Torffreie Erde und warum diese für Ihre Pflanzen sinnvoller ist
Zahlreiche Umweltschutzorganisationen fordern bereits seit mehreren Jahren ein weltweites Verbot von Erde, Kompost, Dünger und anderen Produkten, die in irgendeiner Form Torf enthalten. Es wird jedoch nicht immer genau erklärt, was Torf wirklich ist, woher er kommt, wie und ob er Garten- und Kübelpflanzen überhaupt nützt. Oftmals wird den Gärtnern auch nicht erklärt, welche Alternativen sie für ihre Pflanzen verwenden können, wenn sie bisher Torf in ihren Erdmischungen verwendet haben. In unserem heutigen Artikel möchten wir Ihnen einfache Antworten auf diese und andere Fragen rund um Torf und torffreie Erde geben.
Wir klären die häufigsten Fragen rund um Torf und torffreie Erde auf
Was ist Torf denn überhaupt?
Torf ist ein oberflächliches Sediment. Es besteht aus teilweise zersetzter Vegetation und anderen organischen Stoffen, die sich unter Bedingungen von Staunässe, Sauerstoffmangel, hohem Säuregehalt und Nährstoffmangel angesammelt haben. Je nach Region und Bedingungen fällt Torf mit einer Rate von nur etwa 1 bis 10 mm pro Jahr an. In gemäßigten, borealen und subarktischen Regionen, in denen niedrige Temperaturen die Zersetzungsgeschwindigkeit verringern, bildet sich Torf hauptsächlich aus Torfmoos. In den feuchten Tropen des Tieflandes wird Torf hingegen hauptsächlich aus Regenwaldvegetation gewonnen.
Inhaltsverzeichnis
Torf entsteht ausschließlich in Mooren. Obwohl diese nur etwa 3 Prozent der gesamten Landoberfläche der Erde bedecken, speichern sie tatsächlich etwa 10 Prozent des gesamten Süßwassers und 45 Prozent des gesamten Bodenkohlenstoffs. Das ist mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Welt absondern. Moore bilden einen unschätzbaren natürlichen Hochwasserschutz, indem sie überschüssige Niederschläge aufsaugen und durchfiltern. Das Trinkwasser aus diesen Gebieten ist von hoher Qualität und enthält weniger Schadstoffe.
Moore bieten wertvolle Lebensräume für Tausende von gefährdeten Tier- und Pflanzenarten weltweit. Aufgrund der langsamen Zersetzungsrate können Moore auch archäologische Stätten für viele Jahrhunderte bewahren. Nahezu perfekt erhaltene Moorleichen sind nur eines der bekanntesten Beispiele.
Torfmoos, einer der Hauptbestandteile der meisten Torfe, ist bereits gefährdet
In Mooren leben die meisten vom Aussterben bedrohten fleischfressenden Pflanzen
In diesen Feuchtgebieten kann man auch eine große Vielfalt an wilden Orchideen entdecken
Torf selbst ist ein schwammig-faseriges, dunkelbraunes Sediment, das mindestens seit Römerzeiten als Blumenerde oder sogar als Brennstoff in Verwendung ist. Im getrockneten Zustand ist er nämlich hochentzündlich und diente daher in waldarmen Regionen als bedeutende Brennstoffquelle. Die beim Torfbrennen zurückbleibende Asche ist reich an Phosphor und wurde als Dünger ausgebracht.
Diese Naturschätze müssen um jeden Preis geschützt werden
Die Zerstörung von Mooren trägt erheblich zur globalen Erwärmung und zum Klimawandel bei
Wie baut man Torf ab?
Um Torf zu ernten, werden Moore zunächst von der gesamten oberflächlichen Vegetation und dann von ihren Wasserreserven befreit. Riesige Fräsen bauen den Torf dann Schicht für Schicht ab und sammeln ihn auf. Die tiefste und älteste Schicht, der Schwarztorf, ist dabei die wertvollste. Abschließend wird der Torf getrocknet und zu Soden gepresst oder direkt als Gartenerde verpackt.
Dieser ganze Prozess zerstört nicht nur jahrhundertealten Torf, er vernichtet auch ganze Ökosysteme. Die Fräsen töten alle kleinen Lebewesen, die den Klingen nicht entkommen können – kleine Säugetiere, Vögel, Reptilien, Wirbellose, Insekten und Jungtiere. Doch das ist nicht das größte Problem. Schließlich tötet das Ernten landwirtschaftlicher Nutzpflanzen mit riesigen Maschinen ebenso viele Tiere.
