Dein Garten, dein Paradies: So legst du ihn an wie ein Profi

von Augustine Schneider
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Ich hab in meiner Laufbahn als Gärtner so einiges gesehen. Eines kann ich dir aber mit Sicherheit sagen: Ein wirklich guter Garten ist niemals Zufall. Er ist das Ergebnis von cleverer Planung, ein bisschen Wissen und ehrlicher Arbeit. Viele Leute glauben ja, Gartengestaltung heißt, ein paar Blümchen in die Erde zu stecken und Rasen zu säen. Aber ganz ehrlich, das ist nur die oberste Schicht vom Kuchen.

Ein Garten, in dem du dich wirklich fallen lassen kannst, der hat ein solides Fundament. Er hat eine klare Struktur und spielt im Team mit der Natur, anstatt gegen sie zu kämpfen.

Ich habe Gärten betreut, die frisch angelegt aussahen wie aus einem Hochglanzmagazin. Und zwei Jahre später? Eine einzige Enttäuschung. Die Pflanzen mickerten vor sich hin, die teuren Terrassenplatten waren grün vor Algen und die Besitzer einfach nur frustriert. Und warum? Weil die absoluten Grundlagen ignoriert wurden. Man hat das schöne Bild kopiert, aber nicht das System dahinter verstanden. Lass uns das mal ändern. Ich zeig dir, worauf es wirklich ankommt, damit dein Garten nicht nur heute toll aussieht, sondern dir auch in vielen Jahren noch ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

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Alles fängt unter deinen Füßen an: Der Boden ist der Boss

Bevor wir auch nur ein Wort über schicke Pflanzen oder die perfekte Terrasse verlieren, müssen wir über den Boden reden. Ja, wirklich. Das ist mit Abstand das Wichtigste und der Fehler Nummer eins, den fast alle machen. Der Boden ist die Lebensgrundlage für alles, was bei dir wachsen soll. Ihn zu ignorieren, ist wie ein Haus ohne Fundament zu bauen.

Mach den Wurst-Test: Lerne deinen Boden kennen

Jeder Boden ist anders. Grob gesagt gibt es Sand-, Lehm- und Tonböden. Sandboden ist locker und trocknet blitzschnell aus, hält Wasser und Nährstoffe also eher schlecht. Tonboden ist das genaue Gegenteil: schwer, dicht und ein Wasserspeicher, der gerne mal zu nassen Füßen (Staunässe) neigt. Der Lehmboden ist oft der goldene Mittelweg.

Aber wie findest du raus, was du hast? Ganz einfach. Schnapp dir eine Handvoll feuchte Erde und versuch, eine dünne Wurst daraus zu rollen.

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  • Zerfällt sie sofort? Herzlichen Glückwunsch, du hast Sandboden.
  • Lässt sie sich gut formen, bricht aber beim Biegen? Das ist ein guter Lehmboden.
  • Kannst du eine glänzende, stabile Wurst formen, die sich sogar biegen lässt? Dann hast du es mit schwerem Tonboden zu tun.

Gut zu wissen, oder? Jetzt weißt du nämlich genau, was zu tun ist. Bei Sandboden solltest du pro Quadratmeter etwa 3-5 kg Bentonit (ein Gesteinsmehl, gibt’s im Gartencenter) und einen großen Eimer reifen Kompost einarbeiten. Das wirkt wie ein Schwamm für Wasser und Nährstoffe. Bei schwerem Tonboden hilft das Gegenteil: Arbeite groben Sand und ebenfalls Kompost ein, um ihn zu lockern und durchlässiger zu machen.

Der pH-Wert: Die geheime Zutat für Pflanzenglück

Ach ja, und dann gibt’s da noch den pH-Wert. Der verrät dir, ob dein Boden sauer oder alkalisch (kalkhaltig) ist. Die meisten Pflanzen fühlen sich im neutralen bis leicht sauren Bereich pudelwohl. Aber es gibt Ausnahmen: Rhododendren, Hortensien und Blaubeeren lieben sauren Boden, während Lavendel oder Buchsbaum es lieber kalkhaltig mögen.

