Steingarten anlegen wie ein Profi: Dein Guide für ein langlebiges Alpinum

von Julia Steinhoff
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Ich hab in meiner Zeit als Gärtner schon unzählige Steingärten gesehen. Manche waren einfach atemberaubend – kleine, wilde Berglandschaften, die aussahen, als wären sie schon immer da gewesen. Und dann gab es die anderen… na ja, die sahen eher aus wie ein Schotterhaufen, in dem ein paar Pflänzchen verzweifelt ums Überleben kämpfen. Der Unterschied? Liegt fast immer im Verborgenen, unter der Erde.

Ganz ehrlich: Ein Steingarten ist kein Deko-Objekt. Es ist ein künstlich geschaffener Lebensraum. Und wie bei jedem guten Bauwerk kommt es auf das Fundament an. Vergiss die schnellen Anleitungen, die dir versprechen, dass du in zwei Stunden fertig bist. Das ist Quatsch. Nimm dir einen Kaffee, wir gehen das jetzt mal Schritt für Schritt durch, so als stündest du neben mir im Garten.

Das A und O: Das Fundament – Dein unsichtbarer Held

Das Wichtigste zuerst, und wenn du nur eine Sache mitnimmst, dann diese: Ein Steingarten ist im Grunde ein Drainage-System mit schicken Steinen obendrauf. Die meisten Alpenpflanzen haben panische Angst vor „nassen Füßen“. In ihrer Heimat wachsen sie in Felsspalten, wo Wasser zwar kommt, aber sofort wieder abfließt. Staunässe, besonders im Winter, ist ihr sicherer Tod. Hast du das verinnerlicht, bist du schon auf dem richtigen Weg.

Steingarten anlegen ein kleines Stück Alpenlandschaft im eigenen Garten
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Die richtige Lage finden: Mehr als nur Sonne

Klar, ein sonniger Platz ist super wichtig. Mindestens sechs, besser acht Stunden Sonne am Tag sollten es schon sein. Die Steine heizen sich dann schön auf und geben die Wärme nachts wieder ab – fast wie im Gebirge.

Aber es gibt noch mehr zu beachten:

  • Eine leichte Hanglage ist ideal. Das unterstützt die Drainage auf natürliche Weise. Kein Hang da? Kein Problem! Den legen wir einfach künstlich an. Das ist sogar der häufigste Fall.
  • Abstand zu großen Bäumen halten. Nicht nur wegen des Schattens. Fallendes Laub im Herbst bildet eine feuchte, modrige Schicht, die deine empfindlichen Pflanzen gar nicht mögen. Und die Wurzelkonkurrenz ist auch nicht zu unterschätzen.

Ein Süd- oder Südwesthang ist also der absolute Jackpot. Ein reiner Nordhang ist für ein klassisches Alpinum eher ungeeignet.

Der Unterbau: Hier trennt sich die Spreu vom Weizen

Jetzt kommt der Teil, den viele aus Bequemlichkeit überspringen – und sich später schwarzärgern. Ein fehlerhafter Unterbau führt zu absackenden Steinen, Wurzelfäule und Frust. Wir machen das aber richtig, Schicht für Schicht.

Steingarten anlegen eine kleine Fläche oder Ecke im Hinterhof
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Was du dafür brauchst (deine Einkaufs- und Werkzeugliste):

  • Werkzeug: Spaten, Schaufel, eine robuste Schubkarre, Arbeitshandschuhe und feste Schuhe (am besten mit Stahlkappen, glaub mir!).
  • Materialien: Schotter oder Kies (Körnung 16/32), ein gutes Trennvlies (mind. 100 g/m²), grober Sand oder feiner Splitt, und mineralisches Material wie Lavasplitt oder Bims.

Schritt 1: Der Aushub
Markier die Umrisse deines zukünftigen Steingartens. Und dann heißt es: ran an den Spaten! Für einen kleinen Steingarten von ca. 5 Quadratmetern solltest du mindestens 40 bis 50 Zentimeter tief ausheben. Das ist anstrengend, keine Frage. Plane dafür ruhig mal 4-6 Stunden reine Schaufelei ein, je nachdem, wie steinig dein Boden ist. Kleiner Tipp: Den guten Mutterboden von oben hebst du separat auf, den mischen wir später ins Pflanzsubstrat. Der lehmige Unterboden ist super, um den Hang zu modellieren.

