September-Reisen: Mein Werkzeugkasten für Bayern, Barcelona & Kapstadt
Als jemand, der den ganzen Tag mit seinen Händen arbeitet, hat der September für mich eine ganz besondere Magie. In der Werkstatt kehrt langsam Ruhe ein, die großen Sommerprojekte sind vom Tisch. Und das Licht, das durch die Fenster fällt? Es ist weicher, irgendwie goldener. Es ist eine Zeit des Übergangs – die brütende Hitze ist weg, aber der kalte Winter noch in weiter Ferne. Für mich war das schon immer der perfekte Moment, das Werkzeug zur Seite zu legen und loszuziehen.
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Viele glauben ja, mit dem August sei die Reisesaison gelaufen. Ganz ehrlich? Das Gegenteil ist der Fall. Der riesige Trubel ist vorbei, die Preise werden endlich wieder vernünftig, und man bekommt einen Platz im Café, ohne eine Stunde anzustehen. Die Einheimischen sind viel entspannter, man kommt leichter ins Gespräch. Man sieht die Orte so, wie sie wirklich sind, und nicht als inszenierte Kulisse für Touristenmassen.
Ich will dir hier keine „Top 5“-Liste runterbeten, die sind eh meist oberflächlich. Viel lieber teile ich ein paar Gedanken zu Orten, die im September einen ganz eigenen Charakter entfalten. Orte, an denen ich über die Jahre gelernt habe, genau hinzuschauen – auf die Details, die Handwerkskunst und die Menschen. Sieh das hier nicht als Anleitung, sondern eher als eine Sammlung von Erfahrungen. Vielleicht ist ja was für dich dabei.

Bayern: Weit mehr als nur die Wiesn
Klar, wer an München im September denkt, dem fällt sofort das Oktoberfest ein. Ich war oft genug dort, beruflich und privat. Aber die Region hat so viel mehr zu bieten, wenn man nur weiß, wo man hinschauen muss. Was dich erwartet? Mildes Spätsommerwetter, Preise, die nach der Hauptsaison wieder atmen können, und die wunderbare Wahl zwischen Trubel und tief verwurzelter Tradition.
Das Oktoberfest – aber mit Köpfchen
Wenn du schon zur Wiesn gehst, dann mach es richtig. Viele machen den Fehler, an einem Samstagabend aufzutauchen und sind dann völlig überfordert. Die Zelte sind gigantisch, manche fassen bis zu 10.000 Menschen! Das ist eine Kleinstadt unter einem Dach.
Mein Tipp aus Erfahrung: Geh unter der Woche hin, am besten zur Mittagszeit. Da erlebst du eine komplett andere Atmosphäre. Familien sind unterwegs, ältere Münchner treffen sich zum Kartenspielen und die Musik ist noch nicht ohrenbetäubend laut. Du bekommst leichter einen Platz, sogar ohne die oft schon Monate im Voraus ausgebuchten Tischreservierungen.

Ach ja, die Preise: Sei nicht schockiert, eine Maß Festbier kostet schnell mal zwischen 14 und 15 Euro. Ein halbes Hendl liegt oft in einem ähnlichen Bereich. Aber schau dir mal die Handwerkskunst an! Die gewaltigen Zeltkonstruktionen sind Meisterwerke der Zimmerei, die jedes Jahr nach strengsten Vorgaben neu aufgebaut werden. Das ist Ingenieurskunst vom Feinsten. Achte auf die Malereien, die Krüge, die Trachten. Eine gute Lederhose ist handgemacht und hält ein Leben lang – das ist keine Verkleidung, sondern gelebte Kultur.
Achtung, kleiner Sicherheitshinweis: Das Festbier hat oft über 6 % Alkohol, also mehr als normales Bier. Trink langsam und bestell dir zwischendurch eine große Apfelschorle oder Wasser. Und pass auf deine Wertsachen auf; im Gedränge haben Taschendiebe leichtes Spiel. Tasche oder Rucksack immer vor dem Körper tragen!
Die Alternative: Der Almabtrieb im Voralpenland
Für mich ist das wahre bayerische Herz im September der Almabtrieb. Wenn die Kühe von den Bergweiden zurück ins Tal getrieben werden, prächtig geschmückt mit riesigen Glocken und handgefertigtem Kopfschmuck. Das ist ein echtes Fest für die Dörfer, nicht für Touristen.

