Dein Gästezimmer: Ein ehrlicher Guide für Räume, die wirklich willkommen heißen

von Aminata Belli
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Ich hab in meiner langen Zeit als Meister im Raumhandwerk schon so ziemlich alles gesehen, was man als „Gästezimmer“ bezeichnen kann. Manche waren echte kleine Oasen, andere, ehrlich gesagt, eher Abstellkammern mit einer Matratze auf dem Boden. Und eins hab ich dabei gelernt: Ein wirklich gutes Gästezimmer hat nichts mit schrillen Trendfarben oder kurzlebiger Deko zu tun. Es geht um etwas viel Tieferes – um Beständigkeit, durchdachte Funktion und eine Gastfreundschaft, die man spüren kann.

Viele glauben, ein Eimer Farbe und neue Bettwäsche reichen aus. Klar, für den ersten Eindruck vielleicht. Aber wenn du einen Raum schaffen willst, der auf Dauer Freude macht (dir und deinen Gästen!), dann braucht es ein solides Fundament. In diesem Beitrag zeige ich dir keinen schnellen Deko-Hack, sondern wie man es von Grund auf richtig macht. Wir schauen uns Wände, Böden, Möbel und die kleinen, aber entscheidenden Details an. Bereit?

Die Basis schaffen: Wände und Decken richtig anpacken

Alles fängt bei der Wand an. Sie ist nicht nur eine Fläche für Farbe, sondern das Rückgrat des Raumes. Ihre Beschaffenheit entscheidet, wie das Ergebnis aussieht und wie lange es hält. Glaub mir, ich habe schon zu oft die Fehler von übereilten Heimwerkern ausgebessert, bei denen die Farbe nach einem Jahr wieder abblätterte.

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Warum die Vorbereitung 90 % der Arbeit ist (und dein Geld rettet)

Im Handwerk sagen wir immer: „Der Erfolg liegt in der Vorbereitung.“ Und das ist keine Floskel. Bevor du auch nur an den Farbtopf denkst, musst du die Wand prüfen.

  • Erstmal sauber machen: Die Wand muss absolut sauber sein. Staub, Fett oder alte Nikotinbeläge? Alles muss runter. Ein einfaches Anlauger-Konzentrat aus dem Baumarkt (meist 1:10 mit Wasser verdünnt, schau aber auf die Packung!) und ein Schwamm wirken Wunder. Danach mit klarem Wasser abwaschen. Streichst du auf Schmutz, hält die beste Farbe nicht.
  • Der Wassertest: Spritz mal ein bisschen Wasser an die Wand. Perlt es ab? Dann ist die Wand nicht saugfähig, vielleicht durch alte Latexfarbe. Zieht das Wasser sofort ein und der Fleck wird dunkel? Dann ist die Wand stark saugend, wie bei Gipsputz. Beides ist schlecht für den Anstrich und schreit nach einer Grundierung.
  • Spachteln und Schleifen: Kleine Risse oder alte Dübellöcher müssen zu. Nimm für feine Risse eine flexible Acryl-Spachtelmasse, für größere Löcher Gips-Spachtel. Ganz wichtig: Nach dem Trocknen (das kann je nach Dicke 2-4 Stunden dauern, lies die Anleitung!) die Stellen mit 120er Schleifpapier glatt schleifen. Sonst hast du später hässliche Hubbel an der Wand.

Ein Wort zur Grundierung – bitte nicht sparen! Ich hatte mal einen Kunden, der wollte die 30 Euro für Tiefengrund sparen. Zwei Jahre später rief er mich an, weil seine teure Farbe für mehrere hundert Euro großflächig von der Wand blätterte. Die Sanierung hat ihn dann über 1000 Euro gekostet. Eine Grundierung (Tiefengrund) verhindert bei saugenden Wänden, dass die Farbe streifig wird. Bei glatten Wänden sorgt ein Haftgrund dafür, dass die Farbe überhaupt hält. Das ist die beste investierte Zeit und das beste investierte Geld bei der ganzen Aktion.

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Kleiner Einkaufszettel für eine ca. 15 qm große Wandfläche: Rechne mal mit folgenden Kosten, damit du eine Hausnummer hast: – Anlauger-Konzentrat: ca. 5-10 Euro – Fertigspachtel (1 kg): ca. 8 Euro – Tiefengrund (5 Liter): ca. 25-35 Euro – Gute Dispersionsfarbe (10 Liter): ca. 40-80 Euro – Abdeckfolie und gutes Malerkrepp: ca. 15 Euro Mit rund 100-150 Euro bist du also für die Wände gut dabei – wenn du es selbst machst.

