Wasserbett-Geheimnisse: Was dir im Möbelhaus keiner verrät – Der Werkstatt-Check vom Profi

von Mareike Brenner
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Ich kann mich noch gut erinnern, als die ersten Wasserbetten bei uns in der Gegend aufschlugen. In meiner Werkstatt haben wir damals die wuchtigen Holzrahmen dafür gezimmert. Die Leute waren total fasziniert – ein Bett voller Wasser, das war eine Sensation! Es galt als der pure Luxus, aber ehrlich gesagt, hatte es auch den Ruf, furchtbar kompliziert und anfällig zu sein. Und einige dieser alten Vorurteile, die halten sich hartnäckig bis heute. Dabei hat die Technik von damals mit den heutigen Systemen kaum noch was zu tun.

In all den Jahren habe ich unzählige Schlafsysteme gesehen, aufgebaut und auch repariert. Ich hab mit Kunden gequatscht, die auf ihr Wasserbett schwören, und denen geholfen, die beim Aufbau im Alleingang verzweifelt sind. Genau deshalb will ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern. Mir geht’s nicht darum, dir ein Wasserbett zu verkaufen. Mir geht’s darum, dass du es wirklich verstehst. Denn nur, wer die Technik dahinter kapiert, kann eine gute Entscheidung treffen und am Ende auch glücklich damit werden.

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Das Prinzip dahinter: Warum du auf Wasser schwebst

Viele stellen sich ein Wasserbett wie einen riesigen Wasserballon vor. Ganz so simpel ist es dann doch nicht. Das Geheimnis des unglaublichen Liegekomforts liegt in der Physik, genauer gesagt im hydrostatischen Prinzip. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

Stell dir einfach vor, du liegst im Pool. Dein Körper verdrängt Wasser und wird vom Wasser überall gleichmäßig getragen. Es gibt keine fiesen Druckpunkte an Schultern oder Hüften wie auf einer normalen Matratze, wo dein ganzes Gewicht lastet. Der Druck verteilt sich auf die gesamte Liegefläche. Das ist der Clou! Deine Wirbelsäule kann in ihrer natürlichen Form entspannen und die Muskeln endlich mal komplett loslassen.

Übrigens, die Idee ist uralt. Schon vor langer Zeit nutzten Mediziner mit Wasser gefüllte Kissen, um bei bettlägerigen Patienten das Wundliegen zu verhindern. Die wussten schon damals: Eine gleichmäßige Druckverteilung ist Gold wert für die Blutzirkulation. Es geht also nicht um irgendeinen Wohntrend, sondern um einen physikalisch cleveren Ansatz für besseren Schlaf.

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Aus der Werkstatt: So wird ein Wasserbett richtig aufgebaut

Ein Wasserbett kaufst du nicht einfach und stellst es ins Schlafzimmer. Der Aufbau ist das A und O für Komfort und Sicherheit. Ich hab da schon die wildesten Dinger gesehen, die später zu echten Problemen führten. Ein professioneller Aufbau ist kein Hexenwerk, folgt aber klaren Schritten.

Schritt 1: Der Unterbau und die alles entscheidende Statik

Das Wichtigste zuerst: das Gewicht. Ein normales Doppel-Wasserbett (sagen wir mal 200×220 cm) wiegt gefüllt locker über 600 Kilo. Das ist mehr als ein kleines Klavier! Der Boden muss das aushalten und absolut eben sein. Im Neubau mit Betondecke ist das meist kein Thema. Aber Achtung bei Altbauten mit Holzbalkendecken! Da rate ich immer, vorher einen Statiker draufschauen zu lassen. Das ist keine Schikane, sondern pure Notwendigkeit. Ich hatte mal einen Fall, da hat sich der Boden über Jahre unbemerkt gesenkt. Das Bett stand schief, der Komfort war futsch und die Nähte der Matratze wurden einseitig belastet – ein teurer Fehler.

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Das Podest selbst muss das Gewicht dann perfekt verteilen. Gute Systeme haben spezielle Gewichtsverteiler im Sockel. Billige Konstruktionen sparen hier oft, was ein riesiges Risiko ist.

Schritt 2: Die Qual der Wahl – Hardside oder Softside?

Früher gab es fast nur sogenannte Hardside-Betten. Da liegt die Wassermatratze in einem festen, starren Bettrahmen, meist aus Holz. Man liegt quasi in einer Wanne. Das sieht oft wuchtig aus und das Ein- und Aussteigen ist, naja, gewöhnungsbedürftig.

Heute sind über 90 % der verkauften Betten Softside-Systeme. Und das aus gutem Grund. Hier hält ein stabiler Schaumstoffrahmen die Wassermatratze in Form. Die Vorteile liegen auf der Hand: Du kannst dich bequem auf die Kante setzen, das Bett sieht aus wie eine normale Matratze und du kannst ganz normale Spannbettlaken benutzen. Viel praktischer im Alltag!

