Kräutergirlande binden, die wochenlang hält: Die ultimative Anleitung für Einsteiger
Ganz ehrlich? Die meisten Anleitungen für Kräutergirlanden im Netz sind für die Tonne. Man bastelt eine Stunde lang, und am nächsten Tag hängt da nur noch ein trauriger, welker Strang an der Wand. Das muss nicht sein! Eine richtig gebundene Girlande ist nicht nur Deko, sie ist ein Stück lebendiges Handwerk, das mit der Zeit seinen Charakter verändert und wunderschön eintrocknet.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erstmal die Planung: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
- 2 Das Herzstück: Die richtige Kräuterauswahl
- 3 Jetzt geht’s los: Die Wickeltechnik Schritt für Schritt
- 4 Frisch halten, schön trocknen lassen
- 5 Keine Zeit? Die 10-Minuten-Alternative
- 6 Ein letztes, aber wichtiges Wort zur Sicherheit
- 7 Bildergalerie
Ich beschäftige mich schon seit Ewigkeiten mit Pflanzen und habe dabei eins gelernt: Die Natur gibt uns alles, was wir brauchen. Man muss nur wissen, wie man es richtig anpackt. Vergiss also die frustrierenden Basteleien. Ich zeige dir heute, wie du eine Girlande bindest, die wirklich was hermacht und lange Freude bereitet.
Erstmal die Planung: Was du wirklich brauchst (und was es kostet)
Bevor du loslegst und den halben Garten plünderst, lass uns kurz über das Nötigste sprechen. Gutes Werkzeug ist die halbe Miete und erspart dir später eine Menge Frust.

Deine Einkaufsliste für den Start:
- Eine gute Gartenschere: Bitte, bitte keine Küchenschere! Die quetscht die Stängel nur. Eine scharfe Rosen- oder Blumenschere sorgt für saubere Schnitte, damit die Kräuter länger frisch bleiben. Gibt’s im Baumarkt oder Gartencenter für ca. 15€ bis 30€ – eine Investition, die sich lohnt.
- Grüner Wickeldraht: Das ist das unsichtbare Skelett deiner Girlande. Nimm den dünnen, flexiblen Draht auf einer Rolle (ca. 0,6 mm Stärke), am besten den grün ummantelten. Den findest du in der Floristik-Abteilung im Bastelladen oder Gartencenter. Eine Rolle kostet meist nur 3€ bis 5€ und reicht ewig.
- Dünne Gartenhandschuhe: Kein Muss, aber clever. Manche Kräuter können die Haut reizen und bei harzigen Zweigen bleiben deine Hände sauber. Kostenpunkt: um die 5€.
- Jede Menge Kräuter: Logisch! Entweder aus dem eigenen Garten oder vom Markt. Wenn du alles kaufen musst, plane mal grob 10€ bis 20€ ein, je nachdem, was du wählst.
Kleiner Tipp: Leg dir eine alte Decke oder Zeitungspapier auf den Tisch. Das Schneiden macht immer ein bisschen Dreck und so ist danach schnell wieder aufgeräumt.

Wie viel Zeit und Material soll ich einplanen?
Das sind die zwei häufigsten Fragen, die ich höre. Hier eine realistische Einschätzung:
Zeitaufwand: Als Anfänger solltest du für eine ca. 2 Meter lange, dichte Girlande locker 2 bis 3 Stunden einplanen. Vom Sammeln der Kräuter bis zum finalen Knoten. Keine Sorge, mit etwas Übung wird das zur meditativen Feierabend-Beschäftigung und geht deutlich schneller.
Materialmenge: Hier ist eine Faustregel, die mir immer hilft: Für einen Meter richtig dichte Girlande brauchst du ungefähr einen vollen Einkaufskorb mit locker aufgelegtem Grünschnitt. Klingt viel, aber du willst ja keine Lücken. Also, sei nicht zu schüchtern beim Ernten!
Das Herzstück: Die richtige Kräuterauswahl
Nicht jedes Kraut ist für eine langlebige Girlande geeignet. Die Kunst liegt in der Mischung aus stabilen „Grundgerüst“-Pflanzen und duftenden „Seelen“-Kräutern.
Die Basis: Diese Kräuter geben Struktur und halten ewig
Diese robusten Kandidaten bilden das Rückgrat deiner Girlande. Sie sind stabil, trocknen wunderschön ein und duften oft noch wochenlang.

