Kerzen selber machen: Der ehrliche Werkstatt-Guide für dein erstes Meisterstück
Ganz ehrlich? In meiner Werkstatt riecht es fast immer nach Bienenwachs und warmer Geduld. Seit gefühlt einer Ewigkeit gieße ich Kerzen, von winzigen Teelichtern bis zu dicken Dingern, die stundenlang brennen. Und in all der Zeit habe ich eines gelernt: Kerzenmachen ist so viel mehr als nur heißes Wachs in eine Form zu kippen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Erstmal die Grundlagen: Welches Wachs für was?
- 2 Was du wirklich für den Start brauchst (und was es kostet)
- 3 Das Herzstück: Den richtigen Docht finden
- 4 Sicherheit ZUERST: Ein paar ernste Worte
- 5 Genug geredet: Lass uns deine erste Kerze gießen!
- 6 Die ungeliebte Wahrheit: Das Saubermachen
- 7 Hilfe, meine Kerze sieht komisch aus! (Fehlersuche)
- 8 Bildergalerie
Viele Anleitungen im Netz zeigen dir bunte Bildchen und versprechen schnelle Erfolge. Was sie aber oft verschweigen, sind die Tücken. Eine falsch gemachte Kerze ist im besten Fall nur unschön. Im schlimmsten Fall eine echte Brandgefahr. Deshalb gibt es diesen Guide. Ich will dir mein Wissen so weitergeben, wie ich es einem guten Freund erklären würde: ehrlich, direkt und ohne Schnickschnack. Wir fangen ganz von vorne an, denn nur wer sein Material versteht, kann am Ende stolz auf eine sichere und schöne Kerze sein.
Erstmal die Grundlagen: Welches Wachs für was?
Die Wahl des Wachses ist die erste und wichtigste Hürde. Jedes Wachs hat seinen eigenen Kopf und verhält sich anders beim Schmelzen, Gießen und Abbrennen. Das zu verstehen, ist der Schlüssel zu allem.
Aber Moment mal, wie funktioniert eine Kerze überhaupt? Stell es dir so vor: Die Flamme schmilzt das Wachs unter sich zu einem kleinen See. Der Docht saugt dieses flüssige Wachs wie ein Strohhalm nach oben. Dort, in der Hitze, verdampft es – und dieser Wachsdampf ist es, der brennt. Ziemlich clever, oder? Ist der Docht zu dick, säuft die Flamme regelrecht ab, rußt und flackert. Ist er zu dünn, verhungert sie und brennt einen unschönen Tunnel in die Kerze.
Die gängigsten Wachsarten im Klartext
Lass uns mal den Wachs-Dschungel lichten. Es gibt im Grunde vier Hauptdarsteller auf dem Markt:
- Paraffinwachs: Der unkomplizierte Klassiker. Ja, es wird aus Erdöl gewonnen, aber hochwertiges, vollraffiniertes Paraffin ist geruchlos und brennt super sauber. Für Anfänger ist es top, weil es viele Fehler verzeiht. Es ist ideal für freistehende Stumpenkerzen. Preislich liegst du hier bei ca. 8–12 € pro Kilo. Kleiner Profi-Tipp: Eine Mischung aus 90 % Paraffin und 10 % Stearin macht die Kerze härter und sie löst sich leichter aus der Form.
- Sojawachs: Der Star für Duftkerzen im Glas. Dieses pflanzliche Wachs ist weich, hat einen niedrigen Schmelzpunkt und bindet Duftöle wie kein zweites. Die Herausforderung? Es neigt zu „Frosting“ (weiße Flecken) und löst sich manchmal vom Glas. Das ist aber nur ein Schönheitsfehler. Sojawachs ist etwas teurer, rechne mit 10–15 € pro Kilo. Für den Start in die Duftkerzenwelt ist es aber die beste Wahl.
- Rapswachs: Die europäische Alternative zu Soja. Es verhält sich sehr ähnlich, ist aber oft etwas fester und gilt als nachhaltiger. Perfekt für Kerzen in Behältern und ebenfalls gut für Duft. Preislich ist es mit Soja vergleichbar. Ich persönlich mag Rapswachs sehr gerne, weil es verlässlich und gut zu verarbeiten ist.
