Welli-Spielzeug selber bauen: Dein Guide für sicheren Bastelspaß, der wirklich ankommt
Schon mal vor dem Regal mit Vogelspielzeug gestanden und gedacht: „Das ist doch alles bunter Plastikmüll“? Oder ein teures Teil gekauft, das nach fünf Minuten von einem entschlossenen Wellensittich-Schnabel zerlegt wurde? Ging mir auch so. Und ganz ehrlich, vieles davon ist nicht nur überteuert, sondern potenziell gefährlich.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Warum Spielzeug für Wellis kein Luxus, sondern Pflicht ist
- 2 Das A und O: Die richtige Materialwahl (bitte genau lesen!)
- 3 Dein Werkzeugkasten: Weniger ist mehr
- 4 Jetzt geht’s los: 3+1 Bauanleitungen für jedes Level
- 5 Hilfe, mein Vogel ignoriert mein Meisterwerk!
- 6 Sauberkeit muss sein: Die richtige Pflege
- 7 Sicherheit, Sicherheit und nochmal Sicherheit
- 8 Ein letztes Wort…
- 9 Bildergalerie
Ich stehe schon seit Ewigkeiten in meiner kleinen Werkstatt und baue lieber selbst. Es ist einfach ein unschlagbares Gefühl, zu wissen, aus welchem Ast die Schaukel ist und dass jede Verbindung bombenfest sitzt. Deine Vögel brauchen Beschäftigung – das ist keine nette Geste, sondern eine Notwendigkeit für ein gesundes, glückliches Vogelleben. Also, krempeln wir die Ärmel hoch. Ich zeige dir, wie du mit einfachen Mitteln geniales, artgerechtes und vor allem sicheres Spielzeug baust.
Warum Spielzeug für Wellis kein Luxus, sondern Pflicht ist
Stell dir mal einen Wellensittich in seiner Heimat Australien vor. Der ist den ganzen Tag auf den Beinen – oder besser gesagt, auf den Flügeln. Futtersuche, Äste benagen, klettern, mit dem Schwarm kommunizieren… da kommt keine Langeweile auf. Unsere Stubenvögel haben diese Instinkte immer noch in sich. Wenn sie die nicht ausleben können, verkümmern sie seelisch.

Langeweile macht Vögel krank. Das kann zu Verhaltensstörungen wie dem gefürchteten Federrupfen führen oder sie werden einfach still und apathisch. Gutes Spielzeug ist also viel mehr als nur Deko:
- Gehirnjogging: Es fordert den Vogel heraus, kleine Probleme zu lösen.
- Fitnessstudio: Klettern und Schaukeln hält die Muskeln in Schuss.
- Schnabel- und Krallenpflege: Das Nagen an Naturholz ist die beste Maniküre und Pediküre.
- Stressabbau: Der angeborene Nagetrieb wird in sichere, kreative Bahnen gelenkt.
Aber denk dran: Das allerwichtigste „Spielzeug“ ist und bleibt ein Artgenosse. Einzelhaltung ist Tierquälerei, da beißt die Maus keinen Faden ab. Kein selbstgebautes Meisterwerk kann einen gefiederten Freund ersetzen.
Das A und O: Die richtige Materialwahl (bitte genau lesen!)
Okay, das hier ist der wichtigste Teil des ganzen Beitrags. Ein falsches Material kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Nimm dir also einen Kaffee und lies diesen Abschnitt ganz in Ruhe. Hier entscheidet sich, ob du ein tolles Spielzeug oder eine Gefahrenquelle baust.

