So baust du magische Leuchtpilze: Der komplette Werkstatt-Guide für deine DIY-Lampe
Ganz ehrlich? Es gibt Projekte, die machen einfach glücklich. In meiner Werkstatt entstehen oft große, schwere Möbelstücke. Aber manchmal sind es die kleinen, fast magischen Dinge, die am meisten Spaß bringen. Dazu gehören definitiv selbstgemachte Pilzlampen. Die Idee, Holz, Harz und ein sanftes Licht zu kombinieren, hat mich sofort gepackt. Es ist die perfekte Mischung aus traditionellem Handwerk und moderner Kreativität.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Deine Einkaufsliste: Das brauchst du wirklich
- 0.2 Der Sockel: Mehr als nur ein Klotz Holz
- 0.3 Das Herzstück: Die Elektronik – sicher und einfach
- 0.4 Die Krone des Ganzen: Pilzköpfe aus Epoxidharz gießen
- 0.5 Endmontage: Die Hochzeit der Komponenten
- 0.6 Hilfe, es klappt nicht! Häufige Probleme & Lösungen
- 0.7 Dein Werk, deine Geschichte
- 1 Bildergalerie
Das ist hier kein schneller Bausatz zum Zusammenklicken. Das ist eine ehrliche Anleitung aus der Praxis, mit der du deine eigene, absolut einzigartige Lampe bauen kannst. Ich zeige dir, wie es wirklich geht – von der Auswahl des Holzes über die sichere Elektronik bis hin zum Gießen der leuchtenden Pilzköpfe.
Ach ja, bevor wir loslegen, mal Butter bei die Fische: Was kostet der Spaß und wie lange dauert das? Plane für die grundlegenden Materialien mal so zwischen 50 € und 80 € ein. Vieles davon, wie Werkzeug oder die Waage, hast du vielleicht schon oder kannst es für weitere Projekte nutzen. Zeitlich solltest du ein entspanntes Wochenende einplanen. Ein Nachmittag für das Holz, ein paar Stunden für die Elektronik und dann braucht das Harz ja seine Zeit zum Aushärten.

Deine Einkaufsliste: Das brauchst du wirklich
Nichts ist nerviger, als mittendrin festzustellen, dass etwas fehlt. Hier ist also eine Übersicht, damit du alles parat hast. Vieles bekommst du im Baumarkt (wie Bauhaus oder Hornbach), Elektronikteile online (z.B. bei Conrad oder Reichelt) und gutes Harz in spezialisierten Onlineshops.
- Für den Holzsockel: Ein schönes Stück Holz (ca. 15 x 10 x 5 cm), Schleifpapier (Körnung 80, 120, 240) und Hartwachsöl oder Möbelwachs zum Veredeln.
- Für die Pilzköpfe: Ein Set Epoxid-Gießharz (ein Einsteiger-Set mit 750g kostet ca. 25-40 €), Silikon-Mischbecher, Rührstäbchen und eine Silikonform (Eiswürfel- oder Pralinenformen in Halbkugelform sind perfekt).
- Für die Elektronik: Helle 5mm LEDs (warmweiß wirkt am schönsten), passende Vorwiderstände (wir berechnen das gleich), ein kleiner Kipp- oder Druckschalter, dünne Kabel (Litze) in zwei Farben und ein Batteriehalter für 2 oder 3 AA-Batterien.
- Werkzeug-Check: Akku-Bohrschrauber mit Holzbohrern, ein Forstnerbohrer (ca. 40 mm), ein Lötkolben-Set, Schraubzwingen und eine feine Säge (eine japanische Zugsäge ist hier Gold wert). Und ganz wichtig: eine Feinwaage, die auf 0,01 g genau wiegt. Eine normale Küchenwaage ist hier leider zu ungenau. Die gibt’s online schon für ca. 15 €.
- Sicherheit geht vor: Nitrilhandschuhe, eine Schutzbrille und am besten eine Atemschutzmaske (Filter A2P2) für die Arbeit mit Harz. Hier bitte nicht sparen!