- Bienenwachs: Das Gold der Imker. Es riecht von Natur aus himmlisch nach Honig und brennt unglaublich lange und hell. Aber Achtung: Bienenwachs ist eine kleine Diva. Es schrumpft beim Abkühlen ziemlich stark, was bedeutet, dass du fast immer einen Krater am Docht hast und nochmal Wachs nachgießen musst. Außerdem ist es mit über 20 € pro Kilo das teuerste Wachs. Eher was für den zweiten Schritt, wenn du die Grundlagen draufhast.
Von Palmwachs rate ich übrigens meistens ab. Auch wenn es tolle Effekte erzeugen kann, ist der Anbau ökologisch oft eine Katastrophe. Rapswachs kann im Grunde alles, was Palmwachs auch kann – nur mit besserem Gewissen.
Was du wirklich für den Start brauchst (und was es kostet)
Okay, bevor du jetzt losrennst und deinen Warenkorb füllst – hier ist die knallharte Liste der Dinge, die du WIRKLICH brauchst. Nicht mehr, nicht weniger.
- Ein alter Topf und ein Wasserbad-Einsatz: Oder einfach ein kleinerer Topf, der in einen größeren passt. Schmelze Wachs NIEMALS direkt auf der Herdplatte. Das ist brandgefährlich!
- Ein digitales Küchenthermometer: Absolut unverzichtbar. Die Temperatur ist alles. Kostet online oder im Supermarkt ’nen Zehner.
- Eine Küchenwaage: Um Wachs und Duftöl präzise abzuwiegen.
- Formen oder Gläser: Alte Marmeladengläser, Joghurtgläser oder saubere Konservendosen sind perfekt für den Anfang.
- Dochte mit Dochthaltern: Wäscheklammern oder spezielle Metallklammern, um den Docht mittig zu fixieren.
- Eine abgedeckte Arbeitsfläche: Alte Zeitungen oder eine Wachstuchdecke. Wachsspritzer sind hartnäckig.
Was kostet der Spaß? Rechne mal mit einem Start-Investment von 40 bis 60 Euro für Wachs, Dochte und das Zubehör. Das meiste davon sind aber einmalige Anschaffungen. Gutes Material findest du in spezialisierten Online-Shops für Kerzenbedarf. Einfach mal nach „Kerzen gießen Zubehör“ suchen.
Das Herzstück: Den richtigen Docht finden
Der Docht ist die Seele der Kerze. Ein falscher Docht, und dein ganzes Werk ist für die Katz. Die richtige Stärke zu finden, ist am Anfang die größte Herausforderung.
Vergiss komplizierte Tabellen der Hersteller. Die sind oft wertlos, weil sie nicht deine Wachs-Duft-Farb-Kombination berücksichtigen. Hier ist mein Praxistipp, der dir viel Frust ersparen wird: Mach immer eine Testkerze!
Aber wo fängt man an? Hier eine Hausnummer: Für ein typisches Marmeladenglas mit ca. 7 cm Durchmesser, gefüllt mit Soja- oder Rapswachs, starte ich meine Tests meistens mit einem gewachsten Baumwoll-Flachdocht. Frag im Fachhandel nach einem Docht für diese Größe und Wachsart. Von da aus siehst du, was passiert: Brennt ein Tunnel? Docht zu klein. Rußt die Flamme und wird der Wachssee zu schnell zu tief? Docht zu groß. Das Testen ist unerlässlich, glaub mir.
Sicherheit ZUERST: Ein paar ernste Worte
Ich hatte mal einen jungen Kollegen, der dachte, er könnte das Wachs mal „ganz kurz“ direkt auf der Platte erhitzen. Der Topf stand in Flammen. Zum Glück hatten wir einen Feuerlöscher parat. Das hätte richtig übel enden können.
Präg dir das bitte ein:
- Lass schmelzendes Wachs NIE allein. Nicht mal für den Gang zur Toilette.
- Wasser und heißes Wachs sind Erzfeinde. Ein Tropfen Wasser in heißem Wachs führt zu einer Spritz-Explosion.
- Einen Wachsbrand NIEMALS mit Wasser löschen! Das gibt eine Fettexplosion. Flammen mit einem Deckel oder einer Löschdecke ersticken.
- Sorge für gute Belüftung, besonders bei Duftölen.
Das ist keine Panikmache. Das ist die Grundlage, um dieses Hobby sicher und mit Freude auszuüben.