Sichere Hölzer: Die erste und beste Wahl
Holz ist der Klassiker – natürlich, spannend zu benagen und perfekt für die kleinen Füße. Aber bitte nur unbehandeltes, ungespritztes Holz verwenden. Am besten direkt aus dem eigenen Garten oder von jemandem, dem du vertraust.
Diese Hölzer sind absolut super:
- Von Obstbäumen: Apfel, Birne oder gut getrocknete Kirschbaumäste.
- Von Laubbäumen: Ahorn, Birke, Buche, Erle, Esche, Haselnuss, Linde, Pappel und Weide.
Kleiner Hygiene-Tipp: Frische Äste solltest du immer erst mal mit einer Bürste unter heißem Wasser abschrubben. Danach für circa eine Stunde bei 100 Grad in den Backofen. Das killt zuverlässig alle Keime und ungebetenen Untermieter. Danach natürlich komplett auskühlen lassen!
Gefährliche Hölzer: Finger weg!
Einige Holzsorten enthalten giftige Stoffe, Harze oder zu viel Gerbsäure. Die sind tabu.
Auf gar keinen Fall verwenden:
- Nadelhölzer (Kiefer, Tanne etc.): Das klebrige Harz kann den Kropf deines Vogels verkleben.
- Eibe: In allen Teilen hochgiftig!
- Eiche: Enthält einfach zu viel Gerbsäure für den kleinen Vogelorganismus.
- Holunder, Robinie, Rosskastanie: Enthalten ebenfalls giftige Bestandteile.
Und eine goldene Regel: Niemals behandeltes Holz aus dem Baumarkt nehmen. Keine Spanplatten, kein MDF, nichts Lackiertes oder Lasiertes. Die Chemie darin ist pures Gift.

Metalle: Nur Edelstahl ist dein Freund
Ganz ehrlich, hier habe ich am Anfang selbst einen Fehler gemacht, den ich nie wiederholen werde. Ich habe mal einen verzinkten Schlüsselring benutzt, weil ich es nicht besser wusste. Zum Glück ist nichts passiert, aber allein der Gedanke… Zink ist ein Schwermetall. Wenn der Vogel daran knabbert, nimmt er winzige Partikel auf, was zu einer schleichenden, tödlichen Vergiftung führt. Das Gleiche gilt für Blei, Messing oder rostigen Kram.
Die einzige sichere Wahl ist Edelstahl. Achte auf Bezeichnungen wie V2A oder V4A. Ja, das ist etwas teurer, aber hier darf es keine Kompromisse geben. Punkt.
Gut zu wissen: Vogelsichere Edelstahlteile wie Karabiner, Schrauben oder Kettenglieder findest du am zuverlässigsten in spezialisierten Online-Shops für Vogel- oder Papageienbedarf. Manchmal hat man auch im Baumarkt in der Bootsabteilung Glück.
Seile und Schnüre: Kletterspaß ohne Risiko
Seile sind fantastisch, bergen aber auch Strangulationsgefahr durch lose Fäden. Hier die Übersicht:

- Sisal: Der absolute Allrounder. Robust, natürlich, super griffig. Meine Top-Empfehlung, damit machst du nichts falsch.
- Hanf: Fast genauso gut wie Sisal. Eine tolle Alternative.
- Jute: Eher für leichte Knabbersachen geeignet, da es nicht ganz so haltbar ist.
- Baumwolle: Achtung! Hier musst du wirklich aufpassen. Nur sehr dicke Seile verwenden und TÄGLICH auf lose Fäden kontrollieren und diese sofort abschneiden. Vögel können sich darin verheddern oder die Fasern verschlucken. Für Anfänger würde ich eher davon abraten.
Synthetische Schnüre wie Nylon oder Perlon sind ein No-Go. Sie sind zu glatt und können bei Verschlucken zu schlimmen Verdauungsproblemen führen.
Weitere geniale Bastelmaterialien
- Kork: Ob Rinde oder dicke Scheiben – Kork ist der absolute Hit zum Schreddern.
- Leder: Ausschließlich pflanzlich gegerbtes Leder ohne Farbstoffe. Findest du im guten Bastelbedarf oder online.
- Papier & Pappe: Unbedruckt und ungefärbt, klar. Leere Küchen- oder Toilettenpapierrollen sind ein Klassiker!
- Kokosnüsse: Die leeren Schalen ergeben super Schaukeln oder Futterverstecke.