Das eigentliche Problem liegt darin, dass beim Torfabbau nicht nur das Grundwasser freigesetzt wird, sondern auch riesige Mengen an gespeichertem Kohlendioxid. Der übrig bleibende Torf trocknet aus und wird, wie oben bereits erwähnt, leichtentzündlich. Falls ein Moor Feuer fängt, kann es dann jahrelang unbemerkt unter der Erdoberfläche schwelen, Kohlendioxid ausstoßen statt aufnehmen und Waldbrände verursachen.
Ist es nicht ziemlich kontraintuitiv, die Natur zu zerstören, um Pflanzen anzubauen?
Kann torffreie Erde die gleichen Vorteile bieten?
Torf ist kohlenstoff- und phosphorreich, verbessert die Durchlüftung des Bodens, speichert und filtert Wasser. Bevor man ihn jedoch als Substrat verwenden kann, muss man den extrem niedrigen pH-Wert mit Kalk neutralisieren. Ansonsten wird genau das Gegenteil erreicht – die Bodenqualität wird versauert und verschlechtert.
Bei dekorativen Garten- und Kübelpflanzen ist torffreie Erde dem echten Torf in fast allen Punkten überlegen. Sie besteht aus einer Kombination organischer Materialien wie Kokosfasern, Holzfasern, Kompost, Humus, Mist, Brechsand und Perlit. Je nach Pflanzengruppe kommen unterschiedliche Anteile davon zum Einsatz. Es ist wichtig, die Zutatenliste von torffreier Erde zu lesen, um festzustellen, ob sie für Ihre Bedingungen und Bedürfnisse gut geeignet ist.
Kokosfasern bieten sehr ähnliche Qualitätsvorteile wie echter Torf. Obwohl sie weniger Nährstoffe enthalten, können sie fast das 10-fache ihres Gewichts an Wasser aufnehmen. Das bedeutet, dass Sie Ihre Pflanzen nicht so viel oder so oft gießen müssen. Kokosfasern sind auch deutlich weniger sauer als Torf. Man muss sie also nicht mit Kalk bearbeiten, um sie zu verwenden.
Torf wird vor allem aufgrund seiner Fähigkeit, Wasser zu halten, verwendet
Kokosfasern erfüllen aber eigentlich die gleiche Funktion
Bis 2026 sollten zumindest in Deutschland alle torfhaltigen Substrate verboten sein
Kompost – die allerbeste torffreie Erde
Wenn es um Bodennährstoffe geht, gibt es eigentlich nichts Besseres als selbstgemachten Kompost. Der gesamte Prozess ist dem in natürlichen Mooren sehr ähnlich. Dafür ist es aber deutlich schneller und sehr umweltfreundlich. Anstatt Lebensmittelreste, Herbstlaub, Heckenabfall, Rasenschnitt und andere organische Materialien wegzuwerfen, können Sie sie in eine spezielle Kompostbox geben. Dort werden sie sich innerhalb einiger Monate auf natürliche Weise zersetzen. Wenn der Kompost fertig ist, ähnelt er in Aussehen und Struktur natürlichem Torf.
Viele Gärtner machen sich Sorgen, ob sich die Pflanzen, die sie bisher in Torf gezüchtet haben, nun an den neuen Boden anpassen können. Die Antwort hier ist Ja! Im Allgemeinen ist es am besten, torffreie Erde noch mit Sämlingen zu verwenden. Stellen Sie für beste Ergebnisse und kräftiges Wachstum Ihre eigene Mischung aus 2 Teilen Kokosfasern, 1 Teil Kompost und 1 Teil Sand her. Wenn Ihre Pflanzen bereits ausgewachsen sind, Sie aber ihre Erde beim nächsten Umtopfen ändern möchten, fügen Sie einfach 2 Teile Kompost statt 1 hinzu.
Die meisten Pflanzen können sich leicht und schnell an die torffreie Erde anpassen
Jeder Naturfreund sollte eine solche Box im Garten haben
Kein Garten? Kein Problem! Es gibt auch Mini-Kompostboxen für die Küche!
Es gibt keinen Grund, torffreie Erde nicht zu verwenden. Als Gärtner möchten wir alle der Natur und der Umwelt Gutes tun. Indem wir allerdings Produkte wählen, die Torf enthalten, erreichen wir genau das Gegenteil.