Genug geredet: Lass uns deine erste Kerze gießen!
Okay, lass uns das Gelernte in die Tat umsetzen. Wir machen zusammen eine klassische 200-ml-Duftkerze in einem Glas. Das ist perfekt für den Einstieg.
Dein erstes Projekt: Eine Sojawachs-Duftkerze
- Vorbereitung: Dein Glas muss blitzsauber und trocken sein. Nimm einen Docht mit Metallfuß und befestige ihn mit einem Klebepunkt genau in der Mitte des Bodens. Zentriere das obere Ende des Dochtes mit einer Wäscheklammer, die du quer über die Glasöffnung legst.
- Wachs abwiegen & schmelzen: Für ein 200-ml-Glas brauchst du ca. 160 g Soja- oder Rapswachs. Gib es in deinen Schmelztopf und erhitze es langsam im Wasserbad auf etwa 80-85 °C.
- Duft hinzufügen: Nimm den Topf vom Herd. Lass das Wachs auf ca. 70-75 °C abkühlen. Jetzt ist der perfekte Moment für das Duftöl. Für einen schönen Duft nimmst du ca. 10-12 g Duftöl (das sind 6-8 %). Rühre es langsam und für gut zwei Minuten ein, damit es sich perfekt verbindet.
- Gießen: Die ideale Gießtemperatur für Sojawachs liegt bei ca. 60-65 °C. Gieße das Wachs langsam und gleichmäßig in dein vorbereitetes Glas, um Luftblasen zu vermeiden.
- Geduld haben: Jetzt kommt der schwerste Teil: Warten. Lass die Kerze bei Raumtemperatur komplett aushärten. Stell sie nicht in den Kühlschrank! Plane für den ganzen Prozess etwa 1,5 Stunden aktive Arbeit ein. Danach muss die Kerze aber ruhen – mindestens 24 Stunden. Bei Duftkerzen ist es sogar besser, sie eine Woche „curen“ zu lassen. In dieser Zeit entfaltet sich der Duft erst richtig.
Die ungeliebte Wahrheit: Das Saubermachen
Ach ja, da war ja noch was. Wie kriegt man das ganze Zeug wieder sauber, ohne die Spüle zu ruinieren? Ganz wichtig: Flüssiges Wachs gehört NIEMALS in den Abfluss! Es wird sofort fest und du kannst den Klempner rufen.
Hier sind meine Tricks:
- Der Papiertuch-Trick: Erwärme den Topf nochmal ganz leicht, sodass das restliche Wachs am Rand flüssig wird. Dann einfach mit einem Küchenpapier gründlich auswischen. Fertig.
- Fürs nächste Mal aufheben: Lass die Reste einfach im Topf. Beim nächsten Mal schmilzt du sie einfach mit.
- Wachsunfälle auf Oberflächen? Ein Föhn ist dein bester Freund. Das Wachs kurz anwärmen und dann mit einem Tuch aufnehmen.
Hilfe, meine Kerze sieht komisch aus! (Fehlersuche)
Keine Sorge, nicht jede Kerze wird auf Anhieb perfekt. Das gehört dazu. Hier die häufigsten Pannen:
- Problem: Die Kerze brennt einen tiefen Tunnel in die Mitte.
Lösung: Der Docht war zu dünn. Nimm beim nächsten Mal eine Nummer größer. - Problem: Die Flamme rußt, flackert und ist riesig.
Lösung: Der Docht ist zu dick. Nimm einen dünneren. Und kürze den Docht vor jedem Anzünden immer auf ca. 0,5 cm! - Problem: Die Oberfläche hat Risse oder Dellen.
Lösung: Du hast wahrscheinlich zu heiß gegossen oder die Kerze ist zu schnell abgekühlt. Achte auf die Gießtemperatur und vermeide Zugluft. Mit einem Heißluftföhn kannst du die Oberfläche vorsichtig wieder glätten.
Kerzen gießen ist ein Handwerk, das Geduld und ein bisschen Übung erfordert. Beginne einfach, mach dir Notizen zu deinen Versuchen und lerne aus jedem Fehler. Mit der Zeit entwickelst du ein echtes Gefühl für das Material. Und dann, wenn du deine erste, selbst gemachte Kerze anzündest und die ruhige, saubere Flamme siehst … dann weißt du, dass sich die Mühe gelohnt hat.