Dein Werkzeugkasten: Weniger ist mehr
Du brauchst keine Profi-Werkstatt. Mit ein paar Basics kommst du schon richtig weit.
Meine Grundausstattung:
- Ein guter Akkuschrauber mit einem Set Holzbohrer.
- Eine Kombizange.
- Eine kleine Handsäge (Puksäge reicht völlig).
- Etwas Schleifpapier, um scharfe Kanten zu brechen.
- Und bitte: eine Schutzbrille! Sicherheit geht vor.
Und was ist mit Kleber? Grundsätzlich gilt: Schrauben, Knoten und Stecken ist immer sicherer als Kleben. Wenn du aber doch mal etwas fixieren musst, wo der Vogel nicht direkt dran knabbert, dann ist lösungsmittelfreier Holzleim (z.B. Ponal Express) nach dem vollständigen Aushärten unbedenklich. Aber wirklich nur im Notfall und an unzugänglichen Stellen einsetzen.
Hilfe, mein Holz splittert beim Bohren! Ein typischer Anfängerfehler. Kleiner Trick: Klebe ein Stück Malerkrepp auf die Bohrstelle. Das stabilisiert die Fasern. Oder bohre einfach ganz langsam und ohne viel Druck.
Jetzt geht’s los: 3+1 Bauanleitungen für jedes Level
So, genug Theorie. Ran an die Werkbank!

Blitz-Projekt: Der 3-Minuten-Schredder-Spieß
Keine Zeit? Kein Problem! Dieses Teil ist in unter 3 Minuten fertig und ein riesen Spaß für jeden Welli.
- Schwierigkeit: Lächerlich einfach
- Materialkosten: ca. 2-5 € (für den Spieß)
- Du brauchst: Einen Edelstahl-Futterspieß, diverse unbehandelte Holzscheiben, Korkstücke, dicke Pappscheiben.
Anleitung: Einfach die Materialien abwechselnd auf den Spieß stecken, zuschrauben, aufhängen. Fertig. Ehrlich, einfacher geht’s nicht.
Projekt 1: Die einfache Knabberkette (Für Anfänger)
Ein Klassiker, der in 15 Minuten fertig ist und den Nagetrieb perfekt befriedigt.
- Schwierigkeit: Sehr einfach
- Zeitaufwand: ca. 15 Minuten
- Materialkosten: ca. 5-10 €, je nachdem, was du schon hast.
- Material: 1x Lederband (ca. 30 cm), diverse Holz- und Korkscheiben, 1x größere Holzkugel, 1x Edelstahl-Karabiner.
Anleitung:
- Bohre in alle Scheiben ein Loch in der Mitte, das etwas größer als das Lederband ist.
- Mach am unteren Ende des Bandes einen dicken Doppelknoten und fädle die große Holzkugel auf. Die dient als Stopper.
- Jetzt fädelst du abwechselnd Holz, Kork und was du sonst noch Schönes hast auf.
- Oben eine Schlaufe knoten, Karabiner dran und ab in den Käfig.
Wichtig: Das Lederband regelmäßig kontrollieren. Wenn es zu stark angenagt ist, lieber austauschen.