Schritt 2: Die Drainageschicht
In die Grube kommt jetzt das Herzstück: die Drainage. Hierfür nehmen wir groben Schotter oder Kies (Körnung 16/32). Auch sauberer Bauschutt (Ziegelbruch ohne Metall) ist eine top und günstige Alternative. Füll davon eine 20 bis 30 Zentimeter dicke Schicht ein. Achtung! Auf keinen Fall feinen Kies oder Sand verwenden. Der würde die Poren zuspülen und die ganze Drainage ruinieren.

Steingarten üppiges Grün vor dem Haus schöner Anblick

Gut zu wissen: Für 5 Quadratmeter bei 20 cm Schichthöhe brauchst du etwa einen Kubikmeter Material, das ist grob eine Tonne. So eine Tonne Schotter bekommst du beim lokalen Baustoffhandel oder Steinbruch für etwa 40 bis 80 Euro, je nach Region.

Schritt 3: Das Trennvlies
Über den Schotter kommt jetzt ein robustes Trennvlies. Bitte spar hier nicht am falschen Ende! Das Vlies verhindert, dass feine Erde von oben in deine Drainage gespült wird. Ohne Vlies wäre deine ganze Arbeit nach ein paar Jahren umsonst. Eine Rolle gutes Vlies kostet dich vielleicht 20-30 Euro, aber sie erspart dir Ärger für die nächsten Jahrzehnte.

Schritt 4: Das Pflanzsubstrat
Normale Gartenerde ist ein No-Go. Viel zu fett und zu nass. Wir mischen uns unser eigenes „Gourmet-Substrat“:

  • 2 Teile grober Sand oder feiner Splitt: Für die Lockerheit.
  • 2 Teile Lavasplitt oder Bims: Speichert ein bisschen Feuchtigkeit, ohne nass zu sein. Lavasplitt bekommst du übrigens oft günstig online, einfach mal nach „Substrat für Dachbegrünung“ suchen.
  • 1 Teil von deinem aufbewahrten Mutterboden: Liefert die Nährstoffe. Mehr brauchen die Pflanzen nicht!

Diese Mischung füllst du jetzt 20 bis 30 Zentimeter dick auf das Vlies. Fertig ist das perfekte Fundament! Für einen soliden Unterbau auf 5 qm kannst du also mit Materialkosten von etwa 80 bis 150 Euro für Schotter und Vlies rechnen. Das ist eine Investition, die sich lohnt.

Steingarten anlegen empfehlenswert in voller Sonne tagsüber sein

Die Steine: Das Gesicht deines Gartens

Die Auswahl und Platzierung der Steine entscheidet über die natürliche Wirkung. Der häufigste Fehler? Ein bunter Mix aus allen möglichen Gesteinsarten. Das sieht aus wie ein Mustergarten im Baumarkt. Bleib lieber bei einer Sorte, die in deiner Region vorkommt. Das wirkt authentisch und ist meistens auch günstiger.

Ob du hartes Gestein wie Granit oder weicheres wie Kalkstein nimmst, hängt vom gewünschten Charakter und den Pflanzen ab. Kalkstein ist super für kalkliebende Arten. Die Steine bekommst du am besten im nächsten Steinbruch oder beim Baustoffhändler. Dort kannst du sie dir oft selbst aussuchen. Eine Tonne Steine kann je nach Sorte und Herkunft zwischen 100 und 500 Euro kosten.

Die Kunst der Platzierung: Mehr als nur Stapeln

Jetzt wird’s kreativ! Aber Vorsicht: Sicherheit geht vor! Ein rollender Stein hat enorme Kraft. Arbeite bei schweren Brocken nie allein und unterschätze das Gewicht niemals.

Und hier mein wichtigster Profi-Tipp, um einen klassischen Anfängerfehler zu vermeiden: Vermeide den „Dinosaurier-Eier-Fehler“! Einfach nur runde Steine oben draufzulegen, sieht immer künstlich aus. Jeder Stein muss zu mindestens einem Drittel in die Erde eingegraben werden, damit er stabil liegt und aussieht, als würde er aus dem Boden „wachsen“.

Steingarten Steine unterschidlicher Größe kleine große runde kantige glatte und raue
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Günstig gärtnern: Sparen Sie Zeit und Geld mit folgenden Tipps!

Beginne mit den größten Steinen, den Leitsteinen. Setze sie asymmetrisch und in ungeraden Gruppen. Schaffe Spalten und kleine Terrassen. Tritt immer wieder ein paar Schritte zurück und schau dir dein Werk an. Ein guter Steingarten sieht auch ohne eine einzige Pflanze schon spannend aus.