Der Sockel: Mehr als nur ein Klotz Holz
Alles fängt mit dem Holz an. Der Sockel gibt deiner Lampe Charakter und einen festen Stand. Die Holzwahl ist also nicht nur eine Frage der Optik, sondern auch des Gefühls.
Du kannst fast jedes Holz nehmen, aber hier sind meine Favoriten aus der Praxis:
- Eiche: Der Klassiker. Schwer, robust und mit einer tollen, markanten Maserung. Die Bearbeitung ist eher für Fortgeschrittene, da Eiche Fehler nicht so leicht verzeiht, aber der solide, wertige Look ist unschlagbar. Preislich im Mittelfeld.
- Nussbaum: Mein persönlicher Liebling für edle Stücke. Das dunkle Holz bildet einen fantastischen Kontrast zum leuchtenden Pilz. Nussbaum lässt sich super bearbeiten und fühlt sich am Ende seidenglatt an. Eher im oberen Preissegment, aber jeden Cent wert.
- Zirbe: Besonders im Alpenraum ein Hit. Ein weiches, leicht zu bearbeitendes Holz, das diesen unglaublich beruhigenden Duft verströmt. Deine Lampe wird so auch zum Duftobjekt! Wegen der Weichheit musst du beim Schleifen etwas aufpassen.
- Treibholz & Altholz: Für den ultimativen Unikat-Charakter. Jedes Stück erzählt eine Geschichte. Die Herausforderung: Es ist oft voller Sand und unregelmäßig geformt. Die Vorbereitung ist aufwendiger, aber das Ergebnis ist unvergleichlich und kostet oft nur den Spaziergang am Flussufer.
Für den Anfang ist ein Reststück Buche oder Eiche perfekt zum Üben. Wichtig ist nur: Das Holz muss richtig trocken sein (unter 12 % Holzfeuchte), sonst gibt es später Risse.

So bearbeitest du den Sockel Schritt für Schritt
Keine Sorge, du brauchst keine Profi-Werkstatt. Mit gutem Handwerkzeug kommst du ans Ziel.
- Zuschnitt & Form: Säge das Holz auf dein Wunschmaß. Achte darauf, dass die Unterseite absolut plan ist, damit nichts wackelt. Danach kannst du kreativ werden: Kanten brechen, Ecken abrunden oder die natürliche Form des Holzes betonen.
- Das Elektronikfach: Dreh den Sockel um. Hier bohrst du mit dem Forstnerbohrer ein flaches, sauberes Loch für die Technik. Etwa 3-4 cm tief reicht locker für den Batteriehalter und den Schalter. Langsam bohren und die Späne immer wieder absaugen!
- Kabelkanäle bohren: Überleg dir, wo die Pilze stehen sollen. Bohre dann von oben mit einem dünnen Bohrer (3-4 mm) kleine Löcher, die unten im großen Fach ankommen.
- Das Finish: Jetzt wird geschliffen! Arbeite dich von grob (80er) zu fein (240er) vor. Ein kleiner Profi-Trick: Nach dem 120er-Schliff das Holz ganz leicht mit Wasser anfeuchten. Dadurch stellen sich kleine Fasern auf. Wenn es trocken ist, schleifst du sie mit dem 240er Papier weg – das Ergebnis wird spiegelglatt. Danach schützt du das Holz mit Öl oder Wachs. Ich liebe Hartwachsöl, weil es die Maserung so richtig zum Leuchten bringt und sich toll anfühlt. Achtung: In Öl getränkte Lappen können sich selbst entzünden! Lass sie immer ausgebreitet an der Luft trocknen oder bewahre sie in einem geschlossenen Metalleimer auf. Eine Regel, die bei mir jeder Azubi als Erstes lernt.

