Oleander überwintern ohne Drama: So kommt dein mediterraner Liebling sicher durch die kalte Jahreszeit
Jedes Jahr das gleiche Spiel, oder? Der Sommer war herrlich, der Oleander auf der Terrasse eine absolute Blütenpracht und man fühlt sich fast wie am Mittelmeer. Und dann… ja, dann kommt der Herbst und mit ihm die eine Frage, die uns alle umtreibt: Wohin mit dem guten Stück, damit es den Winter überlebt?
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Ach ja, das Wichtigste zuerst: Achtung, giftig!
- 0.2 Vorbereitung ist alles: Der Herbst-Check-up
- 0.3 Das perfekte Winterquartier: Welcher Typ bist du?
- 0.4 Pflege im Winter: Die hohe Kunst des Nichtstuns
- 0.5 Für die Mutigen: Draußen überwintern
- 0.6 Endlich Frühling: Der Weg zurück an die Sonne
- 0.7 Erste Hilfe: Was tun, wenn doch was schiefging?
- 1 Bildergalerie
Keine Sorge, das ist kein Hexenwerk. Ehrlich gesagt, ist die richtige Überwinterung einfacher als viele denken. Es geht nicht um geheimes Gärtnerwissen, sondern darum, die Pflanze zu verstehen und ein paar grundlegende Regeln zu befolgen. Ich zeig dir, wie du das ganz entspannt meisterst.
Ach ja, das Wichtigste zuerst: Achtung, giftig!
Bevor wir auch nur eine Gartenschere in die Hand nehmen, ein Wort der absoluten Vorsicht. Oleander ist wunderschön, aber eben auch in allen Teilen stark giftig. Das meine ich ernst: Blätter, Blüten, Zweige, selbst das Wasser im Untersetzer. Das ist die allererste Lektion, die man im Umgang mit dieser Pflanze lernen muss.

Ganz konkret heißt das: Immer Handschuhe tragen, besonders beim Schneiden. Den Grünschnitt so entsorgen, dass weder Kinder noch Haustiere drankommen. Und bitte, bitte niemals die Reste verbrennen – der Rauch ist ebenfalls giftig. Das ist keine Panikmache, sondern die Basis für eine lange und glückliche Freundschaft mit deinem Oleander.
Vorbereitung ist alles: Der Herbst-Check-up
Eine gute Überwinterung beginnt nicht erst, wenn der erste Frost droht, sondern schon im Spätsommer. Nur eine starke, gesunde Pflanze hat die Kraft, die dunkle Jahreszeit gut zu überstehen.
Der richtige Zeitpunkt für den Umzug
Einer der häufigsten Fehler ist, den Oleander aus reiner Vorsicht viel zu früh reinzuholen. Solange die Nächte nicht dauerhaft unter null Grad fallen, tut ihm die kühle Herbstluft und die Sonne richtig gut. Das härtet ab! Behalte den Wetterbericht im Auge. Leichter Nachtfrost bis minus zwei, drei Grad ist für eine gesunde Pflanze kein Problem. Meist ist je nach Region zwischen Mitte Oktober und Anfang November der perfekte Zeitpunkt für den Umzug gekommen.

Der Schädlings-Check (SUPER WICHTIG!)
Das Winterquartier ist für Schädlinge wie ein All-inclusive-Urlaub. Kontrolliere deinen Oleander also gründlich, bevor er reindarf. Schau unter die Blätter, in die Blattachseln, an die Triebe. Typische Gäste sind Schildläuse (kleine, braune „Pickel“), Wollläuse (sehen aus wie Wattebäusche) und Spinnmilben (feine Netze).
Solltest du was finden, handle SOFORT und noch draußen. Hier ist ein altbewährtes Gärtner-Rezept, das fast immer hilft:
- 1 Liter Wasser
- 15 ml Kaliseife (auch Schmierseife genannt, wichtig: kein Spüli, das schädigt die Blätter!)
- 1 Esslöffel Spiritus
Das Ganze mischst du in einer Sprühflasche und sprühst die Pflanze von allen Seiten tropfnass ein. Nach ein paar Tagen wiederholen. Bring niemals eine befallene Pflanze ins Haus, sonst hast du die Plagegeister bald überall.
Ein bisschen aufräumen
Zupf noch schnell alle gelben Blätter ab und entferne altes Laub von der Topferde. Das beugt Pilzkrankheiten vor. Ein radikaler Rückschnitt ist im Herbst tabu, den machen wir im Frühjahr. Aber wenn einzelne Triebe extrem lang sind oder stören, kannst du sie ruhig etwas einkürzen, um Platz zu sparen.