Die Bepflanzung: Leben zwischen den Felsen

Jetzt kommt die Krönung! Nutze die kleinen Mikroklimata, die du geschaffen hast.

  • Für die pralle Sonne und trockene Felsköpfe, quasi die Penthouse-Wohnungen deines Gartens, sind die Überlebenskünstler wie Hauswurz (Sempervivum), Mauerpfeffer (Sedum) und Polster-Thymian (Thymus) unschlagbar.
  • In die kühlen Felsspalten passen perfekt Polster-Glockenblumen (Campanula) oder die vielen Steinbrech-Arten (Saxifraga).
  • Für die Schotterflächen am Fuße des Gartens, wo es etwas feuchter ist, eignen sich Enzian (Gentiana) oder Küchenschelle (Pulsatilla).
  • Und für die Struktur? Setze vertikale Akzente mit Zwergkoniferen wie einer Bergkiefer (Pinus mugo ‘Mops‘) oder Gräsern wie dem Blauschwingelgras (Festuca glauca).

Beim Pflanzen den Wurzelballen kurz in Wasser tauchen und die Erdoberfläche um die Pflanze herum mit einer dünnen Schicht feinem Splitt abdecken. Das schützt vor Fäulnis und hält die Feuchtigkeit im Boden.

Steingarten große kleine Steine grüne Pflanzen Drainage erwünscht

Noch nicht bereit für den Bagger? Fang klein an! Ein wenig bekannter Trick für den Einstieg: Bau dir einen Mini-Steingarten in einer alten Zinkwanne oder einem großen Trog. Das Prinzip ist exakt dasselbe – Drainage, Vlies, Substrat – nur eben im Kleinformat. Perfekt zum Üben und wunderschön auf Balkon oder Terrasse!

Pflege: Das Märchen vom „wartungsfreien“ Garten

Ein Steingarten ist pflegeleicht, ja. Aber er ist nicht wartungsfrei. Die Hauptaufgabe ist das Jäten, besonders im Frühjahr. Wenn du einmal pro Woche 15 Minuten durchgehst, bleibt das aber überschaubar. Gießen musst du nur in extremen Trockenperioden, wenn die Pflanzen eingewachsen sind.

Und das Wichtigste: Finger weg vom Dünger! Dünger macht die alpinen Spezialisten weich und krank. Die Nährstoffe im Substrat reichen völlig aus. Übrigens: Schädlinge wie Schnecken sind in einem gut angelegten, trockenen Steingarten meistens kein großes Thema. Das ist ein echter Vorteil!

Einen Steingarten anzulegen ist ein Projekt, das körperliche Arbeit mit Kreativität verbindet. Wenn du das Fundament richtig machst, wirst du über Jahre hinweg mit einem Garten belohnt, der mit der Zeit nur noch schöner und charaktervoller wird. Viel Erfolg dabei!

Blühende Blumen bringen mehr Farbe in den Steingarten
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Trockenheitstolerante Pflanzen raue Steinbrocken machenden Steingarten aus
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Der „Spiegelei“-Fehler: Ein typischer Anfängerfehler ist es, Steine wie Eier vereinzelt auf eine flache Schotterschicht zu legen. Ein echter Steingarten ahmt die Natur nach! Das bedeutet: Steine in Gruppen anordnen, sie tief eingraben, sodass sie aus dem Boden zu „wachsen“ scheinen, und verschiedene Größen für eine dynamische Optik kombinieren.

Steingarten anlegen den Standort sorgfältig wählen

Tuffstein, Sandstein oder doch Granit?

Die Wahl des Steins prägt den Charakter deines Gartens entscheidend. Tuffstein, ein poröser Kalkstein, ist ideal, da er Wasser speichert und Pflanzen direkt in ihn hineinwurzeln können. Er ist aber auch teurer. Sandstein bietet warme, erdige Töne und lässt sich gut bearbeiten. Granit oder Gneis sind hart, unverwüstlich und perfekt für einen modern-rauen Look. Der beste Tipp: Bleib bei einer Gesteinsart aus deiner Region. Das wirkt am authentischsten und ist oft günstiger.

Steinbrocken Koniferen machen den Steingarten aus
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Der Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis) überlebt in den Alpen bis in Höhen von über 4.200 Metern – eine echte Inspiration für die Widerstandsfähigkeit deiner Steingarten-Bewohner.