Das Herzstück: Die Elektronik – sicher und einfach
Viele haben einen Heidenrespekt vor Elektronik. Aber keine Panik! Wir arbeiten hier nur mit harmloser Niederspannung aus Batterien oder einem USB-Anschluss. Wenn du sorgfältig bist, kann absolut nichts passieren.
Warum eine LED einen Widerstand braucht (Kurzfassung)
Du kannst eine LED nicht einfach so an eine Batterie klemmen, sie würde sofort durchbrennen. Sie braucht einen Vorwiderstand, der den Strom begrenzt. Die genaue Berechnung (Ohmsches Gesetz) ist einfach, aber für den Anfang reicht es zu wissen: Für eine typische weiße LED (ca. 3,2 V) an 2 AA-Batterien (3 V) brauchst du eigentlich keinen Widerstand, aber an 3 AA-Batterien (4,5 V) ist ein Widerstand um die 68 Ohm perfekt. Nimm einfach den nächsthöheren Standardwert.
Profi-Tipp: Strom per USB statt Batterien
Keine Lust auf ständiges Batteriewechseln? Verstehe ich total. Bau dir doch einfach eine 5V-USB-Versorgung ein. Das ist kaum komplizierter. Du brauchst nur ein altes USB-Kabel, das du nicht mehr brauchst.

Schneide es ab und isoliere die vier dünnen Kabel im Inneren ab. Meistens sind sie rot, schwarz, weiß und grün. Wir brauchen nur Rot (+5V) und Schwarz (Minus/GND). Die anderen beiden kannst du kurz abschneiden und isolieren. Für diese 5V-Quelle und eine weiße LED wäre der passende Widerstand übrigens ca. 90-100 Ohm. So kannst du deine Lampe an jedes USB-Netzteil oder eine Powerbank anschließen.
So lötest du alles zusammen
Der Stromkreis ist simpel: Von Plus (Batterie/USB) geht’s zum Schalter, vom Schalter zum Widerstand, vom Widerstand zum langen Beinchen der LED (+) und vom kurzen Beinchen der LED (-) wieder zurück zu Minus. Wenn du mehrere Pilze bauen willst, schließt du jede LED parallel an, das heißt, jede LED bekommt ihren eigenen Widerstand! Verbinde nicht mehrere LEDs in Reihe an einen einzigen Widerstand, das geht meistens schief.
Isoliere jede Lötstelle sorgfältig mit Schrumpfschlauch. Das ist viel sicherer und haltbarer als Isolierband. Und leg die Batterien erst ganz am Ende ein, wenn alles fertig ist!

Die Krone des Ganzen: Pilzköpfe aus Epoxidharz gießen
Jetzt kommt der magische Teil! Epoxidharz ist ein Hammer-Material. Flüssig wie Honig, wird es nach dem Aushärten steinhart und glasklar. Aber es verzeiht keine Fehler, hier ist Präzision gefragt.
Sicherheit zuerst – nicht verhandelbar!
Ich kann es nicht oft genug sagen: Flüssiges Harz ist eine Chemikalie, die fiese Allergien auslösen kann. Darum sind Nitrilhandschuhe, Schutzbrille und gute Belüftung absolute Pflicht. Am besten arbeitest du mit einer Atemschutzmaske (A2P2-Filter).
Der Guss: Präzision und ein wenig Geduld
- Mischen: Das ist der wichtigste Schritt. Halte dich EXAKT an das Mischungsverhältnis des Herstellers (z.B. 100:50 nach Gewicht). Miss es mit deiner Feinwaage grammgenau ab. Wer hier schätzt, bekommt klebriges oder sprödes Harz. Garantiert.
- Rühren: Mische die Komponenten langsam, aber sehr gründlich für mindestens 3-4 Minuten. Kratze dabei immer wieder am Boden und am Rand entlang. Zu schnelles Rühren produziert nur unnötig viele Luftblasen.
- Gießen: Gieß das Harz langsam in deine Silikonform, etwa bis zur Hälfte. Jetzt kannst du auch Deko-Elemente einlegen. Wichtiger Tipp: Alles, was du eingießt (Moos, Blüten, kleine Zweige), muss absolut knochentrocken sein! Restfeuchtigkeit führt zu Blasen und unschönen Schlieren. Am besten legst du die Deko vorher ein paar Tage in Silicagel.
- LED platzieren: Tauche die vorbereitete LED mittig ins Harz und fixiere das Kabel am Rand der Form, damit sie nicht absinkt.
- Blasen entfernen: Die meisten Blasen steigen von selbst auf. Den Rest kannst du mit einem Feuerzeug oder kleinen Brenner ganz kurz abflammen. Die Hitze lässt sie platzen. Aber sei vorsichtig, nicht das Kabel oder die Form anzukokeln!
- Warten: Jetzt heißt es Geduld haben. Deck die Form ab, um sie vor Staub zu schützen, und lass sie 24 bis 72 Stunden (je nach Herstellerangabe) in Ruhe aushärten.

