Schluss mit traurigem Supermarkt-Basilikum: Dein Guide für eine fette Ernte
Ganz ehrlich, wir kennen es doch alle: Man kauft einen wunderschönen Topf Basilikum im Supermarkt, voller Vorfreude auf Pesto und Caprese. Zwei Tage später lässt er traurig die Blätter hängen. Frustrierend, oder? Ich kann dir aber versprechen: Du hast keinen „schwarzen Daumen“. Du hast nur noch nicht die richtigen Tricks gelernt. Basilikum ist nämlich keine Diva, sondern eine Pflanze mit einer ziemlich klaren Bedienungsanleitung. Und die gebe ich dir hier – ganz ohne Gärtner-Latein, dafür mit jeder Menge Praxiserfahrung.
Inhaltsverzeichnis
- 0.1 Die Basics: Warum dein Basilikum so tickt, wie es tickt
- 0.2 Dein Start: Aussaat für Profis oder die Rettungsmission „Supermarkttopf“
- 0.3 Die richtige Pflege: So wird dein Basilikum zum Busch
- 0.4 Problemzone? Deine Erste-Hilfe-Anleitung
- 0.5 Kann ich mein Basilikum überwintern?
- 0.6 Aroma für den Winter: Richtig konservieren
- 0.7 Ein kleiner Ausflug in die Sortenvielfalt
- 1 Bildergalerie
Vergiss alles, was du über „einfach mal gießen“ gehört hast. Wir schauen uns an, was das Kraut WIRKLICH braucht, um nicht nur zu überleben, sondern um richtig zu explodieren. Am Ende hast du so viel Basilikum, dass du es an die Nachbarn verschenken musst.
Die Basics: Warum dein Basilikum so tickt, wie es tickt
Stell dir vor, dein Basilikum ist ein Urlauber aus dem sonnigen Süden, vielleicht aus Indien oder Afrika. Was will der im Urlaub? Sonne, Wärme und auf gar keinen Fall kalte, nasse Füße. Das ist schon die halbe Miete. Dieses Kraut liebt Licht und hasst es, wenn seine Wurzeln im Wasser stehen. Diese gefürchtete „Staunässe“ ist der Killer Nummer eins. Die Wurzeln ersticken quasi und fangen an zu faulen. Das war’s dann meistens.

Der intensive Duft kommt übrigens von ätherischen Ölen in den Blättern. Die sind eigentlich ein Schutzmechanismus der Pflanze. Je wohler sich dein Basilikum fühlt, desto mehr dieser leckeren Aromen produziert es. Gestresster Basilikum? Schmeckt oft bitter. Unser Ziel ist also ganz klar: Wir schaffen ihm ein 5-Sterne-Zuhause.
Dein Start: Aussaat für Profis oder die Rettungsmission „Supermarkttopf“
Du hast zwei Wege, um zu deinem Basilikum-Glück zu kommen. Entweder du ziehst es von klein auf selbst groß oder du rettest einen Topf aus dem Handel.
Option 1: Die eigene Aussaat (der Königsweg)
Das ist mein absoluter Favorit, weil du robuste Pflanzen bekommst und die Sortenvielfalt riesig ist. Perfekt ist der Start auf der Fensterbank so zwischen Ende Februar und Anfang April.
Kleiner Einkaufszettel für den Start:
- Gute Basilikumsamen (ca. 3-4 €)
- Spezielle Aussaaterde (ein kleiner Sack, ca. 5-7 € bei OBI oder Dehner)
- Eine flache Anzuchtschale oder kleine Töpfe (sauber müssen sie sein!)

Und so geht’s: Fülle deine Gefäße mit der Erde, drück sie leicht an und mach sie mit einer Sprühflasche schön feucht. Dann verteilst du die Samen mit etwas Abstand. Achtung, kleiner Profi-Tipp: Basilikum ist ein Lichtkeimer! Das bedeutet, die Samen nur hauchdünn mit Erde bedecken, quasi nur drüberstreuen. Dann an einen warmen, hellen Ort stellen (20-25 Grad sind super) und die Erde immer feucht halten. Nach 5-14 Tagen spitzen die ersten Keimlinge raus. Ab diesem Zeitpunkt dauert es dann nochmal etwa 6-8 Wochen, bis du genug für dein erstes eigenes Pesto ernten kannst!
Sobald die Pflänzchen neben den ersten Keimblättern auch das erste richtige Blattpaar haben, musst du sie vereinzeln (Gärtner sagen dazu „pikieren“). Jede Pflanze bekommt einen eigenen kleinen Topf. Das gibt ihnen die Kraft, richtig durchzustarten.
Option 2: Die Rettungsmission „Supermarkttopf“
Diese Töpfe sind eine Mogelpackung. Da sind viel zu viele einzelne Pflanzen reingequetscht, die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Aber keine Sorge, die kannst du retten!