Steingarten blühende Blumen schaffen fröhliche Stimmung
  • Sorgt für eine stabile, natürliche Optik.
  • Verhindert das Verrutschen von kleineren Steinen und Substrat am Hang.
  • Schafft unzählige kleine Pflanznischen mit unterschiedlichen Mikroklimata.

Das Geheimnis hinter diesen Vorteilen? Die Schlüsselstein-Methode. Dabei werden einige besonders große, charaktervolle Steine (die „Schlüsselsteine“) als Ankerpunkte tief und fest im Fundament verankert. Alle kleineren Steine werden dann um diese Hauptdarsteller herum gruppiert.

Blühende Blumen echte Hingucker im Steingarten
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Ein Steingarten ist mehr als nur Optik – er ist ein Erlebnis für die Sinne. An einem sonnigen Nachmittag spürst du die von den Steinen abstrahlende Wärme auf der Haut. Du hörst das Summen von Wildbienen, die sich über die Blüten von Polster-Thymian und Blaukissen hermachen. Und wenn du Thymian oder Bergbohnenkraut berührst, wird ein würziger, mediterraner Duft freigesetzt, der dich sofort in eine Berglandschaft versetzt. Schließe die Augen und genieße diese kleine, selbstgeschaffene Welt.

Steingartenpflanzen

Mineralischer Mulch: Eine 2-3 cm dicke Schicht aus Lavasplitt, Ziersplitt oder feinem Kies (Körnung 2-8 mm) unterdrückt Unkraut, speichert Feuchtigkeit im Boden und verhindert, dass die empfindlichen Wurzelhälse der Alpenpflanzen faulen.

Organischer Mulch: Rindenmulch oder Kompost sind hier tabu! Sie speichern zu viel Nässe, versauern den Boden und fördern Pilzkrankheiten – der sichere Tod für die meisten Steingarten-Spezialisten.

Schöner Steingarten anlegen anhand der Expertentipps

Laut Schätzungen von Gartenexperten kann ein gut etablierter Steingarten bis zu 70 % weniger Wasser benötigen als eine Rasenfläche gleicher Größe.

Das ist nicht nur eine gute Nachricht für trockene Sommer und deine Wasserrechnung. Es bedeutet auch deutlich weniger Arbeit. Während der Rasen nach dem Mäher schreit, entspannst du dich und beobachtest, wie genügsame Überlebenskünstler wie Hauswurz (Sempervivum) oder Mauerpfeffer (Sedum) auch ohne ständiges Gießen prächtig gedeihen.

Für die filigrane Pflegearbeit zwischen den Steinen schwören Profis auf spezielles Werkzeug. Hier sind drei unverzichtbare Helfer:

  • Fugen-Unkrautkratzer: Unerlässlich, um unerwünschte Sämlinge aus den engsten Spalten zu entfernen, ohne die Wurzeln der Nachbarpflanzen zu stören.
  • Pflanz-Pinzette: Ideal, um welkes Laub oder Blüten aus dem Inneren dichter Polster zu zupfen und so Fäulnis vorzubeugen.
  • Handschaufel mit schmalem Blatt: Perfekt, um gezielt neues Substrat in Fugen nachzufüllen, ohne die Umgebung zu verschmutzen.
Julia Steinhoff

Meine Interessen für Design haben im großen Teil meine berufliche Laufbahn bestimmt. Zuerst habe ich einen Hochschulabschluss in Journalistik (BJO) an der Universität Hannover erworben, wo ich anschließend ein Magisterstudium in Fernsehjournalismus und Dokumentarfilm (MTV) gemacht habe. Gleich nach diesem Studium habe ich meine Arbeitskarriere als Journalistin bei verschiedenen Medien begonnen. Im Jahr 2017 habe ich ein interessantes Arbeitsangebot von Freshideen.com erhalten und es sofort angenommen. So hat meine Karriere bei Freshideen begonnen. Als Online-Autorin schreibe ich seit Jahren spannende Artikel über Innendesign, Outdoor-Gestaltung, Dekoration, Mode und Lifestyle. Genau in diesen Themenbereichen liegen auch meine beruflichen Interessen. Ich bemühe mich ständig darum, unsere Leser/innen über die Neuigkeiten und die letzten Trends im Interieur und Exterieur zu informieren und sie zu neuen kreativen Projekten zu motivieren. In meiner Freizeit gehe ich gern schwimmen, jogge oder spiele Tennis. Natürlich finde ich auch Zeit für Bücher lesen und fernsehen.