Dieses Ritual hat einen ernsten Hintergrund: Es feiert, dass Vieh und Hirten den Sommer unbeschadet überstanden haben. Ist ein Tier verunglückt, bleibt der Schmuck im Stall. Das zeigt einen tiefen Respekt vor der Natur. Termine dafür findest du am besten auf den Webseiten der lokalen Tourismusverbände, schau einfach mal nach Orten wie Mittenwald oder Krün. In diesen Dörfern findest du oft auch noch echtes Handwerk, von der Lüftlmalerei bis zum Geigenbau.
Barcelona: Eine Stadt für alle Sinne
Barcelona im September ist ein Traum. Die unerträgliche Sommerhitze ist vorbei, die Luft ist klar und man kann stundenlang durch die Gassen schlendern. Die Temperaturen liegen meist bei angenehmen 20-25 Grad. Als Handwerker fühle ich mich dort besonders wohl, denn die ganze Stadt ist ein Denkmal für Kreativität und den Mut zum Material.
Baukunst aus der Sicht eines Praktikers
Jeder stürmt zur berühmten Basilika oder in den bunten Park im Norden der Stadt. Aber die meisten sehen nur die verrückten Formen. Ich sehe die Statik dahinter. Der visionäre Baumeister war kein Träumer, er war ein brillanter Ingenieur. Er hat die Natur bis ins kleinste Detail studiert. Die Säulen in der Kirche sind wie Bäume konstruiert, die sich nach oben verästeln, um das Dachgewicht perfekt zu verteilen. Das ist pure Physik, in Stein gemeißelt.

Oder diese Mosaike aus zerbrochenen Keramikfliesen. Aus Abfall wurde Kunst geschaffen. Ein Prinzip, das wir heute Nachhaltigkeit nennen. Kleiner Tipp: Tickets für diese Orte musst du UNBEDINGT Wochen im Voraus online buchen, sonst stehst du ewig an. Rechne mal mit ca. 30 Euro nur für den Eintritt in die Basilika – aber es lohnt sich. Geh am besten ganz früh morgens, dann ist das Licht, das durch die bunten Fenster fällt, einfach magisch.
Das gotische Viertel: Wo die Arbeit noch lebt
Abseits des Trubels, im Barri Gòtic, schlägt das wahre Herz der Stadt. In den engen Gassen riecht es nach Leder, Holz und Leim. Hier gibt es noch kleine Werkstätten. Halte mal in den Gassen rund um die Carrer dels Cotoners oder im Viertel El Born die Augen offen. Dort kann man noch zusehen, wie Dinge von Hand entstehen – ein unbezahlbarer Kontrast zu unserer schnelllebigen Welt.
Eine wichtige Warnung, ganz ehrlich: Barcelona hat ein massives Problem mit Taschendiebstahl, besonders auf der Flaniermeile La Rambla und in der Metro. Sei bitte extrem wachsam. Reißverschluss zu, Tasche nach vorne. Das klingt banal, rettet dir aber den Urlaub.

Übrigens: Im September findet mit La Mercè das größte Straßenfest der Stadt statt. Besonders beeindruckend sind die Castells, die Menschentürme. Ganze Vereine bauen meterhohe Türme aus Menschen – ein Symbol für Gemeinschaft, das du nicht vergisst.
Kapstadt: Wo der Frühling explodiert
Südafrika ist kein einfaches Reiseziel, aber ein unglaublich lohnendes. Der September ist dort der Beginn des Frühlings. Was das bedeutet? Die Natur erwacht, die Wale kommen an die Küste. Wichtig zu wissen: Ein Mietwagen ist hier quasi Pflicht, um die Gegend richtig zu erkunden, was das Budget natürlich etwas anhebt. Rechne mal mit 30 bis 50 Euro pro Tag.
Naturwunder und clevere Baukunst
Eines der größten Spektakel ist die Wildblumenblüte an der Westküste. Nördlich von Kapstadt verwandeln sich ganze Landstriche in ein Farbenmeer. Gleichzeitig ist September die beste Zeit für die Walbeobachtung. In Orten wie Hermanus kannst du die riesigen Südlichen Glattwale oft direkt von der Küste aus sehen. Unvergesslich!

In Kapstadt selbst fasziniert mich das Bo-Kaap-Viertel. Die bunten Häuser sind mehr als nur ein Fotomotiv; sie waren ein Ausdruck von Freiheit und Identität nach dem Ende der Sklaverei. Und die kapholländischen Weingüter rund um Stellenbosch? Das ist clevere Architektur. Die dicken, weiß getünchten Wände und Reetdächer waren eine natürliche Klimaanlage, lange bevor es Technik dafür gab.
Ein ehrliches Wort zur Sicherheit
Man muss darüber reden: Die Kriminalität ist ein Thema. Aber mit gesundem Menschenverstand kann man eine fantastische Zeit haben. Fahr nach Einbruch der Dunkelheit nicht zu Fuß herum, verriegle im Auto immer die Türen und lass NIEMALS etwas sichtbar liegen. Wenn du ein Township besuchen möchtest – eine unglaublich wichtige Erfahrung –, dann tu das bitte nur mit einer organisierten Tour von einem seriösen, lokal geführten Anbieter. Frag in deiner Unterkunft nach Empfehlungen, die haben oft verlässliche Kontakte.
Mein Werkzeugkasten für die Reise
Was packe ich also ein, wenn ich losziehe? Nicht viel, aber das Richtige. Immer dabei ist ein kleines Notizbuch, um Details, Ideen oder eine coole Holzverbindung zu skizzieren. Dann natürlich eine anständige Kamera, nicht nur fürs Handy, um Strukturen und Oberflächen richtig einzufangen. Und das absolut Wichtigste, egal wohin es geht: wirklich gute, bequeme Schuhe. Du läufst immer mehr, als du denkst.

