Über das Massivhaus-Bauen und die Schönheit des Brutalismus

von Augustine Schneider
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Die Architekturgeschichte ist für das Verständnis der zeitgenössischen Baukunst sehr wichtig. Eine der Stilrichtungen, die bis heute sehr wichtige Rolle dabei spielen, ist der Brutalismus. Er ist zuständig für viele Gebäude in unseren Städten, die eine sehr raue und nüchterne Erscheinung zeigen.

Wir sind an ihre Präsenz gewohnt. Oft handelt es sich dabei um sehr repräsentative Gebäude und wir als einfache Menschen wagen es deswegen nicht zu fragen, warum sie genau in dieser Ästhetik erbaut wurden.

Doch eigentlich ist es unser Recht zu verstehen, warum so viele massive Bauten in so einem rauen, ja brutalen Stil erbaut sind. Dies hat etwas mit der Entwicklung unserer Gesellschaft und unserer Denkweise zu tun.

Wie sich genau Brutalismus zu unserer Geschichte und modernem Leben verhält, versuchen wir Ihnen auf einer einfachen Art und Weise zu vermitteln.

Massivhaus Bauen – Cité Radieuse von Le Corbusier

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Warum sich Architekten für die „hässliche“ Seite des Lebens entscheiden?

Die Entscheidung fürs hässliche Bauen war eine Art Entscheidung für die Offenheit und Ehrlichkeit. Die zierlichen Fassaden und die Ornamentik werden in diesem Kontext als eine Art Make-Up wahrgenommen, auf welches nun verzichtet wird.

Die Architekten konzentrieren sich so zu sagen auf das Wesentliche und bringen es durch ihre Gebäude der Gesellschaft bei, sich ebenfalls so zu verhalten.

Diese Einstellung darf jedoch nicht so missverstanden werden, dass es sich beim Brutalismus bloß um Beton und um nichts Anderes handelt. Es steht eine komplexere Ansicht auf die Welt dahinter.

Brutalistische Architektur aus Beton – Citrohan von Le Corbusier

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Southbank Centre, London

Versuchen wir, den Brutalismus anhand von Beispielen klarer zu machen. Ein wichtiges Beispiel ist das Gebäude von Southbank Centre in London. Es wurde als Veranschaulichung der Kraft erbaut, die Großbritannien benötigte, um über die schwerwiegenden Auswirkungen des 2.Weltkrieges hinauszukommen.

Die Architekten dieses Gebäudes waren Robert Matthew und Leslie Martin.  Erbaut wurde es  im Jahr 1951.

Das Gebäude drückt Kraft und Beständigkeit aus, aber zugleich zeigt es die Ernüchterung nach dem brutalen Krieg, welche immer noch die Gesellschaft damals prägte.

Southbank Centre in London

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Das Nationaltheater, London

Zwanzig Jahre später entstand ein weiteres Gebäude im Stil des Brutalismus. 1976 wurde das Nationaltheater vom Sir Denys Lasdun erbaut.

Dieses sehr stark kritisierte Projekt wurde von der Arbeit der Architekten Le Corbusier und Mies van der Rohe beeinflusst. Durch die hässliche Äußerlichkeit provoziert haben sich Architekten auf die inneren Werte konzentriert, in diesem Fall auf die Schönheit der Kultur und Kunst.

Das Innendesign des Gebäudes ist dabei eine Art Belohnung für diejenigen, welche sich dazu entschieden haben, über die Äußerlichkeit hinauszuschauen. Drinnen entdecken Sie verspielte und lebendige Atmosphäre, durch die verwickelte Struktur von Treppen, Räumen und Fluren.

Die Fassade vom Nationaltheater in London

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Brunswick Centre in Bloomsbury

Ein weiteres typisches Beispiel ist Brunswick Centre in Bloomsbury. Hinter der brutalistischen Fassade verstecken sich luxuriöse Traum-Appartements. Solcher Baustil drückt die Lebenseinstellung aus, dass der echt hohe Lebensstandard auf jegliche Demonstration nach Außen verzichtet.

Der Brutalismus ist weiterhin ein sehr hoch geschätzter Stil fürs Bauen von massiven Häusern. Er bleibt in seiner Geschichte und mit seinen Botschaften ikonisch. Trotz der Kritik wird er immer noch als originell und angenehm wahrgenommen. Das liegt vor allem daran, dass er durch seinen Charakter den Einwohnern und Besuchern ein echt gutes Erlebnis hinter einer neutralen Hülle anbietet. Das ist wohl in vielen Fällen viel besser, als attraktiv aussehende Häuser, die uns drinnen  enttäuschen…

Brunswick Centre in Bloomsbury

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Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.