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Einfache Teststreifen aus dem Baumarkt (kosten kaum 10 Euro) geben dir einen ersten Anhaltspunkt. Wenn du es ganz genau wissen willst, schick eine Probe ins Labor. Das kostet vielleicht um die 50 Euro, bewahrt dich aber davor, hunderte von Euros für Pflanzen auszugeben, die bei dir sowieso eingehen würden. Eine Investition, die sich immer auszahlt.

Struktur ist alles: Wie du Räume und Wege zauberst

Ein Garten ohne Struktur ist wie eine Wohnung ohne Wände – einfach nur eine Fläche mit Zeug drauf. Ein gut geplanter Garten hat verschiedene Bereiche, erzeugt Neugier und lädt zum Entdecken ein. Das funktioniert übrigens auch in winzigen Gärten!

Denk wie ein Architekt: Sichtachsen und Gartenräume

Stell dich mal an dein Wohnzimmerfenster oder auf die Terrasse. Wohin wandert dein Blick? Genau dorthin gehört ein Hingucker. Ein besonders schöner Baum, eine Skulptur oder ein kleines Wasserspiel am Ende so einer Sichtachse wirkt wie ein Magnet für die Augen und gibt dem Garten Tiefe.

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Du kannst deinen Garten auch in „Zimmer“ aufteilen. Eine niedrige Hecke, ein bepflanztes Rankgitter oder sogar ein Beet mit hohen Gräsern kann Bereiche voneinander trennen. So erschließt sich der Garten nicht auf den ersten Blick, sondern Stück für Stück. Das lässt ihn sofort größer und spannender wirken.

Wege, die mehr können als nur verbinden

Wege sind nicht nur praktisch. Sie lenken den Blick und bestimmen dein Tempo. Ein breiter, gerader Weg aus Betonplatten wirkt formell und führt dich schnell ans Ziel. Ein schmaler, geschwungener Pfad aus Rindenmulch oder Trittsteinen lädt dagegen zum Bummeln ein und fühlt sich viel natürlicher an.

Aber Achtung! Ein Weg ist nur so gut wie sein Unterbau. Ich habe mal einen Garten gesehen, da hat der Besitzer ein Vermögen für edle italienische Platten ausgegeben, aber am Unterbau gespart. Nach dem ersten Winter sah die Terrasse aus wie eine Buckelpiste. Das tat mir in der Seele weh. Mach diesen Fehler nicht! Für einen stabilen Weg gräbst du etwa 25-30 cm tief. Dann kommen 15-20 cm Schotter als Tragschicht rein, die gut verdichtet wird. Darauf folgen 3-5 cm Splitt, in den du die Platten legst. Ja, das ist ein Knochenjob, aber dein Weg wird dir dafür jahrzehntelang dankbar sein.

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Terrasse & Co.: Das richtige Material für deinen Lieblingsplatz

Die Wahl des Bodenbelags ist eine Entscheidung für viele Jahre. Er prägt den ganzen Garten. Hier gibt’s gewaltige Unterschiede bei Preis, Pflege und Haltbarkeit.

Holz – warm, natürlich, aber mit Charakter

Holzterrassen sind einfach gemütlich. Barfuß im Sommer unschlagbar! Aber Holz ist nicht gleich Holz. – Heimische Hölzer wie Lärche oder Douglasie sind relativ günstig. Rechne mal mit 40 bis 60 Euro pro Quadratmeter nur für die Dielen. Sie werden ohne Pflege mit der Zeit silbergrau – das muss man mögen – und können Splitter bilden. – WPC (Wood-Plastic-Composite) ist ein Mix aus Holzfasern und Kunststoff. Super pflegeleicht, keine Splitter und sehr haltbar. Dafür heizt es sich in der prallen Sonne ordentlich auf und kostet mehr, so ab 60 bis über 100 Euro pro Quadratmeter. – Tropenhölzer sind extrem haltbar, aber bitte, bitte achte hier unbedingt auf eine FSC-Zertifizierung für nachhaltige Forstwirtschaft!

Aus meiner Erfahrung der wichtigste Tipp: Sorge für eine gute Belüftung von unten! Das Holz darf niemals direkt auf der Erde liegen, sonst verrottet dir selbst das teuerste Material.