Nimm den gesamten Erdballen aus dem Plastiktopf und teile ihn ganz vorsichtig in vier bis sechs kleinere Stücke. Jeder dieser Teile kommt in einen eigenen, größeren Topf (mindestens 12 cm Durchmesser) mit frischer, guter Kräutererde. Gut angießen, aber die ersten Tage nicht in die pralle Sonne stellen. Gib ihnen Zeit, sich vom Schock zu erholen.
Du wirst staunen! Aus einem traurigen 2-Euro-Topf werden so vier bis sechs kräftige, buschige Pflanzen. Rechne mal mit einer Investition von 8 bis 15 Euro für ein paar Töpfe und einen Sack guter Erde – das lohnt sich aber absolut.
Die richtige Pflege: So wird dein Basilikum zum Busch
Einmal auf dem richtigen Weg, ist die Pflege echt kein Hexenwerk. Du musst nur ein paar Regeln kennen.
Standort & Gießen: Gib ihm den sonnigsten Platz, den du hast – mindestens fünf Stunden direkte Sonne sind Pflicht. Ob auf dem Balkon, der Fensterbank oder direkt im Gartenbeet (hier am besten in lockere, humusreiche Erde pflanzen und für guten Wasserabzug sorgen). Beim Gießen gilt die goldene Regel: Gieße immer von unten! Stell den Topf für 15 Minuten in einen Untersetzer mit Wasser. Die Erde saugt sich von alleine voll. Wichtig: Das restliche Wasser danach unbedingt wegschütten, sonst gibt’s doch wieder nasse Füße. Ob Gießzeit ist, verrät dir der Fingertest: Fühlt sich die Erde zwei Zentimeter tief trocken an, hat er Durst.

Der Schnitt: Das absolute Geheimnis für eine reiche Ernte
Das ist der Punkt, den 90 % der Leute falsch machen. Zupfe NIEMALS nur einzelne Blätter ab! Damit schwächst du die Pflanze nur. Schneide immer ganze Triebspitzen ab, und zwar direkt über einem Blattpaar. Stell es dir so vor: Du schaust auf den Stängel und siehst, wo links und rechts zwei Blätter rauskommen. Genau einen halben Zentimeter darüber setzt du die Schere an. An dieser Stelle wird sich die Pflanze verzweigen und ZWEI neue Triebe bilden. So wird sie buschig und kompakt. Ernte regelmäßig, auch wenn du gerade nichts brauchst – der Schnitt regt das Wachstum an. Und verhindere unbedingt, dass er blüht, sonst steckt er alle Kraft in die Blüten und die Blätter verlieren an Aroma.
Düngen: Alle 3-4 Wochen von Frühling bis Herbst ein bisschen flüssiger Bio-Kräuterdünger ins Gießwasser, aber nur die halbe empfohlene Dosis. Weniger ist hier definitiv mehr.

Problemzone? Deine Erste-Hilfe-Anleitung
- Gelbe Blätter? Hier musst du Detektiv spielen. Sind die Blätter eher blassgelb und die Pflanze mickrig? Dann hat sie Hunger -> Zeit zum Düngen. Sind die Blätter aber schlaff und matschig-gelb, besonders unten? Dann hast du sie übergossen -> sofort trockener legen!
- Blattläuse? Sitzen meist an den jungen Triebspitzen. Oft reicht ein scharfer Wasserstrahl. Ansonsten hilft eine simple Seifenlauge.
- Falscher Mehltau: Das ist der Endgegner. Ein grau-violetter Belag auf der Blattunterseite. Vorbeugen ist alles: Blätter trocken halten (von unten gießen!) und für gute Luftzirkulation sorgen. Eine befallene Pflanze ist leider meist nicht zu retten.
Kann ich mein Basilikum überwintern?
Die ehrliche Antwort: Es ist verdammt schwierig und oft nicht die Mühe wert. Basilikum ist eigentlich eine einjährige Pflanze. Du kannst versuchen, einen Topf vor dem ersten Frost reinzuholen und an ein sehr helles, eher kühles Fenster (so 15 Grad) zu stellen. Wenig gießen! Meistens wird die Pflanze aber über den Winter mickrig und anfällig für Schädlinge. Oft ist es einfacher und ertragreicher, im nächsten Frühjahr neu auszusäen.