Projekt 2: Die klassische Welli-Schaukel (Ein Muss!)
Jeder Wellensittich liebt eine Schaukel. Diese hier ist stabil, natürlich und trainiert die Füße.
- Schwierigkeit: Einfach
- Zeitaufwand: ca. 30 Minuten
- Materialkosten: ca. 5-10 €
- Material: 1x gerader Ast (ca. 15 cm lang), 2x Sisalseil (je ca. 25 cm), ein paar Holzperlen, 1x Edelstahl-Karabiner.
Anleitung:
- Säge den Ast zurecht und schleife die Enden glatt. Eine unregelmäßige Oberfläche ist super für die Fußmuskulatur!
- Bohre an beiden Enden (ca. 2 cm vom Rand) ein Loch.
- Führe die Seile durch und mach unter dem Ast jeweils einen dicken Doppelknoten.
- Fädle ein paar Holzperlen als Deko auf.
- Die beiden Seilenden oben zu einer Schlaufe verknoten, Karabiner dran, fertig ist der Schaukelspaß.
Projekt 3: Der Kletter-Spielplatz (Fürs Wochenende)
Ein größeres Projekt, das aber unendlich viele Spielmöglichkeiten für den Freiflug bietet.
- Schwierigkeit: Mittel
- Zeitaufwand: Plan mal 2-3 Stunden ein.
- Materialkosten: ca. 20-40 €, je nach Größe. Der größte Posten ist die Bodenplatte.
- Material: 1x Bodenplatte aus massivem Leimholz (z.B. Buche, ca. 40×30 cm), diverse Äste, Edelstahlschrauben, Sisalseil, Edelstahl-Ösenschrauben.
Anleitung:

- Schleife die Bodenplatte und alle Kanten sauber ab.
- Wähle einen dicken Ast als Hauptstamm und verschraube ihn stabil von unten mit der Platte. Die Schraubenköpfe am besten versenken.
- Jetzt kommt der kreative Teil: Befestige weitere Äste als Querverbindungen und Sitzstangen. Alles gut miteinander verschrauben!
- Drehe ein paar Ösenschrauben in die Äste. Daran kannst du später kleinere Spielzeuge wie die Knabberkette aufhängen.
- Umschlinge einen der Stämme fest mit Sisalseil – eine super Klettergelegenheit.
Profi-Tipp: Bohre ein paar größere, aber nicht allzu tiefe Löcher in einen der dickeren Äste. Darin kannst du ein paar Körnchen Hirse oder Sonnenblumenkerne verstecken – fertig ist das eingebaute Intelligenzspielzeug!
Hilfe, mein Vogel ignoriert mein Meisterwerk!
Das passiert. Du gibst dir Mühe und dein Welli schaut das neue Spielzeug nicht mal mit dem Hintern an. Keine Sorge, das ist normal. Vögel sind von Natur aus skeptisch gegenüber allem Neuen (Neophobie nennt man das). Gib ihm Zeit. Lege das Spielzeug erstmal nur in die Nähe des Käfigs. Nach ein paar Tagen hängst du es außen an die Tür. Und der ultimative Trick: Binde ein Stück Kolbenhirse dran. Wirkt fast immer.

Sauberkeit muss sein: Die richtige Pflege
Selbstgebautes Spielzeug muss natürlich auch sauber gehalten werden. Aber wie?
Grobe Verschmutzungen bürstest du am besten trocken ab. Bei stärkeren Verunreinigungen kannst du das Holzspielzeug mit heißem Wasser und einer sauberen Bürste abschrubben. Bitte keine scharfen Reiniger oder Seife verwenden! Danach muss alles wieder komplett durchtrocknen, bevor es zurück zu den Vögeln kommt. Stark verschmutztes oder kaputtgenagtes Spielzeug wird einfach entsorgt und durch ein neues ersetzt – du bist ja jetzt Profi im Selberbauen!
Sicherheit, Sicherheit und nochmal Sicherheit
Als Halter hast du die Verantwortung. Ein selbstgebautes Spielzeug muss sicherer sein als jedes gekaufte. Kontrolliere jedes Teil TÄGLICH auf Gefahrenquellen: Lose Fäden? Scharfe Kanten? Wackelige Verbindungen? Beschädigtes wird sofort entfernt.
Die 5 größten Gefahren im Überblick:
- Vergiftung: Falsches Holz, Zink, Rost, Klebstoffe, Farben.
- Strangulation: Dünne Fäden, offene Schlaufen, zu enge Öffnungen.
- Verschlucken: Kleinteile, die abgenagt werden können. Billige Glöckchen sind Todesfallen! Wenn überhaupt, dann nur massive Edelstahl-Glöckchen ohne Klöppel.
- Verletzungen: Scharfe Kanten, Splitter, herausstehende Schrauben.
- Fehlprägungen: Spiegel und Plastikvögel sind KEIN Spielzeug, sondern psychischer Stress.