Die richtige Farbe oder Tapete für deine Gäste

Im Baumarkt wirst du von der Auswahl erschlagen. Für ein Gästezimmer brauchst du aber vor allem zwei Dinge: Robustheit und ein gesundes Raumklima.

  • Dispersionsfarben: Das ist der Klassiker. Achte aber auf die „Nassabriebklasse“. Klasse 3 ist das absolute Minimum. Ich rate dir dringend zu Klasse 2. Die ist scheuerbeständig, da kannst du auch mal einen Kofferspuren oder einen Fleck mit einem feuchten Tuch entfernen, ohne gleich die Farbe mit abzuwischen. Lass die Finger von den billigsten Eimern für 20 Euro. Die Investition in eine gute Farbe für 50 Euro siehst und spürst du.
  • Silikatfarben: Mein persönlicher Favorit für Schlafräume. Sie sind diffusionsoffen, lassen die Wand also „atmen“. Das ist genial für die Luftfeuchtigkeit und beugt Schimmel vor – superwichtig in einem Raum, der vielleicht nicht jeden Tag gelüftet wird.
  • Vliestapeten: Wenn Tapete, dann bitte Vlies! Die sind ein Traum in der Verarbeitung. Du kleisterst die Wand ein, legst die trockene Tapete ins Kleberbett und fertig. Kein Tapeziertisch, keine Sauerei. Und das Beste: Wenn du sie irgendwann satt hast, kannst du sie bahnenweise trocken wieder abziehen.

Ach ja, kleiner Profi-Tipp: Kauf immer einen Liter Farbe mehr, als du ausgerechnet hast. Nichts ist ärgerlicher, als wenn dir auf der letzten Wand die Farbe ausgeht. Ein neuer Eimer hat oft eine leicht andere Farbnuance, und das siehst du später. Garantiert.

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Der Boden: Was unter die Füße kommt, entscheidet über alles

Der Boden ist der heimliche Star jedes Raumes. Er beeinflusst die Akustik, das Wärmegefühl und die ganze Atmosphäre. Die Wahl ist eine Mischung aus Budget, Komfort und dem, was der Untergrund hergibt.

Materialien im ehrlichen Check – ohne Marketing-Gerede

Lass uns mal die gängigsten Optionen durchgehen, mit echten Vor- und Nachteilen:

Teppichboden ist für ein Gästezimmer oft eine super Wahl. Er ist fußwarm, schluckt Geräusche und strahlt sofort Gemütlichkeit aus. Hier liegst du preislich bei etwa 15 bis 40 Euro pro Quadratmeter für eine gute Qualität. Der Verlegeaufwand ist mittel, aber machbar.

Laminat ist die günstige Alternative zu Holz und sieht heute oft täuschend echt aus. Du bekommst es schon für 10 bis 25 Euro pro Quadratmeter. Aber sei ehrlich zu dir: Es ist laut und fußkalt. Eine hochwertige Trittschalldämmung (plane hierfür nochmal 5-8 Euro pro qm ein!) ist absolute Pflicht, sonst hört man jeden Schritt im Stockwerk darunter. Für Anfänger ist das Klick-System aber super zu verlegen.

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Vinyl- oder Designböden sind die modernen Alleskönner. Sie sind robust, wärmer und leiser als Laminat und sehr pflegeleicht. Preislich bewegen sie sich oft zwischen 25 und 50 Euro pro Quadratmeter. Aber Achtung! Achte hier unbedingt auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“. Billig-Vinyl kann Weichmacher ausdünsten, und das will niemand im Schlafzimmer haben.

Echtholzparkett ist natürlich die Königsklasse. Es ist extrem langlebig, fühlt sich fantastisch an und kann immer wieder renoviert werden. Es ist eine Investition fürs Leben, die aber auch bei 50 Euro pro Quadratmeter erst losgeht. Die Verlegung ist eher was für den Profi.

Übrigens: In vielen Altbauten schlummern unter alten Teppichen oft wunderschöne Dielenböden. Es lohnt sich fast immer, die von einem Profi aufarbeiten zu lassen. Das ist nachhaltig und schafft eine unbezahlbare Atmosphäre.