Schritt 3: Die Sicherheitswanne – deine Lebensversicherung

Unter dem Wasserkern liegt immer eine Sicherheitswanne, auch Liner genannt. Das ist eine absolut wasserdichte Folie, die im extrem seltenen Fall eines Lecks das komplette Wasser auffangen würde. Ganz ehrlich: Ein Wasserbett ohne oder mit beschädigter Wanne wird nicht aufgebaut, Punkt. Die Wanne muss glatt und ohne Spannung im Rahmen liegen. Ein typischer Fehler beim Selbstaufbau ist, dass die Wanne beim Einlegen der schweren Matratze eingeklemmt oder verschoben wird.

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Schritt 4: Die Heizung – mehr als nur warmer Luxus

Ein Wasserbett ist immer beheizt. Das ist nicht nur kuschelig, sondern auch technisch notwendig für das Material. Die ideale Schlaftemperatur liegt bei etwa 27 bis 28 Grad Celsius, was ungefähr deiner Hauttemperatur entspricht. Dein Körper muss also keine Energie verschwenden, um sich zu wärmen oder abzukühlen. Moderne Carbon-Heizungen sind dabei echt sparsam. Gut zu wissen: Der Stromverbrauch liegt pro Jahr oft nur bei 100 bis 150 Euro, also vergleichbar mit einem kleinen Kühlschrank. Kleiner Tipp: Eine gute isolierende Tagesdecke drauf und der Verbrauch sinkt noch weiter!

Schritt 5: Das Befüllen – hier braucht es Fingerspitzengefühl

Jetzt kommt der entscheidende Teil, bei dem die meiste Erfahrung zählt. Die exakte Wassermenge entscheidet über Himmel oder Hölle. Zu wenig Wasser, und du hängst durch wie in einer Hängematte. Zu viel Wasser, und du liegst auf einem prallen, harten Ballon. Die richtige Menge hängt von deinem Gewicht, deiner Größe und der gewählten Beruhigungsstufe ab.

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Faschings-Werkstatt für Zuhause: So bastelt ihr geniale Kostüme, die auch wirklich halten!

Ein Profi lässt die Person, die darin schlafen wird, probeliegen. Als Faustregel gilt: Wenn du auf dem Rücken liegst, sollte dein Becken die Bodenplatte fast berühren, aber eben nur fast. Ein paar Liter mehr oder weniger machen einen gewaltigen Unterschied.

Tipp für Selbermacher: Tastet euch langsam ran! Füllt lieber erst etwas weniger rein, schlaft eine Nacht Probe und füllt dann in kleinen 5-Liter-Schritten nach. Das ist viel einfacher, als zu viel eingefülltes Wasser wieder mühsam abzulassen.

Nach dem Befüllen muss die restliche Luft mit einer kleinen Pumpe raus, sonst gluckert es. Zum Schluss kommt der Konditionierer rein. Das ist eine Flüssigkeit, die Algen und Bakterien im Wasser verhindert und das Vinyl von innen pflegt. Diesen Schritt niemals vergessen und alle 6 bis 12 Monate wiederholen! So eine Flasche kostet um die 15-20 Euro und reicht für ein Jahr.

Für wen ist ein Wasserbett überhaupt eine gute Idee?

Bevor wir weitermachen, mal ganz direkt: Ist das was für dich?

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  • Absolut top für: Menschen mit Rückenschmerzen (dank der Druckentlastung), Allergiker (die Vinyloberfläche ist superleicht zu reinigen) und alle, die es nachts gerne wohlig warm haben.
  • Eher nichts für: Leute, die sehr oft umziehen (der Auf- und Abbau ist ein Aufwand), oder Menschen, die ein extrem festes, brettartiges Liegegefühl brauchen. Auch wer nachts stark schwitzt, sollte ein Modell mit einem sehr atmungsaktiven Bezug wählen.

Mythen & häufige Probleme – die schnelle Werkstatt-Lösung

Im Laufe der Jahre hört man immer wieder dieselben Sorgen. Hier sind die häufigsten Probleme und meine ganz praktischen Lösungen dafür.

Problem:

Mareike Brenner

Mareike ist 1991 in Bonn geboren und hat ihr Diplom in der Fachrichtung Journalistik an der TU Dortmund erworben. Sie hat einen Hintergrund im Bereich Design, da sie an der HAW Hamburg Illustration studiert hat. Mareike hat aber einen Sprung in die Welt des Journalismus gemacht, weil sie schon immer eine Leidenschaft für kreatives Schreiben hatte. Derzeit ist sie in der Redaktion von Freshideen tätig und schreibt gern Berichte über Schönheitstrends, Mode und Unterhaltung. Sie kennt übrigens alle Diäten und das Thema „Gesund abnehmen“ wird von ihr oft bevorzugt. In ihrer Freizeit kann man sie beim Kaffeetrinken mit Freunden antreffen oder sie bleibt zu Hause und zeichnet. Neulich hat sie eine neue Leidenschaft entdeckt, und das ist Online-Shopping.