Ein letztes Wort…
Für deine Wellis zu basteln ist so viel mehr als nur ein Hobby. Du schaffst eine Umgebung, die ihre Instinkte weckt und sie fit hält. Du vertiefst die Bindung zu deinen Tieren. Und glaub mir, es gibt kaum etwas Schöneres, als deinen Vögeln dabei zuzusehen, wie sie neugierig und voller Freude dein selbstgebautes Werk erkunden. Das ist der beste Lohn für die ganze Mühe.
Bildergalerie


Kork ist ein absoluter Geheimtipp unter Welli-Haltern! Die Rinde der Korkeiche ist weich genug, um den Nagetrieb zu befriedigen, aber robust genug für langanhaltenden Knabberspaß. Ob als aufgefädelte Stücke oder ganze Korkröhren – dieses Naturmaterial ist leicht, sicher und eine willkommene Abwechslung zu Holz.


- Leere Küchen- oder Toilettenpapierrollen längs aufschneiden, damit kein Vogel stecken bleibt.
- Mit Hirse oder Kräutern füllen und die Enden locker zufalten.
- Mit einer Hanfschnur Löcher durchstechen und aufhängen.
- Fertig ist das 5-Minuten-Futterspielzeug!


Achtung, Falle: Finger weg von Baumwollseilen! Auch wenn sie weich und bunt sind, können sich die feinen Fäden um Vogelzehen wickeln und die Blutzufuhr abschnüren. Verschluckte Fasern können zudem zu einem lebensgefährlichen Kropfverschluss führen. Greifen Sie immer zu Naturfasern wie Sisal, Hanf oder Jute.


Wellensittiche können hunderte von Wörtern und Phrasen lernen und besitzen eine kognitive Komplexität, die mit der von jungen Primaten vergleichbar ist.


Frische Äste aus dem Garten sind das beste und günstigste Bastelmaterial. So bereiten Sie sie sicher vor:
- Nur unbehandelte Äste von Obstbäumen, Weide oder Haselnuss verwenden.
- Giftige Hölzer wie Eibe oder Robinie sind tabu!
- Die Äste gründlich mit heißem Wasser abschrubben (keine Seife!).
- Im Backofen bei ca. 100°C für eine Stunde trocknen, um Keime und kleine Krabbler abzutöten.


Sind bunte Spielzeuge nicht unnatürlich und schädlich?
Eine berechtigte Sorge! Der Schlüssel liegt in der Wahl der Farbe. Verwenden Sie ausschließlich Lebensmittelfarben, z.B. von Marken wie Brauns-Heitmann, oder spezielle, für Papageien deklarierte Vogelfarben. Diese sind ungiftig und färben nur die Oberfläche des Holzes. So bieten Sie visuelle Reize, ohne die Gesundheit Ihrer gefiederten Freunde zu gefährden.


Sisal: Ein robustes, helles Seil aus Agavenfasern. Es ist sehr widerstandsfähig gegen Schnäbel und splittert kaum, was es zu einer extrem sicheren Wahl macht.
Hanf: Etwas weicher als Sisal und dunkler in der Farbe. Es lässt sich leichter knoten und verarbeiten, wird aber von sehr nagewütigen Vögeln schneller zerlegt.
Beide sind Baumwolle meilenweit überlegen. Die Wahl ist letztlich Geschmackssache!


