Glastrennwand im Büro: Was wirklich zählt, bevor Sie einen Cent ausgeben

von Angela Schmidt
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Ich hab in meiner Zeit als Handwerksmeister schon so einige Büros von innen gesehen. Früher? Dunkle, lange Gänge, eine Tür neben der anderen, jeder saß in seiner kleinen Kammer. Heute ist zum Glück alles anders: offen, hell und auf Kommunikation ausgelegt. Und mittendrin hat sich die Glastrennwand zu einem echten Star entwickelt.

Sie verspricht das Beste aus zwei Welten: die Offenheit eines modernen Lofts und gleichzeitig die Ruhe, die man für konzentriertes Arbeiten einfach braucht. Aber Achtung! Eine Glaswand ist so viel mehr als nur eine große Scheibe zwischen zwei Schreibtischen. Es ist ein komplexes System, bei dem jedes winzige Detail stimmen muss. Macht man es richtig, entstehen Räume, in denen Menschen wirklich gerne und produktiv sind. Macht man es falsch, hat man eine sündhaft teure, laute und manchmal sogar unsichere Lösung, die am Ende nur für Frust sorgt.

Genau deshalb will ich hier mal aus dem Nähkästchen plaudern und Ihnen zeigen, worauf es von der ersten Idee bis zur fertigen Wand wirklich ankommt.

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1. Die Technik dahinter: Mehr als nur durchsichtig

Viele Leute denken bei Glas nur an Transparenz. Klar, das ist der offensichtlichste Vorteil. Aber die unsichtbaren, physikalischen Eigenschaften sind es, die am Ende über Top oder Flop entscheiden. Wer das einmal verstanden hat, trifft garantiert die besseren Entscheidungen.

Schallschutz: Das A und O für den Bürofrieden

Ganz ehrlich, das größte Missverständnis bei Glastrennwänden ist der Schallschutz. Ein Büro kann noch so stylisch aussehen – wenn Sie jedes Telefonat vom Nachbartisch mithören, ist an konzentriertes Arbeiten nicht zu denken. Der entscheidende Wert hierfür ist der Schalldämmwert, angegeben in Dezibel (dB).

Eine ganz normale, einzelne Glasscheibe (Einscheibensicherheitsglas, kurz ESG) schafft vielleicht so 32-35 dB. Das dämmt leises Gemurmel, aber ein normales Gespräch oder Telefonat hören Sie noch ziemlich deutlich durch. Für eine einfache Abtrennung mag das reichen, für ein echtes Büro ist das oft zu wenig.

Hier kommt die Königsklasse ins Spiel: Verbundsicherheitsglas mit einer speziellen Akustikfolie (VSG-SI). Das sind zwei Scheiben, die mit einer weichen, schwingungsdämpfenden Folie verklebt sind. Diese Folie schluckt den Schall förmlich, anstatt ihn einfach durchzulassen. Damit erreichen wir Werte von 38 dB, 42 dB oder sogar bis zu 47 dB. Nur mal zur Einordnung: Eine Verbesserung um 10 dB empfindet unser Ohr als eine Halbierung der Lautstärke! Der Sprung von 35 auf 45 dB ist also gewaltig. Das ist der Unterschied zwischen „Ich höre jedes Wort vom Telefonat nebenan“ und „Ich höre nur noch ein leises Murmeln, wenn alles andere still ist.“

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Für ein Besprechungszimmer oder ein Chefbüro, wo Vertraulichkeit zählt, ist ein Wert von mindestens 42 dB absolute Pflicht. Ich erinnere mich an eine junge Anwaltskanzlei, die beim Erstbezug unbedingt eine super-minimalistische, rahmenlose Optik wollte und am Schallschutzglas gespart hat. Das böse Erwachen kam nach drei Monaten, als sie merkten, dass man vertrauliche Mandantengespräche fast wörtlich auf dem Flur mithören konnte. Das Nachrüsten war am Ende viel komplizierter und teurer als es gleich richtig zu machen.

Und noch ein Tipp vom Profi: Das beste Glas nützt nichts, wenn die Anschlüsse an Boden, Wand und Decke schlampig ausgeführt sind. Schall ist wie Wasser, er sucht sich immer den kleinsten Spalt. Undichte Fugen machen den teuersten Schallschutz wertlos.

Sicherheit und Statik: Da gibt’s keine Kompromisse

Im Bauwesen gibt es klare Vorschriften, gerade wenn es um Glas geht. Für raumhohe Wände, gegen die man laufen oder stoßen kann, ist Sicherheitsglas zwingend vorgeschrieben. Da gibt es zwei Hauptdarsteller:

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  • Einscheibensicherheitsglas (ESG): Das wird bei der Herstellung speziell wärmebehandelt. Dadurch steht es unter Spannung und zerfällt bei einem Bruch in tausende kleine, stumpfe Krümel. Die Verletzungsgefahr ist also minimal. Es ist super robust gegen Stöße auf die Fläche, aber an den Kanten empfindlich wie eine Diva.
  • Verbundsicherheitsglas (VSG): Hier halten die Scherben bei einem Bruch an der innenliegenden Folie. Die Scheibe bleibt als Ganzes im Rahmen und bietet weiterhin Schutz. Im Bürobau ist das oft die bessere und sicherere Wahl.