Aroma für den Winter: Richtig konservieren
Trocknen kannst du bei Basilikum vergessen, da geht fast das ganze Aroma flöten. Einfrieren ist die mit Abstand beste Methode! Entweder du pürierst die Blätter mit etwas Olivenöl und frierst die Paste in Eiswürfelbehältern ein – perfekte Pesto-Portionen. Oder du frierst die ganzen, trockenen Blätter lose auf einem Blech vor und packst sie dann in einen Gefrierbeutel. So kleben sie nicht zusammen.
Ein kleiner Ausflug in die Sortenvielfalt
Es gibt so viel mehr als nur das Standard-Basilikum! Es lohnt sich, mal was Neues auszuprobieren:
- Genoveser Basilikum: Das ist der Klassiker mit den großen Blättern. Dein bester Freund für Pesto und Tomate-Mozzarella. Intensiv und leicht pfeffrig.
- Thai-Basilikum: Hat oft lila Stiele und einen ganz anderen Geschmack, der an Anis oder Lakritz erinnert. Ein Muss für Currys und asiatische Gerichte. Hält auch Hitze beim Kochen besser aus.
- Zitronenbasilikum: Riecht und schmeckt, wie es heißt! Fantastisch zu Fisch, in Salaten oder sogar in einer erfrischenden Limonade.
- Griechisches Strauchbasilikum: Bildet kleine, kompakte Kugeln mit winzigen Blättern. Super für die Fensterbank und extrem aromaintensiv.
Also, trau dich! Fang mit einem oder zwei Töpfen an und hab Spaß dabei. Der Duft von deinem eigenen, frisch geernteten Basilikum ist eine Belohnung, die man in keinem Supermarkt kaufen kann. Und wenn mal was schiefgeht – halb so wild. Jede Pflanze ist eine neue Chance, es besser zu machen.

Bildergalerie


Wussten Sie schon? Der Name „Basilikum“ stammt vom altgriechischen Wort „basileus“ ab, was „König“ bedeutet. In seiner Heimat Indien gilt es als heiliges Kraut und wird oft vor Tempeln und Häusern gepflanzt, um Schutz zu bieten.

Hilfe, mein Basilikum bekommt gelbe Blätter! Was will es mir sagen?
Gelbe Blätter sind meist ein Hilferuf aus dem Wurzelbereich. Oft ist es ein Zeichen für Staunässe – die Wurzeln bekommen keine Luft mehr. Prüfe die Erde: Fühlt sie sich sumpfig an? Dann gönn deinem Kraut eine Gießpause. Seltener kann es auch ein Nährstoffmangel sein. Wenn die Erde schon alt und ausgelaugt ist, freut sich dein Basilikum alle paar Wochen über eine kleine Dosis organischen Kräuterdünger, zum Beispiel von Compo oder Neudorff.

Der Ernte-Trick für buschiges Wachstum: Zupfe niemals nur einzelne Blätter von der Seite ab! Das schwächt die Pflanze. Schneide stattdessen immer ganze Triebspitzen (ca. 5-7 cm lang) direkt über einem Blattpaar ab. Genau an dieser Stelle wird sich der Stängel verzweigen und zwei neue Triebe bilden. So erntest du nicht nur, du regst die Pflanze zu einem dichteren, buschigeren Wuchs an – für eine doppelte Ernte beim nächsten Mal.

Gute Nachbarschaft im Topf und Beet zahlt sich aus. Basilikum versteht sich prächtig mit bestimmten Pflanzen, die ihm sogar helfen können, gesund zu bleiben.
- Tomaten: Der Klassiker! Basilikum soll den Geschmack von Tomaten verbessern und weiße Fliegen fernhalten.
- Rosmarin: Diese beiden mediterranen Kräuter haben ähnliche Ansprüche an Sonne und Wasser.
- Paprika und Chili: Auch sie lieben die Sonne und profitieren von der Nachbarschaft.
Aber Achtung: Halte Abstand zu Salbei und Thymian, da diese es deutlich trockener mögen.

Terrakotta-Topf: Seine poröse Struktur lässt Wasser verdunsten und die Erde atmen. Das ist ideal für Basilikum, da es die gefürchtete Staunässe fast unmöglich macht. Du musst aber etwas häufiger gießen.
Plastik- oder glasierter Topf: Hält die Feuchtigkeit viel länger. Hier ist Fingerspitzengefühl beim Gießen gefragt. Unbedingt auf ein Abflussloch im Boden achten, damit überschüssiges Wasser entweichen kann.
Für Anfänger ist der Terrakotta-Topf oft die sicherere Wahl.

Laut einer Studie der Universität Hohenheim gibt es über 150 verschiedene Basilikum-Arten und -Sorten weltweit, die sich in Farbe, Form und Aroma teils drastisch unterscheiden.
Trau dich, über den klassischen Genoveser Basilikum hinauszuschauen! Wie wäre es mit Zitronenbasilikum für Limonaden und Fischgerichte? Oder dem leicht scharfen Thai-Basilikum (‚Siam Queen‘) für asiatische Currys? Rotes Basilikum (‚Dark Opal‘) macht sich mit seiner intensiven Farbe toll in Salaten und Essig. Saatgut von Anbietern wie Kiepenkerl oder Sperli bietet hier eine riesige Auswahl.
Deine Ernte ist so üppig, dass du nicht mehr weißt, wohin damit? Kreiere dein eigenes Gourmet-Basilikumöl! Dafür die frischen Blätter gut waschen und absolut trocken tupfen. Leicht andrücken, um die ätherischen Öle freizusetzen, und in eine saubere Glasflasche (z.B. von Weck) geben. Mit einem hochwertigen, milden Olivenöl auffüllen, luftdicht verschließen und an einem dunklen, kühlen Ort zwei bis drei Wochen ziehen lassen. Ein perfektes, persönliches Geschenk aus deiner Küche.