Am Ende ist Reisen wie ein Handwerk. Mit Erfahrung wird man besser. Man lernt, die richtigen Werkzeuge zu wählen, das Material zu lesen und wann man Geduld haben muss. Ob du nun in die bayerischen Berge fährst, durch Barcelona schlenderst oder die Wale in Südafrika beobachtest – versuch, hinter die Fassade zu blicken.
Und jetzt du: Welches kleine, handwerkliche Detail hat dich auf deinen Reisen mal so richtig umgehauen? Erzähl doch mal in den Kommentaren!
Bildergalerie


- Knackige Morgenluft, die nach Herbst riecht.
- Weiches, schmeichelhaftes Licht für Fotos, fast den ganzen Nachmittag.
- Die Freiheit, spontan einen Platz im besten Café der Stadt zu finden.
Das Geheimnis? Reisen im September. Es ist die Kunst, den perfekten Moment zwischen der Hektik des Sommers und der Ruhe des Winters zu erwischen – eine Zeit, in der Städte zu sich selbst zurückfinden.

Fast 20 % günstiger – das ist der durchschnittliche Preisnachlass für Flüge und Unterkünfte in vielen europäischen Metropolen, wenn man im September statt im August bucht.
Diese Ersparnis ist mehr als nur eine Zahl. Es ist das Budget für ein unvergessliches Abendessen in einem Restaurant in Barceloneta, das man sich sonst vielleicht gespart hätte, oder für den spontanen Ausflug von München in die bayerischen Alpen, weil das Wetter einfach zu perfekt ist.

Ein Koffer für drei völlig unterschiedliche Klimazonen – eine unmögliche Aufgabe?
Ganz und gar nicht, wenn man in Modulen denkt. Der Schlüssel liegt im Layering mit den richtigen Materialien. Ein Base-Layer aus Merinowolle (z.B. von Icebreaker) ist Gold wert: Er wärmt in den kühlen bayerischen Nächten und atmet in der Mittagssonne Kapstadts. Dazu eine leichte, packbare Daunenweste von Patagonia und eine wind- und wasserdichte Shell-Jacke. So ist man für den Biergarten, die Wanderung auf den Tafelberg und einen plötzlichen Regenschauer in Barcelona gewappnet.

Handgepäck-Held: Der Wechsel zu fester Kosmetik revolutioniert das Reisen. Ein Shampoo-Bar von Lush oder eine feste Reisedusche von Duschbrocken spart nicht nur Platz und Gewicht, sondern eliminiert auch die Sorge vor ausgelaufenen Flaschen und dem Ärger bei der Sicherheitskontrolle. Zudem ist es ein einfacher Schritt zu nachhaltigerem Reisen.

Statt des üblichen Touristen-Souvenirs, das im Regal verstaubt, lohnt es sich, nach Dingen mit Geschichte zu suchen. Echte Handwerkskunst erzählt von dem Ort, an dem sie entstanden ist.
- In Bayern: Suchen Sie abseits des Marienplatzes nach kleinen Manufakturen, die traditionelle Gamsbartbinder oder handbemalte Keramik anbieten.
- In Barcelona: Entdecken Sie in den Gassen des Gràcia-Viertels kleine Ateliers, die einzigartigen Schmuck oder Lederwaren fertigen.
- In Kapstadt: Der „Watershed“ an der V&A Waterfront ist eine kuratierte Markthalle voller lokaler Designer – von Textilien bis zu Holzarbeiten.

Die „Goldene Stunde“ ist das magische Licht kurz nach Sonnenaufgang und vor Sonnenuntergang. Im September hat sie einen besonderen Zauber, da die Sonne tiefer steht und das Licht wärmer und weicher ist. Nutzen Sie diese Zeit bewusst: Ein Spaziergang durch den Englischen Garten in München oder entlang der Promenade in Kapstadt wird zu einem fast filmischen Erlebnis. Für Fotografen: Reduzieren Sie die Belichtung auf Ihrer Kamera oder Ihrem Smartphone (z.B. mit der App Halide) leicht, um die satten Goldtöne noch intensiver einzufangen.

- Ein leichter Schal aus Kaschmir oder Leinen.
- Eine vielseitige, gut sitzende Jeans.
- Bequeme Sneaker, die stadt- und naturtauglich sind (z.B. Allbirds oder Veja).
- Eine Sonnenbrille mit gutem UV-Schutz.
- Ein wiederverwendbarer Kaffeebecher für den morgendlichen Start.

„Reisen ist das Einzige, was du kaufst, das dich reicher macht.“
Tagesplanung im September – zwei Philosophien:
Der Architekt: Tickets für Park Güell online buchen, Tisch im Wunschrestaurant reservieren, die Route des Tages klar definieren. Das gibt Sicherheit und Effizienz.
Der Flaneur: Sich ohne festes Ziel treiben lassen, in einem Viertel wie El Born in Barcelona verloren gehen, spontan in eine Bar einkehren, die von Einheimischen bevölkert ist.
Im September, ohne die drückenden Menschenmassen des Hochsommers, gewinnt oft der Flaneur. Die Stadt öffnet sich für jene, die Zeit haben, ihre verborgenen Ecken zu entdecken.