Ach ja, und Glas ist schwer! Eine 12 mm dicke Scheibe wiegt mal eben 30 kg pro Quadratmeter. Bei einer 3×3 Meter großen Wand sind das 270 kg. Wir müssen also immer prüfen, ob Boden und Decke das überhaupt tragen. Besonders bei abgehängten Decken ist Vorsicht geboten – die Profile müssen immer an der richtigen, tragenden Rohdecke darüber befestigt werden, nicht an der dünnen Gipskartonplatte.

2. Systeme und Montage: Wie die Profis arbeiten

Der Einbau einer Glastrennwand ist absolute Präzisionsarbeit. Da gibt es verschiedene Systeme, und jedes hat seine ganz eigenen Stärken und Schwächen.

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Gerahmt oder rahmenlos? Eine Frage des Ziels

Grob gesagt gibt es zwei Philosophien:

  • Gerahmte Systeme: Hier sitzt das Glas in stabilen Aluminium- oder Stahlprofilen. Der riesige Vorteil: Durch die umlaufenden Dichtungen bieten sie den besten Schallschutz. Sie sind robust und verzeihen auch mal kleine Unebenheiten am Bau. Perfekt für Besprechungsräume und Büros, in denen Ruhe an erster Stelle steht.
  • Rahmenlose Systeme (Ganzglasanlagen): Die sehen natürlich wahnsinnig elegant aus. Oben und unten nur ein schmales Profil, die Glasstöße sind fast unsichtbar miteinander verbunden. Der Kompromiss liegt hier klar beim Schallschutz – jede Fuge ist eine potenzielle Schallbrücke. Außerdem muss der Untergrund perfekt sein. Wände und Böden müssen absolut gerade sein, jede Abweichung von wenigen Millimetern fällt sofort auf.

Ich frage meine Kunden deshalb immer: Was ist Ihnen wichtiger – die pure Ästhetik oder die maximale Funktion? Oft findet man einen guten Mittelweg, zum Beispiel ein System mit sehr schlanken Rahmen, das beides gut kann.

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Der Einbau: Millimeterarbeit mit schwerem Gerät

Der Tag der Montage ist immer der spannendste. Als Erstes messe ich alles vor Ort mit einem Laser nach – auf Baupläne verlasse ich mich da nie. Ich erinnere mich an ein Projekt, da fiel der Boden über fünf Meter Länge um zwei Zentimeter ab. Sieht man mit bloßem Auge nicht, aber eine Glaswand würde sofort schief wirken. Da mussten wir das untere Profil mit speziellen Unterlagen exakt ausrichten.

Die Glasscheiben selbst werden auf den Millimeter genau gefertigt und können vor Ort nicht mehr zugeschnitten werden. Der Transport an den Einbauort erfolgt mit speziellen Glassaugern – ein Job für mindestens zwei Leute und nichts für schwache Nerven. Die Scheiben werden dann in die Profile gesetzt und mit kleinen Kunststoffklötzchen verkeilt, damit die Spannung sich gleichmäßig verteilt. Zum Schluss werden alle Fugen sauber mit einem speziellen, neutralvernetzenden Silikon versiegelt, das die Profile nicht angreift.

3. Praktische Lösungen für typische Büro-Szenarien

Jedes Büro tickt anders. Eine laute Vertriebsabteilung hat andere Bedürfnisse als ein diskreter Besprechungsraum. Hier ein paar Klassiker aus meinem Alltag:

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Szenario 1: Die laute Vertriebsabteilung

Das Problem: Die Vertriebler telefonieren pausenlos und laut. Das stört die Buchhaltung nebenan, aber eine massive Wand will keiner. Die Lösung: Eine raumhohe Wand mit einem Top-Schallschutzglas (z.B. VSG-SI mit 42 dB) in einem voll gerahmten System. Der eigentliche Knackpunkt ist aber die Tür! Wir bauen hier eine spezielle Schallschutztür mit absenkbarer Bodendichtung ein. Die fährt beim Schließen automatisch runter und dichtet den Spalt zum Boden perfekt ab. So eine Tür ist eine Investition, rechnen Sie hier ruhig mit 1.500 € aufwärts, aber sie ist jeden Cent wert, wenn es um Ruhe geht.