Der Schnabel eines Wellensittichs wächst sein ganzes Leben lang, ähnlich wie unsere Fingernägel.
Deshalb ist der Nagetrieb kein reiner Zeitvertreib, sondern eine Notwendigkeit. Ohne ausreichend Knabbermöglichkeiten an Hölzern, Kork oder Sepiaschalen kann es zu einem schmerzhaften Überwachstum des Schnabels kommen. Selbstgemachtes Spielzeug ist also aktive Gesundheitspflege!


- Fördert den natürlichen Futtersuchinstinkt.
- Beugt Langeweile und Verhaltensstörungen vor.
- Hält den Vogel stundenlang beschäftigt.
Das Geheimnis? Eine simple Schredder-Kiste. Füllen Sie einen kleinen, unbehandelten Karton mit sicherem Füllmaterial wie Papierstreifen, Heu, getrockneten Kräutern und ein paar Leckerbissen. Ihr Welli wird es lieben, darin zu wühlen!


Es gibt kaum ein schöneres Geräusch als das zufriedene Knuspern, Rascheln und Schreddern, das aus der Voliere dringt. Es ist der Soundtrack eines glücklichen, ausgelasteten Vogels, der seinen Instinkten nachgehen kann. Wenn Ihr selbstgebautes Spielzeug angenommen und genüsslich zerlegt wird, wissen Sie: Sie haben alles richtig gemacht.


- Unbedruckte Eierkartons (ideal zum Zerrupfen).
- Korken von Weinflaschen (nur echte Korken, kein Plastik!).
- Getrocknete Maiskolben (ohne Maiskörner, nur der Strunk).
- Strohhalme aus Papier oder Bambus (in Stücke schneiden und auffädeln).


Glocken-Gefahr: Viele gekaufte Spielzeuge enthalten kleine Glöckchen. Das Problem liegt im Inneren: Der Klöppel kann von einem starken Schnabel leicht herausgebrochen und verschluckt werden. Dies kann zu schweren inneren Verletzungen oder einer Metallvergiftung führen. Entfernen Sie den Klöppel immer oder verzichten Sie ganz auf Glocken.


Rund 29% des deutschen Waldes besteht aus Fichten, deren Zapfen – einmal getrocknet und gereinigt – ein fantastisches, kostenloses Spielzeug für Wellensittiche sind.


Lederstreifen können eine tolle Ergänzung sein, aber nur, wenn sie pflanzlich gegerbt sind. Herkömmliches Leder wird mit Chromsalzen behandelt, die für Vögel hochgiftig sind.
- Achten Sie auf die Bezeichnung „vegetabil gegerbtes Leder“.
- Verwenden Sie nur ungefärbte Varianten.
- Online-Shops für Vogelbedarf wie „Vogel-Baum“ oder „Körnerbude“ führen garantiert sichere Lederbänder.


Wie oft sollte ich die Spielzeuge austauschen?
Rotation ist der Schlüssel gegen Langeweile! Wellensittiche sind neugierig (man nennt das „neophil“) und lieben neue Herausforderungen. Es ist besser, eine kleine Kiste mit 10-15 verschiedenen Spielzeugen zu haben und wöchentlich 2-3 davon auszutauschen, als immer dieselben 5 hängen zu lassen. So bleibt jedes Spielzeug interessant und wird nach einer Pause wieder begeistert angenommen.


Schredderspielzeug: Besteht aus weichen, zerstörbaren Materialien wie Balsaholz, Pappe oder Papier. Befriedigt den Nagetrieb und dient dem Stressabbau.
Beschäftigungsspielzeug: Fordert den Kopf. Hierzu zählen Futterverstecke oder kleine „Puzzles“, bei denen der Vogel eine Nuss aus einer Vorrichtung befreien muss.
Eine gute Käfigeinrichtung bietet immer eine Mischung aus beidem, um Körper und Geist fit zu halten.