Endmontage: Die Hochzeit der Komponenten
Wenn das Harz hart und der Sockel geölt ist, kommt der schönste Teil. Führe die Kabel durch das Loch im Sockel, klebe den Pilzkopf mit einem Tropfen 2-Komponenten-Kleber fest, verstaue die Elektronik im Fach und schraube eine kleine Abdeckung (z.B. aus Filz) darunter. Batterien rein, Schalter umlegen und … staunen!
Hilfe, es klappt nicht! Häufige Probleme & Lösungen
- Die LED bleibt dunkel: Prüfe die Polung (langes Beinchen = Plus). Sind die Batterien voll? Hat jede Lötstelle Kontakt?
- Das Harz wird nicht hart: Du hast dich leider vermischt oder nicht gründlich genug gerührt. Das ist kaum zu retten und leider teures Lehrgeld für mehr Präzision beim nächsten Mal.
- Mein Pilz hat viele Blasen: Du warst zu hektisch beim Rühren oder die Deko war nicht ganz trocken. Übung macht hier den Meister.
- Das Harz ist aus der Form gelaufen: Deine Arbeitsfläche war nicht 100%ig eben. Prüfe das vor dem nächsten Guss mit einer Wasserwaage! Ein Klassiker, der jedem schon mal passiert ist.

Dein Werk, deine Geschichte
Herzlichen Glückwunsch! Vor dir steht eine Lampe, die du komplett selbst gebaut hast. Jede kleine Unebenheit ist kein Fehler, sondern ein Zeichen von Handarbeit und macht sie zu deinem ganz persönlichen Unikat. Meine erste Lampe war auch alles andere als perfekt, aber ich liebe sie bis heute.
Sei kreativ! Experimentiere mit Farben, Formen und Materialien. Bau eine ganze Pilzfamilie! Die Möglichkeiten sind endlos.
Und wenn du eine Lampe gebaut hast, zeig sie doch mal her! Es ist immer eine riesige Freude, die kreativen Ergebnisse anderer zu sehen. Ich wünsche dir ganz viel Spaß in der Werkstatt und gutes Gelingen!
Bildergalerie


Welches Licht für welche Stimmung?
Die Wahl der LED ist entscheidend für die Wirkung deiner Lampe. Warmweiße LEDs (ca. 2700-3000 Kelvin) erzeugen ein unglaublich gemütliches, fast goldenes Licht, das an einen Sonnenuntergang im Zauberwald erinnert. Für einen mystischeren, kühleren Look, fast wie Mondlicht, eignen sich kaltweiße LEDs (über 5000 Kelvin). Und für das ultimative Fantasy-Feeling? Experimentiere mit farbigen LEDs oder mische dem Harz vor dem Gießen einen Hauch phosphoreszierendes Pulver (z.B. von Glow.Dark) bei – so leuchten deine Pilze sogar im Dunkeln nach!
„Die besten Epoxidharze für Gießanwendungen haben eine Topfzeit von mindestens 45 Minuten.“
Dieser Fakt aus der Welt der Materialwissenschaft ist für dich Gold wert. Eine längere „Topfzeit“ (die Verarbeitungszeit, bevor das Harz aushärtet) bedeutet weniger Stress. Du hast mehr Zeit, Luftblasen sorgfältig zu entfernen und alles perfekt auszurichten. Achte beim Kauf auf Harzsysteme mit niedriger Viskosität und einer explizit langen Verarbeitungszeit, wie sie oft bei den Produkten von Marken wie Dipon oder Efkoresin zu finden sind. Das Ergebnis ist ein professioneller, glasklarer Guss ohne eingeschlossene Bläschen.