Bildergalerie
Wussten Sie schon? Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kerzen in Deutschland gehört zu den höchsten in Europa. Jeder von uns verbraucht im Schnitt über 2 Kilogramm Wachs pro Jahr.
Das zeigt, wie tief die Kerze in unserer Kultur verankert ist – sie ist mehr als nur eine Lichtquelle, sie ist ein Symbol für Gemütlichkeit und Ritual. Mit jeder selbstgemachten Kerze knüpfen Sie an diese lange Tradition an.
Der Docht steht schief? Ein simpler Trick aus der Werkstatt erspart viel Frust:
- Positionieren Sie den Dochtfuß mittig im leeren Gefäß.
- Klemmen Sie das obere Ende des Dochtes mittig in eine Wäscheklammer.
- Legen Sie die Klammer quer über die Gefäßöffnung.
So bleibt der Docht straff und exakt in der Mitte, während das Wachs langsam fest wird. Kein Verrutschen, kein Ärger.
Die Achillesferse von Sojawachs: Frosting. Diese weißen, kristallinen Flecken sind kein Fehler, sondern ein Zeichen für 100 % natürliches Sojawachs. Es versucht, in seinen ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Um es zu minimieren, gießen Sie das Wachs bei möglichst niedriger Temperatur (ca. 50–55 °C) und lassen die Kerze langsam und zugfrei abkühlen. Ein Vorwärmen der Gläser hilft ebenfalls.
Der ewige Kampf: Holzdocht oder Baumwolldocht?
Holzdocht: Sorgt für ein leises Knistern und eine moderne, horizontale Flamme. Ideal für ein rustikales Kamin-Feeling. Marken wie „The Wooden Wick Co.“ bieten hier patentierte, raucharme Varianten an. Erfordert etwas Übung, da er perfekt getrimmt sein muss.
Baumwolldocht: Der zuverlässige Klassiker. Er ist fehlerverzeihender, in unzähligen Größen erhältlich und sorgt für eine gleichmäßige, pilzförmige Flamme. Perfekt für Anfänger und stark duftende Kerzen.
Eine glatte Oberfläche ohne Risse und Löcher ist die Visitenkarte einer guten Kerze. Oft zieht sich das Wachs beim Abkühlen in der Mitte zusammen und bildet einen unschönen Krater.
- Perfekter Abschluss durch einen zweiten Guss.
- Glatte Oberfläche mit einer Heißluftpistole.
Das Geheimnis? Nachdem die Kerze fast vollständig ausgehärtet ist, eine dünne Schicht heißes Wachs nachgießen oder die Oberfläche vorsichtig mit einer Heißluftpistole schmelzen. Das Ergebnis ist eine makellose, professionelle Optik.
„Die beste Kerze ist nicht die, die am hellsten leuchtet, sondern die, deren Herstellung dich zur Ruhe gebracht hat.“
Aushärtezeit ist kein Mythos! Frisch gegossenes Wachs braucht Zeit, damit sich seine Kristallstruktur vollständig ausbilden kann. Erst dann entfaltet sich der Duft beim Brennen optimal. Bei Sojawachs sollten Sie mindestens 1-2 Wochen warten, bei Paraffin reichen oft schon 48 Stunden. Ungeduld ist hier der größte Feind eines intensiven Dufterlebnisses.
Die Magie der Duftmischung liegt in der Balance. Wie bei einem guten Parfüm arbeiten Sie mit verschiedenen Noten:
- Kopfnote: Der erste Eindruck, leicht und flüchtig (z.B. Zitrone, Eukalyptus).
- Herznote: Das Herzstück des Duftes, das sich nach einigen Minuten entfaltet (z.B. Lavendel, Rose, Jasmin).
- Basisnote: Der schwere, langanhaltende Teil, der den Duft verankert (z.B. Sandelholz, Vanille, Moschus).
Experimentieren Sie mit wenigen Tropfen, notieren Sie Ihre Rezepte und kreieren Sie Ihren ganz persönlichen „Signature Scent“.
Können getrocknete Blumen direkt ins heiße Wachs?