Das perfekte Winterquartier: Welcher Typ bist du?
Es gibt eine ganz einfache Faustregel: Je dunkler der Ort, desto kälter muss er sein. Und je wärmer, desto mehr Licht braucht die Pflanze. Daraus ergeben sich im Grunde drei Möglichkeiten.
Der Goldstandard: Hell und kühl
Perfekt ist ein Ort mit viel Licht und Temperaturen zwischen 2 und 10 Grad. Denk an einen unbeheizten Wintergarten, ein Gewächshaus oder eine helle Garage mit Fenster. Hier fühlt sich der Oleander pudelwohl, behält die meisten Blätter und das Schädlingsrisiko ist minimal. Das ist die Luxus-Suite für deinen Oleander.
Der Klassiker: Dunkel und eiskalt
Die häufigste Lösung ist der Keller oder die fensterlose Garage. Das funktioniert, aber nur, wenn es dort wirklich kühl ist – idealerweise konstant zwischen 0 und 5 Grad. Im Dunkeln muss die Pflanze in eine tiefe Winterruhe fallen. Sie wird fast alle Blätter abwerfen. Das sieht dramatisch aus, ist aber völlig normal! Keine Panik. Im Frühjahr treibt sie wieder durch. Achtung: Ist der dunkle Raum zu warm (über 10 Grad), passiert eine Katastrophe. Die Pflanze will wachsen, hat aber kein Licht. Das Ergebnis sind lange, dünne, gelbliche „Geiltriebe“, die für Schädlinge super anfällig sind. Ein warmer, dunkler Keller ist der sichere Tod für jeden Oleander.

Die Notlösung: Das kühle Treppenhaus
Für Wohnungsbesitzer oft die einzige Chance. Such dir den hellsten und kühlsten Platz, möglichst weit weg von der Heizung. Das kann klappen, birgt aber Risiken. Meist ist es etwas zu warm und die trockene Heizungsluft ist ein Paradies für Spinnmilben. Hier musst du besonders oft kontrollieren.
Pflege im Winter: Die hohe Kunst des Nichtstuns
Ganz ehrlich: Der größte Fehler im Winter ist zu viel Liebe. Die Pflanze schläft und will ihre Ruhe haben. Weniger ist hier absolut mehr.
Beim Gießen gilt: Der Ballen darf nie komplett austrocknen, aber auf keinen Fall nass sein. Staunässe bei Kälte bedeutet Wurzelfäule und das war’s dann. Kontrolliere alle 2-4 Wochen mit dem Finger. Ist die Erde ein paar Zentimeter tief noch feucht? Dann lass die Gießkanne stehen. Ist sie trocken? Gib einen kleinen Schluck Wasser. Das kann bedeuten, dass du im kühlen Keller den ganzen Winter nur zwei- oder dreimal gießen musst. Und Dünger? Absolutes Tabu von September bis März!

Für die Mutigen: Draußen überwintern
Ja, in sehr milden Regionen Deutschlands (Rheingraben, Moseltal, Kölner Bucht) kann man es wagen. Aber das ist wirklich was für Fortgeschrittene und immer mit einem Restrisiko verbunden. Es braucht eine große, robuste Pflanze und einen geschützten Platz an einer Südwand.
Wenn du es probieren willst, musst du sie richtig einpacken:
- Füße warmhalten: Stell den Kübel auf eine dicke Styroporplatte.
- Mantel anziehen: Wickle den Topf dick mit Jute, Noppenfolie oder Kokosmatten ein.
- Mütze aufsetzen: Binde die Krone locker zusammen und stülpe bei starkem Frost ein luftdurchlässiges Wintervlies drüber. Niemals Plastikfolie!
Kleiner Tipp: Das ganze Verpackungsmaterial bekommst du im Baumarkt. Rechne mal mit Kosten zwischen 20 € und 30 €. Wem das zu heikel ist: Viele Gärtnereien bieten einen Überwinterungsservice an. Das kostet je nach Größe der Pflanze vielleicht 50 bis 100 Euro für die ganze Saison, dafür hast du aber null Stress und eine Garantie.
Endlich Frühling: Der Weg zurück an die Sonne
Wenn die Tage wieder länger werden, heißt es langsam aufwachen. Aber Vorsicht, nicht zu überstürzt!