Szenario 2: Der diskrete Besprechungsraum

Das Problem: Ein Raum für vertrauliche Meetings, der aber nicht wie ein Bunker wirken soll. Man soll sehen, ob er besetzt ist, aber nicht, wer drin sitzt. Die Lösung: Satiniertes Glas (Milchglas) ist der Klassiker. Oft bringen wir aber auch nur einen breiten, blickdichten Streifen auf Augenhöhe an. Das erhält die Helligkeit und schafft trotzdem Privatsphäre. Die High-End-Lösung ist schaltbares Glas: Auf Knopfdruck wird es von klar zu milchig-undurchsichtig. Eine beeindruckende Technik, aber natürlich mit einem entsprechenden Preis. Rechnen Sie hier mit über 1.000 Euro pro Quadratmeter.

Szenario 3: Das flexible Projektbüro

Das Problem: Die Teamgrößen ändern sich ständig, feste Büros sind zu starr. Die Lösung: Mobile oder versetzbare Glastrennwandsysteme. Die werden nicht fest verschraubt, sondern zwischen Boden und Decke geklemmt. Man kann sie mit relativ wenig Aufwand abbauen und woanders wieder aufstellen. Der Schallschutz ist hier meist ein Kompromiss, aber die Flexibilität ist für viele Unternehmen Gold wert.

4. Brandschutz & Kosten: Die harten Fakten

Zwei Themen, bei denen man ganz genau hinschauen muss.

Brandschutz: Hier gibt es null Toleranz

Sobald eine Trennwand einen Fluchtweg begrenzt, gelten extrem strenge Brandschutzanforderungen. Dann reden wir von Wänden, die einem Feuer 30 oder sogar 90 Minuten standhalten müssen. Dafür gibt es spezielles Brandschutzglas, das im Brandfall aufschäumt und einen hitzeisolierenden Schild bildet. Auch Rahmen und Dichtungen müssen dafür zugelassen sein. Wichtig: Den Einbau dürfen nur zertifizierte Fachbetriebe machen. Mein dringender Rat: Finger weg von Eigenversuchen oder Billiganbietern. Hier geht es um Menschenleben, und die Behörden kennen da keinen Spaß.

Okay, und was kostet der Spaß jetzt?

Das ist die Frage aller Fragen. Eine Pauschalantwort wäre unseriös, aber um Ihnen mal eine realistische Vorstellung zu geben:

  • Für ein solides, gerahmtes System mit einfachem ESG-Glas sollten Sie mal zwischen 250 und 400 Euro pro Quadratmeter einplanen, inklusive Montage.
  • Wenn wir über echten Schallschutz reden, also mit VSG-Akustikglas, landen wir schnell bei 450 bis 700 Euro pro Quadratmeter.
  • Eine rahmenlose Ganzglasanlage kann je nach Komplexität ebenfalls in diesem Bereich oder darüber liegen.

Mein Tipp: Holen Sie sich immer mindestens zwei, besser drei detaillierte Angebote von qualifizierten Fachbetrieben ein. Ein guter Anhaltspunkt sind Meisterbetriebe der Glaserinnung. Fragen Sie nach Referenzprojekten und vergleichen Sie nicht nur die Summe unten rechts, sondern auch die Qualität der angebotenen Materialien.

5. Ihre Checkliste, bevor Sie zum Hörer greifen

Um gut vorbereitet in ein Gespräch mit einem Fachbetrieb zu gehen, sollten Sie sich vorher ein paar Gedanken machen. Das hilft ungemein bei der Planung.

  • Was ist das absolute Hauptziel? Geht es primär um Licht, um Ruhe, um Flexibilität oder um die reine Optik?
  • Wie wichtig ist der Schallschutz? Bewerten Sie das für sich auf einer Skala von 1 (egal) bis 10 (absolut entscheidend).
  • Wie ist die Bausubstanz? Gibt es eine abgehängte Decke? Sind die Wände aus Beton oder Trockenbau? Ist der Boden eben?
  • Welche Türen werden gebraucht? Normale Drehtüren, platzsparende Schiebetüren? Mit Schallschutz?
  • Gibt es Sonderwünsche? Müssen Steckdosen oder Lichtschalter in die Profile integriert werden? Soll das Glas beschriftet werden?

Und planen Sie genug Zeit ein! Von der ersten Beratung über das Aufmaß bis zur Lieferung des maßgefertigten Glases vergehen schnell vier bis acht Wochen. Der Einbau selbst dauert dann, je nach Größe, meist nur ein bis drei Tage.

Eine Glastrennwand ist am Ende eine Investition in die Qualität Ihrer Arbeitsumgebung. Wenn sie sorgfältig geplant und vom Profi eingebaut wird, schafft sie helle, ruhige und motivierende Räume, an denen Sie viele Jahre Freude haben werden. Und genau das ist doch das Ziel, oder?

Angela Schmidt

Nach dem Abschluss meines Studiums für Journalismus an der Uni- München, arbeite ich freiberuflich für diverse Formate und Produktionen. Freshideen ist für mich ein gegenseitiges Langzeitprojekt, mit dem ich meinen Alltag viel schöner gestalte. Die Themen der Nachhaltigkeit und der Umwelt bewegen mich am meisten, aber auch die kreativen DIY Ideen finden Platz in meinem Herzen.