Stein – für die Ewigkeit gebaut

Stein ist quasi unkaputtbar, aber auch hier gibt es Unterschiede. – Betonstein ist die Budget-Option, oft schon ab 25 Euro pro Quadratmeter zu haben. Es gibt ihn in allen erdenklichen Farben und Formen. Aber die Qualität schwankt stark. Billige Steine verblassen schnell oder bekommen hässliche weiße Kalkschleier. – Naturstein wie Granit, Basalt oder Sandstein ist eine andere Liga. Jeder Stein ist ein Unikat und wird mit den Jahren oft noch schöner. Dafür ist er teurer (rechne ab 80 Euro aufwärts) und schwerer zu verlegen.

Ein ehrlicher Sicherheitshinweis: Polierte Steine sehen im Laden super edel aus, sind bei Nässe aber spiegelglatt. Ich hab da schon üble Stürze miterlebt. Nimm für draußen immer Oberflächen mit etwas Grip, zum Beispiel geflammte oder gebürstete. Das ist besonders wichtig, wenn Kinder oder ältere Menschen im Haus leben.

Kleiner Tipp, wo du was kaufst: Für Standard-Betonsteine reicht der Baumarkt. Wenn du aber was Besonderes suchst oder guten Naturstein möchtest, geh lieber zum Baustoff-Fachhändler. Die Beratung ist meistens um Welten besser.

Das Gartenhaus: Dein zweites Wohnzimmer (oder edler Schuppen)

Ein Gartenhaus ist genial, um Ordnung zu halten. Rasenmäher, Werkzeug, Polster – alles ist aufgeräumt und der Garten sieht sofort viel entspannter aus. Aber auch hier ist das Fundament der Schlüssel zum Glück.

Der größte Fehler? Das Haus einfach auf ein paar Gehwegplatten zu stellen. Es wird sich setzen, die Türen klemmen und Feuchtigkeit zieht von unten rein. Für ein kleines Gerätehaus bis ca. 2×2 Meter reicht oft ein Punktfundament. Für alles Größere solltest du mindestens ein Streifenfundament gießen. Das ist ein Wochenende harte Arbeit, aber es erspart dir zehn Jahre Ärger.

Und noch was: Bevor du loslegst, ruf kurz bei deinem Bauamt an! Jedes Bundesland hat andere Regeln, wie groß ein Gartenhaus ohne Baugenehmigung sein darf und wie weit es von der Grundstücksgrenze entfernt stehen muss. Dieser Anruf kann dich vor einem riesigen Haufen Ärger bewahren.

Pflanzen mit Plan: Ein Kunstwerk, das lebt

Pflanzen sind das Herz des Gartens. Aber einfach wild durcheinander pflanzen, was im Gartencenter gerade schön aussieht, führt selten zu einem harmonischen Bild. Profis arbeiten mit einem einfachen Prinzip.

Das magische Trio: Leit-, Begleit- und Füllpflanzen

Stell dir ein Beet wie eine kleine Gesellschaft vor: – Leitstauden: Das sind die Stars, die großen, auffälligen Pflanzen, die die Blicke auf sich ziehen (z.B. hohe Gräser, Rittersporn). – Begleitstauden: Das sind die Teamplayer. Sie sind mittelhoch und umspielen die Stars (z.B. Salbei, Storchschnabel). – Füllstauden: Das sind die fleißigen Arbeiter im Hintergrund. Sie sind niedrig, füllen die Lücken und halten Unkraut in Schach (z.B. Frauenmantel, Gedenkemein).

Willst du ein konkretes Beispiel für ein sonniges Beet von ca. 2×2 Metern? Bitteschön: Nimm eine hohe Leitstaude wie das Reitgras ‚Karl Foerster‘. Dazu pflanzt du eine Gruppe von drei Begleitstauden, zum Beispiel den Steppen-Salbei ‚Caradonna‘. Die Lücken füllst du dann mit fünf Füllstauden wie dem Frauenmantel. Das ist ein Rezept, das garantiert funktioniert und fantastisch aussieht. Übrigens, in ungeraden Gruppen zu pflanzen, wirkt immer natürlicher!