- Rosmarin: Mein absoluter Favorit. Er ist flexibel, duftet himmlisch und sieht getrocknet fast genauso gut aus wie frisch.
- Lorbeer: Der Klassiker. Dunkelgrüne, feste Blätter, die perfekt trocknen und eine sehr edle Optik erzeugen.
- Salbei: Die silbrigen Blätter bringen eine tolle, matte Farbe ins Spiel. Er ist super haltbar und fühlt sich samtig an.
- Thymian: Etwas feiner als Rosmarin, aber ebenfalls sehr robust und aromatisch. Perfekt, um kleine Lücken zu füllen.
- Eukalyptus: Okay, kein klassisches Küchenkraut, aber ein Game-Changer! Die silbrig-blauen Blätter sind super dekorativ, halten ewig und der Duft hält sogar Mücken fern. Ein Muss, wenn du ihn bekommen kannst.
Die Seele: Duft, Farbe und Leichtigkeit
Diese Kräuter sind oft etwas zarter, bringen aber das gewisse Etwas. Man mischt sie in kleineren Mengen unter die Basis.
- Lavendel: Der Duft ist unschlagbar und die lila Blüten sind ein wunderschöner Farbtupfer. Trocknet perfekt ein und behält Farbe und Aroma.
- Oregano oder Majoran: Die kleinen Blätter und zarten Blütenstände sind ideal als Füllmaterial und duften herrlich nach Pizza und Sommer.
- Kamille: Die kleinen Blüten sehen aus wie Mini-Sonnen und verleihen der Girlande einen verspielten, ländlichen Charme.

Achtung, Falle! Von diesen Kräutern lässt du lieber die Finger
Ich hab mal einen jungen Kollegen dabei beobachtet, wie er eine riesige Girlande aus Basilikum gebunden hat. Sah toll aus… für etwa eine Stunde. Dann war alles nur noch ein schwarzer, schlaffer Haufen Elend. Lerne aus seinen Fehlern!
Diese Kräuter sind ungeeignet, weil sie ohne Wasser sofort schlappmachen:
- Basilikum: Wird sofort schwarz und welk.
- Minze & Melisse: Duften toll, sind aber extrem durstig. Nur für eine Tischdeko geeignet, die am selben Abend wieder wegkommt.
- Koriander & Dill: Viel zu zart. Die trocknen aus, bevor du „Girlande“ sagen kannst.
Jetzt geht’s los: Die Wickeltechnik Schritt für Schritt
So, genug geredet. Schnapp dir dein Material, mach dir vielleicht eine Tasse Tee und los geht’s. Das ist der kreative Teil, der richtig Spaß macht.
Schritt 1: Vorbereitung ist alles
Schneide deine Kräuter auf eine einheitliche Länge von ca. 10-15 cm. Mach dir für jede Sorte einen kleinen Haufen – das schafft Ordnung auf dem Arbeitstisch. Entferne die untersten Blätter an den Stängeln, denn genau dort wird gleich der Draht angesetzt. Lass den Draht auf der Rolle, so kannst du ohne Unterbrechung arbeiten.

Schritt 2: Das erste Bündel
Nimm 3 bis 5 verschiedene Zweige in die Hand. Ein guter Mix ist zum Beispiel: ein stabiler Rosmarinzweig, zwei Zweige Thymian und ein Farbtupfer Lavendel. Um die Stielenden dieses ersten Bündels wickelst du das Drahtende 3-4 Mal richtig fest. Nicht abschneiden!
Schritt 3: Die Profi-Wickeltechnik
Jetzt kommt der Trick, der deine Girlande von einer Bastelei zu einem Schmuckstück macht. Stell ein zweites, ähnliches Bündel zusammen. Lege es so auf das erste, dass es die Stiele und den Draht des ersten Bündels komplett verdeckt. Es sollte etwa um die Hälfte nach unten versetzt sein.
Nun nimmst du deine Drahtrolle und wickelst den Draht wieder 3-4 Mal fest um die Stiele des ZWEITEN Bündels. Und wie fest ist fest? So fest, dass sich nichts mehr bewegt, wenn du leicht daran rüttelst, aber nicht so fest, dass der Draht die Stängel zerquetscht. Ein bisschen Fingerspitzengefühl braucht es, aber das hast du schnell raus.

Genau so machst du immer weiter: Bündel zusammenstellen, überlappend anlegen, festwickeln. Drehe die Girlande ab und zu, um zu sehen, ob sie rundherum schön dicht wird.
Häufiges Problem: Meine Girlande hat Lücken!
Der Profi-Tipp: Du überlappst wahrscheinlich nicht genug. Jedes neue Bündel muss die „nackte“ Wickelstelle des vorherigen wirklich komplett abdecken. Sei hier nicht geizig mit dem Grünzeug, das ist das ganze Geheimnis!
Schritt 4: Ein sauberer Abschluss
Wenn deine Girlande lang genug ist, legst du das letzte Bündel in die entgegengesetzte Richtung an – die Spitzen zeigen also zurück in die Girlande. Schiebe die Stiele unter die Blätter des vorletzten Bündels, damit man sie nicht mehr sieht. Wickle den Draht fest um diese Verbindungsstelle. Zum Schluss fädelst du das Drahtende wie mit einer Nadel unter der letzten Wicklung durch, ziehst es straff und verdrehst es ein paar Mal. Fertig und bombenfest!
Frisch halten, schön trocknen lassen
Eine gut gemachte Girlande ist ein lebendiges Objekt. Besprühe sie alle ein bis zwei Tage mit etwas Wasser, dann hält sie länger frisch. Hänge sie an einen kühlen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung. Und dann? Genieße den Wandel! Kräuter wie Rosmarin, Salbei und Lavendel trocknen wunderschön ein und duften noch monatelang. Wenn zartere Teile unansehnlich werden, kannst du sie einfach vorsichtig herauszupfen.