Vorsicht, Brandgefahr! Pflanzenteile, die direkt im Wachs schwimmen, können sich am heißen Docht entzünden. Sicherer ist es, die Außenseite des Glases zu dekorieren oder die getrockneten Blüten nur auf die Oberfläche der Kerze zu streuen, wenn diese bereits fast fest ist – und sie vor dem ersten Anzünden unbedingt zu entfernen. Sicherheit geht immer vor Ästhetik.
Wachsreste im Schmelztopf? Bloß nicht mit Wasser und Spülmittel im Abfluss bekämpfen – das führt zu massiven Verstopfungen! Der Trick ist einfach:
- Den Topf kurz erwärmen, bis das Wachs an den Rändern flüssig wird.
- Mit einem robusten Papiertuch (Küchenrolle) sorgfältig auswischen.
- Eventuelle Reste mit einem Tropfen Speiseöl auf einem Tuch entfernen.
Rapswachs: Die europäische Alternative. Während Sojawachs oft weite Transportwege hinter sich hat, ist Rapswachs eine nachhaltige Option aus europäischem Anbau. Es brennt ebenso sauber und geruchsneutral, hat eine cremige Textur und eine ausgezeichnete Duftbindung. Für umweltbewusste Kerzenmacher eine fantastische Wahl, die lokale Landwirtschaft unterstützt und den CO2-Fußabdruck verringert.
Fehler-Analyse: Der „Tunnel“. Wenn Ihre Kerze nur in der Mitte abbrennt und ein dicker Wachsrand stehen bleibt, nennt man das „Tunneling“. Meist ist der Docht zu dünn für den Durchmesser der Kerze. Er kann nicht genug Hitze erzeugen, um das Wachs bis zum Rand zu schmelzen. Eine weitere Ursache: Der erste „Burn“ war zu kurz. Eine Kerze sollte beim ersten Anzünden immer so lange brennen, bis die gesamte Oberfläche flüssig ist.
Wachsflecken auf dem Holztisch? Kein Grund zur Panik. Legen Sie ein Löschpapier oder eine Papiertüte auf den Fleck und bügeln Sie bei niedriger Temperatur darüber. Das Papier saugt das flüssige Wachs auf. Vorgang bei Bedarf wiederholen.
Verleihen Sie Ihren Kerzen Farbe! Aber welches Färbemittel ist das richtige?
Farbchips/Pastillen: Hochkonzentriert und einfach zu dosieren. Man gibt sie direkt ins heiße Wachs. Ideal für kräftige, gleichmäßige Farben. Marken wie Bekro bieten hier eine riesige Palette.
Flüssigfarben: Perfekt für Pastelltöne und feine Nuancen, da sie sich tröpfchenweise dosieren lassen. Achtung: Unbedingt spezielle Kerzenfarben verwenden, Lebensmittelfarben auf Wasserbasis verbinden sich nicht mit dem öligen Wachs!
Wie viel Wachs brauche ich eigentlich für mein Gefäß?
Eine einfache Faustformel hilft: Füllen Sie Ihr Gefäß mit Wasser und wiegen Sie die Wassermenge (z.B. 200g). Multiplizieren Sie diesen Wert mit 0,9. Das Ergebnis ist die ungefähre Wachsmenge in Gramm, die Sie benötigen (im Beispiel 180g). So schmelzen Sie nie wieder zu viel oder zu wenig Wachs.
Alte Kerzenstummel und Teelichtreste sind kein Abfall, sondern Rohstoff! Sammeln Sie die Reste, sortieren Sie sie grob nach Farbe und schmelzen Sie sie ein, um eine neue „Recycling-Kerze“ zu gießen. Wichtig:
- Alte Dochtfüße mit einer Gabel aus dem flüssigen Wachs fischen.
- Das Wachs durch ein feines Sieb oder einen alten Nylonstrumpf filtern, um Rußpartikel zu entfernen.
So entsteht ein einzigartiges Unikat mit Geschichte.
Der perfekte Guss: Eine Frage der Temperatur. Gießen Sie Ihr Wachs zu heiß ein, kann es unschöne Risse bekommen oder am Glas „abspringen“ (Wet Spots). Zu kalt, und die Oberfläche wird klumpig. Als Richtwert: Sojawachs bei ca. 55-60 °C, Paraffin bei ca. 80-85 °C gießen. Ein günstiges Küchenthermometer ist hier eine der besten Investitionen für jeden Kerzenmacher.