In ihrer australischen Heimat verbringen Wellensittiche bis zu 70% ihrer aktiven Zeit mit der Futtersuche am Boden, bei der sie Gräsersamen aus den Halmen klauben.
Dieses komplexe Verhalten können wir mit „Foraging Toys“ nachahmen. Statt Futter einfach im Napf anzubieten, verstecken Sie es in Papierkugeln, Weidenbällen oder speziellen Futterbrettern. Das ist artgerechte Beschäftigung auf höchstem Niveau.


- Glatte Holzperlen fordern den Gleichgewichtssinn.
- Raue Korkstücke massieren die Füße.
- Weiche Papierstreifen animieren zum Zupfen.
Das Geheimnis? Ein Mix aus verschiedenen Texturen! Die Kombination unterschiedlicher Oberflächen macht ein Spielzeug für den sensiblen Vogelfuß und -schnabel erst so richtig spannend und sorgt für ein abwechslungsreiches taktiles Erlebnis.


Nicht jedes Holz ist gleich! Setzen Sie auf unbehandelte heimische Hölzer, die für Wellensittiche absolut unbedenklich sind. Dazu gehören alle Obstbaumsorten (Apfel, Birne), aber auch Haselnuss, Weide, Birke, Ahorn und Linde. Diese Hölzer sind weder zu hart noch zu weich und enthalten keine schädlichen Harze oder Öle.


- Kunststoffperlen (können splittern und verschluckt werden)
- Behandeltes, lackiertes oder imprägniertes Holz
- Metallteile, die Zink oder Blei enthalten (Karabiner aus Edelstahl sind okay)
- Wolle, Garn oder synthetische Schnüre
- Weich-PVC oder andere Kunststoffe mit Weichmachern


Wichtiger Punkt: Verwenden Sie beim Basteln niemals herkömmlichen Klebstoff! Viele Kleber dünsten giftige Dämpfe aus oder enthalten Schadstoffe, die beim Benagen aufgenommen werden. Wenn eine Verbindung unumgänglich ist, nutzen Sie ungiftigen Kinderleim auf Wasserbasis (z.B. Ponal Holzleim Classic), lassen Sie ihn aber tagelang vollständig aushärten und lüften.


Die Neugier auf neue Objekte, in der Fachsprache „Neophilie“, ist bei Papageienvögeln stark ausgeprägt und ein wichtiger Überlebensinstinkt, um neue Futterquellen zu erschließen.


Eine einfache Schaukel ist in wenigen Minuten gebaut und wird fast immer geliebt. Sie brauchen nur:
- Ein Stück sicheres Naturholz (ca. 15 cm lang, 1-2 cm dick).
- Zwei gleich lange Stücke Sisal- oder Hanfseil.
- Ein paar bunte, vogelsichere Holzperlen zum Auffädeln.
Einfach an beiden Enden des Astes ein Loch bohren, Seile durchfädeln, verknoten, Perlen drauf – fertig!


Kann ich Teile von altem, kaputtem Spielzeug wiederverwenden?
Ja, aber mit Vorsicht! Unbeschädigte Holzperlen, Edelstahl-Karabiner oder Holzteile können oft problemlos in neuen Kreationen ein zweites Leben finden. Reinigen Sie sie vorher gründlich mit heißem Wasser und einer Bürste. Stark zernagte, verschmutzte oder zerbrochene Teile sollten Sie jedoch entsorgen, da sie scharfe Kanten haben oder sich Bakterien ansammeln können.
Der Moment, in dem Ihr Wellensittich zum ersten Mal neugierig an Ihrem selbstgemachten Spielzeug zupft, ist unbezahlbar. Es ist mehr als nur Basteln; es ist eine Form der Kommunikation. Sie zeigen Ihrem Vogel, dass Sie seine Bedürfnisse verstehen und sich die Zeit nehmen, seine kleine Welt bunter, spannender und sicherer zu machen. Das stärkt die Bindung ungemein.