Sicherheitshinweis: Ein loser Teppich oder Läufer ist eine fiese Stolperfalle. Pack da immer eine rutschfeste Unterlage drunter. Kostet fast nichts, rettet aber vielleicht den Knöchel deines Gastes.

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Die Einrichtung: Funktion schlägt Deko

Ein Gästezimmer ist kein Lager für ausrangierte Möbel. Deine Gäste sollen sich wohlfühlen und nicht das Gefühl haben, die Reste abbekommen zu haben.

Das Herzstück: Ein anständiges Bett

Hier zu sparen ist der größte Fehler. Deine Gäste erinnern sich an genau zwei Dinge: eine gute Nacht oder eine schlechte Nacht. Ein Bett mit 140×200 cm ist ein super Kompromiss für Einzelgäste und Paare. Investiere in eine solide Matratze mit mittlerem Härtegrad. Eine gute Kaltschaummatratze mit waschbarem Bezug bekommst du schon für 200 bis 350 Euro. Mehr muss es fürs Gästezimmer oft gar nicht sein. Ein einfacher, stabiler Lattenrost ist besser als ein wackliges, verstellbares Billigmodell.

Ich hatte einen Kunden, der ein sündhaft teures Design-Schlafsofa kaufte. Sah super aus. Nach dem ersten Besuch seiner Schwiegereltern hat er mich angerufen und nach einer Empfehlung für ein „richtiges Bett“ gefragt. Die Nächte darauf waren wohl eine Qual. Eine ehrliche, einfache Lösung ist oft die beste.

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Stauraum, der wirklich gebraucht wird

Gäste brauchen Platz für ihren Koffer und ihre Kleidung. Ein riesiger Schrank ist aber meist überflüssig und erdrückt den Raum.

  • Ein Kofferbock: Ehrlich, das ist die beste kleine Investition, die du machen kannst. Gibt’s online oder im Möbelhaus schon für unter 40 Euro. Der Gast muss seinen Koffer nicht auf dem Boden ausbreiten – eine Geste, die unendlich geschätzt wird.
  • Offene Garderobe oder Haken: Ein paar stabile Haken an der Wand oder ein Kleiderständer reichen völlig für Jacke und Hemd.
  • Eine kleine Kommode: Zwei, drei Schubladen für Unterwäsche und Kleinzeug. Die Oberfläche dient gleichzeitig als Ablage.

Ein kleiner Stuhl ist auch Gold wert – nicht nur zum Sitzen, sondern auch als Ablage für die Kleidung des Tages.

Licht und Strom: Atmosphäre und Sicherheit

Ein einzelnes, grelles Deckenlicht macht jeden Raum ungemütlich. Plane mit „Lichtinseln“, um eine warme Atmosphäre zu schaffen.

  1. Grundbeleuchtung: Eine dimmbare Deckenleuchte für die Helligkeit.
  2. Funktionslicht: Eine Leselampe am Bett ist Pflicht.
  3. Stimmungslicht: Eine kleine Tischlampe auf der Kommode schafft Gemütlichkeit.

Achte bei den Leuchtmitteln auf „Warmweiß“ (ca. 2700 Kelvin). Und plane genug Steckdosen! Eine Doppelsteckdose auf jeder Seite des Bettes ist heute Standard. Modelle mit integriertem USB-Ladeport sind ein super Bonus.

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GANZ WICHTIG: Arbeiten an der Elektroinstallation sind ausschließlich Sache einer Elektrofachkraft. Das ist Gesetz und nicht verhandelbar. Ein Fehler kann hier zu einem Brand führen. Da gibt es keine Kompromisse.

Die kleinen Details, die „Wow“ sagen

Wenn die Basis steht, sind es die Kleinigkeiten, die aus einem guten ein perfektes Gästezimmer machen.