Bevor es Paraffin gab, waren Kerzen ein Luxusgut aus Bienenwachs oder eine stinkende Notwendigkeit aus tierischem Talg. Die Talgkerzen der einfachen Leute im Mittelalter rochen ranzig und rußten stark – eine Erinnerung daran, wie kostbar sauberes Licht einmal war.
Das leere Kerzenglas ist viel zu schade für den Müll. Um die letzten Wachsreste zu entfernen, stellen Sie das Glas für einige Stunden ins Gefrierfach. Das Wachs zieht sich durch die Kälte zusammen und lässt sich oft in einem Stück herauslösen. Danach das Glas mit warmem Wasser und Spülmittel reinigen und als Stiftehalter, Blumenvase oder zur Aufbewahrung von Kleinkram wiederverwenden.
Wie viel Duftöl ist optimal?
Die „Fragrance Load“ (Duftstoffanteil) ist entscheidend. Zu wenig und die Kerze duftet kaum, zu viel und das Öl kann aus dem Wachs „schwitzen“ oder die Brennbarkeit beeinträchtigen. Eine sichere Faustregel für Anfänger sind 6-8 %, also 6-8 Gramm Duftöl pro 100 Gramm Wachs. Für intensivere Düfte kann man bei Sojawachs auf bis zu 10 % erhöhen. Verwenden Sie eine Feinwaage für präzise Ergebnisse!
- Keine brennbaren Gegenstände in der Nähe.
- Immer einen Deckel für den Schmelztopf bereithalten (um eine Flamme im Notfall zu ersticken).
- Niemals Wasser in heißes Wachs geben – es spritzt explosionsartig!
Ihre Werkstatt sollte ein Ort der Kreativität sein, nicht der Gefahr. Eine kleine Sicherheitsroutine vor jedem Guss gibt Ihnen die nötige Ruhe und Konzentration.
Die raue Schönheit von Bienenwachs. Im Gegensatz zu glattem Paraffin oder cremigem Sojawachs haben Kerzen aus reinem Bienenwachs oft eine leicht unregelmäßige, samtige Oberfläche. Manchmal bildet sich mit der Zeit eine feine, weiße Schicht, die „Wachsblüte“. Das ist kein Mangel, sondern ein Qualitätsmerkmal, das sich einfach mit einem weichen Tuch wegpolieren lässt. Es ist der rustikale Charme des reinen Naturprodukts.
Haben Sie „nasse Flecken“ an Ihrer Glaskerze entdeckt? Diese Stellen, an denen das Wachs aussieht, als wäre es nicht mit dem Glas verbunden, sind meist kein Lufteinschluss.
- Perfekt saubere und trockene Gläser verwenden.
- Gläser vor dem Gießen leicht erwärmen.
Das Geheimnis? Es handelt sich um eine optische Täuschung, die entsteht, wenn sich das Wachs beim Abkühlen an manchen Stellen minimal stärker zusammenzieht als an anderen. Das Vorwärmen der Gläser verringert den Temperaturschock und minimiert diesen rein ästhetischen Effekt.
Ihre erste selbstgemachte Kerze ist mehr als nur ein Objekt. Sie ist ein wunderbares, persönliches Geschenk. Verpacken Sie sie liebevoll und legen Sie einen kleinen Anhänger bei, auf dem steht:
- Die verwendeten Duftnoten.
- Ein Hinweis auf das Kürzen des Dochtes vor jedem Anzünden.
- Der Ratschlag, die Kerze beim ersten Mal brennen zu lassen, bis die ganze Oberfläche flüssig ist.
Das zeigt nicht nur Ihre Wertschätzung, sondern sorgt auch dafür, dass der Beschenkte lange Freude an Ihrem Werk hat.
Der feine Unterschied: Stearin vs. Vybar. Beides sind Zusätze, die Ihr Paraffinwachs optimieren. Stearin (eine Fettsäure) macht die Kerze härter, erhöht die Brenndauer und sorgt für eine opakere Farbe. Vybar ist ein Polymer, das die Duftölbindung verbessert und die Farben lebendiger macht, ohne die Kerze so spröde wie Stearin zu machen. Für Duftkerzen ist Vybar oft die bessere Wahl, für klassische Stumpenkerzen ist eine Prise Stearin Gold wert.