Keine Zeit? Die 10-Minuten-Alternative
Manchmal muss es schnell gehen. Für einen tollen Effekt ohne viel Aufwand: Binde einfach ein einziges, dickes Kräuterbündel (z.B. Rosmarin, Eukalyptus und Salbei), wickle ein schönes Juteband darum und hänge es an eine Türklinke oder einen Schrankgriff. Dauert 10 Minuten, sieht super aus und duftet herrlich.
Ein letztes, aber wichtiges Wort zur Sicherheit
Bevor du jetzt losstürmst, drei kurze, aber ernste Hinweise:
- Sammeln in der Natur: Super verlockend, aber gefährlich. Viele essbare Kräuter haben hochgiftige Doppelgänger. Wenn du eine Pflanze nicht zu 100 % sicher bestimmen kannst: Finger weg! Lieber im Garten ernten oder kaufen.
- Brandschutz: Das ist extrem wichtig! Eine getrocknete Girlande ist hochentzündlich. Halte sie UNBEDINGT von Kerzen, Kaminen oder anderen offenen Flammen fern.
- Allergien: Wenn du empfindliche Haut hast, trag Handschuhe. Der Saft mancher Pflanzen kann reizen.
So, und jetzt wünsche ich dir viel Spaß beim Kreativwerden. Deine erste Girlande wird vielleicht nicht perfekt, aber sie wird von dir sein. Und das ist doch das Schönste daran, oder?

Bildergalerie


Die Wahl der richtigen Kräuter ist entscheidend für die Langlebigkeit und das Volumen Ihrer Girlande. Setzen Sie auf eine Mischung aus holzigen und weichen Sorten, um Struktur und Fülle zu kombinieren. So trocknet das Arrangement gleichmäßig und sieht auch nach Wochen noch fantastisch aus.
- Die robusten Stars: Rosmarin, Salbei und Lorbeer bilden ein stabiles, duftendes Grundgerüst. Ihre holzigen Stiele brechen nicht so leicht und behalten ihre Form.
- Die duftenden Akzente: Lavendel, Thymian und getrockneter Oregano fügen nicht nur Aroma, sondern auch eine feinere Textur hinzu. Eukalyptuszweige (z.B. von Sorten wie ‚Cinerea‘ oder ‚Baby Blue‘) sind ebenfalls eine fantastische, moderne Ergänzung.

Die meisten Kräuter verlieren beim Trocknen an der Luft bis zu 80 % ihres Wassergehalts, aber nur 5-10 % ihrer ätherischen Öle.
Genau das ist das Geheimnis einer duftenden Girlande! Der Trick besteht darin, den Trocknungsprozess zu verlangsamen und zu kontrollieren. Binden Sie die Kräuterbündel nicht zu fest, damit die Luft zirkulieren kann. So vermeiden Sie Schimmel und sorgen dafür, dass sich die Aromen konzentrieren, anstatt schnell zu verfliegen. Das Ergebnis ist ein Raumduft, der sich über Wochen sanft entfaltet.

Wohin nur mit dem fertigen Schmuckstück?
Die Platzierung beeinflusst nicht nur die Optik, sondern auch die Haltbarkeit und Duftentfaltung. Hängt die Girlande über einem Heizkörper, trocknet sie schneller aus und wird brüchiger. Im kühlen, gut belüfteten Flur hingegen bleibt sie länger „frisch“. Eine beliebte Wahl ist die Anbringung über einem Türrahmen, wo bei jeder Bewegung ein zarter Kräuterduft freigesetzt wird. Als Tischdeko ist sie ein temporärer Hingucker, der bei einem Dinner für Gesprächsstoff sorgt.
Der häufigste Fehler: Zu spät ernten. Warten Sie nicht, bis die Kräuter schon im Garten anfangen zu welken. Der perfekte Erntezeitpunkt ist an einem trockenen Vormittag, nachdem der Morgentau verdunstet ist, aber bevor die Mittagssonne die ätherischen Öle verflüchtigt. Dann ist die Konzentration der Aromen am höchsten und die Stängel sind prall und stabil – die ideale Voraussetzung für eine Girlande, die wochenlang Freude macht.