  • Verdunkelung: Sorge dafür, dass der Raum stockdunkel gemacht werden kann. Dichte Vorhänge oder Plissees sind ein Muss für guten Schlaf.
  • Dein Quick-Win für heute: Nimm dein Handy, geh ins Gästezimmer, mach ein Foto vom WLAN-Passwort-Aufkleber auf dem Router, druck es aus, rahme es schön ein und stell es auf den Nachttisch. Dauert 5 Minuten, aber deine Gäste werden dich dafür lieben.
  • Wasser & Glas: Eine kleine Flasche Wasser und ein sauberes Glas auf dem Nachttisch sind eine einfache Geste, die sagt: „Ich hab an dich gedacht.“
  • Freiraum lassen: Stell die Kommode oder den Nachttisch nicht mit Deko voll. Deine Gäste brauchen den Platz für ihre eigenen Sachen.
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Abschließende Gedanken eines Praktikers

Ein Gästezimmer einzurichten, ist eine Investition in dein Zuhause und in deine Beziehungen. Nimm dir die Zeit, es richtig zu machen. Setz auf gute Materialien und eine saubere Ausführung. Ein solides Fundament bei Wand und Boden, funktionale Möbel und durchdachtes Licht sind die Säulen.

Und sei ehrlich zu dir selbst: Eine Wand streichen kriegen die meisten hin. Aber bei der Bodenvorbereitung oder der Elektrik ist der Profi oft die günstigere Lösung, weil er teure Fehler vermeidet. Ein gutes Gästezimmer ist kein Wochenend-Projekt. Es ist ein Zeichen von echter Wertschätzung – und das ist mehr wert als jeder kurzlebige Trend.

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Was unterscheidet ein gutes Gästezimmer von einem wirklich unvergesslichen?

Es ist die antizipierte Fürsorge. Stellen Sie sich vor, Ihr Gast kommt spät an. Eine kleine Karaffe mit frischem Wasser und einem Glas auf dem Nachttisch ist eine Geste, die Bände spricht. Genauso wie hochwertige, atmungsaktive Bettwäsche – Perkal oder Leinen sind hier eine Investition in den Schlafkomfort. Ein kleiner Zettel mit dem WLAN-Passwort, eine freie Steckdose mit einem Universal-Ladekabel und ein guter Lesespot mit einer Lampe, die warmes, gerichtetes Licht spendet, verwandeln den Raum von einem Schlafplatz in einen persönlichen Rückzugsort. Es sind diese unsichtbaren Details, die sagen: „Ich habe an dich gedacht.“

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Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) kann die richtige Beleuchtung das Wohlbefinden um bis zu 40% steigern.

Das gilt nicht nur im Büro, sondern auch im Raum für Ihre Gäste. Ein einzelnes, grelles Deckenlicht schafft selten eine einladende Atmosphäre. Setzen Sie stattdessen auf ein Lichtkonzept aus drei Ebenen: eine helle Grundbeleuchtung zum Ankommen, eine gemütliche Akzentbeleuchtung durch eine Stehlampe in einer Ecke und eine funktionale Leseleuchte direkt am Bett. Dimmer sind hier Gold wert und Leuchtmittel mit einer warmweißen Farbtemperatur (ca. 2700 Kelvin) fördern die Entspannung.

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Das Herzstück vieler Gästezimmer ist das Schlafsofa. Doch die Wahl des richtigen Modells ist entscheidend für den Komfort und die Langlebigkeit.

Der Klassiker mit Faltmechanismus: Modelle wie das „Friheten“ von IKEA sind praktisch und bieten oft integrierten Stauraum. Ideal für gelegentliche Nutzung. Der Nachteil: Die Matratze ist meist ein Kompromiss und der Aufbau kann umständlich sein.

Das modulare Daybed: Marken wie „Innovation Living“ oder „Vetsak“ zeigen, wie es eleganter geht. Hier wird oft eine hochwertige, durchgehende Matratze verwendet, die einfach umgeklappt oder verschoben wird. Der Komfort ist deutlich höher und das Design fügt sich nahtlos in einen wohnlichen Raum ein, auch wenn gerade keine Gäste da sind.

Oft sind es die Textilien, die einem Raum seinen Charakter und seine Wärme verleihen. Statt vieler kleiner Dekokissen, die nachts auf dem Boden landen, investieren Sie lieber in zwei bis drei hochwertige Stücke in verschiedenen Größen und Texturen. Ein grob gestricktes Wollplaid (z.B. von Arket) über dem Bett oder Sessel wirkt sofort einladend. Auch ein Teppich ist unverzichtbar. Er dämpft nicht nur Geräusche, sondern sorgt auch für warme Füße beim Aufstehen – ein kleines Detail mit großer Wirkung auf das Wohlbefinden Ihrer Gäste.