Die goldene Regel: Richtige Pflanze, richtiger Ort

Das ist das wichtigste Gesetz im Garten. Eine Sonnenanbeterin wie die Rose wird im tiefsten Schatten immer nur kümmern. Ein schattenliebender Farn wird in der prallen Sonne verbrennen. Das Etikett an der Pflanze ist keine vage Empfehlung, es ist die Bedienungsanleitung! Beobachte deinen Garten einen Tag lang und mach dir eine kleine Skizze: Wo ist wann Sonne? Wo ist es immer trocken, wo vielleicht eher feucht? Diese fünf Minuten Planung ersparen dir Jahre des Frustes.

Wasser und Licht: Die stillen Helfer im Hintergrund

Ein durchdachter Garten denkt auch an Wasser und Licht – für die Pflanzen und für dich.

Die Sommer werden trockener, also wird eine smarte Bewässerung immer wichtiger. Anstatt jeden Tag ein bisschen oberflächlich zu spritzen (wovon das meiste eh verdunstet), wässere lieber seltener, aber dafür kräftig und durchdringend. Das zwingt die Pflanzen, tiefere Wurzeln zu bilden, und macht sie viel robuster.

Ein automatisches Bewässerungssystem mit Tropfschläuchen ist da übrigens kein Luxus, sondern eine echt sinnvolle Sache. So eine Anlage für eine Hecke oder ein Beet kostet vielleicht 50-100 Euro, bringt das Wasser aber direkt an die Wurzel und spart dir im Sommer Stunden an Arbeit und Unmengen an Wasser.

Und abends? Mit ein paar Lichtern wird dein Garten zur Wohlfühloase. Ein paar Spots, die einen schönen Baum oder Strauch anstrahlen, schaffen eine magische Atmosphäre. Und Pollerleuchten entlang der Wege sorgen dafür, dass du sicher zur Haustür kommst. Aber hier ein fettes Achtung: Lass alle 230-Volt-Installationen im Außenbereich bitte von einem Elektriker machen. Wasser und Strom sind eine lebensgefährliche Mischung. Da gibt es keine Kompromisse!

Ein paar letzte Gedanken vom Profi

Einen Garten zu gestalten, ist eine der schönsten Aufgaben überhaupt. Aber hab Geduld. Ein Garten ist nie wirklich „fertig“. Er wächst, er verändert sich, er lebt mit dir. Und genau das ist das Tolle daran.

Lass dich nicht von perfekten Magazin-Bildern stressen. Dein Garten muss zu dir passen, zu deinem Leben. Er soll ein Ort zum Auftanken sein, keine zusätzliche Last. Wenn du die Grundlagen beachtest, die wir hier besprochen haben, schaffst du eine Basis für einen Garten, der nicht nur gut aussieht, sondern sich auch gut anfühlt. Und das ist doch am Ende alles, was zählt, oder?

Augustine Schneider

Augustine ist eine offene und wissenshungrige Person, die ständig nach neuen Herausforderungen sucht. Sie hat ihren ersten Studienabschluss in Journalistik an der Uni Berlin erfolgreich absolviert. Ihr Interesse und Leidenschaft für digitale Medien und Kommunikation haben sie motiviert und sie hat ihr Masterstudium im Bereich Media, Interkulturelle Kommunikation und Journalistik wieder an der Freien Universität Berlin abgeschlossen. Ihre Praktika in London und Brighton haben ihren beruflichen Werdegang sowie ihre Weltanschauung noch mehr bereichert und erweitert. Die nachfolgenden Jahre hat sie sich dem kreativen Schreiben als freiberufliche Online-Autorin sowie der Arbeit als PR-Referentin gewidmet. Zum Glück hat sie den Weg zu unserer Freshideen-Redation gefunden und ist zurzeit ein wertvolles Mitglied in unserem motivierten Team. Ihre Freizeit verbringt sie gerne auf Reisen oder beim Wandern in den Bergen. Ihre kreative Seele schöpft dadurch immer wieder neue Inspiration und findet die nötige Portion innerer Ruhe und Freiheit.