anstatt nur auf Farbe zu setzen, kombinieren Sie die Töne mit diesen Texturen:
- Messing oder Gold: Bringt Wärme und einen Hauch von Glamour, besonders zu dunklem Grün.
- Dunkles Walnussholz: Schafft eine edle, geerdete Basis, die die Farbtiefe unterstreicht.
- Samt: Ein Sofa oder Kissen aus rotem oder grünem Samt fängt das Licht ein und wirkt unglaublich luxuriös.
Unterschätzen Sie niemals die Macht der Glühbirne! Eine Glühbirne mit warmweißem Licht (ca. 2700 Kelvin) lässt Rottöne satter und gemütlicher erscheinen, während kühleres Licht (über 3500 Kelvin) grüne Wände frischer und klarer wirken lässt. Testen Sie die Farbe unbedingt mit der Beleuchtung, die Sie später auch verwenden werden.
Die richtige Basis für Rot: Reine Rottöne sind berüchtigt für ihre schlechtere Deckkraft. Profis verwenden deshalb fast immer eine grau getönte Grundierung. Das Grau neutralisiert den Untergrund und lässt das Rot in weniger Anstrichen intensiv und gleichmäßig strahlen. Ein einfacher Trick mit enormer Wirkung!
Wie kombiniere ich Rot und Grün, ohne dass es nach Weihnachten aussieht?
Der Schlüssel liegt in den Nuancen und Proportionen. Vermeiden Sie die Kombination von reinem Signalrot mit reinem Tannengrün. Wählen Sie stattdessen anspruchsvollere Varianten: ein erdiges Terrakotta mit einem gedämpften Salbeigrün, oder ein tiefes Burgunderrot mit einem fast schwarzen Flaschengrün. Fügen Sie außerdem eine dritte, neutrale Farbe wie Creme, Grau oder sogar Schwarz hinzu, um die beiden Hauptfarben zu erden.
Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen Raum, dessen Wände in einem tiefen, samtigen Smaragdgrün gestrichen sind. Das Licht wird sanft geschluckt, Geräusche wirken gedämpfter. Der Raum fühlt sich an wie eine kostbare Schmuckschatulle, ein privater Rückzugsort, der Sie von der Außenwelt abschirmt. Das ist die Magie eines „Jewel Box“-Raumes – ein mutiger Schritt, der mit einer unvergleichlichen Atmosphäre belohnt wird.
Der „Grüne Raum“ im Theater, der Aufenthaltsraum für Schauspieler, hat seinen Namen daher, dass Grün als beruhigend für die Augen nach dem grellen Bühnenlicht galt.
Dieses Prinzip lässt sich direkt auf das Zuhause übertragen. Ein Arbeitszimmer, in dem man stundenlang auf einen Bildschirm starrt, profitiert enorm von einer grünen Wand. Sie hilft den Augen, sich zu entspannen und fördert die Konzentration.
Sie wollen den Look, aber nicht gleich die ganze Wand streichen? Kein Problem:
- Ein großer botanischer Print mit sattem Grün.
- Kissenbezüge aus weinrotem Cord oder Samt.
- Eine Gruppe von Zimmerpflanzen mit unterschiedlichen Grüntönen.
- Ein einzelnes Statement-Möbelstück, wie ein lackierter Beistelltisch in Kirschrot.
- Versteckt kleine Dellen und Unebenheiten an der Wand.
- Schafft eine immersive, fast stoffliche Tiefenwirkung.
- Fühlt sich luxuriös und pudrig an.
Das Geheimnis? Eine ultramatte Kalk- oder Kreidefarbe. Marken wie Bauwerk Colour oder Little Greene bieten Farben an, deren hohe Pigmentdichte und fehlende Reflektion besonders dunklen Grün- und Rottönen eine unvergleichliche Intensität verleihen.
Manchmal ist eine ganze Wand zu viel. Die Lösung? Muster! Integrieren Sie Rot und Grün subtil und elegant durch Tapeten oder Textilien.
- Botanische Tapete: Eine Tapete mit grünen Blättern und roten Blüten (z.B. von William Morris) an einer Akzentwand bringt Leben in den Raum.
- Kelim-Teppich: Ein traditioneller Kelim in erdigen Rot- und Grüntönen kann den gesamten Farbrahmen für ein Zimmer vorgeben.
Wer die Meisterschaft in der Kombination von Rot und Grün studieren will, sollte sich den klassischen englischen Landhausstil ansehen. Hier werden verwaschene, fast patinierte Rottöne (denken Sie an alte Perserteppiche) mühelos mit gedämpften Grüntönen auf Chintz-Stoffen kombiniert. Der Trick ist, dass keine der Farben schreit. Sie sind durch eine gemeinsame „Staubigkeit“ verbunden und werden durch viel neutrales Leinen und abgenutztes Leder ergänzt.
Drei typische Fehler, die Sie bei Rot und Grün vermeiden sollten:
- Untertöne ignorieren: Ein gelbstichiges Grün beißt sich mit einem blaustichigen Rot. Achten Sie darauf, dass die Untertöne harmonieren.
- Den falschen Glanzgrad wählen: Hochglanz auf einer roten Wand? Nur, wenn die Wand absolut perfekt ist. Jeder kleine Makel wird sonst gnadenlos betont.
- Auf Farbkarten vertrauen: Eine kleine Farbkarte kann niemals die Wirkung an einer großen Wand wiedergeben. Immer einen Probeanstrich machen!
Der Chamäleon-Ton: Suchen Sie ein Grün, das sich jedem Licht anpasst? Schauen Sie sich „Calke Green No. 34“ von Farrow & Ball an. Im Tageslicht wirkt es wie ein sattes, traditionelles Salbeigrün, bei künstlichem Licht am Abend verwandelt es sich in ein tiefes, fast olivfarbenes Grün. Diese Komplexität macht es unglaublich vielseitig und interessant.
Ich habe Angst, dass Rot meinen kleinen Raum erdrückt. Stimmt das?
Nicht unbedingt! Ein verbreiteter Mythos ist, dass dunkle Farben kleine Räume immer kleiner machen. Wenn Sie ein tiefes Burgunderrot an der Wand hinter dem Sofa oder dem Bett verwenden, kann dies die Wand optisch zurücktreten lassen und dem Raum mehr Tiefe verleihen. Es geht nicht um die Farbe selbst, sondern darum, wie und wo man sie einsetzt.
Terrakotta-Rot: Ein warmes, erdiges Rot mit orangen und braunen Untertönen. Es schafft eine mediterrane, entspannte und sehr natürliche Atmosphäre. Ideal für Küchen oder sonnige Wohnzimmer.
Kirschrot: Ein kühleres, klares Rot mit einem Hauch von Blau. Es wirkt energetisch, modern und selbstbewusst. Ein fantastischer Akzent für ein Esszimmer.
Am Ende des Tages ist die Farbwahl vor allem eines: persönlich. Lassen Sie sich nicht von alten Regeln oder der Angst vor Fehlern lähmen. Wenn ein tiefes Waldgrün oder ein kräftiges Ziegelrot Ihr Herz höherschlagen lässt, dann ist es die richtige Farbe für Sie. Ihr Zuhause ist Ihre Leinwand – haben Sie Mut und spielen Sie!