Warte am besten bis nach den Eisheiligen Mitte Mai. Ein Spätfrost kann die frischen, jungen Triebe komplett ruinieren. Und ganz wichtig: Stell die Pflanze nicht sofort in die pralle Sonne! Die Blätter müssen sich erst wieder daran gewöhnen, sonst bekommen sie Sonnenbrand (ja, wirklich!). Also für die erste Woche erstmal in den Halbschatten.
Jetzt ist auch die perfekte Zeit für den Formschnitt und bei Bedarf für frische Erde. Schneide alles weg, was im Winter gelitten hat. Sei ruhig mutig, ein kräftiger Rückschnitt fördert eine üppige Blüte.
Erste Hilfe: Was tun, wenn doch was schiefging?
- Problem: Klebrige Blätter? Das sind Läuse. Sofort mit der Seifenlösung behandeln.
- Problem: Triebe sind braun und weich? Wahrscheinlich ein Frostschaden. Mach den Kratztest: Kratze mit dem Fingernagel vorsichtig an der Rinde. Ist es darunter grün? Super, der Trieb lebt. Ist es braun? Dann ist er leider tot und muss bis ins gesunde Holz zurückgeschnitten werden.
Du siehst, die Überwinterung ist ein jährliches Ritual, aber mit ein bisschen Planung und Verständnis für die Pflanze wird es von der Stress-Aktion zur entspannten Routine. Viel Erfolg!

Bildergalerie


Plötzlich klebrige Blätter im Winterquartier?
Keine Panik, das ist meist ein Alarmsignal für einen Befall mit Schild- oder Wollläusen. Die trockene, stehende Luft in vielen Winterquartieren ist für diese Schädlinge ein wahres Paradies. Kontrollieren Sie regelmäßig die Blattunterseiten und Adern. Bei ersten Anzeichen hilft oft das Abwischen mit einem feuchten Tuch. Für hartnäckigere Fälle hat sich eine milde Lösung aus Wasser und Schmierseife oder ein biologisches Mittel auf Neemöl-Basis, wie es etwa Neudorff anbietet, bewährt. So starten Sie ohne unerwünschte Untermieter in den Frühling.

Der häufigste Todesgrund für Oleander im Winter? Ertrinken, nicht erfrieren.
Im Ruhezustand fährt die Pflanze ihren Stoffwechsel drastisch herunter und benötigt kaum Wasser. Gießen Sie nur so viel, dass der Wurzelballen nicht komplett austrocknet – oft reicht das einmal im Monat. Der beste Indikator ist die Erde selbst: Erst wenn sich die obersten Zentimeter wirklich trocken anfühlen, ist es wieder Zeit für einen kleinen Schluck Wasser, am besten lauwarm.

- Fördert die Blattgesundheit und beugt dem typischen Blattfall vor.
- Verhindert die Ausbreitung von Pilzkrankheiten in stehender Luft.
- Stärkt die Pflanze für den Start in die neue Saison.
Das Geheimnis? Frische Luft! Auch wenn es draußen kalt ist, ist regelmäßiges, kurzes Stoßlüften an frostfreien Tagen Gold wert. Ein gekipptes Fenster für 10-15 Minuten im Winterquartier wirkt Wunder, um die Luftfeuchtigkeit zu regulieren und ein gesundes Mikroklima zu schaffen, das Ihr Oleander lieben wird.
Option A: Dunkler Keller. Hier fällt der Oleander in eine tiefe Winterruhe. Das Resultat ist oft ein starker Blattverlust, was unschön aussieht, aber meist nicht tödlich ist. Die Pflanze muss im Frühjahr viel Energie aufwenden, um neu auszutreiben.
Option B: Helles, kühles Treppenhaus (5-10°C). Das ist der Idealzustand. Mit genügend Licht behält der Oleander die meisten seiner Blätter und sammelt bereits Kraft für die kommende Blüte. Ein unbeheizter Wintergarten oder eine helle Garage sind perfekte Alternativen. Sollte es an Licht mangeln, kann eine einfache LED-Pflanzenlampe für wenige Stunden am Tag bereits einen riesigen Unterschied machen.



